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Egypt Dreaming

von Devra Lee Campbell

Kapitel 1

ZWEI KILOMETER ENTFERNT VON THEBEN / ÄGYPTEN / 00:00

"Ahmet, Ahmet! Komm her! Das hast du noch nicht gesehen. Wir sind so nah dran. Ich habe sie gefunden, Ahmet, die Platte. Allah, oh Allah, endlich halte ich die Träne Ras in meinen Händen. Sie ist so schön, blendet mich mit ihrer Gestalt!" Der weißbärtige Mann streckte seine Hände dem hell strahlenden Mond entgegen und schrie aus Leibeskräften immer wieder den einen Namen, den Namen, der verdammt bis in alle Ewigkeit, aus der er entsprungen. "Shariahn, meine Göttin, SHARIAHN, Herrscherin aus Gold! Kehr zurück zu uns, Träne des Ra!" Er kniete im Wüstensand, bemerkte nicht die kläglichen Rufe seines Kompagnons, der in diesen Sekunden um sein Leben kämpfte.
Aber da war nichts, da hätte nichts sein können, nur Wüste. Niemand war da, hätte ihn töten können, auch kein Tier, nicht in dieser Umgebung. Jedoch, da war etwas, ein Schimmer, ein helles Licht, so schön anzusehen und doch so Angst einflößend seine Mystik. Und als sie den schmächtigen Körper des Jungen durch die Luft wirbelte gleich einem Palmblatt, so mächtig und grausam, so stark, da erkannte es der alte Mann. Er begann zu beten, sah die Gestalt an, die auf ihn zukam, einen ellenlangen Stab in der Rechten mit einem Smaragd an seiner Spitze. Sie murmelte etwas in einer Sprache, die der Ägypter in seinen ganzen 56 Jahren noch nie zuvor gehört hatte. Der Klang ihrer Stimme war kalt, durchdringend und metallisch, als stünde der Alte einem Wesen aus einer fremden Welt gegenüber. Doch wusste er, wer vor ihm stand, wer sein Schicksal sein würde, hier und jetzt, in dieser Nacht, beschienen von dem weißen Ball am Horizont. Ein Zischen wie aus dem Mund einer Schlange quoll hervor aus ihrem, und sie erhob den Stab. Der Alte wusste, dass er ein Verräter in ihren Augen war, sie ihn hier richten würde, ohne Gnade. Es gab eine Macht, die schon mehr als tausend Jahre ruhte, aber nicht ewig schlafen würde, sie erwache, bald sogar, und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, wie lange die Menschen ihrem Imperium standhalten konnten, im Stande waren sich einer Versklavung zu widersetzen. Nicht lange, nur noch Tage, dann würde die Geschichte auferstehen in ihrer schönsten Pracht und das Herz von Shariahn zu neuem Leben erwecken. Ihr Vorbote stand bereit zum Kampfe, entsprungen aus ihrem Rubin-Zepter, einer ihrer innigsten Diener, der nun den alten Mann packte, der vor Angst wie erstarrt im Wüstensand gekniet hatte, sich nicht wehrte, denn war ihm bewusst, dass er keine Chance hätte, niemals. Nur noch der Schrei des Alten ward zu hören in dieser rauen Nacht, als die Wüste sich entschied, aus ihren Jahrtausendschlaf zu erwachen.


WASHINGTON D.C. / 8:03

Dana Scully öffnete langsam die Türe des Büros, an welcher in großen Buchstaben 'FOX MULDER' geschrieben stand. Zitternd umfasste ihre Hand den Türgriff, trat sie ängstlich ein. Was sollte sie ihm bloß sagen, wenn er ihre verstauchte Hand und die blau-roten Flecken sah? "Hey, Scully, ein neues Abenteuer erwartet uns, Kleine!" Fox Mulder saß auf seinem Drehsessel und bewarf das Foto einer ägyptischen Statue mit Sonnenblumenkernen. Er drehte sich nicht um, sah nicht in Danas verweinte Augen, die den Schmerz der vergangenen Nacht widerspiegelten, den sie in ihrer Brust trug. Nein, sie musste sich zurückhalten, durfte ihm ihr Leid nicht anvertrauen. Nein, dies könne er nicht verstehen, nicht Fox. Ihr Blick fiel auf den Boden, wagte sie es nicht ihren Partner anzusehen, da ihre Tränen dann nicht mehr fernblieben. Er drehte sich nun um, sah sie an. Kritisch berührte sein sanfter Blick ihren Körper. "Oh Gott, Scully, Sie sehen ja schrecklich aus! Was ist passiert?"

