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Emily Returns (1/4)

von Jessica Hildbold

Kapitel 3

Fast zwei Wochen später waren sich Scully und Emily immer noch nicht näher gekommen. Nur wenn ihr Vater ihr es sagte redete Emily mit Scully. Außerdem versuchte sie Scully so weit wie es ging aus ihrem täglichen Leben herauszuhalten, in das Mulder Scully integrieren wollte. Es wurde noch schlimmer, als Emily Ferien bekam. Sie verbrachte so viel Zeit bei ihren Freunden zuhause und mit ihnen im Park, wie Mulder ihr erlaubte. Und sie weigerte sich total mit Scully alleine zu sein.

Scully versuchte es wirklich Emily Zeit zu geben, aber auch sie wurde irgendwann ungeduldig. Würde Emily sich ihr jemals öffnen und ihr eine Chance geben? War sie dazu verdammt in dem Leben ihrer Tochter eine Nebenrolle zu spielen? Es war frustrierend Emily dabei zuzusehen, wie sie so offen und liebevoll gegenüber Mulder und kalt und zurückweisend zu ihr war.

Auch Mulder war frustriert, aber er wollte Emily zu nichts zwingen, was sie nicht tun wollte. Natürlich konnte er erreichen, dass Emily höflich zu Scully war, aber er konnte sie nicht dazu zwingen sich ihrer Mutter gegenüber zu öffnen und sie zu lieben.

Mulder malte mit Emily im Esszimmer, als er bemerkte, dass es schon fast Zeit zum Abendessen war. Scully las in der Küche eine Zeitung.

"Wieso gehst du nicht ins Wohnzimmer? Rate mal, wer gleich hier sein wird!" Sagte er, während er die Buntstifte weglegte.

Emilys Augen strahlten. "Meine Onkel! Es ist Freitag!"

Es klopfte an der Tür "Ich glaube, das sind sie", sagte Mulder zu Emily.

"Ich mach auf!" rief Emily. Sie rannte zur Tür und riss sie auf. "Onkel Frohike, Onkel Langly, Onkel Byers, ihr seid da!"

"Sie umarmte sie alle drei. Byers hob sie hoch. Sie sah ihn traurig an. "Wisst ihr, wer auch hier ist?"

"Wer, Liebling?" fragte Frohike. Scully kam aus der Küche. "Hi Leute. Lange nicht gesehen."

Byers, Emily und Frohike setzten sich auf das Sofa während Fohike Scullys Hand küsste. "Agent Scully, Sie sind wunderschön wie immer."

"Es ist schön zu sehen, dass sich manche Dinge nicht geändert haben", sagte Scully an niemand bestimmtes gerichtet. Frohike lächelte leicht. "Manche Dinge nicht."

"Willkommen zurück", sagte Byers leise.

"Danke", erwiderte sie.

"Ich habe vergessen, es dir zu erzählen, Scully, die Jungs, Emily und ich gehen jeden Freitag Abend zusammen Pizza essen", erklärte Mulder ihr. "Sie waren die letzten Wochen nicht in der Stadt."

"Alles klar", antwortete sie kopfschüttelnd "Ist es in Ordnung, wenn ich mitkomme?"

"Natürlich", schaltete Frohike sich ein.

"Onkel Frohike, komm her", rief Emily. Sie begann etwas in sein Ohr zu flüstern. Mulder stand neben Scully, sie flüsterten und lachten miteinander. Liebevoll berührte er mit seiner Hand ihren Arm und sah ihr lange in die Augen. Emily sah die beiden lachen und Furcht und Wut gewonnen die Oberhand. Sie rannte hinüber zu Mulder und Scully. Die Lone Gunmen beobachteten sie neugierig. Emily schubste Scully von Mulder weg und stemmte ihre Hände in die Hüften. "Papa, wir müssen reden!"

"Ja, wir müssen reden. Entschuldige dich bei deiner Mutter und wir reden in deinem Zimmer."

"Nein, nein, nein, nein! Ich werde mich nicht entschuldigen! Sie ist nicht meine Mutter!" schrie Emily. Weinend rannte sie in ihr Zimmer. "Ist sie nicht! Ist sie nicht!"

