World of X

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Fate Dispensation

von Janett Orlovius, Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 6

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Mulder und Kate hatten sich in Richtung der Tür des Clubs begeben und versuchten nun in das Gebäude einzudringen.

"Wir teilen uns auf. Sie gehen nach oben und ich nehme die Richtung, zum Keller!" Kate wies mit ihrer Waffe auf die gegenüberliegende Tür.

"Sollten wir nicht besser zusammen bleiben?" Mulder sah sie skeptisch an.

"Wollen wir Sie finden oder nicht? Unsere Chancen sind größer, wenn wir uns aufteilen!" Kate hatte einen derart barschen Ton am Leib, dass Mulder stockte.

"Wohow... mal ganz langsam, Kate. Ihre Wut auf Angel in allen Ehren, aber gehen Sie nicht doch vielleicht ein wenig zu weit?", seine Stimme klang ein wenig besorgt. Kate schien immer mehr eine Hetzjagd zu veranstalten und das paßte ihm so gar nicht in den Kram.

"Bin ich hier von lauter Idioten umgeben oder was!? Wollen oder können Sie es nicht kapieren. Das hier ist kein Spiel. Ich frage mich wirklich, welcher Esel beim FBI Sie auf diesen Posten gesetzt hat?!" Kate schaute Mulder wütend an und drehte ihm dann den Rücken zu.

Mulder starrte Kate mit offenen Mund hinterher. Er konnte nicht glauben, dass das die selbe Polizistin war, die er auf dem Revier kennengelernt hatte. Als er endlich wieder Herr seiner Kräfte war, folgte er Kate. Er hatte nicht die Absicht ihre Befehle zu befolgen. Sollte Kate tatsächlich vor ihm auf Angel stoßen, würde es wahrscheinlich zu einem großen Kampf kommen. Und wenn er konnte, wollte er dies verhindern, schon Scully zu liebe, die ihm mit ihrer Aussage über Samantha und etwas, was sie erledigen mußte, wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht hatte. Wenn Scully sich so sicher war, dass Angel etwas unternehmen konnte, dann würde er im Gegensatz zu Kate auch daran glauben.



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Scullys Atem ging schwer. Sie wußte nicht so recht, wie sie das von Angel Gesagte verarbeiten sollte. Ihre Stimme klang hohl, unwirklich: "Es gibt also nur Rettung, wenn sich meine Seele mit Deiner verbindet?", sie holte Luft, "mal davon abgesehen, dass ich nicht verstehe, wie so etwas funktionieren soll, hätte ich doch zu gern gewußt, was Euch so sicher macht, dass ich die Auserwählte bin."

Angel fuhr sich durch das Haar und sah Hilfe suchend zu Wesley hinüber. Doch dort konnte er keine Hilfe erwarten. Wesley war viel zu geschwächt, um überhaupt großartig reden zu können.

"Wesley hat die Schicksalsrolle der Zeit übersetzt und dort steht es geschrieben," erwiderte Angel und wußte sogleich, dass seine Behauptung für einen Außenstehenden reichlich dünn klang.

"Ah ja," Scully ließ die Taschenlampe vor Angels Gesicht kreisen, "und so etwas steht also in... äh... in einer Schicksalsrolle der Zeit?!"

"Der Schicksalsrolle der Zeit!", betonte Angel noch einmal, "es gibt nur diese eine."

"Und die habt Ihr?", ungläubig sah sie ihn an.

"Dana," setzte Angel an, "ich weiß das ist alles sehr unglaubwürdig für eine Außenstehende wie Dich. Doch wenn einer diese Zeichen lesen kann, dann ist es Wesley."

"Hatte Eure Rolle denn auch schon mal Unrecht?", sie kniff die Augen zusammen.

"Bisher?", er sah sie an und fragte sich selbst, warum er es als Frage formuliert hatte.

Sie nickte und wartete auf Antwort.

Angel seufzte: "Laut Wesley ist bis jetzt alles exakt so eingetreten, wie beschrieben."

Scully nickte und sah nachdenklich zu Wesley und Cordelia hinüber. So wirklich wußte sie noch nicht, was sie von der ganzen Sache zu halten hatte. War es wirklich ihr Ernst mit ihrer Aussage oder wollten Wesley und Angel sie nur verunsichern?

