World of X

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Fate Dispensation

von Janett Orlovius, Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 4

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Wie hatte alles nur so weit kommen können. Angel war am Ende. Zum erstenmal in seinem Leben war er wirklich am Ende seiner Kräfte angelangt. Scully würde es nicht verstehen. Sie war so verbohrt und von ihrer eigenen Meinung voreingenommen, dass alle Versuche scheitern würden.

Aber Angel wußte, er würde es versuchen. Irgend einen Weg mußte es geben, denn noch nie in seinem Leben war ihm so etwas passiert. Er hatte Scully gesehen und sich augenblicklich in sie verliebt. In dieses ernste Gesicht mit den forschenden Augen, die alles zu sehen schienen.

Angel schrak aus seinen Gedanken, als er jemanden in der Tür bemerkte. Es war Cordelia. Sie sah ihn wissend und zugleich traurig an.

"Cordelia, habt Ihr irgendwas herausbekommen?" Angel versuchte so gelassen wir möglich zu wirken, doch Cordelia konnte er nicht täuschen, das hätte er eigentlich wissen müssen.

"Wesley ist gerade dabei, ein letztes Mal alles durchzugehen, aber dann können wir uns ans Werk machen und Adgir vernichten. Wir haben herausbekommen, dass er eine schwache Stelle hat. Aber das alles wird Dir Wesley besser erklären können als ich. Also, während wir warten, könntest Du mir erzählen, wie der Einsatz gelaufen ist. Du scheinst ja nicht gerade überglücklich zu sein," Cordelia hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

Mit einer fahrigen Geste fuhr sich Angel durch die Haare und holte tief Luft. Cordelia spürte seine Anspannung, seine Verzweiflung und war ein wenig erschrocken darüber, da sie ihn in einer derartigen Verfassung erst einmal erlebt hatte - der große Krach mit Buffy wegen Faith.

"Sie weiß es, Cordi!", kam es leise von Angel und mit einem Schlag wurde ihr klar, was passiert sein mußte.

"Hast Du es ihr gesagt?", sollte es nicht so gewesen sein, dann wußte sie war los war.

"Kate hat es ihr gesagt," brummte er und sie hatte das Gefühl, seine Stimme zittern zu hören.

"Kate hat es ihr gesagt?", echote Cordelia und fuhr sich ihrerseits nun auch mit den Händen durchs Haar, "mein Gott, wie konnte das passieren?"

"Sie ist mit ihren Leuten in der Lagerhalle aufgetaucht und hat mich zur Rede gestellt. Ich konnte nicht verhindern, dass sie es Dana sagt, es war so... so..." mit einer abwertenden Handbewegung unterbrach er seinen Satz und gedachte ihn auch nicht fortzuführen.

"Verdammt," rutschte es Cordelia heraus und instinktiv legte sie ihre Hand tröstend auf seine Schulter, "hast Du mit ihr reden können?"

Angel schüttelte den Kopf: "Sie hat von mir nur eine Bestätigung haben wollen, dann ist sie gegangen."

"Bist Du ihr nach?"

"Das hätte keinen Sinn gemacht, nicht in dem Augenblick. Ach Cordi, vielleicht ist es ja so das beste, vielleicht sollte es nicht sein, ich... ich weiß auch nicht..." versuchte er die Situation zu erklären.

"Verdammt, nein, natürlich soll es sein!", platzte es aus ihr heraus und Angel sah sie fragend an.

"Das mußt Du mir jetzt aber erklären! Bisher schienst Du fast gegen eine Verbindung zwischen uns zu sein," sein Gesicht spiegelte Verwirrung wieder.

"Nein, ich war nie dagegen. Skeptisch vielleicht, aber nicht dagegen. Verflucht, ich werde jetzt zu ihr fahren und mit ihr reden und Du wirst mit Wesley reden! So darf das hier unter keinen Umständen enden!", sie rauschte an ihm vorbei und auf Wesley zu. Angel sah ihr ein wenig irritiert hinterher.

"Wes, erzähl es ihm!", ihre Stimme klang ärgerlich, aufgebracht.

"Wie...? Cordelia, was ist passiert?" Wesley faßte sie an den Armen und schüttelte sie.

"Sie weiß es!"

"Sie weiß, dass er ein Vampir ist? Aber wie...?" Wesley suchte nach den richtigen Worten.