»Phil, er ist doch so eifersüchtig...« Sie konnte nicht, wich ihm aus. "Äh, ja, das. Das ist nichts, ich hatte, ähm, einen... Autounfall am Wochenende. Ist nicht so schlimm, wie's aussieht."

Fox stand schweigend auf und ging langsam zu ihr, schob mit seinem Zeigefinger ihren Kopf ein Stückchen hoch, so dass sie gezwungen war, in seine haselnussbraunen Augen zu sehen. Zärtlich legte er seine Arme um Dana, drückte sie leicht an sich und küsste ihr rotbraunes Haar. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, begann zu schluchzen. "Wie lange noch, wie lange verdammt soll ich denn noch zusehen?"

"Wie meinen Sie das?"

"Einmal ist es eine verstauchte Hand, dann wieder eine Gehirnerschütterung oder gebrochene Rippen. Dana, ich bin nicht blind. Glauben Sie alles, nur das nicht!" Lieblich küsste er die geschwollene Stelle in ihrem bleichen Gesicht, die sie vergeblich versucht hatte zu überschminken. Dann streichelte er ihr gefühlvoll über den Rücken und sagte: "Warum verlassen Sie dieses Arschloch nicht? Der liebt Sie doch kein bisschen!"

"Doch, das tut er sehr wohl!"

"Ja, aber auch nur für‘s Bett. Würde er Sie lieben, dann täte er so etwas nicht. Wie kann man jemanden schlagen, den man liebt? Er tut Ihnen weh, bricht Ihnen Ihr Herz in Stücke und bereut es nicht einmal. Wie lange soll das noch so gehen, bis er Sie umbringt, weil Sie einen anderen Mann nur angesehen haben, oder sich weigern ihm zu dienen?"

**Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen, was der wahre Grund für meine Tränen war. Phil war in dieser letzten Nacht so gewalttätig gegen mich gewesen wegen Fox. Er glaubte, Fox hätte einen schlechten Einfluss auf mich, würde versuchen uns beide auseinander und die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Jedoch was er von mir verlangte, das konnte und wollte ich nicht tun, den Dienst beim FBI quittieren, Fox für immer zu verlassen. Ich schrie Phil an, das könne ich nicht machen, das wäre er mir nicht wert, aber sprach ich mir damit selbst mein Urteil. Und wenn ich jetzt daran denke, so spüre ich die Schmerzen noch immer, die er mir in dieser Nacht zufügte.**

"Sie sind zu gut für diesen brutalen Schläger. Wieso verstehen Sie das nicht, Scully? Den interessiert das überhaupt nicht, dass Sie sich jede Nacht in den Schlaf weinen."

"Wen interessiert das schon?"

"MICH, mich interessiert es, und ich kann und will nicht länger zusehen, wie er Sie kaputt macht. Sie verdienen mehr, viel mehr, als dieser Dreckskerl Ihnen gibt."

"Phil liebt mich!"

"Nein, er besitzt Sie, und quält Sie wenn es ihm gerade so in den Tag passt. Das ist keine Liebe mehr, das ist ein Gefängnis."

"Und was ist Liebe?"

»Ich würde es dir zeigen, wenn du mich nur lässt.«

"Füreinander da sein, zärtlich zueinander sein, einander trösten. Er gibt Ihnen gar nichts davon, nimmt Ihnen nur Ihr Leben, zerstört es systematisch, bis Sie völlig am Ende sind. Wachen Sie endlich auf, bevor es zu spät dazu ist!"

