World of X

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Strength

von XS

Chapter 7

VII


Mulder atmete tief aus und erhob sich langsam. Was passierte nur mit ihm hier oben? Er wollte besser nicht darüber nachdenken. Scully schlief jetzt und die Hauptsache war, daß sie wieder zu Kräften kam und gesund wurde. Er wußte auch, daß er sich jetzt ausruhen sollte, aber dazu war er viel zu aufgewühlt. Er konnte jetzt nicht untätig hier herumsitzen, ohne einen Versuch zu starten, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Er machte sich auf den Weg in die Küche und warf im Vorbeigehen einen Holzscheit ins Feuer. Dann öffnete er in der Küche den Schrank, in dem er das CB-Funkgerät gefunden hatte. Es schien zwar auf den ersten Blick vollkommen funktionsuntüchtig zu sein, aber er hatte vermutlich viel Zeit, das Gerät wieder in Gang zu bringen.
Ein Seufzer entwich Mulder’s Lippen. Wie lange würden sie wohl hier festsitzen? Tage? Wochen? Oder..? Nein, soweit sollte er besser nicht denken. Das lag noch in weit entfernter Zukunft! Obwohl, ...meistens kamen solche Augenblicke schneller als erwartet.
Lebensmittel sollten genug vorhanden sein. Er glaubte nicht, daß sie sich jetzt schon Gedanken um Lebensmittelrationen machen mußten. Wenn es wirklich soweit kommen sollte, dann könnte er immer noch auf einen Teil verzichten, so daß Scully nichts entbehren mußte, das ihrer Genesung im Wege stand. Was aber vermutlich viel eher ausgeschöpft war, waren das Gas und der Holzvorrat. Und das Holz war hier oben lebenswichtig. Er hatte zwar den Eindruck gehabt, daß das Holz ewig halten müßte, als er den riesigen Stapel an einer Wand aufgeschichtet gesehen hatte, aber jetzt erkannte er, daß sich dieser Vorrat schneller verbrauchte als angenommen. Wenn er sich den Stapel jetzt ansah, schien er gar nicht mehr so groß wie zu Beginn. Notfalls konnten sie die Möbel verbrennen... Aber hoffentlich brauchten sie sich darüber keine Gedanken zu machen.
Mulder nahm das CB-Funkgerät an sich und suchte in den Schubladen und Schränken nach Werkzeugen und Ersatzteilen, die er vielleicht gebrauchen konnte. Mit seinen "Beutestücken" ging er dann zurück zum Kamin. Hier hatte er einerseits genügend Licht und außerdem machte ihm die Feuchtigkeit und Kälte seines T-Shirts doch mehr aus, als er es Scully gegenüber zugegeben hatte. Fröstelnd setzte er sich so nahe wie möglich an den Kamin und breitete alle Gegenstände, die er als nützlich erachtet hatte vor sich aus. Dann warf er zum ersten Mal nach langer Zeit einen Blick auf die Uhr.
22:13 Uhr
Sie schienen sich schon eine Ewigkeit hier aufzuhalten, aber dabei handelte es sich noch nicht einmal um zwölf Stunden. Sie waren morgens aufgebrochen, um sichergehen zu können, die Nacht nicht auf dem Berg verbringen zu müssen. Sie hatten natürlich auch dafür vorgesorgt, aber alle Decken, Schlafsäcke sowie den Rest ihrer Ausrüstung hatten die Schmuggler mitgenommen.
Auf jeden Fall hatten sie am Nachmittag die Hütte erreicht. Scully mußte also für vier bis sechs Stunden bewußtlos gewesen sein. Und er war während dieser Zeit an dem Haken am Kamin gefesselt gewesen. Das Schlimmste war, daß er nichts hatte tun können, um Scully zu helfen. Er hatte nur da sitzenbleiben und auf Scully starren können, die hilflos, leichenblaß und totengleich auf dem Boden gelegen hatte. Er schüttelte den Kopf, als ob er damit die Erinnerung an dieses trostlose und deprimierende Bild auslöschen konnte. Er wand sich lieber dem CB-Funkgerät zu. Das half ihm sicherlich, sich abzulenken.