Mulder zögerte einen Moment, hin- und hergerissen, wen er zuerst trösten sollte. Seine Tochter oder ihre Mutter, die noch gar nicht richtig begriffen hatte, was passiert war. Schließlich entschied er sich Emily zu folgen.

"Emily", fing er an, doch er wusste nicht, was er sagen sollte. Mulders setzte sich auf ihr Bett. Emily lag auf dem Bauch und weinte in ihr Kissen. Sie drehte sich um und umarmte ihn, sie atmete flach. "Es tut mir leid, Papa. Ich wollte nicht so gemein sein."

"Ich weiss, Baby Girl, aber du musst dich bei deiner Mutter entschuldigen, du hast ihr sehr wehgetan. Wieso gibst du ihr keine Chance? Wovor hast du Angst?"

Ein paar Minuten lang sagte Emily nichts. "Papa, ich will, dass du Anna findest. Ich muss mit ihr reden. Ich vermisse sie so sehr."

"Emily, wir versuchen es ja. Aber es ist nicht einfach sie zu finden Emily, sie ist verschwunden. Ich glaube, dass sie dich sehr, sehr geliebt hat, aber sie ist verschwunden. Du hast jetzt eine neue Familie und eine neue Mutter, die dich sehr liebt. Irgendwann könnte Anna zurückkommen, aber im Moment sind wir alles, was du hast. Ich denke es ist an der Zeit, dass du die Wut überwindest, die du auf sie hast. Ich will, dass du den ganzen morgigen Tag mit deiner Mutter verbringst. Nur ihr zwei."

"Aber Papa", begann Emily zu protestieren.

"Emily, ich verlange nicht, dass du sie lieben musst oder sie als deine Mutter akzeptieren sollst, aber du kannst sie nicht für immer hassen. Sie ist ein Teil deines Lebens, ob du willst oder nicht. Und ich denke du musst einen Weg finden damit klarzukommen. Ich werde jetzt mit Scully sprechen und ihr sagen, was ich dir gesagt habe. Dann werde ich sie hierher bringen und du wirst dich bei ihr für dein Verhalten entschuldigen. Okay, Baby Girl?"

Sie starrte auf den Boden. "Okay."

Mulder verließ den Raum und Emily starrte weiter auf den Boden. Ihre Augen wurden glasig und sie schien wieder in Trance zu fallen. Ein paar Minuten später klopfte Scully an die Tür und riss sie aus ihrer Trance. Scully betrat langsam den Raum, ihre Augen waren gerötet vom Weinen. Sie setzte sich an das Ende von Emilys Bett. "Hallo Emily."

"Hi", flüsterte Emily. "Es tut mir leid, dass ich dich geschubst und angeschrieen habe und gesagt habe, dass du nicht meine Mutter bist."

"Es ist okay."

"Wirklich?" Emily sah sie skeptisch an, aber Scully nickte nur. "Warum?"

"Weil ich begriffen habe, dass ich nicht deine Mutter bin, nicht richtig. Du hast mich seit über drei Jahren nicht mehr gesehen, also wieso solltest du mich nach nur zwei Wochen in deinem Leben akzeptieren? Und das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben war ich auch nicht deine Mutter, ich war eine Fremde, die dich wieder ins Krankenhaus gebracht hat, die gemacht hat, dass es dir wieder schlechter ging. Ich wäre an deiner Stelle auch wütend auf mich. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich ins Krankenhaus gebracht habe, weil ich dachte es wäre das beste für dich. Es gab nichts, was ich mir mehr wünschte als das du gesund wirst und ein normales Mädchen sein konntest. Jeden Tag habe ich mir gewünscht, dass du zu mir zurückkommen würdest, auch als ich dachte, dass du tot seiest. Wenn es eine Möglichkeit gäbe zurückzukehren und es zu ändern, dann würde ich es tun. Aber dann hättest du Anna nie getroffen."

"Hätte ich auch so. Ich... ach, ist auch egal."

