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Familienbande VI: Seltsame Bettgenossen

von Dawn

Kapitel 9

Georgetown Memorial
Zweiter Stock, Südwest-Flügel
12:10 Uhr


Grey hob langsam den Kopf und lehnte sich gegen die Wand, die Muskeln in seinem Rücken protestierten schreiend und seine Ohren füllten sich mit einem irritierenden Klingeln. Er schüttelte seinen Kopf in dem Versuch die Benommenheit abzuschütteln, wobei seine Augen umherwanderten um die Orientierung wieder zu gewinnen. In einem Moment war er noch den Flur entlang gegangen und hatte seinen Kopf in die Zimmer gesteckt um zu bestätigen, dass sie leer waren und im nächsten lag er in einem Gewirr von Armen und Beinen auf dem Boden. Er hörte ein Stöhnen und drehte seinen Kopf um einen benebelten Bill zu sehen, der sich wieder von den Fliesen aufrappelte und an einer schlimmen Schwellung unter seinem rechten Augen rumfingerte.

Die Erkenntnis brach wie ein Tsunami über Grey hinein, stahl den Atem aus seinen Lungen und blendete die physischen Wehwehchen aus.

„Oh mein Gott.“, murmelte er, wobei sein Körper bebte und seinen normalerweise warmen Bariton in ein schmerzhaftes Kratzen. „Die Bombe…“

Bill hielt inne, wobei sein Gesicht jegliche Farbe und Ausdruck verlor. „Dana.“

Grey drückte seine Augen feste gegen die Welle von Tränen zu. Rynne hatte die Bombe gezündet und Fox und Dana waren bei Rynne, also… Sein Gehirn scheute sich davor die logische Schlussfolgerung aus diesen Gedanken zu ziehen, aber sein Körper schmerzte als Reaktion. Ein lebendiges Bild von den beiden beim Frühstück brannte sich in sein Hirn – Foxs entspanntes, leichtes Necken, Danas stetigen, liebevollen Berührungen. Er spürte eine warme Flüssigkeit auf seiner Handfläche und bemerkte, dass er seine Finger so stark zu Fäusten geballt hatte, dass die Nägel seine Haut zerschnitten hatten.

Er deutete auf die durcheinandergeworfene und umgekippte Ausrüstung, die gerissene und gebogene Decke und die umher wehenden Wolken von Putz und Staub. Grey durchsuchte wie betäubt seine Taschen, bis er das Walkie-Talkie entdeckte und mit ungeschickten Fingern den Knopf drückte.

„Walt? Walt, hier ist Grey – kannst du mich hören?“ Er erkannte seine eigene Stimme, die schwer von Trauer und Tränen war, selber kaum wieder.

Skinners Antwort war eine Mischung aus Wut, Horror, Trauer und Schuld. „Grey? Grey, wo bist du? Geht es dir gut? Bist du verletzt?“

Grey kämpfte um eine Antwort, die Worte blieben ihm in Hals stecken. „Ich bin im zweiten Stock. Die Erschütterung hat uns umgehauen und wir sind ein bisschen durchgeschüttelt, aber okay. Walt, was ist passiert? Warum hat er die Bombe gezündet?“

Skinner fluchte, aber Grey hörte Qual, nicht Ärger in den Beleidigungen. „Sie waren auf dem Weg nach draußen, Mulder hatte Rynne dazu überredet aufzugeben. Irgendein Streber aus dem SWAT-Team dachte, er müsse den Helden spielen und hat die Sache selbst in die Hände genommen. Ist die Rutsche für die Baumaterialen in den vierten Stock hochgeklettert und hat versucht Rynne selbst festzunehmen. Hat ihn wohl so erschreckt, dass er die Bombe gezündet hat.“

Grey wandte seinen Blick auf das stumme Leiden in Bills Augen, während er seinen Kopf gegen die Wand lehnte. „Wie schlimm ist es, Walt?“

Stille – erdrückend und verdammend. „Es sieht ziemlich schlimm aus, Grey. Rettungsteams bewerten die Situation gerade, aber der fünfte Stock scheint auf den Vierten gefallen zu sein. Ungenügende Stützen wegen des Umbaus haben ihn zum Einsturz gebracht.“

