World of X

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Fate Dispensation

von Janett Orlovius, Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 3

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Er sah sie. In seinem Inneren - er konnte es fast nicht beschreiben - da war etwas, was sich zusammen zog. Die Dunkelheit schien ihn wieder zu umfangen. Seit langem fühlte er wieder einmal einen intensiven Schmerz und dennoch ein Gefühl von Sicherheit, wie er es nie zuvor erlebt hatte.

"Du weinst..." er hörte Cordelias äußerst erstaunte Stimme neben sich, doch er sah sie nicht an.

"Tu ich das?", erwiderte er und fuhr sich mit der flachen Hand unter seinen Augen entlang. Und tatsächlich spürte er dort etwas feuchtes.

"Ist sie diejenige, von der Du Wesley erzählt hast?", ihre Stimme klang merkwürdig, so als ob sie bereits wußte, was er antworten würde.

"Ja," kam es von ihm.

"Und woher weißt Du das so genau?" Cordelia ließ nicht locker.

"Ich weiß es einfach!", entgegnete er recht leise, aber sehr bestimmt.

Sein Blick erfaßte noch immer die beiden FBI-Agenten. Instinktiv wußte er, dass sie diejenige sein würde, die ihm in seinem Kampf gegen den Dämon half. Selbst wenn das hieß, dass er die Wahrheit über sein wahres Ich vor ihr verbergen mußte.



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Am nächsten Morgen wachte Mulder vom Klingeln seines Handys auf. Ziemlich verschlafen meldete er sich mit einem einfachen: "Hallo!"

"Guten Morgen, Agent Mulder," es war die Stimme von Kate Lockley. Mit einem Schlag war Mulder wach und spürte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend.

"Der wird es jetzt ganz bestimmt werden. Was kann ich für Sie tun?" Mulder machte es sich wieder in seinem Bett gemütlich und lauschte den Worten von Kate.

"Ich wollte mich mal erkundigen, ob Sie schon in unserer Angelegenheit weitergekommen sind. Sie wollten sich doch mit einem Informanten treffen," Kate ging nicht weiter auf das Gesagte ein. Auch wenn sich bei Mulders Worten ein komisches Gefühl in ihrem Magen breit gemacht hatte.

"Tja, also, was soll ich Ihnen sagen. So richtig weitergekommen sind wir auch noch nicht. Wir wissen lediglich dass sich ein Dämon hier breit machen will und daher viele Vampire und sonstiges ihr Unwesen zur Ablenkung treiben."

"Ich glaube ja an solche Wesen, Agent Mulder, aber ich dachte, wir hätten es nur mit Vampiren zu tun. Können Sie mir mal verraten, wie ich diese Umstände meinen Vorgesetzten erklären soll? Ein Vampir läßt sich ja vielleicht noch durch irgendwas anderes erklären, aber bitte, wie zum Teufel soll ich einen Dämon erklären? Bei Ihnen mag das ja einfach sein, Ihnen glaubt sowieso keiner mehr, Spooky Mulder. Sehen Sie, ich habe mich gut über Sie informiert! Aber hier ist das was anderes. Finden Sie Beweise, verdammt, wozu habe ich Sie sonst angefordert?!" Kate war völlig außer sich, hatte sie sich doch mehr von den beiden Agenten erhofft.

"Nun machen Sie mal halblang," Mulder wußte gar nicht richtig, wie er auf ihren Ausbruch reagieren sollte. Eben noch hätte er sich gewünscht, Kate in den Armen zu halten, und nun wünschte er sich, er hätte das verdammte Handy am Abend einfach ausgeschaltet.

"Liefern Sie mir Infos, Agent Mulder! Ende des Gesprächs!", dröhnte ihre Stimme durch den Hörer, dann vernahm er nur noch ein lang gezogenes Tuten. Kate Lockley hatte einfach aufgelegt.

Mulder starrte den Hörer einen Augenblick völlig fassungslos an.

Was zum Teufel ging hier eigentlich vor? Wieso war Kate Lockley so aufgebracht?

Irgendwie hatte er das Gefühl, es hing mit dem Wort 'Vampir' zusammen. Doch warum? Kate schien eine Frau zu sein, die an die selben Phänomene zu glauben schien, wie er und dennoch nannte sie ihn Spooky Mulder. Das paßte doch alles nicht zusammen. Was hatte sie in ihrer Vergangenheit so mitgenommen, dass ihre Gefühle noch immer derart in Aufruhr gerieten, so dass sie die Kontrolle über sich verlor? Er würde sich ebenfalls erkundigen, über Kate Lockley.

Er warf sein Handy ans Fußende und starrte an die Decke. Langsam verlor er aber auch selbst die Kontrolle. Dieser Fall war nicht einfach nur ein Fall, langsam schien er sich auf sein Privatleben, auf Scullys und auf das von vielen anderen auszudehnen.

"Verdammt!", rutschte es ihm verärgert raus und sein Kissen landete mit Schwung an der Hotelzimmertür.

Er blieb noch einen Augenblick sitzen, starrte das Kissen an, dann stand er auf, hob es auf und warf es zurück auf das Bett.

Wann hatte der Fall angefangen kompliziert zu werden? Wann waren sie auch persönlich hineingezogen worden? Er konnte sich nicht entsinnen. Er ging ins Badezimmer hinüber.