"Was ich versuche dir zu erklären ist, dass ich dich liebe, Emily. Es ist egal, wie wütend du auf mich bist, ich werde dich immer lieben. Du wirst immer meine Tochter sein."

Emily schwieg.

"Ich weiß, dass dein Vater möchte, dass wir einen Tag alleine verbringen, aber wenn du das nicht willst, dann ist das in Ordnung. Ich werde es ihm erklären. Ich verstehe, dass du mich akzeptieren wirst, wenn du es willst und nicht wenn wir wollen, dass du es tust. Wir müssen also nicht, wenn du nicht willst."

"Nein, es ist in Ordnung. Papa will es so."

"Aber willst du denn?"

"Kann sein. Sind wir fertig?"

"Ja."

"Bin ich schrecklich?"

"Nein."

"Bye!" Emily sprang von ihrem Bett auf und rannte ins Wohnzimmer, die Tür hinter sich zuknallend. Scully legte sich mit dem Rücken zur Tür auf Emilys Bett und betrachtete Emilys Lieblingspuppe. Leise begann sie zu schluchzen, so dass niemand sie hören konnte.

Mulder ging leise in das Zimmer und blickte hilflos auf Scully. Er wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich legte er sich neben sie und hielt sie einfach nur fest. Bei seiner Berührung entspannte sie sich und nach einigen Minuten hörte sie auf zu weinen.

"Mulder, was soll ich bloß tun? Ich bin erst zwei Wochen hier und ich kann schon jetzt die Distanz zwischen mir und Emily nicht aushalten. Als sie kleiner war, war es einfacher. Ein Teil von ihr hat mir damals vertraut, ich konnte es fühlen, als ich ihr meine Kette um den Hals legte. Aber jetzt fühle ich nichts davon. Ich weiß nicht, wie ich das ändern kann."

"Du wirst ihr Vertrauen wiedererlangen. Wir werden es zusammen schaffen."

"Ich weiß nicht, ob wir das schaffen. Und was passiert, wenn ich gehe? Wenn ich eine eigene Wohnung finde? Ich kann, ich werde sie nicht dazu zwingen mich zu besuchen. Und ich weiß, dass sie es nicht von sich aus tun wird. Ich kann sie nicht erreichen, wenn ich hier bin, wie soll ich es schaffen, wenn ich nicht jeden Tag hier bin?"

"Geh nicht."

"Was?"

"Geh nicht. Bleib hier bei uns. Ich will nicht, dass du gehst."

Scully richtete sich auf. "Es ist keinem von uns gegenüber fair. Ich kann von dir nicht erwarten, dass du dein Leben nach mir ausrichtest. Was ist, wenn du jemanden kennenlernst? Es wird nicht einfach sein sie deiner Tochter und ihrer Mutter vorzustellen."

"Scully, du sprichst da über mich. Die einzigen Frauen, die ich treffe sind auf einem Video, und die habe ich schon lange nicht mehr gesehen."

"Aber es hat sich alles geändert. Du weißt nicht, was passieren wird. Vielleicht triffst du 'die Frau'." Sie ging zu Emilys Kleiderschrank und sah gegen die Wand.

"Vielleicht habe ich das schon." Mulder hatte sich hingesetzt.

Sie ignorierte seinen Kommentar. "Und was ist mit Emily? Was sind wir ihr für Vorbilder? Das arme kleine Mädchen ist schon verwirrt genug. Was wird sie nur denken, wenn ich bleibe?"

"Sie wird denken, dass ihre Mutter sie so sehr liebt, dass sie es aushält."

"Das ist nicht fair! Ich kann für sie da sein und trotzdem in einer anderen Wohnung leben."

"Dana." Beim Klang ihres Namens drehte sie sich um. Mulder war nahe daran zu weinen. "Ich will nicht, dass du gehst. Die letzten Jahre habe ich mich leer und einsam gefühlt. Selbst als Emily hier war änderte sich das nicht. Als du entführt wurdest dachte ich, es würde mir niemals schlechter gehen können. Ich wusste nicht, wo du warst und ob es dir gut ging. Aber das war falsch. Zu wissen, wo du warst und dass es dir gut ging, aber nicht mit dir zu sprechen, ich kann nicht beschreiben wie das war. Dann kamst du vor zwei Wochen wieder und dieses Gefühl verschwand. Trotz der Probleme, die wir mit Emily haben war ich nie glücklicher als in den letzten zwei Wochen."

