World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Communication (2)

von Destiny

Kapitel 3

Mulders Apartment

Wo war sie nur? Das war die einzige Frage, die ihm die ganze Zeit durch seinen Kopf ging. Er konnte hier doch nicht nur einfach herumsitzen. Irgendwas musste er doch tun. Irgendwas. Diese totale Hilflosigkeit und Ungewissheit machten ihn krank. Immer wieder fragte er sich, ob er etwas übersehen hatte. Immer und immer wieder war er die Akten und seine Notizen durchgegangen. Irgendwo musste es doch was geben, was er nicht gesehen hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ein Traum. Das ist es. Das alles war nur ein schlechter Alptraum und er wird jeden Moment aufwachen. Dann würde er Scully anrufen, nur um ihre Stimme zu hören. So wusste er wenigstens, dass sie in Sicherheit und ihr nichts passiert war. Aber er wachte nicht auf, denn es war kein Traum. Es war die Realität. Und dies versetzte ihm einen Schock. Was, wenn er sie nicht finden würde? Was, wenn ihr gerade jetzt, in diesem Augenblick, etwas passierte und er nicht da war, um ihr zu helfen? Was, wenn sie....? Diesen Gedanken wollte er nicht zu Ende führen. Aber je mehr Minuten, Stunden vergingen ohne ein Lebenszeichen von ihr, um so häufiger suchte ihn dieser Gedanke heim. Immer wieder sah er Bilder von ihr vor sich. Wie sie ihn rief. Sie rief seinen Namen. Er solle ihr verdammt noch mal helfen... aber er tat es nicht. Er konnte es nicht. Sobald er bei ihr war, verschwand sie und er war allein. Dunkelheit umgab ihn. Die Schwärze hüllte ihn vollkommen ein. Dann, jedesmal, hörte er wieder ihre Schreie. Er hörte, wie sie schrie und weinte und er konnte sie nicht sehen, ihr nicht helfen, sie nicht in seine Arme nehmen und sie nicht trösten. Aber diese fürchterlichen Schreie waren das Schlimmste. Sie hatte bestimmt Schmerzen und sie rief nach ihm. Sie rief nicht irgendjemanden. Nein, sie schrie seinen Namen. Sie rief nach ihm. Er sollte ihr helfen. Sie hoffte auf ihn und er kam nicht. Er half ihr nicht
So konnte das nicht weitergehen. Wieder griff er nach den Akten und nahm sich die von John Mitchell, dem Lastwagenfahrer Die Akte, die ihm Scully gebracht hatte..... und seit diesem Tag hat er sie nicht mehr gesehen.

*Jetzt konzentriere dich. Du wirst ihr nie helfen können, wenn du unkonzentriert bist.*

Er öffnete die Akte und ging Satz für Satz, Wort für Wort durch. Den einzigen Hinweis den er jetzt noch hatte, war diese Akte. Die Leiche gab es nicht mehr. Irgendwie wunderte ihn das nicht besonders. Nachdem er Scully nicht auf ihrem Arbeitsplatz angetroffen hatte, hatte er sich nach der Leiche informiert und musste erfahren, dass diese nicht mehr da war. Irgendjemand hatte sie verschwinden lassen. Und niemand hatte es mitbekommen. Mulder wusste, wer dieser jemand war. Wieder spürte er ihre Macht. Er konnte alles versuchen. Sie waren ihm immer einen Schritt voraus.
Frustriert schlug er die Akte zu und warf sie zurück auf dem Tisch. Wütend schritt er in seiner Wohnung herum. Diese Enge brachte ihn um. Er fühlte sich eingesperrt. Eingeschränkt. Er musste hier raus. Kurz entschlossen schnappte er sich seine Lederjacke und wollte gerade seine Wohnung verlassen, als es klopfte. Mit etwas zu viel Schwung riss er die Tür auf und er traute seinen Augen nicht, wen er da vor sich stehen sah. Er hätte ja nun wirklich mit allem gerechnet, nur nicht damit. Wie konnte sie es wagen hier nochmals aufzutauchen? Nach alledem, was sie angerichtet hatte? Mulder warf Fowley einen eisigen Blick zu und genauso klang auch seine Stimme.

„Was willst Du hier? Ich wollte gerade gehen."

„Ich wollte mit Dir reden, Fox.", Diana machte Anstalten in seine Wohnung zu gehen, doch Mulder bewegte sich kein Stück. Ein wenig überrascht sah sie ihn an.
„Willst Du mich denn nicht reinlassen?"
„Können wir das nicht später besprechen? Ich habe jetzt wirklich keine Zeit."

„Nein, es kann nicht warten. Es ist wirklich wichtig."

Mulder starrte sie im ersten Moment nur ausdruckslos an. Er dachte darüber nach und wog seine Möglichkeiten ab. Wenn er sie jetzt nicht reinlassen würde, würde sie wahrscheinlich die ganze Zeit vor seiner Tür stehen und ihn aufhalten. Lässt er sie jedoch rein, erzählt sie, was denn so unbeschreiblich wichtig sei und er könnte sie dann schneller wieder los sein. Also, entschied er sich für die letzte Möglichkeit und machte widerwillig einen Schritt zur Seite. Diana machte sofort einen Schritt vorwärts, bis sie in der Wohnung stand. Sie blieb kurz stehen und wandte sich an Mulder.

„Vielen Dank. Ich werde auch nicht lange bleiben."

Mulder verdrehte einmal kurz die Augen und schloss die Tür hinter ihr. Wie selbstverständlich setzte sie sich auf seine Couch. Mulder folgte ihr, blieb jedoch im Türrahmen stehen.

„Also, was ist so wichtig, dass Du mir unbedingt jetzt erzählen musst?", fragte Mulder ungeduldig.

„Als erstes wollte ich Dir sagen, dass ich nicht wusste, dass Du Besuch von Scully bekommen würdest. Und auch, dass es mir leid tut, was mit ihr passiert ist. Hast Du schon was von ihr gehört?"

„Was soll das, Diana? Du bist doch wahrscheinlich bestens darüber im Bilde, was mit Scully geschehen ist, oder etwa nicht?"

„Wie kommst Du denn darauf, Fox?", fragte Diana mit gespielten Entsetzen.

Mulder schüttelte seinen Kopf und lachte verbittert.
„Komm schon, ich weiß, dass Du für die arbeitest, Diana. Du brauchst mir nichts mehr vorzuspielen. Was willst Du nun von mir? Ich habe heute schließlich nicht ewig Zeit."

„Tja, wie ich sehe, willst Du mich los werden, Fox.", gab Diana eingeschnappt zurück, doch Mulder antwortete ihr nicht und sie deutete das als ein `Ja´.
„Gut, wie Du meinst, dann werde ich jetzt zur Sache kommen. Ich möchte, dass Du weißt, dass ich immer noch auf Deiner Seite bin und auch weil Du immer noch mein Freund bist, werde ich Dir helfen. Ich habe Informationen bekommen, die Dich interessieren werden.", Diana stoppte und schaute abwartend auf seine Reaktion Mulder an. Dieser schaute sie zunächst skeptisch, doch dann auch interessiert an. Er stieß sich von dem Türrahmen ab und ging langsam in Richtung Couch. Setzte sich jedoch nicht neben Diana, sondern blieb vor ihr stehen. Er richtete einen kritischen Blick auf sie und wartete darauf, dass sie weiter sprach, doch sie machte nicht die nötigen Anstalten.
Schließlich brach Mulder das Schweigen.

„Na schön, was genau möchtest Du mir sagen?"

„Ich weiß wirklich nicht, was mit Scully passiert ist, aber ich habe erfahren, dass es wohlmöglich eine Verbindung zwischen diesem John Mitchell gibt und einer gewissen Nell Johnson gibt..."

„Woher weißt Du von John Mitchell?", unterbrach Mulder sie misstrauisch.

