World of X

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Nach all den Jahren

von Leyla Harrison

Kapitel 8

Scully:

Ich sah, wie Mulder nach Sam griff und sie verfehlte. Ich war wie versteinert. Ich konnte mich nicht bewegen oder etwas sagen. Ich klatschte immer noch meine Hände auf dem Mund zusammen durch den Horror, der mich durchfuhr. Joe kam schwer atmend an meine Seite und sah hinunter ins Wasser zu Mulder und Sam. Verzweifelt schaute ich mich nach etwas um, das Mulder verwenden konnte, um sie näher an sich heran zu ziehen. Ich drehte meinen Kopf zu allen Seiten und suchte nach einem Ast oder einem Seil. Nichts. Als ich wieder zurück ins Wasser sah, konnte ich den Felsen, auf dem Sam aufgekommen war, im Augenwinkel unter mir sehen. Er war rot von Blut. Von ihrem Blut. Meine arme Tochter. Oh, Gott!

Tränen strömten mir über das Gesicht und mein Atem kam stockend und schnell in der klirrenden Kälte. Joe stand neben mir, er bewegte sich nicht und sagte auch nichts.

Meine Tochter, betete ich, bitte Gott, nicht meine Tochter. Bitte. Nicht sie. Ich würde alles tun. Nimm mich, nicht sie. Bitte.

"Verdammt, Dana, was ist mit dir los? Wie konntest du sie nur hierher bringen? Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?" schrei Joe mich an. Ich weinte nur noch mehr. Ich schluchzte so stark, dass mein Hals schmerzte und die Tränen in meinen Augen stachen.

"Halt die Klappe!" schrie ich ihn an. "Halt einfach die Klappe!" Ich ignorierte ihn und kletterte vorsichtig den Felsen hinunter zu Mulder. Ich konnte sehen, wie er sich in dem eisigen Wasser vorwärts kämpfte. Ich konnte meine Tochter mit dem Gesicht nach unten sehen. Oh, Gott, Mulder, betete ich, bitte...

Er griff wieder nach ihr, bekam ihre Jacke zu fassen und zog sie näher zu sich. Er drehte sie im Wasser auf den Rücken und prüfte ihren Atem. Mulder griff in seine Tasche und warf mir sein Handy zu. "Ruf einen Krankenwagen!" rief er.

"Ist sie ok?" fragte ich. "Mulder, willst du sie nicht erst aus dem Wasser holen?"

"Scully, ruf einen verdammten Krankenwagen!" schrie er. Ich wählte mit zitternden Fingern. Als ich auflegte, begann Mulder sie wieder zurück auf die Felsen zu heben. Zurück in Sicherheit, betete ich. Er schob sie auf mich zu.

"Sie ist bewusstlos", sagte er. Er zitterte von dem eiskalten Wasser. "Wir müssen sie aus dem Wasser schaffen. Wir müssen sie warm halten, bis der Krankenwagen kommt."

Ich half ihm, sie aus dem Wasser zu ziehen. Sie war viel schwerer aufgrund der nassen Kleider. Mulder und ich zogen sie zusammen auf die Felsen und Joe half uns, sie auf das gefrorene Gras zu bringen. Ich ignorierte die Kälte und zog meinen Mantel aus. Ich wickelte ihn um ihren kleinen Körper.  Ihre Augen waren geschlossen. Der Schal war immer noch um ihren Hals und würgte sie. Ich befreite sie davon. "Sei vorsichtig mit ihrem Kopf", warnte Joe.

"Ihr Puls rast", informierte uns Mulder. "Ihre Atmung ist flach."

Ich prüfte ihre Atmung und versuchte, so professionell wie möglich zu bleiben. Ich bin Ärztin, sagte ich mir. Aber meine Hände zitterten. Ob von der Kälte oder vor Angst, ich war mir nicht sicher. Wahrscheinlich von beidem.

Ich lehnte mein Ohr über ihr Gesicht und lauschte. Ich konnte ihre kurzen Atemzüge hören und sah, wie sich ihre Brust hob und senkte. Aber nicht genug. "Sie hat viel Wasser gespuckt, als ich sie umgedreht habe", sagte Mulder. "Ich glaube nicht, dass noch etwas in ihren Lungen ist." Ich hob meinen Kopf, kniff Sams Nase zusammen und wollte schon Luft in ihre Lungen blasen, als...

