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The X-Files: Virtual Season 10

von Kinona, meiko

Kapitel 10: Am Ende des Weges (1)

The X-Files: Virtual Season 10

10.11 - Am Ende des Weges (1/2)

Written by meiko
Artwork by GabiS



Washington D.C.
Wohnung von Agent Reyes
2:01 a.m.

Monica Reyes wälzte sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Der Bericht, den sie beim Schein ihrer Nachttischlampe gelesen hatte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Es handelte sich dabei um die Niederschrift einer Tiefenhypnosesitzung von Agent Mulder, die sie vor einiger Zeit zusammen mit ihrem Partner im Pentagon 'entliehen' hatte.

Obwohl sie mehr als müde gewesen war, als sie endlich das Licht ausschaltete, wollte der Schlaf nicht so recht zu ihr finden. 'Seelenverwandtschaft' dachte sie und seufzte. Vielleicht war der Gedanke gar nicht einmal so abwegig: Dass miteinander verbundene Seelen auch über Jahrhunderte hinweg immer wieder zueinander finden würden. Eine Verbundenheit, die auch der Tod nicht trennen könnte... Der Gedanke war irgendwie tröstlich für Monica, nach allem was geschehen war.

Ihre Beine begannen, unangenehm zu kribbeln. 'Schluss jetzt!', entschied sie und stand auf, um sich ein Glas Milch aus der Küche zu holen.
Auf dem Rückweg streifte sie mit ihrem Knie die Couch, auf der Agent Doggett lag. Langsam hockte sie sich hin und sah ihrem schlafenden Partner ins Gesicht. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, beugte sie sich über ihn und küsste ihn auf die Stirn.

Dann läutete das Telefon. Monica schrak zusammen und lief eilig in den Flur. 'Mist!', dachte sie. 'Das kann doch nur Ärger bedeuten!'
"Ja?" fragte sie leise in den Hörer und lauschte erwartungsvoll den Worten am anderen Ende der Leitung. Dann weiteten sich ihre Augen und sie hielt unwillkürlich den Atem an. "Wer spricht da eigentlich?" fragte sie drängend, doch offenbar hatte der Anrufer bereits aufgelegt, denn sie hörte nur noch ein Knacken in der Leitung und das darauf folgende monotone Tuut - Tuut - Tuut... Monica legte den Telefonhörer zurück und musste sich an die Wand lehnen. Ihr war schwindelig. Die Gedanken rasten wie wilde Pferde in ihrem Kopf, doch schließlich riss sie sich zusammen und lief zu Doggett.

"John. Wach auf. John!" Sie rüttelte an seiner Schulter, immer wieder - bis er endlich wach war.
"Monica?" Verschlafen sah er sie an. "Was ist los?"
"Später. Zuerst muss ich Scully und Mulder wecken!"
Das genügte. John Doggett kannte diesen Ton in ihrer Stimme. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rollte er von der Couch und zog sich an, während Monica in das Gästezimmer eilte.

"Steht auf, schnell!"
Mulder und Scully - unsanft aus ihren Träumen gerissen - fuhren erschrocken auf.
"Ich habe gerade einen anonymen Anruf bekommen." Monica warf einige Kleidungsstücke auf das Bett. "Wir fahren nach Richmond, Southside Hospital."
"Jetzt? In ein Krankenhaus?" Fox Mulder verkniff sich die Frage, wann denn der Termin des freudigen Ereignisses wäre, denn trotz des Halbdunkels konnte er die geisterhafte Blässe im Gesicht der Agentin erkennen.

Monica nickte. "Man hat Skinner gefunden!"


[Opening Credits]


Richmond, Virginia
Southside Hospital
8:34 a.m.

Die lange Fahrt war schweigend verlaufen. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Gedanken nachgehangen und hatte kaum Lust auf eine Unterhaltung verspürt. Das Southside Hospital entpuppte sich schließlich als eine kleine, weit außerhalb Richmonds gelegene Privatklinik. Sie parkten den Wagen und betraten die Klinik durch das Hauptportal.