"Kate!", platzte es ärgerlich aus Cordelia hervor und er nickte.

"Ich werde jetzt zu ihr fahren und mit ihr reden, rede Du mit Angel und mach ihm klar, dass es nicht so besser ist, dass es vorherbestimmt war. Verdammt, sag irgendwas, nur damit er wieder mit ihr zusammen kommt!", vor einigen Stunden hätte sie ihren eigenen Ohren nicht getraut, doch jetzt schien es die einzige und wirkliche Lösung.

"Ok, ich werde ihn bearbeiten!", kommentierte Wesley und sah seiner Freundin nach, wie sie mit zügigen Schritten aus dem Büro stürmte.



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Kate sah ihren Gegenüber ärgerlich an. Nicht nur, dass er ihr falsche Versprechungen zum Anfang des Falles gemacht hatte, jetzt schien er sich auch noch für ihre privaten Geheimnisse zu interessieren. Noch am Anfang hatte sie Agent Mulder nett gefunden, jetzt hatte sich das alles ins Gegenteil gewandelt.

"Warum sind Sie mir gefolgt?" Kates Stimme glich der eines Eisblocks.

"Kate, warum sind Sie so unfreundlich zu mir?" Mulder traf gleich den Punkt. Wozu sollte er um den heißen Brei reden? Es war offensichtlich, dass die Polizistin eine Abneigung gegen ihn entwickelt hatte.

"Das fragen Sie noch? Sie kommen hierher, versprechen mir Ergebnisse, dann arbeiten Sie mit diesem Angel zusammen und untergraben meine Autorität damit! Warum sollte ich nicht wütend auf Sie sein?", ihre Augen blitzten ärgerlich auf.

"Hoho... ganz ruhig! Also zum einen untergrabe ich Ihre Autorität nicht, wir arbeiten mit Angel zusammen, weil wir uns dadurch neue Ergebnisse erhoffen und zum zweiten, Sie haben von uns noch nichts bekommen, weil auch Sie uns nicht mit den nötigen Informationen versorgen!", platzte es aus Mulder heraus.

"Nein, tu ich das nicht?", entgegnete sie mit spöttischem Ton und reizte ihren Gegenüber somit aufs Äußerste.

"Nein, verdammt! Woher zum Beispiel kennen Sie Angel und welches gottverdammte Geheimnis verbirgt sich in Ihrer Vergangenheit, dass Sie diesen Mann so verachten?"

Sie funkelte Mulder wütend an: "Meine Geheimnisse gehen Sie gar nichts an!"

"Wenn Sie mit dem Fall oder unseren Informanten zusammenhängen, dann aber schon!", zischte Mulder zurück.

Kate hatte einen sehr ausgeprägten Sturkopf, aber gegen diesen Agent Mulder war sie machtlos.

"Also gut!", seufzte sie, "mein Vater wurde von Vampiren umgebracht! Und Angel war mit dabei! Sind sie jetzt zufrieden, Agent Mulder?", sie sah ihn aufmerksam an und fügte hinzu, "er hat nichts getan, um meinen Vater zu retten, und das werde ich ihm niemals verzeihen. Das kommt einem Mord gleich!"

Oh ja, jetzt war er zufrieden. Endlich wußte er was los war. Und er erinnerte sich an den Augenblick, als Scully von einem der Vampire gefangen gehalten worden war. Angel hatte auch da nichts getan. Was also war hier wirklich los? Konnte er seinesgleichen nicht töten? Doch, entschied Mulder, er hatte schließlich vor seinen Augen mehrere seiner Art getötet. Aber was war es dann? Berechnung? War Scully denn überhaupt sicher bei ihm?



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Scully warf ein Kleidungsstück nach dem nächsten in ihre Reisetasche. Wie hatte es nur soweit kommen können?

"Habe ich mich so sehr täuschen lassen?", ihre Stimme zitterte und sie wußte, sie war den Tränen nah. Mit einem wütenden Handgriff schleuderte sie das nächste Kleidungsstück in ihre Tasche.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufhorchen. Wenn das Angel war, dann wollte sie ihn nicht sehen, am liebsten wollte sie nie wieder jemanden sehen! Dennoch ging sie zur Tür, öffnete sie einen Spalt und erkannte Cordelia draußen.

"Was wollen Sie hier?", ihre Stimme klang kalt.

