World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Engelchen

von Spooky

Kapitel 1

Mulder dachte darüber nach, dass er genau das, was er gerade tat, wieder öfter tun sollte. Er lag in seiner Badewanne und um ihn herum hatte er einige Kerzen und ein Räucherstäbchen angezündet. Zusammen mit dem Badeöl, war es die Entspannung pur und erst das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Verdammt, warum muss gerade jetzt wieder jemand nerven? Ich brauch auch mal meine Ruhe, sonst ist mein Akku bald leer.

„Hallo Mulder, ich bin’s!“ Als er Scullys Stimme vernahm, stimmte ihn das natürlich gleich wieder milder, denn Dana störte ihn niemals. Im Gegenteil, er liebte es mit ihr zu plaudern, in ihrer Nähe zu sein und freute sich daher über ihren unerwarteten Anruf. In der letzten Woche hatte sie Urlaub gehabt, weil sie gezwungen gewesen war sich eine neue Wohnung zu suchen und daher hatte er an diesem neuen Fall erst mal ganz alleine arbeiten müssen, d.h. eigentlich war es keine X-Akte, denn das FBI suchte einen brutalen Serienkiller und als Profiler war sein Ruf nach wie vor glänzend, so dass Mulder diese Ermittlung nun leitete und das bedeutete eben einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit.

„Mulder, ich wollte sie fragen, ob sie vielleicht Lust hätten morgen Abend so gegen 20.00Uhr mit mir zu essen. Ich meine, ich habe meine neue Wohnung jetzt fertig und ich dachte, ich könnte ihnen wieder einen Schlüssel dazu geben. Ich wollte eine Kleinigkeit für uns kochen. Was sagen sie, Mulder?“.

Ob er Lust hätte? Was für eine Frage! Und ob er gerne mit ihr zu Abend essen wollte.
“Danke, Scully für die Einladung. Ich komme natürlich, denn ich bin schon ganz neugierig auf ihre neue Wohnung. 20.00 Uhr passt mir gut. Soll ich Wein mitbringen?“. Mulders Begeisterung lies sich nur schwer verbergen. Er war nicht nur neugierig auf Scullys neue Bleibe, vor allem hatte er sie in der vergangenen Woche schrecklich vermisst. Es war eben nicht dasselbe ohne Dana zu arbeiten und Mulder hatte sich eingestanden, dass er unübersehbar mehr für seine Partnerin empfand. Er vermisste sie anzusehen, ihre Stimme zu hören und sie einfach nur in seiner Nähe zu wissen.

„Fein, ich freu mich auf morgen, Mulder! Gute Nacht.“

Mulder legte das Handy beiseite und rutschte wieder etwas tiefer ins Badewasser. Wann immer er mit Dana in den letzten Wochen gesprochen hatte, war da immer dieses Kribbeln gewesen in seinem Bauch, diese Schmetterlinge, die wohlige Schauer durch seinen Körper sandten und auch dieses Mal war es nicht anders. Nur gut, dass Dana ihn so nicht sehen konnte, denn allein ihre Stimme hatte seine bestes Stück zu beachtlicher Größe werden lassen und Mulder streichelte sanft und genussvoll über seinen Schaft. Ich bin definitiv verrückt nach ihr. Wenn sie wüsste, wie sehr ich mich danach sehne bei ihr zu sein. Ich will sie, ich würde ihr all meine Liebe geben und sie glücklich machen, sie beschützen und für sie da sein, wenn sie mich nur lassen würde. Oh Gott, ich hoffe, dass sie genauso für mich empfindet. Ich liebe sie. Sie hat mein Herz vor sieben Jahren im Sturm erobert und nur sie vermag diese Gefühle in mir zu wecken, die ich für sie empfinde.



Scully freute sich, dass Mulder ihre Einladung so schnell angenommen hatte. Eigentlich hätte sie sich das nie getraut, aber sie hatte mal wieder ihrer besten Freundin die Ohren zugejammert, wie sehr sie sich in Mulder verknallt hatte und das war an diesem Abend nicht das erste Mal gewesen. Sarah konnte es fast schon nicht mehr ertragen. Warum war sie nur immer so schüchtern, was Mulder anging? Sonst war Dana doch auch nicht so und Sarah hatte endlich genug. Sie schlug das Abendessen vor und wählte Mulders Nummer, als Dana der Bammel packte. Was wenn er nein sagen würde, hatte sie sie gefragt, aber Sarah hatte dieses Problem gar nicht gesehen.