Scully sah sich um. Das Gebäude hinterließ ein seltsames Gefühl in ihrer Magengrube. Ein schneller Blick zu Mulder verriet ihr, dass er ebenso empfand. Die jahrelange Beschäftigung mit Phänomenen, die weit über das Fassungsvermögen des menschlichen Geistes hinausgingen, hatten sie für manche Dinge sensibilisiert.
"Um diese Uhrzeit sollte hier reger Betrieb herrschen", raunte sie ihren Begleitern zu.
"Ganz recht", stimmte ihr Doggett zu. "Tut es aber nicht. Man könnte denken, die Klinik wäre stillgelegt!"
"Und das ist genau das, was wir und jeder andere Besucher denken sollen, vermute ich", schaltete sich Fox Mulder ein. "Wo würdet Ihr illegale Experimente an Menschen durchführen, wenn Ihr keine Möglichkeiten oder Kapazitäten hättet, die üblichen Militärbasen zu benutzen?"
Monica schauderte. "Ich mache mir auch noch um etwas anderes Sorgen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass man unser Kommen nicht bemerkt hat! Man könnte fast meinen, man hat uns hier ...erwartet." Sie verstummte.
"Kein sehr erfreulicher Gedanke." John runzelte die Stirn. "Wir sollten also keine Zeit verlieren. Wenn Skinner noch hier ist, werden wir ihn auch finden."

Sie teilten sich in zwei Gruppen auf. Mulder und Scully bogen in den rechten Flur ein, während John und Monica sich den linken Gang vornahmen.
"Diese menschenleeren Flure machen mir Angst", flüsterte Monica.
"Kann ich verstehen. Wenn das Gebäude leer stehen würde, alt und verwahrlost... aber das hier?" Doggett prüfte die Sicherung seiner Dienstwaffe. "Kein Staubkörnchen! Alles wirkt, als sei es erst vor Kurzem verlassen worden. Monica, diese Klinik fühlt sich irgendwie nicht richtig an!"
Monica warf ihm einen ironischen Blick zu. "Ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, da hast du mir Vorträge darüber gehalten, dass solche Empfindungen nicht in den Bereich rationaler Ermittlungsmethoden gehören."
John hob die Augenbrauen. "Erstaunlich. Aber das werde ich mir merken! Wenn wir wieder zuhause sind, werde ich einen Eintrag in meine Kartei 'Die Rachsucht der Frauen'... "
Monica war stehen geblieben und packte John am Arm. "Still!"
Er hörte es auch. Schritte, die durch den Korridor auf sie zu eilten. Nach einigen Sekunden schoss Fox Mulder um eine Ecke.
"Wir haben ihn gefunden! Auf der Quarantänestation!"

Sie setzen sich in Bewegung und versuchten, mit Mulder Schritt zu halten. Im Laufschritt passierten sie den Eingangsbereich und landeten in einer separierten Abteilung, dessen Chromschild sie als "Quarantänestation" auswies. Mulder verschwand hinter einer Tür. Als Doggett und Reyes ihm folgten, bot sich ihnen ein erschreckendes Bild.

Nahezu der gesamte Raum war mit technischen Geräten vollgestopft. In der Mitte des kahlen, fensterlosen Zimmers stand ein Bett, auf dem eine graue Masse lag. Doggett musste ein zweites Mal hinsehen, um sicher zu gehen, dass es sich bei dieser Masse um ein menschliches Wesen handelte. Die Person auf dem Bett war nackt, lediglich der Genitalbereich war von einem sauberen weißen Tuch bedeckt. Was einmal die Haut des Menschen - John war sich nicht sicher, ob Mann oder Frau - gewesen war, hatte sich in eine pulsierende, von schwarzen Adern durchzogene graue Schicht verwandelt. Dana Scully kniete vor dem Bett und weinte. Mulder stand daneben und sah ihr ohnmächtig zu.

