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Communication (2)

von Destiny

Kapitel 5

Frohike, Langly und Byers bereiteten in der Zwischenzeit alle nötigen Vorbereitungen vor.

„Gott, ... wo bleibt der nur?", fragte Frohike bestimmt schon zum hunderstenmal und lief die ganze Zeit nervös auf und ab. Er machte sich wahnsinnige Sorgen. Aus Freds Stimme konnte er entnehmen, dass es wirklich schlimm sein musste. Und sie würden Scully sofort in ein Krankenhaus bringen, egal was Mulder dazu sagen würde. Scullys Leben war wichtiger, als jede Sicherheit. Sie kannten Scully jetzt schon seit sechs Jahren und obwohl sie ständig etwas an ihren Theorien auszusetzen hatte, haben sie sie doch in ihr Herz geschlossen, genau wie Mulder. Sie würden alles für sie tun. Scully müsste sie nur darum bitten, sie würden nicht widersprechen.

„Jetzt beruhige Dich doch. Mulder wird das schon schaffen... hoffe ich doch. Bis jetzt hatte er immer Glück, wenn es um solche Dinge ging. Er wird es schaffen.", sagte Byers um Frohike zu beruhigen, aber es war mehr an sich selbst gerichtet, als an Frohike. Er warf Byers nur einen Blick zu und lief weiter nervös hin und her. Byers verdrehte daraufhin seine Augen.
„Mein Gott, Frohike, jetzt setzt Dich endlich auf deine vier Buchstaben und hör auf hier auf und ab zu laufen. Du machst mich ganz verrückt damit.", sagte Byers genervt und Frohike sah ihn erstaunt an, setzte sich dann auf den nächstbesten Sitz und kaute statt dessen auf seinen Fingernägeln herum.
Langly hatte die ganze Zeit nichts gesagt, sondern starrte nur aus dem Fenster. Sein Blick starr auf die Bäume gerichtet, so als ob sie ihm sagen könnten, wo Mulder und Fred waren und was mit ihnen passiert war.
Plötzlich sprang er wie von einer Biene gestochen auf, riss die Wagentür auf und lief hinaus in den Wald.
Erschrocken sahen Byers und Frohike auf und tauschten einen verwirrten Blick aus.

„Langly! Hey, Du Freak! Wo rennst Du denn hin?", brüllte ihm Frohike hinter her, und die beiden entschlossen sich dann doch dazu ihm zu folgen.
Byers erreichte ihn als Ersten und hielt ihm am Arm fest. Frohike kam völlig außer Atem zum stehen.
„Sag mal, was ist denn da gerade in Dich gefahren?", fragte Frohike immer noch nach Luft ringend.

„Ich... da vorne.... da habe ich was gesehen.", Langly deutete auf eine Böschung.
„Ich bin mir sicher, dass es Menschen waren.", bevor noch irgend jemand etwas erwidern konnte, lief Langly in die besagte Richtung. Die beiden anderen zögerten nicht lange und folgten ihm.


Fred und Mulder schleppten sich mühsam den schmalen Waldweg entlang. Beide konnten nicht mehr. Und wenn Mulder ehrlich war, schmerzte ihn sein Arm so sehr, dass er es fast nicht mehr aushielt und immer wieder knickte er mit seinem Fuß weg. Lange würde er es nicht mehr durchhalten. Er setzte einen weiteren Schritt nach vorne und sackte wieder ein. Er landete auf seinem Knie und biss mit Schmerz verzerrten Gesicht seine Zähne zusammen. Ihm entfloss nur ein qualvolles Stöhnen. Aber er zwang sich dazu wieder aufzustehen, er hatte es fast geschafft. Langsam richtete er sich wieder auf.
Aber auch Fred schaffte es nicht mehr. Er hustete mehrmals, bis ihm die Tränen in den Augen standen. Er strich Nell eine Strähne aus ihrem Gesicht und zwang sich weiter zugehen. Sie hatten wirklich noch eine Chance bekommen und die wollte er nicht so einfach hergeben.
Plötzlich hörten sie Stimmen und sahen sich erstaunt an. Könnten sie es doch noch schaffen? Sie sahen wie Langly durch die Böschung preschte und auf sie zu stürmte.

„Mulder! Gott, bin ich froh, Dich heil zu sehen.", rief Langly glücklich, doch als er Scully sah, verging ihm jegliche anfängliche Freude. Sie sah noch schlimmer aus, als er sich vorgestellt hatte. Schließlich kamen noch Frohike und Byers zu ihnen und blieben wie angewurzelt stehen.

„Ach du heiliger Strohsack...", entfuhr es Frohike, als er Scully sowie Mulder in blutigen Hemden sah. Der Schock stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
Langly hatte sich als erstes wieder gefangen.

„Okay, Jungs, jetzt hört mal zu. Byers Du kümmerst dich um Nell, Frohike, Du, kümmerst dich um Fred und Mulder und ich werde Scully nehmen.", bestimmte Langly kurzerhand. Frohike wollte gerade etwas erwidern, doch er sah ein, dass jetzt nicht richtige Moment war, um einen Streit anzufangen, also schloss er seinen Mund wieder und machte das, was Langly gesagt hatte.
Schnell ging Langly zu Mulder und nahm ihm Scully ab und trug sie zu dem Bus. Byers tat es ihm gleich und nahm Fred Nell aus dem Arm und folgte Langly.
Frohike versuchte Fred und Mulder zu stützen, doch es fiel ihm schwerer als er zuerst angenommen hatte. Mulder sackte förmlich in sich zusammen, als ihm Scully aus dem Arm genommen wurde und Fred erging es nicht anders. Beide waren total erschöpft.

