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Als die Hölle gefror...

von Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 5

Melissa antwortete: "Ja, alles Ok!"

Ihr Blick schwenkte zu Mulder und ein zufriedenes Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gelegt. Es hatte nämlich so ausgesehen, als wenn Scully Jack rein geschickt hätte. Und dann war ihr Plan voll aufgegangen.

"Ich werde dann mal raus gehen und meiner Partnerin Gesellschaft leisten", Mulder hatte die Hand schon am Griff, als ihn Melissas Worte unvorbereitet trafen.

"Geben Sie doch offen zu, dass Sie Ihre Freundin ist. Agent Mulder, es gibt nichts, was sie in dieser kleinen Hütte nicht geheim halten könnten."

Er nickte und dachte daran, dass seine Worte Scully hätten kränken können, wäre sie anwesend gewesen, dann verließ er das Haus und stiefelte an Jack vorbei, der Mulder kurz neidisch hinterher sah.

"Ist hier noch ein Platz frei?"

Scully sah auf und blickte in Mulders Gesicht: "Hi, du hier in der Kälte?"

"Ich dachte, ich leiste dir mal Gesellschaft", er nahm neben ihr Platz.

"Damit ich nicht einsam erfriere..." lächelte sie verhalten.

"Ja, irgendwie schon." Auch sein Lächeln war verhalten.

Eine Weile beobachteten sie schweigend die Kinder.

"Könnten wir nicht vielleicht einen Neuanfang versuchen?", fand Mulder als erster seine Sprache wieder.

Als sekundenlang keine Antwort von Scully kam, wurde er nervös.

"Scully, ich... " er senkte den Kopf und seine Stimme schien ihm zu versagen, "... vielleicht war es doch keine so gute Idee her zu kommen..."

"Nein, halt", sie hielt ihn fest, als er aufstehen wollte.

Sein Blick schwenkte zu ihr herum.

"Mulder, ich ... es tut mir leid. Ich will auch noch eine Chance", sie sah ihn flehend an.

Seine Arme schlossen sich wie selbstverständlich um ihren Körper und ihre Lippen fanden den Weg blind zueinander.

Beide hatten sich so danach gesehnt, einander wieder zu spüren, dass sie völlig erschrocken auseinander fuhren, als eines der Kinder einen gellenden Schrei ausstieß.

Sie zuckten zusammen und liefen hinüber zu den Kindern, im gleichen Moment schlug oben am Haus die Tür zu und aus den Augenwinkeln war zu sehen, dass Krycek und Diana aus dem Haus gelaufen kamen!

"Pat, Ronan!" Melissas Schrei gelte durch die Kälte und versetzte allen Anwesenden eine Gänsehaut.

Mulder und Scully erreichten die Kinder zu erst.

Der kleine Ronan lag am Boden und seine Schwester Patricia kniete neben ihm, die Hände vor das Gesicht geschlagen und weinend.

Eine klaffende Wunde prangte in Ronans Bauch. Scully mußte schlucken, als sie sich neben dem Jungen auf die Knie fallen ließ.

Mulder zog das Mädchen in seine Arme und wiegte sie sanft.

"Was ist passiert? WAS IST PASSIERT???", schrie Melissa und begann den Namen ihres Jungen laut zu kreischen, als sie die Wunde sah.

Krycek und Diana versuchten sie festzuhalten und zu beruhigen, während Scully mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte, die Wunde zu untersuchen.

"Ronan... Ronny, kannst du mich hören?" Scully sah den Jungen an, dessen Augenlider flatterten.

Als keine Reaktion kam, blickte sie hilflos zu Mulder, der das Mädchen immer noch wiegend im Arm hielt.

Ihre Blicke trafen sich und er wußte genau, dass Scully seine Hilfe benötigte. Er schob das Mädchen ein Stück von sich fort und sah sie forschend an: "Kleine, kannst du mir sagen, was mit deinem Bruder passiert ist?"

Pat sah ihn an, schluchzte und schüttelte heftig den Kopf.

Mulder sah Scully ratlos an.

"Patricia, Liebes, wir brauchen deine Hilfe!", begann Scully und sah Pats kleine traurige Augen auf sich gerichtet, "wir können deinem Bruder sonst nicht richtig helfen."

"Ich... ich hab ihn so gefunden!", schluchzte die Kleine, "irgendwer hat das fallen lassen!"

Ihr Finger deutete auf ein großes Fleischermesser, welches wenige Meter von ihnen entfernt im Schnee lag und diesen blutrot verfärbt hatte.

Scully spürte, wie sich ihre Kehle immer enger zusammenzog. Wie konnte es jemand nur wagen, ein Kind derart anzugreifen.

Mulder stand auf und hob das Messer mit den Fingerspitzen an.

"Du kannst es auch normal anfassen. Wir haben hier keine Möglichkeit nach Fingerabdrücken zu suchen und das wußte der Täter auch, sonst hätte er das Messer nicht einfach fallen gelassen!", brummte Diana und strich Melissa sanft über das Haar.

"Sie hat Recht!", brachte Scully zerknirscht hervor, "laßt uns den Jungen ins Haus bringen. Hier draußen stirbt er mir unter den Händen weg!"

Sie hatten Melissa ganz vergessen, die sich losgerissen hatte und nun völlig außer sich bei Scully kniete: "Was machen wir nun, mein armer Junge, oh Gott, bitte hilf Ihm Dana!"

