World of X

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Strength

von XS

Chapter 8

VIII


Der Wind heulte um die Hütte. Leise, beinahe sanft. Als wollte er sie nicht wecken. Als wollte er sie sanft in den Schlaf wiegen und sie einlullen. Doch sie war wach. Auf jeden Fall registrierte sie bereits wieder die Geräusche, die sie umgaben. Sie wußte nicht, wieso sie aufgewacht war, aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Langsam öffnete sie ihre Augen. Sie blickte an die einfachen Holzbretter der Decke. Dann wand sie den Kopf und erblickte Mulder, der halb auf der Matratze lag. Die Einzelteile des CB-Funkgerätes lagen noch auf dem Boden verstreut und Mulder hielt außerdem noch eins der Einzelteile in seiner Hand fest. Jetzt bemerkte sie, daß sie im Schlaf die Decke weggeschoben hatte, da sie offensichtlich so geschwitzt hatte.
Vorsichtig streckte sie einen Arm aus. Leicht berührte sie Mulder’s Schulter.
Keine Reaktion.
Sie versuchte, ihn ein wenig zu rütteln.
Ein Murmeln. Dann bewegte er seinen Kopf ein wenig.
"Mulder?", wisperte sie.
Jetzt richtete er sich langsam auf und wand sich ihr zu. Müde sah er sie an.
"Mulder? Alles in Ordnung?"
Er schloß die Augen und nickte. Dann sah er sie wieder an.
"Ja, ich habe nur nicht besonders viel geschlafen letzte Nacht."
Fragend sah sie ihn an.
"Ich habe ihre Wadenwickel gewechselt, damit ihr Fieber sinkt. Ich hoffe es hat etwas genutzt."
Er legte die Platine, die er noch immer in der Hand hielt zur Seite und kniete sich dann vor der Matratze nieder. Er legte Scully eine Hand auf die Stirn.
"Ich fühle mich schon besser, Mulder. Aber sie hätten sich auch ausruhen müssen. Das Fieber wäre auch so gesunken."
"Nein", lächelnd schaute Mulder sie an, "Ich mußte doch sicher gehen, daß sie gut versorgt sind. Sonst hätte ich ohnehin nicht beruhigt schlafen können."
Sie sah ihn an. In seinen Augen sah sie Angst; Angst um sie, um ihre Gesundheit. Aber jetzt las sie auch Erleichterung. Erleichterung darüber, daß es ihr so schnell wieder besser ging.
Plötzlich war ein grummelndes Geräusch zu hören und Scully mußte unwillkürlich lächeln.
"Ich schätze mein Magen beschwert sich, daß er seit gestern morgen nichts mehr zu Essen bekommen hat."
"Ich werde ihnen gleich etwas bringen", versicherte Mulder und erhob sich.
"Danke."
Sie sah ihm nach, während er in die Küche ging. Sie fühlte sich so hilflos. Sie wünschte, sie könnte aufstehen und müßte nicht Mulder alles für sie tun lassen. Außerdem, wenn sie den ganzen Tag nur lag, würde sie schnell müde werden. Es wäre zudem sicherlich besser, wenn sie aufstünde, damit ihr Kreislauf wieder normal würde. Aber durch ihre Kopfwunde war es andererseits vermutlich keine gute Idee jetzt schon aufzustehen. Wer wußte schließlich, wie ernst ihre Kopfverletzung war. Aber trotzdem mußte sie Mulder bitten, ihr einmal aufzuhelfen.
Nach einigen Minuten, in denen Scully nur da lag, auf die kleinen Flammen des Kaminfeuers starrte und ihren Gedanken nachhing, erschien Mulder wieder und kam, mit einem Teller in den Händen, auf sie zu. Scully richtete sich ein wenig auf.
"Warten Sie, ich helfe Ihnen...", beeilte sich Mulder zu sagen und stellte rasch den Teller auf dem, noch immer neben der Matratze stehenden, Stuhl ab.
"Es geht schon...", setzte Scully an. Sie stützte ihre Hände auf die Matratze, um sich vollständig aufrichten zu können.
Mulder beugte sich zu ihr nieder und wollte sie mit einem Arm stützen.
"Wirklich Mulder, es ist in Ordnung", versicherte Scully mit Nachdruck.
Mulder sah sie zwar mit zweifelndem Gesicht an, doch er zog seinen Arm wieder zurück. Trotzdem blieb er nahe genug an der Matratze sitzen, um notfalls eingreifen zu können. Das Ereignis, das bei Scully’s erstem Versuch sich aufzurichten, eingetreten war, hatte sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt und das mußte er sich jetzt wieder vor Augen führen.
Scully hatte sich endlich vollständig aufgerichtet. Obwohl sie noch immer ein leichtes Schwindelgefühl überkam, zeigte sie keine Schwäche. Es würde schon wieder besser werden. Um Mulder zu zeigen, daß es ihr gut ging, stützte sie sich nur noch mit einer Hand ab und legte die andere scheinbar beiläufig oder als ein Zeichen der Gewohnheit in ihren Schoß. Sie hatte die Decke wieder richtig über sich ausgebreitet, obwohl ihr noch immer heiß war. Noch immer sah sie diesen zweifelnden Ausdruck in Mulder’s Augen, während er jede ihrer Bewegungen genau beobachtete. Um ihn vollends zu beruhigen, ging Scully zum Angriff über.
