World of X

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Resurrecting Dido

von Amy Schatz

Kapitel 5

* * *



Washington Mental Hospital

Scullys Einzelzimmer

7:49 Uhr





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And you still have a rage inside you

That you carry with a certain pride

In the only part of a broken heart

That you could ever save

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Was Mulder sah, als er in das Zimmer trat, war etwas, was er sich nie erträumt hätte. Als er umherschaute fühlte er, wie sein Herzschlag aussetzte, während sein Gesicht von all dem Schmerz und der Schuld heimgesucht wurde.



Der Raum war komplett Ausgepolstert – vom Boden bis zur Decke - und alles war weiß. Scully saß in einer Ecke, ganz in grau gekleidet und eine weiße ausgewaschene Zwangsjacke, die vorsichtig um die schmale, zu dünne Gestallt gebunden war. Ihr Haar war viel länger, als er es bei ihrer letzen Begegnung war und es hing müde von ihrem Kopf, schien sich auf ihren Schultern auszuruhen. Es machte sie um einige Jahre jünger – fast so, wie ein kleines Mädchen. Im gesamten Zimmer waren keine Möbel zu finden – nicht einmal ein Stuhl oder ein Bett. Nicht einmal ein Fenster befand sich in diesem Raum. Nur ein helles Licht, welches von der Decke über ihnen kam, erhellte den Raum.



Mulder stand im Türrahmen, wusste nicht, was er nun tun sollte. Scully sah ihn nicht an. Sie hatte sich in eine Ecke gezwängt, ihre Augen waren glasig und es sah so aus, als wäre sie gar nicht anwesend. Ihren Kopf lehnte sie gegen die Wand und sie sang immer und immer wieder die selben zwei Zeilen eines Liedes.



* . . . I can’t forget you . . . can’t break free . . .*



Mulder konnte nicht glauben, dass Scully nicht unter dem Einfluss einiger Beruhigungsmittel stand. Es hatte für ihn beinahe den Anschein, als würde sie sich Tagträumereien hingeben. Sie erinnerte ihn an ein kleines Kind, dass an einem Samstag morgen Cartoons schaut, nur auf den Bildschirm konzentriert. Mulder wusste, aufgrund seiner Ausbildung, dass die meisten Ärzte nervös wurden, wenn Patienten wie Scully reagierten und sie ihre Patienten deshalb Medikamenten voll pumpten. Der Familie erzählten sie dann meist was ganz anderes. Er riss sich zusammen und tat einen Schritt vorwärts.



„Hey Scully . . . Erinnern Sie sich noch an mich?“



Schnell blickten ihn ihre Augen an und sie hörte auf zu singen. Aber immer noch hatte es den Anschein, als würde sie ihn nicht bemerken. Mulder tat einen weiteren Schritt auf sie zu. Dies schien jedoch zu nahe, denn Scully erhob sich erstaunlich schnell, wenn man bedenkt, dass sie immer noch von der Zwangsjacke umhüllt war. Zuerst stand sie wacklig auf ihren Beinen. Nach ein paar Sekunden aber, stand sie sicher auf ihren Beinen, schien bereit die Wände hoch zu klettern, wäre das ihr letzter Ausweg.



„Scully . . . ich bin es . . . Mulder . . .“



Sie war nicht beeindruckt. Ihre Augen, die Mulder wild ansahen, durchbohrten ihn und als sie sprach, war nur ein flüstern zu hören.

„Fassen Sie mich nicht an ... Ich ... weis ... für wen Sie ... arbeiten ...“



Mulder war verwirrt und versuchte nun eine andere Taktik. Er ging auf seine Knie und krabbelte nähe zu ihr in der Hoffnung, er würde nun für sie nicht mehr so bedrohend wirken. Sie war immerhin nur 1,65m groß und in einer Zwangsjacke.



„Scully ... erinnern Sie sich nicht an mich? Ich bin es, Mulder. Ich bin nicht tot.“



Es schien einer der unglaublichsten Momente seines Lebens zu sein, als Scully sich zu ihm wandte. Eine einzelne Träne wurde in ihren Augen geboren und rann schließlich ihre Wange hinab. Sie sagte mehr, als Tausende von Tränen es jemals vermocht hätten. In dieser einzelnen Träne konnte Mulder all ihre Hoffnung und Träume erkennen und er sah, wie die Geister des Lebens vor ihr auf den Boden fielen. Wegen ihm und wegen dem Krebs, wurde alles um sie herum auf ein simples, nahezu animalisches Level zurück gesetzt. Sie existierte einfach nur. Ihr Körper war lebendig, aber ihre Seele war an einem anderen Ort.



Mulder wusste nicht, ob er die Kraft dazu hatte, sie wieder zurück zu holen.



