World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The X-Files: Virtual Season 10

von Kinona, meiko

Kapitel 5: Unauslöschlich

The X-Files: Virtual Season 10

10.05 - Unauslöschlich

Written by meiko
Artwork by GabiS



Was zuvor geschah (The X-Files, Staffel 7)...

Firma FPS, '2000

Fox Mulder und Dana Scully verließen die virtuelle Realität. Das Programm hätte sie fast getötet, aber mit Hilfe der Lone Gunmen konnten sie ihr Leben ein weiteres mal retten...

GAME OVER

Der Lichtschein der Kontrolltafel färbte die Umgebung scharlachrot. Fox Mulder sah zu, wie sein Ebenbild den Spielbereich verließ. Er rührte sich nicht, blieb bewegungslos hinter der Stahlmauer verborgen und sah stumm zu. Es war nicht so, dass er sich unbedingt verstecken wollte. Genau genommen versuchte er geradezu verzweifelt, sich zu bewegen und Mulder und Scully hinterher zu laufen.
Er konnte es nicht.
Fox Mulder registrierte mit Staunen, dass er keinen Ton hervorbrachte. Es war, als ob ihn jemand einfach auf "Standby" geschaltet hätte, um seinem Ebenbild dort an der Tür einen guten Abgang zu verschaffen.
'He!', protestierte er im Geiste. Der andere Mulder ging einfach mit Scully - mit seiner Scully! - die Stufen hinauf und verschwand hinter einer Tür. Die drei Lone Gunmen warfen noch einen prüfenden Blick in die Halle, in der er sich soeben gegen das wild gewordene First Person Shooter Programm verteidigen musste. Dann traten auch sie aus seinem Gesichtskreis und schlossen die Tür hinter sich. Das Licht verlosch nahezu völlig und Mulder war allein.

GAME OVER


[Opening Credits]


Washington D.C., '2002
7:14 p.m.

John Doggett parkte seinen Wagen vor Monica Reyes' Haus und stellte den Motor ab. Dann atmete er tief durch und sah Monica an. Monica hatte den Kopf gesenkt und dachte nach.
"Deja vu" sagte sie schließlich. John runzelte fragend die Stirn.
"In dieser Situation waren wir schon einmal, John. Du bist ausgestiegen und ich fuhr weiter. Damals hoffte ich, du würdest mich fragen, ob ich nicht auf einen Kaffee mit nach oben kommen könnte, aber statt dessen..."
Der Klang ihrer Stimme versetzte John einen Stich. Damals...
" ...statt dessen ließ ich dich losfahren und..."
Nein. Nicht schon wieder.
Damals hatte Monica einen schweren Autounfall - gleich, nachdem er aus dem Wagen gestiegen war. Sie fiel ins Koma und wäre fast gestorben, wenn...
John Doggett blinzelte. Nein. Nicht schon wieder.
Beide waren gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, da sie den Angriff eines unbekannten Wesens zwar überlebt hatten, aber zu welchem Preis? Tagelang hatte man ihnen auf der Intensivstation eine Hauttransplantation nach der anderen verabreicht und es dauerte lange, ehe die Wunden endlich verheilten.
Aber nicht alle Wunden können verheilen.
Monica griff nach Johns Arm. "Komm", sagte sie einfach und sie stiegen aus.
'So einfach kann das Leben also sein', dachte Doggett. 'Warum hat man mir das nicht früher mal gesagt?'

