World of X

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Strength

von XS

Chapter 4

IV


Plötzlich wurde sie aus ihrem Halbschlaf gerissen. Zwar sehr behutsam, aber trotzdem waren die Schmerzen sofort da. Sanft trug Mulder sie auf seinen Armen durch den Raum. Vorsichtig ließ er sie dann nach wenigen Sekunden wieder auf den Boden nieder. Durch die leichte Erschütterung, als sie den Boden berührte, wallte der Schmerz in ihrem Kopf, der schon fast wieder abgeklungen war, erneut auf. Scully stöhnte leicht auf, bevor sie wagte die Augen zu öffnen.
"Was ... haben Sie getan?", fragend sah sie in sein Gesicht.
Sie bemerkte eine Veränderung. Sie lag nicht länger auf dem harten Boden sondern auf einer weichen Unterlage, vermutlich einer Matratze.
"Wir sind praktisch von der Außenwelt abgeschnitten...", begann Mulder, "und die einzige Wärmequelle ist dieser Kamin."
Mulder deutete über sie hinweg. Doch Scully wandte ihren Kopf nicht nach links. Die Schmerzen, die sie das letzte Mal gespürt hatte, waren ihr noch sehr gut in Erinnerung.
"Also habe ich Sie hierher getragen. Feuerholz ist genügend da", fuhr Mulder fort. Dann griff er nach einem Gegenstand, der hinter ihm lag, "Und ich habe das hier gefunden."
Er hielt eine Wolldecke hoch und begann, diese auseinanderzufalten. Dann breitete er sie doppelt gefaltet über Scully aus.
"Ist Ihnen noch sehr kalt?"
Mulder wartete auf keine Antwort sondern fühlte vorsichtig, ob Scully’s Gesicht noch sehr kalt war. Irritiert sah er sie an, sagte jedoch noch nichts. Dann schlug er die Decke zurück und griff nach einer ihrer Hände.
"Ihnen muß ja eiskalt sein", stellte er dann erschrocken fest.
Scully sah zwar, wie er ihre Hand nahm, fühlte jedoch nichts. Ihre Hand schien nichts mehr zu spüren, schien wie ein Eisklumpen, der an ihrem Arm hing.
Mulder entfernte seine Jacke wieder und legte dann die Wolldecke über Scully, so daß sie bis zum Hals zugedeckt war. Dann faltete Mulder die Jacke zusammen und hob vorsichtig Scully’s Kopf an.
Wieder der Schmerz. Sie biß die Zähne zusammen. Schnell schob Mulder die Jacke unter ihren Kopf und ließ Scully auf die weiche Jacke zurücksinken.
"Ihnen wird gleich warm werden, sobald ich ein Feuer angezündet habe", erklärte Mulder dann und richtete sich auf.
Nur schwach deutete Scully ein Nicken an, um ihren Kopf zu schonen. Mulder verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie hörte, wie er im hinteren Teil des Hauses rumorte. Dann erschien er wieder und wand sich dem Kamin zu. Er schichtete etwas Feuerholz im Kamin auf und versuchte dann, mit Hilfe einiger kleiner Holzstücke und Holzspäne sowie den Streichhölzern, die er auf dem Kaminsims gefunden hatte, ein Feuer zu entzünden. Schließlich hörte Scully das leise, angenehme Knacken des Holzes, das unter der Hitze des Feuers zerbarst.
Plötzlich fühlte sie, wie sie sich bewegte oder vielmehr die Matratze, auf der sie lag. Langsam und vorsichtig zog Mulder die Matratze näher an den Kamin, bis Scully schließlich die noch zurückhaltende Hitze an ihrem Gesicht spürte.
Sie sah Mulder’s Gesicht wieder über ihrem.
"Liegen Sie bequem? Haben Sie noch andere Schmerzen?"
"Es geht schon, danke. Es ist nur ... mein Kopf und..."
"...Und?", besorgt betrachtete er ihr Gesicht.
Sie wollte ihn nicht beunruhigen und außerdem waren die Schmerzen aus ihrer Nierengegend nicht besonders stark gewesen.
"Nein, sonst nichts", beruhigte sie ihn.
"Scully, bitte sagen Sie mir Wahrheit! Sie sind noch irgendwo verletzt, nicht wahr?"
Resignierend schloß Scully die Augen. Sie war müde. Zu müde, um eine Diskussion zu führen.
"Ja", gab sie leise zu.
"Und wo?"
"Mulder, wirklich es ist nichts!"
Eindringlich sah sie ihn an. Er erwiderte diesen Blick genauso eindringlich, um festzustellen, ob er ihr glauben konnte.
"In der Hüftgegend. Ich denke die Rippen haben etwas abbekommen. Vermutlich nur eine Prellung...", gab Scully schließlich Auskunft.
"Soll ich nicht...",begann Mulder, hielt jedoch inne, als Scully ihn müde ansah und die Augen schloß.
"In Ordnung, schlafen Sie erst einmal. Ich schätze, wir haben viel Zeit."
Es schien nichts mehr dagegen zu sprechen, daß sie jetzt schlief. In die Stille breitete sich das Prasseln des Kaminfeuers aus, sowie die Wärme, die davon ausging. Aber trotz des Feuers war ihr noch immer kalt. Sie konnte weder ihre Füße noch ihre Finger spüren.
"Mulder...", begann sie zögernd.
"Ja, ich bin hier", erklang seine Stimme direkt neben ihr und dabei angenehm sanft.
"Mir ist immer noch kalt...", erklärte sie zaghaft und verfluchte sich im selben Moment dafür. Wieso klang sie auch so zaghaft. Es gab keinen Grund dafür.
