World of X

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Emily Returns (1/4)

von Jessica Hildbold

Kapitel 1

Mulder konnte einfach nicht glauben, dass er dem zugestimmt hatte. Er musste zwar zugeben, dass er sich schon vorher mitten in der Nacht mit ihm unbekannten Informanten getroffen hatte, doch er hatte sonst wenigstens annähernd gewusst, mit wem er sich traf und warum. Dieses Mal nicht. Etwas früher in dieser Nacht hatte er einen Anruf bekommen, er solle um 23:45 zu dem Jefferson Memorial kommen. Dummerweise hatte er dem zugestimmt nachdem der Anrufer ihm sagte, das Treffen hätte etwas mit seiner früheren Partnerin Dana Scully zu tun. Mulder fühlte sich noch immer verantwortlich für sie, obwohl er seit fast 3 Jahren nicht mehr mit ihr gesprochen hatte.

Er hätte ihre Entscheidung kommen sehen sollen. Ein Teil von ihm hatte es wohl auch schon vorher gewusst. Scully konnte einfach nicht mehr weiterkämpfen gegen die Männer, die die Wahrheit geheim hielten, die Mulder sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Die Wahrheit über seine Schwester Samantha, die Wahrheit über das, was während Scullys Entführung passierte, die Wahrheit über Emily Sims Krankheit und ihren Tod. Emily war Scullys Tochter. Sie war aus den Eizellen entstanden, die man Scully während ihrer Entführung entnommen hatte. Sie erfuhr erst von ihrer Tochter, als Emily schon drei Jahre alt gewesen war. Schon kurze Zeit später wurde sie Scully wieder genommen, die selben Menschen die ihr das Leben gaben nahmen es ihr auch wieder. Scully versuchte ihr eigenes Leben weiterzuleben, doch sie schaffte es nur ein paar Monate lang bevor es einfach zu viel für sie wurde. Sie kündigte, zog weg und begann ein neues Leben als Professorin an der Universität von Iowa. Sie hatten danach nie wieder miteinander gesprochen. Sein Herz schmerzte jedesmal, wenn er an sie dachte, aber er wollte sie ihr eigenes Leben leben lassen, damit sie all die schrecklichen Dinge vergessen konnte die ihr begegnet waren. Dinge an denen er Schuld war, nur durch seine verdammte Suche nach der Wahrheit. Und Mulder konnte verstehen, dass sie die Suche aufgeben und die X-Akten verlassen wollte.

Er hatte es am Ende selber getan.

Wieso er das tat? Nun, er hatte Samantha wiedergefunden. Oder besser, sie hatte ihn gefunden und wollte nichts mit ihm zu tun haben. Außerdem wollte Scully nicht mehr wissen, was während der Entführung geschehen war. Sie wollte nicht, dass Mulder es für sie herausfand. Also kündigte er. Aber er hatte seine Suche nicht komplett aufgegeben. Er entschied sich dafür seinen eigenen Kampf zu kämpfen und nicht mehr den anderer Leute. Er trat mehreren Untergrundorganisationen bei, die heimlich Beweise gegen die Regierungen der Welt sammelten, um die Lügen aufzudecken.

Er war zur Ruhe gekommen. Er war nicht glücklich, aber er war zur Ruhe gekommen!

Mulder stand von der kalten Treppe auf, auf der er saß und streckte sich. Mehrmals führte er sich das Gespräch vor Augen, doch das brachte ihn nicht weiter. Mulder sah sich noch einmal um und seufzte leise, als er nichts entdeckte. Er drehte sich um und ging zu seinem Auto.

"Drehen Sie sich nicht um, Agent Mulder" rief eine Stimme hinter ihm. Es war eine Frau, doch Mulder bemerkte das überhaupt nicht.

Mulder seufzte erneut "Ich dachte schon ich wäre versetzt worden. Und es heißt nur Mulder."

"Ich musste sichergehen, dass sie nicht verfolgt werden, Mulder."

"Natürlich. Sie sagten, es hätte etwas mit Scully zu tun..."

"Ja. Ich habe da etwas, was ihr gehört. Und Ihnen. Etwas sehr wichtiges."

