World of X

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Peace of Darkness

von Marion Kirchner

Kapitel 5

Kapitel 5: In der Unschuld des Einzelnen



Doggett streifte unruhig durch den Wald. Er bemühte sich, sich nach dem Hauptweg zur richten. Jedoch lockten ihn eine Menge Abzweigungen, ihnen zu folgen. Scully konnte überall sein, dachte er. Doch was brachte es, wenn er sie fand, aber selbst nicht wusste, wo er sich befand? Innerlich fragte er sich, ob Mulder und Reyes tatsächlich hier auftauchen würden oder ob Mulder mal wieder geredet hatte, ohne sich im Klaren zu sein, was er da eigentlich von sich gab. Er musste sich langsam eingestehen, dass dieser Fall enormere Dimensionen angenommen hatte, als er erst gedacht hatte. Ein unruhiges Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, als er von einem Baumstamm zum anderen blickte. Er spähte angestrengt durch die Umgebung, in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis auf Scullys Verbleib zu finden. Er wusste, dass nachdem ein S.F.P.- Agent mindestens 12 Stunden nicht erreichbar war, der dafür zuständige Agent, in diesem Fall er, Unterstützung anfordern musste. Ob diese von anderen Agenten ausging, oder er sich nur an die Zentrale wand, war ihm selbst überlassen. Mittlerweile kamen ernsthafte Sorgen in ihm hoch. Er verachtete, wenn jemand den Regeln nicht folgte. Dazu waren sie zu wichtig für das Zusammenspiel dieser Welt. Obwohl er immer noch versuchte, sich zu weigern, an das zu glauben, was er sah, tat er das, was nötig war getan zu werden. Manchmal musste man sich unterordnen, sonst drehte sich die Welt in die falsche Richtung. Er war nicht Mulder, der dies einfach nicht verstehen konnte...

Doggett fragte sich ernsthaft, was dies alles zu bedeuten hatte. Konnte es etwa wirklich sein, dass Mrs. Household diese Vorhersage ernst gemeint hatte? Und wenn ja, wie war sie darauf gekommen? Hatte jemand exakt geplant, wer zu welcher Zeit verschwand…? Bestand zwischen den Opfern ein Zusammenhang? So sehr er es ihm missfiel, Doggett erkannte einen Zusammenhang zwischen Scullys Verschwinden und dem der anderen Menschen. Mulder hatte Recht, die Frage war nur, in wieweit. Doggett sah auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. Der Wald war leer, nur Vögel ließen ihren Gesang auf ihn niederprasseln. Er glaubte nicht, dass hier jemand war, wenn er ernst nachdachte.



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Das erste was Reyes dachte, nachdem der Wagen den Eingang zu Snake Nr. 2017 passiert hatte, war nicht gerade guter Dinge. Das war es nie, zumindest nicht dann, wenn sie wieder in eines dieser Löcher mussten. Eigentlich hatte sie die Snakes am Anfang faszinierend gefunden. Wie so wenige Leute, die zum Teil aus Großstädten kommen, es schaffen in reiner Natur zu überleben ist schon rätselhaft, vor allem wenn man an die verwöhnte, zimperliche Bevölkerung dachte, die diesen Planeten bis vor drei Jahren bewohnt hatte. Reyes musste sich dabei immer einen höflichen, fein angezogenen Mann vorstellen, der auf einem Feld Kartoffeln erntete. Diese Welt war so verrückt, dass sie dieses Bild sogar zu Gesicht bekommen hatte. Sie schüttelte den Kopf, als sie die armselig gekleideten Leute sah, die auf den Feldern standen. Hier hatte man sich angepasst, hier wurden keine neuen Leute mehr aufgenommen, keine Greys eingelassen, hier war man ein eigenständiges Volk. Genau hier war sie beim Jetzt angekommen. Heute verabscheute sie Snakes, nein sie hasste sie. Es war einfach unmöglich welche Situationen in manchen von ihnen herrschten. Sie hatte nicht gegen die Leute, nein, wenn man eine Weile vor Ort war, konnte man wunderbar mit ihnen klar kommen, doch bis dies erst mal der Fall war, verging eine lange nervenaufreibende Zeit.



