World of X

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Strength

von XS

Chapter 19

XIX


3 Wochen später
Der Hubschrauber flog schnell. Und tief. Viel zu tief in den Augen eines unbeteiligten Beobachters. Aber ihm war es noch nicht tief genug.
Sie mußten sie finden. Es durfte so nicht enden.
Seufzend wand sich Assistant Direktor Walter Skinner dem Piloten zu.
"Können Sie nicht weiter runtergehen?", brüllte er durch den ohrenbetäubenden Lärm, den die Rotorblätter verursachten. Um deutlich zu machen, was er wollte, deutete er beim Sprechen mit dem Daumen nach unten.
"Zu gefährlich", brüllte der Pilot zurück. "Es liegt zuviel Neuschnee. Die Gefahr für Lawinen ist zu groß."
Verständnisvoll aber dennoch enttäuscht nickte Direktor Skinner und seufzte abermals, bevor er seinen Blick wieder nach draußen wand.
Eine weiße Schneelandschaft. Eigentlich wunderschön anzusehen, aber nicht, wenn man in dieser Einöde etwas suchte. Etwas, das durch den weißen Mantel, der sich über alles gelegt hatte, nur schwer oder möglicherweise gar nicht zu finden war. Müde nahm Skinner seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken, wie immer, wenn er auf irgendeine Art Ärger hatte.
Vor drei Wochen waren Mulder und Scully verschwunden. Mulder hatte ihm ein Geschichte von einem Schmugglerring in den Rocky Mountains aufgetischt. Skinner hatte ihm zwar nicht geglaubt, daß das die volle Wahrheit war, aber manchmal war es selbst für ihn besser, nicht zuviel zu wissen. Mulder hatte seine Gründe dafür, ihm etwas zu verheimlichen. Und selbst, wenn Skinner es dieses Mal geduldet hatte, er hatte wieder einmal gesehen, daß es nicht von Vorteil war, nicht zu wissen, wo seine Agenten genau steckten. Gerade dann, wenn Mulder nicht recht mit der Sprache herausrücken wollte, mußte er doch wissen, daß es dann lebenswichtig sein konnte, zu wissen, wo sich die beiden befanden.
Skinner setzte seine Brille wieder auf, zog seine Jacke enger um sich und schüttelte über seine Dummheit den Kopf.
*Die Rocky Mountains. Das war nun mal keine eindeutige Lokalisation. Auch, daß sie sich in Kanada befanden, half nicht viel weiter.*
Und hätte vor drei Tagen nicht ein Hobbyfunker ein unglaublich schwaches Signal aufgefangen und es den Behörden gemeldet, dann wären sie nicht viel weiter.
Obwohl das Signal auch nicht große Fortschritte gebracht hatte. Als der Hobbyfunker den Behörden das Signal gemeldet hatte und bis die Information schließlich zum FBI gelangt war, waren schon 12 Stunden vergangen. Und um das Signal genau zu lokalisieren hätte es mehr Zeit bedurft, das es zwischenzeitlich vollkommen abriß. Schließlich hatte man es geschafft, das Signal einzukreisen, aber auch nicht mehr, weil es 23 Stunden, nachdem es entdeckt wurde, ganz abriß. Und jetzt hatte das Suchen in der weißen Hölle begonnen. Und das Schlimmste war, daß alles nur so langsam voranging und scheinbar keine Fortschritte erzielt wurden.
Sie waren mit vier Hubschraubern unterwegs, mehr hatte Skinner mit seinem Einfluß nicht herausschlagen können. Und bis jetzt hatte sich nicht der kleinste Fortschritt ergeben. Es war zum Verzweifeln. Es würde in weniger als zwei Stunden dunkel werden; dann mußte die Suche für einen weitere Nacht unterbrochen werden. Weitere wertvolle Stunden würden vergehen, in denen sie nichts tun konnten, außer warten. Weitere ungewisse Stunden, die zwischen Leben und Tod entscheiden konnten. Das Schlimme war die Ungewißheit. Wenn sie nicht bald gefunden wurden, dann würde es schwer werden, noch Suchtrupps zu organisieren, die nach den beiden suchten. Denn jede Minute, die verstrich, senkte die Chance, die beiden lebend zu finden. Und dann, wenn sie sie überhaupt nicht finden würden, müßten sie sich jeden Tag fragen, was genau passiert war und ob sie nicht vielleicht doch noch lebten. Und er müßte die schwere Aufgabe übernehmen, Mrs. Scully und Mrs. Mulder die Nachricht von einer abgebrochenen Suche mitzuteilen und, daß ihre Kinder vermutlich tot seien und ihre Leichen nie gefunden würden.
Wenn es für ihn schon so schwer war, zwei seiner besten Agenten zu verlieren, dann mußte es für ihre Familie unerträglich sein. Besonders, wenn man daran dachte, daß sie schon so oft für tot erklärt und aufgegeben worden waren. Das durfte nicht noch einmal passieren. Er durfte das nicht zulassen.
"Da unten ist etwas", rief ihm der Pilot zu und deutete vorne zur Scheibe hinaus.
Skinner folgte mit seinen Augen dem ausgestreckten Arm des Piloten. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Ein unruhiges Kribbeln. Er wollte dieses Gefühl unterdrücken; er wollte sich nichts vormachen. Es war viel zu unwahrscheinlich, daß sie etwas finden könnten. Er durfte sich keine falschen Hoffnungen machen. Der Hubschrauber umkreiste die Stelle, die der Pilot entdeckt hatte und näherte sich ihr ein wenig.
"Können Sie etwas erkennen?", fragte Skinner den Piloten.
"Ich würde sagen, es sieht aus wie eine Hütte. Aber ich kann das nicht mit Sicherheit sagen. Es liegt zu viel Schnee."
Skinner nickte. Aber einen Versuch war es wert.
"Lassen Sie uns aussteigen."
Diesmal nickte der Pilot und schwenkte nach links, um den Hubschrauber in eine geeignete Position zu bringen.
Skinner drehte sich nach hinten um und gab den sechs Männern, die dort saßen, ein Zeichen, daß sie sich zum Ausstieg bereit halten sollten. Dann kletterte Skinner nach hinten und machte sich ebenfalls zum Ausstieg bereit.
Als der Hubschrauber in einer günstigen Position schwebte, gab der Pilot das OK zum Ausstieg. Die Tür wurde aufgezogen und einer nach dem anderen kletterte nach unten, um der weißen Hölle den Kampf anzusagen.
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