"Bitte lassen Sie mich rein, Agent Scully, wir müssen miteinander reden," Cordelia klang energisch.

"Wenn Sie über Angel reden wollen, dann sind Sie umsonst gekommen! Ich will nichts mehr über ihn hören!" Scully wollte die Tür wieder ins Schloss fallen lassen, doch Cordelia hatte bereits ihren Fuß in der Tür und stieß diese wieder auf: "Wir werden jetzt über Angel reden, ob es Ihnen paßt oder nicht!"

Ihre Stimme klang bestimmt und duldete keinen Widerspruch. Scully trat zurück und ging zurück zu ihrem Bett, wo die halb gepackte Tasche stand.

"Sie wollen abreisen?", jetzt schien Cordelia doch ein wenig aus dem Konzept zu sein.

"Ich werde Ihnen zu hören, Ms. Chase, aber ich werde nicht von meinem Entschluß ablassen!" Scully packte ein Kleidungsstück und fuhr mit dem Einpacken fort.

Cordelia fuhr sich mit der Hand durch ihr Haar und holte tief Luft. Das würde alles viel schwieriger werden, als sie sich das vorgestellt hatte.

"Hören Sie Agent Scully, Angel ist kein schlechter Mensch..."

"Er ist GAR KEIN Mensch!", zischte sie und Cordelia zuckte unwillkürlich zusammen.

"Ja, ja er kein Mensch, aber er war mal einer. Verdammt, er ist auf der Seite der Guten! Er hat eine Seele und sühnt für seine schlechten Taten!"

Scully wirbelte herum: "Also war er auch einmal ein blutrünstiges mordendes Wesen? Wunderbar, das macht ihn mir ja so viel sympathischer!"

Cordelia riß die Augen auf: "Verdammt, Agent Scully! Das ist Jahrhunderte her! Er gehört zu den Guten! Er wäre so gerne wieder ein Mensch, doch er kann nicht. Glauben Sie nicht, es ist eine Qual immer gutes zu tun und trotzdem verachtet zu werden? Angel hat so viel Gefühl in sich, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Und er wird davon erdrückt!"

"Dann soll er es einer anderen schenken, ich will es nicht mehr!", zischte sie und warf erneut ein paar Kleidungsstücke in ihre Tasche, ehe sie weinend über dem Bett zusammen brach, "warum hat er mir nichts gesagt? Warum mußte er mir so weh tun?"

Cordelia erkannte die tiefen Gefühle, die hier im Spiel waren und ging neben Scully in die Knie. Tröstend strichen ihre Finger über ihr Haar: "Dana, Angel liebt Sie! Doch es gibt da einen Fluch, der ihm nicht ermöglicht, alle seine Gefühle zu zeigen. Vielleicht hat er Ihnen nichts gesagt, weil er wußte, ihre Verbindung würde nie gut gehen. Vielleicht wollte er Ihnen die gleiche Qual ersparen, die er selbst erträgt."

Ein Klopfen an der Tür ließ Cordelia aufhorchen. Sie stand auf und überließ Scully ihren Tränen, um die Tür einen Spalt zu öffnen.

"Angel..." Cordelia sah ihn fragend an.

"Geh!", waren alle seine Worte und sie fragte auch nicht nach dem warum, sie ging. Sie hatte versucht mit Scully zu reden, jetzt mußte Angel sein Glück versuchen.

Angel trat durch die Tür, schloß sie leise hinter sich und folgte dem Schluchzen ins Schlafzimmer. Dort hockte sie neben dem Bett, ihre Hände in die Bettdecke gekrallt, Halt suchend und weinte.

Einen Moment wußte er nicht, wie er sich verhalten sollte, dann ging er vor ihr in die Knie und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Sie sah auf und er sah das verweinte Gesicht, die verlaufende Schminke.

"Geh weg!", ertönte ihre verzweifelte Stimme, doch der undurchdringliche Hass in ihr war verschwunden. Es schien nur noch die pure Verzweiflung zu geben.

Wie in einem Reflex ignorierte er ihre Worte und zog sie an sich, wo ihre Tränen noch mehr zunahmen. Er schloß die Augen und es erschien ihm, als ob er ihren Schmerz in sich aufnahm, ihn mit ihr teilte.

