World of X

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Mulder der Katzenkönig

von Kleine Lady Dana

Kapitel 1

Ihre Mutter hatte ihn dabei haben wollen! Sie hatte ihn zum Essen eingeladen, bei dem der ganze Scully Clan anwesend sein würde. Man, wie lange saß er schon nicht mehr in einer gemütlichen familiärer Runde, obwohl er es sich wirklich schon oft genug gewünscht hatte? Es war mehr als nur lange her, denn auch als er noch klein war, war dies nicht all zu oft der Fall. Seit Samantha weg gewesen war, war von der familiären Struktur eh nicht mehr viel übrig geblieben.

Und nun hatte er, Fox Mulder die Ehre als enger Freund der Familie Gast bei der Geburtstagsfeier von Margaret Scully zu sein. Als engen Freund der Familie hatte sie ihn bezeichnet. Er hatte zwar nicht wirklich viel Kontakt mit ihr, doch wenn es zu einem Treffen kam, verstanden sie sich immer gut. Margaret Scully wünschte sich insgeheim nichts mehr als Fox Mulder an der Seite ihrer Tochter zu sehen, die beiden als Paar, und das nicht nur beim FBI. Natürlich wusste sie genau, dass die beiden zusammengehörten, perfekt zusammen passten und wenn Dana mit einem Mann zusammen leben könnte, dann nur mit Mulder. Er kannte sie wirklich, und das war selten, denn Dana ließ nicht viele an sich heran. Mulder kannte Dana besser als ihr eigener Bruder. Das war es wahrscheinlich auch, was Bill an Mulder so störte, er konnte nicht verstehen, warum Dana ihm mehr vertraute als ihrem eigenen Bruder. Natürlich war er eifersüchtig, doch das würde er niemals eingestehen.

Also ließ Margaret nichts unversucht die beiden in ihrer Freizeit so oft wie möglich zusammen zu bringen. Sie konnte sich Mulder als Schwiegersohn wirklich all zu gut vorstellen, sie liebte seine offene Art einfach.

Doch sie wusste genau dass es Dana nicht wirklich Recht war, wenn sie dies tat. Denn jedes mal, wenn Dana Mulder nahe war, kostete es sie viel Überwindung, denn sie liebte Mulder eindeutig mehr als einen Freund, war aber viel zu professionell, als ihm dies zu sagen. Eigentlich gestand sie es sich nicht mal selber ein. Zu Margaret sagte sie auch immer nur, dass Mulder der beste Freund sei den man sich nur wünschen könne, doch mehr würde da nicht geschehen. Doch Blicke sagten mehr als Worte. Und die Blicke die Dana Mulder zukommen ließ waren für das geschulte Mutterauge eindeutig.

Margaret hatte sie fast schon mit der Nase darauf gestoßen, dass sie Mulder doch bitte mitnehmen solle, auf ihr Geburtstagsfest. Sie hatte zu ihrer Tochter gesagt, dass jeder jemanden mitbrächte und sie doch nicht allein zwischen allen sitzen solle, auch wenn sie natürlich alle kannte. Scully sagte nur so kurzfristig würde sie sicher keine Freundin mehr erreichen, die Zeit oder Lust habe, außerdem mache es ihr nichts aus, sie sei es ja schon gewohnt. Ja, das war sie, sie kam immer alleine, schon so lange war sie ganz alleine. Margaret wollte nicht dass ihre Tochter ein so einsames tristes Leben führte, wenn sie doch das gute Leben direkt vor ihrer Nase hatte... und so lud sie Mulder eben selber ein. Natürlich hatte er sich total gefreut. Sie wusste ja schon, dass Mulder nicht mehr Sozialleben besaß als ihre Tochter- so war es für ihn also eine schöne Abwechslung mal unter Leute zu kommen. Und auch war sie sicher er würde es nicht gerade schlecht finden Dana privat noch zu sehen, bevor beide in den Urlaub fuhren. Denn es war ja in der Weihnachtszeit, so hatten beide sich endlich wieder zwei Wochen frei genommen.