Jack war jetzt endlich auch bei ihnen angekommen und zog seine Frau zur Seite.

"Bitte Melissa, laß Dana das in Ruhe machen, Sie ist eine gute Ärztin", er sah zu Scully rüber, aber er registrierte sie nicht wirklich.

Mulder fiel der seltsame Blick seines Nebenbuhlers auf. Irgendwas war mit Jack los, aber was? Warum tauchte er erst jetzt auf und warum hatte er einen so glasigen Blick?

Er konnte sich keine weiteren Gedanken darüber machen, Scully gab Zeichen, den Jungen anzuheben und er ging in die Knie, um mit anzufassen.

Ihre Augen glänzten fiebrig und ihre Stirn war heiß. Mulder sah seine Partnerin besorgt an. Nicht nur, dass sie einen kleinen schwer verletzten Jungen im oberen Stock liegen hatten, er selbst eine verwundete Schulter hatte, jetzt lag auch noch Scully mit Fieber flach. Irgendwie hatte sich alles gegen sie verschworen.

"Möchtest du noch einen Tee?", er betastete vorsichtig ihre Stirn, die glühte.

"Ich bin restlos zufrieden, aber wie geht es dem Jungen?" Scullys Stimme zitterte leicht und er wußte, dass es ihr schlechter ging, als sie zugab.

"Er ist stabil", erwiderte er und dachte an den kleinen Kerl, der eine Etage höher auf seinem Bett lag und mit dem Leben kämpfte.

"Hat sich Melissa beruhigt?", sie konnte einfach nicht aufhören, sich über andere Gedanken zu machen.

"Ja, hat sie! Und nun hör auf, dir Sorgen um andere zu machen. Dir geht es selbst nicht gut!", er strich ihr sanft über die Wange.

"Mir geht es nicht so schlecht, wie du denkst!", protestierte sie.

"Oh doch!", er griff nach dem Thermometer, welches auf dem Nachttisch lag und hielt es in die Höhe, "laut der letzten Messung hattest du fast 39 Grad Fieber. Mich würde nicht wundern, wenn es jetzt bereits 40 sind."

"Ich bin nicht krank!", protestierte sie nochmals und mußte dann heftig niesen.

Mulder reichte ihr ein Taschentuch und lächelte verhalten.

"Ja sicher Dana, du bist nicht krank!", Mulder sah sie nachsichtig an.

Er setzte sich zu Ihr aufs Bett und zog sie ganz vorsichtig an sich: "Ich möchte doch nur, dass es dir wieder gut geht."

"Ich weiß doch, dass du dir Gedanken um mich machst, aber ich sage es dir gerne noch einmal: Es geht mir gut. Bitte habe keine Angst um mich, ich bin stärker als ich aussehe!", sie sah zu Mulder auf und er hatte das Gefühl ein riesiger Berg zu sein.

"Sieh mich nicht an, als sei ich ein Zwerg!", protestierte sie und lächelte.

Er lächelte verhalten zurück und küßte sie auf die Stirn, ehe er aufstand, um nach den anderen zu sehen.

Jacks Verhalten kam ihm wieder in den Sinn, als er die Treppe zu Ronan und Diana hinaufstieg. Wieso war er so spät am Unfallort erschienen und weshalb hatte er so merkwürdig ausgesehen. Irgend etwas war da doch faul, oder?

Als er ins Wohnzimmer kam, sahen die anderen ihn fragend an. "Es geht ihnen soweit ganz gut!" Er fasste Jack und Melissa ins besonderen und die anderen etwas neutraler ins Auge.

Jack saß in einer Ecke und blätterte wahllos in einer Zeitung. Mulder war das Verhalten dieses Mannes absolut suspekt. Wie konnte er so ruhig da sitzen, während sein Junge eine Etage höher um sein Leben kämpfte?
Krycek legte ihm in einer ungewöhnlich freundschaftlichen Geste die Hand auf die Schulter: "Irgendwas ist mit diesem Kerl faul!"

Erstaunt hob Mulder die Augenbraue und sah zur Seite: "Ihnen ist das also auch schon aufgefallen?"
"Entweder ist er gefühlskalt bis zum Geht-nicht-mehr und übertrifft damit sogar meine Abgebrühtheit oder aber er hat irgendwelchen Dreck am Stecken. Kein Vater würde so gleichgültig reagieren, wenn sein Kind im Sterben liegt", brummte Krycek mißtrauisch.

Erneut war Mulder erstaunt über dessen Aussage: "Ganz meiner Meinung. Doch wie soll man ihm nachweisen, dass er nicht ganz sauber ist?"

"In eine Falle locken!", erwiderte Krycek.

"Und wie das, wenn wir noch nicht einmal wissen, womit wir Ihn locken können, geschweige denn, was er auf dem Kerbholz hat?", lamentierte Mulder und fuhr sich nachdenklich durchs Haar.

Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass er wieder nach Scully sehen sollte.

"Agent Scully ist definitiv ein potentieller Köder", meinte Krycek.

"Definitiv nein! Das kommt gar nicht in Frage!", brauste Mulder auf und sah seinen Gegenüber erbost an, "ich liefere sie doch nicht in ihrem Zustand an ihn aus?!"

"Schon gut, schon gut!", murrte Krycek, "dann müssen wir uns halt etwas anderes einfallen lassen!"