*Nein*, ermahnte er sich, *das ist kein Zeitvertreib. Davon hängt Scully’s und mein Leben ab. Ich muß dieses verfluchte Ding wieder zum Laufen bekommen.*
Natürlich würden sie irgendwann von jemandem vermißt werden, aber das konnte dauern. Und falls man sie, ...nein, sobald man sie vermissen würde, wäre es noch ein langer Weg und eine viel größere Zeitspanne, bis man sie hier oben vermuten würde. Wieso hatte er Skinner auch nichts Genaueres gesagt? Weil dieser sie sonst nicht hätte gehen lassen. Jedenfalls nicht alleine, gab er sich selber eine Antwort auf diese Frage. Es handelte sich nicht nur um eine Drogenlieferung, wie er Skinner vorgeschwindelt hatte. Nein, sein Informant hatte ihm versichert, daß diese Leute Geheimnisse schmuggelten. Geheimnisse, die sich um Außerirdische drehten und deren Plan, die Erde zu kolonisieren. Die Schmuggler selber wußten wahrscheinlich nicht einmal, welche Ausmaße die "Ware" hatte, die sie schmuggelten. Aber was Mulder am meisten an diesem Tip interessiert hatte, war die Tatsache, daß sie auch das Heilmittel oder Gegengift für die Außerirdischen schmuggelten. Das Mittel, das einen Menschen heilen konnte, daß ihn von einem Außerirdischen befreien konnte, wenn dieser sich in ihn eingenistet hatte.
Aber das sollte jetzt vorerst unwichtig sein. Er mußte versuchen jemanden zu kontaktieren. Jemandem mitteilen, wo sie sich befanden.
Abermals seufzend nahm Mulder das CB-Funkgerät und versuchte, als erstes herauszufinden, ob das Gerät vielleicht doch noch funktionierte. Da das nicht der Fall war, er hatte sogar die Batterien im Kassettenrecorder ausprobiert, um sicherzugehen, daß diese aufgeladen waren, schraubte er das Gerät schließlich auseinander, um dem Problem auf den Grund zu gehen.
Er konzentrierte sich voll und ganz auf seine Arbeit. Wahrscheinlich wäre es für viele andere ein leichtes gewesen, den Fehler zu finden, aber für ihn bedeutete das Schwerstarbeit, da er kein Technikfreak wie die Lone Gunmen war.
Jetzt, da er das Innenleben inspizieren konnte, mußte er schlucken. Für ihn war das nur ein Wirrwarr aus Drähten, Widerständen und Platinen. Noch einmal seufzend vertiefte er sich in dieses Wirrwarr.
Es war wunderbar still. Der Sturm hatte sich etwas gelegt, so daß jetzt ein verhältnismäßig leiser Wind um die Hütte strich. Dann war da noch das Knacken des Holzes und das Prasseln des Feuers. Außerdem konnte man Scully leise atmen hören. Sie atmete tief und regelmäßig. Als er so darüber nachdachte, merkte er, daß seine Gedanken abgeschweift waren und als er noch einmal auf seine Uhr sah, stellte er fest, daß er seinen Gedanken länger nachgehangen hatte, als beabsichtigt. Es war jetzt beinahe 23:00 Uhr. Er legte eins der Einzelteile des CB-Funkgerätes, das er gerade in der Hand hielt, zur Seite und erhob sich.
Behutsam nahm er das Tuch von Scully’s Stirn und tauchte es in das kalte Wasser. Bevor er es jedoch zurücklegte, fühlte er mit einer Hand, wie heiß Scully’s Gesicht noch war. Das Fieber war noch nicht gesunken.
Mulder wünschte, daß er mehr tun konnte. Er legte das Tuch wieder auf ihre Stirn und betrachtete sie noch eine Weile, wie sie da so friedlich lag. Schließlich löste er seinen Blick von ihrem Gesicht und wechselte noch ihre Wadenwickel. Erst dann wand er sich wieder den Einzelteilen des CB-Funkgerätes zu.
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