Monica Reyes knipste das Licht im Wohnzimmer an und fuhr erschrocken zusammen. Assistant Director Skinner saß in einem Sessel und starrte die beiden Agenten an. Schweißperlen glänzten auf seinem Gesicht.
"Mr. Skinner!" entfuhr es Doggett. Doch da gab es etwas in Skinners Gesicht, das ihn verstummen ließ.
"Geht es Ihnen nicht gut, Walter?", fragte Monica, ließ Doggetts Hand los und kniete sich neben Skinner auf den Boden. Walter riss sich zusammen und versuchte, ein unbedenkliches Gesicht aufzusetzen.
"Es ist nichts ernstes", versicherte er den beiden Agenten. "Und entschuldigen Sie bitte, dass ich hier einfach so auftauche, aber ich wollte mit Ihnen nicht im Hauptquartier darüber reden!"
'Oh oh', dachte Doggett, 'das klingt nicht gut!' Er sah es Monica an, auch ihr gefiel diese Einleitung überhaupt nicht. "Worum geht es denn?" fragte er.
"Zwei Dinge", erklärte Skinner, und wischte sich mit seinem Taschentuch die Stirn ab. "Zuerst - man hat Druck auf Kersh ausgeübt und er hat die Konsequenzen daraus gezogen. Die X-Akten existieren nicht mehr und somit werden Sie einer neuen Abteilung zugewiesen. Ich bin damit ab der nächsten Woche nicht mehr Ihr Vorgesetzter."
Skinner sah, wie die Agenten nach Luft schnappten, doch er hob die Hand. "Und zweitens - es braucht jemand Ihre Hilfe. Ich bitte Sie, sich hier" - er schob ihnen einen Zettel zu - "mit Mulder und Scully zu treffen."
"Mulder und Scully?" Monica glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. "Sie wissen, wo sie sind?"
Walters Rücken versteifte sich. "Ich fürchte, wenn das publik wird, dann verliere ich mehr als nur meinen Job. Die beiden können nicht zum FBI zurück - also habe ich ihnen ein Versteck besorgt! Je weniger Sie davon wissen, desto sicherer sind Scully und Mulder - und auch Sie!" Walter sah den Protest in den Gesichtern der Agenten, doch er schüttelte den Kopf. "Jeder, der in Verdacht steht, etwas über sie zu wissen, ist gefährdet!"
"Was sollen wir mit Mulder und Scully besprechen?" fragte Doggett.
Skinner erhob sich und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und sah die Agenten an. "Die beiden wissen bereits alles Nötige und werden Sie einweihen!"


Firma FPS, '2000
GAME SHUTDOWN

Allein, dachte Mulder. Na toll. Versuchsweise bewegte er den Kopf und konnte zu seiner Überraschung feststellen, dass er wieder vollständige Gewalt über seine Glieder hatte. Das Licht blieb gedämpft und hüllte die Laborhalle in einen unwirklichen Schatten. Fox Mulder schüttelte benommen den Kopf. Was war da eben geschehen? Er hatte sich selbst das Spiel verlassen sehen - und doch stand er hier. Er stieg die Treppe zur Steuerzentrale hinauf und spähte durch das Glasfenster. Da war niemand mehr - bis auf Ivan, der an seiner Konsole saß und fasziniert die computergenerierte Darstellung einer Frau betrachtete. Selbst aus dieser Entfernung konnte Mulder erkennen, wen die CGI auf dem Monitor darstellte: Scully!
Wut kochte in ihm auf, Wut auf den Programmierer dieser Obszönität. Fox rüttelte am Türgriff, doch die Türflügel bewegten sich nicht. Mit einem unanständigen Fluch auf den Lippen gab Mulder sein Vorhaben auf und sah wieder durch das Fenster. Zahlenkolonnen wanderten über den Bildschirm, als Ivan sein Programm beendete. Mulder sah an sich herab. ’Wie seltsam’, dachte er, ’ich spüre nichts’.
Dann löste sich Mulders Speicherabbild in einzelne Pixel auf und verschwand schließlich.

Ivan fuhr den Rechner herunter und schaltete die Geräte aus. Er wusste, eines Tages würde er wiederkehren, um seine Arbeit zu vollenden.


Firma FPS, '2002
GAME RESTART

Bildpunkte verdichteten sich, flackerten auf und wuchsen schließlich zu einer menschlichen Gestalt. Fox Mulder stand noch immer an der Glasscheibe und sah mit finsterem Gesicht hinaus. Wieviel Zeit war vergangen? Er wusste es nicht. Das Gefühl der Machtlosigkeit war unschön, wirklich unschön. Mulder war es nicht gewohnt, derart hilflos der Gnade fremder Personen ausgesetzt zu sein. Zwar hatte er sich im Laufe seiner Dienstzeit beim FBI immer wieder in - vorsichtig formuliert - ungewöhnlichen Situationen wiedergefunden. Doch Mulder hatte die Gabe, sich aus nahezu jeder dieser Situationen durch messerscharfen Verstand und Taktik herauswinden zu können. Nicht so jedoch hier.
'Ich bin eine Kopie!', durchfuhr es ihn. Die angestaute Wut entlud sich und er schlug seine Faust an die Betonwand. "Ein Speicherabbild. Nicht gelöschte Restinformation. Ein Nichts..."