Als Frohike als Letzter die Wagentür schloss, fuhr Langly auch schon sofort los.
Man hatte versucht so gut es ging Nell und Scully zu verarzten, aber sie hatten nicht die richtige Ausrüstung. Alles drei wussten, dass es sehr schlecht um Scully stand, doch sie wollten es Mulder nicht sagen. Er hatte einen riesen Aufstand gemacht, als man seine Wunde desinfizieren wollte. Er bestand darauf, bei Scully zu bleiben und erst als Byers ihn bei Scully untersucht hatte, gab er Ruhe. Die ganze Zeit über hielt er ihre Hand und sprach mit ihr. Ab und zu strich er ihr zärtlich eine Strähne aus ihrem blassen Gesicht und wieder begann er bitterlich zu weinen. Er hatte sie wieder. Er hatte Scully wieder. Seine Scully.


Georgetown Memorial
23.02 2000

Mit einem kräftigen Stoß wurde die Tür des Krankenhauses aufgestoßen. Mulder rannte mit Scully auf dem Arm ins Innere und drehte sich mehrmals um die eigene Achse und sah sich Hilfe suchend um.

„Hilfe! Ich brauche Hilfe! Ich habe hier eine sehr schwer verletzte Frau.", kaum hatte er den Satz ausgesprochen, stürmten auch schon Ärzte und Schwestern auf ihn zu und legten Scully auf eine Trage und brachten sie in den OP. Mulder wollte nicht von ihrer Seite weichen und so ging er neben der Trage her, immer noch ihre Hand haltend.

„Hey, Scully, sehen Sie, Sie sind jetzt in einem Krankenhaus... alles wird wieder gut hören Sie?", er drückte leicht ihre Hand.
„Ich bin bei Ihnen.... alles wird gut....", redete Mulder die ganze Zeit auf Scully ein, bis ihn plötzlich jemand an seinen gesunden Arm fasste und ihn von Scully wegzog.

„Nein!!! Lassen Sie mich los! Ich muss... muss doch bei ihr bleiben...SCULLY!!!", schrie Mulder mit belegter Stimme.

„Kommen Sie, die Ärzte werden alles für sie tun, was sie können.", versuchte ihn eine Schwester mit ruhiger Stimme zu beruhigen. Verzweifelt drehte Mulder sich um und sah Scully hinterher. Er wollte sich losreißen, aber die Schwester hielt ihn mit einem festen Griff fest.

„Sir, jetzt seien Sie doch vernünftig. Sie können jetzt nichts mehr für sie tun. Sie haben getan was Sie konnten und die Ärzte werden sie nicht aufgeben.", nur mit starkem Widerstand ließ sich Mulder fortbringen.
„Und jetzt werde ich mich um Ihre Wunde kümmern.", Mulder schaute sie nur an. Sein Blick war leer.
„Sir? Ist alles in Ordnung?", sie rüttelte Mulder ein paar mal, doch dieser starrte sie nur an.
„Sir?", langsam wurde die Schwester nervös und rüttelte ihn nochmals.
Mit einem mal verdrehte Mulder die Augen und sackte in sich zusammen. Die Schwester schaute ihn überrascht an und versuchte ihn so gut es ging festzuhalten, doch er war ihr zu schwer und so konnte sie nur seinen Fall abbremsen
„Schnell! Ich brauche hier einen Arzt!!!", rief sie, ganz wieder in ihrem Element und begann sofort mit der ersten Hilfe. Sofort kamen Ärzte zu ihr und hievten Mulder ebenfalls auf eine Trage. Durch den Alarm kamen auch die Lone Gunmen und Fred zu ihnen gerannt. Erschrocken blieben sie stehen und sahen zu, wie Mulder weggeschoben wurde.

„Ich hab's kommen sehen. Lange hätte er das nicht mehr durchgehalten.", brach Frohike schließlich das Schweigen.
„Kommt lasst uns wieder zurück zum Wartezimmer gehen. Hier können wir eh nichts mehr machen.", sagte Frohike und ging an den Dreien vorbei in Richtung Warteraum.


3 Stunden später

Es hatte sich ein bedrückendes Schweigen gebildet. Die Lone Gunmen und Fred, welcher inzwischen auch verarztet wurde, saßen im Wartezimmer und schwiegen vor sich hin. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Man hatte Mulder eine Beruhigungsspritze gegeben. Nachdem er wieder aufgewacht war, hatte er sich mit Händen und Füßen gewehrt und hatte die ganze Zeit über Scullys Namen gebrüllt. Die Ärzte sahen keinen anderen Ausweg, als ihn erst einmal ruhig zu stellen. Wie sie gesagt hatten, steht sein Körper und Geist unter sehr großer Anspannung, das einzige, was ihn im Moment helfen würde, wäre Ruhe und jede Menge Schlaf.
Mit einemmal sprang Frohike auf und ging im Warteraum auf und ab. Bevor Byers noch etwas sagen konnte, warf er ihm einen warnenden Blick zu und Byers machte seinen Mund wieder zu.

