World of X

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Fate Dispensation

von Janett Orlovius, Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 5

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Scully starrte auf die am Boden liegende Asche. Waren sie das gewesen? Hatten sie wirklich all diese Vampire getötet?

"Vorsicht!" Angels Stimme hinter ihr erklang und sie richtete sich mit dem Pflock in der Hand auf, stieß ihn einem herannahenden Vampir in die Brust und sah zu, wie er zu Staub zerfiel.

Mit beginnender Faszination betrachtete sie ihre Hand und den darin befindlichen Pflock. Es schien so, als ob er zu ihr gehörte, als ob sie dazu bestimmt sei, derartiges zu tun.

"Haben wir es geschafft?", sie sah zu Angel hinüber, der die Leichen am Boden begutachtete.

"Scheint so!", seine Stimme klang wenig zufrieden.

"Und die?", mit ihrer freien Hand deutete sie in auf die Leichen.

"Einige haben es nicht geschafft..." erwiderte Angel und sah zur Decke hinauf, wo erste Lichtstrahlen in den Club drangen.

"Du meinst... hier sind neben uns Menschen gestorben?", ihre Stimme bekam ein leichtes Zittern.

Angel nickte matt und sah sich nach der Kellertür um. Als er sie entdeckt hatte, drückte er Scully seinen Wagenschlüssel in die Hand: "Sieh zu, dass du mit dem Wagen zurück ins Büro fährst, ich verschwinde durch den Untergrund."

"Aber die Polizei..." jetzt hatte sie doch einige Skrupel zu gehen.

"Ja, genau! Willst Du, dass die mich ins Licht hinaus abführen? Oder möchtest Du Dich mit Kate auseinander setzen?" Angel sah sie fragend an, jederzeit zur Flucht bereit.

Scully wägte kurz die Möglichkeiten ab: "Los verschwinde!"

Ihre Stimme klang verärgert, aber ihr war klar, dass Flucht ihre einzige Möglichkeit war. Und so sah sie Angel nach, wie er verschwand. Selbst machte sie sich erst auf den Weg nach draußen, als sie wußte, dass er in Sicherheit war.

Mit schnellen Schritten eilte sie auf den Ausgang zu und blieb nur kurz an der frischen Luft stehen, weil die Sonne sie blendete. Dann sprintete sie zu Angels Wagen und kramte den richtigen Schlüssel hervor.

In der Ferne waren bereits Sirenen zu hören. Scully wußte, dass die Zeit knapp wurde.

"Verdammt!", fluchte sie den Tränen nahe. Das konnte doch nicht wahr sein.

Endlich hatte sie den richtigen Schlüssel, da fiel ihr das Schlüsselbund hinunter in den Fußraum. Mit nervösen Fingern tastete sie sich an den Schlüssel heran.

"Komm schon... komm schon..." drängte sie, bekam endlich den Schlüssel zu fassen und richtete sich wieder auf.

"Fallen lassen!", sie starrte in ein Duzend auf sie gerichtete Waffenläufe und schloß die Augen. Der Schlüssel hinterließ ein lautes Klirren, als er auf den Boden zurück fiel.



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"Ich hab's!" Wesley sah von der Schriftrolle auf und drückte Cordelia, die ihm einen Kaffee brachte, einen überschwenglichen Kuss auf die Lippen.

"Wes!", tönte es erstaunt aus Cordelias Mund und sogleich entschuldigte er sich wieder bei ihr, jedoch nicht ohne ein feierliches Grinsen.

"Ich hab's Cordy! Ich hab's!" Wesley stand auf, legte seine Brille beiseite und nahm Cordelia in den Arm.

"Nun erzähl endlich, was los ist!", sie befreite sich aus seinen Armen und brachte ein zwei Schritte Distanz zwischen sich und ihrem Freund.

