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The X-Files: Virtual Season 10

von Kinona, meiko

Kapitel 15: Fenice e la barriera (1)

The X-Files: Virtual Season 10

10.16 - Fenice e la barriera (1/2)

Written by meiko & patrick perkuhn
Artwork by GabiS



Außerhalb von Greenville, South Carolina
8:02 a.m.

Der Nebel lag in dichten Schwaden über dem Wald. Die Luft war kalt und feucht. Obwohl die Bäume schon kahl waren, gelang es den ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen nicht, bis zu dem laubbedeckten Waldboden durchzudringen. Und selbst dort, wo die dichten Baumreihen endeten und sich eine weite Wiese bis hinunter in das entfernte Tal erstreckte, verbarg der feuchtkalte Dunst die Landschaft unter seinem schweren Mantel. Sie wirkte unwirklich, die Dinge darin verzerrt und schemenhaft. Eine bedrückende Stille lag beinahe greifbar in der Luft, nicht einmal das Zwitschern eines Vogels war zu hören. Es schien, als würde die Zeit stillstehen, an diesem kühlen Ort... Plötzlich zerrissen Motorengeräusche die gespenstische Stille. Zwei Einsatzwagen des FBI kamen mit hoher Geschwindigkeit die schmale, kurvenreiche Straße hinaufgefahren, die vom Tal hinauf zwischen die Bäume führte. Angeführt von einem dunkelblauen Mietfahrzeug passierten sie die ersten Bäume des dichten Waldes. Die Frau hinter dem Steuer machte ein verbissenes Gesicht und trat noch fester aufs Gaspedal. Trotz der Kälte bildete sich eine Schweißperle auf ihrer Stirn, direkt unterhalb ihres dunklen Haaransatzes.

Die Reifen blockierten quietschend, als sie nach einigen weiteren Meilen Fahrt endlich am Zielort ankam und dort heftig auf das Bremspedal trat. Assistant Director Sarah Maslin stieg aus, strich sich die Haare zurück und zog sich den Mantel weiter zu, denn es war fürchterlich kalt. Aus den beiden Einsatzwagen sprangen mehrere mit Maschinengewehren bewaffnete Männer heraus, deren Baseball Capes den großen Aufdruck S.W.A.T. trugen.

„Durchsuchen Sie die Hütte!„ befahl A.D. Maslin entschlossen und zeigte auf eine kleine hölzerne Blockhütte nur wenige Meter entfernt von den Wagen.
„Jawohl, Ma‘am!„ kam die Antwort von einem der Männer, der das Kommando gab, die Türe einzutreten. Das SWAT-Team stürmte in die Hütte und durchsuchte jedes Zimmer. A.D. Maslin sah sich in der Zwischenzeit in der Küche um und schien Interesse an ein paar handschriftlichen Notizen zu haben, die auf dem Tisch lagen. Aufmerksam besah sie sich die Zettel. Zu diesem Zeitpunkt stießen die Männer des SWAT-Teams die Schlafzimmertür auf. Sie stockten. „Ma‘am...“, rief einer der Männer, „wir haben sie gefunden!“ Maslin steckte sich die Notizen in die Manteltasche und rannte zu dem Zimmer. Auch sie stockte. „Was zur Hölle TREIBEN Sie beide denn hier?“ Sie sah zum Bett. Doggett und Reyes saßen dort direkt nebeneinander, die Bettdecke bis zum Hals gezogen. Sie sahen sich an. Dann sahen sie A.D. Maslin an. Doggett kratze sich leicht verlegen am Kopf...


[Opening Credits]


Zwei Wochen zuvor
Venedig, Basilica dei Frari
10:34 a.m.

"Si, Signore", antwortete der Führer und winkte den Nachzüglern, zur Gruppe aufzuschließen. Langsam führte er die Besucher in die Krypta der Kathedrale hinab. Fackeln erhellten effektvoll die steinerne Dunkelheit. Die Besucher schauten sich neugierig in den tanzenden Schatten um und lauschten den Worten des Fremdenführers, der von den längst vergangenen glanzvollen Zeiten des Bauwerkes berichtete.

