World of X

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Als die Hölle gefror...

von Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 4

"Wir streiten uns doch nur noch, seit wir miteinander... na ja... seit wir... ach du weißt schon!", sie machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand.

"Das kann nicht dein Ernst sein!", er riß sie herum und sah ihr fest in die Augen, "sag, dass du das nicht so meinst!"

"Mulder, bitte!", fuhr sie ihn müde an.

Er zog sie zu sich heran, küßte sie leidenschaftlich und gab sie nur sehr zögerlich wieder frei. In seinen Augen brannte ein Feuer, wie sie es noch nie gesehen hatte: "So, und nun sag mir ins Gesicht, dass du mich nicht liebst"

Sie zitterte am ganzen Körper, spürte noch immer seine heißen und leidenschaftlichen Lippen auf ihren, das innere Verzehren ihres Körpers und ihrer Seele nach ihm, nach seinen Berührungen und seinen Worten.

Scully mußte sich zusammenreißen, um ihm in die Augen sehen zu können und noch mehr Willenskraft kostete es sie, etwas über die Lippen zu bringen: "Es ist aus, Mulder!"

Sein Blick erstarrte, zeigte seine völlige Verwirrung, sein Entsetzen und den Unglauben. Sekundenlang brachte er kein Wort hervor, stand nur versteinert auf einer Stelle, während sie ihm bereits den Rücken zuwandte.

Dann brach es ungezügelt aus ihm hervor: "Es kann doch nicht aus sein, bevor es angefangen hat!"

"Dann hat es halt nie begonnen!", erwiderte sie, konnte sich aber nur gerade halten, weil sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Nie hatte sie geglaubt, je solchen Schmerz zu verspüren. Sie glaubte es würde Ihr die Luft ausgehen und sie versuchte schnellen Schrittes ins Haus zu kommen.

Mulder starrte ihr immer noch fassungslos hinterher, das Zucken ihrer Schultern sah er nicht, während Krycek mit dem gefesseltem Martin im Schlepptau auf ihn zukam. Mulder versuchte sich immer noch zu fassen, als Krycek ihn ansprach: "Mulder, wo wollen wir unser Paket abstellen? Und Kopf hoch, meine Frau redet im Moment auch nicht mehr mit mir, Scully kommt schon wieder runter!"

"Ach ja, na prima Krycek! Sie sind ja auch der Experte für eheliche Beziehungen! Oder wie war das?" Mulder fauchte Krycek ungehalten an.

Krycek zog die Schultern ein und sah Mulder unsicher von der Seite an: "Sie können Ihre Krallen wieder einfahren, ich habe es nur gut gemeint! Außerdem, schmerzt mich der Streit mit Diana. Ich hoffe, dass ich ihn mit Ihr bald aus der Welt schaffen kann!"

Mulder sah nun seinerseits Krycek unsicher an: "Wie Sie meinen! Sie können nicht erwarten, dass ich glücklich darüber bin, dass Sie mit Ihr zusammen sind, doch so schwer es mir fällt das zu zugeben, sind Sie beide scheinbar ein gutes Team. Besser als ich es mit ihr je gewesen bin. Trotzdem möchte ich Sie bitten, sich nicht in meine Angelegenheiten zu mischen. Wir wollen doch nicht vergessen, dass wir eigentlich Todfeinde sind."

Krycek hob abwehrend die Hände und begab sich mit Joseph Martin zur Abstellkammer, um diesen dort einzusperren.

Scully winkte Mulder vom Haus her zu und eine gewisse Hoffnung machte sich in seinem Inneren breit, als er zu ihr eilte.

"Dana..."

"Skinner hat angerufen, er kann keinen hierher schicken, so leid es ihm tut. In den unteren Regionen hat es Schneeverwehungen gegeben und sie kommen derzeit nicht durch", Scully ignorierte Mulders flehenden Blick.

"Schneetreiben in den unteren Regionen? Das heißt, wir können uns schon einmal darauf gefaßt machen, dass wir hier in Kürze ebenfalls Schnee bekommen, wenn nicht gleich ganz einschneien", er fuhr sich nachdenklich durchs Haar.