Sein Spiegelbild erinnerte ihn an seinen Vater. Irgendwie sah er alt aus, alt und ausgelaugt. Die Erinnerung an Scullys Verwirrung und ihre Tränen kamen zurück. Für einen kurzen Augenblick stützte er sich auf dem Rand des Waschbeckens ab und schloß die Augen. Sie hatte so verloren gewirkt, so völlig verzweifelt. Was war in diesem Augenblick in ihr vorgegangen? Er hätte ihr zu gern geholfen, doch er wußte, sie würde sich vor ihm verschließen.

Sein Spiegelbild sah ihn wieder an und er bleckte die Zähne. So, wie er sich geschworen hatte, diesen Angel zu beobachten, so würde er auch herausfinden, was mit Kate Lockley war. Irgendwie hatte er im Gefühl, dass da mehr dahinter steckte, als alle zu gaben.



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"Na, schon was gefunden?" Cordelia sah von dem Computer auf und starrte Wesely an.

"Nein, noch nichts. Ich sitze jetzt schon eine halbe Ewigkeit hier und das Ding spuckt einfach nichts aus. Vielleicht sollten wir doch mal Deine schlauen Bücher durchwälzen," Cordelia wand sich wieder dem Computer zu und startete einen letzten Versuch.

Wesley konnte gar nicht glauben das Cordelia diese Worte gesagt hatte. Sie hielt seine Bücher doch sonst für völlig überflüssig. Leicht lächelnd griff er sich das erst beste Buch und wußte doch nicht so recht, wonach er suchen sollte.

Während Wesley noch darüber nachdachte und nur ein paar Seiten gedankenverloren umschlug, erschien Angel auf der Bildfläche. Er registrierte kurz die Situation und verschwand in seinem Büro. Er wollte allein sein.

Immer wieder mußte er an Scully denken. Sie war so rational. Blieb in ihren Standpunkten eisern und ließ sich nicht beirren. Wie sollte sie da verstehen, dass er ein Vampir war und dann auch noch ein Vampir mit einer Seele? Das würde Scully nie glauben. Wahrscheinlich noch nicht einmal wenn er sich vor ihren Augen in Staub verwandeln würde. Verdammt, warum wurde er eigentlich so gestraft? Hatte seine derzeitige Situation nicht genug von Strafe? Er wandelte auf Erden, weder richtiger Vampir, noch Mensch. Irgendwas dazwischen. Und so fühlte er sich auch.

Seine Gedanken wanderten wieder zu Agent Dana Scully und er kam zu der Erkenntnis, dass es einfach keine Lösung gab. Das einfachste würde sein, denn Fall so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen, damit Dana wieder aus seinem Leben verschwinden konnte.

Er stand auf und ging zu Wesley und Cordelia und fand die beiden fast in der gleichen Position wie vor zwei Stunden. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass die zwei ziemlich unglücklich dreinschauten.

Angel braucht gar nicht erst zu fragen, ob sie schon was neues herausgefunden hatten. Er sah es an ihren Gesichtern.

"Macht mal eine Pause!"

Cordelia sah auf und schüttelte den Kopf: "Beim besten Willen nicht, ich habe keine Lust unter einem Dämon als Herrscher der Welt dahin zu vegetieren. Ich werde so lange suchen bis ich was finde, selbst wenn ich dabei verhungere, verdurste, ver..."

"Schon gut," kommentierte Angel und hob die Hände, "ich habe verstanden. Ihr sucht weiter und ich hole Euch etwas zu Essen. Okay?"

Beide nickten und Angel war dankbar dafür, dass er auf Cordelias Gesicht ein Lächeln erkennen konnte.



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Klare, frische Luft. Einsamkeit. Dinge, die Scully jetzt bitter nötig hatte. Wie vorausgesagt, hatte sie die halbe Nacht nicht schlafen können und sich von einem Gedanken zum nächsten gewälzt.

Seit mehr als zwei Stunden lief sie nun schon durch die Straßen. Eigentlich hatte sie keine Ahnung, wo sie sich befand, aber irgendwie war es befreiend.

Der Wind strich um ihre Nase, erfrischte sie und schien die lästigen Gedanken weg zu wehen. Sie seufzte und schloß die Augen.

"Hoppla!", mit einem unsanften Stoß, der sie völlig aus dem Konzept brachte und der dadurch, dass sie ihn nicht vorhergesehen hatte, mit einer derartigen Wucht auf sie einrollte, taumelte sie rückwärts und fiel fast auf den Boden.

Zwei starke Männerhände bekamen sie gerade noch zu fassen und zogen sie wieder auf die Beine. Alles ging so schnell und war dennoch so schmerzhaft. Erst als sie wieder stand, sah sie auf und in das Gesicht dessen, der sie umgerannt hatte.

Ihre Augen weiteten sich und ihr Blick schweifte zur Seite: "Angel!"

Sie entdeckte die Büroräume seiner Detektei auf der anderen Seite der Straße und mußte instinktiv den Kopf schütteln. Nicht nur, dass sie sich die halbe Nacht wegen diesem Mann um die Ohren schlug, ihr Weg führte sie auch schnurstracks zu ihm, obwohl sie nur hatte inneren Frieden finden wollen.

Angel strich ihr vorsichtig über die Schultern und zog die Stirn kraus: "Alles okay mit Dir?"