„Nein sagen? Dana, siehst du eigentlich nicht, wie er dich ansieht? Er steht total auf dich, aber diesbezüglich habt ihr wohl ein kleines Kommunikationsproblem.“ Sarah hatte die zwei vor einigen Wochen auf dem Frühlingsball erlebt und sofort bemerkt, was sie füreinander empfanden. Wenn sie das nicht alleine hinbekamen, musste sie es eben mit den guten alten Verkupplungsversuchen probieren.

„Oh Gott, er hat ja gesagt, Sarah. Er wird kommen“, freute sich Scully. “Und jetzt, was soll ich anziehen? Ich hab doch gar nichts Richtiges im Moment. Ich kann doch da nicht in Sack und Asche vor ihn treten“.

Sie hatten gemeinsam Danas Kleiderschrank durchwühlt und sich schließlich für einen kurzen grauen Rock und ein schlichtes, bordeauxfarbenes, enges Shirt mit V- Ausschnitt entschieden. Dazu noch ihre neuen schwarzen Lackschuhe mit den Riemchen um den Knöchel und das Styling für den nächsten Abend war perfekt bevor Sarah sich auf den Heimweg machte und Dana alles Gute für den Abend mit Mulder gewünscht hatte.



Der nächste Tag verging bis zum Abend für Dana wie im Flug. Sie hatte die ganze Zeit über schon gute Laune gehabt und das gute Wetter trug den Rest dazu bei. Bevor sie sich duschte und umzog, hatte sie das Essen soweit vorbereitet, den Tisch gedeckt und alles ordentlich aufgeräumt. Sie wollte, dass Mulder ihre neue Wohnung gefiel, dass es ihm bei ihr gefiel. Gegen 19.30 Uhr war das Essen fast fertig und Dane schlüpfte in ihre Sachen, die sie für den Abend herausgesucht hatte und wartete auf ihr Date mit Mulder, während sie schon mal die Stereoanlage anschaltete.



Wenn dieser Idiot vor mir weiter so herumtrödelt, dann komme ich nie an. Toller Eindruck! Gleich bei der ersten Einladung zu spät.

Mulder fluchte im Wagen, weil der Fahrer vor ihm einfach nur unmöglich fuhr und er auch keine Chance hatte ihn zu überholen. Er hatte insgesamt zwei Stunden im Bad und vor seinem Kleiderschrank verbracht, bis er das richtige gefunden hatte. Erst hatte er einen Anzug getragen, aber darin sah Dana ihn ja jeden Tag und so hatte Mulder sich schließlich für eine dunkelgraue, recht modern geschnittene Hose und ein enges schwarzes Shirt entschieden. Seine Haare wirkten durch das Gel wesentlich dunkler als sonst für gewöhnlich, aber alles in allem war er zum Schluss ganz zufrieden so mit sich gewesen. Als er im richtigen Viertel war, fuhr er etwas langsamer, um die richtige Hausnummer zu finden. Nach einem Moment hatte die richtige Hausnummer gefunden und stieg neugierig aus. Er hatte von den Umbaumaßnahmen der alten Feuerwehrwache in Georgetown in der Zeitung gelesen, aber nicht damit gerechnet, dass Dana dort eine Wohnung gefunden hatte, weil sie zwar günstig, aber schnell vergriffen waren und Dana musste ja ganz spontan ausziehen. Den ersten Eindruck empfand Mulder schon mal als sehr positiv, bis er auf Danas Nachbar traf, der direkt unter ihr im dritten Stock wohnte. Da der Aufzug noch nicht funktionierte, musste Mulder die Treppen nehmen und allein der Flur in Stockwerk Nummer drei unterschied sich schon mehr als etwas von den Anderen, denn er war in sehr knalligen Farben gehalten. Pink gemischt mit einem grellen Blau, es gab dort eine ebenfalls pinke Leuchtreklame mit dem Schriftsatz „Birdcage“, die Mulder sofort an gleichnamigen Kinofilm erinnerte. Absolut unübersehbar war eine lebensgroße Nachbildung der David-Figur von Michelangelo, die direkt neben der Eingangstür stand und dessen Männlichkeit sich entgegen aller Schwerkraft unübersehbar in den Himmel reckte. Mulder musste unwillkürlich grinsen. Wer immer hier wohnte, hatte entweder einen ziemlich coolen Geschmack oder war stockschwul. Als er grinsend diese Flurgestaltung näher betrachtete, flog auf einmal die Tür auf und Mulder stand vor einem wildfremden Mann, der ihn sogleich ansprach, weil er wohl Besuch erwartet: „Oh, mondieu, isch dachte, dass isch jemand anderes geört ätte. Tut mir leid. Ich wollte sie nicht erschrecken. Wollen sie Dana besuchen?“, sprudelte es nur so mit einem französischen Akzent aus ihm heraus und Mulder war sich sofort sicher, dass dieser Typ vom anderen Ufer war. Er hatte nichts gegen Schwule, aber manchmal fielen sie halt einfach schon durch ihr Verhalten und Körperhaltung auf, genau wie Serge, der sich ihm gleich mal vorstellte.