"Was machst du da?" fragte Joe. "Sie atmet doch!"

"Aber viel zu schwach, Joe. Sie braucht mehr Sauerstoff." Ich konnte sehen, dass ihre Haut ganz weiß war und ihre Lippen blau. Rasch prüfte ich ihre Nägel. Sie waren ok, aber sie brauchte so schnell wie möglich mehr Sauerstoff. Ich blies fünfmal Luft in ihre Lungen. Ihr Brustkorb hob sich bei jedem Male. Als ich aufhörte, checkte Mulder ihren Puls.

"Er ist besser."

Ich überschaute den Park. Wo blieb bloß dieser verdammte Krankenwagen?  Vorsichtig hob ich Sams Kopf um mir die Wunde anzusehen. Ich sah, dass ihr Kopf an der Seite aufgekommen ist. Das Blut floss immer noch an der Seite ihres Gesichtes entlang.

"Meinst du nicht, du solltest warten, bis der Krankenwagen hier ist?" fragte Joe.

"Sie ist Ärztin", schnappte Mulder, "sie weiß, was sie tut."

"Aber die Sanitäter sind ausgebildet. Ihr medizinisches Fachwissen ist auf dem neusten Stand. Alles, was Dana in den letzten drei Jahren gemacht hat, war im Medizinischen Untersuchungszentrum im Ort an Leichen herumschnippeln."

"Ich weiß, was ich tue", knurrte ich ihn an und sah auf. Mulder fror. Er kniete neben mir und Sam immer noch in seinen nassen Sachen und zitterte.  Seine Zähne klapperten hörbar. "Gib mir deinen Mantel, Joe", verlangte ich.

Er zog ihn ohne weiteren Kommentar aus und gab ihn mir. Ich knüllte ihn zusammen und presste ihn auf die Wunde auf Sams Kopf, um das Blut zu stoppen.

"Warum wacht sie nicht auf?" Joe fasste unser aller Gedanken in Worte. "Ich weiß es nicht", antwortete ich und meine Stimme brach. "Ich weiß es nicht."

Ich konnte die Sirenen jetzt hören. Ich sah auf und konnte den Krankenwagen näher kommen sehen. Sobald sie dicht genug waren, hielt er an und zwei Sanitäter sprangen heraus. "Meine Tochter, sie ist vier Jahre alt, sie ist mit dem Kopf auf einen Felsen gestoßen", informierte ich sie. Genau so, Dana, bleib professionell. Bleib ruhig. Werd jetzt nicht schwach.

"Ihr Puls ist 80 und wir haben sie beatmet und ihre Atmung ist besser geworden." Ein schneller Blick auf Sam verriet mir, dass der Sauerstoff, den ich ihr gegeben hatte, geholfen hatte. Ihre Hautfarbe ist besser geworden.

"Sie hat eine Kopfwunde. Wir haben versucht, das Blut zu stoppen."

"War sie im Wasser?" fragte mich einer der Sanitäter. Ich nickte. "Das ist gut. Die Kälte hat bestimmt den Blutfluss verlangsamt." Der andere Sanitäter funkte bereits zum Krankenhaus und beschrieb ihnen die Situation. Ich konnte die knackende Antwort hören.

"Cochran 2, Sie können sie direkt in die Intensivstation bringen. Ein Bett steht schon bereit. Ich wiederhole, bringen Sie sie nicht in den OP, sondern direkt auf die Intensiv Station."

"Verstanden. Wir sind in zehn Minuten da." Er wandte sich zu seinem Partner. "Wir müssen sie an einen Tropf anschließen und sie direkt in den Wagen bringen."

"Bin schon dabei", sagte der Sanitäter neben mir. Ich zeigte auf die Oberseite von Sams rechtem Handgelenk.

"Sie hat hier oben eine Vene." Und mir wurde mit einem Schlag klar, dass ich absichtlich die 'guten' Venen im Körper meiner Tochter kannte, falls ihr irgendetwas passiert.

Der andere Sanitäter bot Mulder eine Decke an, die er dankbar entgegen nahm und sich darin einwickelte. "Der Tropf ist drin", rief der Sanitäter.  "Bringen wir sie rein." Er hob sie auf die Trage und fing an, sie in den Wagen zu schieben. "Wer von Ihnen sind die Eltern? Sie können mit uns fahren."

"Das sind wir", antwortete Joe und ich sah zu Mulder. Er war sichtlich verletzt.

