World of X

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Elysian Fields

von Amy Schatz

Kapitel 3

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Scully rannte in ihr Hotelzimmer und machte sich sofort auf den Weg zum Bad, wobei sie ihren Geldbeutel auf den Boden fallen ließ. Sie stand vor dem Waschbecken und nahm einen tiefen Luftzug. Sie überraschte sich selbst, als sie die Packung ruhig öffnete, den Inhalt herausnahm und ihn auf die Ablage stellte.



Sie sammelte alles zusammen und verschwand auf der Toilette.

Kurze Zeit später kam sie heraus und legte den Teststreifen aufs Waschbecken. Dann holte sie tief Luft, verschränkte ihre Arme und wartete.





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Ihre Bestellungen waren endlich angekommen und Mulder fand seinen Hamburger ziemlich gut. Er wünschte sich nur eine bessere Begleitung. Er sah zu Reese hinüber und bemerkte, dass sie schon ganz hübsch war. Er bemerkte auch, dass sie vor einigen Jahren genau der Typ Frau gewesen wäre, die er mit in sein Hotel genommen hätte. Er wäre wahrscheinlich nicht weiter interessiert an ihr gewesen, aber er hätte es getan – nur um seine schrecklich Einsamkeit zu vertreiben. Aber das waren Tage vor den X-Akten, und vor Scully.



Scully. Dieser Name wirbelte so viele Gefühle in ihm auf, dass er tief einatmen musste. Sie war alles für ihn. Schon bevor sie ein Paar gewesen waren, hatte sie ihm unglaublich viel bedeutet. Sie war seine beste Freundin. Sie akzeptierte die Suche nach seiner Schwester, er war besessen von seiner Arbeit, und erstaunlicherweise war sie genauso versessen darauf wie er. Sie wollte ihm dabei helfen, die Wahrheit zu finden.

Jetzt wo sie zusammen waren hatten sich seine Gefühle für sie in astronomische Höhen verstärkt. Er konnte sich sein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen und hatte sogar Angst, überhaupt daran zu denken. Er wusste, dass, wenn sie ihn verließe, er nicht mehr länger leben könnte. Er würde es auch nicht wollen.

„Mulder?“

Reese’s Stimme brachten ihn in die Gegenwart zurück und er sah sie fragend an.

„Ja?“

„Sind Sie fertig?“ fragte sie, ein seltsames Glänzen in ihren Augen.

Er nickte.

„Gut, dann lassen Sie uns ins Hotel zurückfahren. Die Nacht ist noch jung.“

Mulder lächelte matt, aber ihm gefiel der Ton in ihrer Stimme nicht, als sie das gesagt hatte.





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Ihre innere Stimme schrie sie an und sie wusste, dass sie Recht hatte. Was auch immer das Ergebnis sein würde, sie würde damit fertig werden. Sie hatte nie um Hilfe gebeten und sie würde es auch jetzt nicht tun. Sie hatte sich immer selbst um ihre Probleme gekümmert und würde sicher nicht damit aufhören.



Sie nahm einen Luftzug und öffnete ihre Augen, war sich aber nicht sicher, was sie sehen wollte.

Ein riesiges, schwarzes Plus starrte zurück zu ihr.





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Reese war Mulder zur Vordertür gefolgt, als er stehen blieb und sich umdrehte.

„Danke, Reese, aber ich denke ich schaffe es von hier aus allein.“

Sie lachte erneut und Mulder konnte sich kaum zurückhalten, sie zu erwürgen. Er hielt diese Frau nicht aus.

„Kann ich noch mit Ihnen hochkommen?“ fragte sie, ihre Stimme tief und leidenschaftlich.

Mulder war erstaunt, wie schnell sie sich verändern konnte. Vor einer Minute war sie ein dummes Schulmädchen, das all diese lächerlichen Geschichten erzählte, und in der anderen eine erwachsene Frau.

Er schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, Reese. Ich bin müde.“

Sie ging näher zu ihm und griff nach seiner Krawatte, um sie zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen.

