World of X

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The Darkest Hour

von Agent Myers

Kapitel 2

Als John gegenüber von Monicas Apartmenthaus parkte, war das Erste, das er bemerkte das Licht. Jedes einzelne Licht war an. Ihr Apartment im dritten Stock strahlte wie ein Leuchtfeuer in der ruhigen, dunklen Nachbarschaft.

Er sprintete praktisch die Stufen hinauf, den uralten Fahrstuhl vollkommen ignorierend.

Sein Geist war überfüllt von Fragen (bin mir hierbei nicht sicher) und er konnte nicht aufhören über all die möglichen Dinge nachzudenken, die geschehen sein könnten. Er wollte nicht über diese Möglichkeiten nachdenken, denn keine davon war gut. Er konzentrierte sich darauf ihr Apartment zu finden. Er klopfte an ihre Tür.

Als niemand antwortete, klopfte er erneut. Nichts.

"Monica?"

Als er nichts hörte, kroch Angst in ihm hoch. Er nahm den Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und fand den einen, mit Edding darauf geschriebenen ‚M’. Er war an den Schlüssel gekommen, als Monica im Krankenhaus gelegen hatte. Er entriegelte die Tür und stieß sie auf.

"Monica", rief er nochmals und zog seine Waffe.

"Hier hinten", antwortete eine schwache Stimme. Er steckte die Waffe zurück ins Holster und folgte der Stimme in den Flur.

Monica saß an die Wand gelehnt, zusammengekauert auf dem Boden. Ihre Beine waren umeinander verschlungen. Sie trug ein einfaches, weißes T-Shirt. Als sie zu ihm aufsah, sah er dass sie Schnitte im Gesicht hatte. Ihre Nase war blutig, da war ein Schnitt über ihrem Auge und ihre Wangen waren gerötet, das frühe Stadium von Quetschungen. Sein Mund klappte auf und sein Herz fühlte sich an, als wäre es stehengeblieben. Er ging und hockte sich neben sie.

"Gott, Monica… was ist passiert?"

Sie zog die Beine näher zu sich heran. Frische Tränen lösten sich aus ihren Augen und dann begann sie zu schluchzen.

"Ein Mann brach ein. Ich hatte geschlafen. Er war bewaffnet", sagte sie. "Er… er vergewaltigte mich, John."

Johns Herz zerbrach in eine Million Stücke. Er konnte für einen Moment nicht atmen. Er hatte diese Möglichkeit auf dem Weg hierher nicht in Betracht gezogen, weil er es nicht gewollt hatte.

"Oh… mein Gott", sagte er. Er sah sie an. Ihre Lippen zitterten. Sie senkte den Kopf in was wie Scham aussah.

"Ich… ich konnte ihn nicht aufhalten…"

John schüttelte seinen Kopf. Nein… sie konnte sich nicht dafür verantwortlich fühlen. Er öffnete seine Arme und näherte sich ihr. Er war überrascht als sie erstarrte und dann auswich.

Himmel. Sie fürchtete sich vor *ihm*.

Er starrte sie ungläubig an. Sie sah ihm in die Augen. "Ich… ich ertrage es jetzt einfach nicht, dass mich irgendwer berührt."

Er wollte sie so gerne trösten. Er wollte sie in seine Arme schließen und all das ungeschehen machen…, doch er wusste es war unmöglich. Es schmerzte ihn sie nicht halten, sie sich wieder sicher fühlen lassen zu können. Er würde davon ebenso profitieren wie sie. Ihr Schmerz war sein Schmerz.

Sie weinte weiterhin, die Hand vor den Mund haltend. Sie wollte zu John gehen, ihn seine Arme um sie schließen lassen, um den Schmerz zu dämpfen. Aber wenn jemand sie jetzt anfasste, glaubte sie durchzudrehen. Sie ließ die vergangenen dreißig Minuten in ihrem Kopf Revue passieren. Sie konnte nicht fassen, was geschehen war. Sie war eine FBI Agentin, um Himmels Willen. Sie hatte einige Männer im Griff gehabt, die größer und gefährlicher gewesen waren als ihr Angreifer… warum konnte sie ihn nicht abhalten sie zu vergewaltigen?

Sie schlang ihre Arme um ihren Körper, sich gegen die kalten Schauer wehrend. Sie fühlte sich schmutzig. Es fühlte sich an, als könnte sie nie wieder sauber werden.

"Ich… muss duschen", meinte Monica.

John seufzte und sah Monica verständnisvoll an. "Ich weiß, dass du das willst, Monica. Aber das kannst du jetzt nicht. Du musst dich von mir zur Polizeistation begleiten lassen."

