World of X

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The Baby

von Megan Reilly

Kapitel 1

Beide Agenten arbeiteten fleißig in ihrem Kellerbüro, als ein Geräusch vor der Tür zu hören war. Agent Scully drehte sich von der Papierarbeit weg und schaute hoch. Mulder sortierte weiterhin die Papierstapel auf seinem Schreibtisch, fest entschlossen die Geräusche zu ignorieren.



Scully stand auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.



„Es ist ein Ratte“, sagte Mulder zu ihr.



Doch dies konnte Scully nicht aufhalten. Sie öffnete die Tür und trat auf den Flur hinaus. Nach einem kurzen Moment rief Scully nach ihm. „Mulder, ich glaube du solltest das besser auch sehen.“



Der Ton ihrer Stimme reichte ihm, um ihn aus seinem Stuhl zu befördern. Mulder glaubte nicht, dass seine Partnerin in akuter Gefahr war, doch er näherte sich der Tür mit der Hand an seiner Waffe. Er trat auf den Flur hinaus, doch er konnte nichts erkennen. Er konnte Scully nicht sehen und er hoffte inständig, dass sie nicht verschwunden war.



Dann trat sie aus einer Ecke hervor, in das gedämmte Licht des Kellerganges.



„Scully... es, das...“, begann er, erschrocken, seine Augen geweitet und starr auf das gerichtet, was sie in ihren Händen hielt. Sie nickte. Er wunderte sich über sich selbst, dass er seine Waffe gezogen hatte und Scully schien das nicht zu amüsieren. „Es ist ein Baby.“



„Allem Anschein nach ja, Mulder“, bemerkte Scully und klang dabei etwas überheblich.



Er stand etwas weiter weg von ihr, seine Augen fixierten das schlafende Etwas im Kindersitz, welchen sie in ihren Händen hielt.



„Was tut es hier?“, fragte er.



Jetzt schaute Scully ihn an. „Woher soll ich das wissen, Mulder. Es lag keine Karte dabei.“



„Was sollen wir tun?“, fragte er zögerlich weiter. „Vielleicht können wir es ja zurückstellen.“



„Zurückstellen?“ In Scullys Stimme schwang Zweifel mit.



Mulder wechselte seine ungemütliche Haltung, noch immer nicht in der Lage seinen Blick von der Kreatur, welche sie hielt, abzuwenden. „Wer auch immer es hier vergessen hat, wird es bestimmt bald merken... und dann kommen sie bestimmt zurück, um nach ihm zu sehen.“



Scully nagelte ihn mit ihrem Blick fest. „Ich glaube nicht, dass jemand sein Baby hier ‚vergessen’ hat, Mulder!“



„Es ist möglich“, sagte er und sie fuhr fort ihn mit einem Blick anzuschauen, den er gar nicht mochte.



„Ich will nur hoffen, dass du mich jetzt nicht fragst, ob ich den Babysitter spiele“, scherzte er, und versuchte so die Spannung zu lindern, die er empfand.



Nun wurde sie einsichtig. „Ich werde wohl besser gehen, um Skinner zu informieren“, sagte sie, bevor sie sich bewegte um den Babysitz auf ihren Tisch zu stellen. Aber sie ging noch nicht; ruhig schaute sie ihn an.



„Warum schaust du mich so an?“, forderte Mulder zu wissen. Scully riss eine Augenbraue in die Höhe, schaute das Baby an und begann fortzugehen. Mulder wurde dunkelrot, als er bemerkt hatte, was sie wohl dachte. Er folgte ihr zur Tür und schrie ihr nach: „Es ist nicht meins!“ Sie drehte sich nicht um, aber ein anderer Agent, der es zufällig hörte, blieb in seiner Bewegung stehen.



„Haben Sie ein Baby verloren?“, fragte Mulder, versuchte dadurch etwas Humor in die ganze Sache zu bringen. Als der Mann, ohne zu antworten, mehr als schnell in den Kopierraum verschwand, ging Mulder mit einem Achselzucken zurück in sein Büro.