"Ich habe den Text entschlüsselt. Ich weiß endlich, wieso Angel und Agent Scully zusammen gehören. Ich hab des Rätsels Lösung. Und ich weiß jetzt auch endlich, wie wir Agdir vernichten können!" Wesley klang wie ein aufgeregtes Kind.

"Und... nun sag schon!" Cordelia konnte ihre Neugier nun auch nicht mehr zurückhalten.

"Sie muß glauben und dann führt eins zum anderen," hüllte sich Wesley in Stillschweigen und trieb Cordelia damit fast in den Wahnsinn.

Sie wollte ihren Freund gerade zurecht weisen, als die Bürotür scheppernd auffiel und Mulder den Raum betrat. Er sah gehetzt aus, gehetzt und ängstlich.

Cordelia eilte zu ihm und stützte ihn: "Mulder, was ist los, reden Sie!"

"Wissen Sie, wo sich Scully aufhält?", seine Stimme klang besorgt.

"Sie ist mit Angel in einen Club gefahren, um Vampire zu bekämpfen," tönte Wesley aus dem Hintergrund.

"Verdammt, dachte ich's mir doch!", fluchte Mulder und stieß Cordelias helfende Hand beiseite, "welcher Club?"

Cordelia sah ihn erstaunt an, gab ihm jedoch die Adresse.

Mulder war so schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war und Cordelia sah Wesley fragend an: "Mein Gott, was ist denn in den gefahren?"

"Ich denke, er ist eifersüchtig!" Wesley konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen.

Cordelia schaltete schnell: "Dann müssen wir Angel und Agent Scully zuerst finden! Mulder könnte alles zerstören!"

"Du hast Recht!", überlegte Wesley und griff sich die Schicksalsrolle der Zeit, "dann laß uns fahren!"



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Scully lehnte ihren Kopf an die Zellenwand. Das war doch nicht wahr. Sie beschuldigt als Mörderin unschuldiger Opfer. Sie, ausgerechnet sie! Sie hätte auf Angel hören sollen. Sie hätte sofort reagieren müssen. Das Zögern hatte sie in diese Situation gebracht. Wie sollte sie helfen, wie sollte sie den Fall lösen, wenn sie hinter Gittern saß?

"Agent Dana Scully," sie hörte die Stimme, sah jedoch nicht auf. Es war schon unangenehm genug, dass man beschlossen hatte, das Hauptquartier in Washington D.C. zu informieren. Skinner würde sehr erbaut über die Nachricht sein, dass seine Agentin in Haft saß, weil sie angeblich Menschen umgebracht hatte und von Vampiren faselte. Ausgerechnet Dana Scully, die Ungläubige im Team der X-Akten.

"Ha!", entfleuchte es ihr in Gedanken, da wurde ihr klar, dass noch immer jemand auf ihre Antwort wartete.

Sie entschloß sich doch aufzusehen und erstarrte förmlich.

"Angel?", formten ihre Lippen tonlos und ein breites Grinsen formte sich auf seinem Gesicht.

"Komm schon! Lange geht meine Verkleidung nicht mehr gut!", er bot ihr seine Hand dar und sie nahm dankbar an, entfloh der Zelle und ihren schlechten Gedanken.

Skinner würde jetzt noch mehr zu fluchen haben, aber ihr war es egal. Zum erstenmal in ihrem Leben waren ihr die Vorschriften und die Gesetze schrecklich egal.

Angel führte sie in die unteren Räume des Reviers und öffnete einen Verschlag im Boden. Scully sah ihn fragend an: "Du bist also gar nicht verschwunden, sondern wolltest warten, bis ich weg bin?"

"So ähnlich, Lady! Und nun Klettere da rein, sonst bekommen wir ganz arge Schwierigkeiten!", erwiderte Angel und drängte sie, in den Schacht zu steigen.

"Und was nun?" Scully kletterte hinab und wartete bis Angel unten war.

