World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Marissa

von Kimberly Jackson

Kapitel 4

Monica ließ es beinahe durchklingeln, dann legte sie den Hörer mit einem Stoßseufzer auf.

"Ich verstehe das nicht!"

"Das ist sonst überhaupt nicht ihre Art!" Ein junger Kollege von Marissa lehnte an der Tür. "Sie kommt nie zu spät, und wenn sie krank ist, meldet sie es! Sie war noch niemals einfach... nicht da!"

"Ans Telefon geht sie auf nicht!" Monica tippte gedankenverloren auf den Schreibtisch, dann stand sie auf und nahm ihre Autoschlüssel. "Ich werde zu ihr fahren! Vielleicht ist etwas passiert und sie kann nicht ans Telefon gehen!"

Sie verließ das Büro und sah John an, der draußen wartete. Fox und Dana waren, nachdem Dana ihr Blut abgenommen hatte, ins Leichenschauhaus gefahren, damit Dana die Leiche des letzten Opfers obduzieren konnte.

"Lassen sie uns zu ihr fahren! Sie geht nicht ans Telefon!"

Keine Dreiviertelstunde später hielten sie vor dem vierstöckigen Hochhaus in dem Marissa wohnte. Sie klingelten an der Haustür doch auch hier öffnete niemand. Glücklicherweise trat gerade eine alte Frau heraus, die ihnen die Tür offenhielt.

"Vielleicht ist sie nicht Zuhause!" warf John ein, doch Minica winkte ab.

"Wo sollte sie denn sein? Sie weiß doch, daß wir uns treffen wollten!"

"Und wenn es wieder ein Opfer gab und sie an einem Tatort ist?"

"Dann hätten ihre Kollegen davon gewusst!"

John mußte zugeben, das sie Recht hatte. Es war ungewöhnlich, daß jemand einfach nicht zur Arbeit erschien und dann auch noch nicht ans Telefon ging.

"Und wenn sie so betrunken ist, das sie noch schläft?"

"Deswegen sind wir ja hier! Hier ist es!" Monica hielt vor einer Wohnungstür auf der deutlich der Name Banderas stand und drückte auf die Klingel. Sie warteten beinahe zwei Minuten, doch als von drinnen kein Geräusch erklang, klingelte Monica noch einmal. Diesmal drückte sie ihren Finger beinahe eine halbe Minute lang auf den Klingelknopf, doch wieder kam keine Reaktion.

"Wenn sie mich fragen, ist sie nicht zuhause!" bemerkte John schließlich und sah seine hübsche Partnerin an. "Lassen sie uns ins Büro zurückfahren und noch einmal... ähm... Monica, was tun sie da?"

Fassungslos sah er Monica dabei zu, wie sie sich mit ihrer Kreditkarte am Schloß zu schaffen machte und so die Tür öffnete. Er überging die Frage, wieso sie mit einer Kreditkarte so gut Türen öffnen konnte, sondern kam gleich auf den Punkt.

"Das ist Einbruch!"

"Nein, das ist notwendig! Wir machen uns Sorgen um sie und ich bin sicher, sie ist damit einverstanden!"

John folgte ihr seufzend und schloß dann leise die Tür, blieb aber dort stehen, während Monica sich in der Wohnung umsah. Schließlich kam sie zurück.

"Hier ist sie nicht!"

"Das habe ich ihnen doch gesagt!"

"Aber John! Wo ist sie denn dann? Ihr Bett ist gemacht und ihre Handtasche ist fort! Sie muß gegangen sein, aber wohin?"

"Monica!" John legte der Frau die Hand auf die Schulter. "Sie ist sicher einkaufen oder in der Apotheke! Vielleicht ging es ihr genauso bescheiden wie ihnen! Möglicherweise war sie gerade aus dem Haus gegangen, als wir sie anriefen und ist jetzt bereits im Büro!"