Für eine schier endlose Weile hielt er sie einfach nur im Arm und sie weinte. Dann legten sich ihre Arme um ihn, als ob sie ihren Halt nun bei ihm suchen würde. Er rückte soweit von ihr ab, dass er ihr Gesicht ansehen konnte und wischte ihr die Tränen von den Augen fort.

Scully schloß die Augen und flehte innerlich um Vergebung. Sie wußte nicht, wen sie anflehte, doch irgendwer würde sie hören und ihr hoffentlich vergeben. Vergeben, dass ihre Liebe zu einem Vampir stärker war, als ihr Glaube an Gott.

"Ich liebe Dich, mein gefallener Engel," lächelte sie mühsam und öffnete die Augen. Angel strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte ebenso bitter: "Ich liebe Dich auch, mein Engel des Lichts, auch wenn es mich fast umbringt."

Einen Augenblick lang sahen sie sich fasziniert in die Augen, dann spürte Scully seine kalten und doch so weichen Lippen auf ihren. Wie sehnsüchtig hatte sie danach gehungert. Wie bitter war ihr die Zeit ohne diese verbindende Berührung erschienen. Scully fühlte sich plötzlich wie die Hälfte eines Ganzen, so vollständig, so eins. Der Kuss hielt an, schien nie zu enden und es folgten noch so viele. Scully grub ihre Hände in sein Haar, spürte wie seine Hände über ihren Körper glitten. Sie war so ausgehungert, doch nicht nach irgendeinem Mann, nein, es war so, als ob sie schon immer auf Angel gewartet hätte.

Scully spürte, wie er sie auf das Bett hob und sich über sie legte. Es war ein so wunderbares Gefühl. Sie konnte es nicht beschreiben. Mit ihren Händen zog sie seinen Kopf wieder zu sich herab, um ihn zu küssen, seine wundervollen Lippen auf ihren zu spüren.

Als seine Lippen über ihren Hals hinab zu ihren bloßen Brüsten wanderten, da war die Angst, die sie hätte aufgrund seiner wahren Natur empfinden sollen, bereits jenseits von Gut und Böse.

Scully empfand nur noch die Hingabe und das Verlangen des Augenblicks. Mehr schien es nicht mehr zu geben. Und doch wollte sie mehr. Sie wollte mehr und sie wußte, er wollte es ebenso.

Angel spürte das Verlangen in sich, die Übermacht, die ihn hinweg zu reißen drohte. Er war nicht stark genug, obwohl er es hätte sein sollen.

Sie war so zart, schmeckte so süß und verlockend. Er konnte einfach nicht von ihr ablassen, er konnte nicht...

Seine Lippen berührten ihre zarte Haut, wanderten zu ihren Lippen zurück und ihre Zungen vollführten einen erotischen Tanz. Angel schien wie in Trance. Es war so unglaublich, so unbeschreiblich. Es war so viel stärker als mit Buffy. Er konnte es gar nicht fassen.

Buffy! Sein Kopf ruckte hoch und er starrte die Wand an. Mein Gott, was hätte er fast getan? Wie kurz davor war er gewesen?

Scullys Hände gruben sich in sein Haar, doch er stieß sie fort, rollte sich von ihr herunter und starrte die Decke an. Was war er bereit gewesen zu opfern, nur um mit Dana die Erfüllung zu finden? Er schämte sich für seine Unbeherrschtheit.

"Angel, was ist los?", ihre Hand legte sich auf seine Schulter und er richtete sich auf, setzte sich auf die Bettkante und knöpfte sein Hemd wieder zu. Eine Antwort blieb er ihr vorerst schuldig.

Scully richtete sich ebenfalls auf: "Angel, bitte, was ist los?"

Als sie erneut keine Antwort bekam, ging sie in die Offensive: "Hat es etwas mit Cordelias Worten von einem Fluch zu tun?"

Angels Kopf ruckte herum und für einen kurzen Augenblick glitt sein Blick über ihre schlanken Beine, die offene Bluse und ihre bloße Haut. Seine Hand wanderte zu ihren zerzausten Haaren, spielte mit ihnen: "Cordelia hat Dir davon erzählt?"

"Von einem Fluch, doch mehr weiß ich nicht. Angel, sag es mir. Was ist wirklich mit Dir los. Erzähl mir alles!"

ihre Stimme klang flehend. Sie wollte ihn begreifen. Sie wollte endlich die ganze Wahrheit hören.

"Ich..."