Ihre Seele mit Angels verbinden? Es klang so abstrus, so unwirklich wie alles, was seit ihrer Ankunft in L.A. passiert war.

"Dana, Du weißt, dass ich Dich liebe, dass ich schon immer wußte, dass unsere Seelen zu einander gehören. Wenn es wirklich Bestimmung ist, Schicksal, dann sollten wir diesen Schritt wagen," Angel strich ihr über den Arm.

"Bestimmung..." murmelte sie und sah ihm in die Augen. Ja, irgendwie klang das richtig. Sie hatten sich gesehen und den Weg zu einander gefunden.

Sie lächelte, als ihr der Ausspruch: "Die Wege des Herrn sind unergründlich" in den Sinn kam. Vielleicht gab es die Vorbestimmung, vielleicht gab es ein Schicksal, gelenkt von hohen Mächten, doch nicht wirklich voraussehbar, immer noch beeinflußbar von diversen Faktoren.

Vielleicht stand sie jetzt an solch einem Scheidepunkt, konnte über den Verlauf ihres Schicksals entscheiden. Sie wußte es nicht.

Ihre Blicke versanken in Angels Augen und sie suchte die Wahrheit, den Grund ihres Daseins darin. Wo war nur ihr bisher geglaubtes Schicksal geblieben. Wo war die Welt, die sie ihr eigen nannte. Die X-Files, das Büro, die Jagd nach dem Übersinnlichen? Alles vereinigte sich hier. Ihr Glauben, ihre Bestimmung, ihre Suche. Sie brauchte nicht länger suchen, hier hatte sie es gefunden.

Ein lautes Grollen erklang und ihre Augen sprachen eine stille Zwiesprache – Adgir! Sie würden sich jetzt stellen müssen, würden kämpfen müssen.

Scully strich Angel über die Wange und rauschte an ihm vorbei. Er folgte ihr, beunruhigt, nervös.

Der Kampf stand bevor. Ihr Kampf, der alles entscheiden sollte...



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Kate hörte ein Geräusch und blieb stehen. Sie lauschte. Woher war es gekommen?

Mulder, der einige Schritte hinter ihr gelaufen war, hatte nicht bemerkt, dass sie stehen geblieben war und rempelte Kate unschön an.

Diese funkelte ihn aus wütenden Augen an und gab ihm zu verstehen dass er den Mund halten sollte. Sie drehte sich wieder um und blickte den Gang runter. Am Ende konnte sie eine Treppe erkennen, die in den Keller führte, wie sie stark annahm. Waren die Geräusche von dort zu ihr gedrungen?

Sie drehte sich zu Mulder und fragte ihn im Flüsterton, ob er auch was gehört hätte.

"Nein, sollte ich? Ich habe nur Ihre und meine Schritte gehört. Das war das einzige," Mulder sah sie an und wartete auf eine Reaktion ihrerseits, was denn los sei.

"Da war ein Geräusch und ich habe es deutlich gehört!", zischte sie neben seinem Ohr und ihm lief ein kalter Schauer den Rücken herunter, als alle seine Sinne auf Alarm gestellt waren. Er nahm alle Geräusche um sich herum jetzt intensiver wahr und bemerkte deshalb auch die Schatten, die sich mit einem leisen Wispern an den Wänden entlang zu bewegen schienen.

"Kate!", er drehte sie vorsichtig in die Richtung und zeigte auf das Phänomen, das er eben beobachtet hatte.

"Sie wollen in den Keller," raunte sie erstaunt und sah Mulder an, der seine Taschenlampe ausschaltete, "was haben Sie vor?"

"Ich werde Ihnen folgen!", erwiderte er und zog sein Jackett aus.

"Aber... hey... was ist mit Angel und Scully?", die Irritation sprach aus ihrer Stimme.

Mulder krempelte die Ärmel hoch und sah sie abschätzig an: "Wenn Sie einen Kreuzzug führen wollen, dann müssen Sie das ab diesem Punkt allein tun. Ich werde den Schatten folgen und sehen, was dort vor sich geht!"

Er verschwieg ihr, dass er Scully genau dort vermutete, wo das Ziel dieser Wesen zu sein schien. Wenn er seine Partnerin richtig verstanden hatte, dann wollten sie und Angel einen Dämonen vernichten. Sah es hier nicht so aus, als ob etwas großes passieren würde?

