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Der Traum

von SpookyLady

Kapitel 1

Mulder rannte und rannte. Schweiß lief ihm über das ganze Gesicht und sein graues T-Shirt war vollkommen nass. Seine blaue Jeans war schmutzig und bis in Höhe der Knie zerrissen. Seine Schuhe hatte er schon lange verloren und nun lief er mit seinen nackten Füßen einen schmierigen, braunen Waldweg entlang. Pfützen spritzten auf, wenn er hineintrat und das dreckige Wasser sprang bis zu seinem Oberkörper auf und bedeckte seine Kleidung mit kleinen braunen Punkten. Seine Haare waren nass und klebten an seiner Stirn und seinem Kopf.
Regentropfen fielen durch das Laub der Bäume und verringerten seine Sicht. Blitze zuckten über den Himmel, worauf immer wieder ein lautes und unendliches Donnergeröll folgte. Der Wind fegte böig durch den Wald und ließ Äste knacken und kleine Zweige und Laub umherwedeln.
Plötzlich rutschte Mulder aus und er fiel fluchend in den Matsch. Schnell rappelte er sich aber wieder auf und vergeudete keine Zeit auf sich hinab zu sehen, um sein nun braunes, nasses T-Shirt und seine vollkommen dreckige Hose zu betrachten und sie so gut es geht sauber zu machen.
Das Einzige, woran er dachte, war so schnell wie möglich zu laufen, obwohl er nicht wusste, wohin es ihn führen würde.

Plötzlich schreckte Mulder auf und er fiel von seiner Couch. Verwirrt und benommen sah er sich um und merkte, dass er nur geträumt hatte. Er fasste sich an seinen Kopf und stellte fest, dass er furchtbare Kopfschmerzen hatte. Unsicher und mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er auf und ging torkelnd ins Bad. Langsam drehte er den Wasserhahn auf und fing das Wasser mit seinen Händen auf, um es sich ins Gesicht zu spritzen. Während das Wasser weiter lief, sah er sich im Spiegel an.

*Was war los?*, fragte er sich und sah auf die Uhr. 3.56 Uhr. Er drehte den Wasserhahn wieder zu und ging in sein einziges Zimmer, wo auf dem Tisch eine Schachtel Aspirin lag. Er griff zu der Schachtel, doch bevor er sich eine Tablette nehmen konnte, schrie er auf. Er griff zu seinem Kopf und hielt ihn fest, als wenn er Angst hätte, dass er ihm gleich abfallen würde. Stöhnend und mit zusammengekniffenen Augen ging er zu Boden. Er wollte das hämmernde und drückende Gefühl aus seinem Kopf haben, doch nichts half. Mulder schrie auf, als ihm ein weiterer Stich durch seinen Schädel jagte. Er wälzte sich auf dem Boden und strampelte mit den Beinen, doch der Schmerz hielt an. Mulder drohte bewusstlos zu werden, als der Schmerz wie auf Kommando verschwunden war. Mulder hielt in seinen Bewegungen inne und brauchte einen kurzen Moment, um zu begreifen, dass ihm nichts mehr fehlte. Verstört stand er auf und entschloss sich zum Telefon zu gehen, um seine Partnerin anzurufen.

Er wählte Scully´s Nummer und wartete.
Am anderen Ende der Leitung klingelte das Telefon. Scully lag in ihrem Bett und wachte auf. Sie blickte zum Telefon und wunderte sich, wer um diese Zeit anrufen würde. Es war 4.03 Uhr. Sie stand auf und schlurfte verschlafen zum Telefon und nahm den Hörer ab.

