World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Dead

von Konstanze Faust

Kapitel 3

Las Vegas

4:40 Uhr



"Laß uns einen Moment frische Luft schnappen, okay?" Kristian Stanley nahm Scully vorsichtig an ihrem Arm und brachte sie aus der Disko heraus. "Gehen wir ins Auto?"

"Okay", flüsterte Dana erschöpft. Sie hätte auf der Stelle einschlafen können. Sie wollte sich gerade ans Steuer setzen, als Kristian sie sanft zurückhielt: "Laß mich fahren. Ruh du dich lieber aus."

Sie lächelte ihn an und setzte sich auf den Beifahrersitz. Ihre blauen Augen schlossen sich. Stanley fuhr los und machte eine scharfe Kurve, als er über die Straße in die City von Las Vegas fuhr. Dana öffnete wieder langsam die Augen. Was war das..?

"Kris", sagte sie leise, "du fährst in die falsche Richtung, unser Hotel liegt in diese Richtung." Sie zeigte nach hinten.

"Ich weiß", antwortete Stanley, "ich will auch gar nicht zu unserem Hotel."

Sie blickte ihn etwas entnervt an. "Sag bloß, du hast noch nicht genug gefeiert."

"Das schon", meinte er geheimnisvoll. In der Dunkelheit konnte Scully seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Da hörte sie ein leises Lachen. "Laß dich nur überraschen."

"Wirklich, Kris, du bist noch überraschender, als ich es je für möglich gehalten habe." Sie lächelte nicht, sie war viel zu müde. Aber was sollte sie auch machen? Sie machte die Augen wieder zu. Und schlief ein.



Las Vegas

4:45 Uhr



Wo zur Hölle sollte er sie suchen? Mulder saß auf der Motorhaube seines Leihwagens und suchte verzweifelt nach einem Hinweiß. Er öffnete das Portemonnaie. Das Paßfoto! Es war weg! Hatte es Fox im FBI-Labor liegengelassen? Ausgeschlossen. Als er sich wieder in das Auto setzte, holte er aus seiner Manteltasche sein Handy. Er wählte Scullys Nummer. Es ging auf Zeit, das wußte er und seine Finger zitterten, vor Kälte und vor Aufregung. Fox wartete, dass sie abnahm, er betete, dass sie abnahm. Doch es war nicht Scully am anderen Ende der Leitung. "Wenn Sie Scully lebendig wiedersehen wollen, dann müssen Sie sich beeilen!" Aufgelegt. "Verdammt!" Was war es für eine Stimme gewesen.. sie kam Mulder nicht im geringsten bekannt vor. Sie war zu tief, um einem Menschen zu gehören, der Fox bekannt war. Er setzte sich in das Auto und trat mit voller Kraft auf das Gaspedal. Nicht mehr viel Zeit. Er raste über die nasse Landstraße, völlig die anderen Fahrzeuge ignorierend. Vor seinen Augen lag nur ein Ziel. Das Wertvollste in seinem Leben vor dem Untergang zu bewahren und damit auch sich selbst. Doch er wußte, wohin er fahren mußte. Seine Sinne zogen ihn nur noch zu dem einen Ort. Und er wußte, was er tun mußte. Er nahm sein Handy und tippte eine wohlbekannte Nummer ein.



4:52 Uhr



Ein ruckartiges Stocken des Fahrzeuges weckte Dana Scully aus dem Tiefschlaf auf. `Wo bin ich?` Sie blickte verschlafen aus dem Fenster des Autos, doch sie konnte nichts erkennen. Wieso war sie nicht im Hotel? Dann schaute sie auf den Beifahrersitz. Niemand war da. "Kris?" Keine Antwort. Plötzlich öffnete jemand neben ihr die Tür. Etwas kaltes, hartes stieß gegen ihren Nacken. Eine Pistole. Scully kannte dieses Gefühl. "Was ist denn jetzt los?" Sie klang verängstigt und war selbst überrascht darüber, wie sehr ihre Hände auf einmal zitterten. "Wer sind Sie? Wo ist Kristian Stanley?"

"Dreh dich um." Dana Augen weiteten sich, als sich die junge Frau gewendet hatte.