"Warum fährst du nicht mit ihnen und ich fahre mit Mulder", sagte ich zu Joe. Er war überrascht, aber einverstanden.

"Wir fahren euch nach", sagte Mulder.

"Falls Sie nicht mithalten können, wir fahren ins Stamford Krankenhaus", riefen uns die Sanitäter zu. Ich nickte. Ich wusste, wie man da hin kam.  Mulder und ich liefen zum Auto.

Als wir das Auto erreicht hatten, ging ich zur Beifahrerseite. "Mir ist kalt", sagte ich leise. Mulder kam herüber auf meine Seite, als ich die Tür öffnete.

"Scully", sagte er und griff nach meinem Arm, bevor ich ins Auto steigen konnte.

Ich drehte mich zu ihm und fiel ihm in die Arme, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre. Ich konnte seine nassen Sachen unter der Decke fühlen.  Ich konnte seinen Herzschlag hören und das Heben und Senken seiner Brust mit jedem Atemzug fühlen. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust. "Danke, Mulder", flüsterte ich und neue Tränen formten sich in meinen Augen.  "Danke, dass du Sam gerettet hast."

"Du hast dich auch nicht schlecht geschlagen", erwiderte er und hielt mich fester. Er küsste mich auf den Kopf und seine Stimme war fast erstickt durch Emotionen. "Warum wolltest du mit mir fahren?"

"Ich wollte dir danken, und ich wollte es tun ohne dass Joe es sieht oder hört."

"Jetzt ist er ja nicht hier."

"Ich weiß."

"Warum bist du gegangen?" fragte er.

"Mulder", drängte ich, "wir können später darüber reden. Wir müssen ins  Krankenhaus."

Er nickte und beugte sich herunter, um mich zu küssen. Mein Herz schlug schneller.

"Mulder", flüsterte ich und hielt ihn auf, indem ich ihn mit meiner Hand von mir hielt.

"Was? Willst du es nicht?"

Ich konnte ihn nicht anlügen. Natürlich wollte ich es, und er wusste es.

"Ich habe Angst", sagte ich. "Es hat sich nichts verändert. Es ist jetzt alles viel... komplizierter. Sam..." Er nickte. Er schob meinen Arm beiseite und küsste mich sanft und langsam und hörte viel zu schnell auf. Es war die Art von Kuss, die mir wortwörtlich den Atem raubte. In dem Kuss war Wärme und Zärtlichkeit und Liebe. So viel, dass ich mich geliebt und umsorgt und völlig überwältigt fühlte. "Wir müssen zum Krankenhaus."

"Zeig mir den Weg und wir sind im Handumdrehen da."

 

Mulder:

Wir kamen am Krankenhaus an, nachdem wir nicht mehr als fünf Worte im Auto gewechselt hatten. Es hat etwa fünfzehn Minuten gedauert. Ich konnte immer noch ihre Lippen auf meinen fühlen und fasste einen Entschluss, als wir auf den Parkplatz fuhren. Egal, was passierte, egal, was es kostete, Scully und ich würden wieder zusammen sein. In den letzten anderthalb Tagen habe ich erkannt, dass egal, wie sehr sie mir wehgetan hat, es tat mir mehr weh, ohne sie leben zu müssen. Ich hatte fünf Jahre in schmerzvoller Einsamkeit verbracht, das war es nicht wert. Ich wusste, dass ich so nicht weiter machen konnte.

Wir stiegen aus, betraten das Krankenhaus und fragten nach der Intensivstation. Wir gingen hinein und fanden Joe im Wartezimmer.

"Wo ist Sam?" fragte Scully sofort und ging zu ihm.

"Drinnen. Sie machen eine Computertomographie mit ihr um die Ausmaßen der Kopfverletzung zu bestimmen." Seine Stimme war kalt. Es war offensichtlich, dass er Scully die Schuld an dem Unfall gab. Es machte mich rasend, aber ich sagte nichts. "Sie ist in kritischer Verfassung", fügte er hinzu und streute somit Salz in die Wunde. Scullys Gesicht sank in sich zusammen. "Es tut mir leid", flüsterte sie mit tränenerfüllten Augen.

"Unsere Tochter könnte sterben", fauchte er wütend und betonte das 'unsere', weil ich daneben stand. "Und es tut dir Leid, Dana? Das ist alles, was dir einfällt?"

"Es war ein Unfall", sagte ich kalt. "Es ist nicht ihre Schuld."

