World of X

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Communication (2)

von Destiny

Kapitel 4

Zur selben Zeit

Mulder raste die Interstate entlang ohne auf den fließenden Verkehr zu achten. Fred klammerte sich förmlich an den Sitz fest.

„Können Sie nicht ein bisschen langsamer fahren? Wenn Sie uns in den Himmel befördern, können wir ihnen auch nicht helfen."

Mulder schaute verwirrt zu ihm rüber. In seinen Augen fuhr er ganz normal. Scully hatte sich auch nie beschwert. Er zog eine Augenbraue fragend hoch und drosselte ein wenig das Tempo.

„Haben Sie sich schon überlegt, wie wir in das Gebäude kommen? Immerhin wird es von Wachen bewacht."

„Ja, habe ich. Sie haben doch eine Karte, oder?", Fred nickte einmal kurz.
„Gut, könnte ich diese bitte kurz haben?", Fred sah ihn unsicher an.
„Ich werde sie auch nicht kaputt machen. Wir brauchen sie schließlich noch. Ich möchte sie nur Freunden zeigen.", Fred sah ihn immer noch skeptisch an. Er hatte schon so ein paar merkwürdige Geschichten über Mulder gehört und er hoffte, dass seine besagten Freunde nicht genauso verrückt waren. Aber schließlich überreichte er sie Mulder widerwillig.
Mit quietschenden Reifen parkte Mulder in einer Seitenstraße zwischen zwei nicht gerade einladenden Häusern. Fred rümpfte seine Nase und sah Mulder an, doch dieser nahm keine Notiz davon, sondern löste seinen Sicherheitsgurt und stieg aus. Fred saß noch immer im Wagen und rührte sich nicht. Als Mulder ausgestiegen war beugte er sich nochmals in den Wagen.
„Wollen Sie nicht aussteigen?"

„Denken Sie, dass wir hier richtig sind? In diesen Häusern wohnt doch keiner mehr."

„Steigen Sie einfach aus und lassen Sie sich einfach überraschen. Jetzt kommen Sie, wir haben nicht alle Zeit der Welt.", in Mulders Stimme lag eine Dringlichkeit, die er nicht verbergen konnte. Nur unter Protest löste Fred seinen Sicherheitsgurt und stieg aus dem Wagen. Ein wenig angewidert sah er sich die Umgebung an. Sofort als Fred die Tür des Wagens zugeschlagen hatte, machte sich Mulder auch schon auf den Weg. Überrascht über den so plötzlichen Aufbruch folgte Fred Mulder.

„Agent Mulder, warten Sie!", Mulder blieb stehen und wartete bis Fred aufgeholt hatte und bog dann um die Ecke und öffnete eine Tür. Dann gingen sie ein paar Stufen rauf und einen längeren Gang entlang. Mulder klopfte an einer massiven Tür. Er hatte sich schon auf dem ganzen Weg darüber Gedanken gemacht, ob er Fred mitnehmen sollte. Eigentlich machte er es wirklich ungern und er wusste auch, dass seine Freunde nicht begeistert davon waren, wenn Fremde ihren Sitz wussten. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt und wenn er ihnen sein Anliegen erklären würde, dann würden sie garantiert verstehen. Da es nun mal um Scully ging, und er wusste genau, wie sehr sie sich um Scully sorgten. Wieder klopfte er an die Tür und blickte in die Kamera

„Jungs, jetzt macht endlich die Tür auf. Es ist wirklich dringend.", wie auf das Stichwort hörte er, wie die verschieden Schlösser geöffnet wurden. Frohike öffnete die Tür einen Spalt und schaute durch das Vorhängeschloss Mulder verbittert an.
„Sag mal, Mulder, musst du immer so einen Lärm machen? Es gibt noch Menschen, die wollen sich ausruhen."

„Entschuldigung, aber darf ich erst einmal reinkommen. Ihr müsst mir einen riesen Gefallen tun."

„Warte.", Frohike schloss die Tür und entsicherte das letzte Schloss. Dann öffnete er die Tür ganz und ließ Mulder herein. Als er jedoch Fred sah, warf er ihm einen missbilligenden Blick zu.

„Wo ist deine reißende Partnerin, Mulder, und wer ist das da?", fragte Frohike skeptisch und deutete auf Fred.

„Wo sind die anderen beiden?", fragte Mulder die Frage ignorierend. Und sofort kamen auch schon Langly und Byers aus dem Nebenzimmer. Beide noch ein wenig verschlafen. Langly war gerade dabei seine Brille zu richten.

„Welcher Trottel verbreitet hier so viel Lärm?", fragte Langly verärgert, doch als er Mulder sah, wusste er es sofort.
„Hätte ich mir ja denken können. Niemand anderes ist so rücksichtslos...", murmelte Langly verärgert vor sich hin.

Fred sah sich derzeit erstaunt in dem Büro der 'Einsamen Schützen' um. Wenn er ehrlich war, hatte er noch nie ein so großes Durcheinander auf einen Haufen gesehen und die ganzen Geräte die im Raum verteilt standen, ließen seine Augen nur noch größer werden.
„Wow.", war das Einzige, was er hervor brachte.

„Also, Mulder, wo ist Dana? Ist das jetzt Dein neuer Partner?", fragte Frohike, aber er hoffte, dass Mulder ihm jetzt die richtige Antwort gab.

„Nein, das ist nicht mein neuer Partner.", sagte Mulder leicht entsetzt. Frohike und die anderen stießen hörbar die Luft aus, die sie angehalten hatten.
„Das ist Fred Steel.", Fred reichte ihnen seine Hand und die drei nahmen sie abschätzend entgegen.
„Jungs, ich brauche dringend eure Hilfe."

„Das sagtest Du bereits, Mulder.", mischte sich nun auch Byers ein.
„In welchen Schwierigkeiten steckst Du denn nun schon wieder?", fragte er und die anderen fingen an zu lachen. Nur Mulder war nicht nach Lachen zumute.

Er holte von Fred die Karte aus seiner Jackentasche und zeigte sie den Dreien.
„Könnt ihr mir so eine besorgen?"
Frohike nahm ihm die Karte aus der Hand und betrachtete sie sich genauer. Langly und Byers gesellten sich ebenfalls zu ihm, um die Karte ebenfalls in genaueren Augenschein zu nehmen.
„Woher hast du die?", fragte ihn Langly. Mulder deutete auf Fred und nun wandten sich die drei Fred zu.

„Gut, Jungs, ich brauche so eine Karte."

„Mulder, das wird nicht so einfach sein. Das ist eine Karte der Ebene 5 und das wird ein wenig Zeit benötigen."

„Ich habe aber keine Zeit!", sagte Mulder frustriert und lief nervös in dem Büro auf und ab. Langsam begann die Lone Gunmen zu verstehen. Scully war nicht hier, Mulder benötigte eine Karte, welche den Zugang zu Ebene 5 sicherte und Mulder machte dasselbe Gesicht, wie er schon vor vier Jahren gemacht hatte, als Scully damals verschwunden war.

„Es ist irgendwas mit Dana, richtig?", fragte Frohike besorgt und aufgebracht zugleich. Mulder schaffte nicht irgendwas zu sagen. Er senkte seinen Blick und nickte nur. Mulder hörte auf Herumzulaufen und setzte sich auf einen Stuhl. Seine Arme stützte er auf seinen Knien ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Mein Gott, Mulder, was ist passiert?", Mulder begann mit seiner Erzählung. Er ließ nichts aus. Er berichtete Ihnen davon, dass er und Scully darum gekämpft haben die X-Akten wieder zu bekommen, von seinem Besuch in der Pathologie. Er überlegte kurz, ob er ihnen auch die Sache mit Diana berichten sollte, doch dann dachte er sich, wenn er schon einmal dabei ist, kann er auch gleich alles erzählen. Also, begann er auch die kleine Odyssee mit Diana zu erzählen und auch davon, dass sie gestern noch bei ihm war und was sie ihm berichtet hatte. Ihre kleine Lüge, dass Mulder sich aus dieser ganzen Angelegenheit heraus halten sollte... Als er den Namen Diana erwähnte, hörte man sofort ein verächtliches Gemurmel und auch Fred schien dieser Name nicht fremd zu sein. Er fuhr fort damit, dass er Scullys Wohnung verwüstet vorgefunden hatte und was er bisher alles versucht hatte sie wiederzufinden. Und schließlich noch das Treffen mit Fred, der meinte, er wüsste wo Scully und Nell wären.
„Warte mal, Nell Johnson hast Du gesagt?", unterbrach ihn Byers und Fred und Mulder nickten gleichzeitig.
„Ich habe da was gefunden. Eine gewisse Nell Johnson konnte vor nur wenigen Tagen aus einem Versuchslabor entkommen. Wir wissen nicht genau, was dort getestet wird, aber den Informationen zufolge handelt es sich um Purity Control. Die haben jetzt angeblich ein neues Gegenmittel gefunden und wollen es testen. Und da Nell ja fliehen konnte, musste man sich ein neues Opfer suchen. Wenn das wirklich stimmt, was Dir Fred erzählt hat, dann sind Scully und Nell in großer Gefahr."

„Nell hatte auch einen gewissen Dr. Newall erwähnt.", meldete sich nun Fred zu Wort.
„Sie meinte, er hätte ihr versucht zu helfen, wurde aber von einem Mann erschossen."

„Also, alle Ärzte kamen bei der Explosion ums Leben, bis auf einen...", Byers kramte in seinen Unterlagen herum. Schließlich zog er ein Blatt Papier heraus.
„Hier habe ich es. Ein gewisser Dr. Jannings.", wieder meldete sich Fred zu Wort.

„Den hat Nell auch erwähnt, vielleicht können wir uns ja an den wenden."

„Nein, das wäre keine gute Idee. Sie würden nicht viel aus ihm heraus bekommen. Er ist tot. Er wurde ebenfalls erschossen. Er hatte einen neuen Job gefunden und wurde dort von einer unbekannten Person umgebracht.", sagte nun Langly.

„Ähm.... ich weiß nicht, ob das von sehr großer Bedeutung ist, aber ich habe einmal mitbekommen, wie jemand was von einer Diskette erzählt hatte. Ich glaube, dieser Dr. Jannings hatte sie. Ich habe nur einmal mit ihm gesprochen und da habe ich gehört, wie er gesagt hatte, dass er sie wie sein Augapfel hüten würde.", meldete sich Fred wieder zu Wort. Die andere schauten ihn erstaunt an.

„Wissen Sie, was auf der Diskette war?", fragte Frohike aufgeregt.

„Nicht direkt, aber ich denke, irgendwelche medizinischen Daten. So habe ich es verstanden. Glauben Sie, dass hat was mit den Versuchen zu tun?"

Die vier sahen sich an und nickten alle einstimmig.
„Möglich.", sagte Mulder.
„Es wäre denkbar."