Neugierig und auf Zehenspitzen ging er heran und schaute zu dem Ding, welches sich auf Scullys Schreibtisch befand. Das kleine rote Gesicht war mehr als entspannt, während des Schlafens, die winzig geballten Fäuste lagen ruhig in der Nähe des Gesichts. Es schläft, dachte Mulder, was für eine Erleichterung. Das war sicher selten, überlegte er, und lehnte sich abermals über den Tisch, um noch einen kurzen Blick darauf zu werfen.



Die Augen des Babys flogen auf und Mulder erstarrte, sein Herz begann zu rasen. Die beiden Augenpaare betrachteten sich gegenseitig ganz vorsichtig, dann begannen die kindlichen zu weinen. Mulder war erschrocken, dass solch laute Geräusche von solch einer kleinen Kreatur kommen konnten.



Was konnte er nun Vermeintliches tun?



Das Kind schrie lauter und Mulder war bereit es zu versuchen. Er wusste was er zu tun hatte. Behutsam richtete er die gelbe Decke und nahm das Baby hoch. Es betrachtete ihn vorsichtig, interessiert genug, um mit dem Schreien aufzuhören.



Nach einiger Zeit bekam er einen guten Griff es zu halten und die Augen des Babys schlossen sich wieder.



Okay, Mulder musste zugeben, dass das Ding weder schleimig noch klebrig war, aber das Baby wirkte beruhigend, ein warmes Gewicht an seiner Brust. Er wiegte es ein bisschen und das Baby lächelte und gurrte. Zu seiner Überraschung bemerkte er, dass er das Baby ebenfalls anlächelte. Niedliches kleines Ding, dachte er.



Scully kam herein und blieb kurz stehen, als sie Mulder das Baby halten sah.



Ihren Mund geöffnet und die Augen geweitet, stand sie da, während ihr Herz anfing zu schmelzen. Sie konnte es nicht glauben, ...dieser zärtliche Blick auf dem Gesicht ihres Partners.



Plötzlich war er sich seiner Lage bewusst, dass er beobachtet wurde, und schaute vom Baby zu Scully und sie versuchte schnell ihre Gefühle zu verbergen.



„Was hat Skinner gesagt?“, fragte er und sie hätte schwören können, dass er ein paar Jahre jünger aussah.



„Wir sollen es in Obhut nehmen“, antwortete Scully knapp.



Mulder fühlte einen Moment der Angst, bei der Vorstellung eine solche Verantwortung zu tragen. „Das hat er gesagt?“



„Nein. Skinner sagte, er würde es denn verantwortlichen Behörden melden und vielleicht würden die am Montag nach der Mutter suchen.“



„Aber es ist Freitag Nachmittag“, entgegnete Mulder.



„Richtig. Wir können dieses Baby nicht bei solchen Leuten für drei Tage lassen. Wir werden die Mutter finden, schneller als die es tun würden.“ Scully stellte sich vor ihn hin, sodass er ihr das Baby übergeben konnte.



Mulder tat es und er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sah, wie sie mit dem Baby sprach.

„Hallo, Baby, hallo“, sagte sie sanft. „Wessen Baby bist du denn, hm?“



Das Baby schien zu merken, dass ihm die ganze Aufmerksamkeit galt und wachte abermals aus seinem Schlaf auf. Ein Blick auf Scully und es begann noch lauter zu schreien als vorher. Scully bemühte sich es ruhig zu stellen, doch ohne Glück.



Mulder nahm das Kind von ihrem Arm und es hörte unmittelbar auf zu schreien. Es starrte hoch in seine Augen, offensichtlich voller Faszination.



