World of X

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Strength

von XS

Chapter 6

VI


"Scully?", vorsichtig berührte er ihre Schulter.
Sie bewegte sich nur ein wenig.
"Scully? Wachen Sie auf", wieder berührte er sie nur leicht an der Schulter.
"Mmm", ein Murmeln entrang ihrer Kehle. Dann öffnete sie langsam die Augen und sah direkt in Mulder’s sanfte, grüne Augen.
Ein Gedanke schoß ihr durch den Kopf. Ein wunderbarer Gedanke, doch sie konnte ihn nicht festhalten und er verschwand einfach wieder. Hoffentlich war er nicht für immer verloren, denn sie wußte, daß dieser Gedanke etwas Wunderschönes gewesen war.
"Hey", begrüßte Mulder sie, "wie geht es Ihnen?"
"Besser", antwortete sie mit krächzender Stimme. Sie räusperte sich einmal.
"Ich habe Ihnen Tee gemacht. Möchten Sie etwas davon trinken?"
Erst jetzt merkte Scully wieder, wie trocken ihre Kehle gewesen war, als sie das erste Mal aufgewacht war. Dieses Gefühl hatte sich jetzt, vor allem da sie neben dem Kamin geschlafen hatte, noch verstärkt.
"Ja, gerne."
Mulder schob eine Hand unter ihren Oberkörper und half ihr, sich aufzurichten. Es fiel ihr jetzt leichter, sich aufzurichten. Auch war das Schwindelgefühl nicht mehr so stark. Mulder griff nach einer der beiden Teetassen und hielt sie für Scully. Er setzte sie an ihre Lippen. Vorsichtig trank Scully den ersten Schluck. Dann hielt auch sie die Tasse fest, um diese absetzen zu können. Der Tee war noch sehr heiß. Dabei berührte sie Mulder’s Hände. Erstaunt sah sie ihn an.
"Mulder, ihre Hände sind ja eiskalt. Sie müssen sich wärmen", eindringlich sah sie ihn an. "Nehmen Sie Ihren Pullover. Mir ist jetzt warm. ...Bitte!"
Lächelnd schüttelte Mulder den Kopf.
"Nein, es ist jetzt wichtiger, daß sie sich warm halten. Meine Hände sind nur kalt, weil ich eben draußen war."
"Sie waren draußen? Wieso?"
"Ich habe etwas Schnee für den Tee gebraucht."
"Draußen liegt Schnee?", verblüfft sah Scully ihn an. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, daß sie noch immer nicht gefragt hatte, wie sie eigentlich hierhergekommen war. Wo auch immer das sein mochte.
"Ja, es schneit sogar immer noch und ich fürchte, daß wir eingeschneit sind", erklärte Mulder.
"Und wie sind wie hierhin gekommen?"
Sie kam sich lächerlich vor, daß sie sich an nichts mehr erinnern konnte, aber sie wollte endlich erfahren, was passiert war.
"Sie können sich an gar nichts mehr erinnern?", besorgt und verwundert sah Mulder sie an.
"Nein, ich kann mich nur noch daran erinnern, daß wir eine Schmugglerbande verfolgen sollten... Dann haben Sie herausgefunden, daß sie irgendwie in Kanada einen Umschlagplatz haben sollen. Das war irgendwo in den Rocky Mountains...." Scully sah ihn kurz an. "Sind wir etwa in den Rocky Mountains, in Kanada?"
Mulder nickte leicht: "Ja. Heißt das jetzt, daß Sie sich wieder erinnern können? Wenigstens teilweise?"
"Nein", traurig und müde schüttelte Scully den Kopf und machte Mulder’s Hoffnung zunichte.
"Das ist eigentlich nichts gewesen, an das ich mich erinnern kann, sondern vielmehr eine Schlußfolgerung. Ich kann mich an nichts erinnern, was anschließend passiert ist. Weder wie wir hierhergekommen sind, noch wie wir in diese Situation gelangen konnten. ...Und es ist so schwierig, wenn ich mich erinnern will... Ich bin so müde und ich bekomme Kopfschmerzen..."
Scully schloß erschöpft die Augen.
"Ruhen Sie sich aus", beruhigte Mulder sie und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen alles."