„Nicht nur möglich, Mulder, es ist sogar höchstwahrscheinlich. Denk doch mal nach. Dr. Jannings hatte die Diskette, auf welcher eventuell die Formel für das Gegenmittel ist, er wird von einer unbekannten Person getötet, wobei ich wetten möchte, dass dieser Auftrag von unserem wandelnden Krebsgeschwür höchst persönlich stammt.", sagte Langly grimmig.
„Jetzt ist niemand mehr da, der ihnen im Weg ist und sie wissen, dass die Diskette wieder in guten Händen ist. Wenn dieser Befehl wirklich vom Krebskandidaten stammt, dann dürfte Krycek derjenige sein, der es ausgeführt hat und es würde mich auch nicht wundern, wenn er dafür verantwortlich wäre, dass dieses Labor explodiert ist. Das passt alles zusammen. Und Nell war unauffindbar, also, hat man sich um eine neue Testperson gekümmert. Wer wäre da nicht die beste Kandidatin, als Scully? So haben die zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie haben ein neues Opfer und sie verhindern, dass Du ihnen ihre Pläne durchquerst..."

„Daran habe ich auch schon gedacht... und gerade das ist auch ein Grund, wieso ich sie so schnell wie möglich wieder finden muss.", unterbrach Mulder Langly

„Mulder, kannst Du Dich noch an die Antarktis erinnern?", fragte ihn nun Frohike.

„Ja.", ein wenig überrascht über den so plötzlichen Themenwechsel schaute er Frohike an.

„Ich habe aus einer Quelle erfahren - bin mir aber nicht hundertprozentig sicher, ob das stimmt, gehe aber davon aus - dass jetzt ein neues Projekt gestartet wurde. Nachdem das in der Anarktis schief gegangen ist und das Raumschiff verschwunden ist, hat man aus dem Embryo, welches man gelagert hatte, eine neue Versuchsreihe gestartet."

„Das hätte ich mir schon denken könne, Frohike, die werden nicht so einfach aufgeben."

„Ja, aber dieses mal handelt es sich nicht um den exakt selben Virus. Es handelt sich um einen genetisch manipulierten. Was ich damit sagen will ist, wenn Scully bereits damit infiziert sein sollte, gibt es kaum noch eine Chance sie zu retten. Diesmal hast Du kein Gegenmittel, was Dir helfen könnte, sie zu retten."

„Halt den Mund, Frohike!", fuhr Mulder ihn an und bereute es sofort auch wieder.
„Entschuldige, aber das ist alles zu viel. Glaubst Du daran habe ich nicht gedacht? Es ist nur, ich muss sie wiederfinden. Was soll ich denn ohne sie machen? Ich habe doch dann niemanden mehr, der meinen Hintern vor Schwierigkeiten bewahrt und noch ist ihr nichts passiert. Ich weiß es, ich fühle es."

„Mulder, ...", setzte Frohike an.

„Nein, Frohike, ich werde sie finden und zwar lebend und gesund. Ich brauche diese Karte, um sie daraus zu holen. Das ist im Moment meine einzige Chance. Ich denke da nicht nur an mich. Hast Du schon mal an ihre Familie gedacht? Ich habe ihnen gesagt, dass ihre Tochter wieder verschwunden ist. Weißt Du wie sie reagiert haben? Ihr Bruder hat mich zur Schnecke gemacht und mal wieder ausgedrückt, was für ein Verlierer und schlechter Umgang ich doch sei. Außerdem hat er mich indirekt wieder einen armseligen Schweinehund genannt. Ihre Mutter ist fast zusammengeklappt und ihre ganze Familie ist da, um mit ihrer vermissten Tochter morgen ihren Geburtstag zu feiern."

„Mulder, so habe ich das doch gar nicht gemeint und das weißt Du auch. Ich will auch, dass Du Dana da heil herausholst, aber wenn Du da jetzt Kopfüber hineinstürmst, wird ihr das auch nicht helfen. Du brauchst einen Plan. Du hast gesagt, dass die jetzt ein neues Labor haben, richtig?", Mulder nickte kurz. Er wusste das Frohike Recht hatte, aber am liebsten wäre er jetzt dahin gefahren und hätte sie da einfach nur heraus geholt.
„Wo genau liegt es?"

„Es liegt ungefähr 150 km östlich von Washington. In der Nähe eines Waldes. Genaueres weiß ich auch nicht so genau. Man kommt nicht sofort dorthin, sondern man muss verschiedene Schleichwege fahren.", antwortete Fred an Mulders Stelle. So aufgelöst hatte er Mulder bisher noch nicht gesehen. Das ihm das Verschwinden seiner Partnerin so an die Nieren ging, hätte er nicht gedacht, aber im selben Augenblick wurde er an Nell erinnert und an das, was er ihr angetan hatte.

Frohikes Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„....und ich weiß auch schon wie Du da rein kommst. Wir werden über Funk in Kontakt stehen. Langly, Byers und ich werden in der Nähe warten mit der nötigen Versorgung. Okay, also, so sieht mein Plan aus...", alle scharrten sich um Frohike, der ihnen ausführlich seinen Plan erläuterte. Skeptisch blickten sich Byers und Langly an und auch Mulder und Fred sahen nicht gerade glücklich aus.

„Sag mal. Frohike, was Blöderes ist Dir nicht eingefallen, oder?", sagte Langly.

Verärgert antwortete Frohike.
„Dann schlag doch was besseres vor, Du Freak."

„Hey, komm mir ja nicht so, Zwerg.", Langly baute sich vor Frohike auf, welcher drohend seine Faust hob. Byers verdrehte die Augen und ging dazwischen.

„Könntet ihr Beiden dass vielleicht auf später verschieben? Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für eure Kinderspielchen."

„Das sind keine Kinderspielchen!", protestierten Langly und Frohike wie aus einem Munde.

„Nein, und was sind das dann? Wenn Ihr euch hier weiter so aufführt, wird das Scully und Nell auch nicht helfen, also, hört jetzt auf damit."

Widerwillige trennten sich die beiden voneinander und Byers griff Frohikes Plan nochmals auf.
„Also, ich finde, dass Dein Plan, Frohike, nicht gerade der Originellste ist, a.....", Frohike wollte gerade was sagen, als Byers seine Hand hob, um ihn zu zeigen, dass er noch nicht fertig war.
„ ...., aber ich denke, dass ist die einzige reelle Chance die wir haben, um dort hineinzukommen.", Frohike gab ein „Da hast Du's," von sich, und hob triumphierend seine Hand.
„Na dann lasst uns jetzt alles vorbereiten.", unterbrach Byers Frohikes ` Freudentanz ´.


Irgendwo

Nell hatte das Gespräch zwischen Scully und Fowley zum Teil mit verfolgt. Alles konnte sie nicht verstehen, aber doch soviel, dass sie sich jetzt hundertprozentig sicher sein konnte, dass Mulder die Person war, die Dr. Newall meinte. Aber wieso seine Partnerin ebenfalls hier war konnte sie nicht ganz verstehen. Aber sie war davon überzeugt, dass er kommen würde und sie hier raus holen würde. Vielleicht könnte er ihr dann auch helfen?
Egal was als nächstes passieren würde, sie musste zusehen, dass sie irgendwie mit Scully sprechen konnte. Nur wie sollte sie das machen? Als erstes einmal musste sie von diesen Fesseln loskommen. Das war für sie zunächst das nächste Ziel und dann würde sie weiter sehen. Mit ihren Händen versuchte sie an das Band zukommen, welches um ihr Handgelenk geschnallt war. Eine kleine Schnalle hing lose an den Fesseln und auf diese hatte Nell es abgesehen. Verzweifelt versuchte sie es zu fassen, doch es war zu kurz. Sie streifte sie nur mit ihren Fingerspitzen. Durch ständiges hin und her ziehen versuchte sie zu erreichen, dass sich das Band löste und ein wenig verschob, so dass sie die überstehende Schnalle fassen konnte. Doch es rutschte nicht ihr Handgelenk nach unten, sondern nach oben. Frustriert ließ sie den Arm fallen und atmete einmal kurz durch.
Schnell schaute sie auf den Gang, aber niemand war zu sehen. Sie startete einen neuen Versuch an der anderen Hand, doch auch hier klappte es nicht so wie sie es sich vorgestellt hatte. Nell schaffte es einmal kurz die Schnalle festzuhalten, aber sie war zu kurz und so verlor sie sie auch wieder. Langsam fragte sie sich, ob nicht einmal was so laufen konnte, wie sie es sich vorgestellt hatte. Am liebsten hätte sie alles hingeschmissen. Sollten die doch machen, was sie wollen. Was kann sie alleine schon daran ändern? Sie drehte ihren Kopf in Richtung Scully. Der Vorhang war nicht ganz zu gezogen und so konnte sie ihr Gesicht sehen. Leere, traurige und gerötete Augen starrten sie an.

Erst erschrak sie bei diesen Anblick, doch sie musste nicht besser aussehen. Aber sie konnte in Scullys Augen noch etwas anderes sehen, außer die Leere und der Trauer. Ihr schien es so, als ob dort noch ein kleiner Hoffnungsschimmer glimmte. Ganz klein, aber doch präsent. Und dieser klitzekleine Schimmer von Hoffnung machte ihr wieder Mut und sie entschied sich erneut dazu nicht Kampflos aufzugeben.
Sie wandte ihren Blick von Scully ab und überlegte wie sie von den Fesseln loskommen könnte.
Immer wieder schaute sie zu dem Gang und auch zu Scully. Ihr kam ein Gedanke. Sie rutschte langsam mit ihrem ganzen Körper nach unten, soweit es ging. Das bisschen an Bewegungsfreiheit, die sie besaß nutzte sie vollkommen aus. Ihren rechten Arm führte sie zu ihren Mund und versuchte die Schnalle mit ihren Zähnen festzuhalten. Erst misslang es ihr, doch nach mehreren Versuchen schaffte sie es die Schnalle fest mit ihren Zähnen zu halten. Sie zog mehrmals fest daran und ihr gelang es die Schnalle ein wenig zu lockern.
Ein wunderbares Gefühl von Erfolg breitete sich in ihr aus. Jetzt wusste sie, wie sie es anstellen musste.... das einzige Hindernis, welches ihr jetzt noch im Weg war, waren die Ärzte. Nell wusste, dass sie extrem vorsichtig sein musste. Einen flüchtigen Blick auf den Gang verriet ihr, dass sie noch niemand gesehen hatte, doch sie wollte ihr Glück nicht über strapazieren.
Mit der anderen Hand durchfuhr sie dasselbe Szenario. Sie löste die Schnallen jedoch nicht ganz. ... das Risiko war ihr zu groß. Mit den nun gelockerten Fesseln legte sie sich wieder so hin, als ob nichts geschehen war. Und just in diesem Moment kam ein Arzt vorbei und schaute nach dem Rechten. Nells Atem ging schnell und flach. Ihre Augen waren geschlossen. Er hatte doch wohl nichts gemerkt? Sie schluckte einmal schwer und hoffte, dass ihre Aktion unbemerkt blieb. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Die Schritte blieben vor ihrem Bett stehen. Jetzt wagte Nell nicht mehr zu atmen. Automatisch presste sie sich tiefer ins Bett. All ihre Sinne waren geschärft. Sie hatte das Gefühl, dass sie jedes noch so kleine Geräusche wahrnehmen konnte. Sie konnte deutlich das Kratzen des Kugelschreibers auf dem Papier hören und auch dem Atem der Person vor ihrem Bett. Die Zeit verging ätzend langsam und ein Gefühl der Angst und Nervosität nagte an ihr. Lange würde sie das nicht mehr aushalten, da war sie sich sicher. Und dann hörte sie das, was sie aus ihrer Starre auftauen ließ. Die Person begann sich wieder in Bewegung zu setzen. Die Schritte halten durch den Raum und Nell atmete tief aus...
Das war ein Schock fürs Leben und wenn Nell nicht ihren Herzschlag gehört hätte, hätte sie das Gefühl gehabt, auf der Stelle gestorben zu sein.

