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Familienbande VI: Seltsame Bettgenossen

von Dawn

Kapitel 16

Vierter Stock, Südwestflügel
Dienstag
23:42 Uhr


Unter Bills Anleitung vergrößerten sie vorsichtig und systematisch die Öffnung, um Dana und Fox zu erreichen, wobei sie die schwachen Bereiche mit zusätzlichen Holzstücken abstützten, um die Stabilität zu sichern. Grey quetschte sich zuerst hindurch und wurde beinahe zu Boden geworfen, als Dana sich in seine Arme warf. Er schluckte hart und gab die Umarmung überschwänglich zurück. Dana zischte, angesichts des Drucks auf ihre Verletzung und er wich zurück, als habe er sich verbrannt.

„Entschuldigung. Ist er gebrochen?“

„Mehr als einmal, fürchte ich.“ Sie ließ ihre Zunge über ihre Lippen gleiten und beäugte gierig das Packet auf seinem Rücken. „Ich schätze du hast nicht zufällig etwas Wasser, oder?“

Grey schlug sich mental selbst vor den Kopf. „Was sind wir doch für Idioten! Natürlich hab ich das! Hier.“

Er fischte die Flasche heraus, drehte den Deckel ab und hielt sie solange fest, bis Danas zitternden Finger Halt fanden. Sie nahm einige tiefe Züge, wobei sich ihre Augen selig schlossen, dann kam sie hoch um Atem zu schöpfen.

„Ich muss dir nicht sagen, dass du es langsam angehen solltest, oder Süße?“, fragte Grey.

Dana hörte ihn kaum, ihre Augen schossen zu dem neben ihr ausgebreiteten Körper. „Er ist durch den Blutverlust stark dehydriert.“, sagte sie mit bebender Stimme. „Er braucht das dringender als ich.“

„Es ist noch mehr da.“, sagte Grey einfach mit gespielter Ruhe, die er nicht fühlte. „Ich werde mich um ihn kümmern. Entspann du dich nur.“

„Er verliert immer wieder das Bewusstsein, Grey. Ich bin nicht sicher…“

„Dana!“

Bill kroch durch mit einer Anmut durch die Öffnung, die seine große Statur betrog. Er musterte seine Schwester von Kopf bis Fuß, sein Gesicht eine Mischung von Freude und Trauer, bevor er sie in eine Umarmung zog.

„Ich dachte ich hätte dich verloren, Kurze.“, murmelte er, die Worte brachen vor Emotionen.

Dana vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter, schnaubte und klammerte sich so fest an ihn, dass ihre Knöchel weiß hervor traten. Grey riss seinen Blick von der Wiedervereinigung und kroch zu seinem Bruder weiter. Tränen fluteten seine Augen, ließen seine Sicht verschwimmen und dämpften den grausamen Anblick. Er wischte sie ungeduldig mit dem Handrücken weg und streckte dann die Hand aus, um vorsichtig eine dunkle Locke aus dem aschfahlen Gesicht seines Bruders.

„Fox.“, sagte er erstickt.

Grey ließ den Strahl seiner Taschenlampe langsam über Foxs Körper wandern und folgte dem Strahl mit federleichten Berührungen. Er untersuchte das Rohr, das den Körper seines Bruders verletzte und drückte seine Lippen fest zusammen. Mit gerunzelter Stirn beugte er sich vor, schlang seine Finger um das Metall und spannte vorbereitend seine Muskeln.

„NEIN!“

Danas schwacher, jedoch vehementer Schrei erschrak ihn und er hob automatisch abwehrend die Hände. Sie rückte näher, legte ihre Hand auf seinen Arm und drehte ihr Gesicht zu ihm.

„Das kannst du nicht machen, Grey. Es ist das einzige was ihn am Leben hält.“

Greys Gesicht verzog sich verwirrt. „Was? Dana, bist du verrückt? Kannst du dir vorstellen, was er für Schmerzen haben muss? Wir müssen das Ding daraus bekommen, bevor eine Infektion… „

„Er würde verbluten.“, antwortete sie mit Nachdruck, „Natürlich, weiß ich wie gefährlich eine Infektion ist, aber dieses Rohr ist dafür verantwortlich, dass der Blutverlust so gering ist!“

Grey starrte auf die große, klebrige, blutrote Pfütze, bevor seine Augen wieder zu ihr zurück glitten. „*Das* nennst du gering? Das sieht für mich nach verdammt viel aus!“

