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Familienbande IV: Zerfetzte Herzen

von Dawn

Kapitel 13

Holiday Inn
Boston
Samstag
03:30 Uhr


„SAMANTHA!“

Der Schrei riss Scully aus dem Tiefschlaf und sie tastete blindlings nach ihrer Waffe, wobei sie den Wecker auf den Boden stieß. Ihre anfängliche Panik verflog, als sie sich ihrer Umgebung bewusst wurde und ihre Ohren das rauhe, abgehackte Atmen des Mannes neben ihr wahrnahmen. Das schwache Mondlicht machte Mulder zu kaum mehr als einer undeutlichen Silhouette, aber Scully konnte die Beben, die seinen Körper erzittern ließen spüren, als sie durch die Matratze vibrierten. Sie streckte sich um die kleine Nachtischlampe anknipste, sie erleuchtet den Raum nur schwach, drängte aber die Schatten zurück.

Scully beobachtete ihn für einen Moment vorsichtig ohne zu versuchen ihn zu berühren. Kurz nach der Veränderung in ihrer Beziehung war sie von Mulder, der in den Fängen eines besonders intensiven Alptraums gefangen war, geweckt worden und war zu ihm geeilt um ihn zu trösten, was ihr eine blutige Nase einbrachte. Sie war locker damit umgegangen, hatte sogar einen kleinen Witz gemacht, aber Mulder war entsetzt gewesen. Seitdem hatte sie gelernt einen vorsichtigeren Ansatz zu wählen.

Er saß kerzengerade da, die Bettwäsche hielt er in seinen Fäusten umklammert, die Knie hatte er angezogen und seine Augen starrten wild auf die Wand. Sein T-Shirt klebte an seinem Rücken und ein dünner Schweißfilm bedeckte sein Gesicht. Scully sah, dass er sich in der „Zwischenwelt“ befand, nicht mehr schlafend aber auch noch nicht bei vollem Bewusstsein. Sie legte sanft ihre rechte Hand in Mulders Nacken, wobei ihr Daumen über die kurzen Haare dort vor und zurück glitt. Es war eine Maßnahme, die sie schon häufig ergriffen hatte, und sie wusste, dass es ihn beruhigte. Nach ein paar Minuten sank seine Stirn auf seine Knie und er entspannte sich ein bisschen, obwohl ein gelegentlicher Schauder immer noch sein Elend signalisierte.

„Eine Sieben?“, fragte sie ruhig, sie bezog sich auf eine Skala, die sie erfunden hatten um Mulders Alpträume zu bewerten – eins bedeutete lediglich seltsam und zehn kennzeichnete paralysierenden Terror.

„Eher wie eine Acht.“, antworte Mulder, seine Worte waren gedämpft.

„Möchtest du darüber reden?“ Scully versuchte die Frage neutral zu halten, aber es war nicht einfach. In Wirklichkeit sehnte sie sich danach, dass Mulder sich öffnete und sich ihr anvertraute, aber er blieb vor allem bei seinen Alpträumen schweigsam – er behauptete er würde ihr mit einer vernarbten Psyche nur Angst machen.

„Es war ein alter Favorit – Roche entführt Samantha, während ich zusehe.“, sagte Mulder, seine Stimme war trügerisch leicht. Er fügte nicht hinzu, dass er in den Traum erwachsen gewesen war und dass Jason Westin aufgetaucht war, vorwurfsvoll auf ihn gezeigt und „Wie wollen Sie denn *meine* Schwester retten? Sie konnten nicht mal Ihre retten!“ geknurrt hatte. Stattdessen fügte Mulder nur hinzu: „Mir geht’s gut, Scully, keine große Sache.“

Statt ihn einen Lügner zu nennen, stand Scully lieber auf und trottete ins Badezimmer. Sie fühlte das Glas am Waschbecken mit kaltem Wasser und nachdem sie selbst einen Schluck genommen hatte, kehrte sie zurück und stieß Mulder an, dessen Kopf noch immer auf seinen Knien lag. Sie legte sich wieder hin und sah zu wie er den Rest austrank, wobei sie bemerkte wie das Wasser schwappte, während er es zu seinen Lippen führte. Mulder setzte das Glas vorsichtig auf dem Boden neben dem Bett ab und sah ihr endlich in die Augen.