"Ja," sie machte eine abfällige Bewegung, "ist nichts passiert. Ich war nur unachtsam!"

"Was machst Du hier in der Gegend?", sein aufrichtiges Interesse machte sie nervös. Sie wußte jedoch nicht, warum dem so war.

"Ich kann einfach nicht ohne Dich," lächelte sie ironisch und biß sich dabei fast auf die Zunge, weil es dem irgendwie nachkam, was sie wirklich dachte.

"Soso," lächelte er und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.

Scully mochte das Gefühl, zugleich wünschte sie sich jedoch auch, dass er wieder damit aufhörte. Sie war eigentlich ja losgegangen, um wieder klar denken zu können, das hier half nicht sonderlich dabei.

"Ich wollte einen klaren Kopf kriegen!" Warum sollte sie ihn anlügen? Sie sah ihn an und erkannte, dass er sich ebenso seine Gedanken gemacht hatte. Zugern hätte sie gewußt, ob sie für oder gegen sie sprachen.

"So geht es mir ebenfalls, ich mußte mal raus! Ich habe Wesley und Cordelia angeboten; etwas für sie zu Essen zu holen," entgegnete er und zog Scully gleich mit in die Richtung, in die er gehen wollte.

Sie gingen schweigend die Straße entlang und wie selbstverständlich glitten ihre Hände ineinander. Für beide war es ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit.

Angel wollte eigentlich nur von dem Chinesen um die Ecke was zu Essen holen, doch dort waren sie längst vorbei gegangen. Vergessen waren Cordelia und Wesley, die hungrig nach ein paar Antworten suchten. Was zählte waren nur noch sie beide.

Endlich begann Angel wieder zu sprechen.

"Wir haben uns eigentlich nie wirklich miteinander unterhalten, oder?", seine Stimme klang ein wenig traurig.

Sie sah ihn an und mußte feststellen, dass er fast noch größer als Mulder war: "Nicht wirklich, aber was möchtest Du wissen?"

"Wieso glaubst Du nicht an Geister, Vampire oder Dämonen?" Scully fragte sich, ob das ein Scherz gewesen war, doch weder in seiner Stimme, noch in seinem Verhalten war eine Spur von Humor zu erkennen.

"Das ist jetzt wirklich eine ernstgemeinte Frage?", sie zwinkerte mit den Augen.

"Allerdings," entgegnete er.

"Sagen wir es mal so," sie sah auf ihre Finger, "ich bin nicht total abgeneigt gegen das Übernatürliche, wobei ich natürlich nicht so dran glaube, wie mein Partner, aber ich bin Wissenschaftlerin und daher ist es mir eine Selbstverständlichkeit, dass sich alle - gut, fast alle - Dinge logisch erklären lassen. Da wären zum Beispiel Vampire..."

Angel sah sie aufmerksam an. Jetzt war er doch wirklich mal gespannt, wie sie seinesgleichen erklären wollte.

"Also Vampire sind ein Trugschluß, "erklärte sie mit wissenschaftlicher Stimme, "es gibt Menschen, die an Blutarmut leiden und auch das Sonnenlicht meiden müssen, diese Menschen neigen immer wieder dazu Blut zu trinken, aber dennoch sind sie keine Vampire. Manchmal sind sie Mörder, aber gewiß keine Vampire. Und dann diese Theorie mit den Fledermäusen..."

Scully redete und redete, während Angel sie aufmerksam beobachtete. Weiß Gott, es war wirklich besser, wenn er sie in dem Glauben ließ, er sei ein Mensch...



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Währenddessen erhielten Cordelia und Wesley unerwarteten Besuch. Agent Mulder war, auf der Suche nach seiner Partnerin, im Büro von Angel-Investigations gelandet.

"Ich bin auf der Suche nach meiner Partnerin. Ich hoffte, sie hier zu finden!", er stellte das Gesagte in den Raum und Wesley und Cordelia verneinten beide im gleichen Augenblick.

"Angel ist auch nicht hier," kommentierte Cordelia und wurde sich dann bewußt, welche Vermutung sie da gerade in den Raum gestellt hatte.

"Eigentlich wollte er nur zum Chinesen um die Ecke, aber er ist jetzt auch schon seit geraumer Zeit überfällig," Wesley starrte auf die Uhr. Es war kurz vor Sonnenaufgang.

Cordelia fing Wesleys Blick auf und fast gleichzeitig stürmten sie zum Fenster und sahen an den Vorhängen nach draußen vorbei.

"Er muß sich beeilen," zischte Cordelia so leise, dass nur Wesley sie hören konnte und dieser nickte besorgt.

Beide warfen noch einen besorgten Blick nach draußen und wandten sich dann wieder Mulder zu. Dieser verstand die Reaktion der beiden nicht. Er hatte doch nur wissen wollen wo seine Partnerin war.

"Sie können mir also auch nicht weiterhelfen. So ein Mist. Wo steckt Scully bloß!" Mulder wollte gerade gehen da öffnete sich die Tür und Angel und Scully kamen Händchen haltend herein. Noch ehe irgendwer etwas sagen konnte, verließ Mulder schweigend den Raum.

Mulder kam sich vor wie der letzte Idiot. Er machte sich um seine Partnerin Sorgen und was machte sie, sie amüsiert sich mit dem erst besten Mann, dem sie hier über den Weg gelaufen war. Das konnte alles bloß ein schlechter Scherz sein.