Bill runzelte die Stirn angesichts seines aggressiven Tons. „Schau mal, McKenzie, wenn Dana sagt…“

„Oh halt den Mund, Bill.“, schnappte Dana ungeduldig. „Du wirst es nur schlimmer machen. Ich schaffe das.“ Sie schloss ihre Finger um Greys Arm. „Ich verharmlose es nicht, Grey, er hat eine Menge Blut verloren. Aber es könnte schlimmer sein, viel schlimmer. Er könnte Blutungen haben, hat er aber nicht. Gott weiß, ich bin mir seiner Schmerzen bewusst – ich habe sie mit ihm durchgestanden. Wir haben keine Wahl.“

Grey presste die Augen zu, nickte aber. Er wühlte in seinem Rucksack herum und zog eine weitere Wasserflasche, sowie sterile Bandagen und einige Musterpackungen voll Ibuprofen.

„Hier.“, sagte er heiser und warf ihr zwei Blister zu. „Entschuldige, dass es nicht das gute Zeug ist, aber das schließen sie weg.“

„Hast du schon mal den Ausdruck „in der Not frisst der Teufel Fliegen.“ gehört?“, gab sie zurück und zog eine Grimasse, während sie versuchte das Röhrchen mit einer Hand zu öffnen.

Bill nahm ihr das Päckchen ab, nahm die Pillen heraus, die sie mit einigen Schlücken Wasser herunter spülte. Er beobachtet, wie Grey eine Bandage anfeuchtete und sanft das getrocknete Blut und den Schweiß aus Mulders blassem Gesicht wischte. Er wandte die Augen ab und rang mit Mitgefühl, das er nicht fühlen wollte.

„Ich habe dich gewarnt, dass er nur Trauer bringt, Dana.“, murmelte er sanft und spielte stattdessen Ärger vor. „Erkennst du das nicht?“

Danas Kiefer klappte bestürzt herunter und ihre Augen schossen zu Grey. Als sie sah, dass er ganz in seine Aufgabe vertieft war, um zu zuhören, drehte sie ihm absichtlich den Rücken zu und konfrontierte Bill.

„Du Mistkerl!“, zischte sie, hin und her gerissen dazwischen ihn zu schlagen und in Tränen auszubrechen. „Mir *Trauer* bringen? Hast du mal darüber nachgedacht, warum seine Verletzungen schlimmer sind als meine? Hast du?“

Bills Nasenlöcher weiteten sich, doch er schüttelte scharf den Kopf.

„Er hat sich auf mich geworfen, du Arsch! Mulder hat einen Sekundenbruchteil bevor die Bombe hochgegangen ist, erkannt was passiert ist, und er hat darauf reagiert indem er mich mit seinem Körper geschützt hat. Er hat mein Leben gerettet!“

Bill wand sich, er war sich bewusst, dass er grade zu weit gegangen war. Er suchte verzweifelt nach einer Antwort, aber ein kehliges Stöhnen rettete ihn.

„Fox? Komm‘ schon, kleiner Bruder, ich bin nicht zu dieser Party gegangen, um dich schlafen zu sehen.“, lockte Grey.

Foxs Lider glitten einen Spalt auf, gerade genug um einen braunen Schimmer zu entblößen. Grey tröpfelte etwas Wasser auf seine aufgesprungenen Lippen, erfreut, dass sein Bruder sie erst ableckte und dann in seinen Mund saugte, um die Flüssigkeit zu extrahieren.

„Mehr.“

„Langsam. Nimm kleine Schlücke.“, beruhigte Grey und wiederholte die Tat einige Mal, bevor Fox signalisierte, dass er genug hatte.

Als der schlimmste Durst gestillt war, schien Fox Greys Anwesenheit zu registrieren. Er wollte seinen Kopf drehen, aber Grey stoppte seine Bewegung schnell mit einer festen Hand in seinem Nacken.

„Fox, nicht. Du wirst dir selbst weh tun.“

Er kniete sich hin, sodass sein Bruder ihn ohne Anstrengungen sehen konnte und versuchte einen zuversichtlichen Gesichtsausdruck aufzusetzen.

