World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The X-Conspiracy

von Dana

Kapitel 3

* * *




Chakotay lag ausgestreckt auf einem Bett und versuchte mit aller Macht, seine Augen zu öffnen.
"Kathryn?", flüsterte er zaghaft. Seine Augen boten ihm nur einen verschwommenen Anblick von seiner Umgebung. "Kathryn", sprach er erneut und blinzelte.
"Schhhht", vernahm er ihre Stimme, "es wird alles gut." Zärtlich fuhr ihre Hand über seinen Kopf.
Chakotay vernahm Stimmen in dem Raum. Er drehte seinen Kopf, konnte aber nur Schemen erkennen und nicht ausmachen, worüber gesprochen wurde.
"Bleiben Sie bitte ruhig liegen, Chakotay. Ich bin gleich wieder bei Ihnen", sprach sie leise zu ihm.
"Kathryn, was ist mit mir? Meine Augen... Kathryn?", rief er aufgeregt hinterher. Mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, wurde ihre Gestalt für ihn undeutlicher. Mit wem unterhält sie sich? Mit dem Doktor?, überlegte er und blinzelte mehrmals nacheinander mit den Augen, in der stillen Hoffnung, endlich wieder deutlich sehen zu können.
Die anderen Personen verließen den Raum und eine Gestalt kam zurück zu ihm: Kathryn Janeway. Sie hielt einen Gegenstand in ihrer Hand, den er nicht definieren konnte.
"Es tut mir so unendlich leid, Chakotay", sagte sie und schaute ihn traurig an.
"Was tut Ihnen leid?", fragte er und versuchte sich aufzurichten. Erst jetzt bemerkte er, dass er sich nicht bewegen konnte. Er schien an diesem Bett gefesselt zu sein.
"Es wäre leichter für uns beide, wenn wir uns nie begegnet wären", in ihrer Stimme schwang tiefe Verzweiflung mit.
"Weshalb kann ich mich nicht bewegen? Was ist mit mir geschehen?... Warum sagen Sie so etwas, Kathryn? Ich...", er verstand sie nicht und überlegte, ob er den Satz beenden sollte. "Ich kann mir kein Leben ohne Sie vorstellen", sagte er schließlich.
Sie senkte ihrem Blick und zog die Decke ein wenig von seinem Körper fort.
"Kathryn, was machen Sie?", fragte Chakotay, als er einen metallischen, kühlen Gegenstand zwischen seinen Rippen spürte.
"Bitte verzeihen Sie mir", flüsterte sie und betätigte das Instrument.
Chakotay wurde von dem Schmerz überwältigt und sank zurück in tiefe Bewusstlosigkeit.



Dana Scully saß alleine an einem Tisch im Casino. Sie versuchte, die Erlebnisse des gestrigen Abends zu verarbeiten, doch so recht wollte sie nicht an das glauben, was sie mit eigenen Augen gesehen hatte.
Dieses hier soll ein Raumschiff sein?, fragte sie sich. Es würde mich nicht wundern, wenn alles eine gigantische Filmproduktion wäre. Die "Trueman Show" einmal live erleben, nur dieses Mal mit einer galaktischen Kulisse! Sie stocherte mit ihrem Besteck in dem seltsam aussehenden Gericht. Irgendwo gibt es hier bestimmt einen Ausgang. Wenn ich den nur finden würde, würde es mich nicht überraschen, auf einem Parkplatz zu landen und dort unseren Mietwagen vorzufinden!
Skeptisch beäugte sie ihr Essen und bemerkte dabei nicht, wie sich ihr ein Mann von hinten näherte.
"So allein', schöne Frau?", hörte sie eine freundliche Männerstimme hinter sich.
Die Hand auf ihrer Schulter ließ sie zusammenzucken und sich umdrehen. "Begrüßen Sie hier jeden so?", fragte sie erschrocken in das Gesicht eines blonden Mannes blickend.
"Nein, nur den hübschesten Besuch von der Erde", lachte dieser.
Scully verzog leicht ihr Gesicht. "Der dürfte hier keine hohe Lebenserwartung haben."
"Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Mein Name ist Tom Paris." Er reichte ihr zur Begrüßung seine Hand.
"Dana Scully", stellte sie sich vor.
"Ich weiß. Auf einem so kleinen Schiff verbreiten sich Neuigkeiten immer sehr schnell", entgegnete er und nahm unaufgefordert ihr gegenüber Platz.
"Ich hatte nicht vor, zum Gesprächsthema dieses... Ortes zu werden, Mister Paris."
"Sie haben für das FBI gearbeitet, Dana?" Tom lehnte sich in ihre Richtung auf den Tisch.