„Scully, Sie müssen jemanden glauben – wieso nicht Ihrem alten Freund Mulder?“ Er stockte als er die Worte hörte, die wenige Sekunden zuvor aus seinem Munde drangen. War das alles, was er für sie war? Ist das alles, was er auch in der Zukunft für sie sein wird? Oder wird er weniger für sie sein?



Einige seiner Worte schienen zu ihr durch zu dringen und sie lies sich auf den Boden fallen. Es wirkte nahezu tollpatschig, da sie Mühe hatte, ihr Gleichgewicht zu halten. Als sie auf ihren Knien war, rollte sie sich auf dem Boden zusammen. Tränen füllten ihr Augen und vielen schließlich herab.



Mulder beobachtete sie für ein paar Sekunden, konnte es aber bald nicht mehr länger aushalten. Sein Herz versuchte sie zu erreichen und er konnte all ihren Schmerz fühlte. Mulder krabbelte zu ihr und sah auf sie herab. Sie lag einfach nur still da und weinte wie ein kleines Mädchen.



„Oh, Scully! Alles, was ich Ihnen angetan habe, tut mir so furchtbar leid! Ich werde versuchen alles so gut ich kann wieder gut zu machen.“, sagte er und versuchte seine eigenen Tränen in den Griff zu bekommen. Mehr als alles andere auf der Welt wollte er sie berühren, doch er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Sie hatte noch nicht wirklich mit ihm gesprochen.



Er versuchte das nächst beste : Vorsichtig fasste er hinter sie und öffnete die Zwangsjacke. Mulder wusste, dass er Ärger bekommen würde. In diesem Moment aber kümmerte ihn dies nicht. Er wollte nur, dass Scully sich wohl fühlt und er wollte ihr etwas von ihrer Würde zurück geben.



„Sie können ihre Arme jetzt wieder bewegen, Scully. Wollen Sie versuchen auf zu stehen?“



Sie reagierte nicht. Sie starrte nur an einen weit entfernten Punkt hinter ihm.



Mulder wusste nicht, was er nun tun sollte, aber als ob sie ein Magnet und er Eisen wäre, zog sie ihn u sich und er hatte keine andere Wahl, als sie zu berühren. Es war schon immer so gewesen. Er hatte immer gedacht, dass sie eine magische Kraft hätte, die für sie arbeitete und die ihn immer näher an sie zog.

Er hatte das Gefühl, als wäre etwas schreckliches mit ihr passiert. Eben das hat ihn gestern zu ihr zurück gebracht. Er hatte geplant, sie zu Hause zu besuchen, nach ihrem Krankenhaus Aufenthalt und ihrer Heilung von dem Krebs. Er stellte sich vor, wie er vor ihrer Türe stand, sie ihm öffnete und wieder ganz gesund wäre. Und er konnte ihr erzählen, dass es vorbei war – das der Raucher tot war und auch die meisten seiner Anhänger. Aber in der letzten Woche hatte er das Gefühl, dass Scully nach ihm rufen würde und er musste einfach zu ihr kommen.



Als seine Fingerspitzen ihren Nackten berührten war sie blitzschnell wieder auf ihren Füßen und schie, die langen arme der Zwangsjacke baumelten an ihrer Seite hinab. Ihre Augen hatten wieder einen gefährlichen Ausdruck und sie begann um sich zu treten.



„Wieso haben die mich nicht sterben lassen? Ich wollte sterben! STERBEN, STERBEN, STERBEN, STERBEN, ... TOT!!“



Mulder versuchte sich aufzurichten und sah Scully verwirrt und ängstlich an. Er wusste nicht, wie er sie so erreichen sollte. Dann kamen ihre Blicke zu ihm zurück. Sie waren eisig und rachsüchtig.



„Ich weiß, dass Sie für IHN arbeiten!! Ich werde nicht zulassen, dass sie mich noch einmal mitnehmen!!“



„Wer, Scully? Der Raucher? Ich arbeite nicht für ihn und das wissen Sie! Ich hasse ihn. Und ich würde es nicht zulassen, dass die Sie noch mal entführen. Eher würde ich sterben!“



Sie begann sich im Raum umzuschauen, die langen Jackenärmel schlugen hin und her wie das Pendel einer Uhr. Als sie wieder begann, sich im Raum umher zu bewegen, gab sie unzusammenhängende Wörter von sich. „Hass, Hass . . . weg, wieso, leben . . . tot . . . Blut, Pool, Vögel, Lieder, Sonne . . . Liebe . . warten . . .“



Mulder schüttelte den Kopf, sein Herz hämmerte in seiner Brust. Er hatte Scully noch nie in solch einem Zustand gesehen und es beunruhigte ihn zu Tode. „Was sagen Sie, Scully? Ich verstehe Sie nicht.“



In diesem Moment stoppte Scully in ihrer Bewegung. Sie lauschte für ein paar Sekunden und dann rannte sie zur Tür. Mulder beobachtete sie und hätte beinahe angefangen zu weinen als er sah, in was für einer Welt sie gefangen war.