"Und was ist das?"

"Das hier!"

Mulder seufzte das dritte Mal während er sich umdrehte und erwartete eine Waffe, die auf ihn gerichtet war, zu sehen. Stattdessen sah er eine Frau, die etwa drei Meter von ihm entfernt stand. Er wäre sehr überrascht gewesen, wenn diese Frau die Zwanziger schon erreicht hätte. Sie hatte schulterlanges, gelocktes Haar, das in der Dunkelheit rot schimmerte und eine süße Stupsnase. An der Hand hielt sie ein müdes, blondes Mädchen. Mulder starrte die beiden an, er hoffte auf ein Zeichen des Wiedererkennens.

"Emily", flüsterte er.

Das kleine Mädchen schaute zuerst unsicher die junge Frau an, bevor sie sich Mulder zuwandte. Sie guckte als wollte sie ihm etwas sagen, sagte jedoch nichts.

"Ich denke, sie kennen sich schon", sagte die Frau "Das ist Emily."

"Das kann nicht sein." Mulder kniete sich vor Emily. "Emily Sim ist seit 3 Jahren tot."

"Das stimmt," erwiderte die Frau. Verwirrt sah Mulder sie an. "Emily Sim existiert nicht mehr, aber dies ist dasselbe Kind, das Sie und ihre frühere Partnerin vor 3 Jahren das erste Mal trafen. Emily Sim fiel in ein Koma, das sie tot erscheinen ließ. Wir holten ihren Körper vor der Beerdingung weil wir wussten, dass sie nicht tot war. Wir pflegten sie gesund und heilten sie von der Krankheit, die das Koma verursacht hatte. Und jetzt geben wir sie zurück zu ihren Eltern. Sie sind Emilys leiblicher Vater!"

"Ich?" Mulder sah hoch zu Emily und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Emily sah wieder zuerst zu der jungen Frau, bevor sie Mulder anblickte. Mulder berührte ihre Wange. "Wer ist 'wir'", fragte er die Frau.

"Wir sind Überlebende der Regierungsexperimente an Kindern. Wir wuchsen voneinander getrennt auf, anders als andere. Jetzt versuchen wir soviel Kinder wie möglich vor dem gleichen Schicksal zu bewahren."

Emily musterte Mulder eindringlich. Plötzlich wurden ihre Augen weiter. "Ich kenne dich! Du hast das Mr. Kartoffel Gesicht gemacht."

"Das stimmt." Mulder lächelte. Er konnte nicht glauben, dass es wirklich Scullys Tochter war, die dort vor ihm stand, gesund und munter. Nein, auch seine Tochter. Sein eigen Fleisch und Blut.

Die Frau kniete sich hin. "Emily, das ist dein Vater. Wir haben über ihn gesprochen, erinnerst du dich daran?" Emily nickte. "Du wirst ab sofort mit ihm und deiner Mutter zusammenleben. Okay?"

Emily nickte. Mulder konnte sehen, wie ihr Gesicht starr wurde.

"Und du wirst tapfer sein, oder?"

"Werde ich, Anna", Emily begann leise zu weinen.

Anna umarmte sie "Weine nicht, meine Kleine. Alles wird gut werden."

Sie drehte sich zu Mulder um "Ihre Sachen sind schon im Auto. Lassen Sie sie nicht länger als bis neun Uhr wach bleiben. Sie liebt es zu singen und zu tanzen. Sie hasst es Kleider zu tragen. Es war ein kleiner Kampf sie in dieses zu kriegen. Alles andere kann Emily Ihnen erzählen."

"Warten Sie. Sie lassen mich einfach mit ihr alleine?", fragte Mulder. Nervös richtete er sich auf. Er fühlte sich von all dem einfach überrollt.

"Sie ist Ihre Tochter. Ich erwarte, dass Sie morgen mit ihr Lebensmittel einkaufen und sie bei einer Schule anmelden werden", erwiderte Anna. Sie platzierte Emilys Hand in Mulders. "Gratulation, Agent Mulder. Heute startet für sie ein völlig neues Leben."