"Dann sitzen wir ganz schön in der Klemme", sie lehnte sich aus dem Fenster und sah zum Himmel. Mulder, der noch draußen stand, folgte ihren Blicken mit seinen Augen und runzelte die Stirn.

"Du bekommst noch Falten!" Ihre Hand glitt vorsichtig über seine Stirn.

Seine Hand schnellte vor und bekam ihre zu fassen: "Wenn du Abstand willst, dann halte dich auch dran!"

Seine Stimme war leise und doch sehr bestimmend, während er sie von unten herauf ansah. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.

Sie hatte nicht mit einer derartig abgeneigten Reaktion gerechnet. Aber sie hatte es ja nicht anders gewollt. Sie erhielt nur das, was sie sich gewünscht hatte, aber hatte sie sich das wirklich gewünscht? Nein, sie wollte viel lieber alle aus dem Haus haben und Mulder nach Strich und Faden verwöhnen, und natürlich wollte sie von Ihm geliebt werden. Oh ja, geliebt. Nur .. in der letzten Zeit war so viel passiert, alles war auf einmal zusammen gekommen. Es hatte nicht gut gehen können. Doch sie mußte sich eingestehen, lieber einmal intensiv geliebt zu haben war besser, als nie geliebt zu haben. Rückblickend verstand sie Mulder auf einmal sehr gut. Wie mußte er sich in Bezug auf Krycek und Diana fühlen? Mulder war seinerzeit unsterblich in Diana verliebt gewesen, aber die beiden waren eben noch wie zwei Kinder. Mit Diana und Krycek sah es dagegen anders aus, sie waren reifer und wußten schon, was sie wollten. All das rüttelte natürlich an Mulders Erinnerungen.

Scully mußte im Stillen über sich selber den Kopf schütteln, machte sie sich doch Gedanken über andere und hatte dabei doch genug eigene Probleme.

Mulder rief Scully derweil schon das zweite mal beim Namen und bekam keine Reaktion von ihr. Ihr Blick war ins Leere gerichtet, doch auf einmal klärte er auf und sie grinste still vergnügt vor sich hin. Ihre Gedankengänge waren eindeutig abgeschlossen. Er rief sie erneut beim Namen und endlich bekam er eine Reaktion von ihr, doch sie war nicht so, wie er nach seiner ruppigen Antwort erwartet hatte. Sie sah aus dem Fenster heraus zu ihm hinab und ihr Lächeln war wunderschön: "So heiße ich."
"Ich dachte schon, du antwortest gar nicht mehr. In welchen Spähren hast du dich denn herumgetrieben?", das Lächeln hatte auch seine Laune aufgebessert und die noch eben eiskalte Stimme, hatte einen herzlichen Unterton.

"Ich war weit weg... in entfernten Galaxien..." bedeutungsvoll streckte sie ihre Arme gen Himmel und fing dann laut zu lachen an, "nein, ganz ehrlich, ich habe über dich und Diana nachgedacht."

Mulders Blick wurde wieder kühler: "Dich hat also irgendwas an Dianas und meiner Vergangenheit amüsiert?"

"Nein, Mulder, so meinte ich das nicht! Ich..." doch er hatte sich bereits vom Fenster weg gedreht und war auf dem Weg zum Bootsanlieger.

"Super hin bekommen!", schimpfte Scully leise mit sich selbst und hüpfte von dem Hocker, auf dem sie die ganze Zeit vorm Fenster gekniet hatte.

Gerade als sie die Hütte verlassen wollte, fuhr ein Wagen vor. Scully, die hoffte, Skinner habe es doch geschafft, sich zu ihnen durchzuschlagen, eilte aus dem Haus und blieb abrupt stehen, als sie Diana Fowley aus dem Auto steigen sah.

Mulder hatte sie auch gesehen und machte kehrt, um seiner Ex-Frau entgegen zu gehen. Scully blieb wie versteinert stehen, den Blick auf die zwei gerichtet, die sich zur Begrüßung umarmten.

"Diana, wie kommst du denn hier rauf?"

"Mit dem Auto, wie sonst, du Witzbold!" Diana knuffte ihm freundschaftlich in die Seite.

"Und warum bist du hier?", er fing ihre Hand ab und küßte diese zärtlich.