Peter S. Beagle, ein Tourist aus Kansas, USA, unterdrückte mühsam ein Gähnen. Der Restalkohol wütete noch immer in seinem Blut und bewirkte, dass er sich eher nach seinem Hotelbett als nach alten Sarkophagen sehnte. Gelangweilt schlenderte er zur Seite und lehnte den Kopf an die Wand der Krypta. 'Obwohl', dachte er. 'In meinem Zustand wäre es mir vermutlich egal, wo ich mich hinlegen kann, wenn ich mich nur hinlegen kann...'

Irritiert kratzte er sich im Nacken. 'Ungeziefer!', dachte er verärgert. 'Das ist wieder mal typisch. Wäre ich bloß zuhause...'
Er dachte den Gedanken nicht mehr zuende, denn als er seine Hand betrachtete, mit der er sich soeben gekratzt hatte, wurde ihm übel. Kleine schwarze Würmer ringelten sich auf seinem Handrücken und krochen zielstrebig den Arm hinauf! Erschrocken beäugte er die Stelle der Wand, an der er gelehnt hatte. Angstschweiß brach aus seinen Poren hervor. Die Wand schien hohl zu sein, denn nun tropften dort überall dicke, ölige, schwarze Würmer aus dem Gestein, fielen zu Boden und schlängelten um seine Beine herum. Beagle wollte schreien, doch er brachte nur ein klägliches Gewimmer hervor.

Der Führer hielt in seinem Bericht inne und ging missmutig auf den Störenfried zu. 'Trottel!', dachte er bei sich. 'Guckt sich die Wände an und heult!'. "Signore?" fragte er. Als er keine Antwort erhielt, packte er den Touristen an der Schulter und drehte ihn zu sich um. Wie vom Schlag getroffen, zuckte er zurück.

Peter S. Beagle stand zitternd vor ihm. Über seinen Hals krochen zahllose klebrige Würmer, hinauf zu... Aber das war ekelhaft!
Mit einem Schrei des Entsetzens drehte sich der Gruppenführer um und begann, die Besucher zum Ausgang der Krypta zu schieben.
Beagle schien ihm nachzuschauen, mit Augen, auf denen das schwarze Öl einen schmierigen, wimmelnden Film gebildet hatte. Dann versagte sein Körper und er brach tot auf dem Feldsteinboden zusammen.



Hafen von Baltimore
11:57 p.m.

Scharf zeichneten sich die Umrisse des Mannes gegen das Mondlicht ab. Seit einer Stunde lehnte er bewegungslos an der Hafenmauer und beobachtete das Kommen und Gehen der Frachtschiffe.
John Doggett stöhnte leise. "Worauf wartet er so lange? Wenn sich dort drüben nicht gleich etwas tut, gehe ich hinüber und fange Streit an!"
Monica grinste. Sie kannte ihren Partner zu gut, um solche Sprüche ernst zu nehmen. "Und riskierst, dass wir die Übergabe vermasseln?"
"Wenn wir nicht Shannons Tipp bekommen hätten, würde ich denken, der Mann dort... He, sieh mal!"
Gespannt richtete sich Monica Reyes auf und spähte aus ihrer Deckung hinaus. Tatsächlich! Im Schimmer des fahlen Lichts näherte sich lautlos ein kleiner Küstenfrachter.
"Kannst du die Nationalität erkennen?" fragte Monica.
"Italien, glaube ich."
An Deck erschienen jetzt zwei Gestalten, die dem Mann am Ufer eine Leine zuwarfen, die dieser an der Kaimauer vertäute. Dann wurde eine Planke über Bord gehievt und eine Metallkiste schob sich langsam die so entstandene Rampe hinunter. Der Mann am Hafen hatte seine Aktentasche abgestellt und half, die Kiste an Land zu bringen.
"Scheint schwer zu sein! Ich möchte mal wissen, was da drin ist", flüsterte Monica.
John rieb sich das Kinn. "Ich nicht. Mir ist kalt und mir langt es jetzt!" Kurz entschlossen sprang er auf, entsicherte seine Dienstwaffe und lief auf das Schiff zu.
"Mist!", dachte Monica. "Agent Reyes hier", sprach sie in das Funkgerät. "Die Aktion beginnt!"