Als Scully von Mulder erfuhr, dass ihre Mutter ihn eingeladen hatte, war sie nicht wirklich verwundert. „Also doch!“ dachte sie. Sie hatte irgendwie im nachhinein über das Telefonat mit ihrer Mutter nachgedacht und überlegt ob Margaret nicht darauf hinaus wollte, dass Scully Mulder mitnehmen sollte. Sie überlegte ob sie wütend sein sollte, weil ihre Mutter sich in ihre Angelegenheiten einmischte, kam dann aber zu dem Schluss dass sie keinen Grund hatte sauer zu sein. Erstens fand sie es nicht wirklich schlimm Mulder auch privat zu sehen, sie hatte sich mittlerweile gut im Griff, konnte sich „beherrschen“. Es war nicht so dass sie ihm direkt um den Hals fallen wollte, wenn sie ihn sah (sie sah ihn ja jeden Tag...) aber es kostete sie anfangs Anstrengung nicht immer diesen schmachtenden Blick drauf zu haben, wenn er privates von sich erzählte. Nun aber sah sie ein, dass es wirklich nur kindische Gedanken von ihr waren. Sie hatte Gefühle für Mulder, aber es war ihr klar dass das nie etwas werden würde zwischen ihnen. Aus so vielen Gründen. Sie brauchte aber auch niemanden. Sie brauchte keinen Freund. Auch wenn ihr das keiner glaubte. Sie war glücklich mit ihrem Leben. Natürlich gab es auch Zeiten in denen es nicht immer so war, aber momentan reichte es ihr voll und ganz Mulder jeden Tag zu sehen.

Außerdem konnte ihre Mutter Mulder wirklich gut leiden, er war fast schon ihr dritter Sohn, also hatte sie das Recht ihn einzuladen wann sie wollte, da konnte Dana ihr nun wirklich nicht reinreden. Und Mulder hörte sich in der Tat sehr glücklich an, als er Scully davon erzählte dass er mitkommen würde. Sie wusste, dass er das Wochenende sonst wieder alleine auf der Couch verbracht hätte, ein paar Videos gucken, welche Art Videos, da wollte sie gar nicht mehr drüber nachdenken. In dem Moment als sie darüber nachdachte hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass sie Mulder von sich aus anfangs nicht dabei haben wollte. Aber das war wieder typisch für sie schalt sie sich selber, Mulder bloß nicht mehr von der privaten Scully zeigen als nötig. Sie hatte sich schon oft vorgenommen dieses Verhalten ein wenig zu ändern. Denn nicht nur seinem Lebenspartner sollte man sich offenbaren, nein, auch ein Freund hatte doch das Recht etwas über seinen Gegenüber zu wissen. Und Mulder war eindeutig ein Freund, und zwar ein ganz besonderer, mit dem sie so viel verband wie mit noch keinem anderen Menschen auf dieser Welt! Sie war einfach so unfair. Er erzählte von sich immer viel mehr, wahrscheinlich in der Hoffnung ihr so auch etwas aus der Nase ziehen zu können. Gut, er wusste sehr viel über sie, doch dies reimte er sich meist selbst zusammen, oder er hatte es in einigen ihrer Fälle mitbekommen. Sie selber redete wirklich nicht all zu viel über sich. Aber wieder nahm sie sich vor dies zu ändern.

Die beiden saßen, die ganze Zeit schweigend, über Akten gebeugt, im Büro.

„Mulder?“

„Hmmm?“ er sah von den Akten auf. Sie saß ihm an seinem Schreibtisch gegenüber.

„Sollen wir dann nicht gemeinsam zu meiner Mutter fahren? Ich meine, es wäre unsinnig mit zwei Autos zu fahren, oder? Außerdem kennen sie den Weg ja gar nicht so gut.“

„Gute Idee“ sagte Mulder, der sehr froh darüber war die ganze Fahrt mit Scully im Auto verbringen zu können. Er fuhr nicht gerne alleine. Auch wenn er nicht mit Scully redete, so könnte er es zumindest tun, wenn er unbedingt wollte. Doch er musste gar nicht mit ihr reden, schon wenn sie neben ihm saß war ihm wohler. Das bemerkte er wieder in diesem Moment. Wie sollte er bloß die zwei Wochen ohne sie auskommen?

„Aber den Weg hätte ich bestimmt auch alleine gefunden, Scully, sie wissen doch was für ein Genie ich bin! Niemals nicht würde ich mich verfahren.“ Erwiderte Mulder übertrieben stolz, indem er sich zurücklehnte und seine Brust anschwellen ließ.

Scully grinste nur. „Klar!“ antwortete sie.