"Wirklich?", erstaunt und beunruhigt schlug er die Decke zurück und nahm erneut ihre Hand. Sie war noch immer eiskalt. Dann betrachtete er ihre Kleidung. Scully trug eine warm gefütterte Hose und eine ebenso warm gefütterte Jacke. Ihr konnte also nicht so kalt sein, weil sie nicht warm genug angezogen war. Aber als Mulder Scully’s Jacke streifte, spürte er, daß diese vor Nässe beinahe triefte. Auch die Hose war unglaublich feucht. Kein Wunder, daß ihr nicht warm wurde. Er fragte sich nur, wie er das vorhin nicht hatte bemerken können.
"Scully? Ihre Kleidung ist völlig durchnäßt. Ich muß sie Ihnen ausziehen, sonst wird Ihnen nie warm..."
Bevor Scully antworten konnte, hatte er bereits damit begonnen, ihre Jacke zu öffnen. Trotzdem stimmte Scully ihm zusätzlich zu: "Ja, in Ordnung. Hauptsache mir wird wieder warm."
Sie vertraute ihm. Sie mußte ihm vertrauen. Er war schließlich eine der wenigen Personen, der sie noch vertrauen konnte.
Vorsichtig und behutsam zog Mulder ihr die Jacke aus. Auch ihr Pullover war durchnäßt. Doch bevor Mulder fortfuhr, Scully von den nassen Kleidungsstücken zu befreien, zog er seinen Pullover aus, auch wenn er jetzt nur noch mit einem T-Shirt bekleidet war. Vorsichtig hob er Scully’s Oberkörper an und zog ihr den nassen Pullover über den Kopf. Zuvor hatte Scully ein Stöhnen unterdrücken können, doch jetzt konnte sie es nicht länger zurückhalten.
"Es tut mir leid", besorgt sah Mulder sie an.
Scully trug jetzt ebenfalls nur noch ein T-Shirt. Etwas verlegen kratzte Mulder sich am Kopf.
*Was, wenn Scully unter dem T-Shirt nichts trug...? Nein, dafür war es zu kalt. Und fragen wollte er auch nicht. Sollte er einfach fortfahren? Ins kalte Wasser springen? Was soll’s*, dachte er sich, *schließlich hatte er Scully schon mit weit weniger an gesehen. Sie würde ja wenigstens einen BH tragen. Außerdem waren sie Partner und gute Freunde und nicht irgendwelche albernen Teenager. Obwohl er sich manchmal genauso hilflos fühlte.*
"Vorsicht", warnte er sie, bevor er ein weiteres Mal ihren Oberkörper anhob. Umständlich zog er ihr feuchtes T-Shirt aus.
*Gott sei Dank, darunter trug sie ein Ripp-Shirt, das nicht feucht war.*
Achtlos legte er das T-Shirt beiseite und griff nach seinem Pullover, um ihn Scully anzuziehen. Schließlich ließ er Scully behutsam wieder auf seine Jacke zurücksinken. Sein Pullover war ihr natürlich viel zu groß, aber das war jetzt eigentlich von Vorteil, denn so wurden auch ihre Hände warm gehalten.
Nun öffnete Mulder behutsam Scully’s Hose und zog auch diese aus. Dann deckte er sie wieder mit der Wolldecke zu. Glücklicherweise war die Decke groß genug, so daß er sie damit doppelt gefaltet zudecken konnte.
"Ist es so besser?"
"Ich denke schon, danke", erwiderte Scully leise, "aber was ist mit Ihnen?"
Prüfend sah sie ihn an.
"Ihnen muß doch auch kalt sein..."
Mulder schüttelte den Kopf.
"Mir ist nicht kalt. Meine Kleidung ist nicht feucht und daher warm genug, dazu kommt der Kamin und außerdem ist es jetzt wichtiger, daß sie sich ausruhen..."
Zweifelnd betrachtete Scully sein T-Shirt.
*Warme Kleidung?*
Mulder bemerkte diesen Blick und lenkte schnell ab: "Aber wir sollten ohnehin erst einmal etwas für Ihre Kopfverletzung tun. Ich werde nachsehen, ob ich einen Erste-Hilfe-Kasten oder etwas Ähnliches finde."
Scully schloß ihre Augen wieder.
"Ja, tun Sie das!"
Es hatte doch keinen Zweck, Mulder überzeugen zu wollen. Vor allem war sie dafür momentan viel zu erschöpft. Sie hörte, wie Mulder sich leise entfernte und in einen anderen Teil des Hauses als zuvor ging. Leise Geräusche von Schranktüren, die geöffnet wurden und das nicht zu unterdrückende Geräusch von knarrenden Holzbrettern war zu hören. Dazu kam abermals das Knacken des Holzes und das Prasseln des Feuers, sowie der Wind, der um die Ecken heulte und der in den letzten Minuten nicht abgeschwächt war. Irgendwie sollte die Vorstellung eigentlich beängstigend wirken, alleine, von der Außenwelt abgeschnitten, in einer Hütte zu verbringen, während draußen ein Schneesturm tobte. Vor allem, weil sie noch nicht einmal genau wußte, wo sie sich befand und wieso. Sie mußte gleich Mulder als erstes fragen, was passiert war. Aber sie spürte, wie die Wärme von Mulder’s Pullover und der Decke ihre Wirkung taten. Sie spürte, wie sie langsam eindöste. Selbst wenn sie sich jetzt gerne dagegen hätte wehren wollen, wäre es ihr gar nicht möglich gewesen. Sie war zu müde.
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