"Kris?" Der junge Mann antwortete nicht. Er lachte nur auf. Nun sah es Dana deutlich. Es war Kristian Stanley.

"Kris, was soll das?" Abermals lachte der Mann auf. Er hielt etwas in der Hand, ein nasses Tuch, und wischte sich über die Wange.

"Das ist das letzte, was du sehen sollst!" Er beleuchtete sein Gesicht mit einer Taschenlampe. Dead. Das war es. Eine Panik erfaßte Dana Scully und sie wollte schreien, doch ihre Kehle streikte.

"Woher wußtest du es?", krächzte sie hervor. Ein weiteres Lachen ertönte, ein diabolisches Lachen, dass Scully durch Mark und Bein ging. Ein Schmerz durchfuhr ihren Rücken, als sie aus dem Auto geschleppt und über den Asphalt gerissen wurde. Es war so weit, so menschenleer, als Scully unter Tränen bettelte: "Töten Sie mich nicht. Bitte."

Sie sah nichts mehr, als sie eine Treppe heruntergeworfen wurde.

"Deine Zeit ist gekommen." Ein weiteres diabolisches Lachen ertönte durch die stille Nacht. Dana Scully versuchte, zu entkommen, sie kroch mit letzter Kraft über die betonierte Oberfläche, die mit Glassplittern und Dreck übersät war, als sie wieder gepackt wurde. Er leuchtete mit der Taschenlampe grell in ihr bleiches, angstvolles Gesicht. Sie schluchzte leise. Das Messer tanze vor ihrer Nase. "Wir wollen doch noch spielen."

"Nein", hauchte Dana weinend. "Nein." Sie wurde lauter. "Nein!" Sie trat mit ihren Füßen und versuchte sich mit der übriggebliebenen schwächsten Kraft vor dem Untergang zu befreien.

"Du kannst nicht entkommen. Keiner wird dich hier hören können." Er lachte und schnitt Dana und rollte sie über den Boden. Panikartig, als etwas aus ihrem Mantel fiel.

"Mulder", flüsterte sie zitternd. Sie schleppte sich in eine dunkle Nische, in der Hoffnung, ihrem Peiniger für nur einige Sekunden zu entfliehen. Sie kannte selbst in diesem Moment noch seine Nummer, als ihre bläuliche Finger sie rasend wählten.



Die Polizeiautos fuhren schrillend aus dem Revier und rasten über die harte Straße. Fox Mulder saß in dem vordersten und war immer noch glücklich darüber, dass die Cops sofort reagiert hatten, trotz dass er seinen FBI-Ausweis nicht dabei hatte. Was hätte passieren können, wenn sie es nicht getan hätten.. Wenn sie ihn für verrückt erklärt hätten. Plötzlich piepte sein Handy. Er nahm es ruckartig aus seiner Innentasche.

"Mulder." Eine krächzende, kaum zu hörende Stimme erklang aus dem Lautsprecher. "Mulder, ich bin’s.. retten Sie mich."

Dann hörte er nur noch ein angstvolles, schwaches Schreien im Telefon und einen Schuß. Die Leitung war tot.

"Wer war das?", fragte der Officer neben Mulder, der das Auto fuhr.

"Scully", erwiderte Mulder mit gebrochener Stimme.

"Fahren Sie schneller."

"Wir sind ganz sicher auf dem richtigen Weg?" Sie waren jetzt schon längst aus der City und fuhren aufs offene Feld.

"Bitte, Sie müssen mir glauben..." Es war ein flehender, bettelnder Blick in Mulders haselnußbraunen Augen. Es waren schließlich zwei Leben zu retten.

"Bitte, Officer." Er nickte und Mulder glaubte, eine Beschleunigung zu spüren. Vielleicht war es auch mehr der Wunsch dazu.



"Hilfe gibt es nicht." Diesmal folgte kein Lachen. Die auf dem Boden liegende Dana Scully hustete von dem Staub, der sich dort befand. Sie konnte ihre Füße und Hände nicht mehr bewegen. "Kein Entrinnen mehr."