„Wenn du nicht nach Cancun willst, hättest du es einfach sagen können, kleiner Bruder.“, spottet Grey sanft. „Ich wär mit Dana gefahren.“

Fox blinzelte schwerfällig. „Wie… hier her?“

„Man könnte sagen wir haben einen Trampelpfad genommen.“, gab Grey zurück und strich dieselbe sture Haarsträhne, die er zuvor berührt hatte, zurück. „Walts Leute nehmen den Highway und sollten bald hier sein.“

Foxs Augen verloren ihren Fokus und rollten in seinem Kopf zurück, bevor sie wieder zu Grey Gesicht wanderten. „Müde.“, flüsterte er, das Wort war nur wenig mehr als ein Lufthauch. „Sehr müde.“

Grey versuchte zu antworten, doch Trauer und Angst füllten seine Kehle und fesselten seine Zunge. Zu seiner Überraschung, lehnte sich Bill über seine Schulter und antwortete für ihn.

„Müde?“, ermahnte er, doch sein Tonfall hielt keine Bosheit. „Du denkst *du* bist müde? Während du hier rumlagst und dich ausgeruht hast, hat dein Bruder mich dazu gebracht einen Aufzugschacht hochzuklettern und Tunnel zu graben! Er hat sich geweigert aufzugeben, Mulder, also machst du dir besser die gleiche Mühe. Dein Boss ist schon sauer auf uns, also lass uns jetzt bloß nicht hängen.“

Mulders Augen weiterten sich, als Bill zu sprechen begann, aber seine Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln. „Skinner… in den Arsch treten.“

Bill zog eine Augenbraue hoch und warf aus dem Augenwinkel einen Blick auf Grey. „Er kann’s versuchen.“

Als ob er herbei gerufen wurde, begann Greys Walkie-Talkie zu quäken.
„Grey? Kannst du mich hören?“

Grey zog es aus der Tasche und ging zur Seite. „Ich höre dich, Walt. Was hält euch auf?“

„Ungefähr eine Tonne Beton und Stahl.“, antwortete Skinner trocken. „Adamson hat sich gerade gemeldet. Er ist ziemlich sicher, dass er in der Nähe von eurem Aufenthaltsort ist. Er sagte da seine schwache Stellen in dem Gerümpel unter ihnen sind und er wird versuchen durch zu kommen. Bleibt einfach nur ruhig und lasst euch nicht von dem Lärm erschrecken.“

Grey blickte zu den anderen und sah, dass sie verstanden. „Wir haben verstanden, Walt.“

Skinner zögerte: „Wie geht es Mulder?“

Grey blickte auf, aber auf die Distanz war Fox in dem schwachen Licht kaum zu erkennen. „Er hält durch.“

„Bleib in Kontakt.“, sagte Skinner ruhig.

Grey steckte den Sender wieder ein und ging wieder zu den anderen. Bill, der seine Jacke abgelegt hatte, überraschte ihn damit, dass er sie über Fox ausbreitete, nicht über Dana. Die Augen seines Bruders schlossen sich und er zitterte. Grey zog schnell seine eigene Jacke aus und legte über Bills.

„Schock.“, murmelte Dana. „Das und die Tatsache, dass der Boden eiskalt ist.“

Bill zog sie zurück gegen seine Brust und schlang seine Arme um ihren kleinen Körper. Dana lehnte sich mit einem Seufzer, der wie ein Schluchzen klang, in seine Wärme.

„Er wollte nicht, dass ich ihm meine Jacke gebe.“, sagte sie mit bebender Lippe. Sie benutzte ihren Daumen, um ein paar vereinzelte Tränen unter ihren Wimpern weg. „Er was so unnachgiebig, dass ich nachgegeben habe – dachte der Stress sei schlimmer als die Kälte.“

Das entfernte Grollen von schwerem Gerät ließ die drei trotz Skinners Warnung aufschrecken. Grey schielte unsicher zur Decke, setzte sich dann wieder neben seinen Bruder und legte die Hände um seine Knie. Fox zitterte weiterhin und bekam den Lärm nicht mit.

„Stimmt das, was du gesagt hast?“, fragte Scully nach einigen Minuten angespannten Schweigens. Sie neigte ihren Kopf um das Gesicht ihres Bruders anzusehen. „Seit ihr wirklich einen Aufzugschacht hochgeklettert um hierher zu kommen?“

Bill deutete mit der Schulter in Greys Richtung. „Er ist gefahren.“, sagte er, „Ich bin nur auf den Ausflug mitgekommen.“

„Er hat so nett gefragt, dass ich einfach nicht nein sagen konnte.“, bestätigte Grey trocken.