Sie blickte zu ihm auf, bereit zu widersprechen, doch sie sah ein, dass er Recht hatte. Der Mann, der ihr dies angetan hatte, würde niemals verhaftet werden können, wenn sie keine Anzeige erstattete und die Untersuchung beginnen würde. Sie nickte benommen und wischte etwas Blut von ihrer Nase. Sie schämte sich so, dass John sie auf diese Weise sah, doch das alle anderen sie sehen würden, wäre ihr zutiefst demütigend. Sie stand langsam vom Fußboden auf, und fühlte ihre verletzten Körperregionen vor Schmerz pochen.

"Ist dies, was du an hattest?"

Sie nickte.

"Möchtest du Jeans oder was in der Art anziehen?"

Sie nickte abermals.

"Ich hole sie dir", sagte er und sah hinüber zum Schlafzimmer. Er wusste, dass die Vergewaltigung dort stattgefunden haben musste. Er ging ins Schlafzimmer und fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte als sein Blick auf das Bett fiel. Dort war eine Mulde im Leintuch, wo er sie runtergedrückt haben musste. Da war Blut von ihrer Nase auf dem Kissen. Und dann sah John die Kondompackung und ihm wurde noch übler.

‚Wenigstens war sie geschützt’, dachte er bei sich, obwohl er das Kondom wohl eher dazu benutzt hatte, um keine Beweise zu hinterlassen, die zu seiner Überführung dienen würden, anstatt Monica zu schützen. Und dann zog etwas Anderes seinen Blick auf sich. Das Kissen. Da war ein Loch drin, das nur von einer Kugel stammen konnte, da der Rand eingeschwärzt war.

Wut erfüllte ihn. Er wünschte, dass er den Mann allein erwischen würde. Er würde ihm wehtun, wie er Monica wehgetan hatte und dann würde er vielleicht sogar eine Kugel in ihn jagen. Gott wusste, dass, wenn sie ihn schnappen würden, er ins Gefängnis käme und es nur eine Frage von ein paar Jahren war, ehe er wieder draußen wäre. Alles was dafür nötig wäre, waren gute Führung und eine überzeugende Ansprache vor den Geschworenen.

Er schluckte hart und wandte sich dann wieder seiner Aufgabe zu.

Er öffnete ihren Schrank und fand zuerst ein paar Bluejeans, aber schließlich entschied er ein paar bequeme Jogginghosen zu nehmen. Vermutlich war das angenehmer für sie, dachte er. Auf den letzten Drücker entschied er sich zu weiteren Outfits. Er nahm T-Shirts, Trainingshosen, Jeans und ein Sweatshirt. Dann ging er zu ihrer Kommode. Er fühlte sich unbehaglich, nahm jedoch Unterwäsche heraus, von der er annahm, dass sie ihr angenehm sein würde. Er ignorierte die Tangas und Strings. Zudem nahm er noch mehrere Sockenpaare. Er faltete alles zu einem netten Paket zusammen, brachte es in die Küche und fand eine Papiertüte, um alles hinein zu tun. Er plante sie zu seinem Haus zu bringen. Er fand es höchst unwahrscheinlich, dass sie in ihr Apartment zurückkehren wollte nach allem was geschehen war.

Monica saß wie ein Zombie am Küchentisch. Sie starrte auf den Boden. Wieder fühlte John den schier unbändigen Wunsch sie zu berühren. Aber er wusste, dass sie zu ihm kommen würde, wenn sie bereit war.

Mit einem gezwungenen Lächeln reichte er ihr die Jogginghosen und ein Paar Socken. Sie murmelte ein kleines ‚Dankeschön’ und nahm sie. Sie schlüpfte hinein.

"Brauchst du sonst noch etwas?", wollte er wissen.

Sie nickte. "Ich brauche meine Laufschuhe. Und, wenn es dir nichts ausmacht… meinen BH", meinte sie schüchtern.

Er wäre rot geworden, wäre die Situation nicht so düster. Doch alles was er jetzt fühlte war Pflichtbewusstsein. Er ging zurück ins Schlafzimmer und fand ihre Schuhe. Dann öffnete er ihre Schubladen, bis er fand, wo sie ihre Dessous aufbewahrte. Er war etwas erschrocken, dass sie so viel davon hatte, auch Dinge die über simple BHs hinausgingen. Als er sich dessen bewusst wurde, dass sein Geist in die falsche Richtung abdriftete wusch er die Gedanken gänzlich fort. Er fand bequeme BHs, deutlich praktischere und dann einen schwarzen sportlichen Nike BH, der weitaus abgetragener aussah als die anderen.