Sie entzog ihm ihre Hand sanft: "Ich bin wegen Alex hier."

"Alex... ich hätte es wissen sollen.!", er machte einen Schritt rückwärts und verschränkte die Arme, "ehrlich gesagt, weiß ich immer noch nicht, weshalb du etwas mit Krycek angefangen hast. Er ist viel jünger als du..."

"Ach Fox, das Alter spielt doch keine Rolle. Du weißt ganz genau, dass das nicht der wirkliche Grund ist, weshalb du ihn nicht leiden kannst", sie strich ihm über den Ärmel.

Er jedoch zuckte zurück und versuchte den Körperkontakt mit ihr zu vermeiden: "Ja, es gibt viele Gründe, Di! Er gehört zu den Bösen! Er ist unser Feind!"

"Hör auf damit, Fox. Ich kann es nicht mehr hören! Er ist der Vater meines Kindes, er ist meine Zukunft. Unser kleines Zwischenspiel war ein schönes Erlebnis, aber es war nur ein Ausrutscher. Es berechtigt dich nicht dazu, mir jetzt in mein Leben hineinzureden", ihre Stimme blieb trotz allem ruhig und sachlich.

"Ach ja? Und wenn ich der Vater deines Kindes bin?", platzte es unkontrolliert aus ihm heraus. Bisher hatte er nicht mal ansatzweise an diese Möglichkeit gedacht, doch was war, wenn Kryceks Anschuldigungen doch der Wahrheit entsprachen?

"Was...???" Diana schnappte nach Luft, "also...ehrlich Fox, wie kannst du so etwas jetzt in den Raum stellen? Ich habe dir doch gesagt, dass er der Vater ist!"

"Sag mir das Datum, Di!", forderte er unbeeindruckt.

"Fox..."

"Das Datum, Diana!"

Sie sah kurz auf den Boden und schien sich zu sammeln, ehe sie ihm direkt in die Augen blickte: "Die Empfängnis fand vor 10 Wochen statt."

"Vor 10 Wochen... Diana, verdammt, vor 10 Wochen waren wir zusammen!", zischte er und fuhr sich entsetzt mit den Händen durchs Haar.

"Ja, Fox, aber ich war auch mehr als einmal mit Alex zusammen!" Ihre Stimme klang fest.

"Aber woher willst du wissen, dass nicht doch ich der Vater bin?", entfuhr es ihm nervös.

"Ich weiß es einfach."

Ihre Antwort war kurz und präzise, doch brachte sie keinerlei Klarheit in die vertrackte Situation. Nein, hatte er vorher geglaubt, es wäre sicher, dass er nicht als Vater in Frage käme, so standen jetzt jedoch noch alle Möglichkeiten offen.

Erschrocken kam ihm in den Sinn, wie Scully diese Tatsache wohl auffassen würde.

"Wie kannst du dir nur so sicher sein?", er sah Diana kopfschüttelnd an.

"Sicher bin ich mir gar nicht..." kam es zu Mulders Erstaunen aus ihrem Mund und er wurde sich bewußt, dass sich sein Leben in nicht all zu entfernter Zeit schlagartig ändern könnte.

"Di, bitte.... Scully darf davon nichts mitbekommen... noch nicht", ergänzte er flehend.

"Hat sie aber schon!", erklang neben ihm Scullys Stimme und er wirbelte erschrocken herum.

"Dana... ähm...." mehr brachte er nicht hervor.

"Wieso willst du es vor mir verheimlichen? Wieso? Ich weiß doch bereits, dass du mit Diana ins Bett gegangen bist", ihre Stimme klang zynisch, "warum nicht auch ein Kind. Hey, Fox, dann hast du doch alles, was du willst!"

"Verdammt", platzte es ihm leidenschaftlich heraus, "ich will aber nur dich!"

Scully sah ihn groß an, wollte zurückweichen, doch er packte sie an den Armen, zog sie fest an sich und küßte sie mit leidenschaftlicher Inbrunst.

"Ich liebe dich, ich brauche dich, warum verstehst du das nicht?" Verzweiflung schwang in seiner Stimme, ehe er sie wieder an sich zog und voller Leidenschaft küßte.

