World of X

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Regam

von Small Potato

Kapitel 8

Sonntag 18:34 Uhr; Waldrand; Nahe Lunenburg, Virginia

„Und jetzt?“ Fred hörte die Rothaarige wie durch Watte. Seine eigenen Gedanken rasten, sein Herz pochte hart gegen seinen Brustkorb, während die Erinnerungen wieder zum Vorschein kamen. `Und jetzt, zeige ich dir die Abgründe, zu der die Menschen fähig sind!´, dachte er und sie tat ihm Leid, denn kein Mensch würde sehen wollen, was sich dort in dem unscheinbaren Kasten verbarg.
Er lugte zu ihr hinüber. Ihre Wangen waren gerötet, ob von der Kälte, der Hast durch den Wald oder der Aufregung konnte er nicht ausmachen. Vermutlich war es eine Mischung von alledem. „Jetzt gehen wir rein!“, sagte er bestimmt und war erstaunt, wie fest seine Stimme klang.

Scully kramte in ihrem Rucksack und hielt Fred zu seiner Überraschung eine Schutzweste hin. „Kann es sein, dass es sinnvoll ist, so eine zu tragen?“ Mit einem dankbaren Lächeln nahm er sie an, seine Augen wirkten niedergeschlagen.
Schnell sah Scully weg, sie wollte sich nicht gestatten weich zu werden. Sie hatte diese Mission und sie würde sie erfüllen, dass war sie George, Malunis, Markes und auch sich selbst schuldig. Sie zog das kleine Aufnahmegerät hervor und steckte sich die Handfreikamera an ihr rechtes Ohr, dann checkte sie ihre Waffe und steckte sich ein weiteres Magazin in ihre Sweatertasche. Sie war lieber vorbereitet, denn wenn Freds Überzeugung der Wahrheit entsprach, dann würden hinter diesem Zaun Menschen arbeiten, die vor nichts zurückschreckten. Menschen, die auf abscheulichste Weise drei hart arbeitende Menschen in den Tod schickten, um Beweise zu vertuschen, die mit wohlmöglich noch abscheulicheren Dingen in Verbindung standen.
Eine Gänsehaut lief ihren Körper hinab und sie blickte rüber zu Fred, der sich den zweiten Gurt der Weste festzog und sie fragte sich im Stillen `Wie ehrlich bist du?´.
Er blickte auf und nickte ihr zu „Dann mal los!“, es sollte unbefangen klingen, doch die Anspannung machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Er stand auf und lief in geduckter Haltung vor ihr her, sie tat es ihm gleich. Während sie sich näher, immer näher anpirschten, wuchs in Scully abermals das Unbehagen. Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein, mit einem fremden Kerl, einem augenscheinlichen Irren, durch die Dunkelheit zu einer geheimen Regierungseinrichtung laufen, um Beweise zu sammeln, mit denen sie versuchen wollte David gegen Goliath zu spielen? Ohne die geringste Sicherheit!
Mit Mulder an ihrer Seite wäre die Situation eine völlig andere gewesen, auf ihn konnte sie sich verlassen, sie verstanden sich blind und sie wusste, dass er sie vor allen drohenden Gefahren schützen würde, mit seinem Leben. Und dass sie dasselbe für ihn tun würde.
Aber was war mit Fred? Konnte sie ihm wirklich trauen?
Mulder hatte es nicht getan.

Es war, als stünde die Welt auf dem Kopf. Das hier war nicht ihre Rolle! Was war geschehen, dass alles anders war? Nun war sie diejenige, die ihn abgehängt hatte. Wieso? Sie hatte es nie zuvor getan und wusste, wie er sich fühlen musste falls – nein, wenn er es herausbekam. Wie oft war er alleine losgeprescht, hatte sie zurückgelassen? Hatte er dabei ebenso empfunden, wie sie es in diesem Augenblick tat?
Sie schalt sich für ihre Emotionalität und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten. Sie durfte nicht den Kopf verlieren! Allem Weiteren würde sie sich stellen, wenn es soweit war.
Sie atmete zwei Mal tief durch, dann war sie wieder völlig klar. Nur noch wenige Meter trennten sie von dem Metallzaun, der das Gelände umgab. Fred ließ sich langsam auf die Knie und robbte zu einem Gebüsch, das am Fuße des Zaunes wuchs.