"Lassen Sie mich los! Sie verstehen das ja doch nicht."

Fox war geschockt über ihre plötzliche Reaktion, trat einen Schritt zurück und sah sie verständnislos an. "Aber, ich..."

"Der Fall, Sie sagten doch, auf uns warte ein Abenteuer."

"Scully, weichen Sie mir nicht aus! Ich will jetzt nicht über den Fall reden, sondern über Sie und mich. Sehen Sie mich an!"

Er zog sie wieder an sich, ignorierte ihre Worte. "Was wollen Sie denn eigentlich? Sie sind doch nur eifersüchtig, weil er das hat, was Sie niemals haben werden!"

"Und das wäre, eine Freikarte, um Agent Scully zusammenzuschlagen? Kommen Sie schon, seien Sie nicht so naiv! Wo ist die starke Persönlichkeit geblieben, mit der ich fünf Jahre lang den Kampf gegen das Böse geführt habe? Wo ist die Frau, die der einzige Mensch auf Erden war, dem ich noch vertrauen konnte? Wo ist die Frau, die ich..." Fox biss sich auf die Unterlippe, um nicht einen Fehler zu machen, ihr das zu sagen, wozu sein Herz ihn drängte. Sanft berührte er ihr Kinn und fuhr dann fort: "Er verdient Ihre Liebe nicht, Scully. Er verletzt Sie, jeden Tag, jede Minute, mehr und mehr."

"Sind Sie jetzt fertig mit Ihrem Geschnulze? Ist ja widerlich wie Sie vor mir her kriechen. Der Fall, was ist unser Fall, Mulder? Wir sind FBI-Agenten, Partner, um genau zu sein, und ich denke es wird Zeit, dass Sie ihre Partnerin in die Gegebenheiten einweihen." Dana setzte sich abweisend auf den Tisch und begann in den darauf liegenden Akten zu kramen.

"Heute, früh am Morgen schon, lag auf meinem Schreibtisch ein Brief, gerichtet an uns beide." Daraufhin griff Fox in die Brusttasche seines schwarzen Jacketts und begann aus dem Brief vorzulesen, der darin gesteckt hatte ...

Sehr geehrte Agenten Scully und Mulder!
Da allein dieser Brief mich schon mein Leben kosten könnte, werde ich mich sehr kurz fassen. Ich bin mir fast sicher, dass Ihnen der Name 'Shariahn' nichts sagen wird, denn bis vor Kurzem fand auch ich darin keine große Bedeutung. Sie war eine Art hohe Priesterin oder gar Göttin im alten Ägypten, die eine unfassbare Macht besaß. Es ist aber zu gefährlich Ihnen den wahren Grund, warum ich Sie zu mir nach Theben bitte, in diesem Brief zu erwähnen. Sagen wir einfach, ich fürchte um das Leben meiner Männer, die sich an den Ausgrabungen beteiligen, und möchte, dass Sie mir dabei behilflich sind, die Gefahr zu spezifizieren und zu bekämpfen. Alles Weitere erfahren Sie, sobald ich in Luxor mit Ihnen Kontakt aufgenommen habe.

"Dann gibt er uns die Adresse eines Hotels in Luxor an, wo er schon zwei Zimmer gebucht hat. Unterzeichnet mit Professor Doktor Howard Dornheimer. Sagt Ihnen das was?"

"Er ist ein sehr bedeutender Wissenschaftler, sein Spezialgebiet antike Kunst, besonders folgt er den Spuren von Pharaonen, die sich im Sand des Ägyptens der Neuzeit verewigt haben."

"Hu, da habe ich es ja mit einer Expertin auf dem Gebiet zu tun."

"Na ja, man tut, was man kann, und außerdem interessiert mich Ägypten sehr."

"Wirklich, dann machen wir dorthin unsere Hochzeitsreise." Fox grinste breit, versuchte Dana irgendwie von ihren traurigen Gedanken abzubringen.

"Ja, bestimmt, und Skinner ist unser Trauzeuge."

