World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Resurrecting Dido

von Amy Schatz

Kapitel 8

Am nächsten Tag

Washington Mental Hospital

Isolationsstation

8:00 Uhr



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What ravages of spirit

Conjured this tempestuous rage

Create you a monster

Broken by the rule of love

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Mulder stand vor Scullys Krankenzimmer. Er hatte eine große Tüte in einer Hand und eine Tasse Kaffee in der anderen. Er trug eine Sweater das dem von Scully glich und er sah sehr müde aus. Er drehte sich zu der Krankenschwester um, die neben ihm stand.



„Wann wurde Sie das letzte Mal untersucht?“, fragte er.



„Irgendwann letzte Nacht.“, antwortete die Krankenschwester und strich sich eine Strähne ihres braunen Haares hinter das Ohr. " Es gab gestern noch einen Notfall auf dieser Etage und wir dachten alle, dass es das Beste wäre, sie einfach alleine zu lassen.“



Mulder nickte, aber ein ungutes Gefühl überkam ihn. Dieses Gefühl war einer der Punkte, wieso er schon so früh wieder hier her gekommen war. Die ganze Nacht über hatte er das Gefühl, dass Scully in Gefahr wäre.



Die Krankenschwester öffnete die Türe, Mulder stoppte sie allerdings. „Wie schnell kann Hilfe gerufen werden, falls etwas dort drin nicht stimmt?“



Sie blickte auf seine Hand, die auf ihrer Schulter lag und dann in sein Gesicht. Sie wirkte verunsichert. „Dies ist ein Krankenhaus, Sir. Hilfe könnte im Bruchteil einer Sekunde hier sein.“



„Gut, Danke.“ Nach diese Antwort atmete Mulder tief durch. „Sie können die Türe jetzt öffnen.“



Sie öffnete sie und Mulder wurde von Dunkelheit umgeben, als er den Raum betrat. Gleich darauf schloss die Krankenschwester die Türe wieder. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang, auf der Suche nach dem Lichtschalter. Als er endlich das Licht anschaltete, wurde der Raum sofort erhellt. Was Mulder nun erblickte überraschte ihn so sehr, dass ihn ein enkelerregendes Gefühl überkam.



Die ganzen Wände waren verschmiert mit Blut. Aber es war nicht einfach nur an die Wand geschmiert. Mit dem Blut waren Worte geschrieben worden. Das Blut war an manchen Stellen heller, an anderen dunkler. Scully saß hellwach in einer Ecke des Zimmers, mit blutigen Striemen überall auf ihren Armen, ihr Brustkorb, Blutflecken befanden sich auf ihren Wangen und ihrer Stirn und ihre Augen wurden von einer unbeschreiblichen Leere heimgesucht. Die Zwangsjacke lag neben ihr. Auch diese war mit Blutflecken übersäht.



Mulder schloss für einen kurzen Augenblick seine Augen und öffnete sie wieder. Er versuchte seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen und lies den Kaffe und die Tüte auf den Boden fallen. Er rannte zur Türe und hämmerte dagegen. Sie wurde schnell geöffnet und er schrie, dass die Krankenschwester schnell Hilfe holen sollte.



Sie erhaschte einen Blick auf Scully und rannte dann, mit weit aufgerissenen Augen, nach Hilfe schreiend den Gang hinunter.



Mulder rannte zu Scully und fiel neben ihr auf die Knie. Ihr Sweatshirt hatte sich an Arm- und Brustbereich mit Blut vollgesogen. „Gott, nein...“, stöhnte er während er daran dachte, dass sie versucht haben muss, ihre Handgelenke aufzuritzen.

„Sie haben kein Messer... Wie haben Sie das gemacht?“, wollte er wissen. Doch er hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet.

Plötzlich erblickte er die Zwangsjacke, die neben ihr lag. Die silbernen Schnallen reflektierten das Licht, die Kanten voller Blut. „Jesus!“, gab er von sich, während sich seine Brust schmerzhaft zusammenzog.



Er griff nach ihrem rechten Arm und streifte den Ärmel nach oben und bemerkte schnell, dass das Blut von einigen Schnitten an ihrem Oberarm kam. Doch es gab noch mehr, versteckte Schnitte- zackig und uneben. Es sah aus, als hätte sie an ihrem Arm genagt, oder versucht, diese mit einem stumpfen Messer zu bearbeiten. Er zerrte an dem Kragen des Sweatshirts und erblickte das gleiche auf ihrem Brustbein.



„Wo zum Teufel bleiben die ganze Hilfe, die angeblich so schnell hier sein soll?“, murmelte er in sich hinein. Mulder war so vertieft darin ihre Wunden zu untersuchen, dass er gar nicht merkte, wie Scullys Hände seinen Brustkorb hinauf wanderten.