„Scully.“, meldete sie sich mit monotoner Stimme.
„Scully, ich bin’s.“, hörte sie durch den Hörer.
„Mulder?“ Scully war überrascht und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los?“ Mit ernstem Gesicht und in angespannter Haltung wartete sie auf ihre Antwort.
„Scully, könnten sie ganz schnell bei mir vorbeikommen?“ Mulder´s Stimme klang erschöpft, aber auch fordernd.
„Mulder, was ist passiert?“ Scully war plötzlich hell wach und aufgeregt.
„Das erzähle ich ihnen, wenn sie hier sind.“
„Mulder, das...“ Sie wollte gerade ansetzen zu sagen, dass sie um diese Zeit eine Weile brauchen würde, als ein Schrei durch den Hörer drang.
„Mulder? Mulder!“ An der anderen Seite fasste sich Mulder wieder an seinen Kopf. Er atmete laut und schnell und es bildeten sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn.
„Scully...“ Seine Stimme klang gepresst und Scully war ernsthaft um ihren Partner besorgt.
„Mulder! Was ist los? Mulder...?“ Sie hörte wie jemand zu Boden fiel und das Telefon auf den Boden krachte. Dann war die Verbindung unterbrochen. Scully sah ängstlich auf ihren Hörer und fragte sich, ob jemand in Mulder´s Wohnung eingebrochen ist und er in Gefahr war, doch diesen Gedanken verwarf sie zugleich wieder, da sie bezweifelte, dass Mulder in diesem Fall überhaupt Zeit gehabt hätte sie anzurufen.
*Es muß etwas noch ernsteres sein.*, dachte sie und legte den Hörer auf die Gabel, um sich anzuziehen und so schnell es ging in Mulder´s Apartment zu kommen.

Scully klopfte an die Tür Nummer 42 und wartete. Gleich nachdem Mulder angerufen hatte, hatte sie sich umgezogen und war so schnell sie konnte mit ihrem Wagen zu Mulder gefahren. Als sie die Tür betrachtete und keine Spuren eines Einbruchs feststellen konnte, war sie sich sicher, dass niemand bei ihm eingebrochen hatte. Sie klopfte noch einmal - diesmal energischer. Als immer noch niemand öffnete, nahm sie den Türknauf und drehte ihn um.
Die Tür öffnete sich problemlos. Langsam und vorsichtig betrat sie das dunkle Zimmer. Als sie niemand auf den ersten Blick erkannte, nahm sie ihre Waffe und ging weiter in den Raum hinein. Sie sah sich um und rechnete jeden Augenblick damit, überfallen zu werden. Plötzlich blieb sie entsetzt stehen. Vor ihr lag Mulder verdreht auf dem Boden. Schnell steckte sie ihre Waffe weg und beugte sich zu ihm hinunter.