*Immer mit der Ruhe... Niemand hat was bemerkt....Tief ein und aus atmen.....alles wird gut....du schaffst das... jetzt nur nicht nervös werden.... Ha, leichter gesagt als getan. Liege hier mal halb gefesselt an einem Bett mit dem Gedanken zu fliehen..... das klappt nie....jeden Moment kommt gleich jemand um die Ecke und zieht meine Fesseln wieder stramm....Nein, Nell, immer positiv denken.... du wirst jetzt das, was du angefangen hast auch zu Ende machen... du wirst jetzt nicht aufgeben, nicht, wo du jetzt so kurz davor bist..... Du bist hier fast raus.... jetzt bindest du nur noch deine Füße los.... stehst auf..... gehst zu der Person neben dir, weckst sie auf - wenn sie nicht schon längst wach ist - bindest sie los und wir marschieren dann hier raus.... ist doch ganz einfach..... 'kay, Nell, atme tief durch und konzentriere dich....das wird klappen.....*

Nell machte genau das, was sie sich selbst geraten hatte. Als erstes schloss sie ganz fest ihre Augen und atmete tief ein und aus. Drei Atemzüge, vier Atemzüge, so, als ob sie nie wieder frischen Sauerstoff bekommen würde. Sie inhalierte die Luft förmlich ein. Sie zog sie in sich auf.
Mit einem Ruck öffnete sie ihre Augen und starrte an die Decke. Sie waren weit aufgerissen und in ihnen spiegelte sich die Angst und die Ungewissheit wieder. Ganz langsam und vorsichtig zog sie ihre Beine an und rutschte entgegengesetzt mit ihrem Oberkörper so weit nach unten, dass sie mit ihren Fingern die Fußfesseln greifen konnte. Sie war heil froh, dass über ihr eine Decke lag, so hatte sie das Gefühl nicht ganz nackt und offensichtlich zu sein. Es gewahr ihr Schutz, zwar nicht viel, aber schon der Gedanke daran beruhigte sie. Hektisch spielten ihre Fingern mit dem Verschluss. Das musste doch klappen. Wenn nicht, war die ganze Mühe umsonst gewesen. Ihr Augen waren starr auf den Gang gerichtet. Sie musste vorsichtig sein.
Sie zerrte an den Fesseln. Teilweise schnitten sie ihr in das Fleisch, aber Nell spürte die Schmerzen nicht und wenn doch, dann beachtete sie sie gar nicht. Die waren ihr im Moment egal. Sie würde jetzt die schlimmsten Schmerzen der Welt auf sich nehmen, wenn sie doch nur die verdammten Fesseln endlich losbekommen würde und hier raus käme.....
Sie hörte das ständige Surren der Schnallen und dieses Geräusch machte sie verrückt. Wieso lösten sich diese Schnallen nicht? Schweißperlen liefen ihr in die Augen. Sie brannten höllisch, doch Nell wagte es nicht die Fesseln auch nur eine Sekunde loszulassen. Sie versuchte sie weg zublinzeln und zum Teil gelang ihr das auch.
Nell hielt kurz inne, um nochmals richtig Luft zu bekommen. Sie traute sich nicht zu atmen. Was wenn jemand sie bemerkte? War es das wirklich wert? Würde sie es wirklich schaffen? Wenn sie jetzt aufgab, dann müsste sie wieder die Schmerzen über sich ergehen lassen... und sie hätte ihr Versprechen gebrochen....Also, wirklich aufgeben?

*Denk nicht mal im Traum dran.*, ermahnte sie sich selbst.

Sie nahm sich vor es ein letztes Mal zu machen und wenn es dann nicht klappte, würde sie es später nochmals versuchen, aber so ganz aufgeben wollte sie noch nicht. Sie wusste nicht, ob es irgendwo jemanden gab, der es vielleicht doch gut noch mit ihr meinte, aber der letzte Ruck war der entscheidende Ruck. Nell spürte, wie sich die Fesseln lockerten und am liebsten hätte sie aufgeschrien. Schnell zog sie den Fuß aus der Schlinge und rollte sich noch mehr zusammen, so dass sie leichter an den anderen Fuß drankommen konnte. Die letzte Schnalle war leicht geöffnet und auch den anderen Fuß konnte sie endlich befreien. Sie glaubte es nicht. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie lag jetzt ungefesselt auf dem Bett. Es war wie in einem Traum.






Zur selben Zeit

„Schneller. Frohike! Fahr doch schneller!!! Man, tritt aufs Gas.... Wir hätten schon längst da sein können!!!", rief Mulder ungeduldig vom hinteren Platz. Frohike saß am Steuer und Byers neben ihm. Langly, bereitete derweil die gesamte Ausrüstung vor.

„Mein, Gott!!! Kann jemand den mal ruhig stellen??? Mulder, ich sage es Dir auch gerne noch zum Tausendsten Mal. Ich kann nicht schneller!!!! Oder willst Du, dass wir gleich in der nächsten Böschung liegen?"

„Nein, aber ...."

„Dann halt jetzt Deinen Mund.", sagte Frohike leicht verärgert. Er konnte ja verstehen, dass Mulder Scully wiederhaben wollte. Er hatte sie auch gerne, aber was wird ihr das nützen, wenn sie verletzt in der nächsten Graben lagen?
„Außerdem muss Dich Langly noch verkabeln. Bevor das nicht gemacht wurde, gehst Du mir hier nicht raus, verstanden?"

„Ja.", brummte Mulder. Er mochte es nicht, wenn man ihm sagte, was er machen sollte. Bisher hatte er es sich so was immer nur von Scully sagen lassen... und auch dann hatte er meistens das gemacht, was er wollte...

„Okay, Mulder, zieh Dein Hemd aus.", meldete sich nun Langly zu Wort. Mulder machte wie ihm gesagt wurde und stand nur noch mit einem Unterhemd vor Langly. Er befestigte ein kleines Mikrofon am Unterhemd und klebte über die Kabel mehrere Klebestreifen. Dann holte er noch ein kleines metallisches Objekt aus einer Petrischale.

„Was ist das?", fragte Mulder.

„Das ist die neuste Erfindung..... Man könnte ihn einen Mikrokopfhörer nennen. Du wirst ihn nicht einmal spüren, aber so können wir Dir einfacher Anweisungen geben. Der Sound ist sogar noch besser, als bei den Teilen, die ihr beim FBI habt.... warte, ich werde es Dir jetzt einsetzen. Es dürfte gleich ein wenig weh tun...", Langly nahm eine Pinzette und holte vorsichtig den Minikopfhörer aus der Schale. Langsam fuhr er damit zu Mulders Ohr und setzte ihn ein.

„Au!!! Pass doch auf.", Mulder verzog schmerzhaft das Gesicht, doch so plötzlich dieser gekommen war verschwand er auch schon wieder.

„'Tschuldigung.... gut, dann lass uns jetzt einen Test machen." Langly ging zu seinen ganzen Geräten und setzte sich einen Kopfhörer auf, ebenfalls mit Mikrophon.
„Test, Test, kannst Du mich hören, Mulder?" sprach Langly leise.
„Klar und deutlich.", Mulder wiederholte seinerseits den Test, um zu sehen, ob sein Mikrophon ebenfalls funktionierte.
Nun wurde auch Fred noch verkabelt und schließlich saßen beide fertig auf den Rücksicht. Frohike fuhr den Waldweg entlang und endlich konnte man das Labor sehen. Fred drehte automatisch seinen Blick weg. Er begann zu zittern und schüttelte immer mehr mit seinem Kopf.

„Ich... ich kann das nicht.... ich kann da nicht reingehen....", stammelte er vor sich hin.

„Wie bitte?", sah in Mulder fassungslos an. „Was soll das heißen, Sie können da nicht reingehen?"

„Ich... ich weiß nicht... ich kann das nicht...."

Langsam war Mulders Geduld am Ende. Erst die Nervenzerreibende Fahrt hier hin und jetzt noch jemand der kalte Füße bekam....
"Hören Sie, wir beide, Sie und ich, werden da gleich reingehen und Scully und Nell rausholen, haben Sie mich verstanden?", schrie Mulder ihn an. Seine Nerven lagen blank. Das konnte doch echt nicht wahr sein.
„Ich fragte Sie, ob Sie mich verstanden haben?"

Fred stand eindeutig unter Schock. Er gab Mulder kein Signal, dass er ihn verstanden hatte. Mulder fasste ihn an den Schultern und begann ihn zu schütteln.

„Mulder, lass ihn los. So wirst Du nie was erreichen. Er steht unter Schock!", mischte sich Langly ein. Mulder ließ von ihn ab und vergrub sein Gesicht verzweifelt in seinen Händen. Er war fertig. Er hatte die vergangenen Tage nicht viel geschlafen und er konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren.
Er versuchte sich zu beruhigen und schloss seine Augen. Er dachte an Scully und sah ihr Gesicht vor seinen inneren Augen. Er hörte, wie er sagte:
*Ich werde Sie nie wieder im Stich lassen.*
Das wird er ganz bestimmt nicht! Mulder öffnete die Tür und stieg aus.

„Mulder, was machst Du denn da?", fragte Frohike überrascht.

„Ich werde da jetzt hingehen und Scully rausholen. Wenn er nicht mit will, kann ich nichts dafür, aber ich werde nicht zusehen, wie ihr weh getan wird.", Mulder drehte ihnen den Rücken zu und ging in Richtung Labor.

„Warten Sie! Ich komme mit", rief Fred ihm hinterher. Mulder blieb stehen und wartete darauf bis Fred bei ihm war und setze sich dann wieder in Bewegung.

„Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, was mit mir los war, aber als ich das Labor gesehen habe, kam alles wieder hoch und ich hatte oder besser gesagt habe eine scheiß Angst."

„Geht doch jedem mal so, ich habe auch Angst. Angst, dass ich sie nicht mehr lebend wiederfinden werde."

Fred sagte nichts, sondern ging mit Mulder schweigend zu dem Labor.


Im Labor

Sollte sie es wirklich machen? Es war nur eine kleine Bewegung. Aber diese kleine Bewegung würde alles entscheiden. Schnell warf sie noch einen Blick auf den Gang und ihr Entschluss stand fest. Jetzt oder nie. Sie löste endgültig die Handfesseln und warf die Decke zur Seite. Sie schwenkte ihre Beine aus dem Bett und ein kalter Lufthauch erfasste sie. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper. Vorsichtig entfernte sie die Kanüle aus ihrer Hand. Angespannt schob sie sich langsam vom Bett und sie hätte fast vor Überraschung aufgeschrien als ihre nackten Füße den kalten Boden berührten. Sofort breitete sich eine Gänsehaut auf ihren Körper aus.
Vorsichtig setzte sie sich schließlich auf, stellte ihre Füße auf den Boden und musste erst einmal nach Luft schnappen. Sie hätte nicht gedacht, dass das so eine eisige Kälte war.
Mit noch sehr wackeligen Beinen versuchte sie zu Scully Bett zu gehen. Nell klammerte sich an ihrem Bett fest, bis sie der Meinung war es zu schaffen. Schließlich ließ sie los und tanzte mehr zu Scullys Bett, als das sie ging.
Nell konnte sich gerade noch an Scullys Bettkante festhalten, bevor sie auf den Boden fiel. Mit Mühe unterdrückte sie einen Aufschrei und bloß ein Stöhnen entwich ihr.