Monica klammerte sich hilfesuchend an Johns Arm, doch bei diesem Anblick war selbst er unfähig, sich hinter seiner Professionalität zu verbergen. Er wollte sprechen, doch erst beim dritten Anlauf gelang ihm der Versuch. "Ist das Skinner?" brachte er mit brüchiger Stimme hervor.
Mulder zwang sich, seinen Blick von der Liege abzuwenden. "Ja", sagte er leise und deutete auf ein Schild, das am Fußende des Bettes angebracht war: 'WS060352'



Richmond Highway 67
10:14 a.m.

John Doggett sah seine Partnerin prüfend an und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.
"Nun sag schon, Monica", drängte er.
Agent Reyes trommelte mit den Fingern auf dem Armaturenbrett herum. 'Verdammt', dachte sie. 'Ich könnte jetzt eine Zigarette gebrauchen!' Wehmütig gab sie diesen Gedanken auf und sah zu Doggett hinüber. "Kannst du Gedanken lesen? Sieht man mir so deutlich an, dass mich etwas bewegt?"
Trotz der erschütternden Erlebnisse des Morgens musste John lächeln. "Monica, deinem Gesicht würde ich alles ansehen. Jederzeit. Teste mich! - Also, was ist los?"
"Ich wollte nichts sagen, weil es die Situation nicht ändern würde. Dennoch, die Entscheidung von Scully und Mulder, in der Klinik zu bleiben, halte ich für..."
"...bescheuert?" schlug John vor.
"...bedenklich!" vollendete Monica ihren Satz. "Na - wenigstens muss ich dich nicht mehr nach deiner Meinung dazu fragen."
"Wie dem auch sei, wir können nichts weiter tun, als uns an das zu halten, was wir verabredet haben: Wir treffen uns unterwegs mit der Kavallerie, kehren mit ihnen nach Richmond zurück und hoffen, dass sich Mulder, Scully und Skinner noch unversehrt" - Doggett verzog bei diesem Wort das Gesicht - "in der Klinik befinden!"

Doggett steuerte den Wagen über die Asphaltstraße, tief in Gedanken versunken.

"John", meinte Monica nach einer Weile. "Ich versuche gerade zu verstehen, warum sie dort geblieben sind, anstatt sich mit uns zusammen in Sicherheit zu bringen. Die beiden haben über Jahre hinweg eine sehr intensive Beziehung zu Walter Skinner aufgebaut. Sogar ich - und ich kenne ihn erst seit relativ kurzer Zeit - beginne langsam zu begreifen, was es bedeuten würde, einen Mann wie ihn zu verlieren. Ich glaube, wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich genau so handeln."
"Ja, vermutlich hast du recht. Trotzdem gefällt mir die Situation überhaupt nicht." Agent Doggett schüttelte den Kopf. "Aber zu etwas anderem: Hast du eine Idee, wer dein nächtlicher anonymer Anrufer gewesen sein könnte?"
Monica lehnte ihren schmerzenden Kopf an die Nackenstütze. "Einen Kaffee! Ein Königreich für einen Kaffee! ...Nein, habe ich nicht." Sie zog ihr Mobiltelefon aus der Jackettasche und wählte eine Nummer. "Aber vielleicht unsere Damen im Hintergrund... Miss McMahon? Ja, hier ist Agent Reyes. Shannon, vielleicht können Sie uns noch ein weiteres Mal helfen. Hören Sie zu..."



Richmond, Virginia
Southside Hospital
9:44 a.m.

Fox Mulder ballte in hilfloser Wut die Hände zu Fäusten und lief unruhig im Krankenzimmer hin und her. Dana hatte einen Stuhl an Skinners Bett geschoben und beobachtete abwechselnd die Monitore und den kranken Körper.

Nach einer Weile hob sie den Kopf und sah ihren Partner an. "Mulder!" Sie versuchte, ihre Stimme beruhigend klingen zu lassen. "Es hilft doch nicht, wenn du hier Furchen in den Fußboden läufst."

Fox unterbrach seine aufgebrachte Wanderung und setzte sich auf die Bettkante. Erleichtert stellte er fest, dass Scully nicht mehr weinte. Er konnte vieles ertragen, doch Danas Tränen gehörten nicht dazu. Vielleicht, weil er sich in dieser Situation unfähig fühlte, Trost zu spenden.