Ein wildes Klopfen an der Tür unterbrach Angel und auch wenn Scully ihn zurückhalten wollte, so stand er auf und ging zur Tür, um sie zu öffnen.

"Angel!" Cordelias Stimme drang bis zu Scully vor, die schnell ihre Bluse schloß, doch den Blicken Cordelias nicht entgehen konnte.

"Mein Gott, ihr habt doch nicht..." sie sah Angel blaß an.

"Nein, Cordelia! Verdammt, wieso bist Du hier?", er wirkte besorgt und verärgert zugleich.

Sie sah den Gang entlang und dann zurück zu Angel: "Ich war auf dem Weg zum Büro, als der Himmel sich ganz merkwürdig verfinsterte. Ich glaube, da braut sich ganz gewaltig was zusammen. Wir sollten gemeinsam ins Büro fahren und uns beratschlagen. Angel, ich habe verdammt Angst, dass wir kurz vor dem Ende stehen!"

Er nickte, ging zu Scully zurück und zog sie vom Bett: "Wir müssen!"

Zu Cordelias Erstaunten griff sich Scully Angels Mantel, reichte ihn ihm und griff dann ihre eigene Jacke. Zeit sich zurecht zu machen, war nicht.

"Wir können," nickte sie und strich sich kurz die Bluse glatt, dann folgte sie Angel an Cordelia vorbei.

"Oh mein Gott!", entfuhr es ihr und Angel gleichzeitig, als sie das Foyer des Hotels verließen und den Himmel sahen. Da braute sich die Hölle zusammen. Angel wußte, wenn ihnen jetzt nichts einfiel, dann würden sie nie wieder kämpfen, denn dann hatte das Böse gesiegt.



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Wesley und Mulder sahen erstaunt auf, als Angel, Cordelia und Scully den Raum betraten. Mit Scully hatte keiner von ihnen so wirklich mehr gerechnet.

"Habt Ihr etwas herausgefunden?" Angel ging auf Wesley und Mulder zu, die über der Schicksalrolle der Zeit hockten.

"Wie Du weißt, dauert es seine Weile, die Zeichen zu entschlüsseln. Ich tu mein bestes, aber es wird noch einen Moment dauern!" Wesley schob sich die Brille zurecht, während Mulder mit skeptischem Blick Scullys zerzaustes Äußeres betrachtete.

Cordelia reichte ihr eine Tasse Kaffee und sie nahm dankend an, den Blick Mulders auf ihrer Haut spürend. Sie wußte nicht, was er nun von ihr hielt, aber sie wußte auch nicht, was sie selbst von sich halten sollte. Alles war so diffus, so unglaublich verwirrend.

Angel kam zu ihr hinüber und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht: "Ich werde mich einen Augenblick in meine Räume zurückziehen, wenn Du etwas brauchst, findest Du mich dort!"

"Ich werde hier oben sein," erwiderte sie und spürte seine verlockenden und fordernden Lippen auf ihren. Es war wieder mal, als ob sich ihr eine Verheißung offenbarte. Den Drang unterdrückend, ihm zu folgen, sah sie ihm nach und nippte an ihrem Kaffee.

Wesley suchte tastend nach seinem Übersetzungsbuch und ergriff Cordelias Hand.

"Nanu!", er sah zu ihr auf, "ich dachte dieser Agent Mulder säße neben mir!"

"Nicht mehr," erwiderte Cordelia und reichte Wesley sein Buch, "er ist zu Angel nach unten gegangen. Ich denke es wird da unten gleich gewaltig krachen!"

"Weshalb?", fragte Wesley und folgte Cordelias Blick zu Scully, "wegen ihr?"

Cordelia nickte und setzte sich neben ihren Freund und Kollegen und seufzte: "Ich habe ihn mit ihr im Bett erwischt."

"Haben sie... ich meine, wird er jetzt zu..."

"Angelus?", unterbrach Cordelia ihn, "nein, denke ich nicht. Ich denke, er hat noch rechtzeitig die Kurve bekommen. Aber die Gefahr ist groß. Seine Liebe zu Agent Scully scheint stärker und intensiver zu sein, als seine Liebe zu Buffy."

Wesley nahm die Brille ab und rieb sich die Nase. Das war gefährlich. Das war verdammt gefährlich!



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"Sie haben den Mord an Kates Vater mitverschuldet, habe ich Recht? Deshalb ist Kate so sauer auf Sie!"