John lief voran. Aus dem Schatten der Hafenanlage erhoben sich die SWAT-Truppen und stürmten im Licht der aufflammenden Scheinwerfer zum Einsatzort.
Monica blieb wie vereinbart im Hintergrund und griff zum Megafon: "FBI! Bleiben Sie stehen und leisten Sie keinen Widerstand!"
Worte, die wieder einmal unnütz waren. Als die Italiener bemerkten, dass die Übergabe gescheitert war, zogen sie ihre Kiste mit verzweifelter Anstrengung wieder an Bord und kappten die Vertäuung. Der Mann mit dem Aktenkoffer drehte sich überrascht um, zog eine Pistole und gab einen Schuss auf Doggett ab. Dann griff er nach seiner Tasche und sprang über die Rampe an Bord.
"John!", schrie Monica, obwohl sie wusste, dass er sie nicht würde hören können. Doch instinktiv hatte er die Gefahr erkannt und warf sich blitzschnell zu Boden. "Das Schiff darf den Hafen nicht verlassen!", rief sie ins Funkgerät und riss gleichzeitig ihre Waffe hinaus. Sie hielt die Pistole mit beiden Händen umklammert, zielte sorgfältig und feuerte.
Als der Mann auf dem Schiff zusammenbrach, lief sie los, half John auf die Beine und untersuchte ihn sorgfältig. Ungläubig betrachtete sie das Loch in seinem Ärmel. Die Kugel war glatt hindurchgegangen.
"Ich... ich hätte dich verlieren können!" stammelte sie. Doggett legte seine Hand auf ihre Schulter und deutete auf das Hafenwasser.

Da schwamm der Frachter! Im Licht der Scheinwerferbatterien entfernte er sich so langsam, als wolle er sie verspotten. Dann verstärkte sich das Dröhnen seiner Maschinen und er tuckerte, immer schneller werdend, außer Sichtweite.

"Verdammt noch mal", fluchte John und stützte sich schwer atmend auf die Knie.



Washington, D.C., FBI Headquarters
11:18 a.m.

"Na schön. Dann eben noch einmal von vorne!" AD Maslin und Director Kersh saßen lässig auf der Schreibtischkante, doch ihre Mienen verhießen nichts Gutes.
Doggett wechselte einen Blick mit seiner Partnerin. Für einen Moment sah Monica in seinen Augen Spott aufblitzen. Sie erwiderte seinen Blick, bat ihn stumm, die Situation nicht noch verfahrener zu machen.
"Ich sehe keinen Sinn darin, die Geschichte ein weiteres mal zu erzählen, Sir", blockte John ab.
"Sie könnten mir damit zumindest helfen, zu verstehen, warum Sie die Aktion vermasselt haben", antwortete Sarah Maslin kalt.
"Wenn ich nicht gehandelt hätte, wäre der Aktenkoffer der Schattenregierung auf jeden Fall in die Hände der Italiener gelangt. Ich wollte das verhindern, solange es noch möglich war."
Kersh schüttelte den Kopf. "Lassen wir das. Die Übergabe ist ohnehin geplatzt. Was mich ärgert, John, ist, dass wir nun weder die Ölleiche noch die geheimen Informationen haben. Ein doppelter Fehlschlag."
Maslin sah ihn an und rutschte von der Tischkante herunter. "Zumindest, wenn wir davon ausgehen, dass wir die Geschichte von diesem angeblichen Opfer eines außerirdischen Virus glauben können. Wie zuverlässig sind Ihre Informanten?"
Monica Reyes rang sich zu einer Antwort durch. "John kennt Miss McMahon besser als ich und hält sie für vertrauenswürdig."
"Das werden wir vermutlich noch sehen." AD Maslin öffnete sie Tür und entließ die Agenten mit einer knappen Handbewegung. "Bleiben Sie auf jeden Fall an der Geschichte dran. Bis sie geklärt ist, entbinde ich Sie vom Banini-Mordfall. Versuchen Sie den Reinfall von gestern Abend wieder gut zu machen!"



FBI Headquarters
5:03 p.m.

Agent Reyes schloss erschöpft die Augen und ließ sich in ihren Sessel zurücksinken. So miserabel, wie der Tag angefangen hatte, schien er auch zu enden. Ihre Versuche, einfach nur ihre Arbeit zu machen, waren nicht besonders erfolgreich gewesen. Als sie in der Kantine auch noch das Tablett eines anderen Agenten zu Boden geschickt hatte, war ihr schließlich alles egal gewesen. So versuchte sie nun schon seit einigen Stunden, den Tag mit Schadensbegrenzung zu verbringen. John war nach der Standpauke am Morgen ungewöhnlich schweigsam gewesen. 'Es ist ihm nicht einmal aufgefallen', dachte sie enttäuscht, 'wie mies es mir geht.'