„Ich fasse das nicht! Wie lange brauchen die denn?", Frohike war außer sich. Niemand konnte ihm sagen, wie es um Scully stand.
Aber auch Nell ging es nicht besonders gut. Sie ist in einen Koma ähnlichen Zustand gefallen und war an mehreren Maschinen angeschlossen. Doch die Ärzte waren zuversichtlich und meinten, dass sie bald wieder erwachen würde. Sie bezeichneten es sogar als gut, dass sie in ein Koma gefallen wäre, so könnte sich ihr Körper ihre Reserven wieder auftanken.
„Ich sage euch eins, wenn mir diese Fowley über den Weg läuft, dann.....", er ballte seine Hände zu Fäusten und man konnte sehen, dass er vor Wut kochte.
„..... dann garantiere ich für nichts. Falls Scully das nicht überlebt, hat sie ein Leben auf ihren Gewissen und da kann ihr das Krebsgeschwür auch nicht helfen."

„Frohike, sie wird es schaffen.", versuchte Byers mit Überzeugung zu sagen, aber es gelang ihm nicht.
„Sie hat schon so viel überstanden.... na ja, immerhin hat sie es geschafft 6 Jahre lang mit Mulder zu arbeiten, dann muss man doch abgehärtet sein. Das hat bisher noch niemand geschafft.", wollte Byers scherzen, aber er versagte kläglich.

Fred hatte sich ebenfalls erhoben und ging zur Tür. Er drehte sich zu den Jungs um und sagte dann:

„Ich ... ähm .... ich werde zu Nell gehen. Ich glaube, es wäre ganz gut, wenn jetzt jemand bei ihr ist.", er drehte sich wieder, räusperte sich kurz und verließ dann das Wartezimmer.


Langsam öffnete Mulder seine Augen und schloss sie sofort wieder, als ihm helles Licht in die Augen schien. Er machte eine kleine Bewegung und sofort machte sich sein Arm bemerkbar. Scharf zog er die Luft an und fasste sich automatisch an die Wunde.
Zu einem kleinen Schlitz öffnete er wieder seine Augen und vernahm neben sich eine Bewegung. Aber er konnte nichts richtig erkennen. Alles war so verschwommen.

„Scu....Scully?", krächzte er benommen.
„Sind Sie das?"

„Nein, tut mir leid, Mister Mulder, aber ich bin nicht Scully. Ich bin Schwester Kathy Holmes. Aber alle nennen mich Kathy.", sagte sie freundlich und lächelte ihn an.

Mulder war inzwischen vollkommen wach und wollte sich gerade aufrichten, als ein höllischer Schmerz seinen Körper durchfuhr.
„Aaaah.", schnell drückte ihn Kathy sanft aber bestimmt wieder zurück in die Kissen.

„Sie dürfen jetzt noch nicht aufstehen. Sie sollten sich noch ausruhen."

„Aber ich kann nicht. Ich muss doch zu ihr...."

„Sie müssen gar nichts...", Mulder sah sie mit seinem Hundeblick an. Kathy verdrehte einmal kurz ihre Augen. Bei diesem Blick blieb einem gar nichts anderes übrig, als nachzugeben.
„Hören Sie....Sie können noch nicht so hier herum laufen, dazu sind Sie noch zu schwach, aber ich könnte ihnen einen Rollstuhl besorgen, dann...."

„Einen Rollstuhl??", fragte Mulder leicht entsetzt.

„Ja, einen Rollstuhl."

„Gibt es da keine andere Möglichkeit?, fragte Mulder verbittert.

„Nun, Fox, ...", Mulder verzog sein Gesicht. Kathy hatte von seinen Freunden erfahren, dass er seinen Vornamen hasste und jetzt nannte sie ihn extra so, um ihn zu ärgern und zu zeigen, dass er gar keine anderen Möglichkeiten hatte.
„Sie haben zwei Möglichkeiten. Erstens Sie setzen sich in einen Rollstuhl und ich könnte Sie zu Scully.... Scully ist doch richtig, oder?", Mulder nickte einmal kurz.
„Gut, wie gesagt, ich könnte Sie zu Scully bringen, obwohl, dass ziemlich kompliziert werden könnte, da Sie ja kein Familienangehöriger sind, aber das werde ich schon hin bekommen oder aber, Sie entscheiden sich gegen den Rollstuhl und müssen hier liegen bleiben, weil ich sie ganz bestimmt nicht hier herum laufen lasse.... falls es dann sogar nötig wäre, müsste ich Sie sogar festschnallen und...."

„Okay, okay, ist ja gut.", unterbrach Mulder Kathy und diese sah ihn auffordernd an.
„Sie haben gewonnen. Ich nehme den Rollstuhl.", sagte Mulder erschlagen. Kathy schenkte ihm ein freundliches Lächeln und zog ihre Handschuhe aus.

„Ich werde mich dann sofort darum kümmern. Und laufen Sie mir ja nicht weg.", Kathy verließ den Raum und Mulder schaute ihr mürrisch hinterher. Aber was sollte er machen? Er wollte unbedingt zu Scully, da würde er auch noch einen Rollstuhl in Kauf nehmen, obwohl ihm der Gedanke, hilflos in so einem Gestell zu sitzen und herum geschoben zu werden, überhaupt nicht gefiel.

„Sehr witzig.", murrte er leicht verärgert.