Angel wirbelte herum und sah Mulder einige Meter hinter sich im Schatten stehen. Es war nichts freundliches mehr an ihm. Die Verachtung schien aus ihm zu sprechen.

"Ich war zwar dabei, als Kates Vater starb, aber ich war machtlos, etwas dagegen zu tun!" Angel hielt sich am Stuhl fest, als die Erinnerung an diesen entsetzlichen Moment zurück kam. Er hatte so viel Hoffnung in Kates Freundschaft gelegt und dieser Augenblick hatte alles zerstört.

"Hören Sie, Mulder, ich bin ein Vampir. Wir können fremde Wohnungen nur dann betreten, wenn man uns herein bittet. Ich stand an der Tür von Kates Vater, flehte ihn an, mich hereinzulassen, doch er tat es nicht. Seine Mörder waren ebenfalls Vampire. Sie hatte er hereingelassen. Also mußte ich mit ansehen, wie er getötet wurde, getötet von meinesgleichen. Wissen Sie wie bitter es ist, wenn man erkennen muß, dass man der einzige seiner Rasse ist, der gut zu sein scheint. Wenn man Feinde auf jeder Seite hat, aber keine Freunde?"

"Warum haben Sie Kate nicht gewarnt?" Mulders Ärger schien nicht besänftigt.

"Ich habe sie gewarnt! Ich habe sie mehr als einmal gewarnt!", fauchte Angel, "doch sie wollte es nicht verstehen!"

"Und Sie meinen Scully versteht es? Meinen Sie, Sie können jetzt Scully mit hinein ziehen und ihr Leben opfern?" Mulder brauste auf.

"Ich werde Dana ganz gewiss nicht opfern, Agent Mulder! Ich liebe diese Frau und eher noch werde ich mich selbst opfern, als sie in Gefahr zu bringen!", entgegnete Angel ärgerlich.

"Ja?", schrie Mulder, "wenn Sie Scully lieben, Angel, dann werden Sie sie gehen lassen! Dann werden Sie Scully nach Washington zurück schicken und den Kampf allein ausfechten!"

Angel ging in die Knie und holte tief Luft: "Das kann ich nicht!"

"Warum können Sie das nicht? Sie müssen!" Mulder klang sehr aufgebracht.

Angel richtete sich wieder auf und sah Mulder direkt ins Gesicht: "Sie ist der Schlüssel! Ohne Sie kann ich Adgir nicht besiegen! Sie ist unser Schicksal!"

"Ha!" Mulder machte eine wegwerfende Bewegung, "so einen Blödsinn hab ich schon lange nicht mehr gehört! Scully glaubt nicht einmal an Geister oder Vampire! Wieso sollte sie ihnen helfen können?"

"Nun ja, an Vampire scheint sie ja unterdessen zu glauben!", erwiderte Angel mit einem bitteren Ansatz von Ironie.

"Ja, an einen vielleicht!", zischte Mulder und fuhr sich mit seinen Händen durchs Haar.

"Warum geben Sie sich so viel Mühe, ihre Partnerin aus der Schußlinie zu holen? Wieso verachten Sie mich so?" Angel sah seinen Gegenüber genau an.

"Weil ich diese Frau brauche, Angel! Ich brauche Dana Scully, um zu leben! Sie ist meine beste Freundin, Vertraute, mein Halt! Ich kann und will sie nicht verlieren!" Mulder drosselte seine Stimme ein wenig, wenngleich er noch laut genug war, um seinem Ärger Ausdruck zu geben.

"Sie lieben Sie!", stellte Angel ernüchtert fest.

Mulder nickte matt und deutete auf Angel: "Und ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht! Selbst, wenn ich Sie dafür Pfählen müßte!"

Angel lächelte müde: "Gehen Sie, Agent Mulder!"

Er hatte genug erfahren, um sich von Dana fern zu halten. Es schien so, als hätte er eine funktionierende Partnerschaft und beginnende Beziehung zerstört. Angel schloß die Augen und mußte an Dana denken, an ihren gemeinsamen ungestörten Augenblick im Hotelzimmer. Wie sehr er diese Frau doch liebte. Doch er hatte nicht das Recht dazu, ihr Leben zu verändern, sich darin einzumischen.