„Hey, aber das stimmt doch wirklich, eigentlich lag ich immer richtig, wenn es um den Weg ging, das müssen sie doch wohl gestehen.“ Scully grinste immer noch breit.

„Grinst wie ein Honigkuchenpferd bis über beide Ohren, dabei hab ich Recht.“ sagte Mulder nun ebenfalls grinsend. Er liebte es, wenn sie lächelte. Vor allem, wenn er sie dazu brachte. Und er neckte sie deshalb oft, denn er hatte das Gefühl diese kleinen Spielchen gefielen der sonst von der Art her eher kühlen Agentin Dana Scully.

„Nun Mulder, WENN sie dann mal Recht hatten hatte das wohl nichts mit Können oder ihrem perfekten Orientierungssinn zu tun, sondern war wohl eher Glück! Denn ich erinnere mich gut daran, dass wir uns nicht einigen konnten ob links oder rechts und Sie fahren einfach rein in die Pampa, wo keine Straße war!“

„Na und, war´s richtig???“ Mulder stierte Scully jetzt mit fragendem Blick an.

„Jetzt sagen Sie nicht dass man so etwas hätte ahnen können Mulder. Sie waren einfach ein klein wenig durchgeknallt, wieder so ein Anfall von Ihnen und dieses mal hatten Sie eben verdammtes Glück, dass wir nicht bei Kühen, sondern bei irgendwelchen Bienen landeten... obwohl ich das Entdecken der Bienen auch nicht wirklich als Glück bezeichnen möchte... so ein Bienenstich ist verdammt schmerzhaft!“

Beide lächelten bei den Erinnerungen an diese Ereignisse. Wie viel sie doch zusammen durchgemacht hatten!

„Trotzdem hatte ich Recht!“ sprach Mulder weiter. „meiner Intuition, so verrückt sie manchmal auch ist, kann man eben trauen!“

„Wie ein kleines Kind! Muss immer das letzte Wort und Recht behalten!“ Sie verdrehte die Augen. „Aber ja, Ihre Intuition war eins A Mulder, fantastisch, wie alles was Sie machen.

PERFEKT! Zufrieden?“

„Hmm, jaaa, wenn das aus Ihrem Mund kommt, Scully, so sarkastisch es auch sein mag, dann bin ich zufrieden!“ er lächelte sie an.

„Gut, dann können wir ja jetzt weiter machen.“ antwortete sie knapp und widmete sich schon wieder dem Papierstapel vor ihr.

„Scully, Sie sind eine richtige Streberin“ schmollte Mulder sie an.

„Ich sag´s ja, wie ein kleines Kind“ stöhnte Scully nur vor sich hin, ohne von den Unterlagen aufzuschauen.

„Ein kleines kaffeetrinkendes Kind“ antwortete Mulder, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte.
„Wollen Sie auch einen?“ Scully nickte nur.

Als Mulder mit zwei dampfenden Tassen wieder in das Büro kam, saß Scully auf seiner Seite des Schreibtisches und blätterte in der Akte die er sich raus gesucht hatte.

Als sie ihn eintreten hörte sah sich auf, legte den Kopf schief und fragte verzweifelt fragend:

„Katzenkönig, Mulder?“

Die Stirn war wieder in Falten gelegt, so wie Mulder es kannte, wenn Scully nicht gerade die gleiche Begeisterung, oder den Enthusiasmus für einen Fall besaß wie Mulder.

„Hey, Sie nutzen meine Ritterlichkeit aus um in meiner Lieblingsakte zu stöbern?“ war seine entsetzte Antwort, in der er die Hoffnung seiner Rettung sah. „Ich sprinte los, ab in die überfüllte Cafeteria, in der es von Agenten nur so wimmelt die mich allesamt entweder hassen oder für verrückt halten, und all das nur um uns nicht den Tod des Verdurstens sterben zu lassen, dann komme ich hier rein und ernte statt einem Dankeschön diesen anklagenden Blick? Scully, wie können Sie nur so herzlos sein?“

Scully erhob sich von seinem Platz, nahm ihm eine Tasse ab und fuhr fort.

„Sie wären ja wirklich mein absoluter Held gewesen, Mulder, hätte ich da nicht diese abstruse Akte auf ihrer Seite entdeckt... das lässt jegliche Heldenhaftigkeit verblassen, glauben Sie mir!“ sie setzte sich mit einem plumps auf ihren Stuhl. „Ich habe sie ja nur gelesen.“ rechtfertigte Mulder sich. „Und Sie fanden die ganze Geschichte höchst interessant und wollten sich das mal anschauen, stimmt´s?“ Scully durchbohrte ihn mit ihrem Blick.

