World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The devil's fire

von Marion Kirchner

Kapitel 11

Kapitel 11
Wie du mir so ich dir





Mulder und Scully führen jetzt schon seit fast einer halben Stunde einen holprigen Schotterweg entlang und von Leonard Livings Haus war immer noch keine Spur zu entdecken. Im Gegensatz zu seinem Bruder schien Leonard alles andere als gepflegt zu sein und bevorzugte ein tief im Wald gelegenes verwuchertes Grundstück der naheliegenden Stadt.

Mulder war schon fast mit seinem allzu guten Fahrlatein am Ende als Scully eine mit roten Ziegeln bedeckte Turmspitze durch die Gipfel der Fichten schimmern sah.



„Mulder, ich glaube dort drüben ist es.“, machte sich Scully bemerkbar und zeigte auf eine kleine Straßenbiegung. Mulder folgte der nächsten unebenen Piste, bis er den Wagen schließlich vor einem riesigen überwucherten Anwesen zum Stehen brachte.

Langsam stiegen die beiden Agenten aus ihrem Mietwagen. Scullys Blick fiel sofort auf die untergehende Sonne, die sich nur noch mit einem schwachen rötlichen Schimmern bemerkbar machte. Als Mulder und Scully das Tor des Anwesens erreicht hatten war es fast vollkommen dunkel und die Szenerie wurde nur noch durch einen ab und zu durch die Wolkendecke durchschimmernden Vollmond beleuchtet.

Vorsichtig betätigte Mulder die kleine weiße Klingel am Rande des Steintores. Ein schrilles Klingen durchfuhr die stille Decke, die die Nacht über den Wald gelegt hatte.

Scully beugte sich über den von Moos umwucherten Empfangslautsprecher: Stille. Mulder betätigte die Klingel ein zweites mal. Stille. Als auch beim dritten mal niemand die Anstalt machte das Tor zu öffnen, wurde Mulder langsam unruhig.



„Verdammt“, fauchte er.

„Mulder beruhigen sie sich.“, versuchte Scully Mulder auf dem Weg zum Mietwagen zu besänftigen.

Gerade als Scully die Beifahrertür öffnete um einzusteigen, eilte Mulder zurück zum Tor.

„Mulder was machen sie denn da? Lassen sie uns zurück ins Hotel fahren, vielleicht haben wir morgen mehr Glück, OK?“

„Einen Moment“, der Agent stand nun mitten vor der Mauer. Er setzte zu einem Sprung an und Scully drehte sich beinahe der Magen um, er wollte doch nicht etwa da rüberspringen? Doch Mulder klammerte sich gezielt am Rand der Mauer fest und zog sich soweit hoch, dass er das Gelände auf der anderen Seite mühelos erkunden konnte.

Sein Blick richtete sich sofort auf die große von Fackeln beleuchtete Garage. Sie war leer und auch nirgendwo schien Licht im Haus zu brennen. Mit einem gekonnten Schwung sprang Mulder auf den Boden zurück.



„Scully, hätten sie Lust auf ein kleines Abenteuer?“, fragte der Agent mit einem schelmischen Grinsen.

„Wenn es das ist woran ich gerade denke, nein.“, antwortete die Agentin lustlos.

„Ach kommen sie Scully, der Typ hat bei uns eingebrochen und wir brechen bei ihm ein. Stehlen und bestohlen werden, das ist die goldene Regel der Nahrungskette des Diebstahls!“

„Kommen sie mir ja nicht mit Regeln. Es ist verboten ohne Durchsuchungsbefehl in ein privates Grundstück einzudringen, wie oft muss ich sie eigentlich noch daran erinnern?“, Scully ahnte was jetzt kommen würde.

„Haben sie vielleicht zufällig ein Brecheisen mitgenommen?“

„Nennen sie mir bitte einen vernünftigen Grund warum ich ein Brecheisen zu einer Routineanhörung hätte mitnehmen sollen!“, Scully war auf dem Weg zu 180.

„Na ja ein guter Agent muss immer auf alles vorbereitet sein.“, antwortete Mulder schelmisch auf dem Weg in ein Waldstück.

„Wo wollen sie denn jetzt schon wieder hin?“, erkundigte sich Scully zweifelnd.

„Ist man einer Tat auf der Spur, suche man sich etwas von Mutter Natur!“, antwortete Mulder grinsen und bückte sich.