Scullys Augen sprangen zwischen den beiden Männern hin und her, ihre Lippen öffneten sich überrascht. „Wisst ihr, wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, dass ihr tatsächlich anfangt euch ganz gut zu verstehen!“

Bill beäugte Grey als er antwortete. „Kennst du das alte Sprichwort, dass Überzeugungen seltsame Bettgefährten hervorbringen? Ich glaube das gleiche gilt für Bomben.“

„Ich kann eins über deinen Bruder sagen.“, bemerkte Grey widerwillig, „Er ist ein super Fänger.“

Bill schmunzelte. „Ja, aber an dem Hochseilakt könnte ich noch arbeiten.“

Scully rollte ihre Augen. „Ich denke, ich möchte lieber nicht wissen worüber ihr redet.“

Der Lärm der Rettungsgeräte wurde höher und das Krachen von schweren Gegenständen, die auf dem Boden auftrafen. Die Maschine wurde ausgeschaltet und ein kurzes Schweigen folgte.

„Hallo? Agent Mulder? Agent Scully? Können Sie mich hören?“

„Hier drüben!“, rief Scully hektisch, wobei sie sich vorbeugte als wolle sie auf die Stimme zu krabbeln.

Bills große Hand auf ihrem Arm hielt sie zurück. „Ich werde sie holen.“, sagte er barsch. „Du bleibst bei Mulder.“

Scully starrte seinen Rücken an, der sich entfernte und drehte sich dann langsam um, um Grey mit hochgezogener Braue anzusehen. Er zuckte nur mit den Schultern.

„Hab‘ ein gutes Wort für dich eingelegt, Süße, aber ich dachte nicht, dass ich was erreicht habe. Jetzt setz dich hin, bevor du hin fällst, du siehst schrecklich aus.“

„Du weißt, wie man einem Mädchen Komplimente macht.“, grummelte Scully, aber sie gehorchte trotzdem.

Grey platzierte eine beruhigende Hand auf der Schulter seines Bruders und sie warten in angespannter Stille bis Bill zurück kam. Dicht auf seinen Fersen folgten ein Mann mittleren Alters in einem Overall und ein Sanitäter, der einen Erste-Hilfe-Kasten. Scully winkte den jungen Mann mit einem ungeduldigen Winken ihrer Hand vorbei.

„Mir geht es gut. Mein Partner braucht sie jetzt.“

Bevor sie mit der Bewertung von Mulders Zustand fort fahren konnte, sprach der ältere Mann.

„Agent Scully, ich bin Joe Adamson. Ich kann nicht sagen, wie froh wir sind Sie gefunden zu haben – Sie und Agent Mulder waren unsere Nadeln im sprichwörtlichen Heuhaufen!“

„Wir sind genau so froh gefunden worden zu sein.“, antwortete Scully, ihre Augen klebten an dem Sanitäter, als er Mulders Pupillen überprüfte und einen Blutdruckmesser um seinen Oberarm wickelte.

Adams sah, dass sie abgelenkt war und beruhte leicht ihren Arm um ihre Aufmerksamkeit zurück zu gewinnen. „Es ist ein weiterer Sanitäter mit einem Rettungskorb unterwegs. Sobald Olsen dort ihren Partner soweit stabilisiert hat, dass er transportiert werden kann, werden wir ihn hier rausholen.“

„So einfach ist das nicht.“, sagte Scully scharf. „Wenn ich Recht habe, dann wird seine Blutung schlimmer, wenn dieses Rohr entfernt wird. Er wird ein Trauma-Team und einen Chirurgen brauchen – sofort.“

Olsen, der Mulders Wunden untersucht hatte, während Grey eine leistungsstarke Taschenlampe hielt, hob eine Augenbraue und nickte grimmig. „Sie hat Recht, Joe. Das muss bis aufs kleinste Detail untersucht werden, sonst wird er verbluten, bevor wir das Gebäude verlassen haben. So wie’s aussieht, ist es viel zu riskant ihn in ein anderes Krankenhaus zu bringen. Können sie ihn nach unten bringen?“

Scully warf ihm einen dankbaren Blick zu, während Adamson die Stirn runzelte und ein Funkgerät von seinem Gürtel. Scully rutschte dichter zu Mulder, während Adamson mit leiser und knapper Stimme mit jemandem draußen sprach.

„Wie geht’s ihm?“, fragte sie, während sie zusah dass Olsen effektiv einen Tropf an Mulders Hand legte.