Zwei Lichtkegel tauchten hinter dem Gebäude auf und Scullys Herz schien für die Dauer eines Augenblicks auszusetzen. Sie duckte sich noch tiefer, sodass ihr Kinn auf dem kalten Erdboden lag, der Dunst von Moder stieg ihr in die Nase, `Fahr weiter!´, flehte sie den dunklen Geländewagen in Gedanken an.
Quälend langsam tasteten sich die Scheinwerfer über das Gebüsch, das die beiden angehenden Eindringlinge verbarg. Scully wagte erst wieder frei zu atmen, als der Wagen den Weg seiner Patrouille fortsetzte.
„Wir haben zwei Minuten!“, gab ihr Fred beinahe lautlos zu verstehen.

Scully zog einen kleinen Bolzenschneider aus dem Rucksack und reichte ihn Fred. Mit aller Kraft zwackte er die Metallstränge durch und bog den Zaun gerade soweit hinauf, dass Scully sich würde durchzwängen können, sie ließ den Rucksack liegen und kroch hindurch. Er kam gleich hinter ihr her.
Geräuschlos arbeiteten sie sich bis an das Gebäude vor. Er deutete auf eine schmale Tür. Eng an die Hauswand gedrückt, fingerte sie einen Dietrich aus ihrer Jeans hervor. Sie brauchte nicht lange, bis sich die schwere Metalltüre öffnen ließ, doch kam es ihr wie eine halbe Ewigkeit vor.
Fred und Scully schlüpften hinein und die Tür schloss sich mit einem metallischen Klicken genau in dem Moment, als sich die Lichter des Fahrzeugs erneut den Weg um die Gebäudeecke bahnten.

Im Inneren des Gebäudes war es duster. Nur vereinzelte, hinter Milchglasscheiben befindliche Lampen, spendeten etwas diffuses Licht, sodass gerade noch die Hand vor Augen zu erkennen war.
Leise, aber mit schnellen Schritten drangen sie weiter vor. Die Stille war gespenstisch, es wirkte beinahe ausgestorben hier drin.
Etwa zwanzig Meter vor ihnen drang Licht aus dem Glaseinsatz einer Tür hinaus auf den Flur. Als sie die Tür erreichten lugte Scully vorsichtig in das Innere des Raumes. Es war ein weiß gefliestes Labor mit Regalen an den Wänden, die gefüllt waren mit Flaschen und Glaskolben. Rasch sah sie zu Fred hinüber.
„Ist es das?“, fragte sie, in der Hoffnung, hier schnell wieder hinaus kommen zu können.
Er lächelte, doch seine Augen sendeten eine andere Nachricht, sie waren traurig und leer als er flüsterte, „Zunächst muss ich Ihnen das andere zeigen, Sie müssen es sehen, um zu verstehen, wieso es sein muss!“

Er führte sie den Korridor weiter hinab, bis zu einer unscheinbaren Tür, an deren Seite ein kleines Bedienfeld mit elektrischem Zahlenschloss hing. Fred tippte fliegend eine Kombination ein, woraufhin sich das Schloss schnalzend öffnete. Scully sah ihn verblüfft an, Fred zuckte die Schultern. „Die haben wohl nicht geglaubt, dass ich zurückkomme.“
Hinter der Tür führte eine eiserne Wendeltreppe tief hinab. Sie setzten ihre Schritte mit Bedacht, um keine unnötigen Geräusche zu verursachen. Fred ging voraus.

Scully hatte das Gefühl mindestens zwei Stockwerke unter die Erde gelangt zu sein. Vor ihnen öffnete sich ein breiter Flur, versehen mit hellen Kacheln. Grelle Neonröhren hingen an der Decke und blendeten geradezu in ihren Augen. Er machte eine Geste um ihr zu signalisieren, ihm zu folgen.
Das einzige Geräusch war ein leichtes Brummen, verursacht durch das Ventilationssystem, dass für genügend Sauerstoff hier unten sorgte. Schnell und beinahe lautlos bewegten sich die beiden vorwärts. Vorbei an weißen Türen, Scully hielt inne und späte durch das eingelassene Fenster in einen der Räume.