Die Berührung einer Hand ließ sie aus ihren Grübeleien hochschrecken. "Was?"
John stand hinter ihr und probierte ein Lächeln - das erste am heutigen Tag. "Feierabend. Kommst du gleich mit?"
"Klar!" Erleichtert schaltete sie ihren Rechner aus und ließ sich von ihm in die Jacke helfen.

Auf dem Parkplatz pfiff ein eisiger Wind und trieb die braunen Herbstblätter raschelnd vor sich her. Mit hochgezogenen Schultern hakte sie sich bei ihrem Partner ein und ließ sich zu seinem Auto führen. Doch noch bevor sie sich in das schützende Innere des Wagens retten konnte, sah sie aus den Augenwinkeln, wie eine Frau auf sie zu eilte.

"Shannon!" rief John überrascht.
Shannon McMahon öffnete ihren Mantel und zog einen kleinen Briefumschlag hervor. "Können wir uns im Wagen unterhalten?"
Doggett sah sie stirnrunzelnd an und öffnete schließlich die Verriegelung. "Steig ein!"

Als die Kälte aus ihren Knochen wich, begann sich Monicas Körper allmählich zu entspannen.
"Ich habe von der fehlgeschlagenen Übergabe gestern Abend gehört", begann Shannon und John verzog das Gesicht.
"Ich würde lieber nicht darüber reden!", brummte er und startete den Motor.
Shannon lächelte hintergründig. "Verständlich, mein Lieber. Aber in diesem Zusammenhang habe ich neue Informationen bekommen. Es ist nicht viel, nur eine Adresse."
Neugierig sah Monica sie an. "Heißt das, die Übergabe wird erneut stattfinden? An einem anderen Ort?"
Doch Shannon zuckte nur mit den Schultern und reichte Monica den Umschlag. "Alles, was ich euch sagen kann, steht hier drin. - John, bitte setz mich an der Columbia Street ab, ich laufe den Rest des Weges!"

Nach zwei Minuten stoppte Doggett den Wagen am Zielort. "Hier?"
Doch Shannon antwortete nicht. Gedankenverloren schlug sie den Kragen ihres Mantels hoch und verschwand im dunklen Gewirr der Seitenstraßen.



Washington, D.C., Washington Monument
6:11 p.m.

Regentropfen fielen aus dem nachtschwarzen Himmel und hinterließen auf der Wasseroberfläche kleine, sich rasch ausbreitende Kreise. 'Nicht mehr lange, und es wird schneien', dachte Richard Matheson. Fröstelnd zog er den Kopf ein und wartete.

"Guten Abend, Senator". Trotz der Kälte klang Shannons Stimme warm und weich.
"Endlich", stöhnte Matheson erleichtert und drehte sich um. "Ich bin gespannt auf Ihren Bericht!"
Shannon McMahon blickte sich lauernd um, doch das Washington Monument schien an diesem Abend wie ausgestorben. "Perfekt", murmelte sie. Dann veränderten sich ihre Gesichtszüge; die Haare schrumpften zusammen, ihr Körper wurde breit, wuchtig und sehr... männlich. Sekunden später war die Verwandlung abgeschlossen und sein massiger Kiefer knirschte mit den Zähnen.
Angewidert verzog Matheson den Mund. "Ihr Kopfgeldjäger zieht immer eine Show ab... Was waren Sie auf Ihrem Heimatplaneten? Entertainer?"
Der Kopfgeldjäger grinste humorlos. "Auftrag abgeschlossen", knurrte er.
"Haben sie Ihnen geglaubt?"
"Natürlich. Verraten Sie mir auch, wozu diese Posse gut sein sollte? Warum sollen Doggett und Reyes nach Greenville fahren?"
Der Senator schüttelte den Kopf. "Das wissen Sie doch schon. Um die nächste Übergabe nicht zu gefährden, müssen die beiden aus dem Weg geschafft werden!"
Der Kopfgeldjäger sah ihn ungerührt an. "Dieses Ziel hätten Sie schneller und mit weniger Aufwand erreichen können."
Matheson winkte unwirsch ab. "Was Sie nicht sagen. Die Denkarbeit überlassen Sie besser mir!" Er wandte sich um und wollte gehen, doch dann fiel ihm noch etwas ein. Sein faltiger Finger zielte genau zwischen die Augen des Alien. "Ich weiß, wen ich opfern kann und wen nicht. Jede Figur in diesem Gambit spielt genau die Rolle, die ich für sie vorgesehen habe. Und nun gute Nacht!"