Vorsichtig betrat Fred Nells Zimmer. Sie lag in einem großen Bett und ihre schmale Gestalt ging fast darin unter. Fred schluckte einmal als er sie sah und schlich zu ihrem Bett. Behutsam zog er einen Stuhl an ihr Bett und setzte sich. Erst sah er sie nur an, doch dann hob er langsam seine Hand und nahm die ihre in seine und hielt sie fest.
Fred sagte im ersten Moment nichts, er wollte ihr so viel sagen, doch er konnte es nicht. Er wusste nicht wie er es machen sollte. Er öffnete seinen Mund, um ihn sofort wieder zu schließen. Wie sollte er nur anfangen? Aber es war noch weitaus mehr, als nur den richtigen Anfang zu finden.... er schämte sich. Er schämte sich dafür, was er ihr angetan hatte und er wusste auch, wenn er alles bereuen würde - und das tat er wirklich - würde er ihr nie mehr richtig in die Augen sehen können. Er würde es ihr noch nicht mal übel nehmen, wenn sie nichts mehr von ihm wissen wollte. Die Schuld ihr das angetan zu haben, könnte ihn niemand nehmen und er wollte es auch nicht. Er hatte diesen Fehler gemacht und so musste er ihn auch wieder ausbaden.
Er wusste, dass er jetzt die Chance hatte ungestört mit ihr zu reden, aber ihm fehlte der Mut. Er wollte ihr doch alles sagen. Ihr erzählen, was für einen großen und blöden Fehler er begannen hatte und wie leid es ihm tat, dass er wusste, dass er diesen Fehler nie wieder gut machen konnte. Dass er alles dafür tun würde, wenn sie jetzt aufwachen würden und noch so vieles mehr.
Leise und kaum hörbar begann er zu sprechen.

„Nell, ... ich weiß nicht ob Du mich hören kannst, aber ..... ich .... ich kann nicht einfach so weiterleben, mit dem Wissen, dass ich Dir etwas Schlimmes angetan habe.... ich ... ich weiß, dass es Dir wahrscheinlich nicht helfen wird, aber ich möchte, dass Du weißt, dass es mir schrecklich leid tut.... ich wollte es wirklich nicht, und die Entscheidung, dies zu tun, war der größte Fehler in meinen Leben...", Fred rutschte näher zu Nell und beugte sein Gesicht vor, so dass er ganz nah an ihrem Ohr war.
„Nell, ich habe eingesehen, dass ich ein riesen Feigling war oder vielleicht immer noch bin, aber ich hatte Angst. Ich hatte Angst, dass die mich auch umbringen,... das soll jetzt keine Entschuldigung dafür sein, dass Du diese Qualen erleben musstest und meinetwegen jetzt in diesem Zustand bist.... aber ich kann Dir nicht sagen wie leid es mir tut...", Fred begann zu schluchzen und einzelne Tränen liefen seine Wangen hinunter. Sie tropften an seinem Kinn hinunter und fielen auf Nells Wange, wo sie weiter ihre Bahnen zogen. Mit gebrochener Stimme sprach er weiter.
„.....ich ..... ich habe lange mit mir gekämpft..... und ich habe mich für den einfacheren und zugleich falschen Weg entschieden..... aber als ich Deine Schreie hörte, zerbrach mein Herz in tausend Stücke.....ich glaube..... Gott, Nell....als ich das gesehen und gehört habe und später ganz alleine war....da habe ich.... habe ich gemerkt, wie sehr ich Dich in mein Herz geschlossen habe.....ich... ich weiß... wir kennen uns noch nicht allzu lang, aber.... aber... auf gewisse Art und Weise brauche ich Dich...... bitte, Nell...... komm zu mir zurück......verzeih mir.....", Fred konnte nicht weiter sprechen. Seine letzten Worte gingen in einem kläglichen Schluchzen unter. Er legte seinen Kopf auf Nells Bett und schloss seine Augen. Tränen liefen ungehindert ihren Weg. Er würde die ganze Zeit bei ihr bleiben. Sie nicht einen Moment verlassen. Sie sollte wissen, dass er ihr nicht noch einmal weh tun wollte, sondern von nun an ihrer Seite wachen würde.


Kathy schob Mulder am Wartezimmer vorbei, als die Lone Gunmen auf ihm zuliefen.

„Mulder, wie geht's Dir?", fragte Byers

„Ganz gut soweit..."

„Mulder, wir müssen jetzt weg... noch etwas untersuchen....wir wollten uns bloß überzeugen, dass es Dir wieder besser geht.", mischte Langly geheimnisvoll ein.

„Danke, Jungs...", plötzlich fiel ihm etwas ein und er schaute die Lone Gunmen an.
„Was ... was ist mit Scullys Familie? Wissen die schon Bescheid? Ich konnte sie bis jetzt noch nicht darum kümmern."

Frohike legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Alles erledigt, Mulder, ich hab vorhin bei ihnen angerufen und ihnen gesagt, dass man Dana gefunden hat und sie jetzt hier im Krankenhaus ist. Sie werden kommen. Ich habe Skinner ebenfalls Bescheid gegeben. Er ist zwar nicht mehr eurer Vorgesetzter, aber ihn dürfte es trotzdem interessieren...okay, wir kommen später nochmals vorbei, aber jetzt...."

„Ist gut, ich komme ganz gut klar... ich will euch nicht von der Arbeit abhalten...."

„Na schön.... sag Dana von uns, dass wir hoffen, sie bald wieder zu haben..."

„Mach ich.", die Lone Gunmen drehten sich um und verließen das Krankenhaus. Mulder schaute ihnen noch eine Weile hinterher und Kathy setzte ihn dann wieder in Bewegung und fuhr mit ihm in Richtung Intensivstation.
Sie hatte es tatsächlich geschafft, Mulder zu Scully zu bringen. Bevor sie Mulder jedoch in den Raum schob, hielt sie nochmals kurz an.

„Mister Mulder, Sie sollten wissen, dass das jetzt kein schöner Anblick sein wird. Sie hatte mehrere innere Blutungen, aber die Ärzte konnten sie soweit stoppen...."

„Wird sie....?", begann Mulder, doch unterbrach sich selbst, als er Kathys Gesichtsausdruck sah.