„Ich muss Sie aber etwas zu dem Fall fragen.“

„Kann das nicht bis morgen warten?“

„Nein, ich denke ich habe eine Verbindung entdeckt und will darüber sprechen, solange es noch frisch in meinem Gedächtnis ist.“

Mulder bemerkte plötzlich, dass, wenn er ihr zustimmte, er sie schnell loswerden konnte und vor elf Uhr bei Scully sein würde.

Er zog seine Krawatte aus ihren Händen und sagte, „In Ordnung, Reese. Aber das sollte gut sein.“

Als er die Tür öffnete, lächelte sie und sah ihm hungrig nach. „Das hoffe ich doch“, sagte sie zu sich selbst.





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Scully ging in ihrem Zimmer auf und ab wie ein gefangener Tiger. Sie trug immer noch ihr Kostüm, ihre Haare sahen etwas wild aus und sie war aufgrund der ständigen Bewegung ein bisschen rot. Sie lief schon seit fast 15 Minuten so herum. Scully fiel es schwer, das Testergebnis zu akzeptieren. Es konnte einfach nicht wahr sein. Sie und Mulder waren immer so vorsichtig dabei gewesen, Verhütungsmittel zu benutzen.

erklärte ihr ihre innere Stimme.

„Verdammt!“ fluchte sie und lief eine erneute Runde in ihrem Zimmer.

„Warum muss das ausgerechnet jetzt passieren?“ fragte sie laut. „Himmel noch mal, ich bin Ärztin. Ich hätte vorsichtiger sein müssen!“ schrie sie.



Schließlich sank sie aus purer Erschöpfung auf ihr Bett. Sie seufzte, legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Sie wusste nicht, wie sie über diese Neuigkeit denken sollte. Es war ganz bestimmt der falsche Zeitpunkt für eine Schwangerschaft. Sie und Mulder hingen immer noch sehr an den X-Akten und er konnte nicht mehr zu dem Punkt zurückgehen, keinen Partner zu haben. Es war auch viel zu gefährlich.

Um alles nur noch schlimmer zu machen, hatte Scully keine Ahnung, wie Mulder auf diese Nachricht reagieren würde. Würde er glücklich oder wütend sein? Sie wusste es einfach nicht. Sie wusste aber, dass sie es ihm unbedingt erzählen wollte.

Er könnte eine solche Angst bekommen, dass er sie verlassen würde, und sie konnte das einfach nicht durchmachen. Scully war schon immer besorgt gewesen, dass sie nicht gut genug für ihn sein würde und vielleicht ließ es ihn diese Sache früher erkennen.

Sie stellte sich ein Szenario vor, bei dem er, nachdem sie es ihm erzählt hatte, ihr sagen würde, dass sie abhauen und nie wieder zurückkommen sollte.

Der Gedanke daran machte ihr wahnsinnige Angst.

„Nein“, sagte sie laut. „Mulder ist nicht so. Er würde das nie tun.“

Aber die Angst war immer noch da, tief in ihr vergraben.

Sie setzte sich auf, öffnete ihren Blazer und sah auf ihren Bauch hinunter. Er war immer noch flach, aber in ein paar Monaten würde er zu unglaublicher Größe anschwellen. Als sie ihre Hände auf ihrem Bauch platzierte, holte sie tief Luft.

Es war schön, daran zu denken, dass jetzt ein kleines Lebewesen in ihr war – dass sie ein Teil davon war, es zu schaffen. Sie lächelte, da sie es mochte, einen Teil von Mulder in sich zu tragen. Als sie die Arme um sich schlang, begannen ihre Gedanken zu wandern, Bilder von Mulder wie er ihr Kind hielt, mit ihm spielte, es liebte.

, schalt sie ihre innere Stimme und jagte die Träume weg, wie der Nebel die Sonne vertreibt.

Scullys Lächeln verschwand und ihre Arme fielen von ihrer Mitte, als sie bemerkte, dass das wahrscheinlich der Wahrheit entsprach.





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„Ich denke, dass die Frau das Opfer wahrscheinlich kannte. Wir sollten sie morgen befragen“, sagte Pamela, wobei sie sehr nahe bei Mulder stand.