Dankbar sah sie ihn an.
"Ja, ...aber kann ich vorher noch etwas trinken?"
Erstaunt sah Mulder auf die Tasse, die er verkrampft festhielt.
"Ja, sicher."
Er stützte Scully fürsorglich und half ihr, sich wieder hinzulegen, nachdem sie etwas Tee getrunken hatte. Er tat dies so behutsam, daß weder ihr Kopf wieder anfing zu pochen, noch überkam sie irgendeine Art von Schwindelgefühl.
"Erzählen Sie", forderte Scully ihn auf.
"In Ordnung, aber wenn Sie müde werden, sagen Sie mir Bescheid!"
"Dann müssen Sie aber auch zugeben, daß Ihnen kalt ist und Sie müssen Ihren Pullover wieder anziehen!"
Triumphierend sah Scully ihn an.
Lächelnd nickte Mulder: "Okay, ich gebe mich geschlagen! Aber es reicht auch, wenn ich einen Teil der Decke um mich lege."
Mit diesen Worten faltete er die Decke auseinander und wickelte sich mit einem kleinen Teil ein.
"Reicht die Decke denn jetzt noch für Sie Ist Ihnen auch nicht zu kalt?"
"Nein, Mulder. Mir ist wirklich warm genug. Also erzählen Sie jetzt endlich", erklärte Scully eindringlich.
Mulder räusperte sich noch einmal und begann dann endlich zu erzählen.
"Wir haben also diese Schmugglerbande verfolgt. Nachdem ich erfahren hatte, daß sie einen Umschlagplatz in Kanada, in den Rocky Mountains haben, habe ich uns zwei Flugtickets dorthin besorgt. Wir mußten uns dann noch einiges an Ausrüstung besorgen, da wir das letzte Stück bis zu dieser Hütte zu Fuß bewältigen mußten. Dort angekommen konnten wir durch einen kleinen Spalt in den Fensterläden", Mulder deutete auf das Fenster, durch das der winzige Lichtstrahl gefallen war und der Scully geblendet hatte. Mulder fuhr fort: "... sehen, was hier drinnen vor sich ging. Wir konnten zwei Personen erkennen, die über etwas diskutierten. Also haben wir dann die Hütte gestürmt..."
"...Was aber anscheinend schief gelaufen ist", fiel ihm Scully ins Wort.
Mulder nickte.
"Was wir nicht sehen konnten, war, daß sich noch eine dritte Person in einer Ecke des Raumes aufhielt, die man von draußen nicht hatte überblicken können. Wir sind also rein und diese dritte Person hat uns dann überrascht. Sie haben uns die Waffen abgenommen und mich mit meinen Handschellen an den Eisenring gekettet, nachdem Sie mir die Schlüssel dafür abgenommen hatten. Und Sie...", Mulder machte eine kurze Pause, um Luft zu holen.
"Und ich...?", mit großen Augen starrte Scully ihn an.
"...und Sie", fuhr Mulder fort, "haben einen kurzen Moment ausgenutzt, als die mich angekettet haben und der andere Kerl ein wenig unaufmerksam war. Sie haben ihn angegriffen und konnten ihm auch seine Waffe aus der Hand schlagen, aber einer der anderen Schmuggler hat schnell reagiert und hat wiederum Sie angegriffen. Bevor Sie jedoch niedergeschlagen wurden, konnten Sie einem der beiden den Schlüssel für die Handschellen aus der Hand geschlagen. Doch dann wurden Sie hinterrücks angegriffen und sind unglücklich mit dem Kopf aufgeschlagen, daher Ihre Kopfwunde. Und einer von ihnen hat noch einmal auf Sie eingetreten, bevor sie schnell abgehauen sind. ...Vermutlich haben sie gedacht, daß bald Verstärkung kommt. Deshalb haben sie wohl auch nur unsere Waffen und Rucksäcke mitgenommen", schloß Mulder seine Ausführungen.
"Ich kann mich noch immer an nichts erinnern. Es kommt mir nicht einmal bekannt vor", enttäuscht sah sie ihn an.
"Das macht doch nichts. Sie werden sich wieder erinnern, aber das ist jetzt nicht so wichtig."