„Mist...", zischte sie und rieb sich das Knie. Scully öffnete von dem Aufprall erschrocken ihre Augen. Bevor sie doch etwas sagen konnte, hielt Nell ihr den Mund zu und führte ihren anderen Zeigefinger zu ihren Mund.

„Sssh...nichts sagen....", Scully starrte sie mit angsterfüllten Augen an und nickte vorsichtig.
„Ich werde Ihnen nichts tun...", flüsterte Nell, so leise wie es ging.
„Ich werde jetzt Ihre Schnallen lösen... und dann werden wir hier raus gehen.", Scully sah sie verwirrt und völlig perplex an. Sie verstand nicht, was die Frau von ihr wollte, aber sie ließ sie gewähren. Und auch ohne auf eine Zustimmung von ihr zu warten, machte sich Nell an den Fesseln von Scully zu schaffen. Schnell hatte sie die Handfesseln gelöst und Scully zog dankbar ihr Hände aus ihnen raus und rieb sich die Handgelenke. Genauso schnell waren die Fußfesseln geöffnet.
„Okay, wir werden nicht viel Zeit haben, die werden wahrscheinlich bald bemerken, dass ich nicht mehr in meinen Bett bin... aber ich habe gehofft, dass Sie mir helfen können."

Scully war immer noch sprachlos und wusste nicht, was diese Frau von ihr wollte. Sie kannte sie doch überhaupt nicht.
„Ich? Wie soll ich Ihnen helfen? Ich kenne Sie doch überhaupt nicht...."

„Kommen Sie, wir müssen zu sehen, dass wir hier verschwinden. Ich habe keine Lust, das alles ein weiteres mal durchzumachen.", sie streckte Scully ihre Hand entgegen und Scully sah sie zögernd an. Nell nickte kurz und schaute sich weiterhin hektisch um. Scully ergriff ihre Hand, weil sie ehrlich gesagt nicht gewusst hatte, was sie sonst hätte tun sollen. Sie hatte keine Ahnung, was hier los war, aber diese Frau schien die Absicht zu verfolgen abzuhauen und unter normalen Umständen hätte Scully protestiert, aber dies hier waren keine normalen Umstände. Nell zog Scully aus dem Bett, nachdem auch diese ihre Kanüle entfernt hatte. Sie schien mit etwas zu viel Schwung gezogen zu haben, denn Scully war so überrascht, dass sie nach vorne flog. Aber sie schaffte es ihr Gleichgewicht zu halten und klammerte sich an Nells Arm. Nell wollte sie noch weiter stützen doch Scully schüttelte ihren Kopf und lies Nells Arm los. Sie konnte das alleine....


Mulder und Fred gingen auf das große Eisentor zu. Beide sahen sich nochmals an und Fred nickte Mulder zu. Er war bereit. Jetzt würde er keine kalten Füße bekommen.
Mulder drückte auf den Knopf und sofort erklang ein Knacken in der Anlage.
„Name und Passnummer."

Mulder schluckte einmal und beugte sich dann näher zu der Sprechanlage runter.
„Dr. Stevens. 55523021964.". dann beugte sich Fred zu der Anlage runter und sagte seinen Namen.

„Fred Steel. 02711421013." Er richtete sich wieder auf und versuchte so gelassen wie möglichen zu wirken. Lange meldete sich niemand und alles war ruhig und Mulder dachte schon, dass sie aufgeflogen wären aber Fred flüsterte ihm zu, dass es immer etwas dauern würde. Mulder lächelte einmal kurz und starrte dann gespannt auf das Tor und schon setze es sich in Bewegung.
Beide gingen durch das nun geöffnete Tor.

„Okay, gleich kommt noch eine Passkontrolle. Dort müssen wir unsere Karten in einen Automaten schieben. Ab da an, wird sehr streng bewacht. Überall befinden sich Wachen...", flüsterte Fred Mulder zu und Mulder nickte. Kaum hatte Fred ausgesprochen waren sie auch schon angekommen. In einem kleinen Haus saß ein Mann und begutachtete sie kritisch. Mit leicht zitterten Händen führte Mulder seine Karte zu dem Automaten und schob sie hinein. Ein kleines Lämpchen leuchtete rot und für Mulder war es eine Ewigkeit bis sie auf grün umsprang. Er sandte ein riesengroßes Dankeschön zum Himmel. Bisher verlief alles nach Plan, aber das Schlimmste war noch nicht überstanden.
Auch bei Fred verlief alles ohne Probleme. Sie bekamen zwei Ausweise und befestigten sie sich an ihren Mänteln. Beide atmeten einmal tief durch und dachten das gleiche.

*Auf in die Hölle..... jetzt gibt es kein zurück mehr....*

Mulder zuckte einmal kurz zusammen, als er Langlys Stimme in seinem Ohr hörte.

„Mulder? Wir haben uns mal den Plan von diesem Gebäude angesehen. Es wäre am besten wenn ihr durch den Eingang am Westflügel gehen würdet. Dort gelangt ihr dann in so eine Art Abstellraum."

„Okay.", Mulder gab Fred ein Zeichen, dass er ihm folgen sollte. Mit schnellen Schritten gingen sie zum Westflüge. Aber anstatt einer Tür fanden sie mindestens zehn Türen.
„Welche, Langly? Hier sind mindestens 10 unterschiedliche Türen.", flüsterte Mulder.

„Versuch die dritte von links.", meldete sich Frohike zu Wort. Mulder und Fred gingen zu der besagten Tür und rüttelten am Griff.

„Abgeschlossen.", sagte Fred.

„Hör zu, Mulder, Du kannst diese Tür nicht einfach so öffnen. Sie sind alle mit einem komplizierten Sicherheitssystem verbunden."

„Dann seht zu, dass ihr es abschaltetet."

„Wir arbeiten dran."

„Beeilt euch.", Mulder rüttelte wieder an der Tür und trommelte nervös mit seinen Fingern auf das Metall.

„So, ihr müsst jetzt die Tür loslassen, sonst bekommt ihr einen Stromschlag.", Mulder und Fred gingen automatisch ein paar Schritte nach hinten und man hörte ein Zischen und einzelne Funken konnte man sprühen sehen.

„Wow.", war das einzige was Fred hervorbrachte. Mulder hatte sich als erster wieder gefangen und zog Fred mit sich. Diesmal ließ sich die Tür öffnen und er und Fred betraten, wie gesagt, eine Abstellkammer. Mulder dankte den Lone Gunmen einmal mehr für ihre Fähigkeiten.
Es war dunkel und Mulder kramte seine kleine Taschenlampe hervor, die er immer bei sich trug. Schnell knipste er sie an und schaute sich um.

„Okay, Jungs, wir sind jetzt drin. Wohin jetzt?", Mulder schaute sich suchend um. Er konnte keine Tür sehen.

„Schau mal an die linke Wand. Was steht da?"

Mulder drehte sich in die Richtung und beleuchtete die Wand mit seiner Taschenlampe.
„Also, ich sehe nur Regale. Aber auf der rechten Seite ist eine leere Stelle."

„Das müsste es sein. Okay, Mulder jetzt hör gut zu. Um diese Tür zu öffnen, brauchst du einen bestimmten Zahlencode..."

„Ähm...... Langly, ich will Dich ja nicht unterbrechen, aber ich sehe keinen Türgriff."

„Ich weiß, Mulder. Ich war ja auch noch nicht fertig. Wenn Du den korrekten Code eingeben hast entsichert sie sich von alleine, dann musst Du nur noch dagegen drücken."

„Ich dachte, ihr hättet gerade das Sicherungssystem lahmgelegt...."

„Das war auch nur für die äußeren Türen. Im Gebäude selbst befindet sich noch ein Separates und noch viel komplizierteres."

Mulder nickte mehrmals und erst nach einer gewissen Zeit merkte er, dass die Lone Gunmen ihn ja gar nicht sehen konnten.
„Gut, gut, und wie lautet der Code?"

„Tja, das ist das Problem..."

„Was soll das heißen? Ihr wisst den Code nicht? Was sollen wir denn jetzt machen?", Mulder konnte es nicht fassen. Jetzt waren sie schon mal so weit gekommen und dann dass. Er hatte schon geahnt, dass nicht alles nach Plan laufen würde. War das je mal der Fall? Liefe einmal etwas so, wie er es wollte? Er konnten nicht warten. Schnell kramte er in seiner Jackentasche herum. Fred sah ihn verwundert an, doch Mulder ließ sich nicht davon beirren.
Schließlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte und zog sein Taschenmesser aus der Tasche und machte sich an dem Sicherungsapperat zu schaffen.

„Hey, was machen Sie da?", fragte Fred überrascht.
„Sie können doch nicht einfach..."

„Doch ich kann. Keine Sorge, ich habe das schon öfters gemacht...", Mulder wusste, dass das eine Lüge war, aber wenn Fred aufhörte hinter ihm herumzuzappeln, würde er sich auch beruhigen. Mulder schraubte die Verkleidung von dem Kasten ab und entfernte sie. Jetzt hatte er ein Meer von bunten Kabeln vor sich. Er wusste nicht, was passieren würde, wenn er sie einfach durchtrennte, aber es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Er nahm die Kabel in die Hand und legte die Klinge an.

*Was kann schon Großartiges passieren? Wenn ich Pech habe, fliegt der ganze Kasten in die Luft, aber wenn dies die einzige Chance ist, nehme ich das Risiko gerne in Kauf....gut, dann auf ins Vergnügen.*

Mulder schloss seine Augen und durchtrennte die Kabel. Man konnte ein lautes Brummen und Zischen hören. Mulder wartete nur darauf, dass gleich alles hoch gehen würde, doch statt dessen machte es Klick und die Tür ging auf.

„Na geht doch. Kommen Sie, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.", Mulder öffnete die Tür und Fred folgte ihm immer noch sprachlos.

„Mulder, was war das gerade eben für ein Geräusch? Du hast doch nicht etwa...?", fragte Frohike fassungslos.

„Doch habe ich... dir Tür ist jetzt offen.", flüsterte Mulder leicht erfreut.

„Dann willst Du wahrscheinlich nicht hören, dass Du Dir mit dieser, äußerst schlauen Aktion, gerade ein Eigentor geschossen hast."

„Was meinst Du mit 'Eigentor'?", fragte Mulder jetzt doch ein wenig verunsichert. Fred schaute bei diesen Worten entsetzt auf. Was hatte er jetzt wieder angestellt?

„Das war's... die werden uns finden....", murmelte Fred die ganze Zeit panisch.
„Seien Sie doch mal still. Frohike, was meinst Du mit 'Eigentor'?"

„Ich meine damit, dass Du, indem Du das gesamte Sicherheitssystem lahmgelegt hast, die Wachen informiert hast. Die wissen jetzt, dass ihr hier seit und für euch wird die Sache Scully und Nell zu befreien nur noch schwieriger und außerdem hast Du damit den Selbstzerstörungsmechanismus gestartet.."

„Den WAS???", Mulder konnte es nicht glauben.
„Ich ... ich habe gerade .....? .... oh mein Gott.....Ja, aber woher hätte ich das denn wissen sollen?"

„Nachdenken, Mulder... aber jetzt kannst du eh nichts mehr dran ändern."