"Scully", betonte sie verärgert. "Gearbeitet? Nein, ich arbeite noch immer für das FBI. Warum sprechen Sie in der Vergangenheitsform?"
"Nun, wenn Sie in diesem Jahrhundert zurückkehren, dann haben Sie fürs FBI gearbeitet", grinste er.
Scully holte tief Luft und stand auf. Hat Mulder hier jeden mit seiner Paranoia angesteckt?
"Entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu arbeiten", entgegnete sie.
"Welcher Sektion sind Sie zugeteilt worden, Dana? Der Krankenstation?"
"Für Sie immer noch Scully, Mister Paris! Ich bin hier keiner Sektion zugeteilt worden! Keiner von Ihnen kann über meinen Einsatz bestimmen!", sagte sie zornig.
"Nur der Captain", antwortete Tom gelassen.
"Auch nicht der Captain! Befassen Sie sich ein wenig mit der Hierarchie beim FBI, und wir können uns irgendwann weiter unterhalten! Ich lade Sie gerne zu einem Besuch in Washington D.C. ein, aber jetzt habe ich keinen Bedarf, diese Konversation fortzuführen!", meinte sie bissig.
Tom fing laut an zu lachen.
"Weshalb lachen Sie?" Scully wurde immer verärgerter. "Habe ich etwas Lustiges gesagt?"
"Sie laden mich nach Washington D.C. ein?" Tom hielt sich den Bauch vor Lachen. "Hat Ihnen noch keiner gesagt, wo wir uns befinden?"
"Ja, verschollen im Delta-Quadranten", meinte sie ironisch. "Sie sollten sich mit meinem Partner unterhalten. Ihnen beiden würde bestimmt nicht der Gesprächsstoff ausgehen!"
"Schon geschehen. Hey, warten Sie, Scully!" Tom wurde wieder ernst und hielt sie am Arm fest. "Deswegen bin ich überhaupt hier."
"Weswegen? Weil Sie mit Mulder gesprochen haben?"
"Ja, ich habe ihn beim Joggen durch die Korridore getroffen. Er hat meine Einladung, dass Sie heute Abend beide ins Holodeck 2 kommen, begeistert angenommen", erklärte er.
Mulder kann was erleben!, dachte sie. "Nun, ich werde es mir überlegen, falls wir heute Abend nicht wieder auf der Erde sein sollten", sagte sie spitz, drehte sich um und ging.
"Freut mich, dass Sie auch kommen", rief Tom ihr hinterher.



"Logbucheintrag des Captains. Sternzeit 55094.43: Seit einer Stunde steht der Voyager wieder volles Warp-Potential zur Verfügung. Wir folgen noch immer der Signatur des N'ahrahzuti Raumschiffs, aber sollten diese nicht zu einem Stopp gezwungen sein, schwinden unsere Chancen gleich Null, Commander Chakotay zurückzuholen. Matharis verweigert jegliche Kooperation, so dass wir uns zur Zeit keinen Vorteil durch ihre Anwesenheit verschaffen können."
Kathryn Janeway beendete ihren Eintrag und lief nervös in ihrem Bereitschaftsraum auf und ab. Elf Stunden waren bereits vergangen, nachdem sie von der Krankenstation gegangen war, und ihren Dienst auf der Brücke fortgesetzt hatte. Sie war übermüdet, konnte aber keine Ruhe finden. Noch immer stieg diese Übelkeit in ihr empor. Chakotay...
Sie beschloss, ihre Replikatoreinheiten für die nächsten Wochen im Voraus zu verbrauchen, damit sie mit einem Kaffee die Müdigkeit aus ihren Gliedern vertreiben konnte. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme flüstern.
"Hallo?", fragte sie irritiert, denn sie konnte die leisen Worte nicht verstehen.
"Mörderin!", hörte sie die Stimme immer wieder das eine Wort wiederholen, welches langsam an Intensität zunahm.
"Hallo, ist da jemand?" Eine Gänsehaut überkam sie, als sie die Stimme schließlich erkannte: Fähnrich Carter.
"Sie haben mich auf dem Gewissen, Captain!", klagte die Stimme sie an.
Hilflos drehte sie sich nach allen Seiten, denn die Richtung, aus der Carters Stimme kam, änderte sich ständig.
"Ich war viel zu jung für diese Mission! Sie hätten mich nicht dazu abkommandieren dürfen!"
"Ich habe Sie nicht mit dieser Mission beauftragt, Carter", sprach sie ehrlich.
"Der Captain ist für alles verantwortlich! Ich war zu jung, ich wollte noch nicht sterben! Mörderin!", rief er immer lauter.
"Es tut mir leid, ich wusste nichts davon, dass Sie Commander Chakotay begleiten."
"Mörderin! Sie haben nichts getan, um mich zu retten! Mörderin!"