"Bis der Krebskandidat sie mir wegnimmt, funktioniert es so? Wenn das so ist, dann akzeptiere ich das nämlich nicht." Mulder war sofort misstrauisch.

"Nein Agent Mulder, so funktioniert es nicht. Sie brauchen sich keine Sorgen darüber zu machen, dass Emily Ihnen oder Agent Scully weggenommen werden könnte. Tschüss Emily, mein süße Emily. Vergiß nie, ich liebe dich."

Emily ließ die Puppe fallen, die sie trug. Mulder bückte sich um sie aufzuheben, als er hochguckte war Anna verschwunden.

"Tja, Fräulein Emily, ich glaube wir sollten jetzt gehen.", sagte Mulder zu ihr. Sie gingen Hand in Hand zum Auto während Emily leise weiterweinte. "Emily, was tun kleine Mädchen so?"



Mulder kam um circa zwei Uhr bei sich Zuhause an. Er trug Emily, die im Auto vor lauter Erschöpfung eingeschlafen war. Hilflos guckte er sich in seiner Wohnung um, nicht ganz sicher wo er Emily hinlegen sollte. Schließlich legte er sie in das Schlafzimmer, ließ die Tür geöffnet und schaltete das Licht im Badezimmer an für den Fall, dass sie im Laufe der Nacht aufwachen würde. Mulder schlüpfte schnell in ein T-Shirt und Boxershorts und legte sich auf das Sofa. Er wusste nicht, ob er Scully diese Nacht noch anrufen sollte oder ob er bis zum Morgen warten sollte. Ein Teil von ihm fragte sich, ob er sie überhaupt anrufen sollte. Doch dann dachte er an Emily. Sie vermisste ihre Mutter. Außerdem, was wusste er schon über das Aufziehen eines Kindes? Natürlich vorausgesetzt, sie war wirklich seine Tochter. Er entschied, dass es egal wäre, denn er liebte Emily bereits seitdem sie drei war und er wollte ihr ein Vater sein.

Er wollte schon vor drei Jahren ihr Vater sein, aber das hatte er niemandem erzählt, nicht einmal Scully. Dann starb Emily und es wurde nebensächlich. Er hatte diese Vatergefühle tief in ihm versteckt gehalten, damit er nicht noch einmal mit solch einem Verlust fertig werden musste. Jetzt waren diese Gefühle wieder aufgetaucht, dabei hatte er Emily erst vor wenigen Stunden wiedergesehen.

Mulder stand von der Couch auf, da er wusste er würde in nächster Zeit nicht schlafen können. Er entschied seine Wohnung aufzuräumen bevor Emily aufwachte. Alle Kleidungsstücke, die er auf den Boden geschmissen hatte, hob er auf und schmiss sie in einen Wäschekorb. Als nächstes sammelte er das dreckige Geschirr ein das von seinen hastigen Mahlzeiten stehen geblieben war und spülte ab. Alle Papiere und Fotos von seinen geheimen Operationen legte er in eine Schublade. Er achtete darauf die Schublade richtig verschlossen zu haben und versteckte danach den Schlüssel. Er putzte sogar das Badezimmer, allerdings versuchte er dabei so leise wie möglich zu sein.

Als er fertig war sah Mulder sich in seiner Wohnung um, stolz darauf dass es gut genug für Emily sein würde. Müde setzte er sich erneut auf die Couch, jedoch nicht müde genug um zu schlafen. Es war zwar kurz nach vier Uhr, aber er entschied trotzdem Scully noch anzurufen und ihr die Neuigkeiten zu erzählen.

Mulder schlug in seinem Adressbuch nach und fing an Scullys Nummer zu wählen. Ob sie immer noch dort wohnte wusste er nicht. Komisch, was für einen Unterschied so ein paar Jahre machten. Früher war Scully niemals weg gewesen ohne das er wusste, wo sie war. Und jetzt betete er darum, dass sich ihre Telefonnummer nicht geändert hatte.

Ring...

Mulder hoffte, dass sie noch immer dort lebte. Es würde eine Menge Arbeit kosten sie zu finden, vor allem wenn Mrs. Scully nicht mehr in Maryland lebte.