„Huh“, ließ Scully sich vernehmen. „Es mag dich.“ Sie hielt kurz inne und fuhr fort. „Wir können es nicht ‚Es’ nennen.“



Mulder blickte hinunter auf das kleine Bündel. „Was meinst du?“



„Es ist kein ‚Es’, Mulder, es ist eine Person. Oder, wenigstens wird es das sein, eines Tages. Wir sollten es ‚Er’ nennen. Oder ‚Sie’.“ Mulder konnte nicht antworten, er schaute auf das Kind in einem ganz anderen Licht. „Wie müssen es herausfinden“, schloss sie.



„Oh“, sagte Mulder langsam. „Okay. Du bist der Arzt.“ Er zuckte und bot ihr an das Baby wieder zu nehmen.



„Es braucht keinen Arzt“, murmelte sie und nahm das Kind. In diesem Moment fing es erneut an zu schreien und Scully legte es hin. Eine Sie, korrigierte sie sich selber. „Herzlichen Glückwunsch“, sagte Scully mit einem schiefen Lächeln, „Es ist ein Mädchen“.



Eilig schloss sie die einzig vorhandene Windel, welche noch im Kindersitz gelegen hatte.



Mulder kam vorsichtig zum schreienden Kind zurück und nahm es vom Tisch hoch. Sie hörte auf zu weinen und schwang ihre Hand vor seine Augen.



„Das ist erstaunlich“, sagte Scully.



„Frauen lieben mich“, scherzte Mulder und grinste Scully verführerisch an.



„Ich weiß“, gab Scully zu und verdrehte ihre Augen.



Obwohl sie es offiziell als eine Beleidigung ihrer mütterlichen Instinkte ansehen sollte, war sie doch ein bisschen erleichtert, dass das Baby mit Mulder ein Band der Freundschaft geschlossen hatte. Sie hatte sich unbehaglich mit ihr gefühlt, als alles, was sie versuchte zu tun, falsch war. Scully setzte sich auf die Kante des Tisches. „Wo fangen wir an?“



Mulder ging auf und ab, was dem Baby sehr gefiel. „Bist du sicher, dass da keine Nachricht ist?“, fragte er.



Ich bin mir sicher, dachte sie, schaute aber nochmals in den Babysitz. „Nichts! Aber... diese Sachen sind brandneu, Mulder.“



„Und?“



„Und das Baby ist es nicht. Warum würde jemand all dieses Zeug kaufen und dann sein Kind verlassen?“



„Vielleicht haben sie es an der falschen Stelle abgelegt“, antwortete er und versuchte seine erste Theorie erneut aufzugreifen. „Ich hab es! Vielleicht ist es ein Alien-Baby.“ Mulder kicherte, verblüfft mit wie viel Kraft das Kind seine Laune aufhellten konnte. Scully warf ihm einen warnenden Blick zu. „Entschuldigung, ich versuche nur das Ganze mit Humor zu nehmen.“



„Versuch es stärker“, schlug sie vor und beobachtete ihn. „Es ist doch merkwürdig, wie sehr dich das Baby mag“, kommentierte sie einen Moment später.



„Scully, es ist nicht meines“, informierte Mulder sie scharf.



„Wie willst du das wissen?“, fragte Scully, ganz unschuldig, mit weit geöffneten blauen Augen.



„Ich weiß es. Natürlich weiß ich das“, versicherte er ihr. „Wäre es dein Baby, würdest du es auch wissen.“

„Das ist ein kleiner Unterschied!“, rief sie.



„Weißt du was, Scully? Dieses Baby sieht eher ein wenig nach dir aus“, sagte Mulder, beeindruckt von ihrer entsetzten Reaktion.



„Ach was! Und wo sieht es mir ähnlich?“, verlangte sie nun zu wissen.



„Tatsächlich, Scully, schau.“ Mulder bückte sich, damit sie das Baby sehen konnte.



„Es hat... sie hat... diese riesig blauen Augen.“



„Alle Babys haben blaue Augen.“



„Du weißt, dass das nicht wahr ist“, konterte Mulder mit einem leichten Lachen.