"Ich würde sagen, wir beobachten ihn erst einmal. Vielleicht verrät er sich von selbst?!" Mulders Vorschlag erhielt ein zustimmendes, wenngleich nicht unbedingt zufriedenes Nicken seines Gegenübers und so machte er sich wieder auf den Weg zu Scully, um nach dem Rechten zu sehen.

Scully unterdessen, war nicht ganz untätig gewesen. Sie hatte nach Ronan gesehen und geduscht. Sie machte sich Gedanken über den Vorfall, genau wie Mulder und Krycek auch. Ach ihr wunderbarer Mulder, "ihr" Mulder, ja das klang schön. Seit bereits 7 Jahren kam sie in den Genuß seiner Fürsorglichkeit, doch erst jetzt wußte sie es wirklich zu schätzen. Es war nicht leicht ihn nicht zu lieben, dachte sie bei sich.

Als Mulder Ihr Zimmer betrat, stand Scully vor sich hin träumend im Raum und es hörte sich so an, als würde sie leise summen.

"Kenn ich das Lied?" Sie drehte sich erschrocken zu ihm um und lächelte dann.

Liebevoll strich er ihr über den Arm: "Du bist sicher, dass du schon wieder fit genug bist?"

"Bin ich der Arzt oder du?", griente sie.

"Das hat bei dir nichts zu bedeuten!", erwiderte er und stupste sie an die Nase. Ihr unschuldiger Blick verriet ihm alles.

"Na ja, leicht erhöhte Temperatur... aber das kann mich nicht umwerfen!"

"Was du unter leicht erhöht verstehst..." ließ er den Satz im Raum stehen und gab ihr einen Kuß auf die Wange, "ich werde nach Ronan sehen."

"Ronan wird nicht mehr lange durchhalten", seufzte sie schwermütig.

"Warst du bei ihm?", er sah sie aufmerksam an.

Scully nickte und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht: "Sein Zustand hat sich so rapide verschlechtert, dass ich annehme, er überlebt den heutigen Tag nicht mehr."

"Und wir können nichts tun?", seine Stimme wurde leise.

"Verschaff mir einen Hubschrauber, eine OP-Ausrüstung oder ein Wunder!", entgegnete sie resigniert und starrte aus dem Fenster.

Mulder umfasste Sie sanft von hinten: "Wir können nur hoffen. Wenn Krycek uns gefunden hat und selbst Diana uns auf die Schliche kommen konnte, wird auch Skinner einen Weg finden! Wir können so vielleicht die nötigen Mittel herschaffen!"

Er blickte über die Schulter in Ihr Gesicht und lächelte Sie aufmunternd ironisch an.

"Ach Mulder, wenn diese ganze Situation nur nicht so betrüblich wäre, könnte ich meine Zeit mit dir genießen!", sie lächelte Mulder schon fast ein bisschen traurig an.

"Welch eine Farce, dass wir ausgerechnet in so einer Situation zu einander finden mußten", seine Stimme klang belegt.

"Gut, jetzt Schluß mit dem Gejammer! Wir haben einen Auftrag und den sollten wir in Angriff nehmen. Ich habe euch vorhin von einem Plan sprechen hören, und dass ihr Jack in eine Falle locken wollt. Hör zu, ich bin bereit mich als Köder einsetzen zu lassen, wann soll es losgehen und vor allem wie?", schwenkte Scully plötzlich auf ein ganz anderes Thema um.

"Bitte? Du willst Köder spielen?", entsetzt starrte er sie an.

Sie hob die Hände abwehrend und sah ihn entschlossen an: "Ich weiß, du willst nicht, dass ich als Lockvogel fungiere, aber ich möchte nicht, dass du mich jetzt vor allem und jedem beschützt, nur weil wir uns näher gekommen sind. Vor allem schützen kannst du mich sowieso nicht!"

"Wir müssen mit Krycek noch mal alles durch sprechen, aber ich bin dagegen, dass du dich als Köder anbietest!" Mulder sah Scully auch weiterhin leicht entsetzt an, als er dieses sagte.

"Bitte, unterlassen wir diese Diskussion, du kennst meinen Standpunkt!", unterbrach sie ihn.

Mulder war ein liebevoller und sehr fürsorglicher Partner, aber sie mochte es nicht, wenn man ihr ihre Entscheidungen abnehmen wollte.

"Ok, wie du willst, dann werden wir mit Krycek sprechen!", brummte er und öffnete die Tür, um sie durchzulassen.

"Hättest du geglaubt, dass wir Krycek mal zu rate ziehen würden?", sie sah ihn groß an.

"Das am allerwenigsten!", murrte er und schob sie durch die Tür.

Die Angelegenheit war sehr schnell geklärt. Scully sollte versuchen, Jacks Vertrauen zurück zu erlangen, damit er ihr in einer ruhigen Minute eventuell verriet, was er auf dem Kerbholz hatte. Mulder gefiel das überhaupt nicht. Nicht nur, dass er Jack schon von sich aus nicht leiden konnte, nicht nur, dass er es für viel zu gefährlich für Scully hielt, nein, es war auch eine tief sitzende Eifersucht, die ihn plagte.

Wie hatte sie so schön gesagt, irgendwo waren bei ihr noch Gefühle vorhanden. Waren sie durch all das, was geschehen war, ausgelöscht oder mußte er damit rechnen, dass sie wieder zum Leben erwachten?

Mißtrauisch begutachtete er seine Partnerin, die ihre Sachen in ihre Reisetasche packte, um das gemeinsame Zimmer wieder zu verlassen.