"Ich denke, ich weiß, wo Adgir sich versteckt hält. Wir sollten dorthin gehen!", er warf noch einmal einen Blick zur Luke über ihnen.

"Adgir ist euer Dämon, richtig?", es fiel Scully schwer an einen Dämon zu glauben. Vampire hatten ihrem Glauben schon viel abgefordert.

"Jep. Einer der übelsten Sorte!", entgegnete Angel.

"Und was soll ich machen?", sie sah an sich hinab.

"Ich weiß es nicht, Dana, aber ich weiß, dass ich den Dämon nicht ohne Dich bekämpfen kann. Du bist der Schlüssel," seine Stimme klang drängend.

"Ich, der Schlüssel? Der Schlüssel zu was? Angel, ich hab ja schon Schwierigkeiten daran zu glauben, was Du bist, wie soll ich da..." sie sprach nicht weiter und machte eine wegwerfende Handbewegung, "laß uns einfach gehen. Wenn es mein Schicksal ist, wird es mich so oder so einholen!"

Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich durch die Kanäle der Stadt. Scully folgte mit einem unguten Gefühl im Magen, doch was hatte sie denn für eine Wahl?



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"Kannst Du nicht schneller fahren?" Cordelia sah auf den Tacho und fluchte. Der Wagen hatte schon die Maximalgeschwindigkeit erreicht.

"Klar, wenn Du uns ein schnelleres Auto besorgst," brummte Wes und trat das Gaspedal bis in die Ölwanne durch.

"Wenn wir jetzt Angels Wagen hätten," fluchte Cordelia und sah auf die Uhr, "verdammt, verdammt, uns rennt die Zeit davon!"

Wesley holte das letzte aus dem Wagen heraus und rauschte über den Highway, während Cordelia gebannt auf die Uhr blickte. Sie mußten rechtzeitig ankommen.

"Ah... Wes... halt an!", ertönte ihre Stimme plötzlich neben ihm.

"Anhalten? Du hast gerade noch zu mir gesagt, ich soll schneller fahren!", erwiderte er, ohne sich zu ihr umzudrehen.

"Halt an!", schrie sie ihn an und er stieg automatisch auf die Bremse. Beide wurden in ihren Sitzen nach vorne und anschließend nach hinten geworfen.

Wesley sah zu Cordelia hinüber und seine Stimme klang verdammt ärgerlich: "Was sollte das?"

"Angels Wagen!", zischte Cordelia und zeigte zu dem Polizeiverwahrungsplatz.

"Was..." Wesley stockte.

"Ja, zum Teufel, was macht der hier?" Cordelia stieg aus und rannte auf die andere Straßenseite an das Metallgitter des Platzes.

Wenige Augenblicke später kam sie zurück und stieg wieder auf der Beifahrerseite ein: "Nichts ungewöhnliches. Als ob sie ihn im Halteverbot gefunden hätten. Ich werde das Gefühl nicht los, dass Angel und Scully in argen Schwierigkeiten stecken."

Wesley starrte auf die andere Straßenseite, nachdenklich, in sich gekehrt: "Was sollen wir jetzt machen?"

"Keine Ahnung!", erwiderte Cordelia und sah wieder auf die Uhr, "und die Zeit rennt uns da....."

Sie kam nicht mehr zum Ende ihres Satzes.

"Oh... Cordi, Mist!", fluchte Wesley, als er die herannahende Vision erkannte. Er versuchte ihren Kopf ruhig zu halten, damit sie nirgendwo anschlug.

"Ohhhh..." stöhnte sie und preßte ihre Hände an die Stirn.

Wenige Augenblicke später war alles vorbei. Wesley war erstaunt. Die Vision war heftig, aber sehr kurz gewesen.

Cordelia ließ ihren Kopf nach hinten sacken und sah in den Sternenhimmel. Ihre Augenlider flackerten noch immer. Es kostete sie Mühe, gegen den Schmerz in ihrem Kopf anzugehen.