Mulder wartete Kates Reaktion nicht ab, sondern ging los.

Als er auf der Hälfte der Treppe war, hörte er, wie sie sich seufzend in Bewegung setzte und ihm folgte.



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Scully blieb wie erstarrt in der Mitte des Kellers stehen: "Mein Gott!"

Ihre Stimme hallte von den Wänden nieder und machte ihr noch einmal die Höhe und die Größe des Gewölbes klar.

"Er war so nah und wir haben es nicht gemerkt..." Angels Stimme schwang zwischen erstaunt und verärgert.

"Ein Palast!" Scully sah zur Decke und betrachtete die Malereien, "wer auch immer ihn beschworen hat, hat ihm einen Palast hier unten gebaut."

"Laß die Ehrfurcht bitte aus deiner Stimme raus! Dieser Dämon hat Deine Ehrfurcht nicht verdient," brummte Angel und trat neben sie.

Beide ließen ihre Blicke schweifen, folgten den merkwürdigen Schatten, die sich begannen um die Wände zu legen und einen aufregenden Tanz veranstalteten. Gemeinsam folgten sie den Bewegungen, spürten sich Rücken an Rücken und sahen sich dann wieder in die Augen, als sie sich gegenüber standen.

"Ich glaube, selbst wenn ich wollte, einen Rückzieher könnte ich nicht mehr machen, oder?" Scully sah ihn unter halb geschlossenen Lidern an.

"Du könntest noch gehen. Ich würde es verstehen," seine Stimme klang weder verbittert, noch enttäuscht.

Es war eine Tatsache, dass er sich glücklich schätzen konnte, dass sie es überhaupt bis hierher gewagt hatte.

"Und Du rettest allein die Welt?", ihre Stimme klang skeptisch.

"Ich habe es bisher auch immer allein geschafft..." wollte er sagen, doch sie legte ihm ihren Finger auf die Lippen und unterbrach ihn.

"Aber diesmal würdest Du es nicht schaffen, hab ich Recht?"

Er schloß kurz die Augen und holte tief Luft, ehe er ihr wieder in die Augen blicken konnte: "Ohne Dich bin ich hilflos, das ist leider die Wahrheit."

Sie spürte, dass es ihm sehr schwer fiel, seine Hilflosigkeit zu zugeben.

Ihre eigene Angst und Verwirrung in sich abwehrend, legte sie ihre Hand auf seine Schultern und küßte ihn auf die Stirn: "Ich werde Dir helfen."

"Auch wenn Du daran nicht glaubst?", erstaunt sah er sie an.

Sie nickte, wich seinem Blick aber gleich aus, um den immer schneller werdenden Schatten, die an den Wänden Kreise um sie zogen und den flackernden Lichtern, ihre Aufmerksamkeit zu widmen.

Bis jetzt, dachte Scully, war alles relativ ruhig verlaufen. Nur diese Schatten begangen ihr Angst zu machen. Wie konnte so etwas überhaupt möglich sein. Obwohl, zur Zeit hatte sie ganz andere Sorgen als sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Mit einem mal wurde die Kellertür aufgerissen und Mulder stand in der Tür. Er überschaute die Situation mit geübten Blick und starrte anschließend zu Angel und Scully. Die beiden wirkten auf ihn wie zwei gefangene Mäuse im Käfig.

"Mulder!", rief Scully überrascht als sie ihn entdeckte und dann registrierte sie eine Bewegung hinter seinem Rücken und Kate stand an seiner Seite.

Weder Mulder, noch Scully konnten sich ihr Erstaunen mitteilen. Ein lautes Getöse entstand und hätte so oder so jedes ihrer Worte übertönt. Hinzu kam ein unangenehmer Duft von Myrre, Weihrauch und anderen Gewürzen, die Scully nicht definieren konnte, die ihr aber Kopfschmerzen und Übelkeit bereiteten.

Angel faßte nach Scullys Arm, zog sie zu sich heran: "Es geht los, sei vorsichtig!"

Sie nickte, spürte den aufkommenden Wind und mußte schwer dagegen ankämpfen, um aufrecht stehen bleiben zu können.

Ihre Augen begannen zu brennen und zu tränen, die Übelkeit wurde stärker und der Wind schien ihr ihre Kraft zu rauben. Doch als sie glaubte, sie müsse aufgeben, da flaute der Wind so abrupt ab, dass sie fast gefallen wäre. Angel hielt sie fest, mußte jedoch selbst erst einmal wieder seine Balance zurück gewinnen.

