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Regam

von Small Potato

Kapitel 14

Dienstag 05:33 Uhr; Forschungsstation; Virginia

Das Rauschen in ihrem Kopf hatte sich nicht beruhigen lassen, sie kämpfte stetig gegen das Bedürfnis an, sich den Schädel gegen die Wand zu schlagen, nur um dieses Rauschen abzuschalten. Alles war so verworren und sie fragte sich, wie sie eigentlich hatte in diese Lage kommen können. Angestrengt suchte sie nach den Teilen des Puzzles um das Bild wieder zusammen zu setzen.
Schmerzhafte Blitze zuckten durch ihren Kopf und breiteten sich in ihrem Körper aus, ihr Magen rebellierte, zog sich krampfhaft zusammen.
Sie spürte die Galle ihre Speiseröhre hinaufsteigen. Hustend und keuchend ging sie auf alle Viere. Nicht in der Lage den Würgereiz zu unterdrücken, erbrach sie die bittere Flüssigkeit unter sich. Schwall für Schwall, wie heiße Wellen aus Säure, die sich auf den kalten Boden ergossen. Ihr Magen pumpte und pumpte, selbst als kein Tropfen mehr in ihr zu sein schien. Nur langsam ebbte dieser Reiz ab. Zurück blieben ein schmerzhaftes Brennen und beißender Geruch.

Scham und Zorn und Erschöpfung überkamen Scully, Tränen rannen ungehindert über ihr Gesicht und ein Gedanke überkam sie, der sie erschreckte und nach dem sie sich zugleich sehnte. `Hätten sie mich doch getötet!´
Ja, zu verlockend schien dieser Gedanke zu sein! Sie verfluchte alles und jeden und sich selbst. Trotzig wischte sie sich über ihre Augen und ihren Mund. Spuckte die letzten Reste bitterer Spucke zu dem Gemisch aus Erbrochenem und Tränen und schleppte sich auf die andere Seite des Raumes.
Dort gönnte sie ihrem Körper etwas Ruhe, lag einfach so da. Still und resigniert. Gebrochen. Das hier war das Ende, dessen war sie sich sicher. Und dann übermannte sie die Erschöpfung.

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Dienstag 07:08 Uhr; Kellerbüro FBI Hauptquartier; Washington D.C.

Die Nummer, die Mulder erhalten hatte, entpuppte sich als die Nummer eines Pre-paid Handys. Er hatte etliche Male versucht, jemanden darüber zu erreichen. Doch jedes Mal sagte ihm eine freundliche Frauenstimme, dass dieser Anschluss nicht erreichbar sei.
Mulder hatte Danny beauftragt jede mögliche Information über diese Nummer herauszufinden. Dann hatte er sich ins FBI Netz eingeloggt und in die Datenbanken nach `Regam´ durchforstet. Aber wieder einmal blieben seine Bemühungen ohne Erfolg, es existierte keine Person, diesen Namens. Die allgemeine Suchmaschine spuckte zwar einige Ergebnisse zu dieser Anfrage aus, aber nichts, was ihm weiterhalf.
Letztlich öffnete er einen Link zu einer Übersetzungsseite. „Na das passt!“, flüsterte er, als er die Seite überflog. `Latein ... regere – Infinitiv – lenken / beherrschen. regam – 1. Pers. Singular, Futur 1 – ich werde lenken / ich werde beherrschen...´
„Regam – Ich werde beherrschen! Das muss die Projektbezeichnung sein!“

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Dienstag 07:32 Uhr; FBI Hauptquartier; Washington D.C.