Mulders Frage hatte sie ein wenig aus dem Konzept gebracht.
„Ich .... na ja, .... Scully hatte ihn erwähnt, als sie Dir die Ergebnisse geben hatte und daraufhin habe ich dann ein paar Nachforschungen angestellt."

„Mmh,...", Mulder war nicht so ganz davon überzeugt. Er konnte sich noch gut an die Szene in seinen Flur vor ein paar Tagen erinnern, und auch daran, dass Scully ihm die Ergebnisse gegeben hatte, aber daran dass sie seinen Namen erwähnt hatte konnte er sich nicht erinnern. Er wusste, dass Scully Diana nicht traute und so glaubte er kaum, dass sie in Dianas Gegenwart irgendwelche vertraulichen Fakten weitergeben würde.... aber er war trotzdem darauf gespannt, was Diana ihm zu sagen hatte.
„Scully hat den Namen erwähnt, wirklich? Muss ich dann wohl vergessen haben.", Mulder strich mit seiner Hand einmal durchs Haar und rieb sich danach sein Kinn.

„Ja, wirst Du wohl.... na ja, laut dem Polizeibericht ist diese Nell Johnson vor ca. 2 Monaten verschwunden. Spurlos. Keiner wusste wo sie war. Angeblich war sie auf dem Nachhauseweg. Sie ist aber nie dort angekommen. Auf jeden Fall hat man sie vor ungefähr ein paar Tagen - fast zur selben Zeit, wie Scullys Verschwinden - wiedergesehen."

„Und was hat das alles mit Mitchell zu tun?"

„Ich bin ja noch nicht fertig. Ein Mann will beobachtet haben, wie sie in einen Lastwagen gestiegen ist. Und genau dieser Lastwagen hatte ungefähr eine viertel Stunde später einen Unfall. Aus unerklärlichen Gründen ist der Lastwagen die Böschung hinunter gefahren. Es hat zwar geregnet, aber nicht so stark, dass extreme Rutschgefahr bestand. Jetzt kommt der Teil, der Dir wahrscheinlich am besten gefallen wird.", Fowley legte eine dramatische Kunstpause ein.
„Mitchell war, als man ihn gefunden hatte mit einem schwarzen Film überzogen, aber ich denke, das wusstest Du schon...", Mulder zeigte keine Regung. Bisher hatte ihm Diana noch nichts Spektakuläres erzählt.
„Wie ich Dich kenne, denkst Du da sofort an Purity Control, nicht wahr? Es tut mir leid, Dich da jetzt enttäuschen zu müssen, aber das war es nicht. Als ich es sah, dachte ich es auch.... aber ich konnte mich überzeugen, dass dies nicht der Fall war.", Mulder bewegte keinen Gesichtsmuskel, nur in seinen Augen veränderte sich was, doch Diana schien es nicht bemerkt zu haben. Mulder kam gerade der Gedanke, dass Scully sofort gewusst hätte, was mit ihm los war. Sie bemerkte die noch so kleinste Veränderung an ihm und wenn es nur sein Blick war, aber zum Glück besaß Diana diese Fähigkeit nicht.
„Es handelte sich ebenfalls um Öl, aber nicht um außerirdisches. Es war ganz normales Öl. Man hat in der Nähe seines Sitzes einen Kanister gefunden, in dem sich das Öl befand. Wie es genau auslaufen konnte und dann auch noch auf Mitchell ist noch nicht geklärt, aber es wurde eindeutig nachgewiesen, dass es sich um keine außerirdische Lebensform handelte.", Mulder zog eine Augenbraue hoch, so wie es Scully immer getan hat und schaute sie ungläubig an. Immer noch sagte er nichts, doch innerlich lachte er auf. Sie glaubte doch wirklich nicht, dass er ihr das abkaufen würde.

„Jetzt fragst Du Dich bestimmt, warum man Nell nicht gefunden hatte. Darauf kann ich Dir auch keine Antwort geben. Ich denke, dass sie Angst bekommen hat und nachdem sie gesehen hatte, dass sie nichts mehr für Mitchell machen konnte, ist sie abgehauen. Wahrscheinlich hatte sie auch gedacht, dass der Lastwagen jeden Moment hoch gehen kann und wollte sich dann einfach nur in Sicherheit bringe. Bevor Du fragst, man hat sie noch nicht gefunden."

Mulder dachte noch über das nach, was Fowley ihm gerade erzählt hatte und nickte dabei leicht mit dem Kopf. Schließlich wandte er sich an sie.

„Und warum erzählst Du mir das?"

„Fox, ich will doch nur nicht, dass Du Dich da in etwas verennst, dass noch nicht mal wahr ist. Ich kenne Dich, und Du hättest die Sache in diese Richtung verfolgt, aber ich glaube, Du solltest dich mehr darauf konzentrieren Dana wieder zu finden, anstatt jetzt irgendwelchen vermeidlichen Außerirdischen hinterher zu jagen.", sie blickte zu ihm hoch und stand schließlich ganz auf. Als sie vor ihm stand wollte sie seine Hand nehmen, doch als sie sie berührte zog er sie weg. Sie schaute ihn überrascht an.

„Danke, Diana, dass Du mir das gesagt hast. Ich werde darüber nachdenken..., aber eines solltest Du dennoch wissen, Scully zu finden, steht für mich an erster Stelle, dann könnte jetzt auch ein UFO vor meinen Haus landen, es wäre mir egal. Scully ist für mich alles und ich werde sie finden, da kann auch der Krebskandidat nichts gegen tun. Du kannst es ihm gerne sagen, wenn Du ihn siehst.", mit diesen Worten ging er in Richtung Tür. Diana folgte ihm und Mulder öffnete diese. Man konnte den Schock, den sie hatte, als Mulder ihr das gesagt hatte, ansehen und ohne etwas zu sagen, gab Mulder Fowley zu verstehen, dass sie jetzt gehen sollte. Sie ließ alle Ansätze zu einem Protest fallen und verließ seine Wohnung. Mulder wartete noch ein paar Minuten und knallte die Tür dann ebenfalls hinter sich zu.