„Naja... “ fing Mulder an, Scully schien die Sache wirklich absolut gar nicht zu gefallen.

„Eine Sekte, okay Mulder, so etwas kennen wir, aber ich bitte Sie ein übermächtiger, gottesähnlicher Katzengott, der den Menschen ihr Handeln befiehlt?“ erst hatte Scully nur ihren üblichen Scully- Blick drauf, doch dann fing sie auf einmal an zu lachen.

„Katzenkönig?“ wiederholte sie. „Puh, das ist echt das absurdeste das ich seit langem gehört habe... ! Das es über so etwas tatsächlich noch eine Akte gibt, wir sinken hier doch immer tiefer! Mulder, ich will nicht für so einen Blödsinn durch die Gegend fahren! Da sind andere Verbrechen nun wirklich von größerer Bedeutung... müssen wir wirklich eine Katzenbesichtigung machen?“ und wieder ihre Stirn in tiefste Falten gelegt.

„Ich kann wirklich nichts dafür!“ antwortete Mulder wieder. „Wir mussten bisher nun wirklich genug Blödsinn untersuchen, dann werden wir auch dem hier einen Blick würdigen können... Sekte ist Sekte. Und ich finde den Fall in der Tat amüsant. Na kommen Sie Scully, da bringen irgendwelche Menschen einer angeblich ach so mächtigen Katze Opfer, auf dass diese die Menschheit nicht zerstört. Und die Führer dieser Sekte bringen diese Menschen dazu, um irgendwelche Menschen, die ihnen im Weg stehen, eben so zu beseitigen.

Ich meine, das mag sich erst lustig anhören, aber es handelt sich um Mord, und es gilt diese Verbrecher aufzuspüren.“ beendete Mulder den langen Redeschwall und schaute Scully an. Sie mussten diesen Fall so oder so bearbeiten, aber Mulder wollte nicht dass sie total wütend war. „Was genau ist daran eine X Akte?“ fragte Scully nur.

„Was fragen Sie mich das? Auch ich sehe darin nicht das geringste Paranormale, doch wenn es nichts spektakuläreres gibt, so beschäftigt das FBI uns mit so etwas. Ich meine, mit irgend etwas muss man uns ja beschäftigen- wie sonst sollte man unser Einkommen rechtfertigen?“

„Dafür bekommen wir eindeutig zu wenig!“ stellte Scully fest. „Normale Fälle würden mir schon reichen, doch nein, die Spookyabteilung darf sich mit dem beschäftigen worüber andere lachen. denn um richtige Fälle zu bekommen... dafür scheinen wir es uns echt versaut zu haben.“ Sie ließ die Akte auf den Tisch fallen.

Mulder schien irgendwie geknickt zu sein. Natürlich. Er hatte mal wieder gemerkt, dass sie es irgendwie bereute bei Spooky-Mulder gelandet zu sein, und so, durch den unendlich starken Sog auch in den Spookywahn gezogen worden zu sein. Sie hatte - wie auch er einst - eine glänzende Karriere gehabt, doch damit schien es vorbei zu sein. Gut, beide verdienten nicht schlecht, doch anscheinend war Scully so nicht glücklich, und Mulder machte sich natürlich dafür verantwortlich, sein Egoismus hatte sie beide so weit gebracht. Wie oft wollte Scully noch das letzte retten, doch er hatte es versaut.

„Tut mir leid, Scully“ sagte er nur leise.

„Ihnen?“ fragte Scully verblüfft. „Warum?“

„Na Sie und ich, wir wissen doch genau, warum wir nicht mehr ernst genommen werden. Es ist meine Schuld, und das tut mir leid.“
Scully lächelte wieder. „Hey Mulder, das war doch eben nicht so dramatisch gemeint wie ich es dargestellt habe! Ich liebe die X- Akte, denn wenn ich nicht hinter meiner Arbeit stehen würde, hätte ich schon lange aufgehört!“

Mulder überlegte. Das stimmte, Scully stand immer hundert Prozent hinter dem was sie tat, war sich immer ganz sicher. Sie schien nie Zweifel zu haben. Dass sie natürlich oft genug auch Zweifel hatte, wusste er nicht.