„Danke, Scully.“

Sie sah ihn an – zersaustes Haar, Ringe unter den Augen, zögerndes Lächeln – und zwei Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Der Erste:

*Dieser Mann braucht extrem viel Pflege, und das wird er auch immer.*

Und sofort darauf folgend:

*Ich liebe ihn. Es gibt keinen Ort an dem ich lieber wäre.*

Mulder sah sie fragend an. „Scully?“

„Hmm?“

„Woran hast du grade gedacht? Du hast komisch geguckt.“

Scully lächelte. „Daran, dass das einzig Gute an einem Alptraum ist, hinterher jemanden zu haben, der einen festhält.“, sagte sie.

Der Ausdruck der sich auf seinem Gesicht ausbreitete, war locker tausend schlaflose Nächte wert. Mulder konnte ein Mistkerl sein – arrogant, zynisch und unsensibel. Das Leben hatte ihn auf viele Arten hart gemacht, ihn dazu veranlasst Schicht um Schicht einer Schutzvorkehrung anzulegen. Sie war eine der wenigen, denen es erlaubt war diese Schichten aus einem anderen Winkel zu betrachten. Die kindliche Verwunderung zu sehen. Die standhafte Loyalität. Die selbstlose Liebe. Die Welt sah nur die Verärgerung. Scully sah die Perle.

Scully schaltete das Licht aus, als Mulder sich neben sie kuschelte und seinen Kopf auf ihre Brust legte. Sie drückte einen Kuss auf sein Haar und legte ihren Arm um seine Schultern.

„Soll ich dir was geben, damit du besser schlafen kannst?“, fragte sie sanft.

Ein leichtes Kopfschütteln war ihre Antwort und sie drängte ihn nicht. Sie ließ ihre Fingerspitzen leicht über die Haut seines Arms hoch und runter wandern und lächelte als er leicht zitterte und sich dann entspannte.

„Ich weiß du glaubst nicht, dass Roche der Mörder ist, Scully.“, murmelte er schläfrig. „Und ich weiß, dass es verrückt klingt. Ich bin schließlich derjenige, der die Kugel in seinen Kopf geschossen hat. Aber die Minzeblätter, das Auto, die Nachricht – wie erklärst du das?“

Scully seufzte. „Ich weiß nicht, Schatz. Ich gebe zu, als ich die Nachricht sah, war ich geschockt. Aber es muss eine logische Erklärung geben. Die Befragungen wurden gefilmt; vielleicht hat der Mörder es geschafft die Videobänder in die Finger zu kriegen. Was das Auto angeht – nun, dass können wir morgen durch das Kraftfahrzeugamt überprüfen lassen. Wir wissen, dass es immer noch irgendwo da draußen ist.“

Mulder antwortete nicht, aber sie wusste, dass er noch wach war, spürte wie seine Anspannung zurückkehrte. „Wie erklärst *du* es, Mulder?“

„Erinnerst du dich an Luther Lee Boggs? Er behauptete er könnte die Seelen von Toten kontaktieren. Wenn ich mich recht erinnere, hast sogar *du* ihm geglaubt. Was wenn unser Mörder irgendwie Roche kontaktiert?“

Scully verzog bei der Erinnerung das Gesicht. „Das war eine schwierige Zeit für mich, Mulder. Ich war verwundbar, dass hast du selbst gesagt.“

Mulder hob seinen Kopf um ihn ihre Augen zu starren, sein Mund kräuselte sich. „Du hast ihm geglaubt, Scully. Das kannst du nicht abstreiten.“

Scullys Mund bewegte sich geräuschlos, während sie verzweifelt versuchte ihm zu widersprechen, doch Mulder legte nur seinen Kopf noch immer lächelnd wieder hin.

„Ich glaube immer noch, dass wir eine banalere Erklärung finden müssen.“, bestand Scully.

„Hey, Scully. In unserem Beruf *ist* Kontakt mit Toten aufzubauen banal.“, antwortet Mulder selbstgefällig. Er sog einen tiefen Atemzug ein und kuschelte seinen Kopf in die Seide ihres Pyjamaoberteils. „Ich muss sie finden, Scully. Bevor es zu spät ist.“

Das Pronomen, das er verwendet hatte, war Scully nicht entgangen. Sie hob ihre Hand und ließ ihre Finger durch seine Haare gleiten, wobei sie sanft zog, bis er den Kopf hob. „WIR Mulder. Ich weiß, dass Jason dir heute Abend sehr nahe gegangen ist, und ich verstehe warum. Aber du bist nicht der Einzige, der dieses kleine Mädchen finden und sicher nach Hause bringen will. Skinner, Grey und ich hängen da auch mit drin.“