„Hier herum zu stehen bringt auch keine Lösung“, wechselte Scully schnell das Thema.



„Was sollen wir nun tun?“



„Wir brauchen ein paar Kleinigkeiten.“



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Supermarkt

18:17



Sie standen in einer sehr langen Schlange, die sich nicht vorwärts bewegte. Anscheinend war Freitagabend die beliebteste Zeit, um nach der Arbeit Lebensmittel einzukaufen. Die Schlange umhüllte die gesamte Tiefkühlabteilung.



„Ich hasse das“, bemerkte Scully, gestützt auf den Einkaufswagen, welcher Babynahrung, Milch und Windeln enthielt.



Mulders Schultern hingen durch und seine Arme schmerzten vom Halten des Babys.



„Bist du sicher, dass sie nicht im Einkaufswagen sitzen kann?“, fragte er und das nicht zum ersten Mal.



„Sie ist noch zu klein“, antwortete Scully. Alles was sie wollte, war nach Hause gehen, um ein sehr langes und heißes Bad zu nehmen. Ihre Augenlieder wollten sich vor Erschöpfung schließen. Es war eine lange und harte Woche gewesen. Sie schaute zu Mulder. Er sah müder aus, als sie gedacht hatte. „Soll ich sie nehmen?“, fragte sie.



Mulder schüttelte seinen Kopf. „Ich möchte nicht, dass sie wieder anfängt zu schreien.“



„Danke.“



Die Schlange wurde etwas kürzer.



„Was für ein süßes Baby!“ Eine Frau, mit einer unglaublichen Energie, rief dies plötzlich hinter ihnen aus. Beide Agenten drehten sich zu ihr um und starrten sie an.



„Und meine Güte, sie sieht aus wie ihre Mom, finden Sie nicht auch? Wie heißt sie?“



„Ähm...“, entrann es Scully.



Mulder lächelte und antwortete für Scully: „Leia“.



Scully griff nach ihm. „Mulder, du kannst das Kind nicht nach einem Charakter aus Star Wars benennen!“, fauchte sie ihn an.



„Na dann, was würdest du ihr denn für einen Namen geben?“, wollte Mulder wissen.



Scully hatte sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Sie hatte angenommen sie würden die Mutter des Babys vorher finden. Ihr war äußerst bewusst, dass diese Frau sie anstarrte. Ihr Geist war erstaunlicherweise ziemlich blank und sie schaute herum, als sie glaubte zu ertrinken. Ihre Augen fixierten das Titelblatt von einer Fernsehzeitung.



„Phoebe“, sagte sie endlich, dieser Name war der einzig weibliche von den Bildern einer Sitcom, an welchen sie sich erinnern konnte.



Mulder zuckte zusammen. „Wir können sie nicht Phoebe nennen!“, zischte er ihr zu.



„Ist schon gut“, sagte die Frau und schaute verlegen. „Sie muss ihr erstes Kind sein.“



Scully konnte in diesem Augenblick nicht widersprechen.



Aber sie war überrascht, als Mulder sagte: „Nein, wir haben schon drei andere zu Hause. Jungen.“ Scully schaute ihn an, so als wäre er geisteskrank.



„Wie lauten ihre Namen, würde ich gern wissen?“, murmelte sie. Niemand schien sie gehört zu haben.



„Und eins ist gerade unterwegs“, fügte Mulder impulsiv hinzu, schlang seinen noch freien Arm um Scully.



Er ist verrückt, dachte sie, absolut durchgeknallt. Scully schüttelte ihren Kopf und stellte sich ihm in den Weg. „Lass mich das Baby nehmen und nach draußen ins Auto bringen“, sagte sie.



„Das kannst du nicht tun“, warnte Mulder sie mit einem scharfen Blick.



„Er hat recht, es ist viel zu kalt für das Baby da draußen“, mischte sich die Frau ein.



„Gib mir das Baby“, verlangte Scully.