„Ja, ähm in der Tat. Ich will zu Miss Scully. Sie kennen sich bereits?“, fragte Mulder schmunzelnd und Serge erklärte ihm ausführlich, wie nett Scully doch sei. Er hätte sich letztens ausgesperrt und eigentlich hatte er von ihr aus nur telefonieren wollen, aber sie sei dann so lieb gewesen, ihm aus der Patsche zu helfen und hatte ihm sein Schloss geöffnet, wovon er wohl stark beeindruckt war, wie Mulder an seinem Erzählstil erkannte. Außerdem hätte sie ihm eine seine Skulpturen als Geschenk für ihre Mom abgekauft, er sei nämlich Künstler, flötete Serge und Mulders Blick fiel automatisch auf den David neben der Tür. Hatte Dana ihrer Mom tatsächlich so eine Skulptur, mit diesem nicht zu übersehendem Merkmal geschenkt? Oh man! Mulder verabschiedete sich freundlich von Serge, weil er sich bei Scully nicht noch mehr als fünf Minuten verspäten wollte und nahm die letzte Treppe in großen Schritten. Etwas nervös zappelte er, bis er Danas Schritte hörte und als sie öffnete, schenkte sie ihm ihr schönstes Lächeln zur Begrüßung, das sein Herz dahin schmelzen lies und bat ihn einzutreten.

„Hi, Scully. Es tut mir leid, ich bin etwas zu spät, aber ich hab im Flur deinen neuen Nachbarn getroffen. Serge- und er hat mich in ein kurzes Gespräch verwickelt. Du hast diesen Mann ja stark beeindruckt.“, begrüßte er sie ebenfalls lächelnd.

Dana zeigte Mulder den Kleiderständer für seine Lederjacke und im nächsten Moment gab er ihr erst mal sein Einweihungsgeschenk, das er für sie ausgesucht hatte.

„Mulder- das, das wäre doch nicht nötig gewesen!“, stammelte Dana etwas, denn mit einem Geschenk hatte sie nicht gerechnet.

„Ich weiß, aber ich hab es heute morgen beim Shoppen gesehen und dachte, du würdest es vielleicht mögen!“. In Wahrheit war er sich ziemlich sicher, dass es Dana gefallen würde, denn er kannte ihren Geschmack, was Bilder anging und

hatte es gezielt danach bei diesem jungen Maler ausgesucht. Es war nicht zu teuer gewesen und jetzt als er die Farben an Danas Wänden sah, wusste er, dass es perfekt hierher passte und war froh, dass er sich für dieses Bild entschieden hatte.

„Wow, Mulder! Es ist wunderschön, aber du hättest das nicht tun müssen. Es war sicher viel zu teuer“. Dana war begeistert von dem Bild und der intensiven Ausstrahlung der Farben. „Es gefällt mir sehr, danke Mulder“, flüsterte sie und gab ihm schüchtern ein sanftes Küsschen auf seine Wange, wobei ihr mal wieder auffiel, wie verdammt gut sein Rasierwasser roch. Er sah verdammt gut heute Abend aus. Dana mochte die Art, wie er sein Haar frisierte, wenn er privat ausging und in seinen Alltagsklamotten kam sein athletischer Körper viel besser zur Geltung, als in den Anzügen, die er sonst trug. Sein enges T-Shirt zeichnete seine breiten Schultern und jeden Muskel seines Oberkörpers deutlich ab, was Dana doch mehr gefiel, als sie es üblicherweise eingestand. Mulder war ein gut aussehender Mann, vieles an ihm wirkte einfach nur sehr sexy und bei ihr waren es seine haselnussbraunen Augen und seine Stimme, sein Haar, ach wenn sie ehrlich war, dann hatte sie sich eben in seine Gesamterscheinung verknallt, aber am Meisten mochte sie sein Wesen, seinen starken Charakter und seine Fürsorglichkeit.

