World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Think Twice

von XFilerN

Kapitel 1

Kapitel I



Don't think I can't feel that there's something wrong
You've been the sweetest part of my life so long
I look in your eyes, there's a distant light
And you and I know there'll be a storm tonight

© Celine Dion – Think Twice



Freitagabend, Mai 2003

Haus der Mulders



Vorsichtig zog sie die Badezimmertür hinter sich zu, um ihren schlafenden Sohn nicht zu wecken und schlich ins Arbeitszimmer ihres Mannes. Sie wusste, dass er selbst jetzt, als es schon nach zehn war, noch an seinem Roman schreiben würde. Im Grunde hatte er die letzten Monate mehr Zeit damit zugebracht als mit ihr.



Seit er das Bureau verlassen und sie das Baby bekommen hatte, war viel Zeit vergangen. Zeit in der sich ihr Leben grundlegend verändert hatte.



Sie hatten geheiratet, zwei Monate nachdem sie ihren Sohn zur Welt brachte, und waren in ein kleines Haus, etwas abseits von Washington DC gezogen, das sie seit gut zwei Jahren als ihr Zuhause ansahen.



Es war ein schönes gemütliches Haus, mit einem kleinen Garten und einer Terrasse, auf der sie in ihrem ersten gemeinsamen Sommer viel zusammen gesessen waren, sich unterhalten oder herum gealbert hatten.



Bis vor wenigen Wochen hatte sie es nicht bemerkt, vielleicht auch nur, weil sie versucht hatte sich einzureden, dass es nur eine Phase war, die vorüber gehen würde. Sie hätte es besser wissen müssen. In letzter Zeit verbrachte er tatsächlich jeden Abend damit, bis in die frühen Morgenstunden zu schreiben.

Und das hatte unweigerlich dazu geführt, dass sie begonnen hatte sich Gedanken über ihr Äußeres zu machen. Sie fühlte sich nicht mehr attraktiv, weil er auf keinen ihrer Verführungsversuche einging.



War ihm die Lust nach ihr vergangen, jetzt da sie verheiratet waren und er nicht mehr nur von ihr träumen musste, jetzt da sie sich schon lange ihre Gefühle zueinander gestanden hatten? War ihre Beziehung zur Routine geworden? Hatten sie sich wirklich nach nur zwei Jahren auseinander gelebt?



Erst letzte Nacht war sie allein in ihrem dunklen und kalten Schlafzimmer im Bett gelegen und hatte sich gefragt, wann sie das letzte Mal in den Armen ihres Mannes eingeschlafen war. Wann hatten sie sich zum letzten Mal geliebt? Sie wusste es bereits nicht mehr, so lange schien es her zu sein.



Sie lockerte den Gürtel ihres Bademantels einwenig und ging zu ihm hinüber, in der Hoffnung ihn dieses Mal verführen zu können.

Wie immer saß er an seinem Schreibtisch vor dem Computer und hackte auf die Tastatur ein, ließ seinen Gedanken, seiner Fantasie freien Lauf. Er erschrak sogar etwas, als sie ihm sanft die Hände auf die Schultern legte und begann seine verspannten Muskeln zu massieren, so sehr war er in seine Arbeit vertieft.



„Dana, willst du dass ich einen Herzinfarkt bekomme?“, fragte er und lehnte sich gerade mal so weit nach hinten, dass sich ihre Lippen zu einem flüchtigen Kuss berührten.



Sie war jedoch nicht bereit es bei diesem einen Kuss zu belassen und presste hungrig ihren Mund auf seinen, während sie seinen Stuhl umkreiste, sich auf seinen Schoß sinken ließ und ihre Hüfte langsam gegen ihn wiegte.

Gott, sie wollte ihn so sehr, wollte ihn endlich wieder in sich spüren tief und heiß. Ihre Finger verstrickten sich in seinem dunklen Haar als sie seinen Nacken zu kraulen begann.



Er gab ein tiefes Brummen, gefolgt von einem Seufzen von sich und rutschte etwas in seinem Stuhl hin und her. Im selben Moment als sie begann sich zu fragen, weshalb er nicht wie früher seine Arme um ihre Taille schlang, löste er sich aus ihrem Kuss und lehnte sich gänzlich in seinem Stuhl zurück, brachte Abstand zwischen sie beide.



„Wow, Schatz“, brachte er schwer atmend hervor.