"Tut das wirklich Not?", er konnte seine Abneigung gegen ihre wilde Entschlossenheit einfach nicht ablegen.

"Meinst du, er vertraut mir, wenn ich mit dir in einem Bett schlafe?", sie beäugte ihn mit hochgezogener Augenbraue.

"Mh..." winkte er sauer ab und verließ den Raum wieder.

Scully fühlte sich auch nicht ganz wohl bei der Sache, aber wenn es ihnen weiterhalf, dann mußte sie diese Möglichkeit wahrnehmen.

Mißtrauisch sah sie nur der Position von Krycek entgegen, der sich bereit erklärt hatte, Scully den Rücken freizuhalten, wenn sie in Gefahr laufen würde, dass Jack handgreiflich wurde.

Sie hatte absichtlich auf Mulders Beistand verzichtet. Es wäre nicht gut für ihre junge Beziehung, wenn er zu viel von dem mitbekam, was Scully in folgender Zeit anstellen würde, um Jacks Vertrauen zu erheischen.

Krycek dagegen sah der Situation zweigeteilt entgegen, gab es doch nun eine Gelegenheit mal mit Scully allein zu sprechen und einige Dinge zu bereinigen, aber andererseits war er sehr skeptisch, was Scullys Idee, dass er auf sie achten sollte, betraf.

Jack beäugte Danas Auszug aus dem Zimmer ihres Partners mit Argusaugen. Hatte sie also tatsächlich doch etwas mit ihm? Unbegründete Eifersucht loderte in seinem Inneren auf - unbegründet für jeden anderen, aber nicht für Jack.

In seinem Versteck sah er wie Dana und ihr Partner sich küßten, wie sie sich umdrehen wollte und von ihm am Arm festgehalten wurde. Ein weiterer Kuß folgte, dann ein paar Worte. Plötzlich wurde sie lauter, ihr Gesicht zeigte Verärgerung. Jack versuchte etwas zu verstehen und die Wortfetzen, die zu ihm durchdrangen, ließen ihn aufhorchen: "Hör endlich auf mit dem Thema Jack! Das ist es warum ich meine Tasche gepackt habe. Es wird nie aufhören... das Thema wird immer wieder kommen! Laß es endlich!"

Auf Jacks Gesicht formte sich ein breites Grinsen. Dieser Mulder hatte also die Befürchtung, Jack könne sein Konkurrent sein. Und wenn dem wirklich so war? Hatte Dana doch noch mehr für ihn übrig, als sie zugeben wollte? - Mit Sicherheit!

Er mußte das ganze nur ruhig und gut überlegt angehen. So lange er sie nicht drängte und auch sonst Abstand zu ihr hielt, konnte er sie vielleicht zurück gewinnen.

Ein teuflischer Plan legte sich in seinem Hirn zurecht...

Scully und Mulder merkten in ihrem kleinen Zwist nicht wie sie von Jack belauscht wurden und stritten sich munter weiter. Jack unterdessen, legte sich einen Plan zurecht, wie er Melissa und die Kinder loswerden konnte.

"Können wir loslegen?" Kryceks Stimme ließ Scully zusammenzucken. Noch immer brachte sie mit seiner Stimme Angst und Schrecken in Verbindung.

Eigentlich fragte sie sich, wieso sie überhaupt auf die Idee gekommen war, Krycek auch nur annähernd zu vertrauen.

"Wir können!", erwiderte sie und pilgerte in ihrem neuen Zimmer auf und ab.

"Ich werde mich in ihrem Umfeld bewegen und sollte Bishop in irgendeiner Weise handgreiflich werden..."

"Ich kriege das schon hin!", unterbrach Scully ihn entnervt.

Krycek sah sie forschend an: "Was für ein Spiel treiben sie, Scully?"

Die Agentin sah erstaunt und mit leicht errötetem Haupt auf.

"Haben sie wirklich geglaubt, mir könnten sie irgendwas verheimlichen?", er schüttelte bedauernd den Kopf.

"Aber woher verdammt..." Scully kam nicht zu ende.

"Jahrelange Erfahrung! Mein Geschäft ist hart. Wenn ich solche Dinge nicht erkennen könnte, würde ich nicht überleben können", entgegnete er.

"Und was wollen sie jetzt tun?", sie verschränkte die Arme vor der Brust, "werden sie Mulder einweihen?"

"Dass sie Jack ins Bett locken wollen, um ihm seine Geheimnisse herauszulocken und ihre eigenen Gefühle zu testen?", er sah sie eindringlich an, "nein, das herauszufinden, überlasse ich ihrem Partner selbst!"

"Verdammt, Krycek! Bin ich so leicht zu durchschauen?" Scully sah Krycek aufgebracht an als sie das sagte.

"Vermutlich nicht für Jack, da sich dieser sowieso dahin gehend verrannt hat, dass er sie um jeden Preis will. Ich denke, er hat den Blick fürs wesentliche verloren, aber bei Mulder, würde ich an ihrer Stelle sehr vorsichtig sein!"

"Versuchen sie mir Angst zu machen", Scully sah ihn mißtrauisch an.

"Wozu... verraten sie mir wozu?" Kryceks Blick war eine einzige Frage.

"Um mich weich zu kochen und dann vielleicht doch noch Ihren alten Auftrag auszuführen! Was den sonst?", Scully sah Krycek unsicher an und zog sich von Ihm zurück.