„Ich weiß es nicht, Mister Mulder, aber sie hat sehr viel Blut verloren. Ich will Ihnen keine großartigen Illusionen machen. Es sieht sehr schlecht aus. Zudem ist sie noch in eine Art Koma gefallen.... und wir wissen nicht, wann sie wieder aufwacht... ob sie es jemals wieder tun wird.", fügte Kathy leise hinzu.
„Sie sollten sich nicht allzu große Hoffnungen machen... hier könnte jetzt nur noch ein Wunder helfen..."

„Kann ich jetzt zu ihr?", fragte Mulder mit belegter Stimme und schaute zu Kathy auf. Sie nickte einmal kurz und öffnete dann die Tür und schob Mulder in das Zimmer. Kurz vor Scullys Bett hielt sie an und schaute auf die reglose Gestalt vor ihr. Sie drehte sich um und verließ das Zimmer. Sie wollte die beiden jetzt alleine lassen.
Mulder starrte geschockt und entsetzt auf Scully. Er holte einmal tief Luft und schloss einmal kurz seine Augen. Er wünschte sich, wenn er sie jetzt wieder öffnen würde, dass die ganzen Schläuche und Verbände verschwunden wären und er nur Scully sehen würde, aber das war nicht Fall.
Tränen schimmerten in seinen Augen bei diesen schrecklichen Anblick und erst jetzt sah er wie abgemagert und blass Scully wirklich war. Sie sah aus wie tot und dieser Gedanke versetzte ihn in einen Schock. Er wollte so etwas nicht denken, aber er konnte ihn nicht verbannen. Er nistete sich tief in seinen Kopf ein und das Bild einer Krebskranken Scully formte sich. Damals sah sie genauso schlimm aus. Tiefe dunkle Augenringe zierten ihr Leichenblasses und eingefallenes Gesicht und genau dieses Bild sah er jetzt wieder vor sich. Aber er hatte den Eindruck, dass sie jetzt noch schlimmer aussah.
Er nahm ihre Hand und gab ihrer inneren Handfläche einen langen und intensiven Kuss. Mulder legte ihre Hand an seine Wange und die Tränen, die sich gesammelt hatten, liefen ungehindert seine Wange hinunter. Sie berührten ihre Hand und folgten weiter ihren Pfad, so als ob sie es ihnen völlig gleichgültig war, was passierte.
Er brauchte jetzt nicht zu sprechen. Immer noch mit Scullys Hand auf seinem Gesicht begann er sich vor und zurück zu wiegen.
Das fahle Mondlicht schien durch das Fenster und tauchte die beiden in seinen silbrigen Schein. Es lag eine unheimliche Stille in der Luft und diese wurde nur durch ein herzzerreißendes und qualvolles Wimmern unterbrochen.


Leise öffnete sich die Tür und eine schmale Person betrat den Raum, gefolgt von einer großen und kräftigen und von einer wieder etwas kleineren Person. Alle blieben wie angewurzelt stehen, als sie das Bild, dass sich ihnen bot, sahen.
Langsam trat die schmale Person einen Schritt vor und im Schimmer des Mondlichtes konnte man Maggie Scullys Gesicht erkennen.
Bestürzt sah sie auf ihre Tochter und den an ihrem Bett sitzenden, aber inzwischen schlafenden Mann an. Er war ebenfalls in einem Krankenhauskittel gekleidet. Sie presste eine Hand vor ihren Mund, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Als sie näher herantrat konnte sie sehen, dass Mulder ebenfalls einen Verband an seinem Kopf und Arm trug. Außerdem war sein Gesicht immer noch nass von seinen Tränen und noch immer umklammerte er Scullys Hand krampfhaft. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und wandte sich dann wieder um und ging zu den anderen zurück und verließ das Zimmer. Die anderen sahen ihr erst unsicher hinterher, doch entschieden sich dann dafür ebenfalls den Raum zu verlassen und ihr zu folgen.
Maggie konnte es nicht glauben. Sie hatte ihre Tochter wieder. Er hat sein Wort gehalten und sie wieder zurückgebracht. Im ersten Moment war sie einfach nur froh sie wieder zu sehen, doch dann überkam sie die Gewissheit, dass es noch nicht überstanden war. Es würde noch ein langer und harter Weg werden.


Fred wurde durch ein piependes Geräusch geweckt. Schläfrig öffnete er seine Augen und sah sich um. Er hatte keine Ahnung wo er war. Erst langsam erinnerte er sich an den letzten Tag und warum er hier in einem Krankenhaus war. Er setzte sich wieder gerade hin und merkte, dass ihm sein Rücken höllisch schmerzte. Er streckte sich mehrmals und gähnte einmal. Er ließ kurz Nells Hand los und rieb sich seine Augen.
Fred wandte sich wieder an Nell und er glaubte gesehen zu haben dass sie blinzelte. Schnell stand er auf und rieb sich nochmals seine Augen. Das konnte doch nicht wahr sein.
Gebannt schaute er auf ihr Gesicht und dann sah er es wieder. Sie hatte geblinzelt, da war er sich ganz sicher.