„Was haben Sie gemacht?", fragte Fred aufgebracht.

„Ich habe gar nichts gemacht!", sagte Mulder unschuldig.
„Es.... es könnte nur sein, dass ich gerade den Selbstzerstörungsmechanismus gestartet habe, aber das ist...."

„Sind Sie denn wahnsinnig???", schrie ihn Fred fassungslos an. Sie würden alle sterben.

„Mein Gott, jetzt beruhigen Sie sich doch wieder. Wenn Sie jetzt aufhören hier so einen Zirkus zu veranstalten können wir es noch schaffen. Wir werden jetzt Scully und Nell hier rausholen und dann verschwinden."

„Wenn das Teil nicht vorher in die Luft fliegt....Ich sage Ihnen, das schaffen wir nie!"

„Doch, das werden wir! Und jetzt kommen Sie mit."

Mulder öffnete die Tür und betrat mit Fred zusammen einen langen Korridor. Er zweigte nach beiden Seiten ab und überall waren Türen. Hier den richtigen Raum zu finden, würde eine Ewigkeit dauern. Sobald Mulder die Tür geöffnet hatte, ging rotes Warnlicht und eine nervtötende Sirene an.

„Na toll.", Mulder schaute sich kurz um und entschloss sich dann den rechten Gang zu nehmen. Mulder zog seine Waffe und entsicherte sie. Fred wollte hinter ihm hergehen, doch Mulder hielt ihn auf.
„Es wäre besser, wenn wir uns trennen, so haben wir eine größere Chance sie zu finden.", Fred wollte gerade etwas erwidern.
„Haben Sie eine Waffe?", fragte ihn Mulder leise, doch dieser schüttelte nur den Kopf.
„Gut, nehmen Sie diese hier.", Mulder griff an sein Bein und holte seine Zweitwaffe hervor. Er schaute noch schnell nach, ob sie auch geladen war und übergab sie dann Fred.
„Haben Sie mit so einem Ding schon mal geschossen?", und wieder musste Fred verneinen. Innerlich stöhnte Mulder verzweifelt auf.
„Okay, wenn Sie den Hahn zurück ziehen, entsichern Sie die Waffe. Sie halten sie mit beiden Händen umschlossen. Etwa so.", Mulder demonstrierte ihm die dir richtige Haltung und betete, dass jetzt niemand um die nächste Ecke kommen würde.
„Wenn Sie zielen, müssen Sie immer darauf achten, dass Kimme und Korn eine Linie bilden und dann einfach auf den Abzug drücken. Es wird einen leichten Rückschlag geben, also, nicht erschrecken und die Waffe fallen lassen. Haben Sie das soweit verstanden?", ein wenig überrumpelt nickte Fred mit den Kopf und nahm sehr verunsichert die Waffe in die Hand. Er hielt sie weit von sich gestreckt und hatte Angst, das sie jeden Moment los gehen würde.
„Gut, hören Sie zu. Sie gehen in diese Richtung und ich werde in die andere gehen. Falls Sie sie finden sollten schaffen Sie sie hier raus und sagen den Jungs Bescheid und die können es dann mir sagen. Falls ich sie finden sollte, werde ich es genauso machen, noch Fragen?", Fred schüttelte schnell mit seinem Kopf.
„Bestens, ich sage dann mal, bis nachher.", er war wieder ganz in seinem Element. Alle seine Spürsinne waren geschärft und Mulder ließ Fred einfach stehen und ging den Korridor entlang.
Fred schaute Mulder nach und schluckte dann einmal und wandte sich dann seiner Hälfte zu.


Scully und Nell schlichen mit zitternden Beinen den Gang entlang. Bisher hatte noch niemand etwas gemerkt. Nell schaute sich suchend nach einem geeigneten Versteck um. Sie mussten sich erst einmal ausruhen. So konnte Nell dann auch Scully erklären, was diese ganze Aktion zu bedeuten hatte, doch sie konnte kein geeignetes finden. Beide fuhren erschrocken zusammen, als plötzlich ein lautes Sirenengeheul losging. Sie brauchten eine Weile, bis sie sich von diesen Schock erholt hatten und Scully tippte Nell einmal kurz auf die Schulter und deutete auf eine Tür. Wie gerne hätte sie jetzt ihre Waffe bei sich. Ohne sie fühlte sie sich so hilflos und sie wusste mit Sicherheit, dass sie bei einem Nahkampf auf jeden Fall den Kürzeren ziehen würde. Das war etwas, was sie zutiefst beunruhigte, doch sie versuchte ihre Angst und Unsicherheit nicht zu zeigen. Wenn sie jetzt davon überrumpelt werden würde, hätten sie überhaupt keine Chance mehr. Sie musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Sie war eine Agentin und schon in ähnlichen Situationen gewesen. Eine weitere kleine Hilfe für sie war der Gedanke an Mulder. Sie versuchte sich in ihn hinein zu versetzen. Was würde er jetzt tun? Wie würde er sich verhalten? Scully war in diesem Moment überaus glücklich, dass sie Mulder so gut kannte und so auch sein Verhalten in bestimmten Situation wusste. Sie besann sich darauf und wie bei Mulder waren jetzt alle ihre Sinne geschärft. Aber trotzdem konnte sie das Gefühl von Schwäche nicht ganz von sich schütteln und auch nicht, dass sie glaubte, dass ihre Beine jeden Augenblick nachgeben würden.

*Nur nicht dran denken, Dana.*, sprach sich Scully selbst Mut zu.

Beide gingen so leise wie möglich an den anderen Betten vorbei und als Scully ein kleines Mädchen sah, wurde ihr schlecht. Wie konnte man einem kleinen Mädchen nur so etwas antun? Und automatisch dachte sie an Samantha. Sie schloss ihre Augen und versuchte, den Gedanken beiseite zu schieben. Am liebsten hätte sie das Kind mitgenommen, doch sie wusste auch, dass das nicht möglich war. Aber eins schwor sie sich, wenn sie hier jemals lebend rauskam, würde sie noch mehr kämpfen, damit das alles aufhörte. Niemand sollte mehr leiden.
Sie hatte gar nicht registriert, dass sie schon bei der Tür angekommen waren. Nell drückte gegen sie und sie ließ sich ohne Probleme öffnen. Nell und Scully tauschten überraschte Blicke aus und nutzen die Gelegenheit und verschwanden aus dem Raum.


Diana Fowley hob erschrocken den Kopf als der Alarm losging. Was war das? Wieso ging der Alarm los? Schnell sprintete sie zu dem Überwachungsraum, wo Nell und Scully lagen. Als sie bei den Betten angekommen war, musste sie mit Entsetzen feststellen, dass die beiden Betten leer waren. Wie angewurzelt stand sie da und ihre Kinnlade klappte nach unten. Sie regte sich nicht und starrte nur auf die leeren Betten. Langsam begann sie zu verstehen, was sie dort vor sich sah und rannte wie vom Blitz getroffen, zurück in den Untersuchungsraum und blickte auf die ganzen Monitore. Einige waren ausgefallen und die wenigen die noch liefen, lieferten mehr schlechte Bilder, als gute. Erst sah sie nichts, doch dann sah sie etwas, was ihre Augen zu kleinen Schlitzen verändern ließen. Im ersten Moment war sie sich nicht sicher, doch dann sah sie Gesicht und das genügte, um das Fass zum überlaufen zu bringen. Er hatte es nicht anders gewollt. Er wollte den Kampf, so wird er ihn bekommen und so einfach würde sie nicht aufgeben. Noch war nicht alles verloren.
Sie verständigte die Wachen und zückte dann ihr Handy.


Mulder schlich, mit seinem Körper an die Wand gedrückt, den Korridor weiter entlang. Bisher hatte er sie noch nicht gefunden. Er wusste nur nicht, ob das ein gutes Zeichen war oder nicht. Sein Körper war angespannt und er reagierte auf die noch so kleinste Bewegung. Schritt für Schritt ging er den Gang entlang. Er fand die nächste Tür und lehnte sich seitlich an die Wand. Mit einer schnellen Drehung schnellte er hervor und trat gegen die Tür, so dass sie aufflog. Mulder hatte seine Waffe genau auf eine Wache gerichtet. Diese schaute ihn erst überrascht an, doch fing sich als erster und stürmte auf ihn los. Mulder wollte gerade schießen, als ihm die Waffe aus der Hand geschlagen wurde und er eine Faust in seinem Gesicht spürte. Sein Kopf flog zu Seite und er stolperte nach hinten und knallte mit dem Rücken gegen die Wand. Automatisch fasste er sich an die Nase und musste feststellen, dass sie blutete. Er schüttelte benommen seinen Kopf und als er seinen Blick hob sah er, wie die Wache auf ihn zukam und zu einem weiteren Schlag ausholte. Doch diesmal reagierte er schneller und wich geschickt zur Seite aus. Der Mann traf die Wand und schrie einmal vor Schmerzen auf. Mulder nutzte seine Chance und boxte ihm in den Bauch. Der Mann gab ein Stöhnen von sich und taumelte ein paar Schritte zurück. Mulder wusste, wenn er jetzt nicht schnell machte, würde er diesen Kampf verlieren. Sein Gegner war ungefähr einen halben Kopf größer als er und wog garantiert das doppelte. Außerdem hatte er immer noch eine Waffe und Mulder nicht. Schnell suchte er den Boden, auf der Suche nach seiner Pistole, ab und fand sie schließlich ungefähr 10 Meter entfernt von sich liegen.
Sein Gegner hatte sich wieder aufgerappelt und zog seine Waffe und feuerte ein paar Schüsse ab. Mulder konnte gerade noch rechtzeitig in Deckung gehen. Gekonnt rollte er sich ab und griff nach seiner Waffe. Doch er verfehlte sie, als er plötzlich einen Fuß in seiner Magengrube spürte. Überrascht schrie er einmal auf und röchelt nach Luft. Sofort rollte er sich zusammen und sein Widersacher nutze seine Chance und nahm Mulders Waffe ebenfalls an sich. Diese steckte er in seine Tasche und richtete seine Pistole auf Mulder. Mulder wusste, dass es jetzt vorbei war. Wenn nicht gleich ein Wunder geschehen würde, hätte er keine Chance das zu überleben. Der Mann zog ihm am Kragen hoch und drückte ihn gegen die Wand. Die Waffe unter sein Kinn. Hasserfüllte Augen starrten ihn an und Mulder zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass er abdrücken würde. Mulder schloss kurz seine Augen, bei dem Gefühl des kühlen Metalles auf seiner Haut und sein Gegenüber entsicherte seine Waffe.
„Ich habe den Befehl bekommen, jeden Eindringlich zu töten.", zischte er Mulder an und für ihn war jetzt schon alles gelaufen. Er hatte es mal wieder nicht geschafft, sondern nur noch alles schlimmer gemacht. Mulder bereitete sich auf sein baldiges Ende vor, als plötzlich ein Schuss erklang. Erschrocken fuhr er zusammen und dachte er wäre getroffen, doch er spürte nichts. Unsicher öffnete er seine Augen und sah, wie die Wache seinen Griff lockerte und gegen ihn fiel. Jetzt erst merkte er, dass nicht er getroffen war, sondern sein Gegner. Überrascht darüber, dass er noch am Leben war, schaute er auf und sah Fred mit gezogener Waffe im Gang stehen. Angeekelt schubste er die Wache beiseite und schnappte sich seine Waffe und die der Wache. Mit seinem Ärmel wischte er sich das Blut von der Nase und ging langsam auf Fred zu. Dieser starrte immer noch geschockt auf die Leiche. Er konnte nicht glauben, dass er das gerade eben wirklich getan hatte. Erst als Mulder ihn auf die Schulter klopfte fand er in die Realität zurück.