Scully spürte Tränen in ihren Augen, umschlang instinktiv seinen Nacken mit ihren Armen und erwiderte seinen Kuß, als ob sie ausgehungert wäre.

Doch dann im nächsten Augenblick zuckte sie zurück und drückte ihn von sich: "Hör auf!"

"Aber... " Verwirrung schwang in seiner Stimme mit.

"Nein, ich will das nicht. Verdammt, wie soll ich je damit klarkommen, wenn Diana dein Kind bekommt?"

"Scully, hören Sie, es ist nicht Fox' Kind! Ich spüre das!", erwiderte Diana Fowley, nachdem sie mit Erstaunen registriert hatte, dass ihr Ex-Mann in seine Partnerin verliebt war.

"Aber mit Sicherheit können Sie das nicht sagen", reglementierte Scully müde.

Diana zuckte mit den Schultern: "Scully, es tut mir leid. Ich weiß, dass sie keine Kinder bekommen können, aber sie können mir glauben, dass ich weiß, dass dieses Baby nicht von Mulder ist. Und außerdem haben wir immer noch die Möglichkeit des Vaterschafts - Testes! Oder sehen Sie das anders?"

"Nein, vermutlich haben sie Recht!" Scully sah immer noch zerknirscht aus. Sie war erschüttert über die Tatsache, dass Dianas Baby vielleicht doch von Mulder sein konnte. Eifersucht drängte sich in ihre Gefühle mit hinein. Mein Gott, sie waren zerstritten, ihre Beziehung hatte noch nicht einmal begonnen, sondern war eigentlich auch schon wieder beendet und doch wollte sie, dass sie sein Kind bekam und nicht Diana Fowley. Eiskalte Schauer überfielen sie, wenn sie daran dachte, dass Mulder mit Diana im Bett gewesen war. Sie sah Mulder müde und traurig an, ging mit gesenktem Kopf zum Haus und als sie sich umdrehte, rannte sie fast in Krycek hinein. Er sah ihr verweintes Gesicht und fuhr gleich darauf zu Diana und Mulder herum: "Was ist hier denn nun schon wieder los?"

"Alex!" Diana wirbelte herum und eilte auf ihren Mann zu, der sie erstaunt in die Arme schloß.

"Diana, was zum Teufel machst du hier?", er drückte sie von sich weg und sah sie mit gerunzelter Stirn an.

"Ich wollte zu dir!", mußte ihm als Antwort reichen.

"Und wie hast du mich denn überhaupt gefunden?" Krycek sah sie fragend an.

"Oh Alex", sie seufzte, "für wie naiv hältst du mich? Als du sagtest, du hättest noch was dringendes zu erledigen, wußte ich, dass du Fox aufsuchen würdest. Wie du weißt, bin ich beim FBI und somit brauchte ich nur mal eben in den Akten nachzuforschen, wo man ihn und seine Partnerin hingeschickt hatte und..." sie schnipste mit den Fingern, "so hatte ich auch deinen Standort!"

Alex zwinkerte ihr zu: "Vielleicht war es doch nicht so klug, eine so intelligente Frau wie dich zu heiraten."

Scully und Mulder sahen auf. Zum erstenmal hatte Krycek erwähnt, dass er und Diana verheiratet waren.

"Und warum sieht Scully so verweint aus?" Alex ließ nicht locker.

"Verweint?" Mulder und Diana sprachen wie aus einem Mund.

Krycek ließ seinen Blick zu Scully wandern und erhielt einen gezielt giftigen Blick: "Sagte ich verweint? Ich meinte natürlich, sie sah bedrückt aus. Also raus mit der Sprache, was war los?"

Mulder und Diana sahen sich an, und hielten stumme Zwiesprache. Diana blickte zu Krycek zurück und sagte dann mit fester Stimme: "Es ging um unser Baby, Alex! Scully wünscht sich auch eines, nur du weißt doch, sie kann keine mehr bekommen. Deine Leute waren doch so nett, ihr die Eizellen für Versuche zu entnehmen. Das ist doch eine offene Geschichte! Das müßtest Du eigentlich auch wissen! Oder, Honey?", sie lächelte Krycek hintergründig an und blickte dann leicht bedauernd zu Scully, deren Gesicht eine Farbe angenommen hatte, die ihre Haarfarbe um weites übertraf. Wut kochte in ihr hoch.