„Kannst du heute nicht mal etwas früher Schluss machen, Mulder?“ Sie sah ihn bittend an, obwohl sie die Antwort bereits kannte.



„Noch nicht – in ein paar Minuten, in Ordnung“, sagte er und blickte fast schon sehnsüchtig an ihr vorbei zum Monitor. „Ich bin gerade dabei einen der wichtigsten Momente in meinem Roman zu schreiben und wenn ich jetzt unterbreche, dann verliere ich den Faden.“ Erneut löste sich sein Blick von Danas Augen und schweifte zum Bildschirm zurück.



„Diese kreativen Phasen hast du doch ständig in letzter Zeit“, gab sie traurig und enttäuscht zurück, doch er schien schon wieder in seiner Welt versunken und hörte ihre Worte nicht mehr.



Er war in eine Welt jenseits der Realität abgetaucht, zurück in die Handlung seines Romans. Sie glaubte zu sehen, wie sich die nächste Szene bereits in seinem Kopf aufbaute. Es war leicht für sie zu erkennen, dass er nur darauf wartete weiter schreiben zu können.



Kaum, dass sie von seinem Schoß herunter war, rutschte Mulder wieder nahe an den Schreibtisch heran, um auch gleich die Tastatur erneut zu malträtieren – vollkommen gefangen in seiner eigenen kleinen Welt.



Anstatt wieder einmal alleine ins Bett zu gehen, weil sie ihn gut genug kannte, um zu wissen, dass er ihr nicht in wenigen Minuten folgen würde, eilte Dana ins Schlafzimmer und zog sich Jeans und ein Flanellhemd an.

Sie musste jetzt mit jemandem reden – dringend.





Falls Church

Doggetts Haus



Er sah sich gerade das Spiel der Giants gegen die Redskins an – seiner Mannschaft fehlte nur noch ein Touchdown zum Sieg und es waren gerade mal noch zwanzig Sekunden Spielzeit – als John gebannt auf den Fernseher schaute und den Atem anhielt. Just in diesem Moment voller Gespanntheit klopfte es an der Haustür und er fluchte leise.



Etwas genervt, aber doch auch neugierig erhob er sich aus seinem Sessel, stellte sein Bier auf den Glastisch und ging die Tür öffnen.

Überrascht durch ihren unerwarteten Besuch sah er sie verwundert an. „Dana, was führt Sie um diese Uhrzeit zu mir?“ Als sie ihm nicht gleich antwortete und er ihren bedrückten Gesichtsausdruck sah, bat er sie schnell herein und schloss die Tür hinter ihr. „Ist alles in Ordnung?“, hakte er nach.



„Ich fahre seit gut einer Stunde ziellos umher“, begann sie und ging hinüber zur Couch. „Ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte. Meine Mutter ist nicht Zuhause...“ Sie rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und ließ sich auf die Couch sinken.



„Was ist passiert?“, fragte er wieder und setzte sich ans andere Ende des Sofas, musterte sie eingehend. Irgendetwas musste geschehen sein, schloss er aus ihrem unangemeldeten Besuch, und ihr Gesichtsausdruck bestätigte ihm seinen Verdacht. Sie sah wütend und gleichzeitig traurig aus. „Hatten Sie und Mulder Streit?“



Dana lachte kurz auf. „Wenn wir uns streiten würden, dann wüsste ich wenigstens noch, dass ich einen Ehemann habe.“ Sie war versucht sich John Doggett zu offenbaren. Ihm zu erzählen, dass sie sich nach Zärtlichkeiten sehnte, nach einfachen Berührungen, etwas mehr Aufmerksamkeit, doch sie brachte es nicht fertig, schluckte schwer und sah in die meerblauen Augen ihres ehemaligen Partners, der inzwischen zu einem guten Freund geworden war.



„Ist es denn wirklich so schlimm?“, fragte John vorsichtig und bekam ein nahezu unmerkliches Nicken von ihr als Antwort. Er fühlte sich etwas unwohl in seiner Haut, hatte er doch noch nie zuvor ein derart privates Gespräch mit Scully geführt. Zudem hielt er sich für nicht sonderlich gut geeignet den Eheberater zu spielen. Nicht bei ihr.



Wild gestikulierend begann sie dann entgegen ihrer sonst doch recht verschlossenen Natur und wider besseres Wissen, sich den ganzen Frust von der Seele zu reden. Sie wurde richtig energisch und Doggett beobachtete sie ungläubig, während sie sich ihm anvertraute.