„Das kam gerade rechtzeitig. Danke, sonst wäre ich jetzt derjenige, der da liegen würde. Sie haben mir das Leben gerettet.", bedankte sich Mulder.
„Was haben Sie eigentlich in diesem Bereich des Korridors zu suchen?"

Langsam fand Fred seine Sprache wieder.
„Ich ... ich ... ähm... da .... da waren Schüsse.... und ich... ich habe dann umgedreht und habe dann..... dann Sie mit dem Mann da gesehen..... und habe geschossen....oh mein Gott, ich habe ihn umgebracht....ich... ich habe ihn wirklich getötet.....ich. bin....bin ein Mörder....ich glaube das nicht....ich wollte das doch nicht.....", stotterte Fred panisch. Mulder fasste ihn an beide Schultern und zwang ihn anzusehen.

„Fred, was Sie getan haben, hat mir das Leben gerettet. Sie haben das Richtige getan. Wenn Sie nicht geschossen hätten, wäre ich jetzt tot. Sie sind kein Mörder und niemand möchte so etwas tun.... jedenfalls kein normaler Mensch.... Sie haben nichts Falsches getan. Dank Ihnen lebe ich jetzt noch. Vergessen Sie das nicht, okay?", Mulder sah ihn mit einem durchdringenden Blick an, doch Fred antwortete ihm nicht.
„Ist das klar, Fred? Sie haben so zu sagen aus Notwehr gehandelt. Ich hätte dasselbe an Ihrer Stelle getan, ja?", Fred zitterte immer noch am ganzen Körper, doch langsam besann er sich und nickte mit seinem Kopf. Mulder klopfte ihm auf die Schulter und nickte ebenfalls.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn wir doch zusammen bleiben. So können wir uns gegenseitig schützen. Haben Sie sie im anderen Bereich des Korridors gefunden?", Fred schüttelte mit seinen Kopf und mit leicht gebrochener Stimme fügte er hinzu.
„Ich bin in eine Sackgasse geraten. Ich konnte dort niemanden finden."

Mulder schaute sich um und steckte seine Waffe zurück in das Halfter und umklammerte statt dessen die Waffe der Wache. Diese hatte ein besseres Kalibar und Mulder nahm sie in Anschlag. Er hatte keine Lust, nochmals an so einem Vergnügen Teil zu haben.


Scully und Nell blickten den großen Korridor entlang. Wohin sollten sie gehen? Bevor sich Scully jedoch darüber Gedanken machen konnte, wurde sie von einem Schwindelgefühl gepackt. Alles begann sich vor ihren Augen zu drehen. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand und rutschte mit dem Rücken nach unten. Sie musste sich setzen, sonst würde sie sofort zusammenbrechen. Doch je mehr sie sich bewegte, desto mehr begann sich alles zu drehen. Scully schloss ihre Augen, in der Hoffnung, dass dann das Drehen aufhören würde, doch dadurch wurde es nur noch schlimmer. Als Scully auf dem Boden saß, hielt sie ihren Kopf in ihren Händen und begann damit ihre Schläfen zu massieren. Bisher hatte dies immer einigermaßen geholfen, doch diesmal schien es keine Wirkung zu zeigen.
Nell hatte gar nicht bemerkt, dass Scully zurückgeblieben ist und war schon die ganze Zeit dabei gewesen ihr zu erklären, woher sie sie kannte und was sie von ihr wollte.
Scully hatte sich bemüht ihr zuzuhören, aber die Worte zogen einfach nur an ihr vorbei.
Schließlich blieb Nell stellen, als sie merkte, dass sie nur noch mit sich alleine sprach. Schnell drehte sie sich um und sah Scully nun auf den Boden liegen. Regungslos und mit geschlossenen Augen.

*Oh Gott, nein!!!!! Um Himmels Willen.*, schoss es Nell durch den Kopf.

Sie stürzte zu Scully und kniete sich neben sie. Das darf doch nicht wahr sein. Was sollte sie denn jetzt tun? Verzweifelt rüttelte sie sie an den Schultern, doch Scully rührte sich nicht.

„Dana, Dana, können Sie mich hören? Dana, bitte, sagen Sie doch was? Oh mein Gott, machen Sie jetzt bloß keinen Scheiß... jetzt sagen Sie doch endlich was.", immer fester begann sie Scullys schlaffen Körper zu schütteln. Aber Scully wachte nicht auf. Nell sah sich hektisch um. Sie war kreidebleich. Wieder wandte sie sich Scully zu und zwang sich dazu ruhig zu bleiben. Was würde jetzt ein Arzt in dieser Situation als erstes tun? Nell war viel zu aufgeregt., als jetzt zusammenhängend zu denken.

*Okay, okay, Nell, was hast du bei der Ersten Hilfe gelernt?*, alles schien wie weggeblasen, doch dann kam ihr ein Wort in den Sinn. Puls. Sie musste den Puls überprüfen. Dar war nichts. Das war das Schlimmste, was ihr jetzt passieren konnte. Die pure Panik stieg in ihr auf. Sie hatte überhaupt keine Ahnung, was sie jetzt überhaupt machen sollte. Hektisch atmete sie ein und aus. Das einzige, was ihr als nächstes in den Sinn kam war, einfach nur von hier zu verschwinden. Sie griff Scully unter die Arme und versuchte sie hochzuziehen, aber hatte nicht genug Kraft, um sie gleich beim ersten Mal richtig hoch zu ziehen. Nell versuchte es ein zweites mal und diesmal schaffte sie es Scully so festzuhalten, dass sie nicht gleich wieder runter rutschte. Sie hätte nicht gedacht, dass es so schwer war. Ungeschickt hielt sie Scully schließlich in ihren Armen und verbesserte ihren Griff so, dass Scully schließlich neben ihr stand. Den rechten Arm legte sie um Scullys Taille und mit dem Linken hielt sie Scullys Hand über ihrer Schulter fest. Sie festigte ihren Griff und versuchte los zu gehen, aber Scully machte es ihr nicht gerade leicht und so stolperte sie den Gang entlang und hatte Schwierigkeiten Scully aufrecht zu halten. Die Tatsache, dass Nell selbst wackelig auf den Beinen war verschlimmerte ihre Situation nur noch....


Fowley wählte die Nummer des CSM und wartete bis er abnahm. Sie hasste diesen Teil ihrer Arbeit. Er würde garantiert nicht erfreut über diese Nachricht sein. Aber da musste sie jetzt durch. Nervös lief sie auf und ab und schaute immer wieder zu den Monitoren. Sie hörte nur ein Freizeichen. Sie hätte schon fast aufgelegt, als sie plötzlich eine ihr bekannte Stimme hörte.

„Ja?"
Gott, wie sollte sie ihm das nur beibringen? Am besten geradeaus heraus. Fowley atmete einmal tief durch.
„Hier spricht Diana Fowley."

„Was gibt es Diana?", fragte er und sie konnte hören, wie er einen Zug von seiner Zigarette nahm.

„Es gibt Schwierigkeiten.", jetzt hatte sie es gesagt und im ersten Moment fühlte es sich so an, als ob eine riesen Last von ihr gefallen war, doch dieser Moment dauerte, wenn überhaupt nur eine Sekunde. Der CSM sagte nichts und Diana hätte ihn am liebsten angeschrien, er solle doch verdammt noch mal etwas sagen. Schließlich meldete er sich mit belegter Stimme.

„Was für Schwierigkeiten?"

„Scully und Nell sind aus ihren Betten verschwunden und ich habe Mulder gesehen.", sie konnte deutlich hören, wie der CSM nach Luft schnappte. Mit einem zitternden Unterton in seiner Stimme sprach er weiter und Diana konnte sehr genau heraus hören, dass er wütend war.

„Sieh zu, dass Du Scully und Nell wieder findest und stell sicher, dass Mulder uns nicht mehr in die Quere kommt."

„Ich habe bereits die nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen."

„Gut. Wenn es was Neues gibt, melde Dich wieder bei mir.", der CSM unterbrach die Verbindung und Diana ließ langsam ihr Handy sinken. Sie steckte es wieder zurück in ihre Tasche und verließ fluchtartig den Raum.


Sie konnte nicht mehr. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Wand. Sie war nicht mehr in der Lage weiterzugehen. Nell hatte einfach keine Kraft mehr. Behutsam legte sie Scully auf den Boden und lehnte sich erleichtert, von der Last befreit zu sein, gegen die Wand.
Wie auch schon bei Scully begann sich vor ihren Augen ebenfalls alles zu drehen, aber sie wollte jetzt noch nicht aufgeben. Sie darf nicht ohnmächtig werden. Jemand musste doch jetzt darauf aufpassen, dass ihnen nichts passierte.
Vorsichtig setzte sie sich neben Scully und zog sie zu sich hoch. Vielleicht würde sie ja doch noch wieder zu sich kommen, wenn sie spürte, dass jemand bei ihr war.

„Dana, .... können Sie mich hören?...Dana .... ich.. ..... es tut mir leid, dass ich Sie hier nicht rausbringen konnte.....bitte..... tun Sie mir den Gefallen und kommen Sie zurück....", Nell redete die ganze Zeit auf sie ein. So würde sie es schaffen nicht auch noch ohnmächtig zu werden. Sie musste sich unbedingt beschäftigen.
Nell wollte hier jetzt nicht einfach herumsitzen. Nochmals versuchte sie sich an der Wand hinauf zu ziehen, aber ihre Arme begannen so sehr zu zittern, dass sie nicht mehr die nötige Kraft aufbrachte, sich aufrecht zu halten. Niedergeschlagen und erschöpft sank sie auf den Boden zurück. Tränen der Verzweiflung liefen ihre Wange hinunter. Sie konnte doch jetzt nicht hier bleiben... was wenn man sie findet? Dann wären alle Anstrengungen umsonst gewesen... aber sie konnte nicht mehr.... ein Gefühl der Schwäche überkam sie und Nell schloss weinend ihre Augen und kämpfte verzweifelt gegen die aufkommende Schwärze an, aber die Dunkelheit hüllte sie vollkommen ein.....


Mulder und Fred gingen jetzt noch vorsichtiger den langen Gang entlang. Mulders Nase pochte höllisch. Seine Lippe war ebenfalls aufgeplatzt. Er schmeckte den Geschmack von Blut in seinem Mund und er hasste es.
Mit einem mal fuhr sein linker Arm aus und schlug gegen Freds Brust. Er schaute ihn überrascht an. Mulder fuhr seinen Finger an den Mund, um ihm zu zeigen, dass er still sein sollte.

„Haben Sie das gehört, Fred?", fragte Mulder flüsternd. Er war sich hundertprozentig sicher gerade ein Geräusch gehört zu haben.

„Was?", entgegnete Fred aufgebracht.
„Ich habe nichts gehört. Was meinen Sie?"

„Dieses Geräusch...so, als ob etwas hingefallen wäre....es muss hier ganz in der Nähe sein."

