World of X

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Dead

von Konstanze Faust

Kapitel 1

FBI-Hauptquartier

Washington D.C

13.9.1999

16:15 Uhr



Mulder saß gerade an seinem Schreibtisch und blätterte durch einige Unterlagen, die Scully und er bei ihrem letzten Fall erstellt hatten. Es waren einige Bericht über einen verrückten Wissenschaftler, der ohne Respekt vor Menschenwürde versucht hatte, Menschen zu klonen. Zum Glück hatten die beiden ihm rechtzeitig das Handwerk gelegt. Mulder war es immer noch ein Rätsel, warum dieser Fall in die X-Akten gelegt worden war, da die doch die unlösbaren Fälle darstellten. Er fand ihn nicht gerade herausfordernd, und auch Scully hatte keine großen Anstrengungen. Da klopfte es an seiner Tür. Er bekam nicht oft Besuch in seinem Büro im Keller und erwartete so, dass es Scully war. "Herein."

Zu Fox` Erstaunen betrat Skinner das Zimmer. "Sir?"

"Mulder", er blickte sich kurz um, " warum ist Scully nicht da?"

Mulder erinnerte ihn daran, dass Scully schon Urlaub hatte, seit genau um 15:00 Uhr, doch er verschwieg, dass sie ihm noch Aufwiedersehen sagen wollte. Mulder nahm an, dass Skinner wieder einen neuen Fall für sie hatte und er wollte sie da nicht mit reinziehen. Er wußte nur zu gut, wie sehr sie die freien Tage nötig hatte.

Was den Fall anging, sollte er Recht behalten.

"Mulder, ich habe gerade eine neue Sache für Sie", interessiert beugte sich Fox Mulder zu seinem Vorgesetzten vor.

"Es geht um einen Serienmörder, der gerade in Kalifornien sein Unwesen treibt. Er geht sehr brutal mit seinen Opfern vor, erst gestern wurde in der Nähe von Los Angeles eine brutal zerstückelte Leiche in einem See gefunden. Einige Anwohner erzählten von einem Mann mit einem Kopftuch, mit einer markanten Tätowierung auf der rechten Seite seines Gesichts. Eine Frau hat auch Fotos gemacht."

Skinner reichte Mulder eine durchsichtige Plastiktüte mit einigen Dias: "Sehen Sie es sich mal an."

"Geht in Ordnung."

Bevor Skinner die Tür endgültig hinter sich schloß, sagte er noch: "Ich hoffe, Agent Scully hat schöne Ferien."

"Ja, das hoffe ich auch."

Skinner war verschwunden. Interessiert untersuchte Mulder nun die Dias. Eigentlich wollte er sie verstecken, bis Scully auftauchen würde. Er wollte nicht ihre Neugierde wecken. Aber bis halb fünf war doch noch genug Zeit. Kurz entschlossen legte er die Lichtbilder in seinen Projektor und schaltete das Licht aus. Auf der kleinen weißen Leinwand erschien ein Bild mit einem Mann, der ein blondes Mädchen im Arm hielt. Sie entsprach genau der Beschreibung des Opfers, Carol Samuel, einem 16jährigen Teenager aus Los Angeles. Ihre Eltern erzählten, dass sie gesagt hatte, sie wollte zu ihren Großeltern in die Kleinstadt fahren. Den Freund, soweit es ihr Freund war, hatte sie nie erwähnt. Das Gesicht des Mannes war schlecht zu sehen. Es war ein regnerischer Tag gewesen, ein dunkelgrüner Schal bedeckte sein Gesicht bis zu den Augen. Ein rotes Kopftuch war über seine Haare gebunden. Durch die Sonnenbrille konnte man seine Augen nicht erkennen, nur die rechte Gesichtshälfte lag vollständig frei. Mulder stellte den Projektor etwas schärfer. Das große schwarze Tattoo beinhaltete eine Schrift.. wenn es doch nur besser zu lesen gewesen wäre. Ein Klopfen an der Tür riß Fox Mulder aus seinen Gedanken. Er überlegte erst kurz, bis ihm einfiel, dass es Scully war. Könnte er sie nicht fragen...? Nein, das eine Mal durfte er ihr ihren Urlaub nicht vermiesen.

Er knipste das Licht an und sagte: "Kommen Sie rein, Scully."

Es war wirklich, wie erwartet, Dana Scully.

"Hallo, Mulder", sie blickte interessiert auf den bunten Fleck auf der Leinwand.

`Verdammt`, dachte Mulder. Er hatte den Projektor angelassen.

"Zeigen Sie mal."

"Nein", er deaktivierte das Gerät," nein, es ist unwichtig."

"So unwichtig, dass Sie es sich anschauen mußten?" Sie lächelte und schaltete das Licht aus. "Also, nach was suchen Sie?"

Mulder fühlte sich beinahe ertappt, doch er wußte, dass er jetzt nichts mehr machen konnte. Und Scullys Fachkenntnisse konnte er jetzt gut gebrauchen.

"Der Mann dort ist ein Serienmörder, der seine Leichen grausam verstümmelt. Der Körper, besser gesagt die Körperteile dieses Mädchens wurden gestern in der Nähe von L.A. in einem See gefunden. Das ist das beste Bild von ihm, was wir haben."

"Nicht gerade aufschlußreich", stellte Scully fest.

"Es steht etwas auf der Tätowierung des Mannes", meinte Mulder.

"Ja, sie ist wohl das einzige auffällige an dem Foto. Das hier könnte ein D sein.. am Ende auch.. es ist ein relativ kurzes Wort.."

"Dead."

"Was?"