Als nichts als Schmerz übrig war und sie ihrer Seele Luft gemacht hatte folgten die Tränen. Schnell nahm er sie in die Arme, ohne dabei auch nur einen Moment an sich selbst zu denken. Die Tatsache, dass sie vor ihm begann zu weinen, zeigte ihm deutlich, wie sehr sie im Moment litt, wie traurig sie mit dieser Feststellung war, dass ihre Ehe mehr Schein als Sein geworden war.



Lindernd begann er über ihr Haar zu streicheln und flüsterte ihr einige Trost spendende Worte zu. Er konnte spüren, wie einige ihrer Tränen auf sein Shirt tropften und still in dem weichen Stoff versanken. Es vergingen einige Minuten in denen Doggett sie einfach nur in den Armen hielt, ihr die Geborgenheit gab, die sie jetzt brauchte während sie ihrem Kummer freien Lauf ließ.



Dann, nach einigen langen Minuten, löste Scully langsam ihren Kopf von seiner Brust und sah zu ihm auf. Ihr Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich als ihre Blicke sich trafen und sie in seinen Augen das sah, was sie bei Mulder schon seit Langem vermisste - Verlangen.



Sie wusste, dass wenn er sich jetzt zu ihr herunterbeugen und sie küssen würde, sie diesen Kuss zulassen und ja, sogar erwidern würde. Sie wusste um die Gefühle, die er seit er ihr zugeteilt wurde entgegen brachte und die er bis heute verzweifelt versucht hatte zu verbergen.

Ja, sie mochte ihn. Und ja, sie fand ihn attraktiv. Nicht auf die Weise, wie sie Mulder attraktiv fand, dazu unterschieden sich die beiden Männer sowohl äußerlich als auch charakteristisch viel zu sehr voneinander. Doch er hatte etwas an sich, dass sie unheimlich anzog, beinahe wie Magie auf sie wirkte.

Gott, sie war bereit gegen eines der heiligen zehn Gebote zu verstoßen! Und insgeheim fragte sie sich wofür, warum zum Teufel sie dazu fähig war? Es war nicht nur, weil sie sich jetzt danach sehnte berührt zu werden. Es war nicht nur Mulders Schuld. Nein. Etwas war schon immer zwischen ihr und Doggett gewesen, doch sie hatte diese Gefühle immer ignoriert, selbst als sie dachte, dass Mulder tot und für immer verloren sei.



Jahrelang hatte es doch nur ihn, nur Mulder für sie gegeben. Er hatte ihr Herz für sich gewonnen, schon während ihrer ersten gemeinsamen Wochen in dem kleinen muffigen Kellerbüro. Er war so charmant, so humorvoll und manchmal auch hitzköpfig gewesen. In vielen Belangen das Gegenteil von ihr und sie hatte immer geglaubt, dass sie gerade deshalb so gut zusammen passen würden. Sie hätten sich perfekt ergänzt.

Doch jetzt zerplatzten ihre Träume allmählich, wie Seifenblasen, ihre Liebe zu ihm drohte davon zu fliegen, wie ein Blatt im Wind, die Flamme ihrer Leidenschaft drohte zu ersticken, war jetzt schon nur noch ein kleiner Funke, im Vergleich zu dem was sie in diesem Augenblick gegenüber John empfand.



Sie wusste es gab nur diesen einen Weg, um herauszufinden was sie für Doggett fühlte. Sie wollte wissen, ob ihr Wunsch ihn zu riechen und zu spüren sich verstärken würde, wenn sie die erste Hürde, den ersten Kuss teilen würden.

Es gab nur zwei Möglichkeiten; entweder würde sie diesen Kuss auf der Stelle bereuen und reumütig zu ihrem Ehemann zurückkehren oder sie würde bleiben, die Nacht mit John verbringen und es genießen.



Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch allmählich näherte er sich. Sie konnte bereits seinen warmen Atem auf dem Gesicht fühlen und schaute ihm in seine stahlblauen Augen.



Er sah die Sehnsucht nach Wärme, den Wunsch nach Zärtlichkeit in ihren Augen, die seinem Blick nicht einen Moment auswichen. Konnte es wirklich sein, dass sie sich trotz ihrer Ehe so einsam fühlte wie er selbst?