"Dana, es tut mir leid. Ich fühle mich, als hätte ich versagt."
Scully zog die Augenbrauen zusammen. "Versagt?" fragte sie tonlos.
Mulder hob die Schultern. "In den Jahren unserer Partnerschaft war es doch meist so, dass wir auch in den hoffnungslosesten Sackgassen einen Ausweg gefunden haben - durch Intuition, Glück, Mut... wer weiß? Vielleicht habe ich mich zu sehr an diesen Zustand gewöhnt? Ich hatte gehofft, auch hier eine wunderbare Lösung des Problems zu finden. Aber nun... " Seine Stimme brach und er blickte angestrengt seine Schuhe an.

Scully beugte sich vor, und nahm Mulders Hand. "Du bist nicht Christus, Mulder!" Irgendwie brachte sie ein Lächeln zustande. "Du bist auch nicht Herr Rossi, Henry Weems oder wie sie alle heißen mögen, die sagenhaften Helden des Glücks. Es gibt Dinge, die jenseits unserer Möglichkeiten liegen!"
Mulder schüttelte energisch den Kopf. "Nein. Aber ich fürchte, wir haben einfach nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, Walter rechtzeitig zu finden!"
"Niemand wird das jemals können, Mulder. Und abgesehen davon: Was hätte es geändert, wenn wir ihn eine Woche eher gefunden hätten?"
'Nichts', dachte Mulder. 'Nicht das geringste'. Stumm sah er Dana in die Augen und wechselte das Thema. "Kannst du den Überwachungsmonitoren etwas Brauchbares entnehmen?"
Frustriert stand Scully auf. "Nicht eben viel. Nur das, was wir schon aus Shannon McMahons Bericht wussten. Die Naniten in seinem Blut haben begonnen, Walters Körperstruktur umzuformen. Dieser Bildschirm scheint mir die Resultate der DNS-Manipulationen zu zeigen, aber Genaueres kann ich dir ohne medizinische Unterlagen nicht sagen." Sie stockte. Die Kurven auf den Bildschirmen flackerten mehrmals hektisch auf und wurden schließlich zur Null-Linie. Kalter Schweiß stand auf Danas Stirn. "Mulder!!!" flüsterte sie.

"Was..." Er stand auf und sah sie an. "Was bedeutet das?" Doch er musste die Frage nicht stellen. Er brauchte nur die gleichförmigen Linien auf den Monitoren und Scullys entsetztes Gesicht sehen, um zu wissen, was soeben geschehen war.

"NEIN!!!" schrie Mulder und wirbelte zu Skinner herum. Es war still im Zimmer. Die Überwachungsgeräte hatten die empfangenen Werte interpretiert und die Beatmungsmaschine abgeschaltet. Ein letztes Mal hob und senkte sich Walter Skinners Brustkorb.
Dann lag er ruhig, fast friedlich auf seinem Lager.

"Er leidet nicht mehr", flüsterte Scully.

Wie betäubt ließen sie sich auf das Bett sinken. Dana nahm Skinners Hand und drückte sie noch einmal.

Krachend flogen die Schwingtüren des Zimmers auf und mehrere Männer und Frauen in weißen Ärztekitteln betraten den Raum. Als die Türen an die Wand knallten, zersplitterte das Milchglas und fiel klirrend zu Boden.

Mulder und Scully sprangen auf und wichen zurück.
"Bleiben Sie stehen!" schrie Mulder, zog seine Waffe und richtete sie auf die Eindringlinge. Diese blickten Scully und Mulder nur kurz an und beachteten sie dann nicht mehr.

"Ich habe gesagt, Sie sollen stehen bleiben!" wiederholte Mulder und versicherte sich mit einem Seitenblick, dass auch Scully ihre Waffe im Anschlag hatte.

Schweigend lösten die Ärzte Kabel und Schläuche von Skinners Haut, entfernten den Intubator und begannen, Skinners Bett aus dem Zimmer zu rollen.