Freeway 472 to South Carolina
10:13 a.m.

"Kann ich jetzt auch mal fahren?" grummelte John vor sich hin.
Monica stöhnte. Wenn ihr die eigene Stimmung gestern schon den Nullpunkt anzusteuern schien, so übertraf Johns schlechte Laune sie bei weitem.
"Nein", antwortete sie.
"Und warum nicht?"
"Weil du dann wahrscheinlich sofort wieder umkehren würdest! Stimmt's?"
'Da könnte was dran sein', dachte John. "Nein!", sagte er mit Nachdruck.
Monica riss sich zusammen, um nicht im gleichen, gereizten Ton zu antworten. "Was ist eigentlich so schlimm daran, dem Hinweis von Shannon nachzugehen? Du kennst Maslins und Kershs Meinung zu unserem letzten Einsatz. Wir sollten wirklich versuchen, es diesmal nicht zu vermasseln."
Doggett entspannte sich ein wenig. "Danke", antwortete er schließlich leise.
"Wofür?"
"Du hast gesagt: 'Unser letzter Einsatz', obwohl du genau weißt, dass nur ich Schuld an diesem Debakel habe."
Grinsend sah sie ihn von der Seite an. "Schon in Ordnung. Und warum willst du nicht nach South Carolina fahren?"
Unruhig rutschte er auf seinem Sitz hin und her. "Die Sache stinkt, Monica. Ich weiß nicht, warum, aber sie stinkt. Irgend etwas ist hier faul. Mir fällt nur nicht ein, was..." Frustriert brach er ab und sah aus dem Fenster.
Monica schickte ein stilles Stoßgebet durch die Frontscheibe. 'Ich weiß nicht, wie lange ich diese miese Laune noch ertrage...'



Außerhalb von Greenville, South Carolina
6:01 p.m.

Der Wagen rollte langsam aus und kam am Rande eines ungepflasterten Sandweges zum Stehen.
Monica las sich noch einmal die Wegbeschreibung durch und verglich sie mit der Realität ihrer Umgebung. "Wir sind da", sagte sie dann.
"Ach ja?" Doggett stieg aus und sah sich um. Dichter Mischwald säumte den Weg, den sie gekommen waren und streckte seine kahlen Äste bis an die Holzbalken der kleinen Hütte.
Monica kletterte aus dem Wagen, dehnte die steifen Glieder und trat hinter ihren Partner. "Das sagen uns zumindest Shannons Unterlagen. Der Beschreibung nach sind wir genau richtig... "
John runzelte die Stirn. "Hier?"
"Wir könnten uns zumindest einmal umsehen, bevor du dir ein Urteil erlaubst. In Ordnung?"
Doggett drehte sich um und begegnete Monicas blitzenden Augen. "Wenn du meinst...", brummte er und öffnete die Tür des Häuschens.



Morgantown, West Virginia
Weather Branch
6:11 p.m.

Bosman überarbeitete noch einmal die Dienstpläne für die kommenden Schichten, als das Summen des Telefons ihn aus seinen Überlegungen riss.
"Ich höre." sprach er in den Hörer und wich zwei Labortechnikern aus, die einen Rollwagen mit empfindlichen Geräten durch die Zentrale bugsierten.
"Ist alles bereit?"
"Ja, Sir!" versicherte er eilig seinem Gesprächspartner.
"Dann aktivieren Sie jetzt diese verdammte Sperre! Ich hoffe für Sie und Ihre Leute, dass ich nicht wieder eine unangenehme Überraschung erleben werde!"
"Das werden Sie nicht, Senator. Die Sperre ist... JETZT aktiviert!"
Matheson beruhigte sich etwas am anderen Ende der Leitung. "Fein, fein, Bosman. Während unsere beiden Schnüffler nun also festsitzen, kümmere mich um unsere Verabredung. Es würde doch mit dem Teufel zugehen, wenn die Übergabe diesmal nicht gelingen sollte!"
Bosman erlaubte sich ein schwaches Lächeln. "An uns soll es nicht liegen. Die Technologie der Greenville-Sperre haben wir wenigstens ein Dutzend mal gestestet, bevor wir sie in Betrieb genommen haben."