Ohne jegliche Orientierung fuhr Mulder los. Er fuhr wie in Trance. Der Verkehr war ihm völlig egal, auch dass er fast eine Massenkarambolage verursachte, interessierte ihn nicht. Er fuhr seinen Wagen wie von Geisterhand geführt. Kein bestimmtes Ziel vor Augen. Immer wieder hallten die Worte Dianas durch seinen Kopf. Sollte er ihr Glauben schenken? Sie hatte schon die ganze Zeit über ein Spiel mit ihm und Scully gespielt. Sagte sie diesmal, einmal in ihrem Leben, die Wahrheit? Eine leise Stimme in ihm sagte, er solle ihr glauben, doch eine andere sagte ihm das Gegenteil. Dies war der Scully Teil in ihm, so nannte er es. Es war seine rationale Seite, die normalerweise nicht im Vordergrund stand, aber dieses mal tat sie es. Er fragte sich, was Scully jetzt getan hätte. Wäre sie dem Hinweis gefolgt und hätte ihm Glauben geschenkt?
Plötzlich kam ihm ein Gedanke und jetzt als er über ihn nachdachte, war auf einmal alles sonnenklar. Die wollten, dass er nach Scully suchte! So würde er ihnen nicht im Weg sein und sie könnten ungehindert ihre Arbeit machen. Sie wussten, wie viel Scully ihm bedeutete und das er alles für sie machen würde... und jetzt hatten sie ihn da, wo sie wollten. Sie haben ihn für einige Zeit aus dem Weg....Unweigerlich stellte er sich eine Menge Fragen, die er sich schon so oft gestellt hatte. Wieso musste immer Scully für ihn erhalten? Wieso musste immer sie leiden, damit sie ihre Arbeit machen können? Gibt es denn keine einfachere Möglichkeit? Wenn sie nicht wollen, dass er ihnen im Weg ist, wieso beseitigen sie ihn dann nicht? Wollen die, dass er leidet? Dass er sieht, was er mit seiner Suche, Menschen antut, die an seiner Seite sind? Sams' Verschwinden, Scullys Verschwinden und später ihren Krebs. Wollen sie ihn leiden sehen? Wollen sie, dass er von alleine das Handtuch wirft? Dass er von sich aus sagt, dass die X-Akten geschlossen werden sollen? Und zuletzt stellte er sich immer wieder die gleiche Frage. Sind die X-Akten das wirklich wert?
Erst als er seinen Wagen stoppte, merkte er, dass er vor Scullys Haus stand. Wie ist er hier hingekommen? Er zuckte mit den Schultern. Irgendwas schien ihn ja schließlich hier her geführt zu haben. Oder war es vielleicht nur das Verlangen in ihrer Nähe zu sein?
Mulder öffnete die Autotür und überquerte die Straße. Als er vor Scullys Wohnungstür stand, kramte er seine Schlüssel aus er Tasche und suchte den für Scullys Tür. Nachdem er ihn gefunden hatte steckte er ihn ins Schloss und drehte ihn mehrmals um. Die Tür öffnete sich. Mit seinem Fuß stieß er sie leicht auf. Er betrat ihre Wohnung und blickte sich um. Alles war wieder so, wie er es kannte. Jeder Gegenstand stand wieder an seinem Platzt und es sah so aus, als ob nie etwas passiert war. Mulder hatte das Gefühl, dass Scully gleich jeden Moment aus der Küche kommen würde und ihm etwas zu Trinken anbieten würde, so wie sie es immer getan hatte. Aber sie kam nicht. Sie kam nicht aus der Küche und fragte ihn:
„Mulder, kann ich Ihnen irgendwas bringen? Kaffee, Tee oder Eistee?". Er starrte auf den Kücheneingang, so als ob sie dort stehen würde. Erst nach einer halben Ewigkeit registrierte er, dass er allein war. Er war allein in Scullys Wohnung. Total in seinen Gedanken versunken schlurfte er durch ihre Wohnung. Er wusste nicht warum, aber hatte das Gefühl, dass er Scully spüren konnte. Alles in dieser Wohnung war so.... so ...Scully. Das war das einzige Wort, was ihm einfiel. Dafür gab es keine Beschreibung.
Er ging in ihr Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und starrte in den offenen Kamin. Traurig und wehmütig schüttelte er seinen Kopf und setzte seinen Rundgang fort. Das Badezimmer, die Küche und schließlich das Schlafzimmer. Erst wagte er nicht es zu betreten, weil er dachte, er würde etwas Privates von ihr berühren. Doch dann schritt er mit langsamen und vorsichtigen Schritten in ihren privaten Bereich. Er blieb vor dem großen, weichen Bett stehen und sah auf der Bettdecke Scullys Pyjama liegen. Wie in Zeitlupe griff er danach und hielt das Oberteil fest in seiner Hand. Er drückte es an sich. Mit nun geschlossenen Augen setzte er sich auf das Bett und drückte das Oberteil immer fester gegen seine Brust. Er hatte Angst. Angst davor, dass, wenn er es loslassen würde, es genauso wie Scully verschwinden würde. Nach einer Weile lockerte er seinen Griff und vergrub sein Gesicht in den Pyjama. Sein Körper begann zu zittern. Erst ganz leicht und dann immer heftiger. Sein Schluchzen wurde durch den Stoff gedämpft, aber er konnte nicht mehr aufhören. Er hatte sein Limit erreicht. Er schaffte es einfach nicht mehr, stark zu bleiben. Mulder weinte. Er weinte bitterlich. Er legte sich auf das Bett und rollte sich zusammen, wie ein Baby. Dabei ließ er den Pyjama nicht einmal los und sein Gesicht war weiter in ihm verborgen Er konnte nicht alles verdrängen, so wie Scully es immer getan hatte. Er schaffte es einfach nicht. Das Einzige was er im Moment wollte war, einmal alles raus zu lassen.
Bei den Gedanken an Scully wurde sein Körper von nur noch stärkeren Krämpfen überschüttet und das klägliche Wimmern und Schluchzen erfüllte den Raum. Wieso war sie jetzt nicht hier? Wieso konnte er ihr nicht sagen, was für ein Idiot er doch war? Er hatte eine wahnsinnige Angst. Er wusste nicht, was er tun sollte. Aber im Moment schien ihm das einzig Richtige zu sein, hier, auf Scullys Bett zu liegen. Er versuchte vergebens neue Kraft zu tanken, die er brauchen würde, für seine Suche.
Plötzlich schrie er einen Verzweiflungsschrei aus. Es kümmerte ihn nicht, ob sich die Nachbarn beschweren würden. Niemand konnte ihm im Moment das geben, was er brauchte und das war Scully. Sie war alles für ihn. Sie war sein Anker, sie gab ihm Kraft, sie war seine Inspiration. Wenn sie nicht jeden Tag dagewesen wäre, hätte er das alles nicht geschafft.....
Nach seinem plötzlichen Ausschrei wiegte er sich hin und her und neue Tränen liefen ungehindert ihren Weg über seine Wange. Er weinte verzweifelt. Ihr Oberteil, welches er immer noch so fest hielt, als ob sein Leben davon abhängen würde, war von seinen Tränen schon ganz durchnässt.

„Scu... Scully.... wo bist du nur? Ich ... ich brauche dich doch.... Es ... es tut mir so leid..... Scully .... bitte....komm zurück....", mit diesen Worten weinte er sich in den Schlaf.


Zur selben Zeit

Es war die Hölle! Wie konnte er es nur zulassen? Wie? Wie konnte er sich nur so verraten? Sie hatte ihm vertraut. Sie hat Schutz und Geborgenheit gesucht und er hatte es ihr nicht gegeben. Er hätte es tun können. Aber er hat es nicht getan.
Fred saß auf seiner Couch und hatte seinen Kopf in seinen Handflächen vergraben. Er fühlte sich elend und miserabel. Langsam richtete er sich auf. Seine Augen waren gerötet. Er schlurfte durch den Flur zu seinem Arbeitszimmer. Wie in Trance suchte er aus seiner Hosentasche den Schlüssel heraus und öffnete die Tür. Seitdem er Nell gefunden hatte, war er nicht mehr hier drin gewesen. Mit einem wütenden Funkeln in seinen Augen stürmte er auf seinen Schreibtisch und schmiss die ganzen Akten mit einer Handbewegung auf den Boden. Die Blätter verteilten sich im Raum. Er sank auf den Boden, mit dem Rücken an den Schreibtisch gelehnt und fing an zu weinen.

„Ihr verdammten Schweine!!!", schrie er mit tränenerstickter Stimme in die Leere.
„Ihr ver.... verdammten Schweine....Wie ... Wie könnt ihr das nur tun?", es war jetzt nur noch ein Schluchzen. Immer und immer wieder wiederholte diese Worte.

Er wollte hier nicht einfach herumsitzen, mit dem Gedanken daran, dass man ihr wieder Schmerzen zufügte. Und er konnte es nicht. Er würde sich die ganze Zeit Vorwürfe machen. Jetzt hatte er noch eine Chance etwas zu ändern. Die würde er nicht einfach wegwerfen. Schnell sammelte er sich wieder und schöpfte neue Hoffnung, dass es noch nicht zu spät war. Er veränderte seine Position bis er auf allen Vieren war und anfing die Papiere einzusammeln. Er stapelte sie vor sich und begann sie zu sortieren. Einige Minuten später waren alle Papiere wieder in der dazu gehörigen Akte.

*Okay, jetzt denk nach. Alleine wirst du das garantiert nicht schaffen. Hier muss doch irgendwas sein, was dir weiterhelfen wird.*

Fred begann jede Akte einzeln durchzusehen. Konzentriert las er sich Seite für Seite durch. Er wollte bloß nichts übersehen. Er hatte schon einen großen Fehler gemacht und noch einen wollte er nicht in Kauf nehmen. Deshalb musste er jetzt jede noch so kleine Kleinigkeit ernst nehmen.