Ring...

Noch schlimmer, was wenn sie nicht allein zuhause war? Was wenn sie einen netten Mann kennengelernt und ihn geheiratet hatte?

Ring...

Was wenn sie verheiratet war und eine Familie gegründet hatte? Was sollte er dann mit Emily machen?

Ring...

Was wenn...?

"Hallo. Sie haben die Nummer von Dr. Dana Scully gewählt. *Mist, es ist ihr Anrufbeantworter. Wo ist sie bloß um diese Uhrzeit? wunderte sich Mulder* Ich bin im Moment nicht zuhause, aber wenn Sie ihren Namen und ihre Nummer nach dem Piepton hinterlassen, werde ich Sie so schnell wie möglich zurückrufen. Wenn es um Hausaufgaben geht, dann rufen Sie bitte in meinem Büro unter 555-7779 an. BEEP"

"Ähm, Scully hier ist Mulder. Wir müssen so schnell wie möglich miteinander reden. Meine Telefonnummer ist die gleiche wie früher. Ruf mich bitte an."

Mulder legte auf und starrte das Telefon an. Wo sie lebte, war es ungefähr 3 Uhr morgens, wo zum Teufel konnte sie also sein? Er vermutete, dass sie ihr Leben weitergelebt hatte. Wie würde Emily darauf reagieren?

Dann überlegte er, wie er damit umgehen würde. Was, wenn Emily diejenige wäre, die ihn und Scully endlich zusammenbringen konnte? Er wollte ihr immer sagen, wie sehr er sie liebte doch er hatte Angst gehabt. Er hatte Angst davor sich Scully gegenüber zu öffnen und zurückgewiesen zu werden. Es wäre die einzige Zurückweisung, mit der er nicht weiterleben könnte. Er hätte nicht damit umgehen können, wenn sie ihn nicht so lieben würde wie er sie. Deswegen hatte er sie gehen lassen. Nach Iowa, weit weg von den X-Akten, der Regierung und allen Gefahren. Mulder wünschte sich, er hätte Scully sagen können, dass er sie liebte. Vielleicht hatte er ja jetzt die Chance.

Plötzlich wurde Mulder schrecklich müde, er konnte kaum die Augen offen halten. Er würde sich Morgen Gedanken über Scully machen. Der Schlaf übermannte ihn bevor sein Kopf sich überhaupt auf dem Sofa befand.



Als Mulder am nächsten Morgen aufwachte fühlte er sich beobachtet. Langsam öffnete er seine Augen. Emily lag neben ihm.

"Guten Morgen Emily", sagte Mulder unbehaglich. Er strich sich mit seiner Hand über sein Gesicht und ein paar Mal durch seine Haare. "Weißt du, wie spät es ist?"

Sie schüttelte ihren Kopf. Mulder guckte auf seine Armbanduhr und bemerkte, dass es schon nach neun Uhr war. Als er sich aufgesetzt hatte guckte er sich Emily einmal im Tageslicht an. Im Licht konnte er sehen, dass in ihrem blonden Haar Strähnen von rot waren. Scully hatte ihm einmal erzählt, dass Melissas Haar blond war, als sie geboren wurde und erst mit etwa 14 Jahren rot wurde. Es schien, als würde mit Emily das gleiche geschehen. Emily ähnelte Scully sehr. Sie hatte Scullys volle, geschwungene Lippen und helle, blaue Augen. Aber die Gesichtsform und das Kinn *armes Kind* hatte sie definitiv von ihm geerbt.

Emily hatte sich schon umgezogen, sie trug jetzt nicht mehr das marineblaue Kleid, sondern Jeans und einen grünen Pulli mit Bildern von Blumen. Ihre Haare waren ordentlich gekämmte, nicht eine Strähne lag falsch. So wie bei ihrer Mutter.

"Bist du hungrig?" fragte Mulder sie. Emily nickte. Sie hatte noch nicht geredet, und Mulder vermutete, dass es wohl noch eine Weile dauern würde. Er stand von der Couch auf. "Lass mich mal sehen, was ich so habe."