Mulder stürmte durch das Vorzimmer, würdigte Kimberly, die rasch aufsprang um ihm Einhalt zu gebieten, keines Blickes. Er riss die Tür zum Büro des Assistant Directors auf und schlug sie der Sekretärin vor der Nase zu.
„Sie ist weg!“, dies war das erste Mal, dass er es aussprach. Sogleich spürte einen Stich in der Magengegend, als er sich selbst diese Worte sagen hörte.
Skinner, der glücklicherweise allein in seinem geräumigen Büro saß und einige Akten zur Durchsicht bearbeitete erhob sich abrupt. Verärgert, dass Mulder wieder einmal sämtliche Regeln außer Acht ließ – wie immer! Und eben das war auch der Grund, wieso er sich immer mehr Feinde im Bureau machte.
„Agent Mulder!“ Eine Warnung schwang in seiner Stimme mit. Doch Mulder kümmerte das herzlich wenig.
„Sie hat diesem kleinen Bastard vertraut!“
„Agent Mulder! Beruhigen Sie sich!“ Es war sein Vorgesetzten Befehlston, dem er sich bediente, doch auf Mulder hatte dieser noch nie besonderen Eindruck gemacht.
„Sie hat diesem Hurensohn vertraut und ist mit ihm nach Virginia gefahren!“
„Ich weiß nicht, worauf Sie hinaus wollen!“
„Ich brauche sämtliche Verbindungsdaten zu einem Projekt, dass sich `Regam´ nennt. In Virginia muss es eine Forschungseinrichtung geben. Ich benötige den Standort und alles, was Sie darüber in Erfahrung bringen können!“
„Ich bin nicht dazu berechtigt, Ihnen Unterlagen zu Forschungen irgendwelcher Art auszuhändigen!“
„Gibt es, oder gibt es nicht Verbindungen vom FBI zu einem Forschungsprojekt mit dem Codenamen `Regam´? Dieser Kerl aus der Irrenanstalt, dieser Oldberg. Er ist mit ihr auf dem Weg dorthin und ich habe keine Möglichkeit sie zu erreichen! Dieser Typ hat irgendetwas geplant, er ist höchst labil. Wir haben Medikamentenrationen der letzten Wochen in seiner Zelle gefunden! Ihm ist alles zuzutrauen. Ich brauche diese Daten!“ Seine Stimme war laut, auch wenn Mulder versuchte so ruhig wie möglich zu sprechen.
Skinner schüttelte genervt den Kopf. „Ich weiß nichts von einem solchen Projekt. Agent Scully ist im Urlaub, also nicht offiziell unterwegs. Ich kann nicht ständig für Sie beide sämtliche Grenzen überschreiten. Es gibt Dinge auf die auch ich keinen Zugriff habe!“
„Aber Sie haben die Möglichkeit ihn sich zu beschaffen!“ Mulders Ton war ganz klar und messerscharf.
Skinners Stimme verriet einen Anflug von Nervosität. „Ich kann nicht!“
„Sie können, Sie Feigling!“
„Ich verliere meinen Job!“
Mulder sah ihn geradeheraus an, die Worte kamen gepresst, da er sich im Zaum halten musste aber jedes von ihnen wog schwer. „Wir verlieren Agent Scully!“
„Es tut mir, Leid, ich kann Ihnen nicht helfen!“, damit drehte sich der Assistant Director um und setzte sich zurück an seinen Schreibtisch und ordnete scheinbar die Akten, die dort geduldig auf ihn warteten.
Mulder starrte ihn an, er wollte seinem Impuls nachgehen und aus diesem Mistkerl alle Informationen herausprügeln. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er spürte die Anspannung seiner Armmuskulatur, sein Atem ging gepresst. Er zwang sich, sich umzudrehen und stürmte hinaus. Die Tür schlug hinter ihm ins Schloss sodass die Bilder an den Wänden bedrohlich schwankten.

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Dienstag 13:46 Uhr; Archiv FBI Hauptquartier; Washington D.C.

Dass das kleine Kellerbüro nicht für vier erwachsene Männer vorgesehen war, wusste Mulder spätestens zwei Stunden, nachdem sich die Einsamen Schützen dort eingenistet und sich mit ihren Rechnern in das System des FBI gehakt hatten.
Die Luft war stickig, der Raum einfach zu begrenzt.
Langly saß im Schneidersitz in der Ecke rechts neben der Tür zwischen Kleiderständer und hüfthohen Papierstapeln, Bayers hatte sich neben Mulder an dessen Schreibtisch ausgebreitet und Frohike hatte sich einen zweiten Stuhl als Tisch herangezogen und saß in einer orthopädisch doch sehr fragwürdigen Position vor seinem flimmernden Laptop.
Sie alle waren auf der Suche, nach diesem einen Alfred, nachdem sie keine Spuren zu dem Schlagwort `Regam´ hatten finden können.

Sie durchforsteten die Geburtenregister von 1960 ausgehend, doch bislang blieb ihre Suche ergebnislos. Es waren zahllose Alfreds – allein in Maryland.
Allen vieren brannten nach nunmehr fünf Stunden flackernder Bildschirmarbeit die Augen.

Wieder einmal ertönte Langlys Stimme vom Boden zu den anderen hinauf. „Hey, Alfred Jacob Lempers, geboren am 06. März 1963 in Woodfield. Studierte an der Salisbury University. Kein weiterer Eintrag, hier ist aber ein Artikel hinterlegt, in dem er für seine Arbeit `Infiltriertes Verhalten – Prägungsmöglichkeiten des prozeduralen Gedächtnisses´, als Jahrgangsbester gewürdigt wurde.“
Mulder sprang von seinem Schreibtisch auf und kniete sich neben Langly, der mittlerweile bäuchlings auf dem Boden lag. Einige Sekunden studierte Mulder das kleine Bild, dessen Qualität einiges zu wünschen übrig ließ. Doch dann nickte er. „Das ist er! Sein Name ist Lempers?“
„Yepp! – Lass sehen, was es sonst noch über dich in Erfahrung zu bringen gibt!“, murmelte Langly und haute in die Tasten, er schloss das FBI Datensystem und öffnete das ordinäre, doch weltweit größte online Suchsystem. „Wenn man weiß, nach wem man sucht, gibt die stinknormale Suchmaschine doch mehr preis, als euer super geheimes FBI Archiv!“, meinte er mit einem Augenzwinkern.
„Ah, ja, siehst du Mulder hier haben wir ihn!“ Langly überflog den Beitrag „Ach, schau mal einer an!“
„Was?“ Mulders Nerven waren aufs Äußerste gespannt.
„Nach der Veröffentlichung seiner Arbeit 1984, stieg er mit ins Creansmanterlaboratory ein. Hm, das sind aber nun schon die aktuellsten Informationen, die man hier über ihn kriegen kann. Vielleicht gibt eine andere Site mehr her...“

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