Scully sah Mulder leicht irritiert hinterher, dann ging ihr Blick zu Wesley und Cordelia: "Können Sie mir sagen, warum er hier war?"

"Er hat Sie gesucht!", entgegnete Wesley, während Cordelia sogleich auf Angel zu stürmte, um ihm eine Gardinenpredigt zu halten.

"Verdammt Angel, weißt Du eigentlich, wie spät es ist? Die Sonne geht gleich auf!"

Angel ließ Scullys Hand los und schob Cordelia beiseite. In einem Flüsterton, so dass Scully nichts mitbekommen konnte, ermahnte er sie: "Bitte, nicht so laut, Sie weiß doch nicht..."

"Dass Du ein Va..." tönte Cordelias aufgebrachte Stimme erst laut, dann besann sie sich eines besseren und flüsterte ebenfalls, "ein Vampir bist? Wann willst Du es ihr sagen?"

"Wenn ich Glück habe, dann wird es nie dazu kommen," entgegnete er und sah unauffällig zur Seite und zu Scully hinüber.

Scully währenddessen sah Wesley leicht irritiert an: "Er hat mich gesucht?"

"Er schien sich Sorgen zu machen," erwiderte Wes und strich sich über die Hose, "hören Sie, Agent Scully, ich weiß nicht, was zwischen Ihnen und Angel los ist, aber ich denke, Sie sollten mal mit Ihrem Partner reden."



Mulder hatte gedankenverloren das Weite gesucht. Er wollte jetzt allein sein, und in sich gehen. Sie waren doch hierher gekommen, um einen Fall zu lösen. Sie waren hier, weil er daran geglaubt hatte, Scully könnte endlich begreifen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab, als ihre Wissenschaft, doch bis jetzt hatte er lediglich erreicht, dass Scully sich scheinbar verliebt hatte.

Er fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, als er eine junge Frau auf der anderen Straßenseite rennen sah. Mit geschultem FBI-Augen erkannte er, dass sie vor etwas davon rennen mußte.

Noch während er entschied, ob er ihr folgen sollte oder nicht, sah er ihren Verfolger und sein Atem stockte. Verdammt, das war kein Mensch. Das war ein Monster, sprichwörtlich, bildlich, wahrhaftig ein Monster.

Seine Neugier war zu groß, um dem Rat seiner Angst und Vorsicht zu folgen. So nahm er seine Beine in die Hand und rannte hinterher.

Noch während des Laufes zog er seine Waffe, wußte zwar nicht, ob sie überhaupt etwas ausrichten konnte, doch er fühlte sich damit wesentlich besser.

Dieses Etwas - anders vermochte er es nicht zu bezeichnen - war schnell, zu schnell für seine Beine. So hörte er einen entsetzlichen Schrei, als er um die Straßenecke bog und erkannte schnell, dass er zu spät gekommen war.

Mit Grauen erkannte er die junge Frau am Boden, das Monster, dessen Kralle tief in ihrer Kehle steckte. Er sah ihre vor Angst und Schmerz geweiteten Augen, registrierte mit Entsetzen, dass sie noch lebte und dennoch schon tot war.

Seine Finger am Abzug zitterten, Übelkeit drohte ihn zu übermannen, da schlug das Wesen ein zweites mal zu, riß der jungen Frau förmlich den Kopf ab und trank genüßlich von deren Blut.

Mulder schluckte hart, richtete die Waffe wieder auf und versuchte zu zielen, doch seine Hand zitterte zu sehr.

Der Schuß, der sich löste, verfehlte das Monster um Haaresbreite, doch dessen Aufmerksamkeit lag nun auf ihm. Er wurde fixiert, angepeilt und der Wunsch sich zu übergeben, wich dem Wunsch zu fliehen.

Doch Fox Mulder wäre nicht Fox Mulder gewesen, wenn er nicht wenigstens versucht hätte, das Monster zu erledigen und so schoß er erneut.

Sein Schuß blieb ohne Wirkung, doch er wollte es nicht glauben. Er, Fox Mulder, konnte zum erstemal etwas nicht glauben!

Erst als das ganze Magazin leer geschossen war und noch immer keine Wirkung an dem Monster zu erkennen war, erkannte Mulder, dass er einen großen Fehler begangen hatte. Sein Vorsprung war geschrumpft, seine Chance zu entkommen auf ein Minimum heruntergesetzt.

Nun hieß es für ihn rennen. Rennen so schnell er konnte, so weit er konnte. Und er rannte... rannte so schnell ihn seine Beine tragen konnten... rannte um sein Leben. Kein Blick zurück, kein Gedanke daran, wo er sich befand, er mußte nur einfach entkommen. Das war sein einziges Ziel.

Doch irgendwie hatte er den Weg zu Angel Investigations gefunden, irgendwie hatte er den richtigen Weg genommen und war an einem Ort angelangt, wo man ihm helfen konnte.

Die Tür knallte gegen die Wand, als Mulder sie aufstieß und erzeugte ein derartig lautes Geräusch, dass alle, die sich im Raum befanden, auch er selbst, erschrocken zusammen fuhren.