Emily folgte Mulder als dieser in die kleine Küche ging. Er warf einen Blick in den Kühlschrank sah aber nichts außer saurer Milch und Reste vom China-Taxi. Während er sich zu Emily umdrehte fragte er "Ich vermute nicht, dass du chinesisches Essen magst?"

Emily zog eine Grimasse. *Sagte sie denn nie etwas? fragte Mulder sich*. Mulder zuckte mit den Achseln. "Ich glaube nicht. Sollen wir frühstücken gehen?"

Emilys Gesicht hellte sich auf und sie nickte begeistert. Sein Herz fing an schneller zu schlagen. "Danach können wir ein paar Freunde von mir besuchen gehen und einkaufen gehen. Aber zuerst ziehe ich mich um."

"Okay", stimmte Emily ihm zu. Sie ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa.

Als Mulder in eine Jeans und sein Knicks T-Shirt geschlüpft war, fand er Emily, eine Jacke tragend, im Wohnzimmer. Sie guckte sich einen Zeichentrickfilm mit kleinen blauen umherlaufenden Männchen an.

"Fertig?" fragte Mulder. Sie nickte und lächelte. Auf dem Kaffeetisch lagen Mulders Wohnungsschlüssel, die er nun einsteckte. Danach gingen er und Emily durch die Tür.



Mulder führte Emily in ein kleines Restaurant eine Ecke von seiner Wohnung entfernt. Er setzte sich ihr gegenüber, trank einen Kaffe und aß eine Schüssel Cornflakes. Alles was sie tat, die Art wie sie ihren Löffel aufnahm, die Art wie sie vorgab die Buchstaben an der Wand lesen zu können, faszinierte Mulder.

Aber Mulder wunderte sich, wo sie die letzten 3 Jahre verbracht hatte. Und er fragte sich immer mehr, wer Anna war. War sie wirklich was sie vorgab zu sein, oder war sie von dem Krebskandidaten geschickt worden, um ihn wieder zurück in dieses grausame Spiel zu bringen? Er versuchte diese Gedanken zu verdrängen und sich auf seine Tochter zu konzentrieren, aber er merkte, dass er es nicht schaffte. Es gab eine Wahrheit, die er herausfinden wollte, und er konnte sich nie zurückhalten, wenn eine Wahrheit so dicht vor ihm lag.

Mulder räusperte sich "Ähm, Emily, ist es dir Recht, wenn ich dich etwas frage?"

Sie schaute ihn etwas nervös an, doch sie nickte schließlich.

"Emily, wer ist Anna?"

Emily konzentrierte sich plötzlich auf ihr Frühstück und schüttelte langsam ihren Kopf. Doch Mulder gab nicht auf. "Was soll das heißen? Kannst du mir nicht sagen, wer sie ist?"

"Nein.", flüsterte sie.

"Wieso nicht?"

"Ich darf nicht."

"Wer hat dir das gesagt? Du kannst mir vertrauen. Ich werde es niemandem verraten."

"Sie hat mich geliebt." Emily zögerte, als wenn sie nachdenken müsste. Schließlich schüttelte sie ihren Kopf.

"Okay", Mulder gab sich vorläufig geschlagen.. "Vielleicht erzählst du es mir ja irgendwann, wenn du mich besser kennst. Wir werden noch eine lange Zeit zusammenleben."

Emily sah ihn neugierig an, sie versuchte herauszufinden, ob er es ernst meinte oder nicht. Sie entschied sich dafür. Lächelnd sah sie ihn an und er lächelte zurück und fuhr ihr durchs Haar. "Iß auf. Wir werden zu ein paar Freunden fahren."



Sie erreichten das Büro der Lone Gunmen um elf Uhr an diesem Morgen. Ohne anzuklopfen ging Mulder hinein, Emily im Schlepptau.

"Hey Mulder, Mann, wo warst du?" fragte Langley ihn. Keiner der drei hatte Emily bemerkt, die sich hinter Mulder versteckte. "Wir haben heute Morgen versucht dich anzurufen."