"Was..." weiter kam sie nicht. So plötzlich wieder Ruhe eingekehrt war, so plötzlich begann unheimlicher Gesang. Lateinisch, vermutete Scully oder eine noch viel ältere dunklere Sprache.

Dem Gesang folgten Nebelschwaden und während Scully sich noch in einem Broadwayspektakel vermutete, öffnete sich in der hinteren Wand eine Tür und ein Thron kam hervor, auf dem Adgir saß.

"Ist das hier ein Scherz?", knurrte Angel und sah den Dämon an, "bin ich hier im Theater?"

"Repräsentanz ist wichtig heut zu Tage, vor allem, wenn man die Welt beherrschen will," Adgirs Stimme donnerte in ihren Ohren und Scully hielt sich ihre zu.

"Dazu wird es nicht kommen!", erwiderte Angel drohend, doch Scully erkannte die Gefahr, ehe Angel sie erfaßt hatte.

Mit einem kräftigen Ruck, zog sie an seinem Arm, ließ ihn zu sich herumwirbeln, ehe sie auf die Seitenausgänge deutete, die sich verschlossen und danach auf die Vampire, die hinter dem Thron Adgirs hervor kamen.

"Sei nie wieder so vorlaut!", zischte Scully und suchte verzweifelt nach ihrem Pflock.

Merkwürdig, sie war keine Woche in L.A. und schon hatte sie einen Vampir zum Liebhaber und nannte einen Pflock ihr eigen.

Es kam ihr alles so völlig normal vor, dass man annehmen konnte, dass sie ihr ganzes Leben nichts anderes getan hätte. Nur, dass dies nicht der Fall war. Und sie wünschte sich, es würde auch endlich vorbei sein.

Aber dieser Zeitpunkt war reichlich ungünstig für diese Gedankengänge. Daher konzentrierte sich Scully wieder auf die Tatsachen und versuchte einen Ausweg zu finden. Nur, dass es diesen anscheinend nicht gab.

Langsam begangen die Vampire auf Angel und Scully zuzugehen. Sie umkreisten und sie und blieben plötzlich, ca. 1 Meter entfernt stehen und starrten die beiden an.

Angel und Scully standen Rücken an Rücken gepreßt aneinander und drehten sich langsam im Kreis. Sie wußten nicht, was als nächstes passieren würde und wollten auf alles vorbereitet sein. Scully hielt ihren Pflock angriffsbereit in der Hand.

"Tut nichts unüberlegtes!", drang es leise, wie geflüstert an ihr Ohr. Scully ignorierte die Stimme und griff nach einer Hand von Angel. Der drückte ihre kurz und nickte, wie, um sie in ihrem Angriff zu bestärken. Sie ließ seine Hand fallen und beide griffen die Vampire an.

Jeder von ihnen hatte drei Gegner vor sich und der Kampf würde hart werden. Während Angel sich auf seine Gegner stürzte, holte Scully tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. Ihre Hände jedoch waren feucht vor Angst und zitterten. Sie zwang sich ruhig zu bleiben und ging auf ihre Gegner zu. Mit den geübten Griffen einer FBI-Agentin, überwältigte sie den ersten, der Vampire, nahm ihn in den Schwitzkasten, als die anderen beiden sie gleichzeitig im Sprung angriffen.

Angel hatte bereits einen Gegner mit dem Pflock durchschlagen und wandte sich den beiden anderen zu. Es brauchte nur ein paar schnelle Drehungen seinerseits, und diese beiden Gegner waren ebenfalls erledigt. Scully hingegen geriet in Bedrängnis und Angel mußte ihr nun zur Hilfe kommen.

Mit kräftigen Bewegungen drängte er die beiden Angreifer fort, so dass sich die Agentin nunmehr mit einem Vampir herumplagen mußte, doch dieser war nicht leicht zu besiegen. Scully schaffte es irgendwie ihre Hand mit dem Pflock anzuheben, da traf sie ein Schlag und ihre einzige Waffe flog in hohem Bogen davon.

Sie spürte ihr schmerzendes Handgelenk kaum, hielt nach dem Pflock Ausschau und spürte schon ihren Gegner im Rücken.