„Mulder?“ Scully tastete seinen Hals ab und entdeckte einen Puls, der ganz normal war. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken und testete, ob er noch atmete, was sich bestätigte. Er war also bewusstlos. Aber weshalb? Sie konnte keine Verletzungen ausmachen, die dazu hätten führen können und auch sonst sah Mulder nur so aus, als wenn er auf dem Boden eingeschlafen wäre.
„Mulder!“ Scully blickte besorgt auf ihren Partner hinab, als dieser plötzlich seine Augen öffnete.
„Mulder.“ Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete Scully. Mulder berührte seinen Kopf und richtete sich langsam auf.
„Scully, was machen sie denn hier?“ Verstört blickte er sie an.
„Sie haben mich angerufen, um circa 4 Uhr. Ich bin so schnell wie möglich gekommen, weil ich sie durch den Hörer schreien hörte und kurz darauf war die Verbindung unterbrochen. Ich dachte, jemand wäre bei ihnen...“ Fragend blickte sie ihren Partner an, der aufstehen wollte, jedoch zurückfiel.
„Was ist, Mulder?“ Scully hatte schon bemerkt, dass sich Mulder immer wieder an seinen Kopf fasste, als wenn er Schmerzen hätte. Vorsichtig griff sie ihm unter seine Arme um ihn aufzuhelfen. Mulder schrie leise auf und ließ sich mit Scully´s Hilfe zu seiner Couch führen, auf die er erleichtert zurücksank. Scully schob den Tisch ein wenig zur Seite, um Platz zu schaffen und setzte sich dann neben ihn.
„Also Mulder: Was ist los?“ Sie sah ihn prüfend an und wartete. Mulder begann langsam zu erzählen und wählte sich jedes Wort einzeln aus.
„Ich hatte einen Traum. In diesem lief ich durch einen Wald, während ein Unwetter tobte. Ich rannte und rannte und wusste nicht warum. Meine Sachen waren nass und schmutzig und ich rutschte auf dem glitschigen Boden aus. Ich weiß nicht, warum ich das geträumt habe und vor wem ich eventuell weggelaufen bin oder was ich suchte. Ich...“ Mulder hielt inne und löste sich von einem Punkt auf dem Teppich, den er die ganze Zeit angestarrt hatte und blickte Scully erwartungsvoll und fragend an.
„Es war nur ein Traum, Mulder. Jeder Mensch träumt, um Erfahrungen und Geschehenes zu verarbeiten und vielleicht auch, um Dinge aus seinem tiefsten Unterbewusstsein zu entdecken und hervorzuholen. Und da kann man manches eben auch ein bisschen durcheinander gehen. Die Geheimnisse des Träumens sind noch lange nicht entschlüsselt und es wird noch eine Weile dauern bis die Fragen dazu beantwortet sind.“ Scully hielt inne und überlegte, was das mit dem zu tun hatte, was sie durch ihr Telefon gehört hatte.
„Der Traum war so real und plötzlich bin ich aufgewacht und hatte diese furchtbaren Kopfschmerzen und zwar nicht nur deswegen, weil ich von der Couch gefallen bin.“
„Vielleicht haben sie sich dabei gestoßen.“ Scully versuchte die bestmögliche Lösung zu finden, warum Mulder unter Kopfschmerzen litt und sie fragte sich, warum es bei ihm etwas besonderes sein sollte, denn jeder Mensch litt hin und wieder mal unter Kopfschmerzen.
„Nein Scully. Das ist nicht normal. Es kommt nur ab und zu über mich. Ganz plötzlich fährt mir ein stechender Schmerz durch den Kopf und danach habe ich das Gefühl, als wenn mein Kopf zerspringen würde.“
Scully dachte nach und überlegte, ob sie so was nicht schon einmal erlebt hatte. „Seit wann leiden sie darunter?“
„Seit ich aus dem Traum aufgewacht bin.“ Mulder sah sie fragend an, weil er in Scully´s Stimme einen Ton ausmachte, der sich so anhörte, als hätte sie eine Lösung.
„Und wie oft überkam sie dieser Schmerz jetzt schon?“ Scully wurde aufgeregter, denn sie hatte das Gefühl, als wenn sie das alles schon von irgendwoher kannte.
„Zweimal.“ Mulder wurde noch ernster und sah sie fragend an. „Scully, was denken sie?“ Er wollte aus ihrem Gesicht lesen, fand jedoch nichts heraus. Scully sah ihn an. „Mulder, kennen sie das nicht alles schon?“ Mulder wich zurück und fragte sich, was sie von ihm wollte. Scully sah plötzlich so erstarrt aus und hatte keine Regung mehr im Gesicht. Starr blickte sie ihn an. Mulder war verwirrt. „Scully, ich verstehe nicht, worauf sie hinauswollen.“
„Wissen sie nicht mehr, als sie solch ähnliche Anfälle bekamen, dabei aber immer noch Erinnerungen an die Entführung ihrer Schwester hatten?“, begann Scully wie hypnotisiert zu erzählen und Mulder ging ein Licht auf. „In unregelmäßigen Abständen wurden sie immer wieder von einem stechenden Schmerz in ihrem Kopf heimgesucht und waren nicht mehr ansprechbar. Danach erzählten sie, was sie gesehen hatten und sie glaubten am Ende sogar, es wären Dämonen in ihrem Kopf, die sie austreiben müssten.“ Scully erwachte aus ihrer starren Haltung und wandte ihren Blick zu Mulder. Besorgt und ängstlich von den Gedanken und Erinnerungen an die damalige Zeit und was sich zugetragen hatte, sah sie ihn an. „Scully.“ Mulder´s Stimme klang überrascht, als er Scully sah. „Ich wusste nicht, dass sie das so mitgenommen hat.“, fuhr er fort und fasste Scully um ihre Schulter, um sie zu beruhigen.
„Es war sehr schwer für mich und ich machte mir große Sorgen um ihre Gesundheit und ihren seelischen Zustand.“, fügte sie hinzu und wunderte sich selbst über ihr Verhalten und die Erkenntnis, dass sich dieser Fall sehr auf sie ausgewirkt haben musste.
„Es tut mir leid.“, war das Einzige, was Mulder sagen konnte. „Ich wusste es nicht.“
„Ich auch nicht.“, erwiderte Scully und sie sahen sich an. „Ich würde vorschlagen, dass sie ins Krankenhaus kommen, um sich untersuchen zu lassen.“, sagte Scully plötzlich wieder in ihrem ganz normalen und typisch kühlen Tonfall.
„Aber vielleicht können die mir nicht helfen. Vielleicht ist es so was, was ich schon damals hatte und wir müssen einen anderen Weg finden.“ Scully stand auf und wollte ihn in ihren Wagen bringen, als sie bemerkte, wie Blut von Mulder´s Stirn lief. „Oh mein Gott, Mulder sie bluten ja.“ Überrascht fasste sich Mulder an seinen Kopf und blickte dann auf seine Finger, die rot waren. „Muss mich wohl doch gestoßen haben.“ „Lassen sie mich mal sehen.“ Scully wollte gerade nachsehen, was die Ursache für die Blutung an Mulder´s Kopf war, als er wieder aufschrie und sich an seinen Kopf fasste.
„Mulder!“ Scully war leicht panisch, was sie selten so zum Ausdruck brachte und beugte sich zu Mulder. Sie fasste ihn an seine Hände, die er an seinen Kopf drückte und wollte ihn beruhigen. „Mulder. Ich bringe sie jetzt zu einem Arzt, haben sie verstanden?“ Scully musste fast schreien, um Mulder zu übertönen. Dieser sprang plötzlich auf und begann in seinem Zimmer hin und her zu wandeln. Scully schreckte auf und beobachtete ihn entsetzt.
„Sie sind hier! Sie sind hier!“, fing er an zu schreien und drückte noch fester an seinen Kopf. „Wer? Wer ist hier?“ Scully kam auf ihn zu und wollte ihn zur Ruhe bringen, doch er stieß sie zur Seite und rannte zur anderen Seite des Zimmers.
„Mulder!“ Scully war verzweifelt und entschloss sich den Notarzt zu rufen. Per Handy wählte sie die Notrufnummer und während sie alle wichtigen Angaben dem Arzt oder Sanitäter an der anderen Leitung übergab, beobachtete sie Mulder, der schreiend durchs Zimmer rannte, sich seinen Kopf festhielt und immer wieder den selben Satz rief: „Sie sind hier!“