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Cordelia und Wesley beobachteten wie Mulder mit verärgertem Gesichtsausdruck aus der unteren Etage zurück kam. Sie wußten, es war etwas vorgefallen, doch ehe sie Angel fragen konnten, erfaßte Cordelia eine ihrer Visionen.

"Wes..." keuchte sie auf und hielt sich die Hände an den Kopf. Kam es ihr nur so vor oder wurden ihre Visionen tatsächlich immer schlimmer? Die Flut der Bilder stürmte auf sie ein und schien ihren Kopf fast zum Platzen zu bringen.

Scully sah wie Cordelia sich krümmend auf den Boden sinken ließ und eilte zu ihr: "Ich bin Ärztin, was ist..."

"Geh!", drängte Angel sie zur Seite, der soeben von unten herauf gekommen war.

Erschrocken und verwirrt wich sie zur Seite und beobachtete wie Angel Cordelia liebevoll in die Arme zog und vorsichtig wiegte. Obwohl sie wußte, dass er sie liebte, versetzte es ihr einen eifersüchtigen Stich.

"Cordi, shh... ganz ruhig!", er fuhr ihr zärtlich über ihr Haar und versuchte sie zu beruhigen. Cordelia klammerte sich an seinen Armen fest, sah ihn gequält lächelnd an. Ihre Fingernägel gruben sich in Angels Unterarm, doch er ignorierte den Schmerz, ihrer war wesentlich größer.

"Ihr müßt... oh mein Kopf..." sie stöhnte und schloß die Augen.

"Wes, hol ihre Migränetabletten!", schickte Angel seinen Freund los.

Cordelias Hand legte sich auf seine Wange und zog sein Gesicht hinab, so dass er sie ansehen mußte. Ihre Stimme klang bitter: "Eine Gruppe von Menschen. Es muß eine Diskothek oder so was ähnliches sein. Sie werden von Vampiren angegriffen."

"Kannst Du mir sonst noch irgendwelche Hinweise geben?" Angel sah sie drängend an.

"Ich glaube es war die Diskothek in der Du Kate kennen gelernt hast," erklärte sie und schloß erneut vor Schmerz die Augen.

"Danke Cordi!" Angel gab ihr einen Kuß auf die Stirn und überließ sie Wesleys Obhut.

"Komm!", sein Arm faßte nach Scullys Ellenbogen und zog sie mit sich hinaus.

"Wohin? Warte, ich kann doch... Angel!", sie versuchte sich von ihm zu lösen, doch es gelang ihr nicht. Sein Griff war zu fest.

"Keine Zeit für Unterhaltungen! Wir müssen die Menschen dort retten!", er schob sie ins Auto und schloß hinter ihr die Beifahrertür, dann sprang er auf der Fahrerseite ins Auto und startete.

"Angel!" Scully protestierte laut auf, "wie soll ich denn kämpfen? Verdammt, Du bist der erste Vampir, mit dem ich zu tun habe!"

Er drückte ihr einen Pflock in die Hand und trat das Gas durch. Scully wurde in ihren Sitz gedrückt und starrte das Gerät in ihrer Hand an. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein!

Mit quietschenden und qualmenden Reifen hielt Angel wenige Augenblicke später vor einem Club. Er sprang aus dem Wagen, öffnete Scully die Tür und zog sie halb aus dem Wagen.

Er hielt sich nicht lang mit Floskeln auf und sie stopfte den Pflock so schnell sie konnte in ihren Rockbund und ließ die Bluse offen darüber hängen.

"Halt!", die Türsteher versperrten ihnen den Weg, doch Angel schien davon herzlich wenig beeindruckt.

"Entschuldigung!", murmelte er und mit wenigen, aber effektiven Schlägen hatte er beide nieder gestreckt. Scully war fassungslos.

"Komm!", er faßte sie wieder an der Hand.

"Halt, Angel, Du kannst doch nicht einfach..." Scully deutete auf die Männer.

"Wir müssen Menschenleben retten, Darling!", entgegnete er spitz und sie fühlte sich gar nicht mehr so geborgen bei ihm, wie noch vor Stunden. Er war so anders. Sie konnte es nicht erklären.

Doch sie folgte ihm, ließ sich mitziehen und wurde von der wummernden Musik im Inneren fast erschlagen. Wie lange schon war sie nicht mehr in einem Club gewesen.