Fein säuberlich aufgereiht stand ein Käfig neben dem anderen in den Regalen. Darin apathisch dreinschauende Rhesusaffen. `Die erste Parallele zum Creansmanterlaboratory.´, dachte Scully. Über jedem Käfig leuchtete ein kleiner Bildschirm, der wohl die Vitalfunktionen und Hirnströme aufzeichnete. Eines der Tiere drehte sich immerzu um die eigene Achse.
Fred, der schon einige Schritte weiter gelaufen war, kam wieder zurück, und schaute Scully über die Schulter.
„Dreiundneunzig prozentige Übereinstimmung mit der menschlichen DNA!“, erklärte Fred knapp.
Scully nickte. „Was wird hier untersucht?“ In ihrem Blick schwang Mitleid, als sie sich zu Fred umdrehte.
„Ich denke, sie testen, wie viel Barbiturat die Tiere vertragen, um die Ergebnisse später in etwa übertragen zu können.“
„Barbiturat?“ Scully legte die Stirn in Falten. „Wird es nicht als Schlafmittel verwandt?“
„Unter anderem ja. Es hängt von der Dosierung und der Wechselwirkung mit anderen Stoffen ab. Was hier getestet wird sind Cocktails, mit psychoaktiven Substanzen, Alkaloiden. Sie suchen ein möglichst unschädliches, kaum nachweisbares Serum, um Menschen zum Reden zu bewegen.“
„Ein Wahrheitsserum?“
„An den Tieren werden verschiedene Zusammenstellungen getestet, das erspart Tests an ...“, er unterbrach sich selbst. „Kommen Sie, ich werde es Ihnen zeigen!“
Er packte Scully bei der Hand und setzte sich wieder in Bewegung. Sie ahnte, wie er den Satz beendet hätte und versuchte sich psychisch zu wappnen, vor den Dingen, die sich ihr noch offenbaren würden.

Ein flaues Gefühl stieg in ihr auf, sie wünschte sich an einen anderen Ort. Und doch – es war wichtig, das hier zu sehen, um diese Menschen, wenn man sie denn so nennen wollte, vor Gericht zu stellen. Denn sollten die Behauptungen Freds sich bewahrheiteten, und daran hegte sie immer weniger Zweifel, so führten sie nicht nur geheime, ungenehmigte Tests durch, sondern mordeten auch um diese unter Verschluss zu halten.

Sie bogen ein paar Mal ab. Durch jedes Fenster in den Türen konnte Scully einen kurzen Blick auf die dahinterliegenden Räume erhaschen.
Mehr Tierversuchseinheiten. Räume, die Operationssälen glichen, Labors, eine Art Bibliothek.
Fred verlangsamte das Tempo und zeigte mit ausgestrecktem Arm einen Teilabschnitt des Flures hinab. Langsam gingen sie vorwärts. „Hier!“ Sie schauten in einen weiteren Raum. In dessen Mitte stand ein Tisch, worauf eine Art Raumanzug geschnallt war.
„Was ist das?“ Scully war sich nicht sicher, ob sie die Antwort auf diese Frage wirklich hören wollte.
„Sensorische Deprivation. Es lässt keinerlei körperliche Empfindungen zu. Sie isolieren Körper und Geist vor sämtlichen äußeren Reizen.“
Scully spürte, wie ihr Herzrhythmus stieg. Die Vorstellung darin gefangen zu sein ließ sie nervös werden.
„Wozu?“, fragte sie knapp und schluckte.
„Keinerlei Sinneswahrnehmung. Schalldichte Kopfhörer, lichtundurchlässige Schutzbrille, der Anzug blockiert die Bewegungsfähigkeit und den Tastsinn. Einige Stunden, zwei Tage, und Sie erleiden einen, einer Psychose ähnelnden Zustand. Der Körper und die Psyche reagieren auf diesen Stress im Grunde mit einem Totalzusammenbruch. Das Ergebnis – willenlose, kontrollierbare Subjekte. Diese Erfindung ist nicht neu, bereits in den Fünfzigern wurden Experimente dazu durchgeführt. Fein säuberlich notiert im KUBARK-Handbuch. Hier werden sie nur verfeinert und in Wechselwirkungen mit anderen Therapien gesetzt.“
Ungläubig starrte Scully in den Raum mit dem leeren Anzug.