Außer sich vor Wut stürmte Mulder los, schlug mit dem Griff seiner Pistole auf einen der Männer ein und erwischte ihn am Kopf. Der Weißkittel drehte sich ungerührt um und versetzte Mulder einen Stoß, der ihn an die Zimmerwand schleuderte. Scully zuckte zusammen, als ihr Partner stöhnend zu Boden rutschte.

"Das reicht jetzt!" rief sie und feuerte einen Schuss aus ihrer Automatic ab. Die Kugel traf einen der Männer in die Schulter.
Nichts.
Keine Reaktion.
Der Getroffene sah zu, wie seine Kollegen Skinner aus dem Zimmer schoben und drehte sich schließlich um.

"Ich gebe Ihnen nur diesen einen Rat: Verschwinden Sie von hier! Versuchen Sie nicht noch einmal, gegen die nationale Sicherheit zu verstoßen!"



Richmond Highway 67
11:16 a.m.

Monica übergab John die Wasserflasche und sah zu, wie er sie bis auf den letzten Tropfen leerte.
"Danke." Schmunzelnd gab er ihr die Plastikflasche zurück. "Wenn du nicht für mich sorgen würdest..."

Ein Mann stand mit erhobenem Arm am Straßenrand. Überrascht trat Doggett auf die Bremse. Gute fünfzig Meter weiter kam der Dienstwagen in einer Staubwolke zum Stehen.
"War das Kersh?" fragte Monica und öffnete die Beifahrertür.
Auch John Doggett sprang aus dem Wagen. "Er ist es!"

Gemeinsam liefen sie die Straße zurück, bis sie den Deputy Director erreichten. Kersh musterte sie mit unbewegtem Gesicht durch seine Sonnenbrille und nickte knapp. "Agents, Assistant Director Maslin freut sich schon auf Ihre Berichte!"
Doggett blickte ihn erstaunt an. "Wie bitte?"
Die Tür von Kershs Auto öffnete sich und eine säuerlich dreinblickende Sarah Maslin baute sich vor den Agenten auf.
"John", zischte sie ihn an. "Auch wenn ich weiß, dass Ihr heutiger Einsatz einen dringenden Grund hatte, so enthebt Sie das nicht der Pflicht, Ihre direkte Vorgesetzte unverzüglich zu informieren!"
"Wissen Sie, wie spät es war, als wir den Anruf... "
"Es ist mir egal, wie spät es war. Ich weiß selbst, dass wir sofort handeln mussten, um Skinner rechtzeitig zu finden. In diesem Fall hätten Sie mich getrost anrufen und wecken können! Ich hatte Ihnen ausdrücklich angewiesen, keine Alleingänge mehr zu unternehmen! Und schon gar nicht in Skinners Fall!"
Monica holte tief Luft. "Assistant Director, wenn Sie sich besser fühlen, wenn Sie jemanden angreifen können, dann lassen Sie es an mir aus! Ich habe heute Nacht darauf gedrängt, sofort loszufahren!"

'Das wird mir jetzt zuviel', dachte Kersh bei sich. "Lassen Sie uns aufbrechen", rief er dazwischen. "Monica, Sie fahren bei Mrs. Maslin mit, ich steige bei John ein!"

Fassungslos drehte John den Zündschlüssel um. Bei diesem sinnlosen Wortgefecht war ihm dieser Punkt überhaupt nicht aufgefallen. "Wo ist die Kavallerie, Kersh?"
Der Deputy Director schnallte sich an. "Es gibt keine Kavallerie!" knurrte er.
"Und warum nicht?"
Kersh nahm seine Sonnenbrille ab und putze sie. "Weil ich nicht mehr weiß, wem ich in diesem Fall noch trauen kann! Und ehrlich gesagt: Ehe ich Skinner vollends verliere, weil ich zu vielen Leuten vertraue, gehe ich den Weg lieber mit Ihnen allein."
"Und Maslin?"
"Kein Wort über Maslin! ...Aber es gibt noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen wollte, John. Deshalb sitze ich auch allein mit Ihnen im Wagen: Wie lange wollen Sie eigentlich Mulder und Scully noch bei sich verstecken?"

Das saß! John Doggett konnte fast körperlich spüren, wie ihm der Magen in die Kniekehlen rutschte.