Danas neue Wohnung war sehr offen angelegt. Es gab kaum Winkel und Abgrenzungen und genau das gefiel Mulder sofort. Vom Eingang aus konnte man das große Wohn- und Esszimmer überblicken, von wo aus eine kleine Treppe auf eine Empore über die Küche führte, wo Dana ihr Schlafzimmer eingerichtet hatte. Ansonsten gab es nur noch zwei weitere abgeschlossene Räume. Das Bad und die Küche. Es war so ganz anders, als ihre alte Wohnung, aber Dana hatte es mindestens genauso geschmackvoll eingerichtet.

„Sieh dich ruhig um, wenn du magst. Ich muss noch kurz in die Küche, denn einen Moment dauert es noch. Da sieht man mal, dass ich eben nicht so oft koche“.

„Wenn es so gut schmeckt, wie es jetzt schon riecht, dann wird es sicherlich mehr als schmackhaft“, antwortete Mulder und nahm Danas Angebot sich umzusehen gerne an.

Die Wohnung war einfach nur perfekt, auch wenn sie vielleicht etwas groß war für eine Person, aber Mulder hätte sie auch genommen, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte wie Scully. Da es draußen schon ziemlich warm war, hatte Dana die Tür zur Dachterrasse offen gelassen und genau von diesem Teil der Wohnung war Mulder hin und weg. Sie war nicht allzu groß, aber es reichte für einen Tisch, vier Stühle und in der anderen Ecke, hatte Dana eine Hängematte angebracht. Drumherum wuchsen schon viele Blumen in den Kästen, so dass es urgemütlich wirkte und niemand hereinsehen konnte. Im Sommer musste es wundervoll sein dort zu relaxen, dachte er, während er Dana in der Küche werkeln hörte. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass sie gar nicht kochen würde oder könnte, weil oft dafür keine Zeit war, aber es sah so aus, als würde er sich geirrt haben.

Genau wie die gesamte Wohnung gefiel ihm genauso der Schlafbereich und das Bad, das sogar zwei Säulen im griechischen Stil hatte. Nein, die Wohnung war wirklich perfekt. Mulder schlenderte in die Küche, um zu sehen, ob er noch etwas tun könne und Dana etwas Arbeit abzunehmen, aber sie war so mit einer Pfanne beschäftigt, dass sie ihn gar nicht bemerkte, wie er in der Tür stand und Mulder ließ seinen Blick langsam über ihren Körper gleiten.

Oh mein Gott! Sie ist so wunderschön. Ich könnte stundenlang hier stehen und dich einfach nur ansehen. Mit diesen Schuhen wirkten ihre Beine definitiv länger, als Mulder es je für möglich gehalten hatte bei Danas Größe und der Rock und das hautenge Shirt, brachten ihre zierliche Figur voll zum Vorschein. Sie sah zum anbeißen aus und Mulder war in diesem Moment dankbar, dass es da doch diese Kleiderordnung beim FBI gab, denn wenn Dana jeden Tag so herumlaufen würde in seiner Nähe, würde es ihm mit Sicherheit etwas schwerer fallen einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sah einfach nur verdammt sexy so aus!

„Ähm, kann ich irgendwie helfen, Scully?“, fragte Mulder leise und Dana fragte sich, wie lange er wohl schon so im Türrahmen gestanden hatte.

„Ja, das wär lieb von dir. Du kannst den Wein aufmachen, wenn du möchtest. Gläser sind in der Vitrine im Essbereich“. Gesagt getan. Mulder öffnete den Wein, damit er atmen konnte, suchte die Gläser heraus und zündete schon mal die Kerzen auf dem Tisch an. Als Dana leise Musik in der Küche hörte, wusste sie, dass Mulder wohl die Anlage entdeckt hatte und nach einem Moment war dann alles soweit, dass sie essen konnten.