Außerhalb von Greenville, South Carolina
6:19 p.m.

Mit einem Gesicht, das verdächtig auf den Genuss eines großen Glases saure Milch schließen ließ, knallte Agent Doggett die Tür der Hütte ins Schloss und lief schnurstracks auf sein Auto zu.
Monica Reyes folgte ihm, und ihre Miene sah nicht viel freundlicher aus, als sie sich neben John in den Sitz fallen ließ. "Also gut, du hattest recht und deine Ahnung hat dich nicht betrogen!" stieß sie wütend hervor.
Doggett startete den Motor und wandte sich ihr zu. "Soll ich dir mal etwas sagen?"
"Lieber nicht", murmelte Monica.
Verdutzt zuckte John zusammen, als er bemerkte, wie verletzt seine Kollegin war. "Nein, ich... Ich wollte sagen: Wenn wir zurück kehren, kann diese Shannon etwas erleben. Vorausgesetzt, wir finden sie!"
Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. "Soll das heißen, du bist mir nicht sauer?"
"Sauer? Ich? Weil du darauf bestanden hast, dass wir unsere Zeit vergeuden?" Er zwinkerte ihr zu. "Ich doch nicht!" Er trat auf das Gaspedal und der Wagen schoss auf den Sandweg zu. "Aber im Ernst, Monica. Ich fürchte, ich war vorhin zu grob. Wenn ich dich... "

Mit einem dumpfen Krachen prallte das Auto auf ein Hindernis und ihre Körper flogen nach vorn. Zischend öffneten sich die Airbags und bremsten ihre gefährliche Vorwärtsbewegung. Der Wagen bockte und sprang endlich einen Meter zurück, so als wäre er in ein dickes Gummiband gefahren. Klagend verreckte der Motor.

Benommen befreite sich Monica aus den Resten des Airbags und half John, dessen Gurt sich verklemmt hatte, aus dem Auto heraus.
"Was war das?" fragte er ungläubig.
"Wenn ich das wüsste", flüsterte sie und sah sich um. Wogegen auch immer ihr Wagen geprallt war: Sie konnten kein Hindernis entdecken. Kopfschüttelnd schritten sie den Weg ab, doch da war nichts! Keine Kette, kein Gummiseil... Nichts!

Verwirrt fuhr sich Monica mit den Händen durch das Haar. Eisiger Wind pfiff über die Bergkuppen und vertrieb das Tageslicht aus den Wäldern.
"Es ist ziemlich kalt hier", sagte John hinter ihr mit belegter Stimme. "Wir sollten schnellstens verschwinden!"

Als sie an ihrem Auto ankamen, kletterte John wieder hinter das Lenkrad. "He, wohin willst du?" rief er Monica nach, als sie an ihm vorüber ging.
"Zur Straße! Ich schaue dort noch einmal, ob ich etwas finde, was uns vorhin..."
Mit einem Schrei prallte sie mitten im Laufen zurück und fiel zu Boden.
"Monica!" rief John und eilte herbei um ihr zu helfen. "Ist dir etwas passiert?"
"Nein", murmelte sie verstört. "Aber ich fürchte, unser Hindernis ist wieder da."
"Aber ich sehe nichts!" rief er. "Warte mal." Mit ausgestreckten Armen näherte er sich der Stelle, an der Monica soeben gestürzt war. "Hier! Siehst du?"
Seine Hand schien eine unsichtbare Barriere berührt zu haben. Ein leichtes Zittern durchlief ihn, als er die gallertartige Substanz des Hindernisses streifte. Doch sehen konnte er es nicht. Dann lief er eilig weiter.
"Hier drüben, Monica. Versuchen wir es hier!" Doch schon nach wenigen Metern prallte auch er taumelnd zurück. "Das kann doch nicht wahr sein! Wie kann uns etwas aufhalten, das wir gar nicht sehen können? Wie? Ich kann es doch fühlen?"
Monica überlegte. Dann verschloss sie die Türen des Wagens und ging zur Waldhütte. "Lass uns morgen weiter suchen. Komm schon. Wir sollten diese Nacht nicht hier draußen verbringen!"


Fortsetzung folgt...



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