Grey biss sich stark auf die Lippe und schüttelte den Kopf, obwohl er wusste, dass Skinner es nicht sehen konnte. „Ich werde nicht akzeptieren, dass sie tot sind, bis ich die Leichen sehe.“, keuchte er und wischte eine einzelne Träne mit dem Handrücken fort. „Sie könnten da oben immer noch am Leben sein, Fox hat mehr Leben als eine Katze, dass weißt du, und wenn er es geschafft hat aus dem direkten Explosionszentrum herauszukommen, wenn er in der Lage war sie zu schützen…“

„Grey.“ Skinner sprach den Namen mit bestimmtem Mitgefühl aus. „Du musst jetzt da raus und die Rettungsteams übernehmen lassen. Sie sind die Experten; es ist ihr Job. Der ganze Flügel ist instabil und du könntest…“

„NEIN!“

Skinner schluckte seinen Beruhigungsversuch geschockt von der Vehemenz herunter.

„Ich werden nicht zusehen, während Fox und Dana vielleicht verschüttet sind, noch lebendig! Ich werde da rauf gehen, Walt. Ich werde sie finden.“

„Du weißt nicht, was zum Teufel du da tust, Grey!“, zischte Skinner wütend. „Du könntest noch mehr Schaden anrichten, wenn du ziellos umherirrst, ganz zu schweigen davon dass du selbst sterben könntest. Wir wissen beide, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht überlebt haben, überwältigend ist! Du musst dort jetzt sofort verschwinden. Ich kann einen Befehl daraus machen, wenn ich muss.“

Grey entblößte in dem Anschein eines Grinsens seine Zähne. „Du kannst es versuchen. Sieh mal, niemand sonst ist so daran interessiert sie zu finden, wie ich es bin, Walt. Sie haben sie bereits abgeschrieben – verdammt, sogar du hast das! Sie werden sich auf die offensichtlichen Überlebenden konzentrieren. Tja, ich habe meine eigenen Prioritäten. Ich bleibe in Kontakt.“

„Grey! Grey, schalt jetzt bloß nicht ab, verdammt…“

Grey schaltete den Empfänger ab und drehte sich, um zu sehen, dass Bill ihn grinsend ansah. „Hätte nicht gedacht, dass das in dir steckt, McKenzie, aber geh vor.“

Greys Mund arbeitete nutzlos für eine Antwort, also beschränkte er sich auf ein Kopfschütteln. „Uh uh. Auf keinen Fall. Ich will und ich brauche keinen Partner dabei.“

Bills Grinsen weitete sich. „Ich hab’s dir vorhin schon gesagt, Heißsporn. Bis Dana gesund und munter (er brach ein, das Lächeln weniger wild und brüchiger) oder bis ich ihre Leiche finde, hast du mehr als nur einen Partner. Du hast einen verdammten siamesischen Zwilling.“

Grey stöhnte, ließ sein Kinn auf seine Brust sinken und gab auf. „Ich kann nicht glauben, dass all das passiert. In Ordnung, ich gebe auf. Lass uns anfangen.“


Georgetown Memorial
Vierter Stock, Südwest-Flügel
12:30 Uhr


Etwas stimmte nicht. Scully lag sehr still, griff nach schwer fassbaren Gedanken, die versuchten davon zu schweben wie Löwenzahnsamen in einer Windböe. Sie konnte Mulders warme Masse an ihrem Rücken spüren, den sanften Hauch seines Atems an ihrem Nacken. Aber anstatt von biegsamen, warmen Flanell unter ihrer Wange, spürte sie kalten Widerstand. Anstatt von Weichspüler und Mulder roch sie Staub und Asche. Und sie hatte Schmerzen – ihr ganzer Körper war ein Getöse von Schmerzen, aber besonders war es der linke Arm, der irgendwie unter ihr verdreht war.

Scully öffnete langsam ihre Augen, ein unfreiwilliges Wimmern entwich, als das Trommeln in ihrem Kopf von einem Solo zu einem Ensemble wurde. Sie kämpfte gegen schwere Augenlider, um sich im Halbdunklen zu Recht zu finden und war zuerst nicht in der Lage dem verwirrenden Durcheinander von Metallträgern, kaputten Fliesen und Teilen einer Trockenwand einen Sinn zu geben. Etwas Warmes und Feuchtes tropfte in ihr Auge und sie hob träge ihre freie Hand um es wegzuwischen, wobei sie blutbefleckte Finger davon zog. Und dann, als sei ein Schalter umgelegt worden, wurde ihr alles klar.