Scully sah sein gehetztes Gesicht, die Panik in seinen Augen und wußte instinktiv, dass etwas geschehen war, etwas das selbst für ihren Partner zu erschreckend war. Als seine Partnerin und langjährige Vertraute eilte sie zu ihm, zog ihn in ihre Arme und versuchte ihn zu beruhigen, während sein Atem rasselte.

Er klammerte sich an sie, versuchte wieder Luft zu bekommen, seine Muskulatur unter Kontrolle zu kriegen.

Angel und der Rest seines Team sahen die beiden erstaunt und zugleich beunruhigt an.

"Mulder," Scully schon ihn sanft von sich zurück und fuhr ihm mit ihrer Hand durch sein Haar, "was ist passiert?"

"Ich..." er holte Luft und versuchte, seine Stimme wieder zu kontrollieren, "...ich mußte fliehen, es verfolgte mich... oh Gott, so etwas habe ich noch nie gesehen!"

Scullys Kopf ruckte zu Angel herum und ihre Augen sahen ihn fragend an. Was ging hier vor? Was zum Teufel hatte Mulder gesehen?

Wesley und Cordelia starrten einander an. Cordelia erlangte als erstes ihre Stimme wieder und ging auf Mulder zu: "Was haben Sie gesehen? Können Sie es beschreiben?"

Mulder schüttelte anfangs den Kopf, ließ Scully los und stützte sich mit den Händen auf seinen Oberschenkeln ab. Noch immer schien die Luft in seinen Lungen wie Feuer zu brennen. Weiß Gott, er war auch noch nie in seinem Leben so gerannt.

"Haben Sie einen Anhaltspunkt, Agent Mulder?" Wesley griff sich ein Buch aus dem Regal hinter sich und begann nach einer bestimmten Seite zu suchen.

"Fratze... Klaue... Monster... hinter mir her..." röchelte Mulder und schob Scullys Hand beiseite, die ihn stützen sollte.

"Sie wurden von einem Monster verfolgt?" Scully sah ihn irritiert an, doch ihr Partner nickte.

"In den Schriften steht, dass Adgir seine Schergen los schicken wird, um das Blut der Jungfrauen zu trinken..." las Wesley vor.

"Bitte was?", erklang Scullys irritierte und erboste Stimme.

Wieso las dieser Mensch einen derartigen Unfug vor? Sie eilte zu ihm und riß ihm das Buch aus der Hand. Ihre Augen erfaßten die Zeichnung eines Monsters, eines Dämonen, dessen Abbild nicht scheußlicher hätte sein können. Doch diese Wesen gab es nicht. Sie waren nicht real und konnten somit auch nichts bewirken.

"Welch ein Unfug!", schimpfte sie und wollte das Buch auf den Tisch werfen, da riß es ihr Partner ihr aus der Hand und starrte auf das Bild.

"Das... das war es!", keuchte er und reichte Angel das aufgeschlagene Buch, "dieses Wesen hat eine junge Frau getötet und wollte mich auch umbringen!"

Angel starrte das Bild an und anschließend Wesley. Beide schienen sich über den Augenkontakt etwas zu sagen.

"Ich gehe ins Internet und suche nach dem Aufenthaltsort von Adgir!", erklärte Cordelia und steuerte auf ihren Schreibtisch zu.

Scully starrte von einem zum anderen. Was ging hier vor? Die konnten doch nicht alle auf einmal glauben, dass dieses Wesen tatsächlich existierte? Und wer oder was zum Teufel war Adgir?

"Kann mich mal jemand aufklären?", schimpfte sie und riß Angel das Buch aus den Händen, "das kann doch nicht Euer Ernst sein?! Ich will nicht glauben, dass so etwas existiert!"

Cordelia und Angel sahen sich mit einem eindeutigen Blick an, während Scully fast vor Wut überschäumte. Wieso wurde sie wie eine Verrückte behandelt? Wieso ausgerechnet sie?

"Jungs!" Cordelia schaltete sich ein, damit die Situation nicht noch vertrackter wurde, wie sie es bereits war, "ich habe hier etwas gefunden, was uns vielleicht weiterhelfen könnte."

Angel sah Scully kurz an, ignorierte dann jedoch ihren Ärger und eilte zu Cordelia hinter den Schreibtisch: "Was hast Du gefunden?"

"Hier," sie deutete auf eine Stelle am Monitor, "siehst Du das? Adgir wird hier genau beschrieben, obwohl der Verfasser scheinbar nicht weiß, wer es ist, über den er berichtet. Wenn ich jedoch hiervon ausgehe, dann sollte sich Adgir derzeit in einer der Hallen unten am Hafen aufhalten."

"Er ist über ein Schiff gekommen?" Angel sah zu Wesley.

"Die Schriften sagen, er sei ein Dämon aus der orientalischen Mythologie, entsprechend wäre das durchaus möglich. Vielleicht ist er durch einen Zufall hierher transportiert worden, vielleicht auch absichtlich," erwiderte Wesley und erntete Scullys verzweifelten Blick.

"Dann sollten wir zum Kai fahren und dieses Monster suchen!", tönte Mulders Stimme hinter Scully und sie drehte sich erstaunt um. Noch eben war er erschöpft und ausgepowert gewesen, jetzt schien er wieder einen Tatendrang an den Tag zu legen, der ihr unheimlich war. Verdammt, wenn Mulder sich so an einer Sache fest gebissen hatte, dann war es besser, auf ihn aufzupassen.