"Wir verteilen uns. Geh Du zur Bar, ich seh mich hinten bei den Sitzen um. Aber Achtung! Jeder könnte ein Vampir sein!", schrie er ihr ins Ohr und verschwand.

Sie hatte keine Chance mehr zu antworten und starrte die Bar an. Na wunderbar! Jetzt war sie also auf sich allein gestellt. Sie konnte nur hoffen, dass kein Vampir auftauchen würde.

Sie setzte sich an den Tresen und bestellte eine Coke light.

Visionen. Cordelia hatte also Visionen. Scully rang sich ein müdes Lächeln ab. Wer in L.A. schien schon normal? Selbst Mulder verhielt sich merkwürdig.

Mit einem kräftigen Seufzer nahm sie einen Schluck aus ihrem Glas und sah sich um. Weder Vampire noch Angel waren zu sehen. Welch Ironie, dass sie da Unterschiede machte.

"So allein hier?", ein junger Mann ließ sich auf dem Barhocker neben ihr nieder und starrte sie an.

"Eigentlich nicht," erwiderte Scully mehr als mißmutig und sah sich dann um, doch Angel blieb verschollen.

"Ihre Begleitung scheint Sie sitzen gelassen zu haben," lächelte der junge Mann neben ihr und zum erstenmal widmete Scully ihm einen genaueren Blick.

Irgendwas in ihrem Inneren riet ihr zur Vorsicht. Es war ein unbestimmtes Gefühl, doch sie wollte und konnte es nicht ignorieren.

Mit halb zugekniffenen Augen begutachtete sie ihren Gegenüber, ihre Hand lag unbestimmter Weise bereits an ihrem Rockbund, griffbereit für den Pflock.

Er lächelte sie breit an, doch sie konnte keine spitzen abnormalen Zähne sehen, alles schien normal. Dennoch... etwas in ihrem Inneren trieb sie zur äußersten Vorsicht.

Und so schnell, dass ihre Augen es kaum erfassen konnten, verwandelte sich das freundliche Lächeln in eine Grimasse mit spitzen Zähnen.

"Scheisse!", entfleuchte es ihrem Mund und nur Augenblicke später waren ihre Augenbrauen zusammen gezogen und der Pflock steckte dort, wo es am vernichtendsten für den Vampir war.

Sie sah das entsetzte Erkennen im Blick ihres Gegenübers ehe er sich zu Staub verwandelte. Doch auch an ihr war die Begegnung nicht spurlos vorbei gegangen. Während der Pflock zwar noch in ihren Händen lag, zitterten diese doch ganz beträchtlich. Scully schloß für einen Augenblick die Augen, ließ das Gekreische um sie herum hinter sich und versuchte das Passierte zu begreifen, da beschlich sie schon wieder dieses Gefühl. Diesmal schien es hinter ihr zu entspringen. Sie atmete kräftig durch und wartete, bis das Gefühl so intensiv war, dass es sie zu vernichten drohte.

Mit gezücktem Pflock und weit aufgerissenen Augen wirbelte sie auf ihrem Hocker herum und spürte gerade noch rechtzeitig, wie ihr Gegner ihre Hand im Flug kurz vor dem Ziel festhielt.

"Angel!", keuchte sie, erleichtert, dass sie ihn nicht umgebracht hatte und entsetzt zugleich, weil der Pflock bereits an seiner Brust anlag.

Er ließ ihre Hand wieder los und ihr Arm sackte matt nach unten.

"Oh Gott!", sie schloß die Augen und ließ sich von Angel kurz in dessen Arme ziehen, "ich hätte Dich fast..."

"Aber Du hast es nicht!", er küßte sie auf die Stirn und Scully fühlte sich matt an Mulder erinnert.

"Dann werden wir jetzt gehen?", ihre Stimme klang hoffnungsvoll, obwohl sie wußte, dass ihre Hoffnungen nur Trugschlüsse waren.

"Jetzt geht's vermutlich erst richtig los!", erwiderte er und ließ sie los.

Scully wirbelte herum und sah fünf Gestalten auf sie zukommen.

"Das schaffen wir doch nie!", ihre Stimme klang hysterisch.

"Oh doch, wir müssen!", erwiderte er und ging in Angriffsposition.

Sie blieb ein wenig ratlos stehen und starrte den Pflock in ihrer Hand an: "Dein Wort in Gottes Ohr!"
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