Irgendwo

Obwohl Nell ihre Augen nicht geöffnet hatte, konnte sie das Licht sehen. Es war dasselbe Licht, welches sie noch vor ein paar Tagen gesehen hatte. Inständig hatte sie gehofft es nie wieder sehen zu müssen und nun lag sie wieder hier. In irgend so einen angeblichen Krankenhaus - welches, sie wusste, in Wirklichkeit ein Labor sein musste -, gefesselt an einem Bett und musste wieder irgendwelche Experimente über sich ergehen lassen, ohne das sie die Chance hatte sich auf irgend eine Art und Weise zu wehren. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes wieder zurück in der Hölle.
Ihr war zum Heulen zumute, aber das würde sie jetzt nicht tun. Sie würde keine Schwäche zeigen. Nicht hier. Sie musste stark sein. Sie war schon einmal hier heraus gekommen und Nell hatte sich vorgenommen, dies auch noch ein zweites Mal zu schaffen.
Langsam öffnete sie ihre Augen, um sich ihrer Umgebung vertraut zu werden. Alles war so, wie sie es schon kannte. Wieder waren die Wände mit weißen Kacheln verziert und überall standen Betten. Jedes wurde durch einen Vorhang abgeschirmt. Nur neben ihr war eine Lücke. Sie wusste, was das hieß. Diese Person, die neben ihr liegen würde, war gerade in einen der berühmt berüchtigten Räume, die sie so hasste und sich vorgenommen hatte, nie wieder in so einen Raum zurück zu kehren. Aber wie es aussah, musste sie diesen Vorsatz fallen lassen. Wenn die Leute hier genauso vorgingen, wie in dem anderen Labor, dann würde sie wahrscheinlich die Nächste sein....
Ihre Gedanken schweiften zu Fred zurück. Wie er da stand und sie angesehen hatte. Diesen Ausdruck in seinen Augen würde sie nie vergessen... Wieso war sie nur so naiv gewesen? Wie konnte sie nur glauben, dass, nachdem sie die ganze Akten in seinen Büro gefunden hatte, er nicht in irgendeiner Weise in dieser Sache verwickelt war? Vielleicht war es nur der Wunsch, der Gedanke endlich sicher zu sein und jemanden gefunden zu haben, der sich um einen kümmert. Sie hatte ihm vertraut. Sie hat ihm geglaubt, als er ihr gesagt hatte, dass nichts passieren würde. Dass alles in Ordnung sei. Dass sie sich keine Gedanken zu machen brauchte. Alles würde wieder gut werden.
Nell war wütend, aber noch mehr überragte das Gefühl der Enttäuschung. Er hatte sie enttäuscht. Er hatte nicht nur ihr Vertrauen missbraucht. Nein, er hatte sie über dies hinaus auch noch angelogen und sie wieder dahin zurück gebracht, von dem er wusste, dass es für sie die reinste Qual war. Sie hatte ihm alles erzählt....und er hatte - so schien es ihr - ohne mit der Wimper zu zucken sie wieder dorthin zurück befördert.
Jetzt war sie wieder ganz am Anfang und noch so einen Arzt wie Dr. Newall würde es nicht geben. Niemand würde sich jetzt darum kümmern, ob sie Schmerzen hatte und ihr eine Chance geben dem ganzen Wahnsinn zu entkommen. Sie war wieder auf sich allein gestellt.
Nell drehte ihren Kopf auf die linke Seite, als sie ein Geräusch hörte. Es war das Geräusch von Rollen eines Bettes und von Schritten. Leicht hob sie ihren Kopf an. Nell hatte sich nicht getäuscht. Das Bett wurde in die Lücke geschoben und sie konnte erkennen, dass die Person, die da auf dem Bett lag eine Frau war. Sie hatte ihre Augen geschlossen und es sah so aus, als ob sie schlief, doch Nell wusste es besser. Bevor der Vorhang zu gezogen wurde, konnte Nell noch einen Blick auf die Frau erhaschen. Als Nell sie sah, wusste sie eines sofort. Sie hatte sie schon irgendwo gesehen. Diese Frau kam ihr bekannt vor.

*Überleg! Verdammt noch mal, jetzt streng deinen Kopf an und überleg. Wo hast du diese Frau schon mal gesehen?*

Rotes Haar, blasser Teint. Diese Kombination kannte sie. Nell überlegte und überlegte. Dann hatte sie auf einmal ein Bild vor ihren Augen. Es war das Bild der Frau aus dieser Akte. Das Gesicht dieser FBI-Agentin. Konnte das sein? Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Diese Frau neben ihr hatte zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit ihr, aber Nell konnte sich nicht sicher sein. Diese Frau sah krank und ausgemergelt aus, soweit sie es sehen konnte. Aber sie konnte sich auch noch daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte, als sie sich im Spiegel sah. Sie hatte sich nicht wieder erkannt. Also, wenn das wirklich neben ihr die FBI-Agentin war, dann begann sie langsam alles zu verstehen.
Eine Akte von einer FBI-Agentin und noch viele andere in Freds Haus. Er hatte sie auch wieder hier hin gebracht. Jegliche Zweifel, die sie bisher hatte waren verflogen. Er wusste die ganze Zeit davon. Und wenn dieser Mulder jetzt noch der ist, nachdem sie die ganze Zeit gesucht hatte, hatte er ihr die ganze Zeit über was vorgespielt. Fred wusste von Anfang an, dass er die Person war, die sie suchte und er hatte ihr nichts gesagt. Wieso machte er das nur? Wie konnte sie sich nur so in einem Menschen täuschen?


Freds Haus
Zur selben Zeit

Fred saß noch immer auf dem Boden, umgeben von zahlreichen Akten. Im Augenblick hielt er die Akte von einer Dana Scully in der Hand. Erst überflog er sie nur, doch dann hielt er an einer Stelle inne.
Plötzlich stutzte er. Am Ende stand geschrieben, dass sie bereits seit fünf Tagen verschwunden sei. Das war ungefähr im selben Zeitraum, als er Nell gefunden hatte. Konnte da ein Zusammenhang bestehen? Fred blätterte wieder an den Anfang. Dieses mal hatte er das Gefühl, etwas Wichtiges gefunden zu haben. Je öfters er diesen Namen las, desto sicherer wurde er sich, dass er ihn schon mal irgendwo gehört hatte. Es muss in der Klinik gewesen sein. Bevor der Arzt zu ihm kam, war er sich sicher, dass der Name Scully gefallen war. Hat ihr Verschwinden etwas mit den Versuchen zu tun? War sie etwa auch dort? Das alles gefiel ihm überhaupt nicht. Diese Sache nahm immer mehr an Größe an und Fred hatte das Gefühl immer weiter mit hinein gezogen zu werden.

„Okay, okay, dann fang jetzt noch mal von vorne an.", sprach er leise mit sich selbst. „Dana Kathrine Scully. Geboren am 23. Februar 1964....Tochter von William Scully, Captain der Navy.... Studierte Physik.... später Ausbildung als Medizinerin ... 1992 Abschluss der FBI-Ausbildung in Quantico.... Beordert zur Ausbildungseinrichtung nach Quantico als Ausbilderin.... später beordert zur Abteilung X-Akten als Agentin ... Schließung der X-Akten und später Wiedereröffnung.... X-Akten? Oh man, wo bin ich da nur hineingeraten?", Fred blätterte weiter bis er endlich das gefunden hatte, was er im Grunde suchte. Die Arbeit an den X-Akten.
„...Agent Scully wurde Agent Fox Mulder als Partnerin zugeteilt. Ihre Aufgabe bestehe darin, das Verhalten und seine Ermittlungsmethoden zu beobachten und zu dokumentieren.....", er las den Rest noch zu Ende und suchte dann in der Akte nach weiteren Hinweisen im Bezug auf ihren Partner. Agent Mulder. Vielleicht könnte er ihm ja helfen und vielleicht war er ja sogar die Person, von der Nell sprach. Er brauchte eine Adresse. In der Akte würde er keinen weiteren Hinweise finden. Schnell richtete er sich auf und ging zu seinem Schreibtisch. Fred öffnete die unterste Schublade und holte ein Telefonbuch hervor. Hastig ging er alle Namen unter 'M' durch.