"Bekomme ich nun etwas von der Suppe? Mein Magen beschwert sich sonst noch einmal."
"Natürlich", für einen Moment sah sich Mulder verwirrt nach dem Teller um. Als er sich wieder besonnen hatte, wo er diesen abgestellt hatte, nahm er ihn vorsichtig in beide Hände und reichte ihn Scully.
"Hier, bitte! Seien Sie vorsichtig, sie ist vermutlich noch sehr heiß", warnte er sie.
Scully nickte.
"Danke", ergriff sie den Teller, wobei sie nun auch die andere, stützende Hand zur Hilfe nehmen mußte. Aber sie merkte, daß sie dieses Problem meistern konnte.
"Wollen Sie denn nichts essen?", fragend sah sie ihn an, da er nichts für sich mitgebracht hatte.
"Ich kann gleich noch etwas essen. Jetzt sind Sie dran", mit einem strengen Ausdruck auf dem Gesicht, reichte er ihr einen Löffel. Vorsichtig, um nichts zu verschütten setzte Scully den Teller ab.
"Warten Sie, ich halte den Teller so lange...", warf Mulder dazwischen, bevor sie den Teller hatte abstellen können. Scully lächelte ihn an.
"Mulder, Sie brauchen mich nicht zu füttern."
Jetzt lächelte auch er. Das Grinsen, das sich auf seinem Gesicht abzeichnete, schien sich von einem Ohr zum anderen zu ziehen.
"Ich weiß, aber es kann doch nicht schaden, wenn ich es trotzdem tue, oder?"
Ein noch breiteres Grinsen, wenn das überhaupt möglich war. Mit einer Handbewegung nahm er den Teller an sich und rückte ein Stück näher. Er tauchte den Löffel in die dampfende Suppe und führte ihn das kurze Stück bis zu Scully’s Mund.
"Und jetzt den Mund auf!", befahl er noch immer grinsend.
Auch Scully’s Lächeln erstrahlte in ihrem Gesicht und spiegelte sich auch in ihren Augen wieder. Zufrieden öffnete sie ihren Mund ließ sich füttern.
Obwohl es zu Beginn erst langsam voranging, da die Suppe noch sehr heiß war, hatte Scully sie nach wenigen Minuten bis auf den letzten Rest verschlungen.
"Mehr!", verlangte sie einfach und grinste in Mulder’s Gesicht.
"Also gut, es ist noch genug Suppe da", begann Mulder todernst, ohne empört auf Scully’s befehlenden Ton zu reagieren.
"Nein", lachte Scully, "das war genug Suppe. Jetzt dürfen Sie sich bedienen. Allerdings, ...haben Sie vielleicht Brot oder etwas in der Art gefunden?"
Hoffnungsvoll sah sie ihn an.
Als hätte Mulder’s Magen nur auf das Stichwort gewartet, ließ er bei den Worten "Jetzt dürfen Sie sich bedienen" ein lautes Grummeln hören, das keine weitere Fragen offen ließ.
Wieder breitete sich ein Grinsen über Mulder’s Gesicht aus.
"Also gut, mein Magen beschwert sich auch schon. Ich werde mal sehen, ob ich noch etwas für Sie finde."
Mit diesen Worten erhob sich Mulder und nahm auch den Teller mit.
Nach wenigen Minuten, in denen Mulder anscheinend die Schränke durchsuchte, erschien er wieder in der Tür. Abermals trug er in der einen Hand einen Teller mit Suppe, während er in der anderen Hand einen flachen Teller hielt, auf dem irgend etwas lag. Als Mulder nähertrat und sich zu Scully hinunter beugte, konnte sie erkennen, um was es sich handelte.
Mulder reichte ihr den Teller.
"Danke", sagte Scully und ergriff einen Zwieback vom Teller. Dann biß sie herzhaft hinein.
"Ich hätte Ihnen ja gerne Brot gebracht, aber ich habe nichts gefunden. Die haben hier wohl nur Lebensmittel gelagert, die lange haltbar sind", erklärte Mulder entschuldigend.
"Das ist schon in Ordnung. Der Zwieback schmeckt wirklich gut", beruhigte Scully ihn, noch immer kauend.
Mulder zuckte die Schultern und setzte sich neben Scully auf die Matratze.
In der angenehmen Stille, die sich jetzt ausbreitete, löffelte Mulder seine Suppe, während Scully an ihrem Zwieback knabberte.
In vertrauter Zweisamkeit saßen sie so einige Minuten nebeneinander, bis beide ihre Mahlzeit vertilgt hatten. Doch Mulder stand nicht sofort auf und auch Scully sagte nichts, um ihn zu bitten, daß er ihren Teller in die Küche bringen könne. Sie saßen einfach nur schweigend nebeneinander und lauschten dem Wind, der immer noch unaufhörlich um die Hütte strich, dem Prasseln und Knacken des Feuers und dem Knarren einiger Holzbretter, die ab und zu dem Druck des Windes ein wenig nachgaben.
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