Endlich kam der Wagen zum Stehen. Mulder bremste abrupt und blieb mitten auf dem Vorplatz stehen. Hastig sprang er aus dem Wagen. Reyes blieb noch eine Weile sitzen. Es war ihr lieber sich erst mal auf diesen Auftritt vorzubereiten.



Mulder eilte über den Platz. Es war recht warm, schon fast heiß. Er spürte wie Schweiß seine Stirn hinabrann. Mit einer schnellen Handbewegung wischte er ihn weg und betrat das kleine „Gasthaus“, das sich vor ihm aufbaute. Kurz bevor er die Eingangstür hinter sich schloss, sah er sich noch einmal nach Reyes um, die gab im ein Zeichen, das wohl zu bedeuten hatte, dass sie noch eine Weile im Wagen bleiben würde, oder sich anderes gesagt, wie Mulder es bezeichnete, drücken wollte. Snakes waren seltsam, wirklich seltsam, wenn nicht sogar unheimlich. Er ließ die große Holztür mit einem Knall in die Angeln fallen, die Art von Begrüßung in Snakes. Gott sei Dank, hatte sie auf der Einfahrt niemand mit Gegenständen beworfen, aber da hatten Doggett und Scully wohl schon Vorarbeit leisten müssen. Er grinste, als eine kleine pummelige Frau aus einer der Türen geschossen kam und sich hinter einen alten Holztisch stellte, der fast an der Wand stand. Es war gerade noch soviel Platz, dass sie sich dazwischenzwängen konnte.

„Guten Morgen, Mr. Ich freue mich Sie hier begrüßen zu dürfen“ Meint sie das ernst? , fragte sich Mulder.

„Morgen, ich bin Agent Fox Mulder von S.F.P.. Ich bin ein Kollege von Agent Doggett und Agent Scully. Vielleicht können Sie sich an die beiden erinnern. Sie trafen Vorgestern ein. (Mulder zog es vor nicht zu erwähnen warum).“ Er versuchte es erst mal mit einer Einleitung, bevor er die arme Frau mit dem Schock traf, dass zwei weitere von ihnen bei ihr einziehen würden.

„Oh sicher, meine Güte, glauben Sie im Ernst ich kenne Sie nicht? Natürlich erinnere ich mich an die beiden. Vor allem dieser Doggett war sehr unfreundlich zu mir, hat mir nicht mal zugehört, als ich ihm helfen wollte, aber was soll’s. Da hat man mal wieder gesehen, dass Berühmtheit nicht alles ist.“

Mulder nickte beiläufig. Seine Gedanken kreisten im Moment nur im einen Punkt: Scully. So schwer es ihm fiel, es war ihm eigentlich egal, was Doggett getan hatte. Er interessierte sich nur für Scully, vielleicht konnte er aus dieser Frau etwas entlocken, vielleicht hatte sie etwas gesehen.

Auf einmal öffnete sich die Eingangstür und eine verschlafen aussehende Reyes trat ein. Sie fuhr sich einmal durch die Haare, versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, als sie sich neben Mulder stellte.

„Ah und noch eine, Agent Reyes, wenn ich mich nicht irre? Hey kommen Sie schon, Sie brauchen gar keinen Begrüßungsreden zu halten. Sie möchten ein Zimmer?“

Mulder schluckte, eigentlich hatte er sich darauf vorbereitet eben dies zu sagen, doch die Frau kannte ihre Masche wohl schon zu gut.

„Ja, wir hätten gerne zwei Einzelzimmer, wenn möglich in der Nähe von…“

„ Agent Doggett und Agent Scully??? Aber bitte doch, wenn sie Platz sparen wollen, können Sie…“, sie richtete ihren Blick auf Reyes, „ auch in Scullys Zimmer schlafen, denn die ist ja verschwunden, oh, entschuldigen Sie bitte, zurzeit nicht anwesend.“

Mulder und Reyes sahen sich verwirrt an. Genau dies war der Grund, warum sie Snakes so hasste, dachte Reyes. Für einen Moment hatte sie sich eingebildet es schon fast vergessen zu haben.