"Der schwarze von Nike, Monica?"

"Ja, bitte."

Er griff danach und ging zurück ins Wohnzimmer. Monica saß noch immer am Tisch, weinte jedoch wieder. Mitgefühl traf Johns Brust wie ein Hammer. Er kniete neben ihr nieder.

"Was kann ich tun?", wollte er wissen. Er spürte wie seine Gefühle näher an die Oberfläche kamen und dass er nahe daran war selbst zu weinen, wenn er sie nicht bald halten konnte. Es brach ihm das Herz.

"Ich weiß nicht, John." Sie sah wieder hinab auf ihre Knie.

"Wenn du reden möchtest, werde ich dir zuhören."

Sie nickte, sagte jedoch nichts. Sie war einfach noch nicht soweit.

"Hier", sagte er sanft und gab ihr den BH. Sie schlüpfte aus den Ärmeln ihres Shirts und mit unglaublicher Leichtigkeit in den BH. Dann nahm sie die Schuhe und schlüpfte ebenfalls hinein. John band sie für sie.

Sie lächelte schwach. "Danke."

Er zuckte die Schultern.

"Ich bin soweit."

Er nickte. "Okay. Wir sollten vielleicht deinen Geldbeutel mitnehmen… oder, hast du überhaupt einen?", fragte er und sah sich um.

"Ich habe einen, aber all meine Ausweise bewahre ich bei meiner Dienstmarke. Sie ist da drüben, auf der Küchentheke."

John ging hinüber, nahm die Ausweishülle an sich und steckte sie in seine Gesäßtasche.

"Was ist mit deiner Waffe?"

Monica schluckte hart und fühlte die Tränen erneut kommen.

"Er hat sie", sagte sie leise. "Er hat meine Waffe benutzt."

John biss sich auf die Lippen und klemmte sich ihre Tasche mit der Kleidung unter den Arm. Er ging wieder zu ihr und hielt ihr die Hand hin. "Lass uns gehen. Lass uns das hinter uns bringen, damit du dich ausruhen kannst."

Sie sah ihn an und dann auf seine ausgestreckte Hand. Widerwillig nahm sie sie und erhob sich. Er führte sie zur Tür und half ihr in die Jacke. Sie gingen zusammen, ohne ein Wort zu verlieren.

***

Die Fahrt verlief vollkommen ruhig. Monica starrte ausdruckslos aus dem Fenster und John behielt die Straße vor sich in den Augen.

Vor seinem inneren Auge ging er die Ereignisse des Abends nochmals durch. Ihre Verabredung war wundervoll gewesen. Er hatte sie nachhause gebracht. Es kam ihm vor als wäre das vor langer Zeit gewesen. Er hatte ihr sagen wollen, was er für sie empfand. Er hatte es ihr mit einem Kuss zeigen wollen. Aber er hatte es nicht getan und sie war allein in ihr Apartment gegangen. Wenn er es ihr gesagt hätte, dann hätten sie die Nacht vielleicht zusammen verbracht. Und die Vergewaltigung wäre niemals geschehen. Es war alles seine Schuld. Er war dafür verantwortlich.

War das der Grund, weshalb sie nicht mit ihm redete? Wich sie deshalb seiner Berührung aus? Weil sie ihm die Schuld gab? Wie er Monica kannte, würde sie ihm die Schuld nicht geben. Aber das machte keinen Unterschied, denn er gab sich selbst die Schuld dafür.

Sie fuhren auf den Parkplatz vor der Polizeistation. Sie rührte sich nicht, als er das Auto ausmachte. Sie starrte einfach weiter aus dem Fenster. Er stieg aus dem Wagen, ging drum herum und öffnete ihr die Tür.

Monica fühlte sich wie benebelt und jeder Versuch daraus auszubrechen, ließ sie wieder an die Vergewaltigung zurückdenken.

Die nächsten Stunden waren unangenehm für Monica.

John sprach mit leiser Stimme zu den Polizeibeamten und berichtete ihnen was geschehen war. Einer der Polizisten bat Monica ihn zu begleiten, damit er ihre Aussage über den Zwischenfall aufnehmen konnte.

"Sind Sie ihr Ehemann?", erkundigte sich der Polizeibeamte.

Er zögerte. "Nein… aber…"

Der Polizist lächelte. "In dem Fall können Sie auf ihre Freundin dort drüben im Warteraum warten."

Er war drauf und dran sich zu beschweren, ließ es jedoch. Sie führten Monica, sanft zu ihr sprechend, fort. Sie blickte John an, als sie sie in einen Raum hineinführten.
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