"Ja!" Monica entspannte sich und rieb sich die Schläfen. "Natürlich! Sie haben sicher recht! Vielleicht liegt es heute einfach an mir! Lassen sie uns zurückfahren!"

John hielt ihr die Tür auf und schloß sie dann sorgfältig wieder hinter sich. "Vielleicht sollten sie sich hinlegen!" schlug er vor und sah Monica an, während sie die Treppe hinuntergingen. "Sie sehen krank aus!"

"Ich fühle mich wirklich, als hätte ich die gesamten Vorräte der Bar geleert!" gab sie zu und ging durch die Haustür, die John ihr aufhielt nach draußen.

"Vielleicht sollten wir ihnen etwas aus der Apotheke holen!"

"Nein, es geht schon! Ich werde..." Abrupt blieb sie stehen und starrte auf einen Fleck. John drehte sich verwirrt um und sah sie an.

"Was ist denn? Monica?"

Die junge Frau bückte sich und zog unter einem Buch etwas heraus. Es war eine schwarze Handtasche.

"Das ist Marissas Tasche!"

"Unsinn! Solche Taschen gibt es sicher hunderte!"

Monica öffnete sie und zog das Portemonnaie heraus. Es war Marissas. Und sogar ihr Ausweis war darin. Wortlos hielt sie ihn John hin.

"Vielleicht ist sie ausgeraubt worden und der Täter hat die Tasche hier weggeworfen!"

"John! Es ist noch Geld drin! Und ihr Ausweis!" Monica schrie beinahe und John musste zugeben, wie unwahrscheinlich das war. "Ihr ist etwas passiert... ich habe es vorhin schon gespürt, aber jetzt bin ich mir sicher!"

"Lassen sie uns ins Büro fahren und dort eine Vermisstenmeldung aufgeben!"

Monica hingegen bewegte sich nicht von der Stelle, sondern starrte ins Leere.

"John... was, wenn sie... wenn sie der Bande in die Hände gefallen ist?" Als sie den Mann ansah, war ihr Blick tränenverschleiert, sie gab sich jedoch nicht die Blöße zu weinen. "Was, wenn sie ihr all die schrecklichen Dinge antun, wie den anderen Frauen? Was, wenn..."

"Monica!" John packte sie sanft. "Dafür gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt! Deswegen sollten sie auch nicht das Schlimmste annehmen!"

Er umarmte sie sanft. "Ich weiß, wie sie sich jetzt fühlen, doch es bringt nichts, die Nerven zu verlieren! Wir müssen jetzt einen klaren Kopf behalten, okay?"

Monica nickte. "Okay!" flüsterte sie und folgte ihm dann zu ihrem Wagen. Sie überließ ihm die Autoschlüssel und starrte die gesamte Rückfahrt über schweigend aus dem Fenster.

John verstand sie. Er wußte, wie er sich gefühlt hatte, nachdem sein Sohn verschwunden war. Die Ungewissheit und Hoffnung waren das Schlimmste. Jeden morgen aufzuwachen und zu hoffen, er wäre gefunden worden, und dann doch wieder enttäuscht zu werden. Er würde alles dafür tun, um Monica dies zu ersparen.

Zurück in der Dienststelle kam Dana ihnen bereits aus Marissas Büro entgegen. Sie hatte einen ersten Gesichtsausdruck und ging auf Monica zu.

"Könnte ich sie kurz unter vier Augen sprechen?" John war ihr einen verwunden Blick zu und auch Monica schien verwirrt.

"Ja... ähm... natürlich!"

Sie gingen in einen kleinen Raum in dem sie unter sich waren. Dana legte eine Akte auf den kleinen Tisch.

"Ich habe Restspuren von Dianepthrin in ihrem Blut gefunden, Monica!"

Monica blickte verwundert von ihr auf das Blatt Papier, was an die Akte geheftet war. Offenbar war es das Ergebnis einer ausführlichen Blutanalyse.

"Ich habe gestern abend bereits den Verdacht gehabt, als ich die Symptome gesehen habe!"