So sehr er es auch wollte, so viel Kraft es ihn auch kostete, sich in dieser Situation zusammenzureißen - er zögerte kurz bevor sich ihre Lippen trafen und zu einem Kuss verschmolzen. Scharf sog er Luft in seine Lungen, als wollte er seinem Gehirn wieder zu ausreichender Sauerstoff verhelfen, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Die Augen schließend lehnte er sich resignierend in die Couch zurück.



"Es tut mir leid, Dana. Ich kann das nicht tun", entschuldigte er sein Verhalten, behielt dabei auch weiterhin die Augen geschlossen. Sie sollte nicht in seine Augen sehen können, denn sonst wüsste sie, wie schwer es ihm fiel, ihr zu widerstehen.



Sie schluckte schwer und setzte sich auf. Und für eine endlos erscheinende Zeit herrschte vollkommene Stille zwischen ihnen.



"Du hättest mich nicht aufgehalten, habe ich Recht?", fragte John leise und öffnete wieder die Augen, um in ihre sehen zu können. Worte können die Unwahrheit sagen, Blicke jedoch nicht, das hatte er schon vor langer Zeit gelernt.



Dana sagte noch immer nichts und nickte lediglich kaum sichtbar.



"Warum?" Er krauste die Stirn, während er auf eine Antwort wartete, die ihm ihr Handeln erklären sollte.

Weshalb er diesen Schritt nicht gemacht hatte, wusste er. Er war zum einen nicht bereit mit ihr zu schlafen, weil er nicht bereit dazu war, die Second Base womöglich niemals verlassen zu können, um selbst in die Homebase zu gelangen. Zum anderen war es ihm von Natur aus zuwider einem anderen Mann, egal welches Verhältnis er zu ihm hatte, die Frau auszuspannen oder sie auch nur dazu zu verleiten einen Ehebruch zu begehen.



"Warum? - John, ich...", begann sie verwundert und hielt dann inne. Diese Frage hatte sie sich selbst noch nicht beantwortet, wie sollte sie es ihm jetzt erklären können. "Hast du jemals gedacht, dass du mit nur einer Sache richtig liegst, dass sie die beste Entscheidung deines Lebens ist und dann stellte sie sich als fataler Fehler heraus? Hast du jemals das Gefühl gehabt gefangen zu sein, emotional und körperlich? Kennst du das Bedürfnis nach jemandem, der dich versteht, der nicht ständig nur sich und seine Arbeit im Kopf hat, nach jemandem, der dir wenigstens gelegentlich zeigt, dass du ihm nicht völlig gleichgültig bist, dass er dich noch liebt?"



Er schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. "Fühlst du dich innerhalb deiner Ehe so einsam, Dana? Ist er dieser Fehler, die Ehe mit ihm?", fragte John.



Sie nickte schwach. "Ich war so glücklich als ich mein Baby bekommen hatte und dachte, dass mein Glück an dem Tag vervollständigt wurde, als ich ihm das Eheversprechen gab. - Zu Anfang war es wundervoll, es schien perfekt, doch jetzt arbeitet er mit demselben Eifer an seinem Roman über paranormale Phänomene, wie damals an den X-Akten. Ich habe das Gefühl wieder an zweiter Stelle zu stehen oder sogar an dritter, weil unser Sohn den Platz vor mir einnimmt. Dass er unser Kind so sehr liebt ist für mich nicht das Problem, denn ich für meinen Teil könnte auch niemals einen Mann so aufopfernd lieben, wie mein Kind. Es ist mein eigen Fleisch und Blut, das was ich mir so lange gewünscht hatte."



Ein verstehendes Nicken war zunächst alles, was John ihr entgegenbrachte. Dann räusperte er sich leise und fixierte für einen Augenblick einen Punkt an der Wand hinter Dana, den nur er zu sehen schien. "Weshalb bleibst du dann bei ihm?"



Tränen stiegen ihr in die Augen. "Weil ich... ich habe ein Gelöbnis abgelegt - bis dass der Tod uns scheidet. Ich will meinem Kind nicht den Vater nehmen. Und ich glaube, dass ich irgendwo tief in mir drin immer noch die Hoffnung habe, dass Mulder im Augenblick nur eine Phase durchmacht und ich den Mann irgendwann zurück bekomme, den ich geheiratet habe."