„Ma.... Mu....Mul.....da Mulder. Fox William Mulder. Das muss er sein.", Fred schnappte sich einen Zettel und schrieb sich Telefonnummer und Adresse auf. Vorsichtshalber tat er das gleich auch noch mit Scullys Anschrift.


Scullys Wohnung
Nächster Morgen

Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und schienen genau in Mulders Gesicht. Er rümpfte ein paar mal die Nase bis er wie von einer Biene gestochen hochfuhr. Wo war er? Er lag in einem Bett. Es war nicht sein Bett. Nur langsam erinnerte er sich an den Abend zuvor, wie er zu Scully gefahren war und sich auf ihr Bett gelegt hatte und dort wohl eingeschlafen sein musste. Immer noch hielt er ihr Pyjamaoberteil in der Hand. Er legte sich wieder zurück in die Kissen, drückte das Oberteil an sich und starrte an die Decke. Das war im Moment das einzige, was er noch von ihr hatte. Mulder drehte sein Gesicht in Richtung Fenster und ihn trafen wieder die Sonnenstrahlen, die ihn geweckt hatten. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihr Bett so stand, dass die Sonne genau darauf scheinen konnte. Mulder schaute auf den Wecker, welcher angesprungen war und ein langsames Lied spielte, und musste feststellen, dass es erst früh am Morgen war. Er drehte sich jetzt vollkommen auf die Seite und starrte weiterhin aus dem Fenster. Plötzlich erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Es war ein Bild. Es stand auf ihrer Kommode, neben dem Wecker und der Nachttischlampe. Mulder setzte sich auf und griff danach. Jetzt hielt er es in beiden Händen. Das Bild zeigte Scully und ihn. Sie standen vor *ihrem* Haus in `The Falls´.
Als Mulder an diesen Fall zurück dachte, musste er schmunzeln. Scully und er waren verheiratet. Seiner Meinung nach hatten sie das perfekte Paar abgegeben, aber er glaubte Scully war nicht so begeistert davon gewesen mit ihm *verheiratet* gewesen zu sein. Gut, er musste zugeben, dass er es ihr auch nicht immer einfach gemacht hatte, aber trotzdem hat er es genossen. Mulder hätte nicht gedacht, dass Scully das Bild behalten, geschweige denn aufgestellt hatte. Sie überraschte ihn halt immer wieder.
Mulder war so in seinen Gedanken vertieft, dass er das Klopfen an der Tür nicht hörte. Erst als die Klopfer lauter und energischer wurden, registrierte er es. Erstaunt blickte er auf. Mulder griff langsam nach seiner Waffe die er auf dem Nachttisch abgelegt hatte.
Er schwenkte seine Beine über die Bettkante und schritt langsam in Richtung Tür. Bevor er sich jedoch vollständig der Tür widmete, merkte er, dass er noch immer das Bild in den Händen hielt. Leise stellte er es auf dem Tisch ab und drehte sich wieder in Richtung Tür. Seine Waffe im Anschlag. Wieder klopfte es. Mulder entsicherte seine Waffe.

„Wer ist da?"

Das Klopfen hatte aufgehört, aber Mulder bekam keine Antwort. Mulder befeuchtete einmal seine Lippen und atmete tief durch.
Diesmal hörte er ein Schaben vor der Tür, so als ob jemand mit seinen Füßen über den Boden streifen würde.

„Wer ist da?", fragte Mulder nochmals mit Nachdruck. In seiner Stimme schwang ein Hauch von Nervosität. Er fragte sich, wer wohl was von Scully wolle. Ihre Familie würde es wohl kaum sein und Skinner auch nicht.... also wer sollte etwas von Scully wollen?
Mit seiner linken Hand griff er zu dem Schloss. Jetzt musste alles schnell gehen. Sonst wäre der Überraschungsmoment dahin. Mulder legte seine Hand auf den Knauf und wartete noch ein paar Sekunden. Dann riss er die Tür auf und richtete seine Waffe auf die Person, die vor der Tür herumlungerte.
Fassungslos starrten ihn zwei angsterfüllte Augen an. Die Person wich einen Schritt zurück und schnappte nach Luft.

„Wer sind Sie und was wollen Sie hier?", Mulders Stimme klang jetzt eisig, die keinen Widerspruch duldete.
Immer noch sagte die Person kein Wort.

„Ich frage Sie jetzt ein letztes Mal. Wer sind Sie und was wollen Sie hier?", immer noch zielte er mit seiner Waffe auf sein Gegenüber.

„Ich ... ähm ... ich ....sind Sie Fox Mulder?"

Mulder schaute ihn einen Moment verwirrt an. Er ließ seine Waffe ein Stück sinken.
„Wer will das wissen?", ihm kam das mehr als merkwürdig vor. Er kannte diesen Mann nicht und im Moment war nicht besonders scharf drauf jemanden zu sehen.

Immer noch ein wenig verunsichert antwortete ihm sein Gegenüber.
„Ich ....mein....Name ist Fred .... Fred Steel und ich habe gehofft ....hier einen gewissen Fox William Mulder zu finden.", schließlich ließ Mulder seine Waffe sinken, sagte aber nichts. Musterte ihn mit einem undurchdringlichen Blick. Fred schaute nervös auf den Boden. Er konnte Mulders Blick nicht standhalten.
Mulder konnte aus seinen Worten nicht direkt schließen, ob er ihn anlog, aber für ihn machte sein Gegenüber nicht den Eindruck, als ob er irgendwas im Schilde führen würde. Er gab ein Brummen von sich und ging wieder zurück in Scullys Apartment.
Fred sah auf und folgte ihm zögernd. Als er im Apartment stand wusste er nicht so recht, was er tun sollte. Unschlüssig sah er sich um. Mulder saß mit dem Rücken zu ihm auf der Couch und schwieg. Fred ging einen kleinen Schritt vorwärts und Mulder drehte sich augenblicklich um. Sofort blieb Fred stehen. Er räusperte sich kurz.

„Sind Sie nun Fox Mulder? Der Partner von Dana Scully?", bei Scullys Namen zuckte Mulder zusammen. Er schloss einmal kurz seine Augen und nickte dann kurz.

„Woher wissen Sie, dass ich hier bin? Das hier ist nicht ....", begann Mulder wurde aber von Fred unterbrochen.

„Ich weiß, ich weiß. Das ist die Wohnung von Ms Scully. Ähm, darf ich mich setzen?", Fred sah ihn fragend an. Mulder nickte einmal kurz, hatte aber immer noch seine Waffe in der Hand. Man konnte schließlich nie wissen.

„Sie haben mir immer noch nicht meine Fragen beantwortet. Woher wussten Sie, dass ich hier bin und was wollen Sie von mir?"

Langsam entspannte Fred sich. Er hatte ja auch gar keinen Grund sich um irgendwas Sorgen zu machen. Er war schließlich nur hier um mit Mulder zu sprechen und nachdem er sich von dem ersten Schock erholt hatte, erkannte er nur einen Mann, dem es nicht besser ging als ihm, wenn nicht noch schlechter. Beide hatten Personen verloren, die einem etwas bedeuteten. Soviel konnte er jetzt schon sagen, ohne auch nur ein vernünftiges Wort gewechselt zu haben. Für ihn schien es so, als ob Mulder einigermaßen gefasst war. Er hatte sich unter Kontrolle. Aber ob das nur Fassade war wusste er nicht.

„Nun, um Ihre erste Frage zu beantworten. Ich bin hier her gekommen, weil bei Ihnen keiner aufgemacht hat und da bin ich halt hierhin gekommen und...."