„Nell!", rief er aufgeregt.
„Nell, kannst Du mich hören?", er strich ich eine Strähne aus dem Gesicht und sie schlug langsam ihre Augen auf. „Oh, mein Gott, Nell...", sagte Fred froh und musste wieder weinen, aber diesmal waren es keine Tränen der Trauer, sondern des Glücks. Sie war wieder aufgewacht. Sie hatte geschafft.
„Gott, Nell, ich hatte so eine Angst, dass Du nicht mehr aufwachen würdest.", sie war noch zu schwach um etwas zu sagen und lächelte ihn nur an. Aber trotzdem versuchte sie es und Fred schüttelte seinen Kopf.
„Sssh, Nell, nein, sag nichts. Es wird alles wieder gut. Ich werde jetzt immer für Dich da sein und nicht nochmals zulassen, dass man Dir so was antut. Bitte glaube mir. Ich bereue zutiefst, dass ich Dir das angetan habe und ich hoffe, dass Du mir eines Tages verzeihen kannst, aber ich meine es ernst...... in den letzten Tagen bist Du zu einem entscheidenden Teil meines Leben geworden und ich würde alles für Dich tun.", Nell öffnete abermals ihren Mund um etwas zusagen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Fred schaute ihr liebevoll in die Augen und sie versank völlig darin. Sie schauten sich nur an und Nell wusste, was er ihr sagen wollte. Sie würde zwar nie vergessen, was er ihr angetan hatte, aber sie verzieh ihm. Während sie in diesem Komatösen Zustand war, hatte er ihr erzählt, warum er es getan hatte und auch wenn sie es am Anfang nicht verstanden hatte, so verstand sie es jetzt. Sie fühlte, dass er es wirklich ernst meinen musste und sie gab ihm zu verstehen, dass sie ihm verziehen hatte. Fred strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht und Nell lächelte ihn an. Langsam beugte er sich zu ihr runter und gab ihren langen Kuss auf die Stirn. Als seine Lippen ihre Haut berührten schloss sie ihre Augen und genoss es sichtlich. Fred unterbrach den Kontakt und schaute ihr wieder in die Augen.
„Ich werde jetzt einen Arzt holen gehen.", sagte er mit leiser Stimme und Nell nickte ihn einmal kurz zu. Er stand auf und ging in Richtung Tür. Das Nächste, was sie hörte, war seine Stimme, wie er nach einem Arzt rief.


10:35 Uhr

Immer noch schlief Mulder an Scullys Krankenbett und hielt ihre Hand. Sachte legte sich eine Hand auf seine Schultern und er schreckte hoch. Schnell drehte er sich um und sah in das Gesicht von Kathy.

„Mr. Mulder, ...."

„Mulder."

„Bitte?", fragte Kathy überrascht.

„Nennen Sie mich einfach nur Mulder. Lassen Sie dieses Mister weg, sonst komme ich mir immer wie mein Vater vor."

„Okay, also, Mulder, ich muss Sie jetzt leider mitnehmen."

„Was? Nein, ich kann doch nicht gehen..."

„Mulder, ich muss aber Ihren Verband wechseln und außerdem müssen Sie nochmals untersucht werden."
„Aber...."

„Kein aber. Sie kommen jetzt mit mir. Ihr wird nichts passieren.", sagte Kathy mit ruhiger Stimme und schob Mulder aus dem Raum.


Wieder öffnete sich die Tür zu Scullys Zimmer und Maggie, Bill und Charlie betraten den Raum. Überrascht stellte Maggie fest, dass Mulder nicht mehr da war.
Alle drei gingen sie zu Dana und Maggie trat sofort wieder einen Schritt zurück. Sie sah jetzt noch viel schlimmer aus, als in der Nacht. Sie musste sich erst einmal setzen und schüttelte bedrückt den Kopf. Bill stellte sich hinter hier und legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie leicht. Er presste seine Lippen zusammen und starrte wütend und grimmig auf Dana.
„Mom, sie wird es schaffen. Sie war immer stark.... und ich schwöre Dir, ich werde ihn nicht ungeschoren davon kommen lassen. Er wird dafür büßen müssen, was er Dana all die Jahre über angetan hat."

„Bill, nicht....", versuchte Maggie ihn zu beruhigen.

„Nein, Mom. Diesmal kannst Du mich nicht zurückhalten. Wenn er auch nur noch einmal Dana zu nahe kommt ist, ist er dran. Er gehört nicht zur Familie... er wird ihr nichts mehr tun."

„Mein Gott, Bill, jetzt hör doch auf, hier so einen Schwachsinn zu labern. Er hat ihr das ganz bestimmt nicht angetan.", mischte sich nun auch Charlie ein. Er konnte sich das ewige Genörgel von seinem Bruder nicht mehr anhören.
Als er Schreie auf den Flur hörte, ging er schnell zur Tür und öffnete sie und ließ einen noch wütender werdenden Bill zurück.

Charlie lief in die Richtung aus der die Schreie kamen.

„Schnell, ich brauche einen Arzt!!! Sie ist aufgewacht!!! Schnell!!!", schrie Fred aufgeregt und rannte den Ärzten entgegen. Langsam ging Charlie auf ihn zu, immer darauf bedacht den Ärzten nicht im Weg zu sein. Fred hätte am liebsten die ganze Welt umarmt, weil er sich so freute. Aber da er das nicht konnte, nahm er sich den erst besten und das war Charlie. Er lief auf ihn zu und umarmte ihn. Charlie riss überrascht seine Augen und stand starr wie eine Salzsäure.
„Sie ist aufgewacht. Endlich!!!", erst jetzt merkte Fred, was er getan hatte. Er überlegte kurz und ließ Charlie dann abrupt los.
„Oh, hey, 'tschuldigung, das wollte ich nicht. Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist. Es...."

„Ist schon gut, ist ja nichts passiert."