Nach den ersten Bissen war Mulder einfach nur tief beeindruckt von Danas Kochkünsten. „Hhm, Scully. Es ist super lecker! Wirklich. Ich weiß zwar nicht genau, was ich hier gerade esse, aber es schmeckt fantastisch!“. Dana lächelte, freute sich über sein Kompliment und erklärte ihm, dass das ein typisches Gericht aus Belize sei, was Mulder im ersten Moment wunderte, aber dann erfuhr er etwas mehr aus Danas Familiengeschichte zur besseren Erläuterung. Ihre Mom stammte nämlich aus Belize und daher hätte es früher oft einheimische Gerichte von dort gegeben. Mulder war beeindruckt. Ihre Mom war zwar ein eher dunkler Typ, im Vergleich mit ihrer Tochter, aber an ihrer Sprache hatte er es nie bemerkt. Da kam Dana wohl ganz nach dem irischen Einfluss ihrer Familie seitens ihres Dads. Jetzt wusste Mulder auch, warum ihr Spanisch im Ausland immer so viel besser war als seins, denn ihre Mom hatte sie alle zweisprachig erzogen. Er genoss es, dass Dana ihm etwas mehr von sich erzählte, denn das tat sie immer viel zu selten. Sie arbeiteten jetzt schon zwar seit sieben Jahren zusammen und er hielt sich auch nicht für den schlechtesten Analytiker, aber nur selten gelang es ihm in seiner Partnerin wie in einem offenen Buch zu lesen. An diesem Abend machte Scully es ihm etwas einfacher und im Gegenzug bekam sie auch etwas mehr über Mulder heraus. Er sprach ungern über seine Kindheit, weil es immer noch verbunden war mit dem Schicksal seiner Schwester, aber auf der anderen Seite vertraute er Dana mehr als alles anderem auf diesem Planeten und so verflogen die Stunden wie im Flug. Dana genoss Mulders Anwesenheit. Er war so aufmerksam und es war leicht sich mit ihm zu unterhalten. Nach dem Essen hatten sie es sich auf der Dachterrasse bequem gemacht und im Schein der Kerzen konnte Mulder seinen Blick nur selten von Dana reißen und gemeinsam lachten sie wieder und wieder über alte Geschichten, bis ihnen der Bauch wehtat, bis sie plötzlich vom Klingen eines Telefons unterbrochen wurden.

Dana verschwand ins Wohnzimmer und sein Blick folgte ihr, sah, dass es wohl eine offizielle Angelegenheit oder ein schlechte Nachricht war, denn Danas Augen verdüsterten sich für einen kleinen Moment, aber lange genug, dass es Mulder auffiel.

„Schlechte Nachrichten, Scully?“, fragt er sanft.

„Das war Skinner. Er sucht überall nach dir. Hast du dein Handy aus? Es gibt noch eine Tote und wir sollen zum Fundort kommen, soll ich dir ausrichten für den Fall, dass ich dich eher erreiche als er!“. Auf der einen Seite freute Dana sich, dass Mulder sein Handy ausgeschaltet hatte, damit sie wohl nicht gestört wurden, immerhin war es Wochenende, aber jetzt mussten sie doch unweigerlich los und zwar schnell, denn immerhin leitete Mulder diesen Fall.

Ganz prima, ich habe wirklich Glück! Da verbringe ich nur einmal einen wundervollen Abend mit der Frau meines Herzens und ich kann sichergehen, dass jemand dazwischen funkt.

Manchmal hasste er seinen Job, der im Extremfall auch keine Rücksicht auf die Freizeit nahm, aber dieser Wahnsinnige hatte wieder zugeschlagen und er musste ihn einfach finden, bevor noch weitere Frauen sterben würden.

Sie waren so schnell es ging zum Fundort der Leiche gefahren, um möglichst wenig Zeit zu verlieren und wirkten in ihrer Freizeitkleidung an diesem Ort zwischen all den anderen Agenten etwas sehr unplatziert und zogen neugierige Blicke auf sich. Auf der Fahrt hatte Mulder Scully alles Wichtige über diesen Fall erklärt, denn sie hatte ja fast eine Woche verpasst, aber nun war Mulder froh, sie in seinem Team zu haben, denn dieser Ersatzpathologe war bisher keine große Hilfe gewesen, ganz zu schweigen davon, dass er viel zu langsam arbeitete und damit Mulder immer das Gefühl hatte einfach zu langsam zu sein.