Scully nahm ein Stück seines T-Shirts in ihre Hand und zog ihn näher an sich heran. Ihre Augen waren glasig und hell blau von all den Beruhigungsmitteln, aber sie waren tödlich. „Sie ... werden mich nicht zum Narren halten ...“ sagte sie. Ihre Stimme klang rau. „Ich weiß ... wer Sie ... sind.“



Mulder blickte in ihre Augen während er nickte und hoffte, er würde irgendwie einen Weg finden, sie vom Gegenteil zu überzeugen. . „Ich weiß, das Sie das tun. Ich bin *Mulder*, ihr Partner, ihr Freund. Sie sehen mich jetzt vielleicht nicht deutlich, Scully. Aber ich weiß, dass Sie es bald wieder werden.“ Er löste seine Augen von ihr und sah wieder zurück an die Wand. Wände, an denen Worte geschrieben waren – mit Blut; ihrem Blut.



Die Worte und kurzen Sätze schienen aus einem bestimmten Grund gewählt worden zu sein. Sie kamen nicht zufällig zu Stande, dass konnte er mit Sicherheit sagen.



*Komm schon Mulder. Das ist dein Job. Tu es jetzt und rette Scully.*



Er sah sich die Worte genau an, versuchte zu vergessen, dass sie mit Scullys Blut geschrieben wurden.

Die meisten von ihnen, waren falsch geschrieben- es fehlten Buchstaben- aber er wusste, dass das auf die Medikamente zurück zu führen war. Er war geschockt und fühlte, wie der Schmerz und neue Schuld in ihm aufkam, als er *seinen* Namen entdecken konnte.



*Sterben ich wil gehen Emly Muldr weg warten Lieb Teich Vögl zuruk geh Libe Muldr finden Muldr*



Die letzten zwei Verse nahmen ihm den Atem und er musste seinen Blick von der Wand und Scully abwenden. Er versuchte sich wieder zu beruhigen. Er hatte vermutet, dass sie ihn liebt, aber er war sich noch nie so sicher.



Jetzt hatte er die Antwort – aber sie hatte ihn in einem der schrecklichsten Wege erreicht.



Er schaute wieder auf seine Brust und sah, dass sie sich noch immer an seinem Shirt festhielt. „Warum hast du dir das angetan, Scully? Warum wolltest du dir selbst weh tun?“



Scully hatte die Decke angestarrt, aber ihr Gesicht wandte sich nun wieder seinem zu. Als sie ihn anblickte bemerkte er, dass ihre Augen klarer wirkten – Hoffnungsvoll; die letzte Dosis der Medikamente verlor scheinbar ihre Wirkung. Wenn er nur ein paar Minuten mit ihr sprechen könnte, wenn sie wieder ganz da wäre. Vielleicht könnte er ihr Helfen.



Sie atmete schnell und er fühlte ihren Atem, der gegen sein Gesicht stieß. Er schloss seine Augen und wartete auf eine Antwort.



„Ich möchte sterben ...“



Es war nicht die Antwort, die Mulder erwartet hatte und sie zeigte ihm nur noch mehr, wie hilflos Scully war. Er drehte sich um und zwei Krankenschwestern kamen endlich zur Tür hinein. Sie beförderten ihn auf sanfte weise aus dem Zimmer um sich dann um Scully kümmern zu können. Mulder wusste, dass die mit Blut geschriebenen Worte unübersehbar waren – es war schwer, sie in einem weißen Raum zu übersehen – aber niemand sprach über sie.



Die Schwestern bandagierten Scullys Wunden, während zwei Helfer die Wände säuberten und die Zwangsjacke entfernten. Dann fragte eine der Schwestern, ob Mulder Dr. Kott sprechen wolle. Mulder sagte ihr, dass er ihn nicht sprechen wolle und dass er versuchen wolle, mit Scully zu sprechen.



„Ich kann ihr aber nicht helfen, wenn sie nicht reden, nur weil ihr sie mit.. was weiß ich auch immer vollgepumpt habt! Ich brauche etwas Zeit mit ihr, wenn sie nicht irgendwelche Paraden von einer Gruppe Elvis- Imitatoren verfolgt.“



Die Oberschwester verstand und ein paar Minuten später waren Scully und er wieder alleine in dem Krankenzimmer. Er ging auf die andere Seite des Zimmers und öffnete die Tüte, die noch auf dem Boden lag. Er holte einen Schlafsack raus und breitete ihn auf dem Boden aus. Er nahm noch ein paar andere Gegenstände aus der Tüte: ein Kopfkissen, Wasser, ein Buch, ein Fotoalbum und einen Notizblock. Die nächsten Sachen die er heraus holte waren Gegenstände, die in Scullys Wohnung herumgelegen waren, als er gestern dort war. Er hatte Mrs. Scully gefragt, ob es okay wäre, wenn er ein paar Gegenstände mitnehmen würde und sie hatte ihm ihre Erlaubnis gegeben. Darunter befand sich: Scullys Lieblingshaarbürste, ein Radio und ein paar Kassetten. Er wusste, dass Scully ihn beobachtete um festzustellen, ob er auch der richtige war.



„Sie wissen, Scully...“, begann er während er sich auf seinen Schlafsack setzte. „...das ich es wirklich bin.“



Sie schaute ihn an, blinzelte und wickelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. So wie sie es tat, bemerkte er zwei Sachen: Wie lang ihr Haar doch war und das ihre Handgelenke jetzt bandagiert waren. So diese jetzt verbunden waren, waren es auch all die anderen Wunden, die sie sich selbst zugefügt hatte.