Wie konnte diese Person es nur wagen...

"Diana! Nun mal halblang! Was fällt dir ein!", wurde Diana von Mulder gemaßregelt und erhielt auch von ihrem Mann einen strafenden Blick.

"Bitte, wenn sie die Wahrheit nicht verkraften kann?", erwiderte Diana selbstgefällig und wußte nur zu genau, was sie Scully mit ihrer Aussage angetan hatte.

Scullys Hand war schneller als ihr Verstand oder als auch nur einer der beiden Männer reagieren konnte und so klatsche ihre Hand ohne Vorwarnung in Dianas Gesicht.

Ein Aufschrei erklang, Mulder umfaßte seine Partnerin von hinten, zog sie von Diana weg, der der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand und Krycek betrachtete die Wange seiner Frau.

"Alex, verdammt, sie hat mich geschlagen!", fauchte sie wütend und bedachte Scully mit einem giftigen Blick.

"Du bist auch selbst Schuld!", entgegnete ihr Mann ungerührt und erntete einen mißbilligenden Blick ihrerseits.

"Beruhige dich, Dana! Bitte!", forderte Mulder beschwichtigend, während er sie zu sich herum drehte.

"Wie konnte sie es wagen..." zischte Scully aufgebracht, ehe sie mit Tränen in den Augen in seine Umarmung fiel.

"Sh... Liebling, beruhige dich", redete er ihr gut zu, während er und Krycek sich wie Raubtiere fixierten.

Er hatte Diana einst vergöttert, doch sie war definitiv zu weit gegangen. Mulder würde nicht zulassen, dass sie Scully noch mehr weh tun würde.

Diana wurde weiterhin von Krycek festgehalten und Sie kämpfte erbittert gegen seinen Griff. Mulder wußte, dass sie Scully die Ohrfeige heimzahlen wollte und wandte sich mit eisiger Stimme an Diana: "Laß Scully jetzt zufrieden oder Du wirst es bereuen, Di! Ich bitte dich nicht mehr. Ich will, dass du dich von ihr fern hältst! Habe ich mich klar ausgedrückt? !"

Scully unterließ es, ihm zu sagen, dass sie auch für sich alleine sprechen konnte, denn das Gefühl, von ihm beschützt zu werden, war einfach zu wunderbar.

Der Abend brach herein und während sie sich den gesamten Tag in getrennten Räumen aufgehalten hatten, so fanden sie sich zum Abend alle wieder im Wohnbereich ein. Jedes Pärchen saß in einer anderen Ecke. Mulder fixierte Alex Krycek, Jack Bishop ließ keinen Blick von Mulder, während dessen Frau Melissa Scully beobachtete, die ihrerseits Diana im Auge behielt.

Ach was waren sie doch für eine heitere und illustre Gesellschaft. Jeder hatte jeden fest im Visier und dennoch ertönte plötzlich ein Poltern von unterhalb der Hütte. Wie einstudiert starrten sechs Köpfe auf den Boden und versuchten den Ton zu klassifizieren.
Melissas und Jacks Kinder kamen aus dem ersten Stock herunter gerannt, drängten sich an ihre Eltern. Jack jedoch schien nicht begeistert und schob sie zur Seite. Sein Blick und seine Aufmerksamkeit galten Scully, die sich unter seinen Blick sehr unwohl fühlte.

"Was zum Teufel geht hier vor?", zischte Diana und sah ihren Mann fragend an.

"So weit ich das mitbekommen habe, ist er Zeuge eines Mordes", Krycek deutete auf Jack, "und der Killer versucht ihn nun umzubringen, bevor er vor Gericht aussagen kann."

"Es gibt noch nicht mal eine Verhandlung!", brummte Melissa und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich.

"Bitte?" Scullys fragender Blick ging konform mit den anderen.

"Es gibt keine Verhandlung! Was weiß ich, wie Jack in dieses Zeugenschutzprogramm gekommen ist, aber es gibt keine Verhandlung!", erwiderte Melissa nun etwas lauter und sah ihren Mann abschätzend an.