Mulder zog in einem stillen Geständnis den Kopf ein, dann lächelte er. „Ich kann nicht glauben, dass er so seinen Urlaub verbringt.“, sagte er sich auf seinen Bruder beziehend. „Das ist nicht gerade die Ruhepause, die er sich vorgestellt hat.“

Scully spitzte die Lippen, ihre Augen funkelten. „Es könnte noch einen einen netten Nebeneffekt haben.“

Mulders Kopf kam wieder hoch. „Wovon redest du? Wieso guckst du wie die Katze, die den Kanarienvogel gegessen hat?“

„Sagen wir einfach, dass sich jemand im Bureau sehr für deinen Bruder… interessiert. Und es scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhren.“

Mulder zog eine Augenbraue hoch. „Wer?“

„Agent Harding.“, sagte Scully, die die Gelegenheit selbstzufrieden zu sein genoss.

„Hör auf!“

„Das ist mein Ernst, Mulder! Wenn du nicht so mit dem Fall beschäftigt gewesen wärst, hättest du vielleicht die Blicke gesehen, die sie sich zugeworfen haben. Hast du bemerkt, dass sie sich mit dem Vornamen angesprochen haben?“

Mulder schnaubte. „Er spricht *Walt* auch mit dem Vornamen an, aber ich bin mir sicher, dass das nicht auf Anziehung hindeutet.“ Er täuschte ein Schaudern vor. „Gott, was für eine Vorstellung!“

Scully schlug ihm auf die Schulter, konnte jedoch ein Kichern nicht vermeiden. „Dann glaub es mir eben nicht. Guck nur hin, wenn sie sich das nächste Mal treffen.“

„Ich habe dich nie als Kupplerin gesehen, Babe.“, sagte Mulder grinsend. „Ich werde wohl anfangen müssen dich „Yenta“ zu nennen, glaub ich.“ (Anmerk. d. Übersetzer: Yenta = jüdische Partnervermittlung^^)

Scully schluckte ihre Erwiderung hinunter, als seine Hand hoch kroch und anfing ihr Pyjamaoberteil aufzuknöpfen, während er sanfte Küsse auf die Haut, die er entblößte, drückte.

„Mulder? Was machst du da?“, fragte sie etwas atemlos.

„Hab meine Meinung geändert.“, antwortete er mit einer heiseren Stimme, die ihr Schauer über den Rücken laufen ließ. „Ich nehme dein Angebot an.“

„Angebot?“ Ihre Finger spannten sich in seinen Haaren und sie zappelte ein wenig, als er eine besonders sensible Stelle erreichte.

„Ja, weißt du. Mir was zu geben, damit ich besser schlafen kann.“

Scully schloss ihre Augen und seufzte erneut, dieses Mal vor Zufriedenheit. „Ich lasse mir nicht nachsagen, dass ich meine Versprechen nicht einhalte.“


Brockton, Massachusetts
Samstag
09:30 Uhr


Mulder lehnte an dem Auto und starrte auf den kleinen, heruntergekommenen Bungalow, während er darauf wartete, dass Scully sich ihm anschloss. Die frühe Morgensonne war dunklen Wolken gewichen, die mit Regen drohten und eine kühle Brise zerraufte seine Krawatte und provozierte ein leichtes Zittern.

„Definitiv renovierungsbedürftig.“, bemerkte er trocken, auf das Dach, dem einige Schindeln fehlten, und die abblätternde Farbe deutend.

„Das ist das Haus.“, bestätigte Scully. „Steve Cole, 1414 Dinah Avenue.“ Sie lächelte. „Entspann dich Mulder. Ich bin sicher er hat vergessen, wie du ihm geholfen hast den Wagen zu beschreiben.“

„Ich finde es ist trotzdem ein unheimlicher Zufall, dass er in der Gegend um Boston lebt.“, sinnierte Mulder und ignorierte ihre Stichelei. „Wann ist er hier her gezogen?“

„Kurz nachdem wir Ihn getroffen haben. Er war noch ein Kind, das bei seinen Eltern lebte, Mulder. Jetzt ist er dreiundzwanzig und arbeitete als Mechaniker bei einem örtlichen Autohändler.“

Mulder begann auf das Haus zu zuschlendern. „Schon gut. Lass uns hören, was er zu sagen hat.“

Steve Cole war seit dem Tag, an dem sie Roches alten El Camino in seinem Haus in Hollyville, Delaware durchsucht hatten, gereift. Er hatte die Schlaksigkeit eines Teenagers verloren, war muskulöser geworden und trug zu seinem schulterlangem sandblondem Haar einen Schnurrbart. Er begrüßte sie freundlich und bat sie in ein winziges vollgestopftes Wohnzimmer. Scully warf Mulder einen amüsierten Blick zu als sie ein paar T-Shirts zur Seite legte, um sich auf die Couch zu setzen.