*Rynne.*

*Die Bombe.*

*MULDER*

Panisch versuchte sie verzweifelt sich unter Mulders erdrückendem Gewicht hervor zu winden, wobei sie anfangs nur darin erfolgreich war ein paar Deckenfliesen zu lösen und ihren bereits quälenden Arm zu verärgern. Sie zwang sich dazu zu entspannen und lag reglos da, bis die sich bewegenden Trümmer liegen blieben, dann schlängelte sie sich geschickt frei und setzte sich auf.

Punkte blitzten auf, nahmen ihr die Sicht und das Dröhnen in ihrem Kopf wurde für ein paar Minuten zu einem schrillen Klingeln. Als sich ihr Blick klärte und ihr Magen aufhörte Loopings zu machen, war sie in der Lage ihre Hand auszustrecken und Mulder zu berühren, im Moment nur um zu bestätigen, dass er noch immer atmete und sein Herz noch schlug.

Sie zog ihren verletzten Arm an ihre Brust und ließ ihre Augen über seinen Körper wandern, wobei sie es nur bis zu seinem Oberkörper schaffte, bevor sie erschrocken zurückschrak.

„Oh, Mulder.“, flüsterte sie, während Tränen flossen, um sich mit dem Blut auf ihren Wangen zu vermischen.

Mulder hatte den Hauptteil der Explosion abbekommen, indem er sie mit seinen Körper beschützt hatte. Blut mattierte sein seidiges braunes Haar und tropfte seine blasse Wange herunter, sein rechter Arm schien unter einem großen Holzträger zu stecken und seine linke Seite…

Scully schloss ihre Augen und schluckte schwer, atmete langsam tief durch, bis die wiederaufkeimende Panik auf ein verträgliches Maß sank. Ein Halbzollrohr, vermutlich Teil der Sprinklersystems, hatte sich durch seine linke Seite gebohrt, in die Fliesen versenkt und hielt ihn am Boden fest wie ein bizarres Muster aus einer Insektensammlung. Blut lief stetig aus der Wunde und sammelte sich auf dem Boden zu einem klebrigen Halbmond.

Fasziniert von dem stetigen Rinnsal, starrte Scully für einige Minuten, bis ich ihre Lähmung sich löste und der Drang etwas zu tun übermächtig wurde. Sie drehte ihren Kopf, ihre Augen suchte volle 360 Grad und sogar über ihnen, doch ihr Trieb Hilfe zu rufen, wurde von der Realität zerschmettert. Die gefallenen Träger, Teile von Wand und Decke und anderer Schutt umschlossen sie in einer unsicheren Tasche von Sicherheit, die so klein war, dass sie nicht einmal aufstehen konnte, ohne sich den Kopf zu stoßen. Gelegentlich konnten sie ein kreischendes Grummeln gefolgt von einem Krachen als irgendwo eine beschädigte Stütze einbrach hören.

Sie biss sich stark auf die Lippe, kämpfte den überwältigenden Drang sich in Tränen aufzulösen nieder und schlüpfte vorsichtig aus ihrer Jacke und ihrem Fanellhemd, wobei sie vor Schmerzen grunzte, als sie das Material über ihren verletzten Arm zog. Nur in einem T-Shirt bekleidet, bestätigte das geschwollene Fleisch, das schon anfing blau zu werden, mindestens einen gebrochenen Knochen. Sie löste ihren Ledergürtel und zog ihn aus ihrer Jeans um dann damit ihren Arm, mit der Hand so hoch wie möglich, an ihren Körper zu binden. Das unangenehme Gefühl steigerte sich zu weiß glühendem Schmerz und sie musst zweimal keuchend inne halten und sich zwingen nicht ohnmächtig zu werden.

Ungeduldig Schweiß und Blut aus ihren Augen wischend, benutzte Scully ihre Zähne und ihre funktionierende Hand um zwei Streifen aus dem Fanellhemd zu reißen. Den ersten machte sie zu einer selbstgebauten Bandage für den Schnitt über ihrer linken Schläfe, wobei sie das Material ähnlich zusammenband, wie die Stirnbänder, die sie und Charlie früher gemacht hatten, wenn sie die Indianer zu Bill und Missys Cowboys sein mussten. Sie nahm den zweiten Streifen in ihre zitternden Finger und säuberte sanft das meiste Blut von Mulders Gesicht und der Wunde an seinem Hinterkopf, das bereits begonnen hatte zu gerinnen. Mulder zuckte nicht einmal und sie konnte nichts dagegen tun, dass sie zwei Finger an seinen Hals hielt. Schwach, aber regelmäßig – ein schwacher Trost, aber trotzdem ein Trost.