Krycek war indes verblüfft über Scully´s Aussage und antwortete daher verdattert: "So weit habe ich gar nicht gedacht."

Er wandte sich in Richtung Fenster um und starrte in die Landschaft hinaus. Verblüfft registrierte er, wie Bishop im Schnee herum rannte und irgend etwas am Bootsanleger anbringen wollte.

"Scully?!" Krycek winkte sie ans Fenster und sie folgte seiner Aufforderung zweifelnd, aber sie folgte ihr.

"Was macht er da?" Scully sah verwirrt aus dem Fenster und beobachtete Jack.

"Das würde ich auch zu gern wissen", Krycek klang sehr nachdenklich.

Plötzlich schoß ihnen der gleiche Gedanke in den Kopf und sie sahen sich wortlos an.

"Los, runter!", zischte Alex und Scully hatte bereits ihre Jacke in der Hand.

Jack indes bemerkte nicht das er vom Haus aus beobachtet worden war. Scully und Krycek nutzten ihre Chance und schlichen sich leise an Bishop heran. Eine lange Schnur baumelte unter dem Bootssteg, die er jetzt spannte. Er sprach leise und wirr mit sich selbst.

Scully und Krycek blieben in geringem Abstand stehen und lauschten, da seine Worte vom Wasser herüber getragen wurden. Scully zuckte zusammen als Krycek sie am Arm ergriff, um sie herunter zu ziehen.

Ehe sie fragen konnte, was es sollte, deutete er in Richtung Hütte. Scully ließ ihren Blick in die Richtung seines Fingern schwenken und sah, dass Mulder die Hütte mit Diana verließ.

Krycek und sie sahen sich fragend an und ehe sie sich versahen, kauerten sie hinter einem anderen Busch, um das Gespräch ihrer Partner zu belauschen... Jack hatten sie gänzlich vergessen.

"Du liebst Dana Scully?" Diana hakte sich bei ihrem Ex-Mann ein.

"Ja..." kam es zögerlich von ihm.

"Und was ist mit mir?", ihre Stimme war sanft und umschmeichelnd. Scully hätte sie zu gerne am Kragen gepackt und in den nächsten Fluß geworfen.

"Di, du weißt ganz genau, was ich für dich empfinde!", er nahm ihre Hand und küßte die Innenfläche sanft.

Scully's Blick wanderte zu Krycek, der die Hände zu Fäusten geballt hatte.

"Und wenn das Kind nun wirklich von dir ist?" Diana blickte ihn fragend an.

"Di, ich denke es ist von Krycek?!" Mulder ließ ihre Hand los und betrachtete seine Ex-Frau genaustens.

"Fox, bitte, gib mir eine ehrlich Antwort! Was ist, wenn das Kind von dir ist?", sie faßte ihn an der Schulter.

"Di..." begann er, doch sie unterbrach ihn.

"Und wenn ich wünschte, es wäre deines?"

Mulder schwieg, schob seine Hände in die Hosentaschen und wandte sich ein Stück von Diana ab.

Krycek war kurz davor in die Luft zu gehen, während Scully mit angehaltenem Atem abwartete, wie ihr Partner reagieren würde.

"Fox...?" Diana legte ihre Hand auf seinen Rücken.

"Ich würde es nicht als mein Kind akzeptieren!", platzte es aus Mulder heraus.

Dianas Gesicht erstarrte.

"Verstehst du denn nicht, Di, woher soll ich mir je sicher sein, dass es wirklich mein Kind ist und nicht das meines Erzfeindes?" Mulder fuhr sich durch das Haar, während Scully versuchte ruhig zu bleiben.

"Wenn es das ist, dann kann man doch einen Vaterschaftstest machen..."

"Hör auf, du willst es nicht verstehen, oder? ICH wollte damals mit dir eine Familie gründen, ICH wollte ein Kind von dir, weil ich dich über alles geliebt habe! Aber du, du wolltest nicht, du wolltest eine Karriere. Nein, Diana, jetzt will ich nicht mehr! Und wenn, dann würde ich mir ein Kind von Dana wünschen, nicht von dir!", zischte er wütend und ließ seine Ex-Frau stehen.

Scully hätte am liebsten Applaus geklatscht, doch sie konnte sich noch gerade zurücknehmen.

Diana folgte Mulder sprachlos ins Haus, während Krycek neben Scully seine Faust geben einen Baumstumpf schlug.

"Halt, verdammt, sie schaden sich doch nur selbst!", stoppte Scully ihn und konnte irgendwie ganz genau nachvollziehen, wie er sich jetzt fühlen mußte.

"Diese falsche Schlange!", fauchte er und rieb sich seine Hand.

Sie legte ihm sacht eine Hand auf die Schulter und zeigte ihm ihr Verständnis: "Sie haben was besseres verdient", sprach's und stutzte über ihre eigene Bemerkung.

"Wie weit ist es nur gekommen, dass ich aus ihrem Mund solche Bemerkung höre?!" Krycek bedachte sie mit einem bitterbösen Lächeln.

"Ich weiß auch nicht", murmelte Scully, "nehme es auch gern wieder zurück."

"Hab nichts anderes erwartet", erwiderte er und starrte zurück zum Haus.

Was war nur in sie gefahren, so etwas zu einem ihrer ärgsten Feinde zu sagen.

Plötzlich kam ihr Jack wieder in den Sinn und sie tippte ihrem Nebenan wild auf den Rücken.

"Was zum..." fluchte er und sah sie an.