"Yeah, Mulder, wir dachten schon du wärst von Aliens entführt worden.". Frohike wandte sich von seinem Computer-Bildschirm ab. "Oder hattest ein heißes Date."

"Sorry, Jungs, aber noch bin ich gesund und munter und ich hatte auch kein heißes Date" erwiderte Mulder. "Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, Frohike."

Byers bemerkte Emily, die immer noch hinter Mulder stand. "Gentlemen, ich glaube wir haben hier eine Besucherin."

Frohike und Langly versuchten zu erkennen, wen Byers meinte.

"Jungs, ich freue mich euch meine Tochter Emily vorstellen zu dürfen." Mulder nahm Emily am Arm und schob sie vor sich. "Emily, das sind meine Freunde Byers, Langly und Frohike."

"Ist das die Emily?" fragte Frohike überrascht.

"Nein, ich heiße Emily Christine Mulder und nicht die Emily", antwortete Emily. Mulder lachte leise. Sie hatte Scullys Kampfgeist geerbt. Das war der erste ganze Satz den Emily gesprochen hatte, stellte er überraschend fest.

"Genau, Frohike, das ist Emily", erklärte Mulder. "Ich erhielt gestern einen Anruf. Ich sollte zum Jefferson Memorial kommen. Als ich dort ankam, übergab mir, nachdem ich lange gewartet hatte, eine Frau Emily. Sie erzählte mir Emily sei vor 3 Jahren nicht gestorben, sie sei nur in ein Koma gefallen. Sie erklärte die Gruppe für die sie arbeitet, rettet Kinder an denen die Regierung Experimente durchgeführt hat und heilt sie. Und außerdem sagte sie, dass Emily meine leibliche Tochter sei."

"Und du willst, dass wir das überprüfen?", fragte Byers. Mulder nickte. "Wir kennen einige Untergrund-Organisationen, die Kinder aus Regierungsexperimenten retten. Eine Gruppe besonders. Sie nennen sich selbst die 'Verlorene Generation'. Überwiegend besteht sie aus Leuten, die vor Regierungsexperimenten geflüchtet sind und sich jetzt darum bemühen, dass andere Kinder wie sie fliehen können. Wegen Emily, dafür werden wir Blutproben von euch beiden brauchen."

"Nein! Keine Nadeln! Bitte!", bat Emily, Panik stand in ihren Augen. Fast wäre Mulder auch in Panik geraten. Emily hatte bis jetzt kaum gesprochen, geschweige denn Emotionen gezeigt, und jetzt hatte sie Angst.

"Es ist gut, Emily, sie wollen nur einige Tests durchführen. Ich werde bei dir bleiben. Mir wird auch Blut abgenommen.", versuchte Mulder sie zu beruhigen.

"Nein, wenn sie Blut abnehmen, dann wird man krank und man muss Medizin schlucken. Ich will das nicht. Anna hat mir gesagt, ich muss nie wieder Medizin nehmen!" Sie begann zu schluchzen.

"Emily, hör mir zu. Es wird dich nicht krank machen, das verspreche ich. Und du wirst keine Medizin nehmen müssen. Es ist nur, um sicherzugehen, dass Anna nicht gelogen hat."

"Anna würde niemals lügen."

"Ich weiß Emily, aber ich muss sichergehen. Würdest du es für mich tun?"

"Okay", stimmte sie ihm zu. Sie weinte nun nicht mehr so stark.

"Außerdem haben wir noch etwas Eis, dass du haben kannst, wenn es vorbei ist. Natürlich nur, wenn dein Vater damit einverstanden ist", half Frohike. Mulder nickte.

Emily nickte und Mulder hatte das Gefühl, dass sie sich wieder verschloss, aber wenigstens weinte sie jetzt nicht mehr.

"Okay, Fräulein Emily, dann mal los.", sagte Mulder während er sie auf einen Tisch im hinteren Teil des Büros hob. "Drück meine Hand, wenn du Angst hast."

Sie griff langsam nach Mulders Hand.

"Emily, willst du das wir es erst bei Mulder, ähm deinem Vater machen?", fragte Byers Emily. Emily nickte. "Okay, Mulder schieb deinen Ärmel hoch."