„Sie wissen warum wir hier sind, nicht wahr, Mr. Cole?“, begann sie barsch.

Cole runzelte die Stirn. „Nicht wirklich. Ich habe schon am Telefon erklärt, dass ich den Wagen nicht mehr habe, Agent Scully. Ich habe ihn vor über drei Monaten als gestohlen gemeldet – Sie können den Polizeibericht überprüfen.“

„Wir haben den Bericht gesehen, Mr. Cole, aber wir müssen dieser Spur persönlich folgen. Wir haben einen Zeugen, der einen Wagen wie den ihren an einem Ort gesehen hat, an dem eine Entführung stattfand, und es ist wichtig, dass wir alles tun um ihn zu finden.“, erklärte Scully geduldig.

Coles Verärgerung wurde zu Interesse. „Wirklich? Dieses Auto ist einzigartig, was? Zuerst gehört es einem Serienmörder und nun wird es von einem Kidnapper gestohlen. Cool.“

„Wird würden nur gerne die Details zu dem Diebstahl hören.“, warf Mulder ein, als er sah, dass Scullys Lippen schmal wurden und ihre Augen sich verengten. „Wann es passierte, wie Sie entdeckten, dass das Auto weg ist – solche Sachen.“

„Es passierte vor zwei Monaten, am 18 Juli. Ich erinnere mich, weil es genau zwei Wochen nach dem 4. war.“, sagte Cole hilfsbereit. „Ich war mit ein paar Freunden unterwegs und bin an dem Abend gegen acht Uhr abends zurückgekommen. Ich hätte nie vor dem nächsten Morgen bemerkt, dass der Wagen weg ist, aber ich musste den Handtuchhalter im Bad reparieren und ich bewahre die Werkzeugkiste in der Garage auf. Als ich wieder raus kam, sah ich dass das Schloss aufgebrochen worden war und dass das Auto weg war.

„Keiner von Ihren Nachbarn hat etwas Auffälliges bemerkt?“, fragte Scully.

Coles Lippen kräuselten sich in Verachtung. „In dieser Gegend gibt es nicht gerade eine Nachbarschaftswache. Niemand würde es bemerken, wenn Sie nackt die Straße entlang liefen und die Nationalhymne singen würden. Nein, keine Zeugen.“

Mulder schien drauf und dran zu sein Coles Illustrationen zu kommentieren, doch Scully erstickte es mit einem warnenden Blick im Keim. „Sonst noch etwas, von dem wir Ihrer Meinung nach wissen sollten? Irgendein Verdacht wer ihn geklaut haben könnte?“, fragte er stattdessen.

Cole zuckte die Schultern. „Das ist zu hoch für mich. Es war nicht gerade viel wert, obwohl ich es repariert hatte und es noch gut lief.“ Er beäugte Mulder geschickt. „Diese Entführung hat etwas mit den Paper Hearts Morden zu tun, nicht wahr? Ich hab’s am Fernsehen gesehen. Denken Sie, dass der Kerl, der Ihnen die Herzen schickt, mein Auto geklaut hat?“

„Vielen Dank für Ihre Zeit, Mr. Cole.“, sagte Scully knapp, stand auf und bat ihn ihre Hand an. „Ich bin sicher, dass Sie verstehen werden, dass wir nicht über die Details einer laufenden Ermittlung sprechen dürfen.“

Falls Cole Scullys Schroffheit wahrnahm, ging er nicht darauf ein, er brachte sie nur ohne jeden weiteren Kommentar zur Tür.

„Was meinst du?“, fragte Mulder und lehnte sich im Beifahrersitz zurück, während Scully ihren Gurt anlegte.