Olsen wischte den blonden Pony aus seinen Augen. „Es geht ihm nicht gut. Sind sie Ärztin?“ Als Scully nickte fuhr er fort. „Er ist ziemlich dehydriert – aber dagegen wird die Infusion helfen. Sein Blutdruck ist niedrig und sein Puls ist schwach. Es gibt frühe Anzeichen einer Infektion, aber nicht so schlimm wie ich es in so einer Situation erwarten würde.“

„Er ist erst vor einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen worden nachdem er eine Lungenentzündung überstanden hat.“, murmelte Scully. „Sie haben ihm starke Antibiotika verschrieben.“

Olsen zuckte zusammen. „Armer Kerl, bekommt keine Pause, was? Keine Sorge, wir werden ihn da durch bringen. Sobald meine Partnerin hier ist – da ist sie ja.“

Eine junge Frau mit Haar, das so dunkel war, wie Olsens hell, quetschte sich in die nun überfüllte Höhle uns zog den langen Drahtkorb, der Mulder letztendlich in die Freiheit bringen würde, hinter sich her.

„Schön, dass du auch zur Party kommen konntest, Brandmeier.“, sagte Olsen glatt. „Unser Patient hier ist Agent Mulder. Das sind seine Partnerin Agent Scully und sein Bruder.“

Mulders Hand zuckte und seine Augenlider flatterten. Olsen sprang schnell hinzu, um ihn davon abzuhalten den Tropf zu lösen.
Von der Bedrängung weiter verstört, begann Mulder zu wimmern und dagegen anzukämpfen.

„Entspannen Sie sich, Agent Mulder, wir versuchen ihnen zu helfen.“, sagte Olsen, wobei er sein Gewicht in seinen Griff lehnte. „Sie müssen aufhören sich zu wehren oder Sie werden den Tropf kaputtmachen und ich muss einen neuen legen. Das wollen Sie nicht, richtig?“

Mulder entspannte sich, doch seine Augen öffneten sich und schossen angespannt umher.
„Scully?“

„Shhh. Ich bin genau hier, Mulder. Bleib einfach ruhig liegen, wir werden dich hier rausholen.“

Scully bahnte sich ihren Weg zu seinem Kopf, wo sie ihn berühren konnte, ohne die Sanitäter zu behindern. Sie versuchte Olsens und Brandmeiers besorgten Gesichtsausdrücke, während sie sich still berieten, zu ignorieren, wobei sie Mulders Haar streichelte und soviel Kraft wie möglich aus Greys solider Anwesenheit zu ziehen. Adamson legte sein Funkgerät weg und räusperte sich.

„Draußen ist alles vorbereitet. Die Notaufnahme war von der Explosion kaum betroffen und obwohl sie für öffentliche Aufnahmen geschlossen sind, wurden interne Patienten, die durch die Explosion verletzt wurden, behandelt. Sie werden ein Team bereitstellen. Wir werden ihn hoch in den fünften Stock und dann um das Gebäude rum in die Notaufnahme bringen. Legen Sie los sobald Sie soweit sind.“

Olsen und Brandmeier berieten sich mit ihren Augen und kamen zu einer Einigung. Olsen deutete auf Bill, der widerwillig an seine Seite kroch.

„Eins nach dem Anderen.“, sagte er brüsk. „Mr…“

„Bill. Bill Scully.“, antwortete Bill unbehaglich.

„Bill. Sie müssen mir helfen diesen Träger anzuheben, sodass Brandy Agent Mulders Arm unter ihm herausziehen kann. Wenn das geschafft ist, werden wir dieses Rohrstück entfernen und ihn hier raus bringen.“

Bill zögerte nur einen Moment und nickte dann. Er folgte Olsens Beispiel und ergriff den schweren Holzbalken.

„Auf drei, “ sagte Olsen, „Eins, zwei, DREI!“

Scully und Grey sahen angespannt zu wie Bill und der Sanitäter den Balken vorsichtig hochhievten, wobei die Adern in ihrem Nacken hervortraten und Schweißperlen ihre Stirn bedeckten.
Die Bretter in der Umgebung quietschten bedrohlich, doch Brandmeier zog Mulders Arm langsam und vorsichtig aus der Nische.

„Hab‘ ihn!“

Der Balken legte sich mit einem dumpfen Geräusch wieder an seinen Platz, Bill und Olsen atmeten schwer vor Erschöpfung. Mulder wand ein wenig, als Brandmeier seinen Arm untersuchte.

„Scullee. Mach das se aufhören.“, stöhnte er.

Scully beruhigte ihn und war erleichtert, als Brandmeier ihr ein strahlendes Lächeln schenkte.