"Das heißt, du hast deine Familie in diese Hölle geschickt, obwohl kein Bedarf bestand?" Scully starrte ihn ungläubig an.

"Na ja, du vergißt deine Wohnung und meine Verletzung!", erwiderte Mulder und deutete auf seine Schulter.

"Meine Wohnung... ja..." Scully fixierte Jack mit eiskalten Augen., "vermutlich hat er sie selbst angezündet! Und die Schüsse auf dich", drehte sie sich zu Mulder herum, "stammen meiner Ansicht nach doch aus Kryceks Waffe!"

"Ich habe nicht geschossen!", fluchte dieser und stand erbost auf.

"Das glaub ich Ihnen nicht!", zischte Scully zurück.

"Aus meiner Waffe wurde kein Schuß abgegeben, das konnten Sie nachprüfen!", schimpfte er und wehrte die Hand seiner Frau ab.

"Ja, aus der Waffe, die Sie hier im Haus hatten! Die Waffe mit der Sie geschossen haben, woher wollen wir denn wissen, dass diese nicht irgendwo im Wald liegt? Ich kenne Sie Krycek! Sie wären doch nie so dumm, sich mit dieser Waffe hier blicken zu lassen!", zischte sie.
"Ihr Kompliment in allen Ehren, aber diesmal haben Sie Unrecht!", erwiderte Krycek und machte einen Schritt auf Scully zu, die sich davon nicht einschüchtern ließ, sondern ihrerseits auch einen Schritt auf ihn zu machte.

Auge in Auge standen sie da und funkelten sich mit bösen Blicken an.

"Schluß!", schimpfte Mulder und stellte sich in die Mitte des Raumes, "hat vielleicht irgendwer mal nach unserem Gefangenen gesehen?"

Vier Augenpaare ruckten zu ihm herum.

Melissa fand als erste ihre Sprache wieder: "Oh mein Gott, wo hatten Sie den Kerl denn noch eingesperrt?"

Krycek und Mulder gaben keine Antwort, sondern preschten quer durchs Zimmer, um die Anwesenheit ihres Gefangenen zu kontrollieren.

Gleichzeitig rissen sie die Tür zu Abstellkammer auf und starrten in das dümmliche Gesicht von Joseph Martin. Augenblicklich ließen Krycek und Mulder die Tür wieder zufallen und mit einem lauten Knall ging sie ins Schloß.

"Mulder?" Danas Stimme erklang hinter ihnen und er wandte sich ihr zu, "wir kriegen Probleme!"

Kryceks und seine Blicke folgten ihrem Finger und beide sahen den Schnee, der die Umgebung der Hütte langsam in ein trügerisches Weiß bettete.

"Scheiße, das hat uns noch gefehlt!", Mulder preßte diesen Ausbruch recht herzhaft zwischen seinen Zähnen durch. Diana, Krycek, Scully, Melissa und Bishop sahen sich an, als hätten sie sich abgesprochen und gaben ihm Recht! Es war zum aus der Haut fahren, dachte Scully. Nun saßen sie alle hier wie Gefangene und jeder konnte sich nach Wohlwollen zum Richter des anderen machen.
Aussprechen tat sie jedoch etwas anderes: "Was für eine vertrackte Situation. Wir können uns alle mehr oder weniger nicht leiden und sitzen jetzt in einem Boot, und es besteht keine Chance mehr, einander wirklich aus dem Weg zu gehen!"

Sie sah einmal in die Runde, um zu sehen, wie Ihre Worte gewirkt hatten. Mulder schmunzelte leicht, wenngleich man ihm die Ironie des Ganzen ansehen konnte. Diana und Krycek sahen sie mehr oder weniger giftig an und Melissa sah einerseits erleichtert aus, bekam Sie doch jetzt eine Chance, gegen den Geist von Scully zu kämpfen. Aber andererseits wußte Sie nicht, wie Jack zu dem stand, und ob er akzeptieren konnte, das Mulder und Scully zusammen gehörten. Was nutzte die Zurückeroberung, wenn der zu Erobernde nicht erobert werden wollte?