Mulder lehnte sich gegen die Wand und hob seine Waffe. Er gab Fred ein Zeichen sich hinter ihn zu stellen. Fred gehorchte ihm und stellt sich hinter ihn an die Wand. Mulder entsicherte seine Waffe und zählte leise bis drei.
Eins.
Er umfasste die Waffe fester.
Zwei.
Er fuhr sich nervös mit seiner Zunge über die Lippen. Er glaubte, diese Angewohnheit hatte er sich von Scully abgeguckt.
Drei.
Schnell sprang er um die Ecke und schaute sich nach allen Seiten um. Er konnte nirgends eine Wache sehen. Was hatte dieses Geräusch verursacht, welches er meinte gehört zu haben?
Und dann sah er sie. Sie lagen beide auf den Boden und regten sich nicht. Mulder riss entsetzt seine Augen auf, warf alles Vorsichtige über Bord und rannte zu den leblosen Körpern und ließ sich auf den Boden fallen. Vorsichtig nahm er Scully in den Arm und strich ihr übers Haar. Er tastete nach ihrem Puls, war sich aber nicht sicher einen zu fühlen.

„Oh mein Gott, Scully, ... Scully...", doch Scully lag nur schlaff in seinen Armen. Tränen schimmerten in Mulders Augen und er versuchte sie herunter zu schlucken. Einerseits war er so froh, sie wieder gefunden zu haben, aber auf der anderen Seite, machte ihm ihr Zustand eine scheiß Angst. Was ist wenn sie es nicht schaffen würde?
Er drückte sie fest an sich und vergrub seinen Kopf in ihren Haaren und weinte. Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen und er konnte sie nicht mehr stoppen. Immer mehr und mehr....und die ganze Zeit über nuschelte er ihren Namen in ihr Ohr.

„Scully.... nein..... Scully... bitte...Scully.... das können Sie mir doch nicht antun..... Dana, bitte...."

Als Fred Mulders Aufschrei gehört hatte, war er ebenfalls um die Ecke gelaufen und hatte Mulder auf den Boden hocken sehen, mit einer Person in seinem Arm hin und her wiegend....
Erst langsam näherte er sich Mulder, doch als er sie sah lief er zu schnell zu ihr. Nell lag bewusstlos auf den Boden. Fred kniete sich neben sie und fühlte rasch nach ihrem Puls. Er fühlte ihn und Fred schöpfte wieder neue Hoffnung und sah zu Mulder hinüber. Dieser hatte Scully immer noch in seinen Armen und gab ihr gerade einen Kuss auf die Stirn. Er wusste, wie froh Mulder war, sie endlich wieder gefunden zu haben, aber hier war weiß Gott nicht der richtige Ort dafür. Fred wollte Mulder wirklich nur ungern stören, aber sie konnten jeden Moment entdeckt werden.

„Mulder...", Mulder schien ihn nicht gehört zu haben, sondern sprach immer noch auf Scully ein.
„Mulder, wir müssen von hier verschwinden. Mulder!", sagte Fred mit zusammen gebissenen Zähnen eindringlich zu ihm.

Jetzt erst schaute Mulder überrascht auf. Er hatte an gar nichts mehr gedacht. Das einzige woran er im Moment denken konnte war, dass er Scully wieder hatte und der Rest war ihm egal. Er sah Fred fragend an.

„Mulder, wir müssen von ihr verschwinden! Wer weiß, wie lange wir noch ungestört sind und wann dieses Ding uns um die Ohren fliegt. Komm lassen Sie uns jetzt gehen. Je schneller wie wir hier rauskommen, desto schneller können wir ihnen helfen. Nell hat noch eine relativ starken Puls, aber wenn ich mir Scully so ansehe....", ohne weiter zu reden stand er auf und hob Nell hoch, aber Mulder hatte trotzdem verstanden was er meinte.
Mulder stand ebenfalls auf und hob Scully vorsichtig hoch. Er hatte Angst ihr weh zu tun. Sie war nur noch Haut und Knochen. Mulder konnte deutlich ihre Rippen unter dem dünnen Nachthemd spüren und das machte ihm Angst. Sie war noch nie eine kräftige Person gewesen und dass sie so abgemagert und blass war, ließen seine Sorgen nur noch wachsen. Schnell setzte er sich in Bewegung und holte Fred bald ein, der schon vorgelaufen war.


Fowley lief hektisch den Gang entlang. Alles schien drunter und drüber zu gehen. Es herrschte ein riesiges Durcheinander. Sie sah sich suchend nach einem der leitenden Ärzte um, konnte jedoch niemand ausfindig machen. Schnell ging sie durch die Bettreihen hindurch in einen der Untersuchungsräume. Auch hier herrschte ein großes Durcheinander, nur dass sie hier einen der leitenden Ärzte ausfindig machen konnte. Geradewegs ging sie auf einem zu und schob ihn zur Seite. Dieser schaute sie verwundert an, folgte ihr dann aber. In einer etwas ruhigeren Ecke blieb sie stehen und wartete darauf, dass der Arzt endlich kam. Kaum war er da fing sie auch schon an.
„Okay, wie Sie selbst sehen, geht hier alles drunter und drüber. Ich will dass, sie alle Personen hier rausschaffen."

Der Arzt nickte.
„Gut, aber wohin sollen wir die ganzen Testpersonen bringen?", schrie er, damit man ihn verstehen konnte.
Diana überlegte einen kurzen Augenblick, bevor sie weiter sprach.
„Schaffen Sie sie erst einmal nach draußen. Dort werden sie dann entgegengenommen. Jetzt sehen Sie zu, dass das Gebäude evakuiert wird, bevor es ganz in die Luft fliegt."

Der Arzt nickte schnell und machte sich sofort auf den Weg, seinen Befehl auszuführen.
Für Diana bestand ihr nächste Aufgabe darin Mulder zu finden. Noch während sie den Raum verließ zog sie ihre Waffe. Sie wollte ihn nicht anschießen oder sogar töten, aber wenn es die Situation erfordert würde sie es tun. Egal ob ihr Gegenüber dann Mulder oder sonst wer wäre.
Als sie den Korridor betrat sah sie etwas, was ihr überhaupt nicht gefiel. Eine Wache lag angeschossen auf den Boden. Schnell eilte sie zu ihm und drehte ihn auf den Rücken. Sie tastete mit ihren Fingern seine Halsbeuge ab um seinen Puls zu finden, konnte jedoch keinen finden. Dann untersuchte sie die Wunde genauer und sogar sie als Nichtmedizinerin konnte sehen, dass es ein Schusswunde war und der Mann tot war. Und es würde nur ein Mann in Frage kommen, der dafür verantwortlich wäre. Sie suchte seinen Körper nach seiner Schusswaffe ab, konnte diese jedoch nicht finden. Wütend stand sie wieder auf und folgte den Gang weiter.
Bis jetzt hatte sie Mulder, Scully oder Nell noch nicht gefunden. Sie wusste nicht, ob Scully bei ihm war, aber wenn doch, wäre er langsamer. Scully müsste eigentlich nicht mehr bei Bewusstsein sein, genauso wie Nell, also, hätte sie eine größere Chance ihn noch zu finden. Ist sie jedoch nicht bei ihm, wird er noch irgendwo hier in diesen Gängen sein und nach ihr suchen. Sie konnte sich mit keiner der beiden Möglichkeiten anfreunden. Sie brachten ihr beide keinen Vorteil. So oder so, würde er alles tun, um sie hier raus zu holen. Wie sie ihn kannte, würde er sogar sein Leben für sie riskieren. Sie konnte zwar verstehen, dass man sich als Partner schützen musste, und dass man dem jeweils anderen vertrauen musste, aber sie könnte nicht von sich aus sagen, dass sie für ihren Partner ihr Leben lassen würde... und der Gedanke, dass Mulder alles für Scully tun würde, verletzte sie zutiefst. Würde er auch für sie sein Leben riskieren? Wem würde er eher helfen, Scully oder ihr? Wenn sie ehrlich war, beschäftigte sie diese Frage schon eine ganze Zeit lang. Eigentlich seitdem, sie wieder von Europa zurück nach Washington gekommen ist.
Fowley bog um die nächste Ecke und stand vor einem Notausgang. Sie drehte sich wieder um und dann sah er ihn. Mit ihr. Wie hätte es auch anders sein sollen? Er schien sie noch nicht entdeckt zu haben, aber er war nicht allein. Sie kannte den Mann neben ihn, konnte im Moment jedoch sein Gesicht keinem Namen zuordnen.


Mulder bog gerade, mit Scully auf dem Arm, um die nächsten Ecke. Er hatte das Gefühl, die ganze Zeit im Kreis zu laufen. Mulder richtete seine Blick wieder auf Scully. Ihr Zustand war unverändert. Er macht sich wahnsinnige Sorgen und je mehr Zeit verging, desto schlimmer wurde es. Als er wieder aufschaute, blieb er plötzlich stehen. Fred rannte automatisch in ihn hinein.

„Was ist denn los? Warum bleiben Sie stehen?", doch Mulder antwortete ihm nicht, sondern starrte nur auf den Notausgang und dann sah Fred auch den Grund, warum er so plötzlich stehen blieb.

Mulder schluckte einmal und ging dann einen Schritt nach dem anderen auf Fowley zu. Diese starrte ihn im ersten Moment ebenfalls nur an. Doch dann stellte sie sich breitbeinig vor die Tür und richtete ihre Waffe auf ihn. Als Mulder das sah stoppte er sofort. So gut er konnte, versuchte er Scully zu schützen.

„Bleib da stehen, Fox."

„Was soll das, Diana? Willst Du mich jetzt erschießen?", und er machte noch einen weiteren Schritt auf sie zu.

„Ich sagte, Du sollst da stehen bleiben, oder ich werde schießen.", um ihn zu zeigen, dass sie es ernst meinte, entsicherte sie ihre Waffe. Sofort stoppte Mulder wieder und drückte Scully noch fester an sich. Das konnte sie doch nicht machen! Sie sah doch, dass Scully dringend ärztliche Hilfe brauchte.

„Diana, bitte, Scully braucht dringend Hilfe. Lass uns jetzt gehen.", seine Stimme wurde immer lauter, doch das schien Fowley nicht im geringsten zu beeindrucken.

„Fox, Du glaubst doch nicht wirklich, dass Du hier einfach reinspazieren kannst und hier irgendwelche Patienten rausholen kannst."

„Nein, das habe ich nicht gedacht. Ich dachte mir, dass ich es so mache, damit Du es nicht mitbekommst.", entgegnete Mulder.
„Scully hatte von Anfang an Recht...... Du hast mich die ganze Zeit über angelogen."
„Es war für einen guten Zweck. Du hast nur einzelne Teile vom gesamten Puzzle gesehen.... Ich stand dem Ganzen Anfangs auch skeptisch gegenüber, aber jetzt weiß ich, was das Ziel ist...."

„Halt den Mund, Diana. Ich glaube Dir kein Wort! Hör zu, Scully braucht dringend Hilfe...."einzelne Tränen kämpften sich wieder ihren Weg seine Wange hinunter.
„..... ich werde diesem ganzen Projekt nie optimistisch gegenüber stehen. Was ihr hier macht ist schon lange nicht mehr Menschenwürdig. Durch eure Arbeit sterben Menschen..... und ich lasse nicht zu, dass Du mir jetzt auch noch den Menschen wegnimmst, der mir am meisten bedeutet. Dein Freund, der Krebskandidat, hat sie mir schon einmal weggenommen und dass sie jetzt stirbt, werde ich verhindern.", Mulder überrollte die Wut und er schrie Diana an. Leicht begann ihre Lippe zu zittern und sie musste schwer schlucken.
„Wenn Du verhindern willst, dass Fred und ich jetzt rausgehen musst Du uns schon erschießen oder uns solange hier behalten, bis alles in die Luft fliegt. Dadurch, dass ich das System ausgestellt habe, wurde automatisch eine Bombe gezündet, die jeden Augenblick in die Luft gehen kann."

