World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The devil's fire

von Marion Kirchner

Kapitel 7

Kapitel 7

Die Philosophie der Bücher und Diebe





Den Weg zurück ins Hotel hatten die beiden Agenten größtenteils im Schweigen verbracht. Sie waren genug mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Um die Stellung gegenüber Leutnant Living sinngemäß einzuordnen, bedürfte sogar Einstein ein wenig Ruhe.



Im Hotel angekommen machten sich die Agenten schnellst möglich auf den Weg nach oben. Nicht mal dem wie üblich freundlich lächelnden, Rezeptionsmann schenkte einer der beiden Beachtung.



Sichtlich gehetzt betraten Scully und Mulder ihr Penthouse. Beiden war klar, dass nun eine kleine Lagebesprechung an der Zeit war.



„Also, Scully, was halten sie von diesem Living?“, gab Mulder leicht grinsend von sich.

„Nun, ja menschenfreundlich scheint er nicht gerade zu sein.“

„Was, das war's? Kein Verdacht, keine Vorwürfe?“

„Mulder, O.K., dieser Mann hatte einen Haufen Kitsch in seinem Büro hängen und sein After Shave stank als hätte er sich Gülle um den Hals geschmiert, das heißt aber noch lange nicht, dass er uns etwas verheimlicht hat.“

„Scully kommen sie, lassen sie mich doch nicht hängen! Dieser Mann hat Drachen in seinem Büro hängen!“

„Na und? Vielleicht fährt er öfter nach China oder ist ein Märchenfanatiker? Wer weiß das schon. Aber eins kann ich ihnen sagen, es gibt nicht denn geringsten Grund diesem Polizisten irgendetwas im Zusammenhang mit James Hardfield anzuhängen. Punkt, aus, Ende!“



Mulder wandte sich ab und beschloss den Kopf seiner Partnerin für eine Weile allein köcheln zu lassen. Er verließ das Penthouse und machte sich allein auf Beweisjagd. Manchmal musste man Scully einfach in Ruhe lassen. Aber nun ja, er war gegangen ohne ihr mitzuteilen wohin. Ach, ja der übliche Fehler. Hmmm, sollte er umkehren? Nein, sie war es so gewohnt, also weg hier!



Eine Viertelstunde später rutschte Scully unruhig auf ihrem Bett herum und fragte sich was sie hier eigentlich so alleine machte. Ja, sie hatte Mulder eben ziemlich angefahren, also war sie im Grunde genommen selbst für ihren momentanen Zustand verantwortlich. Puh, sie hasste Langeweile, ja sie fand es ungenießbar nichts zu tun. Andererseits, wenn sie wieder mit Mulder in irgendeinem Schlammloch auf eine eh nicht existente Begegnung der dritten Art warten würde, wäre ihr größter Wunsch sicher wieder in den Bereich der ewigen Ruhe und des Nichtstuns abzudriften. Aber wo sie nun dort war, hasste sie die Ruhe ebenfalls wie das kalte Schlammloch. Wie seltsam doch die Logik eines Menschen war.



Mulder war währenddessen in der städtischen Bibliothek angelangt. Er hatte es nach langem Grübeln vorgezogen sein Wissen über legendäre Drachen mit ein paar alten Wälzern aus dem Mittelalter aufzufrischen.

Langsam bewegte er sich zwischen den unendlich langen Bücherregalen vorwärts. Auf den ersten Blick war es bloß ein Haufen nebeneinander geordneter Bücher, doch beim genaueren Nachdenken erkannte so mancher, dass das was sich in einer Bibliothek um ihn erstrecke der reine Wahnsinn war. Hunderte ja Tausende von Büchern standen um ihn herum. Manchmal schien es Mulder als habe jedes dieser Bücher einen Charakter, einen geheimnisvollen Charakter der unendliches Wissen und waghalsige Abenteuer in sich barg. Ja ein Buch war schon sein eigenes kleines Wunder. Aber ob dieses Wunder ihm auch bei seiner heutigen Suche hilfreich zur Seite stehen würde stand noch in den Sternen oder vielleicht in einem der Bücher?

Genau in diesem Moment blieb Mulder abrupt stehen, war da nicht etwas gewesen? Vorsichtig um ja keinen der Buchtitel zu verpassen schritt er rückwärts. „Die Verschwörung der UFOs“, „Hexen, Wahrheit oder Fiktion?“, ja er war eindeutig in der Abteilung für paranormale Phänomene gelandet. Hmm.. gehörten Fabelwesen nicht irgendwie dazu.