"Sie... Sie haben davon gehört?" fragte er leise.
"Ja. Und wenn ich davon hören kann, dann können es noch ganz andere Leute hören. John, Ihr bringt dadurch nicht nur Mulder und Scully in Gefahr, sondern auch euch beide!"
John hielt sich den Kopf. 'Immer kommt alles auf einmal!', dachte er verzweifelt. 'Lieber Gott, lass einmal einen Tag vergehen, an dem es keine Katastrophen gibt'. Müde sah er seinen Vorgesetzten an. "Irgendwelche Vorschläge?"

Kersh nickte. "In der Tat. 'Wer suchet in der Höhle des Löwen'?"
Als Doggett auf sein Zitat nicht reagierte, fuhr er fort: "Sollten - und ich betone sollten - Fox Mulder und Dana Scully noch am Leben sein, wenn wir in Richmond eintreffen, dann werde ich mich um eine Bleibe für sie kümmern. Vorerst nehme ich sie mit zu mir!"



Wohnung von Shannon McMahon
12:18 a.m.

'Wo bleibt sie nur?' Unruhig wanderte Shannon McMahon in ihrer kleinen Wohnung auf und ab.
Lisa hatte Agent Reyes' Anruf mindestens genau so überrascht, wie sie selbst. Ungläubig hatte Lisa der kurzen Zusammenfassung gelauscht, die ihr Shannon gegeben hatte; dann saß sie lange Zeit wortlos in ihrem Sessel und starrte an die Zimmerdecke. Shannon hatte versucht, sie zum Sprechen zu bringen, aber als sie in Lisas wunderschöne, traurige Augen blickte, hatte sie diese Versuche schließlich aufgegeben.

Und dann war Lisa gegangen.

"Wohin willst du denn?" hatte Shannon ihr hinterher gerufen, aber sie hatte nur den Kopf geschüttelt und eilig die Wohnung verlassen.

'Wo bleibt sie nur?'

Als das Telefon klingelte, drückte Shannon ihre Zigarette aus und hechtete ungeduldig zum Hörer.
"Hallo?"
"Hi, ich bin’s, Lisa."
"Liebes, wo warst du denn? Ich hätte dich hier gebraucht, um für Agent Reyes zu recherchieren!" Shannon versuchte, nicht zu vorwurfsvoll zu klingen. Lisa mochte es genau so wenig wie sie selbst, wenn man sie unter Druck setzte.
"Ich weiß, deshalb war ich auch weg. Ich musste nachdenken... Das mit Skinner hat mir zu Denken gegeben. Gerade Skinner, dem wir so viel verdanken..."
Shannon horchte auf die tiefen Atemzüge ihrer Freundin. "Lisa?"
"Ja... Shannon, ich habe eine unserer Quellen angezapft. Ich habe den Namen und die Adresse des Mannes, der Agent Reyes gestern Nacht angerufen hat. Schreib mit!"
Als Lisa den Namen nannte, stürzten ihre Worte wie eine Lawine auf Shannon McMahon ein. Trotz aller Macht, die ihr die Regierung mit ihren genetischen Experimenten gegeben hatte, fühlte sie sich in diesem Augenblick schwach und klein. Ohne zu denken, flog Shannons Stift über das Papier.
Klick. Lisa hatte aufgelegt.

Shannon saß kraftlos in ihrem Sessel und zerfurchte ihr Haar mit den Händen. Sie spürte es, der Moment der Wahrheit rückte näher. Der Kreis würde sich schließen. Es war nicht viel, was sie in diesem Moment tun konnte, doch dieses Wenige musste versucht werden.
"Es ist Zeit", murmelte sie zu sich selbst.

Dann stand sie auf, holte aus ihrem Schrank ein kleines Paket und öffnete es. Das wohlgeformte, kühle Metall der Waffe ruhte federleicht in ihrer Hand. Sie wickelte die Waffe wieder ein, verschnürte das Paket und notierte die Adresse auf der Vorderseite:

< Montgomery Lane 256c... >

"Viel Glück!" flüsterte Shannon und schloss die Augen.



Fortsetzung folgt...






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