Fast hätte ihn der Wagen erwischt. Mit einem plötzlichen Ruck blieb der Van stehen und die Beifahrertür schwang auf.
"Was is nun? Steigste ein, oder willste hier übernachten?"
Mulder drehte sich um und sah Scullys Kopf in der Tür auftauchen. 'Nun also auch Scully', dachte Fox resigniert und sah genauer zu ihr hin. Das war nicht die Scully, die er kannte! Sie hatte zwar Scullys Gesicht, ihre Augen, aber...
Scully schüttelte ihre zottelige rote Mähne und zwinkerte ihm zu, als sie den Motor anspringen ließ. 'Egal', dachte Fox und kletterte hinein. Im Inneren roch es nach Alkohol. Scully steuerte den Wagen mit einer Hand durch schlecht beleuchtete Straßen, während sie mit der anderen Hand in ihrer speckigen Lederjacke etwas suchte. Schließlich zog sie ein Feuerzeug heraus und zündete sich eine Zigarette an.
Mulder brummte etwas unverständliches. Scully warf ihm einen Blick von der Seite zu. "Wo hab ich nur meine Manieren gelassen... ", rief sie plötzlich, klatschte ihre beringte Hand auf die Stirn und bot ihm eine Zigarette an. Mulder machte ein Gesicht, als hätte er gerade in etwas besonders ekliges gefasst.
Scully verdrehte die Augen. "Spießer!" Dann betrachtete sie Mulder genauer. "Hey, wer hat dich denn vermöbelt?" Mulder sah an sich herunter - tatsächlich. Sein Ärmel hing in Fetzen und er blutete an der Schulter. 'Eigentlich sollte ich Schmerzen spüren', dachte Fox belustigt.
Scully riss das Lenkrad herum und fuhr auf eine weißgetünchte Fassade zu, wo sie den Wagen mit einer Vollbremsung zum Stehen brachte. Sie sprang aus dem Van, öffnete Mulders Beifahrertür und zog ihn unsanft heraus. "Wir gehen da jetzt rein! Da sind Ärzte, die werden dir schon helfen!"


Washington D.C., '2002
10:32 p.m.

"Das müssen sie sein!" murmelte Agent Reyes ihrem Partner zu. Doggett nickte, als er zwei Gestalten auf einer Bank entdeckte. Nach all den Wochen des Bangens und der Ungewissheit, ob sie überhaupt noch am Leben waren, sollten sie Mulder und Scully nun hier treffen... auf einem Sportplatz. Es war spät am Abend und außer ihnen befand sich sicher niemand mehr hier. Nur wenige Lampen erleuchteten das Gelände und ließen die Dunkelheit um so stärker hervortreten.
Stumm standen sie sich gegenüber, keiner Worte fähig. Schließlich brach Mulder das Schweigen.
"Wir sind wieder da-ha" raunte er mit Grabesstimme und grinste. Die Anspannung zerplatzte wie eine Seifenblase, Monica stürzte vor und umarmte erst Scully, dann Mulder.
Worte waren unnötig. Es war, als wären sie nach langer Reise in ferne Länder endlich wieder in die Heimat zurückgekehrt.

"FPS?" fragte Doggett. Der Begriff weckte Erinnerungen in ihm. "Davon habe ich schon gelesen... in Ihren Akten."
"First Person Shooter", erklärte Scully. "Ein ausgeklügeltes Virtual Reality Programm. Damals wären Mulder und ich fast gestorben, als wir Todesfälle untersuchten, die damit in Zusammenhang standen."
"Richtig", nickte Monica. "Zum Abschluss der Ermittlungen erhielten die Programmierer des FPS die Auflage, die potentiell gefährlichen Codes zu löschen."
"Leider wurde uns der Fall anschließend entzogen, weil FPS offenbar genug Einfluss besaß, um hochstehende Beamte von der Wichtigkeit ihrer Arbeit zu überzeugen!" Mulder schnipste mit den Fingern. "So was geht schnell, wir alle haben es Dutzende Male erlebt. Nun - die Arbeit am Programm ist weitergegangen, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen konnten. Wie es scheint, hat man den Softwareentwicklern freie Hand gelassen und nun steckt jemand in Schwierigkeiten!"
"Wer?" fragte John.
Mulder sah ihn ernst an. "Freunde. Und ich hätte nicht erwartet, sie jemals wiederzusehen!"
John überlegte. "Aber wozu brauchen Sie uns dabei?"
"Sie und Skinner sind unsere letzte intakte Verbindung zum FBI. Ohne Ihre Hilfe kommen wir nicht an FPS heran!"