Schritte hallten den Korridor entlang. „Verdammt!“, entglitt es Fred. Er riss Scully am Ärmel mit, blickte in jede Tür, suchte nach einem geeigneten Versteck. Dann öffnete er eine davon. Sie glitten hinein und schlüpften beide hinter Regale, die in der Raummitte standen und kauerten sich auf den Boden. Regungslos verharrten sie für mehrere Minuten. Unschlüssig, ob die Gefahr vorüber sei.

Nach einer viertel Stunde richtete Scully sich vorsichtig auf und blickte sich erstmals um.
Die Regale waren gefüllt mit eingelegten menschlichen Extremitäten und Organen. Als Fred ihrem schockierten Blick folgte erklärte er, so sachlich wie es ihm möglich war, „Dies ist wohl eine Art Hobby der Chirurgen. Transplantationen und die Folgen.“ Er stand auf und schlich sich zur Tür, einen Blick in den Flur werfend. „Weiter!“
Völlig schockiert von dem, was sie bereits gesehen hatte, nicht sicher, wie viel sie ertragen würde stand sie auf und folgte Fred. Hoffte, dass die Aufnahmen brauchbar sein würden.

Er zeigte in einen weiteren Raum. Ein Stuhl, ähnlich einem Zahnarztstuhl, komplett aus Metall, mit Ösen zur Fixierung der Arme und Beine.
„Eine Verhörkammer!“, kommentierte Fred. „Sie dient auch zur Neuprogrammierung, so haben sie Skopnitz dazu gebracht zu tun, was er tat.“
„Wie?“
„Die Drogen, sensorische Deprivation und weitere Therapien brechen dich, dann spielen sie dir ununterbrochen Videosequenzen vor und prägen somit deinen Geist. Es ist eine Prozedur von etwa einer Woche, und schon haben sie praktisch den perfekten Manchurian Kandidaten. Ein Mikrochip erledigt den Rest!“ Er tippte mit seiner Fingerspitze an die Haut hinter ihrem Ohr, sie wich zurück.
„Der Kalte Krieg ist längst vorbei, wozu diese Experimente weiterführen?“
Fred grinste. „Der Kalte Krieg ist vorbei? Wir sind mittendrin Agent Scully! Hier geht es nicht um zwei Supermächte, die sich gegenüberstehen, sondern um praktisch jede fortschrittliche Nation! Es geht um Macht, verstehen Sie das nicht? Sollten Die ein einfaches Mittel finden, können Die jeden Menschen kontrollieren! Es darf natürlich keiner aussprechen, aber nahezu jeder Staat hat seine Experimentiereinheiten und will die Welt nach den eigenen Vorstellungen formen!“
Scully warf einen weiteren Blick hinein. „Die Räume sind alle leer!“, stellte sie fest.
„Die Einheit hier soll aufgegeben werden!“
„Sie hatten Teil daran!“, der Vorwurf war unüberhörbar.
„Ja, und ich habe alles verloren. Die sollen dafür bezahlen!“
„In dem Sie mir helfen, Die ans Messer zu liefern?“, fragte sie stirnrunzelnd woraufhin Fred schräg lächelte, was Scully erschaudern ließ.
„So in etwa!“

Ein weiterer Raum, das Innere schwarz, Scully versuchte in der Dunkelheit etwas auszumachen. „Oh mein Gott!“, entfuhr es ihr.
Der Raum war voller Pritschen, sicher ein Dutzend. Darauf lagen junge Frauen und Männer, festgeschnallt, regungslos. Scully versuchte die Tür zu öffnen, vergeblich. Sie deutete auf das elektronische Zahlenschloss.
„Aufmachen!“, forderte sie Fred auf.
„Nein!“, entgegnete dieser kopfschüttelnd.
„Wir müssen ihnen helfen!“ Scullys Stimme wurde laut.
„Und wie, bitte wollen Sie das anstellen? Jeden einzeln hier heraustragen? Für die ist es zu spät!“
„Nein, das ist es nicht! Ich werde Hilfe holen!“, außer sich, vor Wut und Scham über das, wozu Menschen fähig sind, lief sie in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
`Und Sie kennen die schlimmsten Räume noch nicht!´, dachte Fred, als er ihre Verfolgung aufnahm.