Wohin sie sich auch bewegte, die Stimme folgte ihr. "Bitte verzeihen Sie, ich wollte nicht, dass Ihnen das widerfährt. Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand." Ihre Stimme bebte leicht.
"Lügnerin! Mörderin!"
Sie hielt sich die Ohren zu und schloss ihre Augen. Lange würde ihre Psyche der Anklage kaum noch standhalten können.
"Mörderin!" Kathryn setzte sich auf die Couch und vergrub ihr Gesicht in ihren Handflächen. "Es tut mir leid", flüsterte sie.
"Was tut Ihnen leid, Captain? Dass Sie mich nicht zum Joggen begleitet haben?", fragte Mulder, der sich auf einmal in ihrem Bereitschaftsraum befand.
Die Stimme war wie von Geisterhand verstummt. Janeway blickte Mulder fassungslos an, bevor ihr bewusst wurde, dass sie ihn nicht hatte hereinkommen hören.
"Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen", scherzte er auf sie zugehend.
Kathryn hatte sich noch nicht wieder komplett gesammelt. "Was haben Sie gesagt?"
"Hey", meinte er locker und nahm neben ihr Platz, "alles in Ordnung mit Ihnen?"
Sie musste ein weiteres Mal tief Luft holen, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. "Was gibt es, Mister Mulder?", ignorierte sie seine Frage.
"Bitte, Captain, können Sie mir nicht meinen dummen Fehler verzeihen und mich wieder Mulder nennen?", fragte er mit seinem ganzen Charme.
Janeway konnte nicht anders und erwiderte diesem Dackelblick ein angedeutetes Lächeln. "Was führt Sie zu mir, Mulder?"
"Heute Abend steigt eine kleine Party auf dem Holodeck 2, um die allgemeine Stimmung wieder anzuheben, sagten mir Neelix und Tom Paris. Da ich gerade beim Joggen war, habe ich den beiden versprochen, Sie persönlich hierzu einzuladen", lächelte er zurück.
"Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, aber..."
"Es würde Ihnen bestimmt gut tun."
"Aber ich werde vermutlich zu arbeiten haben. Bitte lassen Sie sich den Spaß durch meine Abwesenheit nicht entgehen. Die Crew braucht ein wenig Ablenkung, nachdem was geschehen ist."
"Und was ist mit Ihnen? Sie sollten es sich gut überlegen. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, benötigen Sie am meisten Ablenkung auf diesem Schiff", meinte er, stand wieder auf und ging zur Tür.
"Wie meinen Sie das, Mulder?", ihre Stimme hatte wieder den alten Klang zurückerlangt.
Mulder drehte sich noch einmal kurz um und winkte ihr zu. "Bis heute Abend, Captain", sagte er mit einem spitzbübischen Lächeln zum Abschied.



"Wie lange dauert das denn noch? Wir haben nicht unbegrenzt Zeit!", grollte Skollaris einen anderen N'ahrahzuti an.
"Wir arbeiten daran. In 36 Stunden müsste es repariert sein", lautete die freundliche Antwort.
Man konnte ein Brummen im Raum vernehmen. "Das sind 34 Stunden zuviel!" Skollaris ließ seine Faust auf den Tisch vor ihm schlagen. "Zurück zu Ihrem Posten! Ich erwarte ein Ergebnis in zwei Stunden!"
Der andere N'ahrahzuti verbeugte sich ergeben und verließ hastig den Raum. In solchen Augenblicken war es besser, Skollairs nicht zu widersprechen.



Tuvok hatte den Captain davon überzeugen können, dass nach einer 30-Stunden-Schicht die Effizienz der Arbeitsleistung nicht mehr das Optimum erreichen würde, und somit hatte Kathryn ihrem Körper ein wenig Schlaf gegönnt.
Von den drei Stunden, die sie seitdem in ihrem Bett verbrachte, konnte nur die letzte halbe Stunde Erholung für sie bedeuten, nachdem ihr endlich die Augen vor Übermüdung zufielen.
Unruhig bewegte sich ihr Körper während des Schlafens, bis sie letztendlich schweißgebadet ihre Augen öffnete. Ihr war kalt, denn sie hatte sich mit ihren Bewegungen der Bettdecke entledigt. Fröstelnd drehte sie sich zur Seite und tastete nach der wärmenden Decke.
Ihr gefror fast das Blut in den Adern, als ihre Hand neben der Decke zusätzlich etwas anderes berührte. Entgeistert stieß sie einen Schrei aus.
"Chakotay!", keuchte sie. Ihr Erster Offizier lag neben ihr im Bett, doch sein Körper war kalt und blass.