„Und Mulder, selbst wenn ich mein Leben hier hassen würde, SIE hätten damit sicherlich nichts zu tun, denn ich bin eine erwachsene, eigenständige Frau, falls Sie sich daran erinnern. Ich treffe meine Entscheidungen über mein Leben alleine.

Aber noch mal zu dem Fall zurück, natürlich brenne ich nicht gerade darauf nach Iowa zu fliegen um mir irgendwelche Sektenmitglieder vorzuknöpfen um mit ihnen über eine Katze zu reden, doch in welchem Job bitte kann man schon immer das tun, was einem Spaß macht?“

Mulder hob nur seine Schultern und erwiderte:„Na, Ich habe mich ja nicht so beschwert, als ich den Fall gelesen habe!“
„Ist ja schon gut, Mulder!“ grinste sie wieder. „Wissen Sie was, diese ständigen Diskussionen ermüden mich nicht nur, nein, in letzter Zeit bekomme ich danach immer dieses Knurren in der Magengegend... also, wie wäre es mit etwas das mir helfen würde dieses Knurren zu bekämpfen, wenn nicht sogar zu beheben?“ fragte sie.

„Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden Miss, aber sagen Sie, wenn Sie nun nach jedem Gespräch dieser Art mit mir ihren Frust mit Essen bekämpfen wollen... meinen Sie das könnte Ihrer Figur nicht etwas schaden... ?“ fragte Mulder breit grinsend als er geschwind seinen Mantel vom Stuhl nahm.

Scully öffnete entrüstet ihren Mund und warf einen Radiergummi vom Schreibtisch nach ihm. „HEY!“ entkam es ihr nur.

„Ihrer bisher so perfekt zierlichen Figur!“ fügte Mulder belustigt schnell hinzu.

„Ja, sicher!“ tat Scully beleidigt. Sie glitt durch die Tür und warf sie vor Mulders Nase zu. Da war es wieder. Dieses schmachtende Lächeln, er hatte gesagt ihre Figur sei perfekt. Aber im Spaß sagte er so viel, wenn sie es doch nur ernst nehmen könnte.... .

Mulder hechtete ihr hinterher und flehte, immer noch sehr belustigt, um Verzeihung.

Andere Kollegen denen sie auf dem Flur begegneten, schauten sie nur missgünstig mit einem vernichtenden Blick an.

„Da Sie mich einladen werden, kann ich ihnen vielleicht wieder verzeihen, Mulder.“ entgegnete Scully nur in einem hoheitlichen Ton, den Kopf überheblich haltend, zur Seite blickend.

„Aha, bestechlich also!“ stellte Mulder fest. „Na ich weiß nicht, wenn ich sage, ich lade Sie ein, dann suchen Sie sich zur Strafe noch ein Luxusrestaurant aus, und da ich nur - er schaute kurz in sein Portemonnaie - 50 Dollar dabei habe, müsste ich am Ende noch spülen und das fände ich äußerst peinlich...“

„Hmmm, ich würde mich auch mit dem Thailänder um die Ecke zufrieden geben.“ antwortete Scully.

„Ihre Gnade kennt kein Ende!“ antwortete Mulder dankend und machte die Geste einer Verbeugung.

Scully hob nur die Schultern und nickte.

„Außerdem, was hätte ich davon, wenn Sie spülen müssten? Auch wenn es wahrhaftig eine Freude für mich wäre, sie schmachvoll in der Küche sehen zu können, wer müsste dann wohl alleine nach Iowa? An wem bliebe der ganze Dreck hängen? Hm, an MIR vielleicht? Genau, und deshalb sehe ich das gar nicht ein. Und wer weiß, vielleicht würden Sie dort noch Ihre Berufung finden und mich einfach so verlassen. Nein, der Thailänder erscheint mir wesentlich weniger gefährlich.“ schloss sie ab.

Mulder antwortete zu alle dem nur: „Jaja, wenn ich Sie verlassen würde, das könnten Sie nicht ertragen, hm? So hatte ich das geplant, Abhängigkeit von mir, bald werde ich Sie beherrschen Scully, dann bin ich ihr Katzenkönig... !“ er grinste und öffnete ganz gentlemenlike die Tür zum Restaurant.

Dass Scully das mit dem Verlassen ernst gemeint hatte, kam Mulder nicht in den Sinn.