"Warum denn nicht?"

"Wo wir gerade bei Skinner sind. Er weiß doch von unserem kleinen Ausflug, oder?"

"Ja, sicher, nur sehr erfreut war er darüber nicht gerade, weil er nicht genau weiß, warum er uns dort hinschicken soll. Immerhin muss er einen Grund für die Kostendeckung nennen. Wir sollen seiner Meinung, nein, seinem Befehl nach so schnell wie möglich dort wieder verschwinden, weil es dem FBI ziemlich teuer kommen wird, der Flug, Aufenthalt und sonst noch alles. Sie wissen ja, wie das ist. Ach, wollen Sie vielleicht nicht heute mit mir zu Mittag essen, ich kenn da ein nettes kleines Restaurant in der Nähe, und unser Flug geht erst um zwei. Da dachte ich mir halt, wenn Sie Lust hätten?"

"Danke für das Angebot, aber lieber nicht. Ist besser so. Also, bis um zwei dann beim Flughafen."

Dana hatte gerade vor den Raum zu verlassen, als Fox sie zurückhielt. "Ähm, ich will nur, ich meine, wenn Sie reden möchten, egal worüber, dann bin ich für Sie da, ok? Ich weiß, ich zeig es nicht oft, aber das wohl nur, weil die Arbeit uns nicht die Möglichkeit dazu gibt, trotzdem bedeuten Sie mir wirklich viel und ich möchte nur, dass Sie glücklich sind, das ist alles."

"Ich weiß das zu schätzen, Mulder, und ich bin glücklich." Sie drückte leicht seine Hand und schloss dann die Türe hinter sich.

**Erst wenn man etwas verloren hat, von dem man glaubte es nie besessen zu haben, spürt man, wie wertvoll, wie unendlich wichtig es für einen doch ist. Wie weh tat es mir, sie gehen lassen zu müssen. Ich wollte, sie ginge nie wieder fort, bliebe immerzu bei mir. Ich wollte sie meine Liebe spüren lassen, sie festhalten, aber sie ging, schloss die Türe, und ließ mich allein, so allein.
Und jetzt, wo ist diese Zeit, in der wir nachts noch wie die Idioten in der Gegend herumgefahren sind, einander versuchten wachzuhalten, um Mörder oder Monster zu schnappen? Wo ist die Zeit, in der ich sie noch in meine Arme schließen konnte, ohne Angst haben zu müssen, ihr irgendwo weh zu tun? Wo ist die Zeit geblieben, die uns gehörte, bevor uns auch die schlussendlich genommen wurde? Oh Dana, ich vermisse dich so sehr. Ich möchte dich in meinen Armen halten! Aber jetzt ist Phil da, denkt nie daran dich auch nur einmal in seinen Armen zu halten, tut dir weh, wo er nur kann. Das alles hast du nicht verdient, diesen brutalen Kerl, dem deine Gefühle doch völlig egal sind. Ich würde für dich da sein, immer, würde dich trösten, wenn du traurig bist und mit dir lachen, wenn du dich freust. Ich würde dir alles das Schöne geben, was du von Phil nie bekommen wirst, aber wenn ich nur könnte.
Ich konnte nicht sagen, was es war, aber ich hatte ein schlechtes Gefühl, jedoch nicht wegen Dana und Phil, sondern weil ich glaubte, es käme ein unvermeidliches Unheil mit dieser Ägypten-Reise auf uns zu. Aber kaum war es in mir, so verschwand es sofort wieder, und ließ mich nur noch eines fühlen, den Schmerz Dana verloren zu haben. Ich wollte sie zurück, nur sie. Ich wusste nicht warum, aber sagte mir meine innere Stimme, dass irgendetwas mit diesem Professor und dem Trip nach Luxor nicht stimmte. Etwas erschien mir so merkwürdig, vielleicht war es dieser Name, Shariahn, dessen Bedeutung mir fremd war, da ich ihn noch nie zuvor gehört hatte, aber machte er mir auf eine gewisse Art und Weise Angst, die ich nicht fähig bin zu beschreiben.**