Das rasierklingenscharfe Messer hauchte über ihre Waden. Scully spürte das tropfende Blut nicht mehr. In ihrer Angst zu sterben dachte sie nicht mehr an Schnittwunden. "Ich will nicht sterben," hauchte sie verzweifelt. Vereinzelte letzte Tränen flossen über ihre Wangen. Sie spürte einen harten Schlag auf ihren Hinterkopf und schrie leise auf. Ihr Bedroher lachte nun nicht mehr und sagte auch nichts mehr und das machte ihr nur noch mehr Angst. In ihrer Verzweiflung kannte sie nur noch einen Ausweg. Sie schloß die Augen und betete. Sie hängte ihre Seele in das Gebet und flehte, dass es erhörte würde. Sie erwartete nichts mehr.



"Das ist es!" Die Streifenwagen hielten an. Den roten Ford erkannte Mulder sofort. Er sprang aus dem Auto. Ein altes Bahnhofsgebäude. Er laß es an dem Schild über dem Eingang. Die Tür war schon eingetreten. Leise ging er herein. Ein Schluchzen. Das war Scully. Es war so leise und undeutlich, doch Mulder wußte, dass sie es war. "FBI!" schrie er in die Dunkelheit. Er hielt seine nun angeschaltete Taschenlampe in alle Richtungen. Ihr Handy. Es war zerschossen. Sie konnte nicht weit sein.

"Mulder.." Es klang fast nur in seinem Kopf, doch als sich Fox, hinter ihm noch einige Cops, um eine Ecke, die zur früheren Eingangshalle führte, ging, sah er sie auf dem Boden liegen. Ihr Anblick rührte ihn zu Tränen, die er tapfer herunterschluckte. Er mußte erst ihren Mörder ausfindig machen. Es war nicht ihr Mörder. Er wußte es. Sie war noch nicht tot. Er sah eine huschende Gestalt durch die Bahnhofshalle laufen und schoß mehrmals. Sie war weg. Er wollte rennen, doch von hinten stoppte ihn jemand. Es war ein Officer.

"Wir kümmern uns darum." Sie rannten in das leere Gebäude und Mulder beugte sich nun zu Scully herunter. Er löste ihre Fesseln und trug sie heraus. Er dachte an nichts, als er sie in den Ford legte. Der Ort ließ ihn erschauern, doch er konnte ja keinen Streifenwagen benutzen.

"Ich kümmere mich um sie!", rief er einem der Cops zu. Er legte Dana Scully auf die Rückbank und setzte sich ans Steuer.

"Es wird alles gut, Scully. Sie sind in Sicherheit."

Eine dünne, kraftlose Hand faßte seinen Arm. "Mulder?" Es war mehr ein Hauchen als ein Laut.

"Ja, ich bin es."

Sie schluchzte leise und zitterte.

"Ich bringe Sie in ein Krankenhaus." Er strich eine rote, zerzauste Haarsträhne aus ihrem bläulichen blutigem Gesicht und versuchte zu lächeln. Sie schloß die Augen. "Nein, bringen Sie mich in mein Hotelzimmer. Bitte."

"Okay."

Sie saß auf dem Bett in dem Hotelzimmer. Es regnete draußen und Scully hatte von Mulder einen weißen Bademantel bekommen. Er war eine der wenigen Sachen, die er sich noch aus seinem Apartment mitgenommen hatte. Er hatte ihr das Blut und den Dreck abgewaschen und ihr die Haare gekämmt und zusammengebunden. Nicht eine Sekunde achtete er auf seine eigene Erschöpfung. Er kam in das im Morgengrauen gedämpft helle Zimmer mit einer Schüssel in der Hand.

"Hier Scully, trinken Sie."

"Danke." Sie nahm einen Schluck der warmen Hühnerbrühe, doch sofort zuckte sie zusammen. Die Schüssel zerbrach auf dem Fußboden und ihr Inhalt war auf dem Teppich verschüttet. Sie schluchzte und drehte sich von ihm weg. "Tut mir leid..."

"Nein, Scully", er legte einen Arm um ihre Schultern, ganz vorsichtig, "Kommen Sie." Sie barg sich in seine Arme, leise weinend.