Im Krankenhaus war eine Menge Betrieb. Ärzte und Schwestern rannten von einem Zimmer ins andere, Sanitäter brachten immer neue Verwundete auf einer rollbaren Trage herein und führten sie in den nächsten OP. Verletzte und schon Versorgte liefen umher oder saßen einfach nur schweigend und wie weggetreten auf einem der vielen Stühle. Telefone klingelten ununterbrochen, ein Kind schrie und ein verwirrter älterer Mann fragte immer wieder, wo denn die Toilette sei. Und das um 5 Uhr morgens! Eine sehr ungewöhnliche Zeit für so viel Betrieb, fand Scully, als sie sich suchend in der Notfallaufnahme umsah und das hektische Treiben beobachtete. Als sie ihren Blick durch den überfüllten Raum schweifen ließ, blieb er an einem Arzt in blauen Anzug hängen. Entschlossen bewegte sich Scully auf ihn zu. „Entschuldigen sie bitte.“, sprach sie den älteren Arzt an, der gerade eine Krankenakte durchblätterte.
„Ja, Ma´am?“ Der Arzt sah sie registrierend an.
„Ich suche eine Mann, der hier vor kurzem eingeliefert worden ist. Seine Name ist Fox Mulder.“
„Wie? Fox Mulder?“ Der Mann überlegte kurz und schüttelte dann bestimmt den Kopf. „Tut mir leid Ma´am. Ich kenne keinen Fox Mulder. Am besten sie fragen mal an der Rezeption nach. Sie müssen wissen, dass wir hier alle unter großem Stress stehen.“ Damit war der Arzt verschwunden. Scully sah ihm nach, bevor sie sich an eine Frau wendete, die gerade einen Notruf entgegennahm.
„Es wird gleich jemand bei ihnen sein. Bleiben sie ruhig und reden sie ihrem Mann zu. Der Arzt wird gleich da sein.“ Die Frau legte auf und sah Scully mit ungeduldigem Blick an. „Was ist?“ „Ich suche nach einem Mann namens Fox Mulder. Er wurde hier eingeliefert, nachdem ich den Notarzt rief.“
„Fox Mulder?“, fragte die Frau nach und blickte in ein dickes Buch, in dem jeder Eingelieferte registriert wird. „A ja, Fox Mulder. Zimmer 698 in der 5. Etage.“
„Danke.“ Scully wendete sich ab und schlängelte sich durch die Menschenmenge zu einem Fahrstuhl, um zum Zimmer zu kommen, in dem Mulder lag.
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