"Gut, dann fahren wir!" Angel griff nach seinem Mantel und wollte an Scully vorbei zu Mulder, doch sie stellte sich ihm in den Weg.

"Ich werde mitkommen!", gab sie bestimmt von sich und noch ehe Angel oder Mulder etwas dagegen sagen konnten, griff sie ihre Jacke und rauschte an Mulder vorbei nach draußen.

Angel und Mulder sahen sich an, ein wenig irritiert, ein wenig abschätzend. Dann zuckte Mulder mit den Schultern: "So ist sie halt!", und folgte ihr...



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Während die anderen drei raus zum Hafen fuhren, suchten Wesley und Cordelia weiter in den alten Büchern nach Hinweisen, wer oder was der Dämon eigentlich war und was er im Schilde führte.

Irgendwo mußten ja noch mehr über ihn geschrieben stehen.

"Dieses Mal ist die Sache ganz schön verrückt, findest Du nicht auch!?" Cordelia sah Wesley fragend an.

Der jedoch hob nur kurz den Kopf und nickte. Er wollte jetzt nicht gestört werden denn er glaubte der Lösung nahe zu sein.

"Sag mal, was glaubst Du würde passieren, wenn Agent Scully erfährt, was Angel wirklich ist!? Darüber habe ich mir in den letzten Tagen schon oft den Kopf zerbrochen."

Jetzt horchte Wesley doch auf und überlegte. Er hatte selber auch schon darüber nachgedacht, war aber eigentlich nie wirklich zu einem Ergebnis gekommen.

"Das ist eine gute Frage, ich denke jedoch, dass wir darauf früh genug eine Antwort bekommen werden!", er sah zu Cordelia und bemerkte das sie gespannt eine Seite aus einem Buch ansah.

"Was meinst Du? Könnte das unsere Lösung sein. Die Jagd auf einen ähnlichen Dämon wie Adgir wird hier beschrieben! Und das andere, nun ich vermute mal sie wird einen Schock bekommen!"

Wesley stand auf und ging zu Cordelia hinüber. Mit einem Blick über ihre Schulter erfaßte er die Situation und mußte plötzlich stutzen.

Die Lösung hatte so nahe gelegen: "Die Schicksalsrolle der Zeit!"

Die beiden sahen sich an.



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Angel stoppte den Wagen vor einem alten Lagerhaus am Pier.

Noch während Angel den Wagen parkte, waren Mulder und Scully am Aussteigen. Mulders Drang entsprang natürlich seiner Suche nach dem Übernatürlichen, wogegen Scully ihm lediglich folgte und hoffte, er würde keinen Unsinn anstellen.

"Pier 6, denke ich!", ertönte Angels Stimme hinter ihnen.

Mulder las eine große 2 an der Lagerhalle vor ihnen und hielt Ausschau nach Pier 6.

Scully sah sich um und registrierte, wie Angel einen Pflock in seiner Manteltasche verschwinden ließ.

"Erwartest Du blutrünstige überdimensionale Fledermäuse?", scherzte sie und lief rückwärts weiter.

Mulder blieb stehen und Scully lief prompt in ihn hinein: "Warum meinen Sie eigentlich, dass Vampire wie Fledermäuse aussehen sollten?"

"Ist das nicht das Klischee?", sie klammerte sich Halt suchend an Mulder fest und rückte dann ihre Kleider wieder zurecht.

"Ein billiges Klischee!", kommentierte Angel emotionslos und eilte an ihnen vorbei zur Lagerhalle an Pier 6.

Scully und Mulder sahen sich kurz fragend an, folgten dann jedoch ohne Umschweife.



Die Lagerhalle stand offen und noch während Angel sie betrat, spürte er die Gegenwart von einigen seiner Artgenossen. Zu gerne hätte er die beiden Agenten gewarnt, doch es war bereits zu spät.

"Warum bleibst Du stehen?" Scully faßte ihn an der Schulter, doch er schüttelte ihre Hand nur ab.

Mulder zog Scully zu sich und sah sie fragend an: "Hat er was entdeckt?"

Sie zuckte nur mit den Schultern. Ihr war schleierhaft, weshalb Angel so merkwürdig reagiert hatte, aber mit Sicherheit bedeutete es nichts gutes.

Mulder zückte neben ihr seine Taschenlampe und begann hinter Kisten und Säcken nach irgendwas zu suchen. Sie wußte nicht, was es war, aber er vermutlich auch nicht.

Noch während sie darüber nachdachte, erkannte sie, dass etwas auf Angel zu sprang. Ihre Kehle schnürte sich zu, doch ein Warnlaut war allemal hervor gekommen.

Ohne sich groß anzustrengen und mit einer Eleganz, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, schlug Angel diesen Mann zu Boden. Mulder schielte erstaunt hinter einigen Kisten hervor und sah gerade noch, wie der Mensch oder vielmehr das Wesen, von Angels Pflock durchbohrt wurde und zu Staub zerfiel.

"Vampire!", keuchte er und leuchtete Scully an.

"Verdammt, lassen Sie das!", fluchte sie und es erstaunte ihn, dass sie gar nicht hysterisch auf das reagierte, was dort vor ihren Augen geschah.

Er kletterte hinter den Kisten wieder hervor und stellte sich neben sie: "Wie kommt es, dass Sie so ruhig bleiben, ich meine... das war ein Vampir!"

