World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Das Kind des Mörders

von Tangerine Krycek

Wenn Liebe Schmerz erträgt

Ihr Herz begann zu rasen und all die Sorgen überwogen nun plötzlich die Wut, die sie ihrer Tochter sonst gegenüber gespürt hatte. Aufeinmal überkamen sie quälende Zweifel, die sich mit Vorwürfen mischten.

Waren sie mit all dem jahrelangen Schweigen doch zu weit gegangen? Hätte Amber anders gehandelt, sich anders entschieden, hätte sie um all jenes gewusst, das in der Vergangenheit geschehen war?

An Schlaf dachte in dieser Nacht niemand mehr und auch Fox musste geahnt haben, dass etwas nicht stimmte. Noch leicht benommen setzte er sich im Bett auf und sah zu Dana. Einige Fetzen des Mondscheins erhellten das Schlafzimmer geringfügig und ließen Schattenrisse erahnen. Noch leicht schläfrig fragte er sie was los sei, als er erkannte, dass sie noch immer ihr Telefon in der Hand hielt. Anfänglich schien sie seine Frage gar nicht vernommen zu haben und strich sich mit gespreizten Fingern durchs Haar, doch dann schluckte sie und wandte ihm ihren Blick zu, der wässrig zu sein schien. Mit erstickter Stimme sagte sie kaum hörbar:

,Amber... '

Fox fuhr ebenfalls zusammen und sprang aus dem Bett.

,Was? Was ist mit ihr? Hat das etwas mit diesem Krycek zu tun?'
Seine Stimme bebte und er war aufgebracht. Dana sah zu ihm und antwortete heiser:

,Darum geht es. Er hat mich vor wenigen Minuten angerufen und behauptet Amber liege im Krankenhaus.'

Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, atmete tief ein und aus und versuchte angestrengt seine Impulsivität zu unterdrücken. Rasch zog er ein T-Shirt und eine Jeans an und warf dabei in den Raum:

,Ich habe gewusst, dass irgend etwas passieren würde, wenn diese Ratte wieder auftaucht!'

Dana wollte antworten, doch sie schien noch immer paralysiert zu sein.
Fox baute sich vor ihr auf und stämmte die Hände in die Seiten.

,Was ist los mit dir? Willst du etwa nicht mitkommen?'

Sie rieb sich die Schläfen, dann stand sie langsam auf und zog auch sich an.

In ihr wüteten verschiedenste Emotionen. Wut, Furcht, Trauer, Liebe. Sie wollte Amber all jene Zuneigung geben, wie sie sie ihr in ihrer Kindheit hatte geben können. Zumindest war Dana in diesem Glauben.
Damals schien alles so einfach und unbeschwert zu sein. Damals.

Zu dieser Zeit stellte Amber noch keine Fragen und somit verlor niemand ein Wort über die Schattenseiten der Vergangenheit. Alles schien gut zu sein, so lange niemand über irgend etwas sprach.
Insgeheim gestand sie sich nun ein Schuldgefühl ein und etwas in ihr war geneigt so etwas wie Verständnis für ihre Tochter und deren Abneigung zu entwickeln, wenngleich sie es doch wieder verdrängte, denn es schmerzte und lag wie ein Stein in ihrem Herzen.

Die Sonne wollte an diesem Morgen nur schwerlich aufgehen und deshalb tauchte das müde Licht die Stadt in ein tristes Grau. Die Luft war ungewöhnlich kühl für einen Spätsommertag.
Fox Fahrstil war mehr als bedenklich gewesen und mindestens genauso impulsiv wie seine momentane Stimmung. Dennoch erreichten sie das Holy Cross Krankenhaus unbeschadet. Seine Wut schien alles zu überschatten, während Dana nur stumm neben ihm saß und schweigend die Gewissenbisse ertrug.

Alex saß auf einer Bank vor dem Eingansbereich des Krankenhauses und betrachtete die Risse auf dem Asphalt, wobei seine Gedanken keine Sekunde von Amber und ihrem ungeborenen Kind wichen.

Plötzlich vernahm er aus der Ferne eine, ihm vertraute, Stimme und erhob aprupt den Kopf. Als er begriff, dass er sich nicht geirrt hatte und Dana und Fox erkannte, gefror ihm das Blut in den Adern und sein Herz überschlug sich so sehr, dass ihm übel wurde.

Er hätte davonlaufen können, doch er tat es nicht. Auch wenn ihn die Angst nun zu zerfressen schien, so stellte er sich dieser.

Vielleicht gab es doch einen Hoffnungsschimmer Ambers Eltern davon überzeugen zu können, dass er sich in den vergangenen Jahren von Grund auf geändert hatte. Doch ihm war ebenso bewusst, dass man jemandem, der ein Mal gelogen hatte, nur schwer wieder vertrauen konnte.
Es war eine schwierige Situation. Ginge es nur um ihn, Dana und Fox, wäre es vielleicht einfacher zu ertragen gewesen. Doch nun hing noch so viel mehr an alle dem und es tat ihm leid, dass Amber nun all das, was damals geschah, schmerzlich erfahren musste. Alex ahnte, dass das der Grund dafür war, dass er nun hier saß und um zwei Leben bangte.

Dana hatte sich an der frischen Luft langsam wieder besonnen und bat Fox mit schriller Stimme doch etwas langsamer zu gehen. Dieser drehte sich jedoch nur flüchtig zu ihr um und eilte dann weiter voraus in Richtung des Eingangsbereichs.

Er erahnte eine, mit schwarzer Lederjacke bekleidete, Gestalt, die zu ihnen sah und sich langsam erhob.

Fox blieb kurz stehen, um sicher zu gehen, dass es tatsächlich Alex Krycek war, den er dort sah. Als er ihn erkannte, überkam ihn eine Welle unbändiger Wut und er rannte in dessen Richtung. Alex ahnte bereits was geschehen würde, doch er war wie gelähmt, konnte und wollte sich nicht wehren.

Fox stieß ihn hart mit dem Rücken gegen die Wand und presste seinen Unterarm so fest gegen Alex Kelhkopf wie er nur konnte. Dieser begann nach Luft zu ringen und versuchte etwas zu sagen, doch es gelang ihm nicht.

,Hinge nicht noch so viel mehr daran, würde ich Sie auf der Stelle umbringen Krycek!' waren die einzigen Worte, die zischend über seine Lippen kamen, bevor er zu einem Faustschlag ausholte und zunächst in Alex Gesicht, dann in seinen Magen schlug.

Dieser bekam daraufhin Nasenbluten und sackte vor der Wand langsam, sich selbst umfassend, zusammen, während er hustend und mit wässrigem Blick noch einmal zu Dana und Fox aufsah.

Dieses eine, gravierende, Erlebnis wäre Grund genug gewesen um Ambers Eltern erneut mit all jenem Hass der Vergangenheit zu begegnen.

Doch was würde sich dadurch ändern?

Verabscheute er nun aufgrunddessen was geschehen war auch Amber, was brächte es ihm?

Er wusste, dass sie am wenigsten für all das konnte und er schätzte ihre ehrliche, unvoreingenommene Art, auch wenn sie ein Mensch war, dem, und das wusste er, schon mehr als ein Mal weh getan wurde. Die Liebe, die er ihr gegenüber empfand, war stärker als all der Groll dieser Welt.

Nun war es an der Zeit auch Andere davon zu überzeugen. Dieser Weg, der nun vor Alex lag, war steinig und schwer und doch war er sich einer Sache so sicher wie noch nie - er würde um sie kämpfen.
Rezensionen