Abermals nickte John verstehend. "Zu Punkt eins, Dana; du bist bereit gegen eben dieses Gelöbnis zu verstoßen, indem du bereit dazu bist mit mir zu schlafen. Punkt zwei; ein Kind kann keine Ehe zusammenhalten und sollte auch nicht der Grund für das Bestehen einer Ehe sein. Vielleicht nicht gleich oder vielleicht auch nicht bewusst, würdest du oder Mulder dem Kind irgendwann die Schuld daran geben, dass ihr zusammen nicht glücklich seid und eine Scheidung längst fällig gewesen wäre. Und zu Punkt drei; wenn das immer noch in deinem Kopf ist, dann... - Ich bin kein Lückenfüller, Dana. Ich kann nicht dein Liebhaber sein."

Er schaute sie wieder an, erkannte Unverständnis in ihren Augen. "Dana - und du willst das auch nicht."



"Wie kannst du wissen, dass ich es nicht will? Dass du nicht mit mir schlafen willst ist eine Sache, aber du kannst nicht..."



"Moment", er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen und unterbrach sie. "Auch wenn ich das nicht sagen sollte; es ist nicht so, dass ich nicht mit dir schlafen will. Es ist so, dass ich nicht bereit bin, derjenige zu sein, der dir das gibt, was du willst und brauchst und am Ende leer ausgeht. Ich wäre derjenige, der dann nach dem Austausch von Zärtlichkeit allein zurück bleibt. Ich wäre derjenige, der morgens allein aufwacht und sehnsuchtsvoll auf die leere Bettseite neben sich schaut. - Ich würde damit nicht zurecht kommen immer nur der heimliche Liebhaber zu sein."



"Mit anderen Worten; wenn ich nicht verheiratet wäre, noch dazu mit Mulder, dann würdest du mich wollen?", fragte Dana und sah ihm dabei fest in die Augen.



"Ja, aber das ist nun einmal nicht der Fall.“ Sein ernster Blick wurde wieder weicher. „Willst du den Grund wissen, weshalb ich nicht bei eurer Hochzeit war?" Sie nickte und rutschte auf ihrem Platz hin und her. "Ich war an diesem Tag nicht in Jersey, wie ich es von Skinner erzählen ließ. Ich konnte es nicht mit ansehen, wie er... die Frau bekommt, die..."



"John - ganz ehrlich, das wusste ich nicht. Du hast es niemals gezeigt, dass du mehr als..." Sie hatte es natürlich gewusst, jedoch nicht beachten wollen. Es hatte ja nur Mulder für sie gegeben. In ihren Augen war er zum damaligen Zeitpunkt der Richtige gewesen.

Sie ließ John in dem Glauben, dass sie von alle dem nichts wusste, um ihm irgendwelche Peinlichkeiten zu ersparen. Es war besser, wenn er dachte, dass sie niemals mehr hinter seinen Aufmerksamkeiten vermutet hatte, als Kollegialität und bestenfalls Freundschaft.



"Nein, natürlich nicht. Ich habe damals, als er im Krankenhaus erwachte gesehen, was du für ihn fühlst und auch schon vorher hatte ich es gewusst. Du hättest mich niemals so geliebt wie ihn." Erneut schloss John die Augen und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. Mit beiden Händen rieb er sich übers Gesicht und fuhr sich durch die Haare. "Vergiss was ich eben gesagt habe..."



"Auf keinen Fall. Wie kannst du auch nur denken, dass ich das höre und dann einfach so tue, als wäre es nicht geschehen?“ Scully verschränkte die Arme vor der Brust, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.



Er stand auf und stellte sich vor den Fernseher, sodass er ihr direkt gegenüberstand. Doch anstatt ihr ins Gesicht zu sehen haftete sein Blick an dem kleinen Tisch, der sie voneinander trennte. „Es ist besser, wenn du jetzt gehst, Dana. Ich habe schon viel zu viel gesagt, das besser unausgesprochen hätte bleiben sollen. Denn es spielt keine Rolle, was ich fühle. Es geht hierbei nur um dich, darum was du empfindest, darum was du möchtest und was dir gut tut. Du solltest...“



„Schick mich jetzt bitte nicht weg“, unterbrach sie ihn, ihre Stimme zitterte einwenig. Langsam erhob sie sich ebenfalls von der Couch und ging zu ihm hinüber. Sie konnte den leicht herben Duft seines Aftershaves riechen und erschauderte leicht. Dieser Duft, der Blick – sie war erneut versucht ihn zu küssen. Sich zu nehmen, was sie wollte und er ebenso sehr herbeisehnte.