"Sicher?", lächelte sie tiefgründig und ging auf Angel zu, der noch immer in der erleuchteten Mitte der Halle stand.

"Vorsicht, Dana!", erklang Angels Stimme, doch sie spürte bereits zwei kalte Hände, die sich um ihren Oberkörper legten und etwas kaltes spitzes, was sich an ihre Kehle preßte.

Ein Zittern durchlief ihren Körper und sie erkannte, dass Angel wie erstarrt stehen geblieben war.

"Was..." mehr brachte Scully nicht über die Lippen, ihre Angst war zu groß, die Ungewißheit, ob Mensch oder etwas anderes sie hielt.

Doch auch etwas vertrautes war in dem Ganzen. Sie fragte sich, woher dieses Gefühl des Erkennens kam, sie fragte sich, womit sie es vergleichen konnte, doch es fiel ihr nicht ein.

"Angel, tun Sie etwas!", erklang Mulders Ruf hinter ihr, doch Angel blieb ruhig, ja fast starr stehen. Ihr kam es fast so vor, als würde er auf irgendwas warten... würde lauern.

Noch ehe sie ihren Gedanken fortsetzen konnte, tauchten noch mehr Gestalten auf. Ihr Herz machte einen Satz in den Keller. Sie waren verloren!

Der Griff um ihren Brustkorb wurde immer fester, immer enger und schien sie fast zu zerquetschen. Sie roch bereits ihre eigene Panik, die immer mehr zunahm und sie zu zerreißen drohte.

"Angel..." Tränen stiegen in ihre Augen. Warum nur tat er nichts?

Sie spürte die Sonne, die durch das defekte Dach in die Halle fiel, auf ihrem Arm und für einen kurzen Augenblick dachte sie darüber nach, dass es wie eine Ewigkeit schien, dass sie hier stand und festgehalten wurde.

Plötzlich erklang ein ohrenbetäubender Schrei, sie bekam langsam wieder Luft und schmeckte Staub auf ihrer Zunge, schien ihn einzuatmen, zu schlucken.

Verzweifelt kniff sie die Augen zusammen, glaubte das Ende sei gekommen, da war sie frei. So frei, wie sie nur sein konnte.

Mit großen Augen sah sie Angel an, versuchte zu begreifen, was geschehen war, doch er lächelte nur vielsagend, drehte sich herum und begann sich gegen die zu verteidigen, die in Lauerstellung hinter ihm Stellung bezogen hatten.

Scully kam nicht mehr dazu, ihn anzusprechen oder zu beobachten. Sie spürte nur Mulders Arm, der sich um ihre Hüften legte und sie in eine sichere Zone zog.

"Das war..." Scully keuchte auf, als sie Bilanz zog und sich klar wurde, was da wirklich geschehen war.

"Sie hatten verdammtes Glück!", entgegnete Mulder und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, "ich möchte nur wissen, woher er so genau Bescheid weiß?!"

"Er macht das öfter," kam es von Scully, die selbst über ihre nüchterne Aussage erstaunt war.

"Ah ja?!", kommentierte ihr Partner und sah sie an. Manchmal hatte er wirklich das Bedürfnis, ihre Gedanken lesen zu können.

"Das waren aber doch keine..." sie hielt inne und sah ihren Partner an, "doch, dass waren Vampire, oder?"

Er verzog den Mund und schüttelte kurz den Kopf. Wieso schien es ihm nur so merkwürdig, dass sie tatsächlich in Erwägung zog, dass es Vampire gab?

"Scully, Sie geben mir immer wieder Rätsel auf!"

Ihre Augen richteten sich auf ihn, waren fordernd: "Was halten Sie eigentlich davon, ihm zu helfen?"

Mulder sah sich um, richtete seinen Blick auf Angel, der den letzten der Angreifer mit seinem Pflock durchbohrte.

"Ich denke, er benötigt meine Hilfe nicht," entgegnete er auf ihre Frage und sah sie wieder an.

Angel ließ derweil seinen Blick zu Scully und Mulder gleiten. Er hatte gebangt, gezittert. Unermeßliches Entsetzen hatte seine Kehle zugeschnürt, als er Dana in den Fängen eines anderen Vampirs gesehen hatte. So ruhig er äußerlich erschienen war, so matt fühlte er sich jetzt. Und er war sich klar darüber, dass er ihr die Wahrheit sagen mußte.

"Du kannst mich nicht aufhalten!", eine tiefe Stimme ließ ihn herumfahren.

"Adgir!", stieß Angel hervor, doch er war sich bewußt, dass er nur mit einer Abbildung, einem Hologramm oder etwas ähnlichem sprach.

"Dachtest Du wirklich, Du könntest mich vernichten, Vampir?", ein Lachen erklang aus des Dämons Kehle und ließ Angel kalte Schauer den Rücken hinab laufen.

Er setzte zu einer Antwort an, doch in diesem Augenblick erklangen hinter ihm laute Geräusche. Schritte erklangen, Türen wurden aufgestoßen, das Stimmengewirr wurde immer stärker.

Als er sich wieder zu Adgirs Abbild umdrehte, war dieses fort, verschwunden ohne einen Hinweis. Hatte ihm die Chance genommen, den Aufenthaltsort des Dämonen zu erkennen.

"Verdammt!", fluchte er, als er Kate und ihre Truppe erkannte.