"Aber ich gehe nicht weg. Ich würde nur in eine andere Wohnung ziehen. Wir könnten in ständigem Kontakt bleiben."

Eine einzelne Träne lief seine Wange herunter. Sie stand vor ihm und wischte die Träne weg. Mulder nahm ihre Hände und zog sie zu sich. Die Gefühle zwischen ihnen waren fast greifbar. Intensiv guckte Mulder in ihre blauen Augen, immer noch ihre Hände haltend. "Ich liebe dich", flüsterte er. "Das habe ich immer. Von dem Moment an, in dem du das erste Mal in mein Büro gekommen bist wusste ich, dass du mir mein Herz stehlen würdest. Und das hast du. Ich wollte es dir schon so oft sagen. Ich hatte Angst davor dich zu verlieren oder dir noch mehr Schmerz zuzufügen, als ich es schon getan hatte und so sagte ich es dir nie."

"Ich wusste nicht, dass du mich liebst, nicht auf diese Art. Es war einfacher für mich wegzuziehen und dich nicht mehr jeden Tag zu sehen, als jeden Tag daran erinnert zu werden." Auch sie sprach leise. Sanft streichelte sie über seine Wange. "Ich liebe dich. Schon sehr lange und das hat sich auch in den letzten Jahren nicht geändert. Es wurde stärker. Genau wie du wusste ich in dem Moment, in dem du dich umdrehtest, als ich in dein Büro kam, dass du mein Herz stehlen würdest."

Ihre Gesichter kamen sich immer näher und er schloss seine Augen. Sie tat das gleiche. Ihre Lippen trafen aufeinander und ein Schauer durchlief Scully. Sie zitterte leicht. Sein Kuss wurde immer intensiver und leidenschaftlicher mit jeder Sekunde, die verstrich. Sie glitten langsam auf den Boden aber hörten dabei nicht mit dem küssen auf.

"Mulder", sagte sie heiser. Er hörte nicht auf. "Mulder, wir müssen damit aufhören."

"Warum?" fragte er und sah sie mit seinem traurigsten Hundeblick an.

"Hast du vergessen, dass unsere sechsjährige Tochter und ihre 'Onkel' nebenan sind?"

Er küsste sie erneut. "Was denn? Wir küssen uns doch nur. Sogar Frohike hat das schon ein paar Mal in seinem Leben gemacht."

"Ja", erwiderte sie sich aufsetzend. "Aber wenn deine Tochter in ihr Zimmer kommt und uns beide küssend auf dem Fußboden findet wird das ein ziemlicher Schock für sie werden. Sie ist schon ausgeflippt, weil wir nur gelacht haben. Ich würde mit ihr gerne einen Schritt vorwärts kommen, nicht rückwärts."

"Ich höre auf, wenn du mir eines versprichst."

"Was?"

"Heirate mich."

Sie guckte ihn an um sicherzugehen, dass er es ernst meinte. "Genau das meine ich. Jetzt sollten wir wirklich aufhören"

Er senkte seinen Kopf um ihr zu zeigen, dass sie gewonnen hatte. Er wusste, sie hatte Recht. Sie standen auf und richteten ihre zerknitterten Sachen. "Noch ein Kuss?" versuchte Mulder mit Scully zu verhandeln.

"Okay, alles-" er unterbrach sie mit einem Kuss, der so voller Leidenschaft war, dass Scully fast die Fassung verlor. Er zog sich zurück und grinste sie wie ein kleiner Junge an. Pfeifend verließ er den Raum. Scully setzte sich ein paar Minuten auf das Bett bevor sie ihm folgte.



Unglücklicherweise konnten Scully und Emily den nächsten Tag nicht zusammen verbringen, da Scully eine Darmgrippe bekam. Erst drei Tage später wurde sie wieder gesund und dann fingen Mulder und Emily es sich ein. Es dauerte noch einmal vier Tage bevor sie alle wieder gesund waren.