Mulder fühlte Wut in sich aufsteigen. „Das wollten Sie mir erzählen, Reese? Das konnte nicht warten? Ich denke Sie sollten jetzt verschwinden.“

Pamela nickte und lief zur Tür zurück. Sie machte sie ein paar Zentimeter auf, wandte sich dann aber noch mal an ihn. Sie konnte es entweder erneut versuchen oder gehen. Da sie es nicht gewohnt war, zurückgewiesen zu werden, entschied sie sich für das erste. Sie ließ die Tür offen, als sie wieder zu Mulder ging.

„Warum hörst du nicht mit der Schauspielerei auf, Mulder?“

Er sah sie an, seine Augen geweitet. „Schauspielerei? Wovon reden Sie überhaupt?“ sagte er, als er seinen Mantel auszog und aufs Bett warf.

Pamela tat es ihm gleich und öffnete zusätzlich ihren Blazer. „Ich weiß, dass du mich willst. Warum gibst du es nicht einfach zu?“ fragte sie, wobei sie die Knöpfe an ihrer Bluse aufmachte. „Ist es, weil deine Partnerin nebenan ist? Mach dir keine Sorgen. Sie sah müde aus. Sie wird nichts hören.“

Mulder wurde jetzt richtig sauer. „Da haben Sie Recht. Sie wird nichts hören, weil nichts passieren wird.“

Pamela sah aus, als ob sie das nicht gehört hätte. Sie ging mit einem räuberischen Ausdruck in ihren Augen näher auf ihn zu.

„Das werden wir ja noch sehen...“





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Scullys Kopf drehte sich in Richtung Mulders Zimmer, das genau neben ihrem lag. Sie hatte gehört, wie sich die Tür geöffnet hatte. Sie sah in den Spiegel, der über der Frisierkommode hing und holte tief Luft. Sie konnte sich nicht davor drücken. Es war zu wichtig, um es geheim halten zu können, besonders ihm gegenüber. Sie musste wissen, wie er darüber dachte.

Also erhob sie sich vom Bett und bewegte sich auf die Tür zu. Sogar wenn er sie aus dem Zimmer warf, musste sie es ihm erzählen. Er hatte das Recht, es zu erfahren. Und vielleicht, wenn sie Glück hatte, würde er nicht zu bestürzt sein.





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Mulder entfernte sich von Reese, seine Augen wild vor Wut. „Ich sage das jetzt ein allerletztes Mal, Reese. Hauen Sie endlich ab!“

Sie schüttelte den Kopf, rückte näher und nagelte ihn an der Wand fest.

„Du musst dich nicht mehr verstellen“, sagte sie, bevor sie sich nah zu ihm beugte und seinen Mund mit ihrem bedeckte.





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Scully verließ ihr Zimmer und lief die paar Schritte zu Mulders. Als sie sah, dass die Tür schon auf war, vermutete sie, dass er bereits auf sie wartete und stieß sie auf.

Die Szene, die sich ihr bot, erschütterte sie aufs Tiefste.

Sie schlug die Tür so fest gegen die Wand, dass sie Splitter fliegen sah.

„Mulder!“ rief sie aus, ihre Stimme erdrückt vom Schmerz.

Sie hatte die Tür aufgedrückt und entdeckt, was wie Mulder und Reese in einer leidenschaftlichen Umarmung ausgesehen hatte. Und in diesem Moment zerbrach ihr Herz in eine Million Stücke, die vom Wind weggeblasen wurden.

Mulder und Reese sprangen auseinander und Mulder drückte Pamela hart von sich weg. Sie verlor ihr Gleichgewicht und fiel aufs Bett.

„Scully!“ rief Mulder, wobei er verzweifelt von ihr zu Reese sah. „das ist nicht so, wie es aussieht.“

Scully sah ihn an. Er hatte ihre Augen noch nie so kalt gesehen. Sie waren wie blaues Eis. „Ach wirklich, Mulder. Ist es nicht? Was ist es dann?“

Mulder bewegte sich auf sie zu, aber sie entfernte sich sofort. Er stand still und warf Reese einen wütenden Blick zu. „Sie hat mich überfallen! Sie hat mich praktisch angegriffen.“

Scully sah zu Reese, die inzwischen wieder stand, ihre Bluse halb geöffnet, ihr Haar zerzaust, und alles, was Scully sah, war Detektive White. Sie erinnerte sich daran, ins Zimmer gekommen zu sein und die Frau über Mulder liegend erblickt zu haben und sie erinnerte sich an die Wut, die sie gespürt hatte. Die gleiche, die sie auch jetzt erfüllte.