Scully wappnete sich selbst und faltete die bereits hoch gerutschte Lederjacke um die Wunde in Mulders Seite freizulegen. Der scharfe Stahl hatte die Haut über Mulders linker Hüfte, aber unter seinem Zwerchfell glatt durchschnitten. Die Position schien gefährlich nahe an der Milz oder möglicherweise der Niere zu sein. Sie sehnte sich danach ihre Hände um den Eindringling, der den Köper ihres Partners verletzte, zu schlingen und ihn zu entfernen, aber die Ärztin in ihr erkannten, dass das wahrscheinlich schwere Blutungen auslösen würde. Obwohl jede Faser ihres Seins dagegen anschrie, ließ sie das Rohr an seinem Platz, legte den Rest ihres Hemds über die offene Stelle und drückte fest zu.

Mulder stöhnte, ein bodenloser, fundamentaler Schrei von Tortur. Seine Augenlider flatterten und seine unkontrollierten Arme und Beine zuckten spastisch als das erneute Auslösen von Schmerz ihn wieder ins Bewusstsein zog. Besorgt dass er die bereits schlimme Verletzung noch verstärken konnte, fixierte Scully seinen Arm indem sie ihre Beine darüber schwang und sich nah heran lehnte.

„Shhh. Mulder, sei ruhig. Ich weiß du hast Schmerzen, aber wenn du dich weiter bewegst, machst du es noch schlimmer.“, murmelte sie, ihre Worte waren sowohl Befehl als auch Beruhigung. Das Übelkeit erregende Poche in ihrem Arm und Kopf ignorierend, streifte sie mit ihren Fingerspitzen seine Wange und hielt ein beständiges Muster von Versicherungen aufrecht, bis sein Körper still wurde und seine Augen schließlich offen blieben, obwohl sie von Schmerz und Verwirrung benebelt waren.

„Scully? Wo…“

„Shh. Versuch nicht zu sprechen, Liebster, hör nur zu. Wir sind im Georgetown Memorial, erinnerst du dich?“

Sie konnte sehen, dass die Verwirrung verschwand und Trauer und Reue sie ersetzten. „Rynne.“, sagte er leise. „Die Bombe.“

Dann versuchte er sich zu bewegen, seinen Körper so zu drehen, dass er ihr Gesicht besser sehen konnte. Scullys Hand schoss hervor um die Bewegung zu stoppen, aber ihre eigenen Reflexe waren träge. Mulder schrie und seine Augen folgen auf, als wollten sie herausfallen, bevor sie zuschlugen als sein Gesicht sich vor Qualen verzog. Seine Finger ballten sich zu einer unglaublich festen Faust und der drückte sein aschbleiches Gesicht in den Staub, während Tränen unter seinen Lidern hervor rannen und sich mit dem Staub, Dreck und getrocknetem Blut vermischten.

„Ruhig, Mulder. Konzentriere dich auf meine Stimme und beruhig dich.“, sagte Scully über seiner hektisches Luftschnappen. „Atme ein, atme aus. Ein. Aus. Genauso, Liebster. Ein. Aus.“

Sie konnte spüren, dass er sich an ihren Worten festhielt, konnte sehen wie sich sein Atmung entsprechend verlangsamte, aber die Nachwirkungen ließen ihn hilflos zitternd mit kühler, klammer Haut zurück.

*Im Schock.*, dachte sie abwesend und beachtete die kleine Stimme in ihrem Kopf nicht, die ihr sagte, dass ihr eigener Zustand nicht viel besser war. Sie legte ihre abgelegte Jacke so gut sie konnte um ihn und strich mit ihren Fingern durch sein Haar. Die Gerüche von beißendem Schweiß und kupfernem Blut mischten sich, füllten ihre Nasenlöcher und zwangen sie durch den Mund zu atmen, um die Übelkeit in ihren Eingeweiden unter Kontrolle zu bekommen.

„Muss mich übergeben.“, keuchte Mulder und gab ihre Gedanken wieder.