Scully entschied, dass sie den Samstag zusammen mit ihrer Tochter verbringen wollte, da ihre Mutter Sonntag zu Besuch kommen würde um Emily kennenzulernen. Ansonsten hätte sie lieber gewartet, bis es ihnen allen viel besser ging.

Scully weckte Emily an diesem Tag um acht Uhr auf. Mulder war zwar auch schon wach, aber er wollte so weit wie möglich im Hintergrund bleiben. Als aller erstes mache Scully Frühstück für Emily. Mulder schnappte sich nur eine Tasse Kaffee und ging ins Wohnzimmer. Scully machte Emily Tierpfannkucken, eines von Scullys Lieblingsgerichten, als sie noch ein Kind war. Emily hatte sie noch nie gegessen.

"Okay, Fräulein Emily", sagte Scully fröhlich zu Emily, als diese sich an den Tisch setzte. "Ich habe dir heute ein besonderes Frühstück gemacht. Pfannkuchen in Form von Buchstaben und Tieren."

Scully tat Emily einen Dinosaurier und den Buchstaben 'E' auf den Teller. Lächelnd sah Emily Scully an. "Danke."

"Weißt du, meine Mutter und ich haben sie immer Sonntags gemacht, wenn wir von der Kirche nach Hause kamen", erzählte Scully ihr.

"Die, die uns morgen besuchen kommt?"

"Das ist die einzige Mutter, die ich habe. Als ich ein bisschen älter war, als du jetzt, hat mir meine Mutter beigebracht, wie man diese Pfannkuchen macht. Und einmal bestand ich darauf sie an diesem Sonntag für meine Brüder und meine Schwester zu machen. Ich habe das absolute Chaos in unserer Küche hinterlassen und die Pfannkuchen waren mir auch angebrannt. Ich dachte meiner Mutter würden die Augen aus dem Kopf fallen."

Emily kicherte. Dann verdüsterte sich ihr Gesicht. "War sie sauer auf dich?"

"Nein, sie fing sogar an zu lachen und half mir alles aufzuräumen, allerdings nicht bevor sie einige Fotos gemacht hatte. Meine Brüder ziehen mich immer noch damit auf, dass ich damals so eine Unordnung verursacht habe."

Emily aß einige Minuten schweigend. Sie sah nachdenklich aus "Kannst du mir irgendwann mal zeigen, wie man sie macht?"

"Natürlich, wann immer du willst." Scullys Herz schlug vor Aufregung schneller. Das war der erste positive Schritt, den Emily ihr gegenüber gemacht hatte. Sie wusste nicht, was sie als nächstes machen sollte. Sie wollte Emily nicht zu sehr bedrängen, da sie sich dann wieder zurückziehen würde, aber sie wollte auch, dass es andauerte. Schließlich beschloss Scully zu warten und Emily entscheiden zu lassen, was passieren sollte.

"Was machen wir heute?" fragte Emily. Scully fühlte, dass sie sich wieder etwas zurückzog.

"Nun, ich weiß nicht. Ich dachte wir gehen ein bisschen shoppen, du brauchst ein paar Sachen für den Sommer und essen dann irgendwo zusammen Mittag. Danach, ich weiß es nicht. Was willst du denn machen? Dies ist dein Tag."

"Ich will bei meinem Vater bleiben", murmelte Emily, aber Scully verstand es nicht. "Was?" fragte sie.

"Ich habe gesagt das hört sich gut an", log Emily. Sie aß auf und stellte ihren Teller in die Spüle. Sie sah Scully fast verletzend an. "Kann ich meinem Vater noch Auf Wiedersehen sagen bevor wir gehen?"

Scully Lächeln gefror. Den magischen Moment, den sie gerade mit Emily erlebt hatte schien komplett vergessen. "Natürlich."

Emily rannte ins Wohnzimmer und umarmte Mulder. "Bis irgendwann, Papa."

"Emily, du wirst nur ein paar Stunden wegsein. Ich sehe dich dann bald." Er küsste ihr auf die Stirn. "Ich will, dass du brav bist und auf deine Mutter hörst. Keine Beschimpfungen, verstehst du mich?"