Mulder tat, wie Byers es ihm gesagt hatte. Byers fuhr fort "Jetzt guck bitte in das Gesicht deines Vater, Emily, und zähle bis zehn."

Emily guckte in Mulders Richtung, sagte aber nichts. Ihre Augen wurden glasig und es schien, als würde sie ins Nichts starren. Mulder wollte sie fragen, worüber sie nachdachte, aber hatte Angst ihre Konzentration zu stören. Wenn sie das brauchte, um mit der Situation klarzukommen, dann würde er sie nicht unterbrechen.

Byers zog die Nadel aus Mulders Arm, Mulder hatte noch nicht einmal gemerkt, dass er überhaupt zugestochen hatte. "Fertig!"

"Ich auch", fügte Frohike hinzu, der hinter Emily stand. "Und, Emily, es hat nicht wehgetan, oder?"

Langsam schüttelte sie ihren Kopf, ein paar Sekunden brauchend, um aus ihrer Trance zu erwachen.

"Emily?" fragte Mulder besorgt. Sie schüttelte ihren Kopf und lächelte ihn an. "Kann ich jetzt das Eis haben?"

"Yep", antwortete Frohike, der gerade mit einer Schüssel Eiscreme den Raum betrat. "Viel Spass."

Ein paar Minuten später bat Byers Frohike, Langly und Mulder mit ihm zu kommen.

"Ich bin gleich wieder da, okay?" Emily nickte.

Mulder stand hinter Byers, der Frohike und Langly sagte, was sie zu tun hatten. Nach etwa zehn Minuten wandte sich Byers an Mulder.

"Ich habe die Proben von dir und Emily an einen Freund geschickt, zusammen mit einer, die wir noch von Scully nach ihrer Heilung hatten, und einer von Emily vor drei Jahren. Die Ergebnisse sind nur vorläufig, aber sie reichen für das, was du wissen willst", erklärte Byers Mulder. Der Computer piepste. "Hier sind sie."

"So schnell?", fragte Mulder überrascht.

"Die Wunder der modernen Technik", entgegnete Byers. Er ging schnell zu Langly und sah sich den Monitor einige Zeit lang an. "Okay, es ist da. Glückwunsch Mulder, es ist ein Mädchen."

"Sie ist von mir?"

"Ja, und von Scully. Außerdem ist sie das gleiche Kind, das Scully vor drei Jahren gefunden hat. Okay, hier ist der Rest... in Emilys Blut sind keine Spuren der Krankheit zu finden, die sie früher hatte."

"Sie ist gesund?"

"Ja, Mulder. Sie ist gesund."

"Es ist mein Kind und sie ist gesund!" Mulder klatschte einmal in die Hände und drehte sich um.

"Ich habe dich nie so glücklich gesehen, Mulder", sagte Frohike, der Emily mitbrachte. "Außer vielleicht, als das Telefonsex-Mädchen zustimmte, mit dir auszugehen."

"Hi, Baby-Girl.", begrüßte Mulder Emily. Er hob sie hoch und wirbelte sie herum. "Du bist wunderschön!"

"Du bist verrückt!" lachte Emily.

Mulder schaute auf seine Uhr. "Ich würde ja gerne bleiben und feiern, aber ich muss die kleine Lady hier noch bei der Schule anmelden und etwas zu Essen kaufen."

"Hast du eigentlich schon mit Scully gesprochen, Mulder?", fragte Frohike.

"Ähm... nein noch nicht", erwiderte Mulder. "Gestern Nacht habe ich versucht sie anzurufen, aber sie war nicht da. Ich habe auf ihren Anrufbeantworter gesprochen. Ich denke, ich werde gleich zuerst nach Hause fahren und gucken, ob sie zurückgerufen hat, bevor ich etwas wichtiges entscheide. Emily, sag auf Wiedersehen und Danke für das Eis."

"Auf Wiedersehen. Und Danke." Emily legte ihre Hand in Mulders als sie durch die Tür gingen. Mulders Herz schlug schneller, denn es war das erste Mal, dass er sich wirklich wie ihr Vater fühlte. Es war großartig.
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