"Chakotay", flüsterte sie, während ihre Hand nach seinem Puls tastete. Verzweifelt strich sie ihm zärtlich übers Gesicht, nachdem sie kein Lebenszeichen ausmachen konnte und rief: "Computer, Nottransfer auf die Krankenstation initiieren!"
Sie erhielt keine Ausführung ihres Befehls, und daher wiederholte sie ihren Satz erneut, doch auch dieses Mal sollte ihre Bemühung fehlschlagen.
Kathryn sprang panikartig aus dem Bett und rannte zur Tür. Die Technik schien sich gegen sie verschworen zu haben, denn sie war gefangen in ihrem Quartier - die Tür öffnete sich nicht.
"Hilfe! Wir brauchen Hilfe!", schrie sie hektisch und trommelte mit den Fäusten gegen die Tür. Ein kalter Luftzug schien sie von hinten eisig zu umhüllen.
"Kathryn!", vernahm sie urplötzlich die mahnende Stimme des Commanders.
Ihr Herz raste vor Schreck, und sie stieß hörbar Luft aus ihren Lungen. Blitzschnell drehte sie sich zu ihm um.
Chakotay saß aufrecht in ihrem Bett und blickte sie eiskalt kalt. "Was hast du nur getan?", fragte er verbittert.
Sie wollte zu ihm laufen, doch ihre Beine brachten sie nur Schrittweise voran. "Chakotay", kam ihr leise über die Lippen, während sie schockiert vor dem Bett stehen blieb, nachdem die sparsame Beleuchtung ihres Quartiers ihr den blutverschmierten Kopf von ihm offenbarte.
"Warum hast du uns nicht geholfen? Du hättest den Handel bewilligen können! Warum hast du uns im Stich gelassen?", sprach er voller Hass.
"Chakotay, ich habe nicht rechtzeitig gewusst, um was...", ihre Stimme vibrierte.
"Du hast für alles eine Ausrede, nicht wahr?! Ist das eine Voraussetzung, um Captain zu werden, oder gehört es sogar zu eine von den Sternenflotten-Direktiven?" Er verbarg nicht die Verachtung, die er für sie empfand.
"Es wird...", sie stockte, weil ein Zittern ihren Körper überkam.
"Du hast mich verraten, Kathryn!", schrie er sie an.
Eine Träne lief über ihre Wange und ihre Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert.
"Ich habe dir mein Leben anvertraut, und du hast mich verraten!"
"Nein", sagte sie verzweifelt, "ich würde mein Leben für dich geben."
"Ich werde dir nie wieder vertrauen! Wie konntest du es zulassen, dass sie mir das hier angetan haben?" Chakotay stand auf und entblößte seinen Oberkörper.
Kathryn presste entsetzt ihre Hand vor den Mund. Sie schnappte verzweifelt nach Luft und stolperte dabei zwei Schritte rückwärts. Ihr Herz schien einen Aussetzer zu bekommen - bei dem, was sie erblickte.
Sie taumelte, fiel zu Boden und hatte keine Macht mehr über ihren Körper. Schlagartig wurde es dunkel um sie.



"C'est l'espada, la fine lame", sang der Doktor, "Celui qui vient terminer tout, qui parait à la fin du drame, et qui frappe le dernier coup. Vive, vive !" Das MHN unterbrach seinen Gesang und ließ die Gladiatoren aus "Carmen" nicht weiter in die Krankenstation einziehen. War dort eben nicht ein Geräusch?
"Hallo? Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls", sprach er in den leeren Raum.
"Tss, ich muss mich wohl geirrt haben", seufzte er und wandte sich wieder seiner Arbeit zu, doch es ertönte erneut ein leises Knacken.
"Hallo?", fragte der Doktor ein wenig verunsichert, doch er sah niemanden. Seine Holomatrix wies plötzlich Unregelmäßigkeiten auf. Erschrocken über das kurze Flackern lief er zum Computer. Er musste etwas dagegen unternehmen, und zwar schnell! Seine holographischen Finger huschten über die Schaltflächen, als sein Erscheinungsbild erneut instabil wurde.
"Was geht denn hier vor?", schimpfte er, bevor er vollkommen verschwand.



Captain Janeway war auf dem Weg zur Krankenstation, denn so konnte es nicht weitergehen. Sie hatte eine halbe Stunde zu spät ihren Dienst angetreten, nachdem sie auf dem Fußboden ihres Quartiers zu sich gekommen war. Sämtliche Überprüfungen des Computers, die sofort durchgeführt hatte, gaben keinen Anhaltspunkt für die Fehlfunktion vor ein paar Stunden. An einen Alptraum konnte sie nicht glauben, denn die Beule an ihrem Hinterkopf sprach dagegen. Sie setzte all ihre Hoffnung einer baldigen Aufklärung ihres Erlebnisses auf den Doktor und trat durch die Tür zur medizinischen Abteilung.