„Woher wissen Sie meine Adresse und die von Scully?", fragte Mulder auch schon sofort.

Ein wenig überrascht antwortete Fred:
„Ich ... ähm ... ich habe sie aus dem Telefonbuch und die Adresse von Ms Scully habe ich aus .... die habe ich aus ihrer Akte.", fügte Fred fast flüsternd hinzu.

Mulder sah zu ihm auf und etwas hatte sich verändert. Sein Blick. Es war sein Blick. Fred schluckte.

„Woher haben Sie die Akte von Scully? Was wollen Sie von ihr? Wo ist sie?", fuhr Mulder ihn an und stand sofort auf seinen Beinen. Er war außer sich. Am liebsten hätte er Fred genommen und ihn durchgeschüttelt. Drohend beugte er sich zu ihm runter.
„Ich will wissen, was Sie mit ihr machen!!! Sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt sein, dann....", Mulder sprach nicht weiter, aber Fred hatte auch so seine Botschaft verstanden. Dies bereitete ihn jetzt nur noch größere Schwierigkeiten. Wie sollte er dem Mann erklären, was er getan hatte? Wenn er erfährt, dass seine Partnerin auch höchst wahrscheinlich in diesem „Krankenhaus" ist, wird er ihn zu Kleinholz verarbeiten. Wenn er jetzt schon so reagiert, wie wird er dann reagieren, wenn er dass gehört hatte, was Fred ihm noch erzählen musste? Aber er konnte jetzt auch nicht mehr gehen und so tun, als ob er nie hier gewesen wäre und der Blick von Mulder bewahrte ihn davor aufzuspringen und aus dem Apartment zu rennen. Gott, wo war er da nur hinein geraten?

„Ich... ich kann Ihnen alles erklären. Das ... Das ist auch der Grund warum ich mit Ihnen sprechen wollte.", krächzte Fred.
„Wenn Sie mich nicht gleich erschießen, werde ich Ihnen alles erzählen...ich ... ich habe gar nichts mit Ihrer Partnerin gemacht, aber ich weiß möglicherweise wo sie sich befindet."

Mulder sah ihn weiterhin misstrauisch an.
„Woher weiß ich, dass Sie nicht lügen? Woher soll ich nicht wissen, ob das nicht wieder eines dieser Spielchen ist, die schon die ganzen Jahre über mit uns gespielt wurden? Woher soll ich wissen, dass Sie mir die Wahrheit sagen und mich nicht wieder in eine Sackgasse führen, wie schon so oft?"

„Also, ich... ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht vorhabe irgendwelche Spielchen mit Ihnen zu spielen und ... und Sie müssen mir einfach vertrauen."
„Ha! Vertrauen, ja. Ich kann niemanden vertrauen, Mr Steel. Es wurde schon zu oft ausgenutzt und missbraucht. Der einzigen Person auf dieser Welt, der ich vertraue, ist Scully und das wissen Sie."

„Ich weiß gar nichts. Ich blicke da überhaupt nicht mehr durch. Ich weiß noch nicht mal, warum das alles passiert und was Sie damit zu tun haben....."

„Sie sagten gerade, Sie wüssten wo Scully ist.... Wo ist sie?", griff Mulder wieder das eigentliche Thema auf. Er misstraute ihm noch immer, aber im Moment hatte er keine andere Chance. Dies war jetzt sein einziger Anhaltspunkt. Und diesen musste er verfolgen. Er hatte die Möglichkeit Scully zu finden und da klammerte er sich an jeden noch so kleinen Strohhalm.

„Als erstes möchte ich, dass Sie wissen, dass ich mit all dem nichts direkt zu tun habe.", Mulder zeigte keine Regung.
„Na schön, ich glaube, es wäre das Beste, wenn ich ganz von vorne anfangen würde. Eigentlich begann alles vor ca. einem Jahr. Meine Frau Claira lag im Sterben. Sie hatte Lungenkrebs. Ich weiß gar nicht mehr genau wann, aber eines Tages tauchten Männer im Krankenhaus auf und meinten sie könnten ihr helfen. Sie hätten ein Gegenmittel. Ich meine, ich sah es als die Chance an ihr zu helfen. Ich habe wirklich alles versucht und da war dieses Angebot ein Geschenk des Himmels.", Mulder nickte einmal kurz. Er konnte ihn verstehen. Er hatte auch alles versucht, als Scully verschwunden war. Er hatte keine Möglichkeit ausgelassen. Als er sie dann wiedergefunden hatte, hatte er Tag und Nacht an ihrem Krankenbett gesessen und sich geschworen so etwas nie wieder geschehen zu lassen. Und auch als Scully im Sterben lag und jeder glaubte, dass sie den Kampf gegen den Krebs verloren hatte, wäre er fast einen Deal mit dem Teufel eingegangen. Doch eine Nacht an Scullys Krankenbett hat ihn die richtige Entscheidung treffen lassen. Dies wusste er jetzt. Aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass er im Kreis gelaufen war. Er ist wieder an dem Punkt angelangt, an dem er Scully nun ein weiters Mal verloren hatte und Mulder fragte sich, wie viele weitere Male noch folgen würden. Aus seinen Gedanken wurde er durch Fred gerissen, der damit fortfuhr weiter zu erzählen.

„ .... ich hatte ja keine Ahnung, dass das alles mal so enden würde. Hätte ich es gewusst, wäre ich diesen Handel nie eingegangen."

„Was für einen Handel?"

„Die Männer haben mir versprochen, dass meine Frau wieder gesund wird und als Gegenleistung sollte ich für sie eine Aufgabe erledigen. Ich bin nur auf diesen Handel eingegangen, weil es wohl möglich meiner Frau hätte helfen können und zweitens, weil ich dachte, es wäre eine einmalige Sache.", Mulder schüttelte einmal den Kopf.

„Was hat das nun alles mit Scullys Aufenthaltsort zu tun. Ich möchte wissen, wo sie ist."

„Okay, okay, vor ungefähr ein paar Tagen fand ich eine Frau im Wald.", Mulder schaut ihn erstaunt an.
„Ich habe sie mit zu mir genommen. Als ich sie danach gefragt habe, was mit ihr passiert war, hatte sie mir erst ausweichend geantwortet, doch dann hat sie es mir erzählt und ich konnte es immer noch nicht glauben. Ich habe es immer versucht zu verdrängen, aber seitdem Nell mir erzählt hat ...."

„Nell?"

„Ja, so heißt sie. Nell Johnson, glaube ich. Sie hat mir erzählt, dass sie in irgendeinem Labor aufgewacht sei und man an ihr irgendwelche Test durchgeführt hatte. Doch sie hatte Glück und konnte fliehen. Sie hat sich dann halt so durchgeschlagen. Sie ist zu Fuß gegangen oder per Anhalter in einem Lastwagen mit gefahren. Sie meinte, man hätte sie etwas ausgesetzt, was gelebt hat und .. und als sie dann in diesen Lastwagen war, meinte sie, es wäre es so gewesen, als ob *es* raus wollte. Ich meine, ...."

„Warten Sie. Sie meinen sie ist per Anhalter mit einem Lastwagen gefahren und sie hatte etwas in sich, was gelebt hatte und dann aus ihr raus wollte?"

„Ja, aber..."

„Wie hat es ausgesehen?", Mulder war jetzt hellwach. Sollte es doch stimmen und Diana hatte ihn belogen? Zutrauen würde er es ihr ja....

„Ähm ... ich weiß nicht..."
„Überlegen Sie. Wie hat es ausgesehen?"

„Ich verstehe nicht, was ist daran so wichtig?"

„Wie hat es ausgesehen?", wiederholte Mulder seine Frage ungeduldig.