„Nein, wir hätten gerne zwei Zimmer.“ Mulders Stimme, die dies sonst mit Humor getragen hätte, war kalt. Man merkte ihm an, dass er es nicht duldete Witze über dieses Thema zu machen.

„Gut, bitte, wie Sie wünschen.“ Sie öffnete eine große Schublade in dem alten Holztisch und holte zwei Schlüssel hervor, die sie vor die beiden Agent rücksichtslos auf den Tisch knallte.

Mulder und Reyes ergriffen jeweils einen, als sie wieder zu sprechen begann.

„Die Treppe rauf und dann links. Ich denke, Sie werden die Zimmernummern noch selbst ablesen können, oder?“ Sie sah die beiden herausfordernd an.

Weder Mulder noch Reyes reagierten in irgendeiner Form darauf. Sie nickten ihr nur dankend zu und machten sich auf dem Weg nach oben.

Mulders Herz raste. Er wäre am liebsten sofort wieder nach unten gerannt um die Frau zu befragen, doch es schien ihm eindeutig ein unpassender Moment. Offenbar hatte Doggett sie erzürnt und das ziemlich heftig. Er atmete tief durch.



**********



Nachdem die beiden Agenten in Erfahrung gebacht hatten, dass Doggett im Wald um das Snake herum die Umgebung erkundete, zogen sie es vor mit der Ermittlung von vorne zu beginnen. Offenbar hatten Doggett und Scully nicht sonderlich viel erreicht, sodass es galt den Fall von ihrem Gesichtspunkt aus zu betrachten. Während Reyes sich vorgenommen hatte noch einmal mit dem Posten zu sprechen, zog Mulder es vor die allgemeine Situation des Snakes zu erkunden. Er fühlte sich seltsam, wenn er genau darüber nachdachte sogar auf eine gewisse Weise schuldig. Hätte er etwas finden können, das Scully von ihrem Verschwinden bewahrt hätte? Hätte er mehr gesehen? War es richtig gewesen Doggett und Scully diesen Fall bearbeiten zu lassen oder war es einfach nur kindischer Unsinn gewesen? Gott verdammt es war Unsinn gewesen jemals auf diese Wette einzugehen. Unter normalen Umständen hatten Scully und Doggett niemals gemeinsam ermittelt, zumindest nicht seitdem die S.F.P. sich zusammengeschlossen hatte. Obwohl beide offen für neues waren, obwohl beide glaubten, bestand immer noch die Gefahr, dass sie etwas übersahen. Fakt war, dass sie sich nicht perfekt ergänzen konnten. Reyes und er selbst gelang dies auch nicht. Sie waren sich ähnlich was ihre Vorgehensweise anging. Genau aus dieser Tatsache resultierte ihre Entscheidung sich immer in bestimmten Gruppen, in bestimmten Konstellationen an Fälle heranzuwagen. Eine der Grundregeln der S.F.P., es war typisch, dass sich ausgerechnet ihre Erfinder nicht daran hielten. Mulder biss sich auf die Lippen. Was war er nur für ein Idiot?



Das was er momentan tat, gehörte erneut zu dem Teil seiner selbst, das es vorzog lieber nicht den Regeln zu folgen. Normaler Weise bezog man Snake-Bewohner nicht allzu sehr in Fälle ein, es sei denn es war unbedingt notwendig, sprich man hatte eine zu rechtfertigende Vermutung, dass sie damit in Verbindung standen, dass sie etwas gesehen hatten. Doch in diesem Fall hatten sie nicht einmal die Zeit gehabt sich die Einwohnerliste anzusehen, sich deren Vorstrafenregister vor Augen zu führen. Genau dies war jedoch der Grund für ihn hier zu beginnen. Bei diesen Fällen war es fast immer so, dass die gewöhnlichen S.F.P.-Regeln nicht galten, zumindest in einer Vielzahl der Fälle. Und Scully gehörte dazu, egal was die Umstände betraf. Das kleinste Bild, die kleinste Wahrnehmung dieser Leute konnte zu einer Lösung führen. Mulder zitterte leicht. Er hasste solche Situationen. Die Gastwirtin war außer Haus gewesen, als er und Reyes nach unten gekommen waren, sie sei auf dem Feld, hieß es. Doch dort wollte Mulder nicht unbedingt vorbeischauen, also hatte er sich jemand anders ausgesucht. Gregory Leonard. Er kannte ihn, hatte sogar öfters mit ihm zu tun gehabt bevor das Feuer seinen Lauf genommen hatte. Ex-C.I.A. hieß es in seiner Akte. Er hatte sich geweigert dem S.F.P. beizutreten, wollte ein ruhiges Leben mit seiner Familie auf dem Land.