"Oh, guten Tag", begrüßte Janeway überrascht B'Elanna, Seven, Mulder und Scully. "Habe ich einen Routineuntersuchungstermin der Crew vergessen?"
"Negativ, Captain", antwortete Seven und schaute für einen kurzen Augenblick von ihrer Arbeit an der technischen Einrichtung auf.
Scully konnte ihren Blick nicht von Seven abwenden. Ungläubig darüber, in welchem schlechten Traum sie sich ganz offensichtlich befand, analysierte sie die Optik dieser Person kritisch von oben bis unten.
"Captain, das Programm des Doktors wurde aus der Datenbank gelöscht", meldete sich Torres erregt zu Wort, und erntete für diese Aussage von Scully einen erstaunten Blick.
"Wie konnte das passieren, B'Elanna?" Janeway verspürte Ärger in sich aufkeimen.
"So wie es aussieht, muss sich jemand am Computer zu schaffen gemacht haben. Wir scheinen das Programm komplett verloren zu haben!", schnaufte Torres wütend, lief zur nächsten Konsole und suchte im Computer nach Überbleibseln vom Doktor.
"Wenn Sie mich fragen, Mulder", flüsterte Scully Fox ins Ohr, "dann kann ich Ihnen jetzt unseren wahren Aufenthaltsort benennen."
Mulder schaute sie erwartungsvoll an und grinste, als sie das Wort "Irrenanstalt" in sein Ohr sprach.
"Ich werde die Alpha 98126-Kodierung als Duplikat für die Reinitialisierung des Programms verwenden", meinte Seven sachlich.
"Gut." Janeway nickte ihr zu.
"Nein, das wird nicht funktionieren, Seven! Wir benötigen dafür die Holomatrix des Doktors!", brauste B'Elanna auf und schüttelte ihren Kopf.
"Das ist inkorrekt, Lieutenant Torres, die Holomatrix ist gegenwärtig nicht existent", entgegnete Seven wiederum.
B'Elanna wusste das Fachwissen der Borg zu schätzen, aber dieses Mal lag Seven, nach ihrer Meinung, mit dem Vorschlag komplett daneben. "Ja, deshalb müssen wir zuerst..."
"Meine Damen!", sprach der Captain energisch dazwischen. "Auf welche Art und Weise Sie auch immer Erfolg haben mögen: Tun Sie es, aber vergeuden Sie keine kostbare Zeit mit Streitigkeiten!"
"Aye, Captain", antworteten die beiden Streithähne wie aus einem Munde.
"Wir sollten endlich gehen, bevor wir uns noch anpassen", flüsterte Scully erneut in Mulders Ohr.
"Ich finde es hier äußerst interessant, Scully", flüsterte er erheitert zurück.
Wie konnte ich das nur anzweifeln? Scully seufzte.
Captain Janeway wollte sich aus der Krankenstation zurückziehen, als sie plötzlich kehrt machte und auf Mulder und Scully zuging. "Wie ich hörte sind Sie Ärztin, Scully?"
"Ja", antwortete Dana gespannt auf die Worte, die folgen sollten.
"Würden Sie es sich zutrauen, den Doktor für eine Weile zu vertreten?", fragte Janeway weiter.
"Wie bitte?", kam es entrüstet aus Danas Mund. "Sie scheinen nicht über die gesamten Informationen zu verfügen: Ich bin keine praktizierende Ärztin - ich arbeite als Pathologin beim FBI!"
"Das ist mir bekannt, Miss Scully", meinte Janeway gelassen.
"Ihr Fachgebiet ist die Kreissäge - nicht der Kreißsaal", scherzte Mulder leise vor sich hin, doch Scully hatte jedes Wort verstanden und warf ihm einen bösen Blick zu. Entschuldigend zuckte er mit den Achseln, schließlich hatte er ja nur die Wahrheit gesagt.
"Zudem ist mir die Bedienung ihrer technischen Geräte nicht vertraut, und ich habe die Hoffnung längst nicht aufgegeben, dass ich jeden Moment aus diesem Traum erwache", meinte Dana verärgert.
"Ich beneide Sie um diesen Irrglauben", ergriff Janeway erneut ihre Bitte auf, "aber vielleicht können Sie es in Erwägung ziehen, falls Sie nicht demnächst aufwachen. Über die Bedienung der medizinischen Geräte würde Sie Mister Paris informieren. Sie wären für die Voyager eine enorme Hilfe. Bitte überlegen Sie sich alles in Ruhe und informieren mich in einer Stunde, ob Sie auf meine Bitte eingehen wollen."
Konnte oder wollte sie hier niemand verstehen? Scully versuchte ruhig zu bleiben, denn sie mochte sich nicht für diesen Befehlston von Janeway erwärmen. "Ich werde Ihnen noch einmal versuchen, meine Situation zu verdeutlichen..."