Dieser Kerl arbeitete ganz nach einem Muster. Er brachte die Leichen immer näher in die Stadt, so dass man sie auf jeden Fall finden musste. Wollte er, dass sie sie finden, um mit ihnen zu spielen? Noch erkannte Mulder kein eindeutiges Muster, aber er schwor sich alles zu tun, um dieses Tier zur Strecke zu bringen, nachdem er einen Blick auf die Leiche einer weiteren jungen Frau geworfen hatte und den Anblick nur schwer ertragen hatte. Sein Magen begann sich zu drehen, als er sie sah und er musste all seine Professionalität aufbringen, um nicht wie einer der anderen jungen Agenten hinter einen Streifenwagen zu verschwinden, um sich die Seele aus dem Leib zu kotzen.

Scully erging es nicht besser. Sie war ständig konfrontiert mit Mordopfern, hatte bald alles gesehen, was sich der Verstand kranker Menschen ausdenken konnte, aber auch sie schluckte ihren Würgreiz herunter, als sie einen kurzen Blick auf die Wasserleiche warf. Wer war so krank erst jemanden umzubringen, ins Wasser zu werfen, nur um sie dann irgendwann wieder in die Stadt zu bringen, wo man sie unweigerlich finden würde?

„Sehen sie zu, dass sie auf den schnellsten Weg nach Quantico kommt!“, fauchte Dana einen jungen Agenten an, der gerade arg mit seinem Magen kämpfte und nur Mulder erkannte, dass Dana es nicht viel besser ging bei diesem Anblick. Sie überspielte das nur mit geübter Professionalität.

Als Mulder zu einer Gruppe anderer Agenten kam, um sein weiteres Vorgehen zu erläutern, wurde er gleich von Agent Walton begrüßt mit seiner unverblümten Art, der nach Scully schielte und prompt seinen Kommentar abgeben musste

„Geiler Arsch, findest du nicht Mulder? Oh man, ich würde alles dafür geben, sie nur einmal haben zu können. Wie gelingt es dir eigentlich mit ihr zusammenzuarbeiten, ohne dabei ständig mit einem mords Ding herumzulaufen? Da denkt man doch glatt daran, diese FBI- Klamottenregeln abzuschaffen, was? Hast du diese Schuhe gesehen? Die schreien doch geradezu: „Nimm mich und fick mich!“.“

„Tja, es gibt eben Leute, die haben den Sprung aus der Steinzeit schon geschafft, Walton und laufen nicht wie du schwanzgesteuert durch die Gegend. Und ach, ich bin sicher, dass deine Frau ganz begeistert von deinen Phantasien wäre, was?“. Mulder wusste, dass man Walton nur mit seinen eigenen blöden Sprüchen schlagen konnte, denn er war ein unverbesserlicher Schürzenjäger, obwohl er eine wirklich hübsche Frau und zwei süße Kinder hatte und er mochte es ganz und gar nicht, dass er so über Scully sprach. Nicht, dass er nicht auch fand, dass seine Beschreibung, bezüglich ihres Pos stimmte, aber er mochte es ganz und gar nicht, dass er so über sie sprach.

„Sieh zu, dass du die Zeugen befragt bekommst. Irgendjemand hat vielleicht etwas gesehen!“, forderte Mulder von Walton und dieser zog vielsagend grinsend ab.



Oh, mein Gott! Sie sieht aus, wie ein Engel! Ihre ebenmäßigen Züge! Sie ist so wunderschön, so madonnengleich. Keine von den anderen war auch nur annähernd perfekt wie sie. Ich muss sie haben. Sie wird mein sein, sie wird mich lieben, nur mich. War sie etwa eine Agentin? Sie sprach jedenfalls mit den anderen. Ich werde dir ein anderes Leben zeigen, mein kleiner, wunderschöner Engel.

Niemand bemerkte, dass gierige Augen über Scullys Körper glitten, während sie noch kurz etwas arrangierte, um gleich mit der Arbeit beginnen zu können, niemand ahnte auch nur, dass sein Jagdinstinkt wieder geweckt war. Er konnte es nicht steuern, nicht mehr. Er musste sie besitzen.
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