Wesley ließ ihr Zeit. Zeit, die sie zwar nicht hatten, sie aber bitter nötig hatte.

"Angel und Scully geht es soweit gut," Cordelia hatte wieder angefangen zu sprechen und Wesley drehte sich erstaunt in ihre Richtung zurück.

"War das die gute Nachricht?", gab er ein wenig zögerlich von sich. Irgendwie war ihm klar, dass noch mehr folgen würde.

"Jep!", erwiderte sie und richtete sich wieder auf, "wenn wir Scully nicht dazu kriegen, dass sie der Prophezeiung in der Schriftrolle nachkommt, dann werden wir kein Morgen mehr erleben. Schlecht genug?"

"Ohhhh ja!", erwiderte Wesley und startete den Wagen, "wohin?"

"Zum Club!", entgegnete sie und erntete Wesleys erstaunten Blick.

"Ja, zum Club!", gab sie ihren Worten noch mal Nachdruck.

Er ließ sich das nicht noch einmal sagen und trat das Gaspedal durch, so dass sie mit qualmenden und quietschenden Reifen starteten...



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"Und Du bist sicher, dass wir hierher kommen sollten?" Wesley reichte Cordelia eine Taschenlampe und schaltete seine eigene ein.

"In der Vision war eindeutig der Club zu sehen. Frag mich nicht warum! Ich sehe doch auch nur, was man mir gestattet zu sehen!", sie leuchtete ihm ins Gesicht und wieder weg.

"Wie geht’s Deinem Kopf?", er sah sie besorgt an.

"Geht so!", sie schob einen Stuhl beiseite und öffnete eine Tür hinter der Bar, "ich möchte nur wissen, wo Angel und Scully stecken. Ich hab sie eindeutig in meiner Vision gesehen!"

Wesley half ihr die Tür zu öffnen und erstarrte, während Cordelia ein spitzer Schrei entwich.

"Willkommen meine Lieben!", ertönte Adgirs Stimme und ein bitterböses Lächeln lag auf seinen Lippen.

Cordelia wich entsetzt einen Schritt zurück und klammerte sich an ihrem Freund fest, dessen Körper ebenso von einem Zittern erfaßt worden war.

"Willkommen meine Köder!", lachte Adgir.

Cordelia wurde schlagartig klar, dass ihre Vision von Adgir geschickt worden sein mußte. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wie der Dämon es angestellt hatte, aber sie waren blind in die Falle gelaufen.

Wesley wirbelte herum, wollte mit Cordelia fliehen, doch sie waren umzingelt, umzingelt von widerlichen Dämonen und Vampiren. Keine Chance zu entkommen.

"Wes, wir haben ein Problem!", sinnierte Cordelia und verzog ihr Gesicht zu einem verzerrten Lächeln.

"Wie sinnig, Cordi!" Wes hob die Augenbrauen.

"Ihr habt da auch noch was, was ich benötige!" Adgirs widerliche Klaue tastete an Cordelias Outfit entlang.

"Finger weg!", quiekte sie und schlug mit ihrer Hand angewidert nach Adgirs Klaue.

Der war reichlich unbeeindruckt und nahm sich Wesley vor, bei dem er das fand, was er suchte – die Schicksalsrolle der Zeit!

Wesley schloß kurz die Augen. Ohne die Rolle war er machtlos, konnte die Zusammenführung von Angel und Scully nicht vollziehen. Ohne diese verdammte Rolle konnte er die Bestimmung nicht zur Erfüllung bringen. Er fühlte sich so erbärmlich. Der elendige Versager, wie immer...

"Und nun sag mir, wie will Angel mich vernichten? Ich hörte, er sei ein starker Gegner, doch nicht stark genug. Was also ist geplant?" Agdir hatte überdeutlich Respekt vor Angel, wenn nicht sogar einen Funken Angst. Scheinbar war Angels Ruf ihm vorausgeeilt und die Unterwelt hatte ihn als gefährlichen Gegner eingestuft. Wesley war positiv überrascht und zugleich sah er es als seine Chance, sich ein Tor offen zu halten, dass ihnen später vielleicht das Leben retten würde.