„Glaubst Du, dass weiß ich nicht? Ich bin mir darüber durchaus im Klaren."

„Diana, wenn Du uns jetzt ohne irgendwelche Schwierigkeiten gehen lässt, tust Du einmal was richtiges in Deinem Leben....und Dir wird nichts passieren.", Diana schaute ihn überrascht an und Mulder wusste, dass er das nur zum Schutz gesagt hatte. Ihm ist nichts anderes eingefallen und er hatte gehofft, wenn er ihr drohen würde, würde sie das zurückschrecken, doch er hätte sich denken könne, dass dies nach hinten los gehen würde.

„Fox, ich glaube, Du bist jetzt nicht in der richtigen Position mir zu drohen, meinst Du nicht? Das hier ist ein Teil meiner Arbeit und die werde ich nicht aufgeben."

„Und ich werde Dana nicht aufgeben, hörst Du? ....Du wirst uns noch alle umbringen! Mein Gott, Diana, denk doch mal nach! In vielleicht wenigen Minuten wird das hier alles nicht mehr existieren und wenn Du uns jetzt gehen lässt, können wir es noch schaffen. Was nützt es Dir denn, wenn wir sterben?", Mulder konnte sie wirklich nicht verstehen. Wieso sah sie nicht ein, dass sie alle draufgehen würden, wenn sie noch länger hier drin bleiben? Diana hatte ihn nicht auf seine Frage geantwortet und er hatte auch gar keine Antwort erwartet, aber er wollte jetzt hier raus und Scully endlich in Sicherheit bringen. Er hatte ja überhaupt keine Ahnung, wie lange sie schon bewusstlos war und wie es um sie stand. Er würde sich sein Leben lang noch mehr Vorwürfe machen, wenn er sie jetzt nicht retten könnte.
Mulder gab Fred ein Zeichen und beide stürmten los, auf Diana zu. Sie war so überrascht von der Aktion, dass sie schoss. Drei Schüsse. Der erste ging daneben und prallte in die Wand, aber der zweite streifte Mulders Arm, woraufhin er schmerzerfüllt aufschrie. Fast hätte er Scully fallengelassen, konnte sie jedoch noch rechtzeitig auffangen. Sein oberer Ärmelteil färbte sich rot und er musste die Zähne zusammenbeißen um Scully nicht doch noch auf den Boden fallen zu lassen und sich den Arm halten.
Und wo der dritte Schuss hinging wusste er nicht. Erst als er an seinen Händen etwas warmes runterlaufen spürte und sah, dass sie blutbeschmiert waren, wusste er, wer die dritte Kugle abgekommen hatte. Scully gab ein leises Stöhnen von sich und baute sich kurz auf, als die Kugel sie traf und sank dann wieder in sich zusammen. Mulder starrte entsetzt auf seine Hände und anschließend auf Scullys Wunde. Er konnte es nicht glauben, Scully war getroffen. Schnell legte er sie auf den Boden und zog seine Jacke aus. Dass ihm dabei sein Arm höllisch schmerzte merkte er gar nicht. Er riss panisch Scullys Hemd auf und versuchte die Blutung zu stoppen. Immer wieder schrie er verzweifelt ihren Namen, doch Scully rührte sich nicht. Und die Wunde wollte nicht aufhören zu bluten.

„Scully! NEIN! Scully! Nein, bitte Scully.... halte durch... Scully... ich werde Dich hier raus bringen und Du wirst wieder gesund. Hast Du mich verstanden... Scully...nein....bitte, Sc...Scu.....lly....", Mulder schrie sie verzweifelt an und weinte sich die Seele aus dem Leib. Scully durfte nicht sterben. Nicht wenn er es doch fast geschafft hatte. Sie durfte ihn nicht verlassen... nicht jetzt... nicht jetzt, wo er sie doch so brauchte...... er konnte es doch nicht ohne sie schaffen.....
Fowley stand entsetzt und wie angewurzelt an ihrem Platz. Sie konnte es nicht fassen, dass sie auf Mulder geschossen hatte und die Kugel ihn tatsächlich gestreift hatte, aber dass sie jetzt auch noch Scully getroffen hatte, machte es nur noch schlimmer. Erschrocken über sich selbst schmiss sie die Waffe weg und schaute sich panisch im Flur um. Der einzige Gedanke, der ihr gekommen war, war von hier zu verschwinden. Sie drückte die Tür auf und verließ den Korridor und ließ Mulder, der immer noch verzweifelt versuchte Scullys Blutung zu stoppen, zurück.

„Bitte, Scully, Du darfst mich jetzt nicht verlassen... ich brauche Dich doch..... Scully.....", Mulder schloss seine Augen und drückte sie ganz fest an sich.
Fred hatte die ganze Zeit über nichts gesagt und als er sah, dass Mulder angeschossen wurde, stand er unter Schock. Das war eindeutig zuviel ihn, aber er musste jetzt einen klaren Kopf bewahren.
Mit Nell auf den Arm ging er zu Mulder und stieß in mit seinen Fuß an, doch Mulder reagierte nicht. Fred wollte das wirklich nicht tun, aber er sah in diesem Moment keinen anderen Ausweg. Er holte einmal kurz aus und trat Mulder fest in die Seite, so, dass er seine Aufmerksamkeit hatte. Mit Tränen verschmierten Gesicht und geröteten Augen sah er zu Fred auf.

„Mulder wir müssen jetzt von hier verschwinden!!! Jetzt stehen Sie auf und tragen Sie Scully hier raus, vielleicht ist noch nicht zu spät....", doch Mulder sah ihn nur an und die Worte von Fred gingen bei ihm ins einen Ohr rein und im anderen wieder raus.

„Gott!! Jetzt kommen Sie endlich!!!! Bewegen Sie Ihren Hintern!!!!", Fred stürmte an Mulder vorbei ins Freie. Als er draußen war, drehte er sich nochmals um und sah, wie Mulder Scully vorsichtig auf den Arm nahm. Nervös wartete er auf ihn und wollte jeden Moment los laufen. Er wusste ja nicht, wann dieses Gebäude in die Luft ging... und wenn er ehrlich war, hatte er keine Lust als gegrilltes Hähnchen zu enden.
„Beeilen Sie sich!!!! Das Ding kann jeden Moment hochgehen!", schrie er Mulder an, doch dieser konnte nicht so schnell laufen, weil er Angst hatte, Scully dadurch noch mehr zu gefährden.

Beide liefen, so schnell sie konnten, mit Nell und Scully auf dem Arm vom Labor weg. Mulder drückte weiterhin eine Hand auf Scullys Wunde und er hoffte, dass es noch nicht zu spät war. Inzwischen war auch sein T-Shirt und Jacke mit Blut besudelt...... das war ihm im Grunde egal, aber es war nicht irgendein Blut. Nein, es war Scullys Blut und das war etwas, was die ganze Sache nur noch verschlimmerte. Es war Scullys Blut, dass ihn bedeckte.... er konnte es immer noch nicht glauben. Und wenn er ehrlich war, behinderte ihn seine Wunde ebenfalls, aber davon wollte er sich nicht beirren lassen. Er würde es schaffen. Er würde Scully in Sicherheit bringen. Er würde nicht zulassen, dass ihr jetzt etwas passierte. Nochmals würde er sie nicht hergeben. Nie. Nie wieder....
Immer wieder versuchte Mulder Kontakt zu den Lone Gunmen aufzunehmen, aber er konnte keinen herstellen. Frustriert schüttelte er den Kopf.

„Fred!!", Mulder war einige Meter zurück und musste zusehen, dass er aufholte.
„Warten Sie mal kurz", doch Fred wollte sein Tempo nicht verringern.
„Fred, jetzt warten Sie doch mal!!", schrie Mulder ihn an. Nur widerwillig wurde er langsamer und wartete bis Mulder aufgeholt hatte.

„Was ist denn? Wir haben keine Zeit für irgendwelche Schwätzchen."

Mulder überhörte sein Kommentar.
„Ich kann keine Verbindung zu den Lone Gunmen aufstellen. Ich glaube, es wurde bei dem Kampf beschädigt. Sie müssen ihnen sagen, dass wir Nell und Scully haben, damit sie schon mal alles vorbereiten können..... Wissen Sie wo wir hier sind? Ich weiß nur, dass wir hier nicht rein gekommen sind..."

„Ich... ich weiß nicht, aber ich denke, wir müssen in diese Richtung. Sehen Sie da vorne ist Wald, dort müssten wir fürs Erste sicher sein.", Mulder nickte und begann wieder schneller zu gehen. Fred versuchte zugleich eine Verbindung zu den Lone Gunmen zu erstellen.

„Frohike??"

„Oh man, bin ich froh von euch was zu hören. Die Verbindung mit Mulder wurde unterbrochen. Was ist passiert? Habt ihr Nell und Scully?", antwortete Frohike.

„Ja, ja, wir haben die beiden. Hier geht alles drunter und drüber. Die Verbindung wurde unterbrochen, weil Mulder in einen Kampf verwickelt wurde und er hat einen Streifschuss abbekommen, aber..."

„WAS???", schrien alle drei gleichzeitig und Fred zuckte einmal kurz zusammen, als sie ins Mikrofon schrien. „Geht es ihm gut?"

„Mulder ist nicht das Problem, er schafft das schon..... aber... oh Gott .... Scully und Nell sind bewusstlos und Scully wurde angeschossen."

„SCULLY wurde angeschossen?", rief Frohike fassungslos.
„Wie geht es ihr? Ist es schlimm? Jetzt sag doch was!!"
„Es sieht nicht gut aus. Sie hat schon sehr viel Blut verloren."

„Okay, Jungs, bereitet schon einmal alles vor und.....", mehr konnte Fred nicht verstehen, denn hinter ihm vernahm er einen ohrenbetäubenden Knall. Erschrocken fuhren Mulder und Fred zusammen und versuchten so gut es ging Nell und Scully zu schützen.
Wie Fontänen schossen die Gesteinsbrocken in die Luft und landeten wenige Meter entfernt von den beiden auf den Boden. Einige andere Brocken landeten in dem nahe gelegenen Wald. Hitze schlug ihnen von hinten entgegen und als sich Mulder und Fred in Sicherheit wiegten drehten sie sich langsam um und sahen mit weit aufgerissen Augen das Spektakel an. Flammen schlugen wild umher und es würde nicht lange dauern, bis sie auch den Waldrand erreichten. Sie rissen sich von dem atemberaubenden und zugleich tödlichen Anblick los und liefen weiter in den Wald hinein.
Obwohl sie sich so gut es ging geschützt hatten, trugen sie doch einige Blessuren davon. Freds Hemd war am Rücken aufgerissen und kleine Blutränder zeichneten sich ab. Aber auch Mulder wurde getroffen. Ihm lief ein Blutrinnsal die Stirn hinab. Schnell drehten sie sich um und liefen noch weiter in den Wald hinein.

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