„Mal sehen, A, C, E, F, ah D.“ , murmelte Mulder vor sich hin, „Drohnen, Draufgänger, Dracula, voila, (Mulder zog einen dicken Buchband aus dem Regal) Der Mythos Drache! Na wenn das nicht viel versprechend klingt?“

Vorsichtig um den erlaubten Geräuschpegel im Hause nicht zu überschreiten, machte er sich auf den Weg zu eine der Lesecouchen. Er nahm Platz und begann zu schmökern.



Zur selben Zeit brütete Scully immer noch in ihrer entsetzlichen Langeweile vor sich hin. Sie schien mit jeder Sekunde schneller zu vergammeln. Was konnte sie bloß tun um am Abend noch reif auszusehen. Klar sich beschäftigen, aber mit was? Bücher hatte sie, keine, über den Fall gab es nichts und die Akten konnte sie auch nicht noch einmal durchgehen weil diese dummer weise nicht existierten. Aber Moment, hatte Living ihnen nicht seine mitgegeben? Natürlich, wo waren die überhaupt? Mulder hatte sie, was Scully ohne wenn und aber als achtes Weltwunder bezeichnete, weggeräumt. Hmm, natürlich, im Wohnzimmerschrank!

Schnell eilte Scully in die gemütliche Wohnecke und begann den kleinen Schrank nach Livings Akten zu durchwühlen. Nach gut einer viertel Stunde kamen die blanken weißen Akten, unter einem Stapel zerfledderter Magazine, zum Vorschein.

Mit erleichtert blinkenden Augen zog Scully den Papierstapel ans Tageslicht.

Sie begann die Papiere auseinander zu fleddern und durchblätterte vorsichtig die erste Akte. Sie schien nichts besonderes zu enthalten und bestand zu größten Teil aus den selben Blättern, die man A.D. Skinner in Washington hatte zukommen lassen.

Scully legte die Akte neben sich auf die Couch und nahm den nächsten Blätterbund vom Stapel. Schon seine Überschrift schien viel versprechend: In Verbindung zu setzende Mordfälle.

Als Scully den Ordner schließlich öffnete vielen ihr beinahe die Augen aus. In den Blättern waren fast ein duzend andere Mordfälle vermerkt die auf das selbe Schema zurückführten waren. Mulder hatte also recht gehabt. Aber warum hatte man ihnen diesen Teil nicht vollständig zukommen lassen? Bei umblättern der nächsten Seite formte sich genauso schnell eine Antwort wie die zuvorige Frage in Scullys Gehirn. Das Motiv hängte man natürlich dem guten alten Drachen nach.

Damit wurde Scully auch schlagartig klar warum sich Living nicht direkt an sie und Mulder gewendet hatte und die Akte statt dessen bei Skinner gelandet war.

Offenbar war der Vorfall der Polizei zu peinlich gewesen. Nicht gerade eine besonders schlaue Art den hinteren verräterischen Teil einfach verschwinden zu lassen. Aber wie dem auch sei, sie hatte den fehlenden Teil der Akte nun auf ihrem Schoß und damit auch den Beweis, dass Living entweder hohl in der Birne war oder sie nach Mulders Vermutungen tatsächlich hintergangen hatte.



Plötzlich schreckte Scully zurück. Leise näherten sich Schritte dem Penthouse. versuchte sich Scully zu beruhigen, doch durch diese Beruhigung fügte sie sich selbst einen Schlag in den Magen zu. Denn in dieser Ebene gab es nur das Penthouse Nummer 312 und genau dort spitze sie dummer weise gerade ihre Ohren.



Die Schritte wurden immer lauter. Dumpf pochten sie den Flur entlang. Scully konnte schon fast den Atem der Person wahrnehmen als sie gedankenverloren nach ihrer Waffe griff. Mit ausgestreckten Händen eilte sie der Tür entgegen.



Ruckartig wurde die Tür nach hinten gerissen. Ohne die Regeln ihres gerade erdachten Planes zu beachten, sprang Scully, bevor sie in das Blickfeld der Gestalt fallen konnte, hinter eines der Sofas.

Sie zitterte leicht, als ihr der mutmaßliche Einbrecher bedrohlich nahe kam. Er beugte sich über das, Sofa, hinter dem sie sich versteckt hatte, streckte seine Hand aus, atmete triumphierend durch und griff, ...nach den Akten.

Schnell eilte der Mann nach draußen. Beim betreten der Türschwelle verabschiedete sich ein kleiner braunes Täschchen aus seiner Jackentasche, doch dies blieb leider außer Scullys Blickfeld.
Rezensionen