Scully hielt es für unsinnig ihm auf diesen dummen Spruch zu antworten und lehnte sich grübelnd an den Wagen.

Nach fünf Minuten kehrte Mulder triumphierend mit einem kleinen eckigen Stein in der Hand auf die Straße zurück. Scully blickte ihren Partner schief an, was wollte er den damit?



„Tada, na was halten sie von dem Steinchen Scully?“, Mulder streckte seiner Partnerin lächelnd den weißen Stein unter die Augen, „Da wir ja im Kofferraum keine Zange haben und auch sonst nichts besitzen womit wir etwas durchtrennen können habe ich mir gedacht, dass so ein kleiner scharfer Stein ganz von nützen sein könnte.“

Ohne auf Scullys Antwort zu warten, schritt der Agent auf das Tor zu. Er hielt kurz inne und begutachtete ein kleines viereckiges schwarzes Kästchen von allen Seiten. Schließlich zog er mit einigem Ruck den Deckel ab und machte sich mit dem geschliffenen Stein an den Drähten zu schaffen.

Scully schüttelte den Kopf, hätte sie doch bloß ihr Taschenmesser mitgenommen, dann wäre dieser Einbruch wenigstens mit ein bisschen mehr Stil erfolgt.

Nach einer Weile nahm Scully ein vibrierendes Zischen wahr und blickte in ein zufrieden lächelndes Gesicht. Mulder hatte die Alarmanlage geknackt. Schnell ging er zurück zum Wagen und holte zwei Taschenlampen aus dem Kofferraum. Eine Lampe steckte er sich unter die Jacke und reichte die andere Scully. Langsam schritt Mulder zurück zum Tor. Vorsichtig zog er sich hoch und sprang schließlich in das fremde Grundstück.



Scully zögerte eine Weile. Sollte sie wirklich schon wieder, wegen der Ungeduld ihres Partners, eine dieser dummen Regeln brechen? Aber na ja was sollte es schon, schließlich war ihr Ruf so grottenschlecht, dass man ihn gar nicht mehr verschlimmern konnte.

Mit einem kleinen Anlauf schwang sie sich auf das Tor und landete auf der anderen Seite.



0Mulder ließ seine Taschenlampe durch das Grundstück wandern. Leonard hatte ohne Zweifel einen sehr außergewöhnlichen Geschmack. Der verwilderte Garten wurde ausschließlich von Fackeln erhellt und die Bäume waren mit meterlangen Lianen bestückt.



„Sehr exotisch.“, murmelte Mulder und lächelte seiner Partnerin zu. Die nicht gerade begeisterte Scully sah ihn schief an:

„Was machen wir jetzt?“

„Ich schlage vor wir sehen uns erstmal hier draußen um. Vielleicht finde wir ja eine Opferstätte oder sowas ähnliches.“, Mulder lachte über seinen eigenen Witz und Scullys Blick wurde schiefer.

„Ich denke wir sollten besser nach den Akten Ausschau halten als unsere Zeit mit so einem Unsinn zu verschwenden. Außerdem denke ich, dass Living die Sachen die ihn belasten könnten eher in seinem Haus aufbewahrt, denn sie können ja selbst sehen wie leicht man hier reinkommt.“, Scully wollte todernst klingen um Mulder ja nicht auf falsche Gedanken zu bringen.

„Was ist wenn Leonard sie schon seinem Cousin zurückgebracht hat?“

„Mulder warum sollte Leutnant Living uns seine Akten überlassen um sie nachher wieder von seinem Cousin stehlen zu lassen?“

„Sie haben recht Scully, hmm das bringt mich auf eine Idee. Nehmen wir mal an Lenny wäre an irgendeiner heimlichen Verschwörung um den Drachen von Vancouver beteiligt. Da läge es doch nahe, dass er die Akten als Beweis der Existenz des Drachen verschwinden lassen will.“

„Mulder warum müssen sie eigentlich aus jeden Blödsinn ein Mysterium machen. Vielleicht wollte Lenny einfach etwas interessantes zum schmökern.“

„Aber Scully darum bricht er...“, Scully unterbrach ihrem Partner mitten im Satz:

„Genug jetzt, anstatt uns hier um dumme Theorien zu streiten sollten wir lieber das Haus durchsuchen.“

Mulder erwiderte nichts und begann die Terrassentür zu knacken. Mit einem leisen Knack sprang sie auf.