**Da war etwas Seltsames, ein Unglück vielleicht, dem wir uns nicht stellen durften. Jedoch fiel mir nichts ein, das mein Gefühl erklären hätte können. Viel mehr aber ging mir Fox nicht aus dem Kopf. Ja, es tat mir weh, was hätte ich denn tun sollen? Ich war nicht im Stande Phil zu verlassen. Er wirkte wie eine Droge auf mich, und den Entzug hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht verkraftet. Er hatte eine Macht über mich, die mich nicht mehr losließ, hielt mich fest, fesselte uns aneinander. Ich weiß, ich tat Fox damit Schreckliches an, schon als wir diesen Fall in Massachusetts bearbeiteten, wo ich Phil dann in dieser verrauchten Bar kennengelernte. Irgendwie faszinierte mich sein cooles und charmantes Auftreten, und was Fox nie erfahren hatte, ich ging schon nach der ersten kurzen Begegnung mit ihm auf sein Hotelzimmer. Ich war der festen Überzeugung ich wäre etwas Besonderes für ihn, jedoch bemerkte ich zu spät, dass ich nur geträumt hatte. Und nun war es schon fast unmöglich aus diesem Alptraum zu fliehen.**


ÜBER DEM ATLANTISCHEN OZEAN / 14:38

"Hey, Scully, was lesen Sie da?"

Dana hielt ihm demonstrativ das Buch vor die Nase und meinte: "Der Fluch der Sphinx, man muss sich doch ein klein wenig informieren."

"Ok, der Film war wirklich nicht so schlecht, aber Ägypten ist längst nicht mehr so wie vor zehn oder elf Jahren."

"Und wie ist es jetzt?"

"War noch nie dort." Lieblich lächelte Fox Dana an, legte vorsichtig seinen Arm um sie und schob sie näher an sich, so dass sie ihrem Kopf an seinen Oberkörper legen konnte. Und für einen kleinen Moment hatte er das Gefühl, es wäre so wie früher, bevor Phil gekommen war und ihre Träume zerplatzen ließ.

Sie sog den Duft seines Rasierwassers tief ein und schloss ihre Augen, da die Mittagssonne sie blendete. Es war ein schönes Gefühl ihren Kopf an ihn zu lehnen, alle ihre Probleme zu verdrängen, für diesen Augenblick, sich treiben zu lassen.

»Ich werde dich nicht aufgeben, Dana Katherine Scully, niemals. Ich lass dich nicht im Stich, nie mehr.«

»Ich weiß, dass es ein großer Fehler war, aber damit muss ich leben. Ich kann nicht anders, bin gezwungen diesen Weg weiter zu gehen, auch wenn ich mein Schicksal ändern wollte. Warum fühle ich mich nur so schwach? Ich will nicht mehr kämpfen, nein, nicht auf diese Weise. Fox, wir hatten unsere Chance, ja, wir hatten eine, aber haben sie vertan. So oft war die Gelegenheit da, hätten wir uns unseren Gefühlen hingeben können, oder...ach, was nützt das jetzt. Heute ist heute und gestern war gestern, das lässt sich nicht widerrufen. Ich bin gegangen und du hast mich nicht aufgehalten, hast mich einfach gehen lassen, vor einem Jahr. Wie schnell ist doch die Zeit verstrichen, haben sich unsre Gedanken wohl auch die Gefühle verändert. Es wäre besser für dich, du lässt sie los, deine Erinnerung, hältst nicht an ihr fest, denn wird sich nichts mehr ändern. Verdammt, warum fühle ich so? Wieso will ich bei dir sein, ich gehöre doch an Phils Seite. Warum fühle ich mich so unendlich glücklich in deinen Armen und nicht in seinen? Vielleicht liegt es ja auch daran, dass er mich nie in seine Arme nimmt. Es tut so weh ohne dich. Oh Fox, warum vermisse ich dich nur so? Warum schmerzt mich der Gedanke, dich verloren zu haben?«


ZUR SELBEN ZEIT AUßERHALB VON THEBEN

"Professor, Professor, ich habe Ahmet und Mahmout gefunden. Professor, sie sind ... sie sind TOT!" Der groß gewachsene dunkelhäutige Mann in den schmutzigen Bluejeans rannte völlig außer sich auf Howard Dornheimers Camp zu, fuchtelte wild mit seinen Armen und hatte einen Ausdruck des abgrundtiefen Schreckens in seinem Gesicht.