Scully rannte den Korridor zurück, bog ab, in den Flurabschnitt, aus dem sie gekommen waren und sah sich auf etwa hundert Metern zwei Männern gegenüber, die im ersten Augenblick verdutzt stehen blieben.
Scully drehte sich wieder um und rannte in die entgegengesetzte Richtung, sie hörte die Schritte der Männer, die ihre Verfolgung aufgenommen hatten und spürte, wie die Panik in ihr hochstieg. Nach allem, was sie hier gesehen hatte, durfte sie denen nicht in die Hände geraten, das war der einzige Gedanke, den sie hatte.
„Laufen Sie!“, brüllte sie Fred entgegen.
Gemeinsam hasteten sie durch die Gänge und verlangsamten ihr Tempo erst, als sie nichts mehr von ihren Verfolgern sahen und hörten. Scully zog zur Sicherheit ihre Waffe.
Das kühle, schwere Eisen in ihrer Hand beruhigte sie etwas. Dann blickte sie sich um. Sie hatte seit Längerem keine Räume von dem Gang abgehen sehen. Die Fliesen waren abgelöst worden von blankem Betonboden.
„Wo sind wir hier?“, flüsterte sie heiser.
„Das hier sind die alten Tunnelsysteme, sie wurden nie fertiggestellt, die meisten enden irgendwann einfach.“
„Wir sitzen in der Falle?“
„Nein, lassen Sie uns ein Stück zurückgehen, wir müssen einen anderen Weg finden!“
Nur widerwillig folgte sie ihm, die Waffe fest in beiden Händen, bereit zu schießen, wenn es sein musste. Sie waren so oder so schon auf sie aufmerksam geworden. Es war eine Frage der Zeit, bis sie sie finden würden.
„Keine Sorge.“, sprach ihr Fred zu „Ich bringe Sie schon hier raus! Ich kenne dieses Gebäude.“

Nach weiteren zehn Minuten blieb Scully wie angewurzelt stehen, sie lauschte.
„Hören sie das auch?“
Fred hielt inne und horchte angestrengt in die Stille. Ein zaghaftes Wimmern war zu vernehmen. Er schüttelte den Kopf „Los, weiter!“
„Da weint jemand!“, flüsterte Scully.
„Lassen Sie´s gut sein, wir müssen hier raus!“
„Ich kann nicht.“, flüsterte sie gedrückt.
Sie lief dem Schluchzen nach und spähte vorsichtig um eine Ecke. Einige Meter von ihr entfernt hockte ein junges Mädchen auf dem Boden, sein Gesicht in den Händen vergraben.
„Wir müssen weg!“, zischte Fred.
„Wir nehmen sie mit!“, entgegnete Scully und als sie sie beinahe erreicht hatte wisperte Fred, „Das ist eine Falle!“, doch Scully kümmerte sich nicht um ihn, kniete sich nieder und sprach sie vorsichtig an.
„Hey, alles in Ordnung. Komm mit, ich hole dich hier raus!“
Das Mädchen, vielleicht dreizehn Jahre alt, sah sie mit wirrem Blick an und Scully fragte sich, wieso ihr dieser Ausdruck in ihren Augen so bekannt vorkam. Sie schaute zurück zu Fred, doch der war verschwunden.
Dann wandte sie sich wieder dem Mädchen zu „Komm!“, sie reichte ihr die Hände und sah ihr wieder ins Gesicht. Mit einem Mal erkannte sie den Blick des Mannes auf dem FBI Flur in den Augen des Kindes. Das Mädchen holte aus, und Scully fühlte einen stechenden Schmerz in ihrem linken Arm. Sie wollte aufstehen, begann zu taumeln und Dunkelheit hüllte sie ein.


Ein Mann trat aus einem Raum auf der gegenüberliegenden Seite. Grob schubste er das Mädchen zu Seite. „Geh da weg!“, dann begutachtete er die regungslose Frau. Mit einer Hand durchsuchte er sie, mit der anderen zückte er ein Funkgerät. „Ok, ich habe sie!“, er zog ihren Ausweis aus der Jackentasche. „Na, was haben wir denn da?“, fragte er und klappte ihn auf.

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