„Mmmh, ich glaube es war schwarz.", Mulder atmete einmal tief ein und aus. Er lehnte sich zurück in die Couch und sein Blick fiel auf das Bild mit ihm Scully. Fred brauchte gar nicht weiter zu erzählen, Mulder wusste auch so, was mit Scully geschehen war. Wut stieg in ihm auf und am liebsten hätte er irgendwas genommen und gegen die Wand geworfen. Es fiel ihm schwer die Kontrolle zu bewahren. Er fasste sich mit seinen Händen an seine Schläfen und begann diese leicht zu massieren. Sein Blick immer noch auf das Bild gerichtet.
Fred wusste nicht genau was er jetzt machen sollte. Weiter erzählen oder nicht? Er schaute Mulder an, der immer noch starr auf das Bild schaute. Fred folgte diesem und bemerkte erst jetzt das es dort stand. Er sah es sich kurz an und blickte dann wieder zu Mulder. Es zeigte eindeutig Scully und Mulder. Mulder hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt. Fragend sah er ihn an und Mulder wusste, was er dachte, aber er hatte jetzt keine große Lust darauf einzugehen. Er wusste, dass jeder, der sie nicht kannte und dieses Bild sah, dachte, dass sie verheiratet wären. Wie leicht man doch die Leute täuschen kann.

Nach weiteren Sekunden des Schweigens erhob Mulder als erster wieder seine Stimme.
„Es war also ein schwarzes, lebendiges Etwas? Wissen Sie wie der Lastwagenfahrer hieß?"

„Ja, das weiß ich noch. Nell hat es mir gesagt, aber ich verstehe nicht, warum das so wichtig ist.", Mulder sah ihn mit einem durchdringenden Blick an.
„Sein Name war John Mitchell.", sagte Fred schließlich ergeben.
Das war es. John Mitchell wurde mit dem schwarzen Öl infiziert und ist dann gestorben. Nell hat es wahrscheinlich nur überlebt, weil sie eventuell eine Art Gegenmittel in sich trug. Für Mulder machte es jetzt fast alles Sinn. Diana wollte ihn auf eine falsche Fährte locken. Sie wusste von Anfang an über Scully und den Unfall Bescheid. Die Wut, die vor nur wenigen Sekunden erloschen war, fasste wieder Fuß und ergriff ihn. Nur wenige Male in seinen Leben hatte er auf den Scully-Teil in sich gehört und jetzt war er froh es getan zu haben. Sie hatte mal wieder Recht gehabt und er mal wieder erfahren, wie wichtig sie doch war. Sie hatte ihn mal wieder vor einer Dummheit bewahrt.
So normal wie möglich sprach er weiter.
„Und was ist passiert, nachdem Sie Nell gefunden hatten?"

„Ich habe sie mit zu mir genommen und mich um sie gekümmert. Dann bekam ich noch einen Auftrag. Ich habe mich mit dem Mann getroffen und ihm gesagt, dass ich schon längst das gemacht habe, was sie von mir verlangt haben, aber ich komme da nicht mehr raus und sie drohen mir damit mich umzubringen, wenn ich nicht das mache, was sie sagen. Sie müssen mir glauben, ich wollte das nicht."

„Wissen Sie wer der Mann war?", obwohl Mulder die Antwort schon kannte, fragte er trotzdem und er wurde nicht enttäuscht.

„Nein, ich kenne ihn nicht. Jedenfalls nicht seinen Namen."

„Was wollte er?"

„Ich habe schon vor unserem Treffen gewusst, dass sie die Testperson ist, die diese Männer gesucht haben und durch einen Fehler von mir wussten sie es auch. Sie befahlen mir noch einen Tag auf sie aufzupassen und sie dann in das neue Labor zu bringen.", Fred machte eine kurze Pause und fuhr dann fort.
„Ich konnte sie überreden, indem ich ihr sagte, dass ich mir Sorgen um sie mache und ich mich wohler fühlen würde, wenn sie sich untersuchen lassen würde. Jetzt im Nachhinein kann ich nicht verstehen warum ich es getan habe, aber ich glaube, ich hatte zu viel Angst und die habe ich auch jetzt noch.", wieder hörte er auf zu sprechen. Jetzt sah er Mulder nicht mehr an, sonder blickte auf seine Hände, die er ineinander verflochten hatte.
„Sie ...Nell hat sich überreden lassen und ich habe sie zu dem „Krankenhaus" gebracht. Als wir dann drin waren.....oh mein Gott....", Freds Stimme war tränenerstickt als er weiter sprach.
„.... die Ärzte kamen .... und..... und haben sie weg gebracht. Sie hat geschrien. Ich sollte ihr helfen.... aber ich habe es nicht getan.", Fred unterbrach sich selbst, als er versuchte die Tränen zurück zu halten. Mulder stand auf und holte ihm aus der Küche ein Taschentuch.

„Danke.", Fred wischte sich die Tränen weg und sah Mulder dann wieder in die Augen.
„Als ich dort war, habe ich den Namen Dana Scully gehört im Zusammenhang mit irgendwelchen Test.", Mulder starrte ihn nur an. Kein Muskel bewegte sich. Aber Mulders Augen sprachen Bände. Leicht begann sein Körper zu zittern. Seine Hände ballte er zu Fäusten und drücke sie so fest gegeneinander, dass sie weiß wurden. Zögernd erzählte Fred weiter.
„Ich ... ich habe mir dann ihre Akte genommen. Erst da habe ich richtig verstanden, warum man mir diese Akte gegeben hatte. Sie war die nächste Versuchsperson... Es tut mir so leid.... Hören Sie, ich weiß, ich kann das nicht mehr gut machen, was ich getan habe, aber ich möchte Nell da wieder raus holen und ihre Partnerin auch. Es war nicht leicht für mich, sie wieder zurück zu bringen... ich fühle mich deswegen auch ziemlich mies und wenn ich es jetzt schaffe sie da wieder raus zu holen, kann ich vielleicht einen Teil meiner Schuld gut machen.", Fred war fertig mit seiner Erzählung und keiner sagte was. Beide saßen sich gegenüber und schwiegen. Mulder beugte sich nach vorne und griff nach dem Bild. Er hielt es in seinen Händen und zeichnete zärtlich mit seinen Fingern die Konturen von Scullys Gesicht nach. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er hielt sie nicht zurück. Er hatte keinen Grund sich zu schämen.
Mit Tränen verschmierten Augen und einem entschlossenen Ausdruck darin sah er Fred an.

„Bringen Sie mich zu diesem Labor!"

„Sie meinen, Sie wollen da jetzt einfach so auftauchen und dann da rein spazieren?"

„Haben Sie einen besseren Vorschlag? Wir wissen wo sich Scully und Nell befinden. Ich sehe keinen vernünftigen Grund noch zu warten. Wer weiß, was man mit ihnen macht, während wir hier noch herumstehen und uns darüber streiten, was wir jetzt machen sollen!", Mulder sprintete förmlich in Scullys Schlafzimmer und Fred folge ihm, blieb jedoch im Türrahmen stehen. Fred sah die verwühlte Bettdecke und Mulders Sachen, die mehr oder weniger im Raum verteilt waren. Langsam fragte er sich wirklich, ob er auch in Scullys Wohnung war. Für ihn sah es so aus, als ob Mulder hier wohnen würde, er schlief in ihrem Bett und benutzte ihre Sachen, so als ob sie ihm gehören würden.... aber vielleicht fühlte er sich ihr auch so nur näher.
Mulder zog sich gerade seine Lederjacke an und steckte seine Waffe in sein Halfter.
„Dann lassen Sie uns jetzt gehen.. und bevor Sie jetzt noch was sagen, ich werde mir schon noch was überlegen, wie wir da rein kommen. Ich habe so was schon öfters getan.....ist jetzt aber nicht wichtig. Kommen Sie, wir dürfen keine Zeit verlieren."