"Sie hat Sam da rausgebracht. Wie kann es nicht ihre Schuld sein?"

"Sie ist meine Tochter, Joe."

"Verdammt noch mal, ich habe sie großgezogen. Ich liebe sie. Sie wissen überhaupt nichts über sie."

"Ich weiß, dass sie meine Tochter ist. Das sie aus Liebe gezeugt wurde. Die Liebe, die Scully und ich hatten."

Scully bekam Angst. "Mulder, jetzt nicht—"

"Doch, jetzt. Sie ist meine Tochter, Scully. Unsere Tochter. Diese Tatsache hat sich nie geändert."

Keiner von uns dreien sagte mehr etwas und wir setzten uns auf die unbequemen Plastikstühle, weit voneinander entfernt. "Warum haben sie uns noch nicht gesagt, wie es um sie steht?" fragte Scully einige Zeit später leise und ängstlich.

"Sie haben gesagt, dass sie herauskommen, sobald sie uns etwas sagen können", antwortete Joe.

Eine Stunde verstrich.

Ein Arzt mit Handschuhen und einem Namensschild, das ihn als Dr. Young identifizierte, erschien aus der Intensivstation. "Sind Sie Samantha Harmons Eltern?" fragte er und schaute uns alle an, weil er sich nicht sicher war, ob Joe oder ich der Vater war. Wir nickten alle drei. Der Arzt trat näher und fuhr fort. "Ich bin Dr. Young, der Stationsarzt. Ihr Zustand ist jetzt stabil, aber sie hat ein schweres Trauma. Sie liegt im Koma. Wir machen gerade eine Computertomographie, um es zu bestätigen, aber die Untersuchungen bisher lassen vermuten, dass es einen starken Druck auf ihr Gehirn gibt."

Scully drohte umzukippen und Joe und ich waren an ihrer Seite. Jeder hielt einen Arm, um sie zu stützen.

"Bis die Ergebnisse der Tomographie da sind, haben wir einige Möglichkeiten. Wir können operieren, um den Druck auf ihr Gehirn zu lindern.  Ich habe schon nach einem Neurochirurgen rufen lassen, damit er sie sich ansieht. Doch die Operation ist sehr riskant. Der Neurochirurg glaubt, dass das Ergebnis der Operation es nicht wert ist."

"Was nicht wert ist?" fragte Joe.

"Nicht den Versuch wert, ihr Leben zu retten. Ich glaube nicht, dass sie die Operation überleben wird. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie lange sie noch durchhalten wird. Ich vermute eine große Menge Blut in ihrem Gehirn. Zu viel Blut. Das, zusammen mit dem inneren Druck, der stetig ansteigt, schnürt die Sauerstoffversorgung auf ihr Gehirn ab. Ich weiß, sie ist jung und ansonsten gesund, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand so eine Verletzung überleben könnte. Technisch gesehen glaube ich, dass sie bereits seit dem Aufprall hirntot gewesen ist. Sie hat keinerlei Schmerzen. Das EEG hat keinerlei Gehirnaktivitäten angezeigt. Wir behalten sie an den lebenserhaltenden Maschinen, um in zwölf Stunden noch ein EEG durchzuführen, um sicher zu gehen. Das ist die übliche Vorgehensweise."

"Sie ist hirntot?" fragte Joe ungläubig. Dr. Young nickte.

"Oh, Gott", flüsterte Scully. Ihre Augenlieder flatterten und sie versuchte, aufrecht stehen zu bleiben. Ich legte einen Arm stützend um ihre Hüfte. Joe merkte es nicht einmal. Sein Gesicht war eine einzige Maske von Schmerzen.

"Wie gesagt, wir warten auf die Ergebnisse. Aber wenn sie meine Vermutung bestätigen, hat sie nicht mehr viel Zeit. Sie können jetzt hinein und sie sehen, wenn Sie möchten." Joe und ich nickten. Scully hatte alle Mühe stehenzubleiben. "Es tut mir sehr leid."

Dr. Young ging wieder zurück auf Station. Tränen strömten über Scullys Gesicht, als sie leise anfing zu weinen. "Möchtest du reingehen?" fragte ich sie und sie nickte.