In einer halsbrecherischen Aktion warf sie sich auf den Boden, rollte sich ab und glitt hinüber zu der Stelle, wo ihr Pflock lag, doch einer der anderen Vampire kickte ihr den Pflock direkt vor der Nase fort.

Ihr Kopf ruckte herum und starrte in das verzerrte Gesicht von Angel. Im ersten Augenblick übermannte sie der Gedanke, wegzulaufen, doch dann ergriff sie seine helfende Hand und richtete ihren Blick wieder auf die restlichen Gegner, doch es war kein Vampir mehr zu sehen.

Mit schnellen Schritten eilte sie zu ihrem Pflock, hob ihn auf und sah Angel an. In ihren Augen stand eine entscheidende Frage. Was ging hier vor? So einfach konnte der Kampf gegen Adgir doch nicht gewonnen werden.

Sekundenlang blieb es ruhig. Scully konnte ihren eigenen Atem hören. Es war unheimlich ruhig, viel zu ruhig. Wie die Ruhe vor dem Sturm.

Beider Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

"Was geht hier vor?", versuchte die Agentin ihrem Freund und Mitstreiter ohne Laut zu fragen, doch in diesem Augenblick erscholl ein furchtbares Getöse.

Ein grelles Licht brach durch die Wand vor ihnen, erfaßte Angel und riß Scully zu Boden. Tastend, sich die Ohren zuhaltend, versuchte sie wieder in eine stehende Position zu gelangen, doch der Druck von vorne war zu stark.

Ihre Augen vor der Grelle des Lichts abschirmend, sah sie zu Angel hinüber. Eingetaucht in gleißendes Licht, hing er in der Luft, regungslos. Scully öffnete den Mund, starrte die Szenerie fassungslos an. Mein Gott, was geschah dort? Der Strahl wurde plötzlich noch einmal intensiver, traf auf Angels Körper. Ein unsagbarer Schmerzensschrei löste sich aus dem Licht. Scully wich zurück, Angst in ihren Augen.

Dann verschwand das Licht, so plötzlich, wie es erschienen war und ließ sie zurück. Angels Gestalt fiel zu Boden und der Aufprall seines Körpers hallte dumpf durch die Räumlichkeit.

Für Sekunden blieb sie starr, erfaßt von einer Angst, die ihr die Kehle zu schnürte, doch dann stand sie auf und eilte auf Angel zu.

Sie ging neben ihm auf die Knie, berührte seine Wange. Sein Gesicht war noch blasser wie sonst und seine Haut noch kälter. Angst glomm wieder in ihr auf.

"Angel, hörst Du mich?", ihre Stimme zitterte.

"Er kann Dir nicht mehr helfen!", ertönte Adgirs mächtige Stimme hinter ihr, doch sie ließ sich nicht beirren.

Es gab nur ein Miteinander, allein war sie nicht stark genug, den Kampf aufzunehmen.

"Angel, bitte..." flehte sie und strich ihm über das Gesicht, "gib mir ein Lebenszeichen!"

Angels Stimme war schwach, doch klar und Scully spürte die Erleichterung in sich: "Du mußt ihn bekämpfen!"

"Wie?", verzweifelt sah sie ihn an, "aber wie?"

"Unsere Seelen..." begann er und sie sah zur Seite.

Das konnte sie nicht. Das war etwas, woran sie nicht glaubte.

Angels Hand faßte nach ihrer. Sie spürte die Eiseskälte, die von ihm ausging. Erschrocken zuckte sie zusammen, wollte weichen, doch sie wußte, sie würde nicht entkommen.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie darüber nachdachte, wie weit ihr Glauben gehen konnte. Sie schloß die Augen und bat Gott um Vergebung, als Adgirs Stimme hinter ihr ertönte: "Stell Dich Deiner Vernichtung und der Vernichtung der Menschheit!"

Langsam, fast wie in Zeitlupe, stand sie auf, ließ Angels Hand los und blieb mit dem Rücken zu ihrem Gegner stehen. Noch vibrierte die Angst in ihrem Inneren, doch noch etwas anderes kämpfte in ihr um die Macht - Überlebenswille.

Sie richtete ihren Blick zur Tür, dorthin wo Kate und Mulder fassungslos das Geschehen beobachteten. Mulder wollte zu ihr rennen, doch Kate hielt ihn ab, ebenso wie Cordelia, die mit Wesley hinter den beiden auftauchte. Das war Scullys Chance.