Aber nach ein paar Sekunden wurde die Türe aufgeschlossen und ein groß gewachsener Pfleger kam mit essen für Scully herein. Er war zu beschäftigt damit Mulder zu betrachten, dass er nicht merkte, wie Scully auf ihn zustürmte. Noch bevor Mulder sie davon abhalten konnte, befand sie sich auf dem Rücken des Pflegers, trat ihn und schrie.



„ICH WOLLTE STERBEN!! LASST MICH STERBEN!!!!!“



Sie hielt ihn so, dass ihr Arm um seinen Hals geschlungen war und schlug plötzlich auf seine Luftröhre ein. Er viel auf seine Knie und Scully rannte aus dem Zimmer hinaus.



Mulder rannte so schnell er konnte hinter ihr her und rief während dessen nach Hilfe.

Als er auf den Flur trat, war Scully schon beinahe bei dem Raum der Schwestern angelangt.



„Ich kann sie kriegen!“, schrie er, fest in dem Glauben, er währe nahe genug an ihr dran.

Doch keiner schien ihn zu beachten. Tatenlos musste er zusehen, wie drei Pfleger sie überwältigen und sie auf den kalten Boden des Krankenhauses drückten. Mulder empfand den Schmerz, als wäre es sein eigener. Doch selbst der harte Sturz schien sie nicht zu stoppen. Als die Pfleger sie endlich wieder festhalten konnten, begann sie zu schreien, als würde sie von ihnen gefoltert werden.



Mulder bahnte sich seinen Weg durch die Menschen, die auf den Gang gestürmt waren und versuchte, die Pfleger von ihr herunter zu bekommen. Aber er wurde zurück gestoßen und musste mit ansehen, wie ihr eine Nadel in den Arm gestochen wurde.



Als die der Inhalt der Spritze völlig gelehrt war, entfernten sich alle, bis auf einen Pfleger, von ihr. Mulder sank in einer sitzenden Position neben Scullys Kopf zu Boden und sah zu, wie die Drogen all ihre Kraft und all ihr Leben von ihr nahmen. Einige Sekunden später schien sie entspannt und ihre Augen hatten eine glasige Form angenommen.



Mulder wollte anfangen zu weinen, aber irgendwie hielt er seine Tränen zurück. Er strich über ihre Schulter und fragte sie: „Wie fühlen Sie sich jetzt, Scully? Besser?“



Sie blickte ihn an, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihn wirklich sah. Er wusste, dass er nun in ihren Augen ebenso gut wie ein großer rosaroter Bär aussehen könnte. Aber dann blinzelte sie und für ein paar Sekunden hatte es den Anschein, als würde sie ihn anblicken wie die Scully, die er kannte. „Mulder. . . tot . . weg . . .“, sagte sie und neue Tränen liefen an ihren Wangen hinunter.



Zart strich er über ihre Wange und strich ihr einige Haare aus der Stirn. „Oh nein, Scully. Ich bin neben Ihnen. Immer.“



„Sir, wir müssen ihr die Jacke wieder anlegen und sie dann wieder auf die Station bringen.“



Mulder nickte und stand auf. Er half den Männer, Scully in eine aufrechte Position zu bringen, so das sie gerade stehen konnte. Schweren Herzens sah er den Männern nach, wie sie Scully, halb schleifend, halb gehend wieder in diesen fürchterlichen Raum brachten.



Als er die Tür ins Schloss fallen hörte, bemerkte er, dass jemand hinter ihm stand. Als er sich umdrehte sah er Mrs. Scully.



Sie sah besorgt und verloren aus. Es schien, als wäre sie bereit, aufzugeben. „Ich sehe, dass es nicht so gut gelaufen ist.“



Mulder schüttelte seinen Kopf. „Ich konnte sie nicht erreichen, Mrs. Scully.“



„Fühl dich nicht als Versager, Fox. Sie war für über 6 Monate bewusstlos – es gab keine Hoffnung, dass sie wieder gesund werden würde. Ich denke, dass es so besser ist. Ich hatte ein Gespräch mit Dr. Kott und er sagte, dass sie nicht mehr ganz gesund werden wird.“ Es sah so aus, als würde Mrs. Scully gleich in Tränen ausbrechen. „Sie ist so hilflos, Fox. Sie ist an einem dunklen und beängstigenden Ort gefangen und ich glaube nicht, dass sie stark genug ist, ihren Weg zu uns zurück zu finden.“



Alles in Mulders Inneren schrie, dass das nicht wahr sein konnte. Scully war die stärkste Person, die er kannte – sie ist mit mehr Dingen fertig geworden, als andere Person es jemals können werden. „Es muss etwas geben, mit dem wir ihr helfen können. Ich wünschte, ich wüsste, was es ist. Ich weiß wirklich nicht, wo sie jetzt ist. Und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen könnte.“
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