"Mein Baby", brach sie heraus. Unerträglicher Schmerz stach mir in die Brust. Meine Tochter. Joes Worte echoten in meinen Ohren. Sie wissen überhaupt nichts über sie. Und jetzt, dachte ich, werde ich auch nie etwas über sie erfahren. Das Bild von Sams Schlafzimmer schoss mir durch den Kopf.

Wie sie vor Scullys Haus stand. Am Esstisch. Wie sie aus dem Auto gesprungen ist. Das waren die einzigen Erinnerungen, die ich je an sie haben würde.

"Lasst uns rein gehen", sagte Joe mit sanfterer Stimme. "Wir sollten sie alle sehen." Ich versuchte ein dankbares Lächeln, doch Tränen vernebelten meinen Blick. Er  versuchte auch, seine Tränen zurückzuhalten.

Wir nahmen Scully in unsere Mitte und betraten das Zimmer, in dem Sam lag. Sie hatte ein Krankenhaushemd an und war mit einer Thermodecke zugedeckt. Überall waren Schläuche, Drähte und Maschinen. Ein Schlauch steckte in ihrer Nase, ein anderer war an ihre Lippen geklebt und führte ihren Hals herunter. Die Monitore zeigten ihren Herzschlag und ihre Gehirnwellen an.

Zahlreiche Tropfe steckten in ihren Venen, dessen Schläuche hinauf zu den Behältern führten, die über ihrem Bett hingen. Die Herzmaschine piepte gleichmäßig. Ihre kleine Brust hob und senkte sich rhythmisch, als die Luft mechanisch in ihre Lungen gepumpt wurde. Ihr Kopf war bandagiert, aber ich konnte Strähnen kastanienbraunes Haar sehen. Und ihre Augen waren friedlich geschlossen.

Als Scully das alles sah, gaben ihre Knie nach und Joe und ich hielten sie fest. Sie schluchzte nun ganz offen, genau wie Joe.

Panik ergriff mich. Ich konnte mich genau daran erinnern, wie ich Scully damals auf der Intensivstation in genau demselben Zustand gesehen hatte und jetzt, wo Sam hier so lag, war es sogar noch schlimmer. Es betäubte mein Gehirn und meinen Körper, so dass ich nicht mehr fühlen konnte, dass ich Scully festhielt.

Tränen strömten über mein Gesicht für dieses Kind. Das Kind, das meine Tochter war, meine und Scullys, das schon so gut wie tot war. Es waren Tränen für Sam und es waren Tränen, die ich damals an Scullys Bett nicht vergießen konnte.

 

Mrs. Scully:

Als ich herausgefunden hatte, was passiert war und in Connecticut ankam, nahm ich ein Taxi und fuhr direkt zum Krankenhaus. Ich ging hoch zur Intensivstation und wurde hineingelassen. In Sams kleinem Zimmer standen Dana, Fox und Joe an ihrem Bett. Jemand hat Dana mit einer Decke zugedeckt und sie schlief. Joe nickte mir grüßend zu und ich nickte zurück.

Ich sah mein Enkelkind auf dem Bett an all diese Maschinen angeschlossen und schluckte hart. Fox schaute auf, als ich das Zimmer betrat und wir sahen uns an. Wir wussten beide, was der andere dachte. Es war genauso, wie Dana damals dem Tode nahe auf dem Krankenhausbett gelegen hatte.

Fox stand leise von seinem Stuhl auf und schob mich sanft wieder hinaus auf den Gang. "In ein paar Stunden werden sie noch ein EEG machen... aber sie ist hirntot. Sie ist an lebenserhaltende Maschinen angeschlossen."

"Oh, Fox", sagte ich, mein Herz schwer vor Kummer. "Sie ist noch so jung."

Er nickte. Auf seinen Wangen waren immer noch Spuren von Tränen und seine Augen waren geschwollen. "Dana nimmt es nicht gut auf. Der Arzt hat ihr ein mildes Beruhigungsmittel gegeben, damit sie etwas schlafen kann. Er sagte, sie sollte nicht 12 Stunden lang hier sitzen und alles mit ansehen."

Ich nickte. Meine arme Tochter. Sie hat schon so vieles durchstehen müssen und jetzt das. Ich konnte es mir nicht annähernd vorstellen, was das alles für sie bedeutete. "Ich würde gerne bleiben, Fox", sagte ich mit einem Kloß im Hals.

"Ich habe bereits einen Stuhl für Sie bereit stellen lassen", sagte er, als ob er gewusst hatte, dass ich im Zimmer bleiben wollte.

"Danke."

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