„Da bin ich ja froh.... ach so, ja, ähm.... mein Name ist Fred Steel.", Fred reichte Charlie die Hand und Charlie nahm sie entgegen.
„Schön, Sie kennen zu lernen. Ich bin Charlie Scully. Meine Schw....", stellte er sich vor und wollte gerade weitererzählen, als er von Fred unterbrochen wurde.

„Scully?", fragte er und Charlie nickte.
„Dann müssen Sie der Bruder von Dana sein, der Mulder so zur Schnecke gemacht hat, oder?"

„Ähm, ....", Charlie wusste gar nicht was er sagen sollte. Ihm fehlten die Worte. Woher kannte dieser fremde Mann seine Schwester und Mulder und wieso glaubte er, dass er Mulder zu Schnecke gemacht hatte?
„Ja, ja, ich bin Danas Bruder, aber.... aber ich glaube Sie müssen mich mit meinen Bruder verwechselt haben. Ich kenne Mulder erst seit ein paar Tagen und woher kennen Sie meine Schwester?", fragte Charlie neugierig.

„Nun ja, das ist eine lange Geschichte...."

„Ich habe Zeit."

„Na schön, sollen wir uns vielleicht irgendwo hinsetzen? In die Cafeteria oder so?", Charlie nickte und beide gingen sie in die Cafeteria und holten sich einen Kaffee, was man aber eigentlich nicht als diesen bezeichnen konnte, und setzten sich an einem Tisch am Fenster.
Fred erzählte ihm davon wie er Nell gefunden hatte und wie er erpresst wurde und davon wie er Mulder in Scullys Wohnung gefunden hatte. Charlie zog eine Augenbraue nach oben und sah Fred mit großen Augen an. Fred hatte jetzt den Eindruck, dass er irgendwas Falsches erzählt hatte, aber Charlie gab ihn zu verstehen, dass er fortfahren sollte. Also berichtete er davon wie sie Nell und Scully gefunden haben und sie dort rausgeholt haben, kurz bevor alles in die Luft flog.
„Sie glauben mir nicht, oder?"

„Na ja, also, ein wenig phantastisch klingt das schon..... aber ich weiß auch so einiges was Dana mir erzählt hat, über ihre Arbeit und so und wenn ich das so aus diesem Blickwinkel betrachte, kommt es einem gar nicht mehr so abwegig vor... ich weiß es nicht.... aber ich weiß eins mit Sicherheit. Das dürfen Sie auf gar keinen Fall meinem Bruder erzählen und besonders nicht die Szene, dass Mulder in Danas Wohnung war und dort wohlmöglich noch in ihrem Bett geschlafen hat. Falls sie das tun, sind sie garantiert einen Kopf kürzer, da mein Bruder einen ungeheuren Hass auf Mulder hat. Er gibt ihm die Schuld daran, dass ihr das alles passiert ist und dass unsere andere Schwester gestorben ist.... also, erwähnen sie am besten seinen Namen und irgendwas von irgendwelchen Regierungsverschwörungen nicht in seiner Gegenwart."

„Okay.", antwortete Fred verunsichert und beide verließen dann gemeinsam die Cafeteria.


Mulder sah Kathy unglaubwürdig an. Was hatte sie ihm da gerade gesagt? Er durfte nicht zu Scully? Ihre Familie wollte nicht, dass er sie sah? Er konnte es nicht glauben. Seine Gedanken überschlugen sich. Wie konnte das passieren? Wieso durfte er Scully nicht sehen?

„Was soll das heißen, ich darf nicht zu Scully?", fuhr Mulder sie an.

„Die Familie hat ausdrücklich gesagt, dass kein Außenstehender sie sehen darf."

„Aber ich bin doch kein Außenstehender! Ich bin ihr Partner, ihr Freund... Ich will sie jetzt sofort sehen!"

„Es tut mir leid, Mulder, aber ich kann Sie nicht zu ihr lassen. Die Familie hat es ausdrücklich verboten.", versuchte sie ihn zu beruhigen.

„Nein!!! Sie können mich doch nicht einfach aussperren! Ich ... ich...", Mulder verstummte langsam. Er konnte schon ahnen wer dafür gesorgt hatte, dass er sie nicht sehen durfte. Er atmete einmal tief durch.
„Können Sie mir wenigstens sagen, wie es ihr geht, oder haben die das auch verboten?", fragte Mulder sarkastisch.

„Ihr Zustand ist unverändert und... wenn sich diese Nacht nichts verändert...dann stehen ihre Chancen sehr schlecht. Um es besser auszudrücken. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich ihr eine sehr schwache 2 geben wenn nicht sogar eine 1. Es tut mir wirklich leid. Kann ich sonst noch was für Sie tun?"

„Können Sie mich wenigstens zu ihrem Zimmer schieben? Wenn ich schon nicht rein darf, möchte ich wenigstens in ihrer Nähe sein.", Kathy nickte und schob ihn in Richtung Scullys Zimmer.
„Danke."


Frohike, Langly und Byers gingen den Krankenhausflur entlang. Sie wussten, wo sich Mulder aufhalten würde und so machten sie sich auf den Weg zu Scullys Zimmer. Überrascht blieben sie stehen, als sie sahen dass Mulder vor Scullys Zimmer saß. Wenigstens konnte er, so wie es aussah, Kathy überreden den Rollstuhl wegzulassen. Er saß auf einen der Stühle und hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben. Einen Arm auf die Stuhllehne gestützt und den anderen schlaff auf seinem Bein liegend.

Die drei verlangsamten ihren Schritt bis sie schließlich vor Mulder stehen blieben. Sie bildeten einen Halbkreis um ihn.

„Mulder?", fragte Langly vorsichtig.