„Nein!“



Es wurde zu einem kleinen Willenskrieg und seine Weigerung machte sie nur noch entschlossener. Scully hatte plötzlich das Bedürfnis sich beweisen zu müssen.



„Gib sie mir“, sagte sie und hievte das Baby aus Mulders Armen.



Wieder begann das Kind zu schreien und Scully fühlte wie alle Leute im Laden sie anstarrten.



Verlegen, versuchte sie das Kind zu beruhigen, drückte es fester an ihre Brust, doch sie konnte nichts tun.



„Ich glaube du hast deinen Standpunkt klargemacht“, raunte Mulder ruhig und nahm ihr das Baby wieder ab. Das Schreien verstummte gleich darauf. Scully war in Versuchung, es an sich selbst auszuprobieren.



„Was für ein süßes, kleines Mädchen. Ganz auf den Papa fixiert“, sagte die Frau hinter ihnen.



„Das hab’ ich auch schon gedacht“, sagte Scully trocken und traf wieder auf Mulders Blick. Sie war sich ihrem Tonfall bewusst und bemerkte zugleich, dass sie nichts an ihren Gefühlen ändern konnte. Sie schaute nach vorn; das Ende der Schlange war in Sicht und Scully dankte schweigend einer höheren Macht.





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„Das war ein Alptraum“, sagte Scully später, als sie den Einkaufswagen vor die Tür des Supermarktes schob. „Leia?“, fragte sie.



„Phoebe?“, fragte Mulder entgegen. „Es könnte nicht viel schlimmer werden“, fügte er sanft hinzu. „Ich glaube wir sollten die Leute von der Kinderfürsorge anrufen.“



„Nein“, erwiderte Scully fest. „Du weißt was mit Kinder passiert, die dort hinkommen?“



„Ja“, meinte Mulder resignierend und hielt für einen Moment inne, während sie ihn anschaute. Er brauchte es nicht weiter zu erklären. „Glaubst du wirklich wir können dieses Kind für zwei Tage anständig versorgen, und gleichzeitig ihre Mutter finden?“



„Sicher“, antwortete Scully schnell, erlaubte sich dabei aber nicht ihre gemischten Gefühle zu zeigen.



„Wir müssen es versuchen. Für das Baby müssen wir herausfinden, wer es ausgesetzt hat.“ Mulder schnallte das Kind in den Babysitz hinter Scully auf die Rückbank.





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Scullys Apartment

20:01



„Bitte weck sie nicht auf”, flüsterte Scully, als sie das dunkle Apartment betraten.



„Das sagst du mir?“, fragte Mulder amüsiert.



„Ich kann ja nichts dafür, dass sie nur dich mag.“



„Nun, ich habe ihr nicht gesagt, dass sie dich hassen soll.“



„Sie hasst mich nicht!“ Scullys Stimme wurde lauter und wie auf Kommando wachte das Baby auf und begann zu schreien.



„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Scully und dachte an ihre Nachbarn.



„Füttern wir sie“, entgegnete Mulder. So gut es ging, öffnete er ein Glas mit Babynahrung und setzte sich, um sie zu füttern. Scully brachte den Rest der Lebensmittel derweil auf Zehenspitzen in die Küche. Als sie sich den Beiden erneut zuwandte, schlief das Baby abermals und Mulder leckte den Löffel ab.



„Dieses Zeug schmeckt nicht halb so schlecht, wie es aussieht“, sagte er und wedelte mit dem Löffel vor ihr herum.



Scully schnappte ihm den halbleeren Becher weg. „Du sollst das nicht essen.“



„Du hast einen wirklich mütterlichen Befehlston angenommen“, brummte Mulder.



„Was?“ Sie wandte sich ihm zu.