Vorsichtig betraten die Agenten das dunkle Haus. Der durch die Fenster eindringende Vollmond warf unheimliche Schatten an die Wand. Alles war still. Nur die durch den Holzboden gedämpften Schritte der Agenten hallten durch die Nacht. Vorsichtig durchleuchteten die Beiden das erste Zimmer. Plötzlich warfen grell leuchtende Augen das Licht der Taschenlampen zurück. Die Agent traten eine Schritt rückwärts. Was war das? Mulder ging langsam Schritt für Schritt näher an das unheimliche Leuchten. Doch dann atmete er auf. Ein Hyänenkopf, der an der hinteren Wand befestigt war hatte ihnen sein schiefes Grinsen zugeworfen. Duzenden andere Tierköpfe schmückten die Wand des geräumigen Wohnzimmers. Und um das Jagdfieber zu vervollständigen waren zwei auf Glanz polierte Gewehre an der Lampe befestigt.



Nach kurzem Umsehen drangen die Agenten in den nächsten Raum vor. Er wurde nur durch ein kleines Fenster beleuchtet und Mulder und Scully waren fast vollkommen auf ihre Taschenlampen angewiesen. Bei jedem Schritt wirbelten die Agenten Unmengen von Staub auf. Hier schien schon seit Ewigkeiten keiner mehr gewesen zu sein. Der silberne Lichtstrahl von Scullys Taschenlampe wanderte gemächlich über die verstaubten Möbel. Plötzlich hielt er inne. Ein hölzerner Schreibtisch mit unordentlich aufgehäuften Akten fiel in den Lichtstrahl. Beide Agenten gingen fast gleichzeitig auf das Möbelstück zu. Sie begannen ihn zu durchsuchen. Duzende von vergilbten Aktenblätter landete auf dem staubigen Boden. Mulder begann die Schreibtischplatte zu durchwühlen, während Scully sich die Schubladen vornahm. Plötzlich richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf eine sorgsam zusammengeordneten Aktenstapel in der untersten Schublade. Vorsichtig zog sie eines der Papiere hinaus und begutachtete es mit zusammengekniffenen Augen im Schein der nur noch schwach glimmenden Taschenlampe. langsam nahm sie Buchstabe für Buchstabe der kleinen schwarzen Schrift war bis sich ihr Gefühl bestätigte. Sie hatte Livings Polizeiakten gefunden.

Zur selben Sekunde versuchte Mulder die fast schon vollkommen verblichene Schrift auf den oberen Akten zu entziffern. Er konnte zwar kaum eine Satz vernünftig zusammenfügen, doch ihm war klar, dass es sich um alte Polizeiberichte handelte. Die alle mit einem zusammenhingen: Irgendwelchen verschwunden Schatzsuchern. Seltsam. Plötzlich landete ein neu aussehendes weißes Papier im Schein der Taschenlampe. Mulder hob den Zettel hoch und begann die krakelige Druckschrift in Gedanken zu entziffern:

Fünf Sterne Deluxe, Eingangshalle, 16.05.2001, 21.30 Uhr .

Es handelte sich eindeutig um eine Verabredung, eine Verabredung die heute stattfand.



„Scully.“, sprach Mulder seine Partnerin, die damit beschäftigt war herauszufinden ob alle Akten erhalten waren, an.

„Ja.“, schreckte sie hoch.

„Ich habe hier etwas, dass sie interessieren dürfte.

„Ich auch. Ich habe die Akten gefunden. Wie es scheint sind sie vollständig.“

„Gut, aber ich glaube mein Fund sagt mehr aus“, er fuchtelte mit dem Zettel vor Scullys Augen herum, „ Das ist offenbar ein Treffen, zu dem Lenny vermutlich heute Abend verabredet ist. Und es findet wie es der Zufall will direkt in der Eingangshalle unseres Hotels statt.“

„Zeigen sie mal her.“, forderte Scully ihren Partner auf und zog ihm mit misstrauischem Blick das Papier aus der Hand. Er schien recht zu haben.

„Mulder das Treffen findet in einer Stunde statt. Ich schlage vor wir schnappen uns die Akten und kehren ins Hotel zurück, damit wir uns vorher noch kurz frisch machen können, OK?“

„Na gut.“, antwortete Mulder und verließ den Raum. Scully folgte ihm und hustete kurz als ihr zuviel Staub ins Gesicht gewirbelt wurde. Wie sie so eine Unordnung doch hasste.
Rezensionen