Firma FPS, '2002
GAME ACTIVE

Das Innere des weißen Gebäudes entpuppte sich zu Fox Mulders Verwunderung als hochmodernes Krankenhaus. Die Türflügel schwangen auf und enthüllten blitzenden Chrom und den unverwechselbaren, sterilen Geruch nach Desinfektionsmitteln. Eine Schwester saß an ihrem Computer in der Patientenaufnahme und schaute die Eindringlinge finster an.
Mulder fing ihren Blick auf und musste sich trotz der unmöglichen Situation das Lachen verkneifen. Scullys Doc Martens hinterließen matschige Schlammspuren auf dem blankgeputzten Fußboden, als sie Mulder zur Aufnahme begleitete.
"Hier, Schwesterlein, kann sich den mal jemand ansehen? Eine hässliche Wunde an der Schulter!"
Wortlos blickte ihn die Schwester an und drückte dann endlich auf eine Taste an ihrer Kontrolltafel. "Dr. Lang bitte in die Notaufnahme."
Mulder setzte sich in den Wartebereich und musterte Scully. So hatte er sie noch nie gesehen, doch er war sich nicht sicher, ob ihm wirklich missfiel, was er sah. Nun, bis auf die Zigaretten vielleicht, dachte er. Mit Zigaretten hatte er schon immer ein Problem.
- Nein! Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
"Sie wollen doch nicht allen Ernstes hier rauchen?" keifte Mulder sie an. Doch ihre Antwort blieb ihm erspart.

"Gestatten: Dr. Lang" Mulder hob den Kopf. Sein Blick wanderte über das Chefarzt-Schildchen auf dem weißen Kittel und landete endlich im Gesicht von...

"Langly!!!" Mulder blieb die Luft weg.

Die Tür des Sprechzimmers flog auf und ein unrasiertes Gesicht blickte in den Gang. "Was soll dieser Lärm?"
"Frohike, auch du?" murmelte Mulder, als Langly - Dr. Lang - ihn in das Sprechzimmer schob. Fox warf einen Blick über die Schulter zu Scully zurück - und sah ihren rot gefärbten Haarschopf gerade noch aus der Eingangshalle verschwinden.

Langly stieß ihn unsanft in das Behandlungszimmer, wo ihn Frohike und Byers bei den Armen ergriffen und in einen Stuhl pressten.
"Nun raus mit der Sprache, Freundchen", knurrte ihn Frohike an. "Wer hat dich geschickt? Für wen arbeitest du und wie lautet dein Auftrag?"
"Frohike!" protestierte Mulder. "Nimm deine Finger von mir! Wenn ich mich hätte vernaschen lassen wollen, hätte ich schon auf dem Weg hierher die Gelegenheit dazu gehabt!"
"Lenk nicht ab", brummte Langly. "Sag uns lieber das Codewort!"
'Warum bleiben mir immer die schlechtesten Filme, während sich andere auf Galapremieren vergnügen?' durchfuhr es Mulder. "Trust no One", riet er aufs Geratewohl.
Byers starrte ihn mit reglosem Gesicht an, nickte dann und sagte "Er ist es wirklich! Lasst ihn los."
"Vernaschen? Meintest du die scharfe Braut dort draußen? Die schlag dir aus dem Kopf, die ist schon vergeben!" Frohikes Augen glänzten lüstern.
"Was tut ihr eigentlich hier?", fragte Mulder.
Die Lone Gunmen sahen sich einen Moment lang an und seufzten synchron. "Undercoverarbeit", sagte Byers schließlich. "In Wahrheit arbeiten wir hier an einer Möglichkeit, dieses Programm zu verlassen."
"Dann ist euch also bewusst, wo wir sind?"
Langly hob die Hand. "Hör mal, Mulder, wir sind zwar unterbezahlt und unterschätzt, aber nicht minderbemittelt. Wir wissen, dass wir genau wie du Kopien, oder besser Speicherabbilder der realen Personen sind." Er lächelte schelmisch. "Wir hatten zwar nicht viel Zeit, aber wir haben schon wieder einen dicken Fisch am Haken!"