Er hatte ja auch keine Ahnung davon, dass das mit dem Katzenkönig nicht so abwegig war, dachte Scully. Gut, Katzenkönig nicht, aber dass sie wirklich so abhängig von ihm war, alles für ihn tun würde. Aber sie war sehr froh, dass er das nicht wusste. So folgte sie ihm, ihrem Partner, in eine kleine Mittagspause.

Sie redeten nicht nur nicht über den Katzenkönig, der sie noch erwarten sollte, nein, sie unterhielten sich ausnahmsweise mal gar nicht über irgendwelche Fälle. Mulder erhoffte sich von Scully Hilfe, ein richtiges Geschenk für Margaret zu finden. Doch sie sagte nur er wäre schon kreativ genug sich etwas einfallen zu lassen. Sie wollte nicht gestehen, dass sie selber noch nichts hatte und auch keine Ahnung hatte! Seiner Mutter etwas zu schenken war nun wirklich das Schwierigste. Bei Mulder war ihr immer etwas eingefallen, meist etwas lustiges, denn es ist ja etwas ganz anderes ob man einem Freund etwas schenkt, oder einer Person die einem NOCH näher steht... wären sie und Mulder zusammen, dann ginge das zum Beispiel auch nicht mehr so einfach, da musste man sich tiefsinnige Gedanken über das Geschenk für seinen Partner machen. Denn es musste ausdrücken wie gut sie sich kannten, durfte den anderen in keinster Weise verletzen und so weiter.... . Warum dachte sie über so etwas überhaupt nach? Mulder hatte sie nur nach einem Geschenk für ihre Mutter gefragt! Und sie schweifte in ihrer Gedankenwelt wieder ab. Gut, dass Mulder ihre Abwesenheit nicht bemerkt hatte, da er wohl selber in Gedanken vertieft war.

Plötzlich erhob Scully wieder das Wort: „Mulder, sagen Sie mal, warum hatte ich nie meinen eigenen Schreibtisch?“ Sie wusste selber nicht, warum sie gerade jetzt darauf kam, aber als sie sich vorhin im Büro wieder an einem Schreibtisch gegenüber saßen, fiel ihr wieder auf wie unüblich das eigentlich war. Gut, bei den beiden war sowieso nicht viel wirklich üblich, aber diese besondere Frage lag ihr nun schon sehr lange auf der Seele.

Mulder blickte erschrocken auf. „Was?“ fragte er.

„Na warum ich in unserem Büro keinen eigenen Schreibtisch habe, sondern an Ihrem sitze?“ wiederholte Scully.

Mulder sagte kurz gar nichts, er legte seinen Kopf ein wenig schief und schien zu überlegen.
„Scully, Sie haben Recht! Ich... mir war das bisher nie wirklich aufgefallen... aber... ach Sie wissen doch was für ein unsensibler Trottel ich bin!“ antwortete er ihr.

„Na, es ist ja gar nicht so dramatisch Mulder, ich wollte nur all die Jahre wissen ob das einen besonderen Grund hatte... “ Vor allem zu Anfang fühlte Scully sich nämlich nicht wirklich akzeptiert, doch nach den vielen Jahren hatte sie dieses Gefühl verloren.

„Nein, Scully.“ erwiderte Mulder „Es lag nicht daran, dass ich Sie als mir nicht ebenbürtig sehe, wirklich nicht! Ich weiß ganz genau was ich an Ihnen habe, dass Sie die X Akten mindestens genauso gut vertreten wie ich! Ich... es tut mir wirklich leid, natürlich hätten Sie in UNSEREM Büro auch einen eigenen Schreibtisch haben sollen... ich habe nie darüber nachgedacht.“

Scully war ein wenig perplex. Er schien mal wieder ihre Gedanken gelesen zu haben. Und nun hatte er ein richtig schlechtes Gewissen. Das fand sie irgendwie süß, doch sie wollte gar nicht dass es dazu kam, warum hatte sie diese Frage nach all den Jahren auch noch stellen müssen? So eine banale Angelegenheit.... . Sie wusste mittlerweile wirklich genau, dass Mulder glücklich war, sie als Partnerin an seiner Seite zu wissen.