"Tut mir leid, aber ich weiß es nicht," erklang seine Stimme und schallte in einem merkwürdig fremden Ton, den er selbst nicht erkannte.

Cordelia sah erstaunt auf. Das war doch nicht der Wesley, den sie kannte. Woher hatte er mit einem Male diese autoritäre und selbstsichere Stimme? Und er wußte doch genau, wie sich das Puzzle zusammen setzen müßte. Sie war verwirrt.

Adgirs Schergen machten sich einen Spaß daraus, Wesley zu schlagen, bis er sich krümmte.

"Und? Wie lautet Deine Antwort jetzt?" Adgir sah ihn herausfordernd an.

"Von mir wirst Du nichts erfahren, Dämon!", stellte sich Wesley ihm mutig in den Weg.

Wieder fielen Adgirs Schergen über ihn her und quälten ihn, bis er am Boden lag.

Cordelia sah ihn mit großen Augen an, als seine Stimme abermals verlauten ließ: "Von mir bekommst Du keine Antwort!"

"Dann," Adgir schien zu wissen, wie er Wesley mehr Schmerz zu fügen konnte und ließ einen seiner Vampire Cordelia ergreifen. Dessen Zähne lagen an ihrer Kehle an und ihr Herz begann vor Furcht zu rasen. Das Blut pulsierte durch ihre Adern und sie konnte den kalten gierigen Atem des Vampirs an ihrer Halsschlagader spüren.

"Und?" Adgir sah Wesley auffordernd an.

Wesleys drehte seinen Kopf und sah Cordelia an. In seinem Blick lag Vergebung und augenblicklich wußte sie, er würde nichts preisgeben, auf keinen Fall. Sie wußte es, doch sie machte ihm keinen Vorwurf daraus. Er mußte so handeln. Mit einem kurzen Blinzeln gab sie ihm zu verstehen, dass sie seine Entscheidung akzeptierte.

Alles schien sich wie in Zeitlupe abzuspielen, Cordelia wußte, es waren ihre letzten lebenden Augenblicke, Sekunden.

Wesleys Blick ruckte zu Adgir herum und seine Stimme erklang blechern und siegessicher: "Niemals Adgir! Von mir erfährst Du nichts!"

Cordelia schloß die Augen. Es war vorbei...



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Zur gleichen Zeit vor dem Club...

Angel schob den Gullideckel beiseite und kletterte in die Höhe. Dann zog er Scully den Rest des Weges hoch und half ihr aus dem Schacht. Ihre Beine knickten leicht ein. Angel hatte in den Schächten ein Tempo vorgelegt, das sie kaum hatte mithalten können.

"Alles okay?", er sah sie besorgt an.

"Wird gleich wieder!", entgegnete sie und richtete sich auf, um ihren Rücken zu strecken. Zeitweilig hatten sie gekrümmt laufen müssen und das spürte sie jetzt zu deutlich.

"Und nun?", ihr Atem rasselte ein wenig.

"Fahren wir nach Washington zurück!", erklang Mulders Stimme und Angel, als auch Scully sahen erstaunt zum Clubeingang.

"Mulder?" Scully fuhr sich irritiert durchs Haar.

"Kate!", stellte Angel ernüchtert fest.

"Keine Chance, zu entkommen Angel!" Kate hatte eine Waffe auf ihn gerichtet, "sie ist mit kleinen Holzpflöcken geladen, Sonderanfertigung!"

Scully zuckte zusammen, als Mulder sie beiseite zog: "Sie kommen jetzt mit. Angel kann diesen Fall auch ohne uns lösen und außerdem haben er und Kate noch eine Rechnung zu begleichen!"