Mulder zögerte leicht, als er sie vor sich sah. Die Nummer zehn, Leonards bescheidenes Haus. Klein, in altertümlicher Art gebaut, jedoch sehr ansehnlich und gepflegt. Langsam betrat er die Vorterrasse wie sie so gut wie jedes Haus in einem Snake besaß. Sie war recht groß für die üblichen Verhältnisse. Auf ihr stand nichts außer drei leere Obstkisten, die ordentlich nebeneinander gestellt worden waren. Auf den Fensterbrettern der beiden Fenster standen zwei weiß angestrichene Blumenkästen, die mit Stiefmütterchen bepflanzt waren.

Mulder trat an die Tür und war erleichtert eine Klingel zu finden. Er drückte sie tief ins Gehäuse, das Gezwitscher von Vögeln war hinter der Tür zu vernehmen. Wundervoller Ton, dachte sich Mulder. Er malte sich aus langsam verrückt zu werden, würden ihm jedes Mal bei Besuch duzende Federviecher entgegenpiepsen, ob er wohl irgendwann denken würde das Piepen käme aus seinem Kopf???



Ruckartig wurde er von der Tür aus den Gedanken gerissen, die sich langsam öffnete.

„Guten Tag.“ Eine mittelgroße, blonde Frau stand vor ihm. Sie lächelte. Es gab also auch normale Snake-Bewohner.

„Tag, ich bin Agent Mulder vom S.F.P.. Ich würde gerne ihren Mann sprechen.“, sagte er, während er seinen Ausweis hochhielt. Normalerweise war dies nicht nötig, da ihn jeder kannte, doch er war es von FBI-Zeiten gewohnt.

Sie lächelte wieder.

„Er ist hinten im Garten. Warten Sie eine Minute, ich hole ihn. Sie können während dessen im Wohnzimmer Platz nehmen. Es ist direkt am Ende des Flurs.“ Sie redete ziemlich schnell und machte sich ebenso schnell wieder auf den Weg durch das Haus.

Mulder setzte sich, nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, in Bewegung. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Er ließ die Tür hinter sich in die Angeln fallen und durchquerte den Flur. Das Wohnzimmer war ein großer, gut eingerichteter Raum. Es sah gemütlich aus mit einer kleinen Sitzecke, Esstisch und zwei Regalen, die mit Büchern und einzelnen Porzellan- und Glasfiguren gefüllt waren. Der Agent ließ sich auf einen kleinen Sessel in der Nähe des Fernsehers fallen und richtete seine Augen durch das große Fenster, das den Blick auf eine gelbe Schaukel und eine ebenso gelbe Rutsche freigab.



„Morgen Agent Mulder, ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie mal lebend wiedersehen würde.“ Die trockene Stimme fühlte sich wie Fließpapier in Mulders Ohren an. Er fuhr herum und sah in die wilden grünen Augen Leonards.

„Guten Tag, Mr. Leonard. Ich werde doch wohl noch in der Lage sein ein paar grauen Männchen zu entkommen.“ Mulder sah ihn ernst an, obwohl er eigentlich hätte lächeln sollen.

Leonard setzte sich und fischte sich ein paar Kekse aus einer Dose, die auf dem Wohnzimmertisch stand.

„Was führt Sie hierher?“, fragte er.

„Nun, ich hätte mir denke können, dass Sie es nicht bemerk haben, aber es handelt sich um einen äußerst brisanten Fall. Einer ihrer Posten, meine Partnerin Agent Scully und offenbar mehrere Snake-Bewohner sind auf unerklärliche Weise verschwunden.“ Mulder versuchte so zu klingen, als würde er rein sachlich darüber denken, es misslang ihm jedoch kläglich.