„Mulder, ist ja wirklich schon gut, ich wollte Sie nur mal wieder ein wenig aufziehen, ich will ja gar keinen Schreibtisch mehr in diesem engen dunklen Kellerloch! Ein Schreibtisch voll mit Akten genügt mir, hätten wir zwei Schreibtische würden wir sicher auch die doppelte Menge an Akten aufgebrummt bekommen.“ grinste sie um die Situation zu „entschärfen“.

„Ist es nicht sowieso viel praktischer, sich einen Tisch zu teilen Scully? Ich meine, wenn ich Ihnen etwas zeigen möchte, müssen Sie nur näher an mich heranrücken, anstatt sich müde aus einem Stuhl in der anderen Ecke des Zimmers zu erheben und sich zu mir zu bewegen...“ stimmte Mulder ihr zu.

„Natürlich!“ erwiderte Scully schwungvoll. „Und ich unterstelle Ihnen jetzt mal nicht, dass Sie damit andeuten wollten, ich sei faul.“ sie blickte ihm tief in die Augen.

Grummelnd kam von Mulder nur „An was man bei Frauen doch nicht alles denken muss.“

Das fand Scully sehr erheiternd. Immer, wenn er von allgemeinen Frauenweisheiten redete, überlegte sie, wann er denn das letzte mal eine Freundin gehabt hatte, bei der er diese angeblich erfahren haben könnte.



„Genug Spaß für heute, Scully“ kam es von Mulder „Jetzt geht es auf Verbrecherjagt!“

„Oh Freude“ entkam es Scully. „Ich fahr schnell nach Hause ein paar Sachen holen, dann können wir auf nach Iowa! Das wird doch nicht lange dauern Mulder, oder? Ich meine, wenn Sie mir irgendetwas geheimnisvolles verschwiegen haben, dann sagen Sie es jetzt.“

„Verschwiegen? Hmm, habe ich Ihnen denn schon erzählt dass einige der Zeugen erwähnt haben der Katzenkönig sei von kleinen grünen Männchen nach Iowa gebracht worden....?“

„Amüsant Mulder, wirklich! Ich denke kein Alien würde seinen mächtigen Katzenkönig gerade in IOWA absetzen....! Aber ich meinte es Ernst, wenn Sie sich einen Knüller leisten wenn wir dort unten sind, werde ich diesmal richtig wütend, denn ich kann nicht gerade behaupten in letzter Zeit in bester Laune zu sein... . Und dann werde ich Sie nicht mit zu meiner Mutter nehmen!“ sagte Scully in einem gespielt mütterlich- schimpfenden Ton.

“Ich setze bestimmt durch nichts den scullischen Apfelstrudel auf´s Spiel Scully! Es ist ein ganz normaler, langweiliger Fall. Aber was Sie gegen Iowa haben verstehe ich nicht...“ sagte Mulder, während er Scully nachhechtete.

„Nicht dass das mit der schlechten Laune irgendwas mit weiblichen Hormonen zu tun hat“ bat Mulder leise ´gen Himmel „sonst muss ich da unten wirklich einiges erleiden“

„Das hab ich gehört!“ rief Scully Mulder über ihre Schulter zu und grinste dabei wieder.

Mulder wunderte sich mal wieder was für gute Ohren Scully doch haben musste... .

Am FBI angekommen sagten sie beide gleichzeitig „Also um fünf am Flughafen!“ und gingen in Richtung ihrer Autos.



In Iowa verlief alles ohne irgendwelche Probleme. Sie klärten ihren Fall schnell und wohl zur Zufriedenheit ihrer Vorgesetzten, da keinerlei auffällige oder ungewöhnliche Sachen ihre Aufmerksamkeit erfordert hätten.

So saßen Mulder und Scully am nächsten Tag wieder im Flugzeug nach Washington. Es war Freitag. Am Samstag abend würden sie beide bei Margaret sein und ihren Geburtstag feiern.



„Also Mulder, ich komme Morgen nachmittag bei Ihnen vorbei und hole Sie ab. Um, sagen wir 3 Uhr? Ich möchte auf keinen Fall zu spät kommen“ sagte Scully.

„Na ich bestimmt auch nicht, denn sonst macht Ihr Bruder mich dafür verantwortlich, und das möchte ich nun wirklich nicht riskieren“ grinste Mulder. „Ich werde um punkt 3 fertig vor meiner Tür stehen. Bis dann Scully“ verabschiedete er sich und ging zu seiner Wohnungstür.

Scully nickte und winkte „Bis dann“
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