„Es tut mir so leid, dass ich Ihnen all dies angetan habe, Scully – das ich Sie dazu gebracht habe zu glauben, dass ich tot wäre. Aber die ganze Zeit über dachte ich, dass wäre der beste Weg, Sie zu beschützen. Ich wollte nicht, dass Ihnen etwas passiert und je weniger sie wussten, desto besser, dachte ich. Je länger Sie die Lüge glaubten, desto länger würden Sie am Leben bleiben.“



Scully sagte kein Wort, aber sie bewegte sich auf Händen und Füßen etwas vorwärts. Als die dies tat, verloren ihre Augen niemals den Blickkontakt zu Mulder. Ihre Augen waren jetzt noch klarer als zuvor und es sah so aus, als stünde sie am Rande eines Abgrundes.



Mulder sprach weiter, bewegte sich aber nicht, obwohl er sie am liebsten in einer Umarmung fest an sich gedrückt hätte. „Ich hätte Sie nicht mit ihrem Krebs alleine lassen dürfen. Aber ich dachte, es wäre das kleiner von zwei Übeln. Scully, ich hätte niemals gedacht, dass mein „Tot“ Ihnen so etwas antun würde. Ich denke, ich hatte mich selbst davon überzeugt, dass Sie sich nicht so sehr darum kümmern würden und das Sie darüber hinweg kommen würden, Ihr Leben fortsetzten. Und wenn ich dann zurück gekommen wäre, wären Sie zwar böse gewesen, hätten es mir aber dennoch verzeihen und verstehen könnten, warum ich das getan habe. Aber nun denke ich, dass sie nichts von all dem verstehen, oder?“



Scully bewegte sich noch ein Stück näher auf ihn zu und schüttelte ihren Kopf. „Verwirrt... nicht sicher... mehr...“



Tränen bildeten sich in Mulders Augen und als er seine Augen schloss, rannen sie seine Wange hinab. Gott, was hatte er ihr nur angetan? Scully war einmal eine der intelligentesten und Personen die er kannte und nur durch sein Verhalten, hatte er sie zu dem gemacht, was er nun sah. Eine blasse, zitternde Frau, die ihn kaum wahrnahm.



„Gott ... es tut mir so leid ... Ich hasse mich selbst dafür, was ich Ihnen angetan habe ... es ist meine Schuld.“ Er fing an zu weinen und verbarg seinen Kopf in seinen Händen. Sein ganzer Körper bebte.



Scully beobachtete ihn lange und versuchte seine Worte zusammen zu fügen. Es sah so aus, als würden die Wirkung der Beruhigungsmittel mit jedem Tag schwächer werden. Mit jedem Mal, als sie vor der Realität geflüchtet war, war es härter für sie, sich an die Bedeutung der Worte zu erinnern und wie aus ihnen Sätze zusammengesetzt wurden.



Aber plötzlich fand Scully heraus, was er gesagt hatte und schnappte nach Luft. Auf Händen und Knien krabbelte sie schnell zu ihm und berührte seine Schulter. Er hob seinen Kopf und blickte in ihre Augen, welche klarer waren, als er sie jemals gesehen hatte.



Ihre Hand bewegte sich von seiner Schulter zu seiner Wange und sie strich zweimal zart darüber, wischte seinen Tränen weg. „... *Bist*... du...“ Sanft flüsterte sie die Worte und eine Träne fiel ihre Wange hinunter, während sie dies tat.



Mulder seufzte Leise und entspannte sich, wie er es unter Scullys Berührungen immer tat. Er sagte nichts, wollte die stille Kommunikation, die nun zwischen ihnen entstanden war, nicht zerstören.



Ohne Unterbrechung vielen die Tränen von Scullys Gesicht und ihre Augen suchten wieder die seinen. „Ich habe... auch dich... gewartet.“



Mulder lachte, während Tränen seine Wangen bedeckten. „Ich bin so froh, dass du es getan hast!“ Langsam öffnete er seine Arme und Scully lies sich vorsichtig, wie ein ängstliches Tier, hinein sinken. In dem Moment, als seine Umarmung sich schloss, zuckte sie noch einmal kurz zurück, entspannte sich aber sogleich wieder.



So verweilten sie für einige Moment, bis Scully erneut die Stille unterbracht. „Du lebst.“



Mulder nickte. „Ich lebe.“



Scully kuschelte sich an ihn, drückte ihn fest an sich, bevor sie sich zurück zog. Sie bewegte sich ein Stück zurück, sodass sie ihn betrachten konnte. Stille herrschte, als sie ihn von oben nach unten musterte, bevor sie entschied, ob er es wirklich war, oder nicht. Nach einigen Minuten huschte ein kleinen Lächeln über ihr Gesicht und sie schloss ihre Augen. Einige Tränen traten unter den geschlossenen Liedern hervor.



„Ich bin froh... das ich... nicht gestorben bin.“



Mulder Lächelte zustimmend, während weiter Tränen sich ihren Weg über Mulders Wangen bahnten. „Ich auch, Scully. Ich auch.“
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