"Scully!", fiel Mulder ihr ins Wort und fügte in Janeways Richtung hinzu, "Sie wird ihr Angebot überdenken, Captain."
"Mulder, ich kann immer noch für mich selbst sprechen!", fuhr Dana ihn barsch an.
"Scully", sagte er beschwichtigend und führte sie zur Seite. "Sie wird es sich überlegen, Captain."
"Und ich sage: Nein!", giftete Scully ihn an.
"Wir melden uns", sprach er lächelnd zu Janeway.
Der Captain nickte den beiden zu und verließ den Raum.
"Was fällt Ihnen ein, Mulder? Wie können Sie es wagen..." Dana befreite sich von Mulders Hand an ihrem Arm.
"Psssst, Dana", flüsterte er.
"Dana?", wiederholte sie verwirrt.
"Das ist die Gelegenheit!", strahlte er sie verschwörerisch an.
"Die Gelegenheit wofür, Mulder?"
"Wir bekommen so vielleicht die Möglichkeit, uns weitere Informationen aus dem Computer zu holen. Es könnte uns helfen, zu verstehen warum wir hier sind."
"Sehen Sie sich um, Mulder! Wenn diese Technologie so fortgeschritten ist, wie es den Eindruck erwecken soll, dann hilft uns auch nicht Ihr "EDV-Kurs für Fortgeschrittene" weiter!"
"Unterschätzen Sie nicht meine Kompetenz auf diesem Gebiet! Ich habe inzwischen den "EDV-Kurs für Profis" erfolgreich abgeschlossen." Mulder mochte diese Wortgefechte mit Scully.
"Ja, sicher", sagte sie ironisch. "Sollten dennoch Probleme auftauchen, dann können Sie ja mit Ihrem Handy, welches hier leider nicht funktioniert, beim FBI um Rat fragen. Nein, ich verbessere mich: Sie rufen gleich nach Byers, Langley oder Frohike."
Fox hob seinen rechten Arm und streckte den Zeigefinger in die Höhe. "Mulder nach Hause telefonieren", zitierte er mit verstellter hoher Stimme E.T.
Dana rollte ihre Augen, seufzte laut und drehte sich um.
"Hey, Scully", augenblicklich überkam ihn doch ein schlechtes Gewissen, es so auf die Spitze getrieben zu haben. "Es wäre zumindest einen Versuch wert, denken Sie nicht?"
Sie schmollte kurz, doch dann entschloss sie sich zu einem "Weil Sie mich darum bitten, Mulder, werde ich es versuchen. Aber sobald wir eine Möglichkeit finden, von hier fortzukommen, werde ich gehen!"
Das war die Scully, wie Mulder sie mochte.


B'Elanna und Seven hatten sich inzwischen aus der Krankenstation zurückgezogen, als das Klingeln eines Handys urplötzlich den Raum erfüllte. Erstaunt blickten sich Mulder und Scully an.
Dana griff in die Innentasche ihres Blazers und holte das tönende Gerät hervor. "Scully", meldete sie sich.
"Sagen Sie bitte nichts, Scully", flüsterte die männliche Stimme am Telefon.
Sie öffnete verdutzt ihren Mund, wollte gerade einen Einwand erheben, doch als sie die Stimme erkannte, befolgte sie stumm die Anweisung. Einen Augenblick später schaltete sie ihr Handy aus, steckte es wieder ein und sagte achselzuckend zu Mulder, der sie erwartungsvoll anschaute: "Falsch verbunden."
"Falsch verbunden, Scully? Ihr Telefon kann hier nicht funktionieren. Haben Sie vergessen, wo wir uns befinden?", fragte Mulder.
"Demnach sind wir nicht dort, wo wir glauben sollen, dass wir uns angeblich befinden. Ich habe es Ihnen doch von Anfang an gesagt, Mulder: Wir sind auf keinem Raumschiff!", antwortete sie gereizt und wandte sich um.
"Wo wollen Sie hin? Scully?"
Hastig verließ sie, ohne eine weitere Antwort zu geben, die Krankenstation.
Kaum war sie auf dem Korridor ein paar Schritte gegangen, klingelte erneut ihr Telefon. Nervös blickte sie sich um, ob ihr niemand gefolgt war, dann erst nahm sie das Gespräch entgegen.
"Scully?", fragte die männliche Stimme von vorhin.
"Ja. Was ist passiert, Doktor?"
"Jemand hat versucht, mein Programm zu löschen", sagte er aufgeregt.
"Welches Programm? Wo sind Sie?", flüsterte sie.
"Das Programm des Medizinisch-holographischen Notfallprogramms. Jemand wollte mich löschen!"