"Was ist los, warum schreist du nur so? Und vor allem, was machst du bei dieser Hitze hier draußen?"

"Wo ist der...Professor?" Der Mann war so erschöpft, dass er kaum noch zu atmen vermochte oder sich auf den Beinen halten konnte. Keuchend fiel er in den Sand. Da versammelten sich auch schon die Übrigen aus der Gruppe, die um die Mittagszeit ein Schläfchen gehalten hatten, nun unschön geweckt worden waren durch die Schreie eines Arbeiters.

"Was zum Teufel ist das für ein Geschrei? Da kann man doch nicht schlafen!"

"Professor, ... Ahmet, Mahmout sind, sie sind tot. Etwa 500 oder 600 Meter von hier entfernt." Langsam, zitternd am ganzen Leib, raffte sich der Mann wieder auf.

"Wasser, bringt ihm Wasser, er hat Durst!"

"Komm mit ins Zelt, hier können wir nicht bleiben, und erzähl mir dann was passiert ist."

Alle drängten sich in das viel zu kleine Zelt, um den Worten ihres Kameraden zu lauschen. "Ich bin gelaufen", sagte er mit typisch ägyptischen Akzent, "Da war etwas, etwas Schreckliches, das hat mich verfolgt, bis hier her. Ich weiß nicht, woher es gekommen ist, aber Ahmet und Mahmout, es hat sie beide getötet. Aber nicht wie ein Tier tötet, nein, so grausam ist kein Tier, nicht mal ein Mensch ist das. Es hat sie zugerichtet, man konnte sie gar nicht mehr erkennen, zerfleischt."

"Aber wieso weißt du, dass es gerade die beiden waren?", rief es aus der Menge.

"Ich konnte sie nur noch ... an ihrem Gewand erkennen. Sie sehen so schrecklich aus. Noch nie habe ich etwas Derartiges gesehen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich gesagt, es wäre ein Monster, aber, nein, das ist es nicht."

"Und was, was ist es, sag es uns!"

"Eine Gottheit. Die Göttin, die wir ausgegraben haben, SIE war es! Sie straft uns, weil wir sie in ihrer Totenruhe gestört haben!"

Schrecken machte sich in den Augen der Anwesenden breit, nur in Dornheimers nicht. "Rede keinen Unsinn, solche Dinge, die existieren nicht, haben nie existiert. Mach den anderen keine Angst!" Jedoch im tiefen Innern seiner Seele war ihm der Ernst der Lage doch sehr bewusst. Hatte er die beiden Agenten nur deshalb kontaktiert, weil er sich nicht mehr zu helfen wusste andererseits jedoch lag der wahre Grund noch tiefer verankert, aber würde er schweigen, hatte keine andere Wahl, wenn alles planmäßig ablaufen sollte. Aber die ganze Sache machte ihm Sorgen. Schließlich war da diese merkwürdige Begegnung mit seiner toten Frau, die ihn vor dieser Expedition gewarnt hatte. Immer wieder hatte sie mit geschlossenem Mund ihm gesagt, er solle nicht über das Wasser gehen, denn die Wellen seinen zwar unsichtbar, aber viel zu hoch. Und dann, da hatte er doch glatt diese Fatamorgana vor zwei Tagen gesehen. Es war eine Frau, gekleidet in einen goldenen Umhang, gewesen, eine Maske schöner als die Tutenchamuns tragend. Aber obwohl die Maske ihr Gesicht bedeckte, so konnte der Professor ihre Augen sehen, denn spürte er sie, wie sie ihn bösartig anfunkelten. Sie sagte etwas zu ihm, doch hatten die Worte für ihn keinen Sinn, konnte er sie nicht entschlüsseln, war sich jedoch sicher gewesen, eine echte Pharaonin vor sich gehabt zu haben.