„Sieht gut aus. Die Blutzirkulation wurde nicht beeinträchtig, aber das Handgelenkt ist verstaucht – vielleicht gebrochen. Es kann bis später warten.“

Scully beugte sich vor um einen Kuss auf Mulders Schläfe zu drücken. „Hörst du, Liebster?“, flüsterte sie, „wir werden passende Gipsarme haben.“

„Okay, lasst und diese Show auf die Bühne bringen.“, sagte Olsen brüsk. „Brandy, hast du ihm etwas Morphium gegeben?“

„Nur genug, um ihm die größten Schmerzen zu nehmen.“, antwortete sie und justierte die Geschwindigkeit des Tropfs. „Ich mache mir Sorgen um seine Kopfverletzung und er hat einen schlimmen Schock.“

Olsen nickte und sprach dann seine Zuschauer an. „Ich muss alle bis auf Agent Mulders Bruder bitten zurückzutreten. Sobald ich dieses Rohr losgeworden bin, werden wir Geschwindigkeitsrekorde brechen um ihn hier raus zubringen. Jede Sekunde zählt. Joe wird sich um den Rest von euch kümmern, wenn wir weg sind.“

Bill ging in eine Ecke, wobei er im Vorbeigehen verstohlen Scullys Schulter berührte. Sie rieb ihre Lippen über Mulders Stirn, dann über seine Wange und blinzelte stark gegen die brennenden Augen. Mulders Lider glitten immer wieder zu und sein Blick war vage und nicht fokussiert. Zu wissen, dass er nicht begreifen konnte, was gleich geschehen würde, kam noch zu ihrem Leid hinzu.

„Ich muss dich jetzt für ein paar Minuten alleine lassen, Liebster.“, murmelte sie, die Worte fingen sich in ihrer zugeschnürten Kehle. „Ich bin nur ein paar Schritte hinter dir. Warte auf mich, okay? Kein Versetzen oder ich tret‘ dir in den Hintern.“

Seine einzige Antwort war eine Reihe von Konsonanten. Innerlich schluchzend hob Scully ihr Kinn und nickte Olsen bestimmt zu.

Er leckte seine Lippen, schlang seine Finger um das Rohr und zog probeweise daran. Mulder wimmerte und Scullys Augen schlossen sich reflexartig. Wärme umschloss ihren zitternden Körper zusammen mit einem bekannten Geruch. Sie lehnte sich in Bills Arme zurück, dankbar für die Unterstützung und das er sie stumm angeboten hatte. Sie drehte ihr Gesicht in seine Schulter, zum ersten Mal, weigerte sie sich Mulders Schmerz direkt gegenüber zu treten. Olsens Stimme war gespannt aber fest.

„Eins. Zwei. DREI!“

Mulder kreischte. Der Schrei war rau, grundlegend und Scully spürte ihn wie einen Stromschlag in ihrem gesamten Körper. Hastige Bewegungen und eine Salve knapper Worte rissen sie rechtzeitig aus ihrem Unterschlupf um zu sehen, wie Mulder in dem Korb gelegt und durch die enge Öffnung gezogen wurde, wobei Olsen zog und Brandmeier schob.

Ein Schnappschuss seines leichenblassen Gesichts und geschlossenen Augen, ein feuchtes Glitzern auf seinen Wangen.

Tränen.

Und dann war er verschwunden.

Scully lauschte ausdruckslos während das Kratzen des Korbs, die geschrienen Anweisungen und hastigen Schritten verklangen und komplette Stille heraneilte um ihren Platz einzunehmen.

Scully fühlte sich gespalten, in zwei gerissen, als sei Mulder von ihr entfernt worden, wie das Rohr aus Mulders Körper. Unfreiwillig wanderten ihre Augen zu dem weggeworfenen Metallstück, das mit seinem Blut verschmiert war.

Er war weg. So schnell. So einfach.

Etwas Großes und Solides nahm ihr die Sicht und beendete ihre Betrachtung. Grey kniete sich hin, warf einen vorsichtigen Blick auf Bill, bevor er ihr Gesicht in seine Hände nahm.

„Nur ein paar Minuten hinter ihm, Dana. Du hast es ihm versprochen, erinnerst du dich?“

Sie starrte in seine Augen, Mulders Augen und spürte wie der Riss heilte. Sie hatte es versprochen. Und Mulder nahm sie immer beim Wort.

Grey spürte etwas in ihrem Gesichtsausdruck, ließ seine Hände sinken und trat zurück. Scully drehte sich zu Adamson, wobei sie trotz des Pochens in ihrem Arm die Schultern straffte.

„Gehen wir. Ich habe einen Ort zu dem ich muss.“
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