Wesleys und ihre Blicke trafen sich und seine stumme Frage beantwortete sie mit einem leichten Nicken. Jetzt war es soweit, es gab es kein Zurück mehr. So wenig sie daran geglaubt hatte, dass es funktionieren würde, dass es so etwas überhaupt geben würde, so klammerte sie sich jetzt an diese Möglichkeit als letzte Hoffnung, als Rettung vor der Vernichtung.

Wesley zückte einen Zettel, begann wilde unverständliche Worte und Laute von sich zu geben, während Scully in ihrem Inneren, in ihrem Geist eine Hitze zu verspüren begann, die sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten schien.

Angel krümmte sich am Boden, zog sich zusammen und in dem letzten Augenblick ihrer tatsächlichen Existenz wußte sie, dass er das gleiche empfand wie sie und das es richtig war, daran zu glauben.

Scullys Körper sackte leblos in sich zusammen, als ihre Seele, weiß und rein, aus ihrem Körper trat. Eine schillernde unermeßlich schöne Gestalt einem Engel gleich. Die Inkarnation der Perfektion, der Reinheit, des Guten an sich.

Aus Angels Körper erhob sich das männliche Ebenbild, doch dunkel und unergründlich, die dunkle Seite des Guten, doch ebenfalls perfekt in seiner Erscheinung.

Der Engel des Lichts und der Engel der Dunkelheit bewegten sich sanft und geschmeidig auf einander zu, berührten sich, küßten sich und ihre Leiber verschmolzen mit einander.

Adgir schickte ihnen einen Strahl entgegen, einen Strahl, der ihre Vernichtung bedeuten sollte. Einen Strahl, stärker noch als jener, der Angel fast vernichtet hätte, doch die vereinigten Kräfte des Lichts und der Dunkelheit widersetzten sich dem Angriff mit einem Energiestoß, der Adgirs Strahl zurück drängte und vernichtete.

"Ich werde Euch vernichten!", erklang des Dämonen finstere Stimme und eine Heerschar Vampire stürmte aus Seitentüren in den Raum.

Doch die verschlungenen Engel hoben die Hände, senkten eine Kuppel aus strahlender weißer Energie über den Raum und vernichteten die Vampire damit.

"Gib auf, Dämon des Verderbens, das Schicksal kannst Du nicht verändern," tönte es mit hellem klaren Klang von den Engeln.

"Ich werde das Schicksal besiegen!", grollte Adgir zornig und gab Zeichen, einen neuen Angriff zu starten.

Die Engel des Lichts und der Finsternis erhoben ihre Hände und zwischen ihnen bildete sich ein heller in allen Facetten schimmernder Strahl, einem Prisma gleich.

"Wir sind das Schicksal!", ertönten die glasklaren Stimmen der Engel, "und Du bist Nichts!"

Der Strahl, der sich zwischen ihren Händen gebildet hatte, brach aus und traf Adgir mit voller Wucht. Der Dämon wurde von seinem Thron gerissen und schrie, macht- und kraftlos. Durch der Engel Strahl beraubt von jeglicher Macht.

"Wir sind das Schicksal, die Inkarnation der Unendlichkeit, der Güte und des Glücks, gebannt seist Du Dämon der Hölle, gebannt bis ein Engel Dich wieder zum Leben erweckt," in einem leichten Singsang erklang der Bannspruch der Engel. Die Wand hinter dem Dämon öffnete sich, gleißendes Licht trat hervor, verschlang den Dämon, verschluckte seine wütenden Schreie. Das Tor zwischen Zeit und Raum schloß sich und zurück blieben die Engel.

Wesley machte, gestützt von Cordelia einen Schritt auf die göttlichen Gestalten zu, betrachtete sie fasziniert.

Kate japste nach Luft, unfähig etwas zu sagen, während Mulder nur entgeistert von Scullys leblosem Körper zu der Lichtgestalt starrte.

"Des Dämonen Schicksal ist die Verbannung," erklang die Stimme des Engels der Dunkelheit und sein Alter Ego fügte hinzu, "der Bann kann nur durch einen von uns gelöst werden, also gebt Acht, dass Euer Wissen über unsere irdischen Gestalten nicht an falsche Hände gerät."
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