Immer wieder gelang es ihr, in den unpassendsten Momenten aufzutauchen.

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich unweigerlich. Aus dem verzweifelt wütenden Gesichtsausdruck wurde eine verschlossene kalte Maske.

Er sah den sich verhärtenden Gesichtsausdruck, als Kate ihn sah. Sah wie ihre Augen tief dunkel wurden und etwas wie Haß sich in ihnen widerspiegelte.

Angel machte sich auf eine Konfrontation bereit.

"Du!", ihre Stimme war kalt, kälter als Eis.

"Wen hast Du erwartet, Kate? Schneewittchen?", fotzelte er, wenngleich ihm alles andere als nach Scherzen zu Mute war.

"Spiel keine Spielchen mit mir, Angel! Was tust Du hier?", sie ließ sich nicht beirren.

"Das könnte ich Dich auch fragen!", entgegnete er und seine Augen schienen noch schwärzer zu werden.

Sie tippte ihm wütend auf die Brust und spürte plötzlich ein Hindernis. Jemand hatte ihren Arm gepackt und hielt ihn fest.

"Lassen Sie ihn in Ruhe!", erklang eine weibliche und sehr energische Stimme.

"Ah, wer ist denn da? Das FBI!", zischte Kate und entzog Scully ihre Hand, "sind wir also alle versammelt... welch Überraschung! Sollten Sie nicht eigentlich für und mit uns zusammen arbeiten?"

Scully zog ihre Hand zurück und fixierte Kate mit einem ihrer Patentblicke: "Haben Sie uns denn informiert? Ich denke nicht, dass wir hier wären, wenn wir nicht von uns aus hierher gefahren wären!"

"Ich habe versucht Sie zu erreichen, aber..." wollte Kate sich verteidigen, doch Mulder schwenkte sein Handy über Scullys Kopf und schüttelte demonstrativ den Kopf. Keiner hatte ihn angerufen.

"Laß uns unsere Arbeit machen und nicht gegeneinander wirtschaften!" Angel wollte Kate beschwichtigen, doch diese zog ihre Hand weg und ging einen Schritt zurück.

"Faß mich nicht an!", ihre Stimme klang sehr aggressiv.

"Lassen Sie ihn doch in Ruhe!", forderte Scully die Polizistin auf, "er hat ihnen nichts getan!"

Kate schüttelte den Kopf: "Wie können Sie nur so einem vertrauen?"

"Was heißt hier so einem?", Scully sah sie ärgerlich an, "er hat mir das Leben gerettet!"

"Hat er das?" Kate verzog ihr Gesicht, dann ging ihr ein Licht auf, "er hat Ihnen nichts gesagt oder?"

"Kate!", schaltete Angel sich ein und wollte nach ihr fassen, doch sie wich aus.

"Hat er nicht!", stellte Kate befriedigt fest.

"Kate, bitte!", versuchte Angel zu verhindern, was unweigerlich bevorstand.

"Sie wissen nichts, Agent Scully, rein gar nichts!" Kate lachte bitter.

"Was weiß ich nicht?" Scullys Blick ging von Angel zu Kate. Verdammt, welches Spiel wurde hier gespielt?

"Er ist einer von denen! Ja, er ist auch einer von denen! Nehmen Sie sich in Acht, Agent Scully!" Kate fixierte Angel.

"Einer von denen, von was? Von was?", brachte Scully aufgebracht hervor.

"Ein Vampir! Lady, er ist ein gottverdammter Vampir!" Kate sah Scully an und drehte sich dann um.

Während Scully fassungslos mit offenem Mund da stand, hallten die Schritte der Polizistin auf dem Betonboden, hallten in Scullys Kopf.

Angel machte einen Schritt auf sie zu, wollte es klären, ihr erklären, warum er nichts gesagt hatte. Der Versuch, seine Hand auf ihre Schulter zu legen, scheiterte. Noch ehe er etwas sagen konnte, schüttelte sie seine Hand ab und wirbelte zu ihm herum.

Ihre Augen waren kalt, kälter noch als Kates und er machte unwillkürlich einen Schritt zurück.

"Stimmt es?", ihre Stimme hatte die gleiche Kälte wie ihre Augen.

"Dana... ich wollte es Dir sagen..." zum erstenmal seit langem bekam er keinen vernünftigen Satz mehr heraus.

Sie jedoch wollte nichts mehr hören, hob ihre Hand lediglich abwehrend und drehte sich dann um. Ihre Augen schlossen sich, ihre Hände zitterten. Mein Gott, wie hatte sie nur so nah an einen Vampir herankommen können? Wie hatte sie sich verlieben können? War er doch einer ihrer Feinde!

Als sich ihre Muskulatur beruhigt hatte und sie sicher war, dass ihre Beine sie tragen würden, verließ sie mit schnellen Schritten die Lagerhalle.

Mulder und Angel blieben zurück.

Doch auch Mulder ignorierte Angel, wollte gar nicht wissen, was ihm noch verheimlicht worden war. Mit eiligen Schritten hatte er jetzt nur noch ein Ziel vor Augen. Er mußte herausfinden, was Kate dazu gebracht hatte, Angel so zu verachten, wenn er doch scheinbar auf der Seite der Guten stand.

Angel blieb zurück. Verzweifelt, schier entzwei gerissen und mit schwerem Herzen.
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