Sie fühlte sich zwischen allen Stühlen. Gefangen. Schon wieder fühlte sie sich gefangen. Diesmal jedoch von dem unbändigen Wunsch diesen Mann zu verführen und sich selbst verführen zu lassen. Verdammt, wie hatte es soweit kommen können? Warum war sie hier? Warum geschah das ausgerechnet jetzt, wo sie geglaubt hatte, dass sie endlich ein normales Leben hatte. Oder war dies das normale Leben? War es normal, dass man versucht war den Ehemann mit einem guten Freund zu betrügen, nur weil dieser williger war? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, während sie verzweifelt gegen den Wunsch von John Doggett berührt und geliebt zu werden ankämpfte.



„Verdammt, Dana! Was zum Teufel willst du von mir?“ Endlich schaute er wieder auf und erneut in ihre Augen. Er sah Tränen darin. Tränen, die er selbst niemals an die Oberfläche würde kommen lassen. Er sah, dass sie selbst verzweifelt war. Hin und her gerissen. „Du wolltest ihn, du hast ihn. Jetzt musst du mit ihm reden“, sprach der wütende, aber auch vernünftige Mann in ihm. „Es ist euer Problem, mach’ es nicht zu meinem. Lass mich da bitte raus, und vor allem verleite mich nicht dazu, dich zu etwas zu verleiten, was du bereuen könntest.“ Lange würde er ihr nicht mehr standhalten können. Sie machte es ihm wahrlich nicht leicht. Und besser sie hielt ihn für ein Arschloch, als dass er jetzt ihrem beiderseitigen Begehren nachgab und sie beide es schon in wenigen Stunden bereuen würden.



„Fein. Na schön, dann verschwinde ich!“ Scully zwang mühsam die Tränen zurück und schluckte hart, während sie nach ihrer Jacke griff und vollkommen überstürzt das Haus verließ.



Kaum, dass die Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall zugeflogen war, bereute John es auch schon, dass er sie fortgeschickt hatte. Es zerriss ihm das Herz, zu wissen, dass sie ihn ebenso wollte, wie er sie und er dennoch hart geblieben war. Hart, ja, um nicht zu sagen eiskalt. Binnen weniger Sekunden hatte er eine Entscheidung zu fällen; entweder er würde ihr jetzt sofort folgen, oder er würde Scully gehen lassen – zurück zu ihrem Mann, zurück zu Mulder.



Diesmal war es sein Herz, das seinen Verstand besiegte. Ohne Schuhe anzuhaben stürzte er Richtung Tür, riss sie auf und folgte Dana in die laue Nacht hinaus. Sie saß bereits im Wagen und legte den Sicherheitsgurt an, als er zu ihr stürmte und die Fahrertür aufriss.



„Sag mir, dass wir nichts Falsches tun, wenn ich dich bitte bei mir zu bleiben, Dana.“ Sein Herz schlug wild hämmernd gegen seine Brust, als Sekunden Stunden gleichkamen und er auf ihre Reaktion wartete. Er atmete schwer und lehnte den Kopf gegen das kühle Metall des Wagens.



„Ich weiß nicht mehr, was falsch ist, John. Es ist für mich im Augenblick ebenso ein Fehler, dass ich bereit bin ihn zu betrügen, wie weiterhin den Schein zu wahren und so zu tun, als sei ich glücklich verheiratet. Ich kann dir nicht sagen, ob wir einen Fehler begehen. Ich weiß nur, dass ich es möchte und das nicht nur, weil ich mich einsam fühle, sondern weil ich es wirklich will.“ Scully sah ihn mit großen Augen an und ließ den Gurt wieder los, dann stieg sie aus ihrem Auto und blieb unmittelbar vor John stehen, der einen Schritt zurück gemacht hatte.



Sein Atem beruhigte sich wieder, doch sein Herz drohte ihm bald den Dienst zu versagen, so sehr klopfte es gegen seinen Brustkorb. Er kam nicht umhin Dana in die Augen zu sehen und sich ihr langsam zu nähern. Mehr als zwei Jahre hatte er versucht sich vorzustellen, wie es sein könnte, wenn sie sich küssen würden, doch was er fühlte, als sich ihre Lippen tatsächlich berührten, übertraf all seine Erwartungen.
Rezensionen