Firma FPS, '2002
GAME CONTINUE

Die Lone Gunmen - oder was von ihnen im Programmspeicher übrig war - hatten Fox Mulder kurzerhand in ihren Transporter gesetzt und waren mit ihm durch neblige Straßen bis zu einem heruntergekommenen Gebäude gefahren. Dort hatten sie Mulder durch die menschenleere Eingangshalle bugsiert und waren schließlich in einen staubigen Bürotrakt gelangt.
"Hier müsste mal wieder jemand sauber machen", murmelte Mulder, als sie das Büro betraten, dessen Türschild es als "LHQ" bezeichnete.
"Cherry, hast du das gehört?" fragte Frohike eine junge Frau, die halb verborgen hinter einem Schreibtisch saß und hektisch tippte. "Unsere Gäste fühlen sich hier unwohl. Du solltest endlich etwas dagegen unternehmen."
Die junge Frau schaute sie über ihre Brille hinweg an und wurde rot. "Ja, Sir!", antwortete sie leise.
'Langsam überrascht mich hier nichts mehr', dachte Mulder. Er konnte den Blick kaum von der jungen Frau abwenden, die Scullys Gesicht trug aber ansonsten keine Ähnlichkeiten mit seiner Scully aufwies. Nicht nur, weil diese Scully hier ihre Haare zu einem strengen Knoten am Hinterkopf gebunden hatte und eine Brille trug. Es war vielmehr der unterwürfige Blick, mit dem sie die Augen vor ihren Vorgesetzten senkte.
'Ich vermisse sie', dachte Mulder. 'Ich vermisse Scully, wie sie wirklich ist'. Dann schüttelte er diese Gedanken ab. Er war gespannt, was seine drei verschrobenen Freunde dieses mal geplant hatten.
"Das ist also eure ‚Zentrale’? Was bedeutet eigentlich LHQ?" fragte er und deutete zur Tür.
"Lone Headquarters", antwortete Byers in seiner ruhigen und korrekten Art. Dann winkten sie ihn in ihren Besprechungsraum und schlossen die Tür hinter ihm.
"Also, Leute, was wolltet Ihr mir sagen? Welchen 'dicken Fisch' habt Ihr am Haken?"

Frohike und Byers sahen Langly an, der gerade seinen Laptop an das Netzkabel anschloss. "Zuerst einmal: Trotz all der merkwürdigen Scullys, die hier überall herumlaufen, sind unsere Persönlichkeiten - und auch deine, wie es scheint - im Programmspeicher intakt geblieben. Gut, möglicherweise sind wir noch etwas paranoider, als gewöhnlich, aber das kann ja nur gut sein. - Wir haben etwas entdeckt! Würdest Du uns nicht kennen, dann würdest du das nicht für möglich halten, aber wir haben einen Weg gefunden, mit der Außenwelt zu kommunizieren!"
Mulders erster Gedanke war Spott, doch dann begann er zu überlegen. Wenn diese Kopien tatsächlich die Fähigkeiten der "echten" Lone Gunmen geerbt hätten, dann wäre ihnen in der Tat alles zuzutrauen. "Wie?" fragte er.

Triumphierend sah Langly zu seinen Gefährten und Byers setzte das Gespräch fort. "Uns fehlt vermutlich die Zeit, es dir in allen Details zu erklären, Mulder. Zum Verständnis nur so viel: Wir befinden uns hier in einer ungeheuer fortschrittlichen virtuellen Realität von FPS. Die Spielhalle hier" - er breitete die Arme aus - "ist aus diesem Grunde vollgestopft mit Datenleitungen und Schnittstellen zu den Steuerungsrechnern. Wir brauchten weiter nichts tun, als eine dieser Schnittstellen umzuprogrammieren und uns einen Zugang zum FPS-Mailserver zu hacken."
"Und dann?" fragte Mulder erwartungsvoll.
"Weißt du Mulder, wir wollen hier verdammt noch mal heraus. Überleg mal, was mit uns geschieht, wenn die das Programm abschalten... oder löschen! Wir haben uns also an jemanden gewandt, der die Mittel hat, uns zu helfen. Wir haben eine Email an Skinner geschickt!"


Firma FPS, '2002
Steuerungszentrale
11:27 a.m.