LUXOR / FOX MULDERS HOTELZIMMER / 18:43

"Darf ich reinkommen?"

"Sicher doch. Geht's Ihnen jetzt besser?"

"Wie man's nimmt. Die Kopfschmerztabletten zeigen absolut keine Wirkung. Aber egal, ich hab es satt ständig die Marionette von irgendwem zu sein, das kotzt mich ehrlich gesagt am Meisten an. Wir kennen diesen Professor Dornheimer doch gar nicht. Wir fliegen auf seinen Pfiff hin nach Ägypten, einen ganzen Ozean von unserem Zuhause entfernt, in ein Land das wir nur aus Filmen oder Dokumentationen kennen. Und jetzt, was ist jetzt? Jetzt stehen wir da wie die Vollidioten, weil sich niemand bei uns gemeldet hat, seit wir vor Stunden hier im Hotel eingetroffen sind. "

"Kommen Sie her, Scully, setzen Sie sich zu mir." Fox' Stimme klang beruhigend, als er mit seiner Hand leicht auf das Bett klopfte.

"Mulder?!" Trotzdem entschloss sie sich nun den Platz neben ihm einzunehmen.

"Vielleicht ist es auch gut so, dass er sich nicht bei uns meldet, ich meine noch nicht."

"Wie darf ich das denn bitte verstehen?"

"Sehen Sie, wir haben nie Zeit um zu reden."

"Warum, wir reden doch gerade, oder?"

"Scully, hören Sie auf damit! Sie wissen genau, was ich meine. Ich möchte, dass wir mal offen zueinander sind."

"Inwiefern?"

"Was fühlen Sie?"

"Wie, jetzt, gerade eben?"

"Ja."

"Ich bin sauer, weil mir mein Kopf brummt, mich die Hitze in diesem gottverdammten Land krankmacht und ich schrecklich müde bin. War's das, Herr Psychiater?"

"Nein. Ich will wissen, was Sie fühlen, nicht denken oder finden, was Sie tief in Ihrem Inneren fühlen."

Dana bekam ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch, als Fox sich ihr näherte. "Mulder, was soll der Scheiß?!" Dana wollte aufstehen, nur weg, raus aus dem Zimmer. Aber würde das denn reichen, dieser Abstand genug sein, um ihr beider tiefes Verlangen zu zähmen? Doch hatte sie keine Möglichkeit ihm zu entkommen. Er drückte sie fest auf das Bett, sah sie an, als könne er ihre Gedanken lesen. "Mulder, lassen Sie mich los!" Danas Stimme war mit Angst erfüllt. Seine Lippen streiften behutsam ihre und öffneten schließlich ihren Mund.

»Tu mir das nicht an, bitte, lass mich gehen! Lass mich los, für immer!«

"Bitte, lassen Sie mich los!" Sie fühlte diese Angst, Angst einen schrecklichen Fehler zu begehen. War sie doch immer so perfekt gewesen, hatte sich nie von Gefühlen leiten lassen, und wenn doch, dann fand sie für sich selbst Ausreden.

»Oh nein, spiele nicht dieses Spiel, tu mir nicht so abgrundtief weh! Du tust es, immer wenn wir zusammen sind, immer wenn du mich berührst, dein Blick mich durchdringt, deine Hände mir einen Schauer über den Rücken jagen. Jedes Mal, wenn deine Stimme an mein Ohr dringt, wenn du mich anlächelst, meine Stirn küsst, jedes Mal dann lässt du mich sterben.«

"Nein, nichthhhh." Seine Zunge suchte die ihre erneut, atmete seine Lunge ihre Luft.

Dana drückte ihn weg. "Mulder, so einfach ist das nicht!"