"Moment, Agent Mulder!", tönte Kate, "Agent Scully ist eine entflohene Strafgefangene. Sie geht nirgendwo hin!"

Mulder stockte und ließ Scullys Arm wieder los: "Bitte? Kate, das ist nicht Ihr Ernst!"

"Sie hat unschuldige Menschen getötet!", war die einzige Antwort, die er bekam.

"Hey," er wurde ärgerlich, "Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass Scully lediglich Vampire getötet hat!"

Kate verschränkte die Arme vor der Brust: "Nun, das sieht das Revier aber ganz anders!"

Angel und Scully sahen sich an. Die beiden stritten sich hier, während im Club vermutlich der Weltuntergang in Auftrag gegeben wurde.

Während Mulder und Kate weiter stritten und scheinbar kaum noch Notiz von Scully und Angel nahmen, nickten diese beiden sich zu und faßten den Clubeingang ins Auge.

"Hey, halt!", erschallte Kates Stimme und sie legte ihre Spezialwaffe an, um auf Angel zu zielen, doch Scully reagierte schnell und trat mit Schwung gegen Kates Handgelenk, so dass diese den Griff um ihre Waffe lösen mußte. Die Waffe flog in hohem Bogen und landete einige Meter entfernt auf dem Asphalt.

Mulder, entsetzt von der Situation, sprintete los und schnappte sich die Waffe, nur um sie wenige Augenblicke später auf Angel zu richten, der schon fast an der Clubtür war.

Scully drehte Kate den Arm nach hinten und zog ihr ihre reguläre Dienstwaffe aus dem Halfter: "Keine Bewegung Kate, dann passiert nichts!"

Mulder starrte Scully entsetzt an, als sie Kate mit Schwung und ungeahnter Kraft von sich stieß und die Waffe auf ihren Partner richtete: "Ein Schuß Mulder und das war's auch für Sie!"

"Scully, sind Sie wahnsinnig geworden?" Mulder konnte nicht fassen, was da geschah.

"Lassen Sie uns gehen und keiner kommt zu schaden!", sie behielt ihren Partner im Auge, der Kate half aufzustehen.

"Sie sind geschockt von den Ereignissen, verwirrt, Scully, das sind doch nicht Sie selbst! Legen Sie die Waffe beiseite und wir reden über alles!", versuchte er sein Glück, doch sie wußte, es war nur Taktik.

"Keinen Schritt weiter, Mulder! Ich muß das tun, wissen Sie, so wie Sie Samantha suchen mußten, so muß ich das hier tun. Vertrauen Sie mir, Mulder! Nur dieses eine Mal!", ihre Stimme klang bestimmt. Sie würde nicht umkehren können. Entweder vertraute ihr Partner ihr jetzt und alles würde gut werden, dessen war sie sich sicher, oder aber ihre Chance auf eine Rückkehr in ihr Normalleben würde ihr für immer verwehrt bleiben. Alles hing an Mulder. Ihr verdammtes Scheißleben hing an diesem Mann, sie konnte nicht glauben, dass es wirklich so weit gekommen war.

Mulder ließ sie jedoch nicht im Stich und senkte die Waffe. Zwar voller Unbehagen, dennoch tat er es und ließ sie gewähren.

Scully ließ es sich nicht zweimal sagen, ergriff Angels dargereichte Hand und ließ sich ins Innere des Clubs ziehen.

Kate trat Mulder gegen das Schienbein: "Sie elendiger Versager! Was sollte das!"

"Au, verdammt Kate!", er rieb sich die schmerzende Stelle und strafte seine Gegenüber mit einem giftigen Blick, "wir folgen ihnen natürlich. Aber was sollte ich Ihres Erachtens bitte machen?"

"Mh..." brummte Kate und nahm ihm ihre Spezialwaffe aus der Hand, "dann lassen Sie uns gehen!"