Ivan saß an der Konsole und betrachtete traurig sein Werk auf dem Monitor.
"Gratuliere!" sagte Agent Doggett hinter seinem Rücken sarkastisch und erntete einen bösen Blick von Dana Scully.
Über den Bildschirm wanderten soeben die Darstellungen verschiedener Scullys, gefolgt von den Gesichtern der Lone Gunmen.
"Sie hatten eindeutige Auflagen, was dieses Programm angeht, junger Mann!" Doggetts harte Stimme ließ den Programmierer zusammenzucken und er blickte die Agenten entschuldigend an.
"Tut mir leid", murmelte er. "Die Verlockung war zu groß. All meine Arbeit, die Mühen mehrerer Jahre... könnten Sie das einfach so wegwerfen?"
John antwortete nicht.
"Was ist schief gegangen?" erkundigte sich Monica.
"Eigentlich nichts", antwortete Ivan. "Bis zu dem Moment, in dem ich meine Updates in die Datenbank eingespielt habe. Das etwas nicht so läuft, wie geplant, haben wir aber erst bemerkt, als wir die Protokolle unseres Mailservers durchsahen und die Nachricht an das FBI entdeckten!" Ivan schüttelte den Kopf. "Wie auch immer - es ist vorbei. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich werde den Stecker ziehen und das Programm löschen!"
Mulder beugte sich vor und klopfte auf den Monitor. "He, bin ich das? Jung und unschuldig... und zehn Pfund leichter." Dann wurde sein Gesicht wieder ernst. "Hat jemand daran gedacht, dass diese Figuren da drin ihre eigenen Gedanken und Gefühle haben?"
Stille. Ivan blickte betreten zu Boden.
„Wir werden das Programm löschen“, fuhr Mulder fort. „Aber zuvor haben wir noch etwas zu erledigen!“


Firma FPS, '2002
GAME PAUSE

"Ihr habt WAS geschickt?... " Mulder rieb sich die Augen. Eine Email an Skinner! Der Tag dauerte bereits zu lange. Selbst für ein digitales Wesen sollte inzwischen die Nachtruhe begonnen haben.

Dann gab es ein Geräusch, als würde Luft in einen kleinen Vakuumbehälter dringen. Fox Mulder und seine drei Freunde drehten sich erschrocken um und sahen, wie sich aus der Bildstörung zwei menschliche Gestalten schälten.
"Scully!" rief der digitale Mulder.
"Mulder!" rief Frohike und umarmte den Neuankömmling. "Wir wussten, dass auf Skinner Verlass ist! Ihr wisst, wie ihr uns hier herausbekommt?"
Mulder und Scully, von Ivan gescannt und in das Programm geladen, sahen sich an und Mulder schüttelte bekümmert den Kopf.
"Nein, Frohike", sagte er. "Es gibt keinen Weg hier heraus. Aber ich wollte euch noch einmal wiedersehen!"
Die Lone Gunmen wurden unruhig. "Was meinst du mit 'noch einmal wiedersehen', Mulder?"
Mulder lächelte. "Ich frage mich manchmal, was ohne eure Hilfe aus mir geworden wäre. Habe ich mich eigentlich schon einmal richtig bei euch bedankt?"

Der digitale Mulder setzte sich auf eine Tischkante und blickte Scully lächelnd entgegen.
"Ich habe Sie vermisst, Scully!"
Dana ging auf Mulder zu und verschränkte in gespielter Empörung die Arme. "Und ich habe geglaubt, meine diversen Ebenbilder hier drin hätten dir endlich etwas Abwechslung verschafft!" Sie nahm Mulders Hand und legte einen Finger auf seinen Mund. "Ich möchte, dass du etwas weißt". Sie beugte sich vor, zog Mulders Gesicht zu sich herab und küsste ihn.

Mulder schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Scully legte ihre Arme um seinen Hals und sie versanken in ihrer Umarmung, als die Bildmatrix flackerte und langsam zerfiel. Noch immer eng umschlungen, verzerrten sich ihre Körper und die ihrer Gefährten. Sie wurden zu Schemen... einzelnen Bildpunkten... und verschwanden schließlich, als das Programm gelöscht wurde.

GAME OVER

Scully und Mulder wandten sich von der Konsole ab, während John und Monica die Speichermedien und Unterlagen in Kisten verpackten.
"Lass uns gehen", flüsterte Dana.
Fox Mulder nickte. "In Ordnung. Wir warten im Auto"

Ende.




Disclaimer:

The X-Files © FOX

The X-Files (Akte X) is the intellectual property of Fox, Chris Carter and 1013. The characters, terminology, and existing episodes are all property of their respective creators/writers/producers. We are making no profit on this site and are simply using these items for the entertainment of the fans (and ourselves). No copyright infringement is intended.
Rezensionen