"Was... ich verstehe nicht! Was ist Dianepthrin?"

"Das ist die neueste Modedroge. Sie ist bis jetzt nur hier in Mexiko aufgetaucht. Ihre Gefährlichkeit liegt weit über der von Heroin!"

"Sie hatten den Verdacht??? Und dann haben sie hinter meinem Rücken mein Blut analysieren lassen!!! Was soll das, Dana?" Monica schrie die Frau an, beruhigte sich aber sofort. "Ich dachte, wir vertrauen einander! Wieso haben sie mich nicht einfach gefragt?"

"Ich frage sie jetzt! Haben sie Drogen genommen?"

"Nein, verdammt!"

"Nun, diese Analyse spricht für sich!"

"Wieso fragen sie mich eigentlich, wenn sie sich ihre Meinung sowieso schon gebildet haben?"

In diesem Moment öffnete sich die Tür. "Was ist denn hier los?" John sah von einer Frau zur anderen. "Man kann sie bis auf den Flur hören!"

"Na los, sagen sie es ihm!" Monica begann auf und abzugehen. "Offensichtlich glaubt Agent Scully, ich hätte gestern abend Drogen genommen!"

"Ich habe Restspuren einer hohen Dosis Dianepthrin in ihrem Blut gefunden! Das erklärt auch ihre Aggressivität heute."

"Ich bin nicht aggressiv! Bin ich aggressiv? John, sagen sie ihr, daß ich nicht aggressiv bin!"

John trat nun ein und schloß die Tür. "Monica, setzen sie sich erstmal hin und beruhigen sie sich!"

"Ich will mich aber nicht beruhigen!"

Dana reichte dem Mann den Bericht und dieser las ihn sich durch. Während er das tat, zogen sich seine Augenbrauen immer mehr nach oben.

"Dana hat recht, Monica!"

"Na toll!" Monica stieß einen Fluch aus.

"Aber wenn sie sagt, daß sie keine Drogen genommen hat, dann glaube ich ihr das!" fuhr John an Dana gewandt fort.

"Nun, irgendwie muß sie es aber genommen haben! Dianepthrin wird gespritzt oder in eingenommen in flüssiger Form. Flüssig muß es aber eine sehr hohe Dosis gewesen sein, damit die Wirkung einsetzt und die Spuren hinterlassen werden, die bei Monica im Blut sichtbar sind. Es hat einen bitteren Geschmack! Sie muß es gemerkt haben!"

"Was wollen sie mir denn damit unterstellen?" Monica ging drohend auf Dana zu, doch John hielt sie fest.

"Niemand unterstellt ihnen hier irgend etwas! Dana! Wäre es nicht möglich, daß im Zusammenhang mit Alkohol die Wirkung verstärkt wird? Dann wäre keine so hohe Dosis nötig. Man könnte es ihr in den Drink geschüttet haben. Alkohol schmeckt bitter! Sie wird den Unterschied nicht bemerkt haben!"

"Nun, möglich wäre das!" überlegte Dana. "Trotzdem möchte ich, daß Monica heute den Tag im Bett verbringt! Solange noch Restspuren in ihrem Blut sind, ist der Einfluß der Droge noch da! Ihre Reaktionsfähigkeit und ihr Einschätzungsvermögen sind gestört! Außerdem ist sie aggressiv!"

"Da stimme ich Dana zu, Monica! Ruhen sie sich aus! Ich bringe sie ins Motel zurück!"

"Ich will mich nicht ausruhen! John!" sie drehte sich flehend zu dem Mann. "Wir müssen nach Marissa suchen!"

"Monica! Wenn das stimmt, was Dana sagt, und laut diesem Papier tut es das, dann sollten sie ins Bett gehen! Ich verspreche ihnen, daß ich alles in die Wege leiten werde, was ihre Freundin betrifft."

Nach einer kurzen Diskussion war Monica schließlich überzeugt und ließ sich von John zurück ins Motel fahren.
Rezensionen