Ihr Blick war zum See gerichtet, doch Jacob war nicht mehr da. Er folgte ihrem Blick mit den Augen und plötzlich schoß auch ihm es wieder siedendheiß in den Kopf: "Jacob Bishop!"

"Und nun?", ihr Blick war hilflos.

Er zuckte mit den Schultern: "Sehen wir nach, was er da gemacht hat und fangen dann an, unseren Plan in die Tat umzusetzen."

Sie seufzte, nickte und folgte ihm zum Bootsanleger, wo sie Jack zum letzten mal gesehen hatten...

Nach einiger Zeit und intensivem Suchen hatten sie eine Schnur entdeckt, die sich quer unter dem Bootsanleger spannte. Sinn und Zweck dieser Schnur blieb Scully und Krycek jedoch verschlossen.

Während er kontrollierte, ob es sich nicht um eine Zündschnur handelte, warf sie immer wieder einen Blick zum Haus, ob sie auch nicht beobachtet wurden.

Mehrfach tauchte Melissa am Fenster auf, schien aber abgelenkt zu sein. Auf Scully machte sie jedenfalls einen sehr abwesenden Eindruck.

"Und schon was entdeckt?", sie schielte vorsichtig hinter sich, versuchte jedoch die Hütte nicht aus dem Blickfeld zu verlieren.

"Ich werde nicht ganz schlau aus dieser Konstruktion", murmelte Krycek hinter ihr, "es handelt sich jedenfalls nicht um eine Bombe oder etwas ähnliches. Aber vielleicht können wir auch nicht nachvollziehen, was in Bishops krankem Hirn vor sich geht."

"Da können sie durchaus Recht haben", erwiderte Scully und dachte an Jacks eigentümliches Verhaltensmuster.

Für einen Augenblick wandte sie sich komplett in Kryceks Richtung, begutachtete die Konstruktion und ließ die Umgebung außer Acht, doch genau das stellte sich als großer Fehler heraus. Als sie nämlich wieder aufsah, umrundete Jack gerade die Hütte und steuerte auf den Bootsanleger zu.

Scully schnappte nach Luft und sah sich Hilfe suchend um. Dann packte sie, ohne weiter nachzudenken, Krycek am Kragen und zog ihn hoch, so dass er mit ihr auf einer Höhe war. Ihre Lippen preßten sich auf seine und es dauerte geschlagen zwei Minuten bis sie ihn wieder los ließ.

Beide fixierten sich, einerseits angewidert, andererseits irritiert und begannen dann mit hastigen Bewegungen ihre Münder abzuwischen.

"Buahh....", rutschte es Scully raus, "wie konnte ich nur!"

"Ja, wieso zum Teufel... urg..." fluchte Krycek.

"Weil Jack eben auf dem Weg hierher war!", zischte sie und wischte sich noch einmal über den Mund.

"Aber mußte es wirklich das sein?", murrte er und spukte ins Wasser.

Scully zog die Nase kraus: "Na ihnen wäre so spontan garantiert auch nichts besseres eingefallen!"

"Unter Garantie!", erwiderte er mit verzerrtem Gesicht, erstarrte dann aber in seiner Bewegung.

Urplötzlich packte er sie am Nacken, zog ihr Gesicht zu seinem herab und küßte sie erneut lange und ausdauernd.

Scully schielte an ihm vorbei und sah Jack den Bootssteg an der anderen Seite entlang laufen. Sein Blick schwenkte zu ihnen hinüber und Scully schlang reflexartig die Arme um Krycek, auch wenn ihr dabei gruselige Schauer den Rücken entlang liefen.

Als Jack wieder aus der Reichweite war, schossen die beiden Erzfeinde auseinander und versuchten so viel Abstand wie möglich zwischen sich zu bringen.

Einen Augenblick schwiegen sie sich an, dann fixierten sie sich genau. Scully gewann als erstes ihre Sprache wieder zurück: "So so, ihnen wäre also was anderes eingefallen..."

"Ich mußte schnell handeln", brummte er und zuckte mit den Schultern.

"Was hatte ich auch anderes erwartet", platzte es aus ihr heraus, während sie scheinbar nicht wußte, wohin mit ihren Händen.

Krycek blickte betreten zu Boden: "Haben wir jetzt den Plan gefährdet?"

"Oh... ohhh... nein, ich denke nicht. Zwar war das irgendwie anders von mir geplant, aber Jack hat jetzt was gegen mich in der Hand und vielleicht erfüllt das auch seinen Zweck", erwiderte sie.

"Oh gut", er sah auf, "ähm... soll das jetzt heißen, wir führen dieses Spielchen jetzt fort?" Ein wenig Entsetzten schwang in seiner Stimme mit.

"Um Himmels Willen!", entfuhr es ihr, "mir wird schon beim Gedanken an unsere Küsse schlecht, also ich mußt das wirklich nicht wieder haben und außerdem wäre das sicherlich sehr glaubhaft, wenn ich das Gesicht verziehen würde, wenn wir... na ja, sie wissen schon."

Ein bittersüßes Lächeln legte sich auf seine Lippen: "Gleichfalls!"

"Ja..." sie sah zu Boden, "dann sollten wir die Sache angehen."

"Sollten wir wohl!", brummte er und half ihr hoch. Es gab noch viel vorzubereiten für ihre kleine Intrige.