"Ja, Papa. Ich hole noch eben meinen Rucksack."

Scully kam in den Raum. "Und was machst du hier den ganzen Tag alleine? Ganz alleine?"

"Ich dachte ich rufe meine Freundinnen an und wir haben dann zu dritt eine kleine Privatparty." Mulder stand direkt neben Scully.

"Hm. Ich bin mir nicht sicher, ob eine aufblasbare Puppe und ein Telefon als zwei Freundinnen zählen." Sie grinste ihn an. Doch schon einen Moment später fing sie an zu lachen, da Mulder begann sie durchzukitzeln. Dann küsste er sie. Scully erlaubte es ihm ein paar Sekunden lang, löste sich dann aber von ihm. "Du (er küsste sie erneut) brauchst wirklich eine kalte Dusche. Deine Tochter wird gleich hier sein", warnte sie ihn.

Mulder ging gerade ein Stück von Scully weg, als Emily wieder in den Raum kam. Seine Wangen waren etwas gerötet. "Nun, ich hoffe ihr beiden Mädels werdet Spaß haben. Ich sehe euch dann in ein paar Stunden."

"Bye", sagten sie gleichzeitig und verließen die Wohnung.

Der Einkaufsbummel, den Scully geplant hatte lief nicht so ab, wie sie es geplant hatte. Sie hatte gedacht sie und Emily würden sich näherkommen wenn sie verschiedene Anziehsachen für Emily aussuchten, so wie es damals mit ihrer Mutter und ihrer Schwester getan hatte. Emily schien den Klamotten und den Verkäuferinnen mehr Beachtung zu schenken als ihrer Mutter. Als sie schließlich das Restaurant erreichten, in dem sie Mittagessen wollten, war Scully mit ihren Latein am Ende. Sie wusste nicht, wie sie das Mädchen noch erreichen sollte. Fast war sie an dem Punkt angelangt, um einfach aufzugeben und es zu akzeptieren, dass sich ihr Verhältnis niemals ändern würde. Aber dann sah sie Emily an und ihr Herz war erfüllt von Freude. Wie konnte sie jemals diesen kleinen Engel aufgeben?

"Gefällt dir das Restaurant?" fragte Scully als sie auf das Essen warteten.

Emily sah sich im Raum um und nickte. "Es ist sehr fein."

"Warst du schon einmal in einem solchen Restaurant?"

Emily schüttelte den Kopf.

"Meine Mutter, meine Schwester und ich gingen im Sommer und vor Weihnachten immer einkaufen und danach in ein feines Restaurant", erzählte Scully ihr. "Meine Schwester und ich taten dann so als wären wir reiche, vornehme Ladys, die sich dort mit einem alten Freund treffen wollten. Meine Mutter war der alte Freund. Wir hatten sehr viel Spaß."

"Hast du immer mit deiner Schwester zusammengelebt?"

"Bis wir erwachsen waren. Auch mit meinen Brüdern."

Einen Moment lang sah Emily nachdenklich aus. "Hast du dir jemals gewünscht, du könntest wieder mit deiner Schwester zusammenleben?"

"Ja, das tue ich."

"Papa hat auch eine Schwester. Ihr Name ist Samantha, aber sie reden nicht miteinander. Nur als sie klein waren lebten sie zusammen." Emily wechselte das Thema. "Redest du mit deinen Brüdern?"

"Ich versuche es so oft wie möglich, aber manchmal ist es schwierig."

"Warum?"

"Nun ja, wir haben alle unsere eigenes Leben aufgebaut. Sie haben ihre Kinder und ihr Leben, und ich habe dich."

"Und meinen Vater." Auf einmal fühlte sich Scully unbehaglich. "Und deinen Vater", erwiderte sie.

"Du liebst meinen Vater, oder?"

Scully zögerte. Sie und Mulder hatten es noch niemandem erzählt, vor allem nicht Emily. Sie war sich nicht sicher, ob sie es Emily sagen konnte ohne vorher mit Mulder darüber gesprochen zu haben.