„Deine Stimme klingt, wie die einer Mutter.“



„Ich werde es deiner Mutter sagen, dass du das gesagt hast.“



„Oh, da hab ich aber Angst“, scherzte Mulder. Er folgte Scully wieder in das Wohnzimmer und schaute sie an, als sie sich auf das Sofa fallen ließ. Auch er setzte sich, nicht unweit von ihr und streckte seine müden und schmerzenden Arme über dem Kopf.



„Warum hast du solche Lügen im Supermarkt erzählt?“, wollte Scully plötzlich wissen. Er antwortete ihr nicht, sodass sie sich selber zwang eine sitzende Position anzunehmen, um ihn nun anzuschauen. Er drehte sich weg von ihr, starrte durch die offene Tür in die Küche auf das schlafenden Baby. Sie war erstaunt welche Tiefe von Gefühlen sie in seinem Gesicht erkennen konnte. „Ich meine“, fuhr sie verlegen fort, „du hast nicht wirklich solche Fantasien oder, in denen wir drei Kind haben und eines unterwegs ist... oder doch?“



„Sie sollte Brüder und Schwestern um sich herum haben und Eltern, die sie lieben“, meinte Mulder sanft und sie wusste, er dachte über seine eigene Schwester nach und die vielen Jahre wo er allein gewesen war. Allein ohne seine Schwester oder seine Eltern, die ihn liebten. Scully wollte plötzlich ihre Arme um seinen Hals legen und ihm sagen, dass es okay sei, aber sie konnte nicht.



„Wir werden sie finden“, sagte sie dann, auch wenn sie keine Ahnung hatte wie.



Er wandte sich zu ihr und schaute sie an. „Irgendwie passt das alles nicht zusammen, Scully.“



„Du meinst, Mütter vergessen ihre Kinder nicht im FBI Hauptquartier?“, fragte sie.



„Es muss es einen triftigen Grund dafür geben. Und wir werden herausfinden welcher es ist.“



Mulder bewegte seinen Kiefer so, dass die Knochen hervortraten und Scully wusste, er dachte darüber nach, dass sie das Baby einer anderen Autorität übergeben mussten.



Sie konnte es nicht leugnen, dass er eindeutig Gefühle für dieses Kind entwickelt hatte, die mit Liebe vergleichbar waren – väterlicher Liebe.



Sie gähnte und einen Moment später tat er es auch.



„Wir beide sind müde“, sagte sie angestrengt. „Warum nimmst du nicht die Couch?“



„Wir sollten sie uns teilen“, sagte er. „Ich könnte sonst die ganze Zeit nicht schlafen und du bist auch für das Baby verantwortlich.“ Er streckte sich auf einem kleinen Teil des blauen Sofas aus, ganz in ihre Nähe. Es war eng, aber es passte. Scully gähnte erneut und schüttelte ihren Kopf, versuchte gegen ihre Müdigkeit anzukämpfen.



„In Ordnung, ich werde die erste Schicht übernehmen“, sagte Mulder, in exakt der selben Weise, als wären sie bei einer Überwachung und drückte ihren Kopf vorsichtig hinunter auf seine Schulter. Er hätte das niemals getan, wenn sie wirklich auf einer Überwachung gewesen wären.



Sie fühlte, wie sich langsam ihre Augen schlossen und sie kämpfte still mit sich selbst. Es war schwierig für Scully, sie offen zu lassen, denn er streichelte leicht ihr Haar und förderte somit ihre Müdigkeit.



„Mulder“, murmelte sie vielsagend seinen Namen.



„Ja, Scully?“, raunte er und ihr Inneres begann warm zu werden beim Klang seiner Stimme.



Sie konnte sich plötzlich nicht mehr klar erinnern, was sie eigentlich noch hatte sagen wollen.



„Du wärst ein wundervoller Vater...“, meinte sie letztlich, als sie langsam in den Schlaf glitt.



Er lag noch für eine lange Zeit, mit ihr in seinen Armen, die Augen geöffnet da und fragte sich, wie genau sie ihre letzten Worte gemeint haben könnte...
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