„Wird vorbei gehen.“, erklärte sie ihm mit mehr Überzeugung, als sie fühlte. „Atme einfach nur weiter, Liebster.“

Zeit hatte alle Bedeutung verloren und so war Scully unsicher wie lange es dauerte bis seine Atmung gleichmäßig wurde und sich ihr Magen beruhigte. Sie kam sich losgelöst, schwebend vor, ihr einziger Anker war das Gefühl von Mulders Haar, das durch ihre Finger glitt.

„Was ist los mit mir?“

So kahl und farblos, doch die Frage holte sie mit einem Ruck wieder in die Realität zurück.

„Da steckt ein Stück Metall in dem Fleisch über deiner linken Hüfte.“, antwortete sie durch taube Lippen.

„Tut weh.“, stöhnte er. Seine Hand taste herum und schloss sich dann in einem zerdrückenden Griff um ihr Handgelenk. „Zieh es raus, Scully. Bitte, zieh es raus.“

Der dünne Hilfeschrei gepaart mit den vor Qual glasigen Augen gaben Scully das Gefühl als seine ihre Innereien mit Glasscherben gefühlt. Sie sog einen Luftstoß ein, der in einem Wimmern endete und blinzelte stark.

„Ich kann nicht Mulder.“ Was stark und mitfühlend klingen sollte kam als flehendes Stöhnen heraus. „Im Moment ist das Rohr wie ein Korken, der Blutungen verhindert. Wenn ich es rausziehe, könntest du verbluten, bevor uns jemand findet.“

Mulder sprach nicht, aber sein fester Griff lockerte sich und sein Daumen bewegte sich in einem sanften Streicheln auf und ab. „‘S okay, Babe. Ich verstehe.“

Scully sah, dass er versuchte ihr in die Augen zu sehen, indem er seinen Kopf drehte, ohne seinen Körper zu bewegen und sie streckte sich geschickt neben ihm aus, sodass ihre gute Seite gegen den kalten Boden gedrückt wurde. Sein Blick schärfte sich, verlor die Verschwommenheit und er ließ seine Hand über sie gleiten, bis sein Zeigefinger dem Rand des Schnitts, der unter ihrer hausgemachten Bandage hervor guckte, folgte.

„Geht’s dir gut, Kemosabe?“, murmelte er.

Wie immer drang sein Sinn für Humor sogar in mitten eines Albtraums durch die Spalten in ihrer Verteidigung und setzten ihre Tränen frei.

„Mir geht’s gut.“, keuchte sie und verzog dann angesichts seines ungläubigen Blicks eine Grimasse. „Mein Arm ist gebrochen.“, gestand sie ein. „Und ich glaube wir haben beide eine Gehirnerschütterung.“

Er zeigte seine Zähne in einer Art Grinsen. „Scully, das ist das erste Mal, dass wir passenden Kopfverletzungen haben! Stärkt die Bindung, findest du nicht?“

Sie spielte ihre Rolle und verdrehte die Augen. „Die meisten Paare tauschen einfach Ringe aus, Mulder.“

Er kicherte ein wenig, aber versteifte sich dann und biss sich fest auf die Lippe. „Kann nicht lachen, Babe.“, sagte er knapp. „Wir reden besser über Bill. Das wird helfen.“

„Shhh.“, antwortete sie, schaltete automatisch in ihre Methode um ihn zu beruhigen und strich sanft seinen Arm rauf und runter.

Wie bei einer Pavlovschen Reaktion verloren seine Augen den Fokus und die Lider begannen sich zu senken. Die Ärztin in ihr wusste, dass es in seinem Schockzustand gefährlich sein konnte einzuschlafen, aber ihm diese Pause von den Schmerzen zu verweigern war zu grausam um es zu bedenken.

„Ruh dich nur aus, Liebster.“, sang sie, ihre Kehle zugeschnürt von einer frischen Tränenwelle. „Ich werde auf das Rettungsteam hören.“

Er stritt nicht, nahm es nicht zur Kenntnis, ging einfach nur von ihr. Scully studierte sein geliebtes Gesicht – der Bogen von dunklen Wimpern gegen milchige Wangen, die Falten des Schmerzes um seinen großzügigen Mund, die im Schlaf glatt blieben.

Sie sagte sich selbst, dass sie ihn nicht hängen ließ. Das sie fest daran glaubte, dass sie rechtzeitig gefunden werden würden. Dass ihm gegen ihr besseres Wissen Schlaf zu erlauben nicht Aufgeben war.

Es fühlte sich wie eine Lüge an.
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