Emily bemerkte ihr Zögern und fuhr fort. "Er liebt dich. Das hat er mir gesagt. Und Anna hat gesagt, dass ihr beide euch sehr geliebt habt. Sie hat auch gesagt, dass ihr sehr wahrscheinlich zusammenkommen würdet, wenn ich zurückkehre. Ich denke sie wollte, dass ihr heiratet."

"Was ist mit dir, Emily. Was willst du?"

"Ich will wissen, ob du meinen Vater liebst." Sie ignorierte Scullys Frage einfach.

"Ja, Emily, ich liebe deinen Vater sehr. Das habe ich schon immer." Das Essen kam und Emily konzentrierte sich vorerst aufs Essen. Sie dachte darüber nach, was ihre Mutter gesagt hatte. Schließlich sprach sie es aus. "Verlässt du die Leute, die du liebst immer?"

Vor Schreck ließ Scully ihre Gabel fallen. Scully war wie betäubt von dem, was Emily gerade gesagt hatte. Emily hatte nicht wie ein sechsjähriges Mädchen geklungen. "Was meinst du damit?"

"Ich meine, erst hast du mich alleine gelassen und dann meinen Vater. Du sagst, du liebst uns beide, aber du hast uns verlassen. Wann gehst du das nächste Mal?"

Scully atmete tief ein und versuchte ihre Fassung wiederzugewinnen. "Emily, ich habe dich nicht verlassen. Ich dachte du wärst tot. Ich dachte du hättest mich verlassen. Wenn ich gewusst hätte, dass du noch lebst, dann hätte ich die ganze Welt nach dir abgesucht. Ich liebe dich so sehr. Dein Tod hat mich sehr getroffen und das habe ich nie überwunden. Darum habe ich deinen Vater verlassen. Ich hatte so viel Angst davor ihn zu verlieren, dass ich beschloss ihn lieber zu verlassen, bevor er sich von mir abwenden würde. So wie du es jetzt tust."

Emily sah hinunter auf ihren Teller.

"Ich weiß, dass du Angst hast, dass du mir weggenommen wirst, wenn du mich zu nahe an dich heranlässt", fuhr Scully fort. "Also hast du beschlossen es wäre besser mich immer zurückzustoßen und dir darüber keine Gedanken zu machen. Wir sind uns sehr ähnlich. Wir stoßen beide alle Personen zurück, damit wir nicht verletzt werden können."

Emily fing leise an zu weinen. Scully stand auf und kniete sich neben sie, sie hatte Angst sie zu berühren. So berührte sie nur leicht ihre Hand. "Emily, du musst nicht aufhören wütend auf mich zu sein und du brauchst mich nicht als deine Mutter zu akzeptieren, aber du musst verstehen, dass ich bleiben werde. Ich bin jetzt ein Teil deines Lebens."

Emily sah sie an. Sie suchte Augenkontakt zu Scully um zu sehen, ob sie sie anlog oder nicht. "Versprichst du mir, dass du mich nicht verlassen wirst?" flüsterte sie.

Scully lächelte ein bisschen und strich eine Haarsträhne aus Emilys Gesicht. "Das verspreche ich."

"Dann verspreche ich dir, dass ich dich ein Teil meines Lebens sein lasse und dass ich aufhören werde dich zu ignorieren."

"Das ist alles, was ich will", erwiderte Scully. Sie lächelte Emily an und trocknete ihre Tränen mit einer Serviette. Emily lächelte zurück. "Können wir jetzt nach Hause gehen? Ich will mit meinem Vater über etwas reden."

"Natürlich." Scully stand auf und ergriff Emilys Hand.

"Können wir das irgendwann noch einmal machen?" fragte Emily als sie das Restaurant verließen. "Wie du das immer mit deiner Mutter gemacht hast?"

"Ja, gerne", antwortete Scully.

Emily kletterte auf den Rücksitz. "Was würdest du tun, wenn du nicht mehr mit deinen Brüdern reden könntest?"

"Ich weiß es nicht. ich weiß nur, dass ich darüber sehr traurig wäre."

Still guckte Emily aus dem Fenster. "Stop! Halt an! Halt an!" schrie Emily auf einmal.