„Mh?", brachte Mulder hervor, sah aber immer noch nicht zu ihnen auf.

„Mulder, wir haben was entdeckt und wir dachten, dass es Dich interessieren würde.", sagte Frohike mit gedämpfter Stimme. Mulder sah mit geröteten Augen zu ihnen auf. Dunkle Augenringe hatten sich gebildet und wiesen darauf hin, dass er mal wieder eindeutig zu wenig Schlaf bekommen hatte.
„Wir haben von Scully und Nell eine Blutprobe untersucht.", fuhr Frohike fort.
„Und wir haben etwas Merkwürdiges entdeckt. Beide Blutproben enthielten eine große Menge an Barbitursäure. Bei Scullys jedoch mehr als bei Nells und noch eine andere Substanz, die ich noch nie zuvor gesehen habe.", bevor er weiter sprach schaute er sich nochmals um, um nachzusehen, ob auch niemand in der Nähe war, der ihn hätte hören können und ging noch näher zu Mulder und die anderen beiden taten es ihm gleich.

„Und was ist das, dieses Barbi... blabla?", fragte Mulder genauso leise.

„Es ist auch bekannt als Malonylharnstoff. Es ist der chemische Grundkörper aus dem viele Schlafmittel, wie z. B. Evipan, Veronal. Phanodorm oder Luninal hergestellt werden. Aber zuviel von diesem Zeug kann abhängig machen und die Dosis, besonders in Scullys Blut war alles andere als beruhigend. Es kann sogar eventuell zum Tode führen."

„Was genau willst Du damit sagen?"

„Ich will damit sagen, dass dieser Zustand von diesem Mittel und diesem anderen Zeug herrühren könnte. Das ist nicht normal. Mulder, ich konnte vorhin, bevor wir gegangen sind ihre Werte ansehen und die sind keinesfalls normal. Jeder Mensch, der im Koma liegt, weist nicht solche Werte auf. Was ist, wenn durch das, was wir in Scullys und Nells Blut gefunden haben, diesen Zustand hervorruft?"

„Das ist ja gut und schön, Jungs, aber Nell ist wieder aufgewacht und ihr geht es ausgesprochen gut."

Die Lone Gunmen sahen sich erstaunt an. Als erster fand Byers die Sprache wieder.
„Das liegt vielleicht daran, dass es ihr erstens nicht soviel und zweitens nicht so intensiv ausgesetzt wurde. Wie... wie geht es Scully?", fragte er und alle sahen betroffen Mulder an.

„Sie ... sie .....es sieht nicht sehr gut aus.....die .... die Ärzte haben sie schon aufgegeben. Ich war gestern Nacht bei ihr.... aber jetzt wurde mir der Zutritt verweigert....Ich gehöre halt nicht zur Familie, aber durch Kathy habe ich erfahren, dass sie ihr nur noch diese Nacht geben...", Mulder sprach nicht weiter. Er versuchte seine Gedanken zu sammeln und atmete einmal tief durch. Denn das, was er jetzt sagen musste, fiel ihm nicht leicht und er bereute schon wieder Kathy so hartnäckig befragt zu haben. Jetzt machte ihn dieser Gedanke nur noch trauriger und gab ihm das Gefühl total hilflos zu sein..
„Wenn in vier Stunden immer noch nichts passiert ist, werden sie die Geräte abschalten.", Mulder schluckte schwer und versuchte den Kloß wegzubekommen, der sich in seinem Hals gebildet haben.

„Aber... aber, die können sie doch nicht so einfach aufgeben. Die müssen doch was tun.", sagte Frohike fassungslos.
„Ihre Familie..... die können sie doch nicht so einfach aufgeben. Ich verstehe das nicht."

„Frohike, ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht mit Ihnen gesprochen, aber .....ach ich weiß auch nicht. Es ist.... ich meine, wenn sie wirklich sterben sollte, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe doch nur noch sie und sie jetzt nicht mehr sehen zu können und mit der Ungewissheit sie vielleicht nie wieder zusehen.... das ist das Schlimmste was mir passieren konnte. Ich hatte noch nicht mal die Möglichkeit gehabt mich zu verabschieden.", Mulder weinte und schluchzte leise.
„Ich ... ich meine, ich ... ich kann sie doch nicht einfach so gehen lassen...."

„Mulder, noch ist nichts verloren. Du darfst sie nicht so einfach aufgeben. Du musst jetzt stark sein. Sie braucht Dich doch."

„Frohike, hast Du mir eigentlich gerade zugehört? Ich darf nicht zu ihr!", Mulder betonte jedes einzelne Wort.

„Ich weiß, aber sie weiß, dass Du sie nicht im Stich lassen wirst und immer für sie da sein wirst. Beweist das denn nicht schon alles?", entgegnete Frohike.

Mulder dachte einen kurzen Augenblick über die Worte nach.
„Aber wie kann sie es denn wissen, wenn ich es ihr nicht sagen kann?"

„Mulder, ich denke sie weiß es. Ihr beide habt jetzt schon so viel durchgemacht und da weiß sie es einfach. Ich an Deiner Stelle würde mit ihrer Familie reden. Sie können Dir nicht Deinen letzten Wunsch abschlagen, sich von ihr zu verabschieden.", Frohike verstummte und keiner sagte etwas.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Schweigen gebrochen wurde.

„Kommt, Jungs, wir sollten versuchen ein Gegenmittel zu finden. Noch haben wir sie nicht verloren.", war es Byers der das Schweigen brach. Die anderen nickten ihm zu und die Lone Gunmen verabschiedeten sich und ließen Mulder wieder allein.
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