Scully nickte zustimmend: "Sie haben Recht."
Müde schloß sie die Augen. Sie war plötzlich so müde, ihre Augen brannten und ihr Kopf war so schwer.
"Schlafen Sie jetzt", sanft strich Mulder über ihr Wange, "Sie haben ja Fieber", stellte er dann erschrocken fest und legte eine Hand auf ihre Stirn.
"Warum haben Sie mir das nicht gesagt?", fragte Mulder vorwurfsvoll und nahm seine Hand wieder von ihrer Stirn.
"Bitte, ...ihre Hand ist so schön kühl."
"Warten Sie, ich werde Ihnen ein kühles Tuch bringen", erklärte Mulder und stand auf.
Scully schloß ihre Augen wieder. Was würde als nächstes kommen? Bronchitis? Lungenentzündung? Sie wollte doch einfach nur ein bißchen schlafen. Beruhigt schlafen, da sie wußte, daß es Mulder gut ging, er sich keine Sorgen um sie machte und sich endlich warm hielt. Das alles konnte doch nicht so schwierig sein, oder?
Jetzt fühlte sie, wie Mulder ihr ein feuchtes und kühles Tuch auf die Stirn legte. Scully öffnete ihre Augen wieder.
"Danke", murmelte sie.
"Ich habe leider nichts gefunden, das wir als fiebersenkendes Mittel benutzen können", begann Mulder mit enttäuschter Miene, "...also müssen wir wohl auf alte Hausmittel zurückgreifen."
Er hielt einige Tücher hoch: "Wadenwickel!"
Scully lächelte.
"Was ist?" Mulder sah sie entrüstet an.
"Nichts, ...es ist nur ...Meine Mutter hat uns, als wir noch klein waren auch immer Wadenwickel gemacht, wenn wir Fieber hatten."
Mulder nickte.
"Aber bestimmt keine Wadenwickel wie diese hier", bemerkte Mulder verschmitzt und grinste.
Verblüfft sah Scully ihn an. *Und wieso das?*, drückte ihr Gesicht aus.
"Diese Wadenwickel werden nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ‚eiskalt‘ sein. Also erschrecken Sie nicht", warnte Mulder abschließend, bevor er die Wolldecke am Fußende der Matratze ein Stück zurückschlug. Sanft hob er Scully’s Beine an und bereitete einige Handtücher unter ihren Beinen aus, so daß die Matratze nicht allzu naß wurde. Dann tauchte er einige Tücher in einen Behälter, der bis zum Rand mit Eiswasser gefüllt war. Den Behälter hatte er kurze Zeit vorher mit Schnee gefüllt, doch inzwischen, durch die Wärme des Feuers, war der Schnee fast vollständig geschmolzen.
Plötzlich spürte Scully die durchdringende Kälte an ihrem linken Bein, als Mulder das erste Tuch darum wickelte und zuckte leicht zusammen.
"Geht’s?", fragte Mulder fürsorglich.
"Ja, es ist schon in Ordnung", beruhigte Scully ihn, "man muß sich nur erst daran gewöhnen."
Mulder sah sie prüfend an, doch dann wand er sich wieder den Wadenwickeln zu.
Schließlich deckte er Scully wieder zu. Dann beugte er sich über sie und nahm das Tuch von ihrer Stirn. Dieses hatte sich bereits der Temperatur von Scully’s Stirn angepaßt und war dementsprechend bereits relativ warm. Mulder tauchte das Tuch ins Eiswasser, drückte das Wasser so gut es ging heraus und legte es erneut auf Scully’s Stirn.
"Schlafen Sie jetzt", sanft strich Mulder über ihre Wangen. Ihr ganzes Gesicht hatte einen ungesunden, fiebrigen, rot glänzenden Ton angenommen. Auch in ihren Augen war die Krankheit zu lesen. Diese schimmerten silbrig-matt, wodurch Scully’s Augen einen Ausdruck noch größerer Müdigkeit und Erschöpfung aussandten, obwohl sie sonst beinahe immer strahlten.
Trotzdem! Noch immer waren ihre Augen... Er konnte keine Worte finden und wenn er jetzt nicht endlich aufhörte diese Augen anzustarren, dann...
Scully schloß müde die Augen.
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