Das Abendessen verlief sehr schweigsam. Keiner hatte so recht Appetit mit dem Wissen, dass ein kleiner Junge eine Etage über ihnen im Sterben lag. Während Scullys Blicke zwischen ihrem Partner und ihrem Erzfeind hin und her gingen, spürte sie Jacks Blick im Nacken. Mulder wich ihren Blicken grundsätzlich aus und sah statt dessen zu Diana hinüber. Scullys und Kryceks Augen trafen sich immer öfter und als Melissa und Diana aufstanden, um den Tisch abzuräumen, gab sie ihm zu verstehen, dass sie den Jungen aufsuchen wollte und mit Jacks Anwesenheit rechnete.

Krycek nickte ihr unauffällig zu.

Mulder stand ebenfalls vom Tisch auf und begann abzuräumen. Scully folgte den dreien zur Küche, wollte aber die Treppe erklimmen, als sie die Stimmen der drei wahrnahm.

"Ich verstehe nicht, wie sie Diana das antun können!", brachte Melissa ein wenig tadelnd hervor.

"Ich weiß nicht wovon sie reden!", ertönte Mulders Stimme und Scully blieb neugierig stehen.

"Ich rede von dem Kind, Agent Mulder! Wie können sie Diana sagen, dass sie das Kind nicht anerkennen, wenn es ihres ist!" Melissa klang aufgebracht.

"Verdammt, es ist doch nicht so, dass ich es nicht anerkennen würde. Diana, ich wollte dir doch nur klarmachen, dass du verheiratet bist und dir wünschen solltest, dass dein Mann der Vater ist!", entgegnete ihr Partner und Scullys Herz sackte in den Keller - er würde Dianas Kind anerkennen!

Sie hörte nicht weiter zu und eilte die Treppen hinauf in das Zimmer des Jungen.

Als sie die Tür hinter sich schloß, begannen ihre Knie zu zittern und sie mußte sich an dem Bettpfosten festhalten.

Langsam beruhigte sie sich jedoch wieder und begann Fieber zu messen und einige Routineuntersuchungen durchzuführen, doch wirklich bei der Sache war sie nicht. So merkte sie dann auch nicht, wie Jack den Raum betrat. Erst als sich die Tür hinter ihm schloß, horchte sie auf und drehte sich um. Sie hatte vermutet, Krycek würde ihr einen Besuch abstatten.

Seelisch war sie daher noch gar nicht auf eine Konfrontation vorbereitet und mußte sich zusammennehmen, als er sie an den Schultern packte und durchschüttelte: "Du Miststück!"

"Laß mich los, Jack!", zischte sie und stieß ihn von sich.

"Ich habe alles mit angesehen, ich weiß Bescheid!" Jacks erhobener Finger wedelte vor ihrer Nase herum.

"Was willst du gesehen haben", entgegnete sie und schlug seine Hand beiseite.

Sein Gesicht lief rot an: "Du betrügst deinen Partner mit diesem Verbrecher."

"Tu ich das?", sie versuchte ruhig zu bleiben.

"Meinst du ich bin blind?", unruhig fuhr er sich mit seiner Zunge über die Lippen. Scully erschauerte, wenn sie daran dachte, dass sie diese Lippen einst geküßt und geliebt hatte.

"Ich meine, dass du kein Anrecht darauf hast, etwas über mein Privatleben zu erfahren!", zischte sie und machte einen Schritt zurück. Jack indes machte einen Schritt auf sie zu und sie fühlte sich wie ein verfolgtes Tier.

"Wieso hat dieser Verbrecher eine Chance bei dir, aber mich läßt du abblitzen?", ein wütendes Zittern schwang in seiner Stimme und sie spürte eine gewisse Furcht aufkeimen. Jack konnte sehr gefährlich werden, wenn sie nicht aufpaßte.

"Du hast deine Chance vor langer Zeit verspielt, mein Lieber! Es wird Zeit, dass du das endlich begreifst!" Scully tippte ihm unsanft an die Schulter, "und außerdem halte ich dich nicht für ganz koscher! Ich will endlich wissen, was für ein Spiel du spielst, Jacob Bishop!"

Sie ging in die Offensive und hoffte, ihren Gegenüber aus der Reserve zu locken. Irgendwie gelang es ihr, aber sie erreichte nicht wirklich das, was sie wollte.

Blitzschnell schlangen sich seine Hände um ihren Hals und noch ehe sie ihre Waffe ergreifen konnte oder eine Gegenattacke zu starten vermochte, war sie ihm relativ hilflos ausgeliefert.

"Jack..." keuchte sie und versuchte mit ihren Händen seine von ihrem Hals zu entfernen.

Sie würde ersticken, schoß es ihr durch den Kopf... sie würde elendich ersticken und keiner würde ihr helfen. Mulder war in der Küche mit Melissa und Diana, und Krycek... ja wo zum Teufel war Krycek?

Wie auf Stichwort öffnete sich die Tür und er betrat den Raum. In wenigen Augenblicken hatte er das Ausmaß der Situation erfaßt und riß Jack von Scully fort, die sich an der Wand abstützte und ihren Hals vorsichtig betastete. Eifrig schnappte sie nach Luft, während ihr Blick wütend an Jack hing.

"Was zum Teufel sollte das werden?!", schimpfte Krycek und hielt Jacob am Kragen, doch dieser fixierte Scully nur erbost und riß sich dann los, um den Raum zu verlassen.

Krycek wandte sich Scully zu und sah sich ihren Hals an, doch die Würgemale schienen nicht all zu stark zu sein. Er war also noch relativ früh eingeschritten.