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"Ist Dir der dunkle Wagen draußen auch aufgefallen?" Scully beugte sich vor, um über Angels Schulter zu schielen. Irgendein Schloß schien zu klemmen.

Die Tür öffnete sich und Angel drehte sich zu ihr um: "Nicht wirklich. Wie kommst Du jetzt auf das Fahrzeug?" Scully holte tief Luft: "Es stand ständig vor Eurer Agentur und ich meine nicht Deinen dunklen Wagen, Angel!"

"Wesley fährt..." Angel sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, "willst Du damit andeuten, dass Wesley hier sein könnte?"

Sie zuckte nur mit den Schultern und rollte die Augen: "Hey, ich bin nicht Hellseherin und ich habe auch keine Visionen wie Deine Mitarbeiterin, aber mir fiel der Wagen halt auf!"

Angel drückte ihr einen Kuß auf den Mund und sah sie dankbar an. Scully wirkte ein wenig irritiert durch seine Haltung: "Was...?"

"Wenn Wesley hier ist, hat er garantiert eine Lösung gefunden, Adgir zu besiegen. Anders kann es nicht sein!" Angel schien erstaunlich erfreut, doch Scully konnte er damit nicht beruhigen. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass ihnen noch etwas ganz fürchterliches bevorstand.

"Komm!" Angel ging weiter und winkte ihr zu, ihm zu folgen.

Scully folgte, schwor sich aber, sehr vorsichtig zu sein. So entsicherte sie die Waffe von Kate und hielt die Augen nach beiden Seiten offen.



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Wesleys Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Kein wirklicher Grund sich zu beruhigen, aber dennoch einer, um eine gewisse Erleichterung zu verspüren.

"Wes... Wesley, hörst Du mich!" Cordelias Stimme schien durch den Raum zu hallen.

Aus irgend einem Grund waren sie am Leben gelassen worden. Sie vermutete, dass Adgir sich nichts von ihrem Tod versprochen hatte, im Gegensatz dazu, waren sie ein wunderbarer Köder für Angel.

"Wesley Wyndham-Pryce!", kreischte sie und riß an ihren Fesseln, doch sie waren zu fest.

Noch immer war Wesleys Kopf auf seinen Brustkorb gelehnt, wirkte in sich zusammen gesackt.

"Verdammt, Wesley!", schallte noch einmal ihre Stimme durch den Lagerraum, als plötzlich doch Leben in ihren Gegenüber kam.

"Oh...." kam es gepreßt zwischen seinen Zähnen hervor, "Cordelia?"

"Wes... Wes, Wes! Ja, komm zu Dir! Bitte!", ihre Stimme überschlug sich fast vor Freude.

Er richtete seinen Kopf auf und quälte seinen Blick durch ein blaues, geschwollenes Auge. Seine aufgeschlagene Lippe formte sich zu einem schwachen Lächeln: "Wow, Du lebst!"

"Noch, Wesley Wyndham-Pryce, noch!", zischte Cordelia und riß wieder an ihren Fesseln, "was glaubst Du, bezweckt Adgir damit, dass er uns am Leben gelassen hat?"

Ihr Freund spukte auf den Boden und schloß kurz vor Schmerz die Augen. Cordelia kniff kurz die Augen zusammen. Sie konnte erkennen, dass ein feines Rinnsal Blut aus seinem Mund floß. Vermutlich hatte er innere Verletzungen.

"Vermutlich," er hustete kurz, "ist er nicht in der Lage, die Schicksalsrolle der Zeit zu übersetzen und meint nun, Angel ist die Gefahr. Ich schätze, unser Freund hat bereits seinen Ruf in der Unterwelt weg. Angelus galt als einer der mächtigsten und gefährlichsten Vampire, vermutlich erwarten sie die gleiche Gefahr von Angel, so auch Adgir."

"Aber das heißt, er weiß nichts von Scully!", platzte es aus Cordelia heraus.

"Vermutlich nicht!", erwiderte Wesley und versuchte seine Fesseln zu lösen.