"Sie löschen, Doktor? Ich glaube, ich verstehe Sie nicht ganz. Sie meinen, es wollte Sie jemand umbringen, nehme ich an?"
"Umbringen und löschen kommen aufs Gleiche heraus: Ich bin ein Hologramm!", sagte das MHN genervt.
Scully blieb stehen und vergewisserte sich nochmals, ob niemand in der Nähe war. "Sicher, Sie sind ein Hologramm", entgegnete sie ironisch. "Ich denke, ich werde Ihnen die Nummer von Mulder geben..."
"Agent Scully!", rief das MHN. "Das geht nicht, denn Mister Mulder kann mich nicht hören."
Scully holte tief Luft und versuchte gelassen zu klingen, obwohl es langsam in ihr kochte. "Hoffentlich haben Sie eine nachvollziehbare Erklärung dafür, Doktor!"
"Nur Sie können mich hören, denn ich nutze Ihr Implantat quasi als Empfänger und Sender."
"Woher wissen Sie von meinem Implantat?", sprach sie irritiert, und fuhr sich mit einer Hand automatisch über ihren Nacken.
"Das ist nur meiner phantastischen Gründlichkeit als Arzt zu verdanken, aber wir wollen jetzt nicht von Thema abweichen. Wie bereits eingehend erwähnt: Jemand hätte um ein Haar mein Programm vollkommen zerstört! Mir gelingt es im Augenblick nicht, meine Holomatrix zu aktivieren, so dass ich gezwungen bin, nur über dieses Signal mit Ihnen zu kommunizieren. Glauben Sie mir, anders wäre es mir auch lieber, aber nur Sie haben die technischen Voraussetzungen von den Personen, die keine Kenntnisse über die Datenbanken der Voyager verfügen", versuchte er seine missliche Lage zu beschreiben.
"Wenn Sie mein Implantat für die beschriebenen Zwecke benutzen, dann ist mir aber absolut unverständlich, weshalb Sie zusätzlich auf mein Handy zurückgreifen mussten?", zweifelte sie.
"Das war technisch nicht unbedingt notwendig, Agent Scully, da stimme ich Ihnen zu, aber wie wäre Ihre Reaktion ausgefallen, wenn Sie plötzlich meine Stimme vernehmen würden, ohne mich zu sehen, und ohne dass andere mich hören könnten?", stellte er seine Gegenfrage.
"Das müssen Sie mir beweisen", sagte sie überzeugt davon, dass ihr Gesprächsthema in den Bereich von Hirngespinsten abgeglitten war.
"Wie Sie meinen... Einen Moment bitte", meinte der Doktor, bevor einige Sekunden lang Stille herrschte.
"Agent Scully?", fragte das MHN plötzlich.
Scully ließ langsam ihre Hand mit dem Handy sinken, öffnete überrascht ihren Mund und wurde blass.
"Können Sie mich hören?" Seine Stimme erklang laut und deutlich in ihrem Kopf, doch sie konnte vorerst nur mit einem stummen Nicken reagieren.



Chakotay saß inmitten einer grünen Wiese. Entspannt genoss er die wärmenden Strahlen der Nachmittagssonne. Ein Adler glitt mit einem Schrei durch die Lüfte.
Er ließ seinen Blick in den Himmel wandern - hier fühlte er sich geborgen.
Eine weibliche Stimme rief aus der Ferne seinen Namen: "Chakotay." Er kannte diesen Klang nur zu gut. "Chakotay", wiederholte die Stimme immer wieder und wurde lauter.
"Kathryn", sagte er leise und erhob sich vom Boden. Mit jedem Klang seines Namens verschwand die Umgebung um ihn herum und offenbarte Stück für Stück eine andere: Einen Korridor auf der Voyager.
Chakotay spürte keine Angst, als er zurückkam. Der Gang war leer, aber ihre Stimme konnte er weiterhin vernehmen. Er musste einfach zu ihr - ihr mitteilen, dass es ihm gut ging.


Kathryn legte schnellen Schrittes den Weg durch den Korridor zurück. Sie wollte ihren Dienst auf der Brücke fortsetzen, damit Tuvok seine Schicht beenden konnte. Zu jeder Zeit hatte sie sich auf ihn verlassen können - zu fast jeder Zeit, fügte sie hinzu. Warum erneut dieser Vertrauensbruch? Seine Schilderung über den Vorfall, Fähnrich Carter abkommandiert und sie nicht darüber informiert zu haben, weil Chakotay es übernehmen wollte, kamen ihr in den Sinn. War sie zu hart mit ihm ins Gericht gegangen? Sie fühlte sich schuldig, weil sie hilflos den Tod von Carter zu verantworten hatte - egal, was sie wusste, was sie angeordnet hatte: Sie war der Captain! Und ein Captain trägt für alles und jeden die Verantwortung.