"Lassen Sie es heraus. Ganz ruhig."

Bis es hell war, lag sie in seinen Armen. Sie war eingeschlafen und vorsichtig legte Mulder sie auf das Bett und tat die warme Decke über sie. "Es ist alles gut." Er küßte sie kurz auf die Wange und verließ dann das Zimmer.



Las Vegas

Hotelzimmer von Mulder

14.9.1999

13:35 Uhr



"Sie haben ihn geschnappt." Mulder telefonierte gerade mit Skinner.

Dieser antwortete schockiert: "Agent Scully war drei Jahre lang seine Brieffreundin gewesen?" "Er tarnt sich gut."

"Wie geht es ihr?" "

Sie schläft noch. Sie wollte nicht, dass ich sie ins Krankenhaus bringen. Sie ist noch etwas verängstigt und hat einige Schnittwunden."

Es herrschte kurz Stille. "Wünschen Sie ihr gute Besserung. Sie beide haben den Rest der Woche frei."

"Danke, Sir." Er legte auf.



Grand Canyon

16.9.1999

15:54 Uhr



Die Höhe machte Scully noch immer Angst. Sie war hier früher oft mit ihrer Familie gewesen, im Urlaub. Ihre Mutter hatte ihr damals erzählt, da unten sei das Ende der Welt, damit sie sich nicht über das Geländer beugte. Scully glaubte es bis heute. Wer dort den Tod fand.. sie wollte nicht daran denken. Sie stand auf einem Steg vor der Schlucht, mit Sicherheitszäunen herum. Sie war immer noch bläulich und die Wunde in ihrem Gesicht war auch noch nicht ganz verheilt. Doch was in letzter Zeit mit ihr und Mulder passiert war.. eine bessere Kur konnte sie sich nicht vorstellen. Sie vertraute nicht mehr vielen Menschen. Nicht nachdem, was vor zwei Tagen passiert war. Aber sie traute ihm. "Mulder?"

Er stellte sich neben sie. "Es ist ein großartiger Ausblick.

"Wie konntest du es wissen?"

"Ich wußte es einfach."

Sie faßte ihn an seine Schultern. "Danke." Sie lächelte und sanfte Wasser bildete sich in ihren Augen, als er sich immer weiter zu ihr herunter beugte.

"Verstößt das nicht gegen irgendeine FBI-Vorschrift?", hauchte sie lachend.

"Ich habe in den letzten Tagen so oft gegen die FBI-Vorschriften verstoßen.."

Als sie ihre Lippen vereinten, war es, als fiele der ganze Horror, der Scully so mitgenommen hatte, von ihr. Er war glücklich, sie gesund hier zu haben. Was hätte passieren können..? Ihre blauen Augen schauten ihn immer so dankbar an. Und das war es, dieser Blick schenkte ihm sein Leben, das in diesem Moment hing. Ihn wurde bewußt, dass er diese blauen Augen, alles an ihr, ewig vermißt hätte. Selbst ihre verdammte Rationalität hatte einen festen Platz in seinem Herzen gefunden. Er hatte ihr nichts von dem Blut erzählt. Fox wollte sie nicht noch mehr ängstigen. Er wollte, dass sie alles schnell vergessen würde.

"Mulder..." Sie blickte nach unten, ihre Hände in seinen. "Ich wußte, dass du kommen würdest. Gott hat mein Gebet erhört."

"Meines auch." Fox lächelte und faßte sie sanft an ihre rechte Wange. Sie fiel in seine Arme und er wollte sie nie wieder loslassen. Nie wieder.



"You`re the bravest of hearts,
you`re the strongest of souls,
you`re my light in the dark,
you`re the place I call home,
you can say it`s alright,
but I know
that you`re breaking up inside
I see it in your eyes.
Even you face the night
afraid and alone
that`s why I`ll be there.

Till there`s no more to give,
if that`s what it takes.
I will risk everything
I will fight
I will bleed
I will lay down my life,
if that`s what you need,
ev`ry secound I live
that`s the promise I make
Baby that`s what I`ll give
if that`s what it takes."





Ende
Rezensionen