"Seine Tätowierung.. es würde passen." Scully knipste das Licht wieder an. Erst jetzt sah Mulder, dass sie gar nicht ihren üblichen Hosenanzug anhatte, sondern eine weiße Jeans und einen hautengen roten Satinpullover.

"Wollen Sie noch irgendwohin?"

"Las Vegas. In einer halben Stunde geht mein Flug."

Fox lächelte.

"Wow. Na, dann verpassen Sie ihn mal nicht."

Scully ging zur Tür.

"Machen Sie keinen Unsinn, solange ich weg bin." Sie lächelte schelmisch.

Mulder erwiderte das Lächeln.

"Und verprassen Sie nicht Ihr ganzes Geld. Ich möchte nicht die Miete für zwei bezahlen müssen."

"Machen Sie sich darauf gefaßt, mich als Millionär wiederkommen zu sehen."

Mulder grinste, als sie aus dem Zimmer verschwand.

"Las Vegas", murmelte er kopfschüttelnd und gab sich wieder seiner Arbeit hin. Mulder war sich sicher, diesen Fall allein lösen zu können. Es war wirklich der erste, den Skinner ihm, nachdem ihm Scully zugeteilt wurde, allein anvertraut hatte und er wollte das Vertrauen, dass der Assistant-Direktor in ihn gesetzt hatte, nicht zerstören. Er kramte gerade durch den Papierhaufen auf seinem Schreibtisch - er fand nie viel Zeit zum Aufräumen - und entdeckte plötzlich etwas Hartes. Er kramte es hervor. Ein Handy. Es war nicht sein Handy, das befand sich immer in seiner Jackentasche. Er öffnete die Datei mit den gespeicherten Nummern und als er sie laß, war ihm alles klar. Fox Mulder, Margaret Scully.. Dana hatte es vergessen. `Hoffentlich ist sie noch da.` Fox Mulder eilte aus seinem Zimmer die Treppe hoch und sah aus dem Fenster. Da, in einem roten Ford Taurus, sah er ihre rotbraunen Haare. Doch sie war dort nicht allein. Neugierig schaute er genauer hin und sah sie plötzlich in einer heftigen Umarmung mit einem braungelockten Mann. Es war.. der Moment versetzte Fox einen so heftigen Stoß, dass er glaubte zu fallen. Doch er zwang sich, sich zu beherrschen. Was war es denn schon, Scully hatte einen Liebhaber? Na und? Was ging ihn das an? Er war doch nur ihr Partner.. doch dieses dumpfe Gefühl von Eifersucht in seiner Magengrube ließ sich nicht mit lässigen Worten überspielen. Er wußte sicher, dass auch Scully sich trotz ihrer katholischen Konfession nicht zu einem Leben als Nonne bekannt hatte, aber es war schwer, es so zu sehen. So direkt. Die Gedanken schwirrten nur so durch seinen Kopf und kurz entschlossen riß er das Fenster auf. "Scully!"

Er fand es ja fast schon gemein von sich, es so direkt zu tun, doch auf eine andere Art und Weise hätte sie es vielleicht gar nicht mitbekommen.

`Vielleicht verdient sie es ja auch, nach dem, was jetzt mit mir los ist`, dachte der FBI-Agent, doch er verdrängte es schnell wieder. Sie hatte nichts Falsches getan. Es war nur für ihn so hart.. Sie blickte aus der herunter gekurbelten Fensterscheibe und hinter den Sonnenbrillengläsern konnte Fox ihren genervte Blick nur erahnen: "Mulder, was ist?"

Mulder hielt das kleine Gerät hoch. "Ihr Handy. Sie haben es vergessen."

"Oh ja, natürlich.. danke. Warten Sie, ich komme hoch."

"Nicht nötig, ich komme runter." Er lächelte und ehe sie protestieren konnte, stand er schon vor ihrem Auto. Er wußte noch nicht einmal, dass sie so ein Auto hatte.

"Bitte, Scully." Er reichte ihr das Telefon. Die Agentin lächelte kurz und stieg wieder ins Auto. Doch als Mulder nicht wegging, nahm sie ihre Sonnenbrille ab und warf ihm einen fragenden, beinahe ungeduldigen Blick zu. Er fragte schelmisch: "Wollen Sie mir nicht Ihren.. Bekannten vorstellen?"

Er vermied gekonnt das Wort `Freund`. Er wußte, dass auch die kühle Dana Scully irgendwann ihren Siedepunkt erreichte und auch, wie man das anstellte. Aber er tat es trotz diesem Zwischenfall nicht gern.

"Äh.. natürlich", sagte sie nervös und grinste," das ist Kristian Stanley, mein.. er ist mein.."

Sie zupfte verlegen an ihrem goldenen Halstuch herum.

"Ich bin ihr... also," sagte der männliche Begleitung," sie ist meine Tante."

"Er ist mein Neffe", fügte Scully breit grinsend hinzu, "das ist Fox Mulder, mein Partner."

Sie zeigte auf ihn. "..beim FBI." Mulder versuchte den südländisch anmutenden Mann anzulächeln, doch es wirkte ziemlich gequält, das wußte er.

"Na, dann mal viel Spaß", sagte Fox und winkte den beiden - eigentlich nur Scully - zu.

"Danke, Mulder", meinte Dana, "auf Wiedersehen."

Und das kleine Gefährt war blitzschnell weggefahren. `Fluchtartig`, dachte Mulder. Er war ihr Partner beim FBI. Sie hatten eine rein berufliche Zusammengehörigkeit und wenn es so etwas wie Liebe zwischen ihnen geben könnte, dann natürlich nur rein platonisch. Fox Mulder spürte den Sarkasmus in seinen Worten. Er haßte es, wenn er sarkastisch wurde. Fox seufzte und drückte die Klinke des Eingangstür des FBI-Hauptgebäudes herunter.
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