Auf einmal meldeten sich die Kinder laut zu Wort: "Mama, Mama dürfen wir raus im Schnee toben? Bitte, bitte! Wir kommen auch zum Essern wieder rein!"
Die Kinder hüpften um die ganze Gruppe herum und man sah den Erwachsenen an, dass sie die Kinder gut verstehen konnten, denn im Schnee zu toben, war immer ein Erlebnis.
"Na gut, ihr Quälgeister, aber nur, wenn ihr Papa mit nehmt! Es muß jemand auf euch aufpassen!" Melissa sah Jack an und der fügte sich in diesem Punkt ausnahmsweise mal seiner Frau. Hatte er doch draußen die Chance, in Ruhe überlegen zu können, wie er Scully wieder für sich gewinnen konnte. Er konnte und er wollte einfach nicht verstehen, dass es für Scully einen anderen gab.

Mulder und Scully sahen sich skeptisch an. Zwar war eine Schneeballschlacht für die Kinder eine wunderbare Abwechslung, doch durften sie nicht vergessen, dass sie im Keller Geräusche gehört hatten und eine ungewisse Gefahr irgendwo auf sie lauerte.

"Ich weiß nicht... " begann Scully und wurde von Melissa unterbrochen.

"Die Kinder benötigen ihren Freiraum! Du kannst ihnen nicht verbieten, das Wetter auszunutzen. Es ist schon schlimm genug, dass sie hier eingesperrt sind!"

"Wir wissen nicht, wer oder was uns da draußen erwartet!", erwiderte Scully etwas energischer.

"Dann gehen wir halt alle raus! Nein, vielmehr ihr geht raus! Ihr seid doch schließlich da, damit uns nichts geschieht!", zischte Melissa zurück.

Knapp eine halbe Stunde später stand Scully in Winterjacke und mit hochgezogenem Kragen in der Schneepracht und beobachtete die Kinder beim Spielen. Jack saß auf einem Baumstumpf und stocherte mit einem Stock im Schnee.

Mißmutig machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. Wenn sie schon in dieser Kälte auf Jack's Kinder aufpassen mußte, dann konnte sie ihm auch Gesellschaft leisten. Melissa hatte wirklich ganze Arbeit geleistet und sie konnte es ihr nicht absprechen, dass Sie sie genauso vor die Tür geschickt hatte, wie ihren Mann. Scully hatte keine Gegenargumente mehr aufbringen können. Sie hatte ja Recht. Sie hatte ja so verdammt Recht! Scully stieg die Galle vor Wut hoch.

"Hast du noch Platz für mich?", brummte sie und sah Jack an.

Erstaunt blickte dieser hoch: "Dana, dich hätte ich hier ja nun gar nicht..."

"Halt die Klappe und rück ein Stück. Ich will mir lediglich nicht allein den Hintern abfrieren!", erwiderte sie kühl und ließ sich neben ihm auf dem naßkalten Baumstumpf nieder.

"Und ich dachte schon, du..." versuchte Jack zu beginnen.

"Denk nicht! Sitz einfach da und beobachte deine Kinder!", zischte sie.

"Das hätten unsere sein können..." Jack machte den Fehler und versuchte ein Gespräch zu beginnen.

"Ich kann keine Kinder bekommen Jack! Des weiteren hast du mir damals diese Chance versagt, also sei endlich still, finde dich damit ab, dass du bei mir nicht mehr die geringsten Chancen hast und kümmere dich endlich mal um deine Frau und deine Kinder!", erwiderte sie bissig.

Jack starrte noch eine Weile auf den Boden, dann stand er auf und sah zum Haus hoch: "Ich glaube, sie stellt mich auf die Probe."

"Ja, das denke ich auch, Jack! Also sieh jetzt zu, dass du zu ihr kommst!", entgegnete Scully nun etwas entspannter, "ich werde auf die Kinder achten."

Er nickte und ging zum Haus.

Scully spürte, wie ihr eine kleine Last vom Herzen fiel, während sie Jack nachsah, wie er zur Hütte zurück ging.

Melissa ließ die Gardine zurücksinken, als Jack zum Haus zurück kam. Mulder stand in Ihrem Rücken und hatte sie beobachtet.

"Alles in Ordnung da draußen?", er stupste sie ganz leicht in die Seite.
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