"Alles ok?", er sah sie skeptisch an.

"Ja ja, mir geht es gut", sie wich seinem Blick aus, "danke."

"Nichts zu danken", er winkte ab.

Scully spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte und endlich begriff sie, was wirklich geschehen war. Ihre Gedanken überschlugen sich. Ihre Gefühle brachen über ihr zusammen und sie warf sich weinend in Kryceks Arme, der mehr als verdattert dreinschaute.

Nach wenigen Minuten ließ sie ihn wieder los und wischte sich verlegen die Tränen fort. Wie hatte sie nur so verzweifelt sein können, sich ihrem Erzfeind an den Hals zu werfen?

"Alles ok?", kam es zögernd von ihm.

"Nichts ist ok", platzte es aus ihr heraus, "Jack versucht mich umzubringen, der Junge liegt im Sterben und ich kann nichts tun und Mulder steht nun doch zu dem Kind von ihrer Frau! Ich hasse mein Leben!"

"Hey", seine Hand legte sich beruhigend auf ihre Schulter, "nichts ist so schlimm, dass man sein Leben hassen sollte. Sie haben wirklich was besseres verdient!"

Scully horchte auf und dachte daran, dass sie fast die selben Worte zu ihm gesagt hatte. Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit, während Krycek ein wenig irritiert an seine eigenen Worte dachte und dann ebenfalls zu grinsen begann.

"Wie konnte ich nur", schmunzelte er.

"Ja, wie konnten sie nur!", griente sie zurück.

Beide begannen zu lachen und umarmten sich. Dann ließen sie sich verlegen und doch grinsend los.

"Soviel dazu", Krycek fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

"Tja, soviel dazu!", bestätigte Scully und wischte sich mit den Händen über die Hose.

"Wie geht’s weiter?", seine Augen fixierten ihre und seine Stimme wurde wieder ernst.

"Wir werden das Spielchen fortführen. Ich habe Jack mit meinen Vermutungen über ihn konfrontiert und daraufhin griff er mich an. Er hat also tatsächlich Dreck am Stecken und ich werde herausfinden, was es ist. Koste es was es wolle!", brachte sie energisch hervor.

"Auch wenn es ihr Leben kostet?", er legte seine Hand auf ihre Schulter.

"Auch dann!", erwiderte sie entschlossen.

"Dann werde ich immer in der Nähe sein, damit es gar nicht erst so weit kommt!", entgegnete er und sah sie fest an.

"Das könnte die Hölle bedeuten!", kam es von ihr.

"Ist das hier nicht schon die Hölle?", brummte er und sein Blick verriet ihr alles.

Ja, es war die Hölle! Und es gab kein Entrinnen. Der Schnee verschloß ihnen jeden Weg zur Flucht. Es war, als sei die Hölle gefroren...

Jack hatte sich zurückgezogen, nachdem er von Krycek aufgehalten worden war. Er lief draußen durch den Schnee und redete wirr mit sich selbst. Sätze wie: "Scheiße, ich hätte nicht so aus der Haut fahren dürfen. Ich Idiot, ich will sie doch für mich allein!", oder "Ich werde meinen Plan ausführen und wenn ich sie töten muß!", geisterten durch die Stille. Er kicherte dabei leise, als ob er sich einen guten Witz erzählt hätte.

Mulder, Diana und Melissa hatten ihn zwar eilig das Haus verlassen sehen, sich aber weiter keine Gedanken gemacht. Erst als Krycek und Scully nach unten kamen und nach Jack fragten, wurde geäußert, dass dieser das Haus eilig geräumt hatte, und dabei wohl leise vor sich hin gebrabbelt hatte.

Scully und Krycek tauschten fragende Blick aus und Mulder beäugte das Geschehen mit viel Mißtrauen. Er wußte zwar, dass sie ihren Erzfeind zu ihrem Beschützer auserkoren hatte, doch die stille Einvernehmlichkeit, die sich zwischen ihnen ausgebreitet zu haben schien, gefiel ihm ganz und gar nicht. Als die beiden die Hütte verließen, heftete er sich also unauffällig an ihre Fersen.

"Wo wird er hingehen?" Scully dachte laut über Jack nach.

"Vielleicht wieder zum Bootsanleger?" Krycek zuckte mit den Schultern.

"Kann ich mir nicht vorstellen", kam es skeptisch von ihr. Wieso sollte er sich wieder dorthin zurück begeben? Hatten sie doch etwas nicht gesehen?

Während sie gemeinsam durch den tiefen Schnee stiefelten, drehte sich Krycek mehrere Male um. Sein Blick fiel immer wieder zu Hütte und irgendwann hielt Scully es nicht mehr aus: "Was ist?"

"Ich weiß nicht, aber ich habe das Gefühl, wir werden beobachtet."

"Jack?", ihre Stimme zitterte leicht.

"Könnte sein. Ich bin mir aber nicht sicher!", entgegnete er und zog sie plötzlich hinter einen Baum.

Gespannt schielten sie hinter ihrem Versteck hervor und sahen, wie eine Gestalt ihren Fußspuren folgte.

"Mulder", preßte sie zwischen ihren Zähnen hervor und blickte ärgerlich zu ihrem Partner, "jetzt spioniert er mir auch noch hinterher!"

"Ruhig!" Krycek legte ihr seinen Finger auf die Lippen und sah sie an.
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