World of X

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Not the End, but the Beginning

von MissingSam

Kapitel 1

Eine Woche ist es jetzt her. Seit einer Woche weiß ich, dass ich Krebs habe. Einen Nasalphyrangaltumor. Inoperabel. Mein Todesurteil. Ich versuche mir seit einer Woche klar zu machen, dass ich sterben werde. Einen langsamen und qualvollen Tod. Aber nicht nur ich muss damit klar kommen, obwohl es für mich wahrscheinlich schwerer ist, auch Mulder hat mit dieser Erkenntnis zu kämpfen, das macht es etwas leichter.
An dem Morgen, an dem ich es erfahren habe, habe ich ihn angerufen. Er ist auch sofort gekommen. Ich erinnere mich noch genau an den Ausdruck in seinen Augen, als ich es ihm gesagt habe. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, vielleicht war es Schuld. Er wollte, dass ich im Krankenhaus bleibe, aber ich konnte nicht einfach nur daneben stehen, während mir die Zeit davonlief. Von diesem Zeitpunkt an, würde jede Sekunde zählen, das wusste ich.
Dann fanden wir Penny Northern und ich bekam neue Hoffnung. War ihr Arzt, dieser Dr. Scannlon, doch zuversichtlich, eine Behandlungsmethode gefunden zu haben. Und ich habe ihm geglaubt. Woher hätte ich denn auch wissen sollen, dass er einer von denen war? Ich war verzweifelt und dachte, mein Leben würde auf der Stelle enden. Ich begann sogar schon, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Ein Brief an Mulder, in dem ich ihn hat, die Arbeit fortzuführen, die wir gemeinsam begonnen hatten, die wir aber nicht gemeinsam beenden konnten. Ich dachte wirklich, alles wäre zu Ende. Aber als Penny dann starb und Mulder im Flur vor ihrem Totenzimmer auf mich wartete, da wusste ich, dass es weitergeht. Für mich hatte die Zeit sich zwar verkürzt, aber es ging weiter. Und ich war nicht bereit, meine mir noch verbliebene Zeit in einem Krankenhausbett zu verbringen.
Als Mulder mich dann in die Arme schloss, war das für mich so etwas wie eine Rückkehr von den Toten. Ich wurde vom passiven Beobachter wieder zum aktiven Spieler im Spiel des Lebens.
Seit Pennys Tod sind drei Tage vergangen. Ich habe mir überlegt, was ich in der mir verbleibenden Zeit machen will. Eins weiß ich, ich will auf jeden Fall weiter arbeiten. Ich will die Männer finden, die für meine Krankheit verantwortlich sind und ich will, dass sie dafür bezahlen, was sie mir, Penny und wer weiß wie vielen anderen Frauen noch angetan haben. Und ich weiß, dass ich dabei nicht alleine sein werde. Mulder wird mit mir kämpfen und er wird mir helfen die Schuldigen zu finden. Ich kann hier nicht so einfach im Bett liegen und nichts tun. Schlafen ist sowieso nicht drin. Soll ich vielleicht Mulder anrufen?
Ich stehe auf und gehe zum Telefon. Ich zögere, aber schließlich tippe ich doch seine Nummer ein. Schon nach dem ersten klingeln wird abgenommen.
„Mulder?“
Keine Spur von Müdigkeit. Manchmal frage ich mich wirklich, wann dieser Mann schläft.
„Mulder, ich bin‘s. Habe ich Sie geweckt?“
„Nein, ich sehe mir gerade einen alten Western an.“
„Sie mögen Western?“ Das überrascht mich wirklich.
„Na ja, Normalerweise nicht, aber das ist was anderes. Warum rufen Sie an, ist etwas passiert?“ Besorgnis schwingt in seiner Stimme mit.
Ehrlich gesagt frage ich mich selbst nach dem Grund meines Anrufes. Ich glaube, ich wollte einfach nur seine Stimme hören, aber warum?
Gott, Dana, bist du denn wirklich so blind, oder willst du es einfach nicht wahr haben? fragte eine Stimme in mir. Du willst mitten in der Nacht die Stimme deines Partners hören und fragst dich warum? Hast du denn immer noch nicht verstanden, dass du ihn liebst? Das sollte dir aber seit spätestens drei Tagen klar sein.
„Scully?“ fragte er. Mein Schweigen hatte wohl etwas zu lange gedauert
„Ich bin noch dran, ich war nur in Gedanken.“
„Nun, warum haben Sie angerufen?“
Sag es ihm, drängte die Stimme.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. ich hatte nur... das Bedürfnis mit jemandem zu reden.“
„Und worüber möchten Sie reden?“
Ich hab nicht die leiseste Ahnung, was ich darauf antworten soll. Ich muss ihn sehen. Ich muss es ihm sagen, bevor mir noch mehr Zeit davonläuft.
„Mulder, ich... - kann ich Sie sehen?“
„Jetzt?“
„Ja.“
„Sicher. Meine Tür ist für Sie immer weit offen.“
„Danke, ich bin in spätestens einer halben Stunde da“, antworte ich lächelnd.

Zwanzig Minuten später stehe ich vor seiner Wohnungstür und klopfe leise. Sofort wird geöffnet, als hätte er davor gesessen und auf mein Klopfen gewartet.
„Hi“, sagt er und mustert mich kurz. Wahrscheinlich wundert er sich darüber, was mich um diese Zeit dazu bringt, ihn anzurufen und dann zu ihm zu kommen. Wir setzen uns auf seine Couch.
„Los, drängt die Stimme mich wieder.
Ich sehe ihn nicht an während ich spreche: „Mulder, ich hatte in den letzten drei Tagen viel Zeit um über alles nachzudenken. Ich... mir läuft die Zeit davon, ich...“
Wie soll ich ihm das nur sagen? Ich sehe ihm kurz in die Augen. Dann beuge ich mich vor, bis meine Lippen fast seine berühren. Ich sehe weiter in seine Augen und flüstere: „Ich liebe dich, Fox.“
Ich beginne mich wieder zurückzulehnen. Er folgt mir, bleibt aber immer auf der minimalen Distanz, die ich vorgegeben habe, bis ich schließlich wieder normal sitze.
„Ich liebe dich auch“, flüstert er zurück... - und küsst mich endlich. Ein langsamer, weicher Kuss.
Als sich unsere Lippen voneinander lösen, lächele ich ihm in die Augen.
„Und nun?“ fragt er mich. „Ich meine wegen deinem...“ Er bricht ab.
Ich schüttele kurz den Kopf und sehe dann wieder in seine Augen. „Ich weiß es nicht. Nur eins weiß ich mit Gewissheit, das hier ist nicht das Ende, sondern der Anfang.“
Er sieht mich an und küsst mich wieder. Diesmal ist es ein Kuss voller Hoffnung...


ENDE
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