„Mulder, diese Entschuldigung gilt nur einmal und du hast sie schon benutzt.“

Sie wandte ihren Blick wieder ihm zu und der Drang ihm an die kehle zu springen überwältigte sie fast. „Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast, Mulder. Ich habe dir vertraut.“ Sie machte noch einen Schritt zurück und fühlte die Übelkeit wieder in sich aufsteigen. „Ich habe dir vertraut“, sagte sie in einer tiefen, sanften Stimme, die so von Schmerz erfüllt war, dass es Mulder fast zum Weinen brachte.

Er sah sie an, den Schreck in ihren Augen und er wusste, dass dies das Ende war. Sie würde es niemals verstehen, ihm nie verzeihen. Sie verließ ihn. Diese Erkenntnis versetzte ihm einen Stich ins Herz.

„Scully, lass es mich bitte erklären.“

Sie schüttelte den Kopf, und die Tränen flossen.

„Das musst du nicht, Mulder. Ich weiß schon, warum du das getan hast. Ich war noch nie gut genug für dich. Ich hätte das früher erkennen müssen.“ Sie sah zu ihm hoch.

„Ich hätte wissen müssen, dass ich nie mit einer wie ihr konkurrieren kann“, sagte sie und zeigte zu Reese.

Mulder sah sie an. „Oh Gott, Scully, das ist das nicht im entferntesten wahr. Du musst mir glauben.“

Inzwischen schaute Pamela von Mulder zu Scully und bemerkte endlich, dass die beiden zusammen waren. Wie konnte sie das nicht erkannt haben? Vielleicht, weil sie es nicht sehen wollte.

Scully machte einen weiteren Schritt von ihm weg, sie fühlte sich als ob sie sterben würde. „Und zu glauben, dass ich hierher komme, um dir zu sagen...um dich zu fragen...“, ihre Stimme wurde schwächer und sie blickte zum Boden, unfähig, weiterzureden.

Stille lag über ihnen, bis sie wieder zu ihm sah, sie hatte ihre Entscheidung getroffen.

„Es ist aus, Fox“, sagte sie mit einer Stimme, in der kein Gefühl mehr mitschwang. Das war gestorben, als sie ihn mit Reese erwischt hatte. „Ich will dich nie wieder sehen.“

Sie drehte sich von ihm weg und ging zur Tür.

Einmal noch drehte sie sich um, sie versuchte sich alles an ihm in einem Augenblick einzuprägen: seine Haarfarbe, seine nussbraunen Augen, wie er mit ihr sprach, wenn sie allein waren.

„Ich hasse dich für das, was du mir angetan hast. Ich hasse dich.“

Dann drehte sie sich um, lief aus der Tür hinaus, und war weg.





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In dem Augenblick, wandte sich Mulder an Reese.

„Raus hier, bevor ich etwas tue, das ich später vielleicht bedauern werde!“ giftete er mit einer solchen Bosheit, dass Pamela sich sicher war, dass sie fühlte, wie diese sie stach. Sie sagte nichts, stand nur da.

„Ich sagte VERSCHWINDEN SIE ENDLICH AUS DIESEM ZIMMER! ZUR HÖLLE MIT IHNEN!“ schrie er, wobei er sich überhaupt nicht darum kümmerte, wen er dabei aufwecken könnte.

Sie zögerte nicht. Sie griff nach ihrem Mantel, rannte aus dem Zimmer und bat zu Gott, dass sie Fox Mulder niemals wieder sehen würde.



Als sie gegangen war, sackte Mulder an der Wand zusammen und rutschte auf den Boden, wiegte seinen Kopf auf seinen Händen. Er konnte einfach nicht glauben, was Scully da gesagt hatte. Er konnte nicht glauben, dass sie ihn verlassen hatte, dass er ohne sie weitermachen musste.

Er konnte es einfach nicht. Er würde sterben.

Als salzige Tränen aus seinen Augen auf seine Wangen strömten, hoffte er, dass er es tatsächlich tat.
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