Irgendwo

Scully wurde durch ein Stechen im Unterleib aus ihrem „Schlaf" gerissen. Mit Schmerz verzerrtem Gesicht richtete sie sich auf, wurde jedoch durch die Gurte zurückgehalten. Nur mit Mühe konnte sie ein Stöhnen unterdrücken. Ihr schien es so, als ob die Schmerzen immer größer wurden. Sie kniff ihre Augen zusammen und presste ihre Lippen aufeinander, so dass sie nur noch ein dünner, weißer Strich waren. Was haben die nur mit ihr gemacht?
So gut es ging legte sie sich auf die Seite und rollte sich zusammen wie ein Fötus. So hoffte Scully, dass die Schmerzen ein wenig gelindert würden. Und tatsächlich: die Schmerzen ließen nach. Jetzt konnte sie sie wenigstens einigermaßen aushalten. Erleichtert darüber öffnete sie die Augen und schaute in das Gesicht einer ihr nur zu gut bekannten Person. Am liebsten hätte sie sich wieder weg gedreht, doch sie wollte das Risiko nicht eingehen, dass die Schmerzen wieder auftauchen.
Dann fing diese Person auch noch an mit ihr zu sprechen und Scully hätte ihr am liebsten gesagt, dass sie den Mund halten solle, aber sie hatte jetzt keine Kraft sich mit ihr anzulegen. Das wichtigste war im Moment, dass sie ihre Schmerzen unter Kontrolle hatte.

„Wie ich sehe, haben Sie diesen kleinen Eingriff gut überstanden, Dana."

Scully antwortete ihr nicht. Sie hatte jetzt wirklich nicht die Nerven dazu sich mit dieser Frau zu unterhalten. Besonders nicht nach alledem, was sie getan hatte. Wut stieg in ihr auf und Scully blitzte Fowley böse an. Wenn Blicke töten könnten, wäre Fowley auf der Stelle tot umgefallen, doch sie ignorierte Scullys Blick.

„Wir werden nachher noch ein paar andere Experimente durchführen. Sie haben Glück, wir haben die eigentliche Testperson wiedergefunden und so wird Ihnen wahrscheinlich Einiges erspart bleiben. Aber ich will Ihnen keine leeren Versprechungen machen."

„Wieso?", brachte Scully mit großer Mühe hervor. Obwohl sie noch immer auf der Seite lag, wurden die Schmerzen wieder größer.

„Was meinen Sie mit 'wieso'?", fragte Fowley scheinheilig.

„Wieso ...ah.... wieso tun Sie das alles?"

„Das wissen Sie doch, Dana. Das ist alles nur zu unserem Besten."

„Ich glaube, Ihnen kein Wort, Fowley. Sie wissen, dass Sie damit nicht durchkommen. Mul...ah....", Scully wurde von einen Schwall neuer Stiche in ihrem Unterleib überschüttet.
„Was.... was haben Sie mit mir gemacht?"

„Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich Ihnen das jetzt erzähle, oder? Und was Fox angeht, er hat die falsche Entscheidung getroffen. Er hätte alle Antworten haben können, auf all seinen Fragen, aber er wählte den schwierigeren Weg und das hat er jetzt davon. Er war kurz davor, das Angebot anzunehmen und wenn Sie nicht gewesen wären, hätte er auch die richtige Entscheidung getroffen. Aber er wird schon noch früh genug merken, dass er einen Fehler begangen hat, indem bei Ihnen blieb."

„Wovon reden Sie da überhaupt?"

„Fox, hat es Ihnen nie erzählt? Er hatte die einmalige Chance gehabt schneller an ein Heilmittel gegen Ihren Krebs zu kommen. Die einzige Gegenleistung, die man von ihm verlangte, war, das FBI, die X-Akten und Sie zu verlassen. Wie gesagt, er hätte es fast getan....mich wundert es, dass Fox Ihnen das nie erzählt hat, wo Sie doch sonst alles von ihm zu wissen scheinen."

„Halten Sie den Mund! Mulder weiß, dass Sie für die arbeiten und Sie wissen auch, dass er es weiß. War es das Wert? Haben Sie erreicht, was Sie wollten? Die X-Akten sind geschlossen, Mulder ist Ihnen nicht mehr im Weg, also was wollen Sie noch von ihm? Lassen Sie ihn doch endlich in Ruhe."

„Solange die X-Akten noch existieren, wird er nicht aufhören zu suchen. Nach seiner Schwester, nach der Wahrheit. Deshalb stellt er ein großes Risiko dar, genau wie Sie, und irgendwie müssen wir ihn ja unter Kontrolle halten. Glauben Sie mir fällt es leicht zu sehen, wenn er leidet? Ich liebe ihn noch immer.", als Scully auflachte, kam nichts weiter als ein Röcheln hervor. Scully brauchte einige Sekunden, bevor sie sprach.
„Wenn Sie ihn wirklich lieben würden, würden Sie ihm so was nie antun. Sie sind nicht fähig zu lieben, nämlich wenn Sie es wirklich könnten, würden Sie sehen, wie sehr Sie ihn damit verletzen und ein Mensch, der liebt tut so was nicht. Wenn dies wirklich ihr Standpunkt ist, ...."

„Was wollen Sie damit sagen? Wollen Sie damit sagen, dass ich ihn nicht liebe und es mir nicht schwer fällt dies zu tun?", fuhr Fowley sie erbost an.

„Verstehen Sie es von mir aus so, wie Sie wollen....", erschöpft drehte sie ihren Kopf in die andere Richtung.

„Nein, ich will, dass Sie diese Fragen beantworten."

„Das wollen Sie doch gar nicht wirklich. Sie sind gar nicht daran interessiert, was ich denke. Das waren Sie noch nie und ich lege auch keinen Wert darauf. Ich habe Ihnen noch nie vertraut, aber Mulder tut es. Es gab eine Zeit, da hat er Ihnen mehr vertraut als mir... das hat weh getan.... aber ich bin trotzdem bei ihm geblieben, weil ich wusste, dass er mich nie im Stich lassen würde und das wird er auch jetzt nicht. Glauben Sie wirklich er wird Ihnen nach alle dem noch ein Wort glauben?"

Fowley antwortete nicht, sondern starrte Scully nur an. Ohne sich davon beeindrucken zu lassen fuhr Scully fort.

„Ich werde ihn nie verlassen. Ich werde immer für ihn dasein, wenn er mich braucht und er ist auch immer für mich da. Wir haben etwas, was Sie nie haben werden. Es ist etwas Besonderes. Es geht über eine normale, berufliche Freundschaft hinaus, es ist auch keine normale private Freundschaft. Wir wissen immer, wann es dem anderen schlecht geht und wann er Hilfe braucht. So was werden Sie nie kennenlernen und auch wenn Sie mich töten, werde ich ihn nicht allein lassen. Ich werde immer für ihn dasein ...", diesen Stoß musste sie ihr geben. Das konnte sie sich nicht verkneifen...
In Fowleys Augen blitzte es. Mit gepresster Stimme brachte sie hervor:
„Sie denken Fox zu kennen, aber das tun Sie nicht. Sicher, er wird alles versuchen Sie zu retten, so wie er es schon die letzten sechs Jahre über getan hat, aber sie kennen Ihn nicht wirklich und wenn er die Arbeit behindert, wird er dafür die Folgen tragen müssen - so leid es mir auch tut - aber hier muss man Berufliches und Privates trennen. Glauben Sie mir, Dana, er wird es spüren."

„Für Sie heiße ich immer noch Scully! Haben Sie mich verstanden?", erhob Dana ihre Stimme und diese kleine Anstrengung entfachten in ihr wieder neue Schmerzen. Sie biss die Zähne zusammen und zog scharf die Luft an.

„Wie Sie meinen, Scully, aber Sie können soviel hoffen, wie sie wollen. Er wird nicht kommen, dafür wurde schon gesorgt.", das waren die letzten Worte, die Fowley sagte. Mit schnellen Schritten entfernte sie sich und wenn Scully gekonnt hätte, wäre sie aufgestanden und hätte ihr mal so richtig die Meinung gesagt. Ihre Wut auf diese Frau wurde immer größer. Dies hatte nur einen Vorteil. Es ließ sie für wenige Augenblicke die Schmerzen vergessen.
Rezensionen