"Versuch's erst gar nicht. Es tut nur weh," warnte sie ihn und dachte über Wesleys Antwort nach, "wenn Adgir also nichts von Scullys Bedeutung weiß, ebensowenig oder noch weniger als ich, dann ist sie unsere Rettung!"

"Wenn sie mitspielt!", erwiderte Wesley.

Im gleichen Moment, wie auf Stichwort öffnete sich die Tür zum Lagerraum und zwei helle Lichtkegel blendeten die beiden.

"Oh mein Gott," erkannten sie bereits die erste Stimme, die zweite war unverkennlich.

"Wesley, Cordelia!"

Angel ließ seine Taschenlampe sinken und eilte auf Wesley zu, während Scully zu Cordelia rannte und ihre Fesseln zu lösen versuchte.

"Ihr seid in eine Falle gelaufen!" Cordelia sprach hastig und sah sich um, weil sie Adgirs Schergen vermutete.

"Schon klar," kommentierte Scully und lächelte matt, "hab nichts anderes erwartet. Wir haben Kate und Mulder auf den Fersen, die uns nicht freundlich gesinnt sind. Ich werde wegen Mordes gesucht und bin entflohen, was soll mich jetzt noch schocken?"

Cordelia zog die Augenbrauen hoch und holte tief Luft: "Na dann!"

Scully zuckte nur mit den Schultern und befreite ihre Gegenüber schließlich von den Fesseln. Cordelia rieb sich dankbar die Handgelenke.

Als sie sah, wie Scully zu Angel und Wesley hinüber sah, wußte sie, dass sie Scully endlich von Angels Fluch erzählen mußte.

"Scully?", ihre Hand legte sich auf die Schulter der Agentin.

"Mh...?" Scully drehte sich zu ihr herum.

"Es gibt noch etwas sehr wichtiges in Angels Leben, von dem Du nichts weißt, aber ich bin der Meinung, Du solltest es wissen!" Cordelia holte Luft, "Angel ist verflucht. Wenn er einen Menschen über alles liebt, ist er nicht in der Lage, mit ihm eine tiefere Bindung einzugehen, weil er sonst seine Seele verliert und böse wird."

"Tiefere Bindung?" Scully sah sie fragend an, "was heißt tief? Wie tief?"

"Sehr tief!", erwiderte Cordelia und erntete einen skeptischen Blick von ihrer Gegenüber, der sie dazu brachte, es auszusprechen, "na ja, er darf nicht mit dieser Person schlafen!"

Scully erinnerte sich an ihre Szene in ihrem Hotelzimmer und stockte: "Und wenn er und ich...?"

"Wenn Ihr im Hotelzimmer weiter gegangen wärt, dann wäre eine Katastrophe passiert!", erklärte Cordi.

"Du willst damit sagen, er liebt mich so sehr, dass..." Scully geriet ins taumeln.

"...er einen höchsten Moment des Glücks erfahren hätte und ihn in einen bösen Vampir verwandelt hätte, ja!", vervollständigte Angels Mitarbeiterin.

"Kein Wunder, dass Angel zurück gezuckt ist, als wir.... na ja, du weißt schon, fast...! Danke für die Warnung, Cordelia!" Scully sah sie fast verzweifelt an.

"Aber ich liebe ihn!", gestand sie kaum hörbar.

Cordelia nahm Scully kurz in den Arm, und drückte sie: "Es tut mir so leid!"

Als Angel und Wesley aus ihrem Gespräch heraus zu Scully und Cordelia sahen und Angel fragend eine Augenbraue hochgezogen hatte, schüttelte Cordelia kaum merklich den Kopf und Angel nickte nun.

"Wesley hat mir gerade gesagt, was es mit uns beiden auf sich hat, Dana! Wir müssen kurz miteinander sprechen," Angel ging auf sie zu und zog sie in eine stille Ecke des Raumes.
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