"Was? Was ist denn los?" Scully fuhr rechts heran. Ihr Herz raste. Emily schnallte sich ab. "Sie ist es! Es ist Anna! Ich habe sie gesehen!"

Scully stieg aus und öffnete die hintere Türe. Sie half Emily heraus und setzte sie auf das Dach. "Wo, Emily? Du hast sie gesehen?"

Emily durchsuchte die Menge. Viele Leute waren unterwegs und Emily sah Scully herzzerreißend an. "Ich kann sie nicht mehr entdecken."

"Es ist alles in Ordnung", versuchte Scully Emily zu beruhigen.

"Nein, nichts ist in Ordnung. Ich will sie sehen. Ich will Anna sehen", weinte sie. Durch einen Tränenschleier begann sie zu schreien. "Anna! Anna!"

Scully hob sie vom Autodach und umarmte sie sanft. "Es wird alles in Ordnung kommen. Das wird es."

"Anna", schluchzte Emily und hielt sich an Scully fest.



Fast fünfzehn Minuten lang weinte Emily in Scullys Armen, bis sie wieder ins Auto steigen wollte. Auch den Rest des Weges weinte sie und ließ sich von Scully nicht anfassen, als sie vom Wagen in die Wohnung ging. Emily stürzte sich in die Arme ihres Vaters kaum dass sie in die Wohnung gegangen war. Er hob sie hoch und setzte sich auf einen Stuhl, Scully blickte er dabei fragend an. Doch Scully schien in ihre eigenen Gedanken versunken zu sein, als sie sich auf die Couch setzte.

"Was ist passiert?" fragte er, aber Emily antwortete nicht. Ihre Augen schienen glasig und sie starrte ins Nichts. Mulder drehte sich zu Scully um, vielleicht würde sie ihm ja antworten.

"Alles lief gut. Wir haben wirklich Fortschritte gemacht, Emily hat sogar versprochen mich als ein Teil ihres Lebens zu akzeptieren." Scully biss sich auf ihre Oberlippe. "Dann auf dem Heimweg dachte sie, sie sähe Anna. Sie wurde fast hysterisch."

"Was ist los, Baby Girl?" fragte Mulder Emily. Sie sah in seine Richtung, doch ihre Augen waren noch immer glasig. Das beängstigte Scully, aber Mulder schien nicht besorgt deswegen. Emily weckte sich selbst aus ihrer Trance auf. "Ich will zu Anna, Papa. Bitte."

"Ich versuche es ja, Emily." Seine Stimme versagte. Er wusste nicht, wie er seinem kleinen Mädchen helfen sollte. Er wusste nicht, wie er ihre Schmerzen lindern konnte.

"Emily", begann Scully zu sagen. Doch Emily wandte sich von ihr ab und klammerte sich an Mulder. "Nein", flüsterte sie, "Geh weg! Geh weg!"

"Schhhh, Baby Girl", tröstete Mulder sie. Er hielt sie so lange in seinen Armen, bis sie anfing zu schlafen. Dann brachte er sie in ihr Bett. Als er wiederkam sah er wie Scully im Raum auf und ab ging. "Scully..." wieder versagte seine Stimme. Mulder wusste nicht, was er ihr sagen sollte.

"Wir müssen diese Anna finden, Mulder", unterbrach Scully seine Gedanken, "und zwar schnell"

"Ich weiß nicht, wo ich sie noch suchen soll."

"Ich glaube, ich habe eine Idee."

"Was für eine?"

"Vertraust du mir genug, um mich einfach machen zu lassen, ohne es dir zu sagen?"

Mulder legte seine Hände auf ihre Schulter und sah ihr tief in ihre Augen. Scharf atmete er ein. "Okay. Ich vertraue dir."

"Gut." Sie küsste seine Wange. "Ich bin in ein paar Stunden wieder da."

"Wohin gehst du?"

"Vertraue mir einfach. Keine Sorge. Wenn Emily aufwacht sag ihr, ich bin gleich wieder da." Sie ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. "Ich liebe dich, Mulder."

"Ich liebe dich auch."
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