"Doch, das ist es. Warum sollen wir uns nicht küssen? Warum sollen wir uns nicht berühren, uns lieben? Ist es gegen die Vorschriften, ja, ich weiß, aber das ist kein Hindernis. Phil, haben Sie deshalb Angst? Er kann Ihnen nicht mehr weh tun, wir sind so weit weg und außerdem, das lass ich nicht mehr zu. Ich halt ihn von Ihnen fern, damit er Ihnen nicht mehr weh tun kann."

»Du tust es aber.«

"Das Leben selbst ist ein Risiko, dem man sich aber stellen muss. Warum nicht jetzt etwas riskieren, solange die Chance noch da ist es zu tun?"

"Ich werde nichts riskieren."

"Aber Sie wollen. Ist doch so?" Und wieder küsste er sie, diesmal aber wilder, fordernder. Plötzlich schreckte er zurück, ließ von ihr ab. "Oh Gott, was mache ich da bloß? Verdammt. Es, es tut mir leid, ich wollte nicht ... scheiße."

Nun erhob sich auch Dana. "Wir sind ..."

"Überfordert?"

"Und überarbeitet."

"Und haben die Kontrolle irgendwie verloren."

"Ja, gespannte Atmosphäre, das kommt schon vor nach fünf Jahren. Es geht den besten Agenten so, dass sie ihre Partnerin, ja, ach, Sie wissen schon."

"Ok, lassen wir das Thema besser." Dana versuchte ihr Schamgefühl mit einem scheuen Lächeln zu verstecken, was Fox schwerer fiel, denn färbte sich langsam sein Gesicht. Trotz, dass Dana versuchte nicht darüber zu lachen, musste sie. "Mulder, Sie sehen so ... rot heute aus."

"Äh, wirklich?"

»Scheiße, ist das peinlich.«

"Hey, was halten Sie davon, wenn wir ein bisschen schlafen, äh, ich meine, na ja, nur schlafen und das vergessen, was gerade passiert ist?"

"Hört sich nicht schlecht an, denn ich fühle mich nicht gut, wenn man das so nennen kann. Ja, dann werde ich mal gehen."

"Wieso gehen? Bitte, bleiben Sie!" Dann legte er sich hinter sie und strich an ihrem Rücken auf und ab. "Na?" Seinem treuherzigen Hundeblick konnte sie einfach nicht widerstehen und legte sich an seine Seite. Sein Arm streifte an ihrem entlang bis sich ihre Finger verbanden. Lieblich schmiegte er sein Gesicht an ihrem Hals und flüsterte in ihr Ohr: "Dana."

"Ja?"

"Ich ..."

»Ich Idiot, ich kann es einfach nicht!!!«

"Was denn?"

"Ach, nicht so wichtig. Schlafen Sie gut."

"Danke, Sie auch."

**Und als ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spürte, wie seine Hände mich beschützten, da wusste ich es ganz genau, ich wollte ihn, Fox, nicht Phil, diesen elenden Versager. Was hatte dieser Typ schon erreicht, nichts, absolut nichts, der musste sein Geld für sich sprechen lassen, alles besitzen das er begehrte. Fox aber ihm schenkte ich das, was man nicht mit Geld kaufen kann, niemand zuvor so stark erfahren hat, meine Liebe und Zuneigung. Sein Flüstern gleich warmen Sommerregen, sein Atmen so ruhig und gleichmäßig wie das Treiben der Wellen auf hoher See und inmitten all dem, da war ich, umhüllt von seiner Zärtlichkeit, und schlief mit ihm ein.**

Sie hatten nicht bemerkt, dass sie seit ihrer Ankunft am Flughafen beobachtet wurden. Ein merkwürdiger Mann blickte mit einem Fernrohr durch das Fenster. Er war in einen dunkelblauen Umhang gehüllt, nur seine Augen sichtbar, und diese waren kalt, leer, starrten vor sich hin. "Shariahn, DEIN, meine Göttin, bald bist du zurück von deiner Reise!" Und das Diadem, das er auf seiner Stirn trug, begann zu glühen, gleich wilden Flammen.
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