„Ich denke, er verkörpert die schlimmsten Aspekte der menschlichen Natur – die kranke Faszination von Autounfällen und anderen Katastrophen.“, antwortete Scully ihre Lippen vor Ekel spitzend. „Davon mal abgesehen, würde ich sagen, er ist eine Sackgasse. Die Polizei konnte zur Zeit des Diebstahls keine nützlichen Beweise sichern, also haben wir keine Möglichkeit herauszufinden wer den Wagen gestohlen hat, oder wo er jetzt ist.“ Sie nahm ihre Augen lange genug von der Straße um Mulders besiegten Gesichtsausdruck aufzunehmen. „Tut mir Leid, Schatz. Ich hatte auch gehofft das hier würde unser Durchbruch sein.“

Mulder schloss seine Augen. „Alles was ich höre ist das Ticken der Uhr, Scully. Die Zeit läuft Callie Westin davon.“

Dazu konnte man nichts mehr sagen, also fuhr Scully einfach schweigend weiter. Obwohl die Fahrt zum Boston Field Office weniger als 30 Minuten dauerte, überraschte sie Mulder damit, dass er tief einschlief. Seine Wut riskierend, änderte sie die Richtung und fuhr zurück zu ihrem Hotel, wo sie ihn sanft wach schüttelte, als er nicht von allein aufwachte. Er murmelte eine Entschuldigung, während er sich aufsetzte, seine Augen rieb und blinzelte. Als er ihren Aufenthaltsort bemerkte, schaute er finster.

„Warum sind wir hier, Scully? Ich dachte wir fahren zum Bureau zurück.“

Scully kratzte jedes Gramm Geduld zusammen, das sie besaß. „Mulder, du bist erschöpft. Mach ein Nickerchen, es gibt nichts, was du im Moment noch machen kannst. Grey koordiniert die Labouruntersuchungen mit dem Bureau in D.C und er wird anrufen, wenn es Ergebnisse gibt. Und Skinner hat mich gebeten ihn zu begleiten, um eine offizielle Aussage von Jason Westin zu bekommen.“

Mulder zog die Stirn kraus. „Warum du? Ich bin derjenige, der letzte Nacht mit ihm gesprochen hat. Oder hat Skinner das vergessen?“, fragte er durch zusammengepresste Zähne.

„Er hat es nicht vergessen, Mulder“, antwortete sie milde, wobei sie ihren eigenen Ärger und das Verlangen zu Murren drosselte. „Warum nicht ich?“ „Er macht sich sorgen um dich, Mulder. Er sieht, was dieser Fall mit dir macht und er versucht dir unnötigen Stress zu ersparen. Das wird nicht leicht für Jason, und Skinner hat das Gefühl, dass du emotional zu tief drin steckst um objektiv zu bleiben.“

„Ich bin geschmeichelt, dass ihr mich alle so viel besser zu kennen scheint, als ich mich selbst kenne.“, zischte Mulder. „Sag mal, Scully, hast du mit Skinner regelmäßig einen Termin, bei dem ihr mein Leben für mich entscheidet? Du weißt schon, ob ich von einem Fall abgezogen werde, ob ich in der Lage bin eine Befragung durchzuführen? Steht das in deinem Kalender?“

„Hör auf damit!“, blaffte Scully, die vor Ärger rot wurde. „Du weißt, dass das lächerlich ist! Ich habe mich schon dafür entschuldigt, dass ich Skinner darum gebeten habe, dich von dem Fall abzuziehen. Außerdem ist das hier etwas völlig anderes!“

„Ist es? Es fühlt sich nicht anders an.“

„Ich habe nichts damit zu tun! Das war Skinners Entscheidung.“

„Aber du hast ihm zugestimmt, nicht wahr? Du warst auch noch scharf drauf dich anzuschließen. Dich *ihm* anzuschließen.“, sagte Mulder garstig.

Scullys Augen weiteten sich. „Was genau willst du damit andeuten?“

„Finde es selbst heraus.“

„Nein. Du bist derjenige, der es angesprochen hat. Was meinst du?“, Scullys Stimme zitterte vor Wut, verdeckte die drohenden Tränen.

Mulder sah sie an, sein Gesicht war ausdruckslos. „Ich bin nicht blind, Scully. Ich habe gesehen, wie Skinner dich ansieht. Verdammt, er hat sogar einen Deal mit dem Krebskandidaten für dich gemacht! Wer könnte es dir übel nehmen, wenn du keine Lust mehr auf meine Scheiße hast und lieber jemanden willst, der pflegeleichter ist?“

Scully konnte ihn nur schockiert anstarren, als er die Tür aufriss, ihre Gedanken blieben an der Tatsache kleben, dass Mulder ihre eigenen Gedanken aus der vorherigen Nacht wiederholt hatte.

„Mulder…“, sagte sie hilflos.

Er lehnte in der offenen Tür. „Spar es dir, Scully. Ich bin zu müde, erinnerst du dich? Ich brauche ein Nickerchen.“

Er schloss lautstark die Tür und sah nicht zurück. Scully lehnte ihren Kopf gegen das glatte Plastik des Lenkrads und fragte sich was genau gerade passiert war.
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