Müde wanderte ihr Blick zu den Mitgliedern ihrer Crew, die ihren Weg kreuzten und die sie mit einem Kopfnicken begrüßte. Es war eine wundervolle Crew, sie konnte stolz auf jeden einzelnen sein. Um so härter traf sie der Verlust eines ihrer Besatzungsmitglieder.
Der nächste Fähnrich lief ihr über den Weg, als sie gerade noch rechtzeitig eine bekannte Statur vor ihr um die nächste Ecke biegen sah. Augenblicklich schnellte ihr Blutdruck hoch, sie fing an hinterher zu laufen und rief seinen Namen: "Chakotay."
"Bleiben Sie stehen, Commander!", hallte ihre Stimme durch den Korridor, doch Chakotay war um einiges schneller.
Auf der nächsten Geraden rief sie den beiden Männern vom Sicherheitsteam zu: "Halten Sie ihn fest!", aber diese blickten sich nur ratlos an.
"Commander!", keuchte sie außer Atem, nahm die kommende Ecke so schnell ihre Beine sie tragen konnten, und stieß heftig gegen eine Person.
Zusammen mit Mulder fand sie sich auf dem Korridor liegend wieder. Schweiß lief in ihre Augen. Peinlich berührt rollte sie sich von ihm runter und blieb für einen Augenblick heftig atmend neben ihm liegen.
"Captain Janeway, hatten Sie eine gute Landung?", versuchte er zu scherzen, obwohl ihm sein Rücken vom Aufprall schmerzte. Sie reagierte nicht sofort, sondern starrte zur Decke.
"Sind Sie in Ordnung?", fragte Fox und beugte sich besorgt über sie.
Ihre Blicke trafen sich, sie murmelte ein "Entschuldigung" und zwang sich zum Aufsetzen.
"Wen haben Sie denn gejagt?", wollte Fox wissen.
Sie atmete ein wenig ruhiger, als sie ihm antwortete: "Ich wollte Ihre Sportart - Sie nennen es Joggen, nicht wahr? - ausprobieren."
Mulder spürte, dass er angelogen wurde. "Für den Anfang nicht schlecht, Janeway, aber an ihrer Kurvenlage müssen Sie noch etwas arbeiten."
Sie nickte.
"Können Sie aufstehen?", er hielt ihr seine Hand entgegen, um ihr dabei zu helfen.
"Ja", meinte sie überzeugt und nahm die Hilfe dankbar entgegen. Sie schwankte leicht, als sie auf den Beinen stand und musste sich festhalten. Sehr zu ihrem Bedauern war die Wand nicht nahe genug, so dass sie bei Mulder Halt suchen musste. Er reagierte sofort und stützte sie. "Bitte entschuldigen Sie", sagte sie.
"Sie sollten zurück zur Krankenstation, Captain", sprach er. "Ich komme gerade von der Brücke, weil ich Ihnen mitteilen wollte, dass Scully Ihre Bitte angenommen hat."
"Das freut mich sehr, aber es ist wieder alles in Ordnung mit mir." Janeway trat einen halben Schritt zurück. "Ich sollte meine sportlichen Ambitionen für die Zukunft in eine andere Richtung lenken", versuchte sie ihn und sich selbst zu beruhigen.
"Wenn Sie möchten, ich kenne einige Sportarten, die sich da hervorragend für Sie eignen würden. Es wäre...", er unterbrach sich, als er Blut aus ihrer Nase tropfen sah. "Sie bluten", sagte Mulder, nahm ein Taschentuch zur Hand und versuchte, es ihr abzuwischen.
Sie wich vor seiner Berührung zurück und nahm das Tuch entgegen, um es sich selbst unter die Nase zu halten.
"Gibt es hier irgendwo kaltes Wasser?", fragte Mulder.
Janeway nickte ihm zu. "Ja, in meinem Bereitschaftsraum."
Er folgte ihr zum Turbolift und anschließend betraten sie gemeinsam die Brücke.
"Lassen Sie sich vorerst von Mister Rowlier ablösen, Tuvok. Ich werde für eine Weile in meinem Bereitschaftsraum gehen", richtete Janeway ihren Befehlston an den Vulkanier.
"Captain?", die Augenbraue von Tuvok schnellte in die Höhe.
"Alles in bester Ordnung, Tuvok, ich bin nur leicht verschnupft", entgegnete sie, was nicht ganz gelogen war.
Tuvok sah ihr und Mulder hinterher, wie sich die Türen des Bereitschaftsraumes hinter ihnen schlossen. Er betätigte den Kommunikator und bestellte Mister Rowlier auf die Brücke.
Rezensionen