„Es tut mir leid.“, kam es von Leonard schließlich, „Scully, meine ich. Glauben Sie ihr ist etwas zugestoßen, glauben Sie es handelt sich um etwas Ernstes? Dieser Hampelmann ist heute hier aufgetaucht und hat meine Frau nach ihr gefragt.“

„Hampelmann?? Reden Sie von Agent Doggett? Er ist ein ernstzunehmender guter Agent und leitet mit uns das S.F.P.“ Mulder wirkte gereizt, er nahm es Gregory Leonard mittlerweile übel, da dieser einfach nicht fähig war Doggett ernst zu nehmen, genauso wie Reyes und vor allen Dingen Krycek.

„Hey, mal im Ernst, Mulder, warum sind Sie hier, was wollen Sie von mir wissen? Wo diese Leute sind? Da muss ich Sie enttäuschen. Ich weiß es nicht, genauso wenig wie jeder andere hier.“

Mulder nickte, er hatte nichts anderes erwartet.

„Ich möchte von Ihnen keine Erklärung, Leonard, sondern bloß einen Hinweis. Haben Sie irgendeine Ahnung was hier vor sich gehen könnte?“ Mulder fixierte ihn angestrengt.

Leonard zuckte mit den Schultern.

„Haben Sie eine?“, er verdrehte die Augen, „Hören Sie, alles was die Menschen hier wollen ist in Frieden leben. Nennen Sie mir einen Menschen, der seinen eigenen Traum vernichtet in dem er sich an einen Dämon wagt, den er nicht bezwingen kann. Das S.F.P. ist ein Dämon, ein gigantischer. Selbst wenn jemand es wagen würde den Frieden hier zu stören, würde er niemals wagen den Frieden des S.F.P. zu stören. Scully ist für diese Leute heilig, beinahe so etwas wie eine Göttin, eine Leitfigur. Sie würden ihr niemals ernsthaft etwas tun, genauso wenig wie dem Posten. Glauben Sie mir Mulder, die Leute hier mögen zwar seltsam sein, aber es sind normale Menschen mit einem Gewissen, mit ihren Ängsten.“

Mulder konnte nichts anderes tun, als erneut zu nicken. Leonard hatte Recht, doch hier war etwas, das spürte er. Warum sollten diese Menschen nicht fähig sein ihre Mitmenschen zu entführen, sie gar zu töten? Ihr Respekt vor Scully war zwar ein berechtigtes Argument, jedoch gab es immer Menschen die aus der Reihe tanzten, Menschen, die jeglichen Bezug zu Autorität verloren hatten, oder aber etwas bezweckten.

„Aber warum sollten sie nicht fähig sein jemandem etwas anzutun, wenn sie Gründe dafür haben? Leonard ich glaube hier weiß fast jeder mehr, als er sagt, vielleicht sogar Sie selbst. Wo sind diese Menschen?“ Mulder spürte wie er begann in Rage zu geraten.

„Mulder, wie oft soll ich es Ihnen noch sagen, ich habe keine Ahnung. Ich wünschte, ich wüsste es. Ist Ihnen klar, dass das jeden Moment auch mir passieren kann, meiner Familie?? Ich habe auch Angst, ich will auch eine Lösung, aber ich kann sie mir nicht aus dem Ärmel zaubern. Nur weil ich mal beim C.I.A. war und vielleicht mehr auf gewisse Dinge achte, als andere, heißt das nicht, dass ich über alles Bescheid weiß, das hier vorgeht.“

„Aha, Sie leugnen also nicht, dass die Leute damit etwas zu tun haben könnten?“ Mulder redete immer schneller.

„Mulder, ich weiß es nicht. Meine Gewohnheit sagt mir, dass sie unschuldig sind, aber Sie kennen diese Welt. Die Wahrheit liegt in der Unschuld des Einzelnen. Befragen Sie die Leute und ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Ich bin selbst nur ein Snake-Bewohner, wie Sie es nennen.“

Mulder atmete tief durch und bemerkte, dass Gregory Leonard die Kekse nicht gegessen, sondern in seinen Fingern zerbröselt hatte. Er hatte ihn nicht aufregen wollen, doch er konnte nicht anders. Er hasste diese Wand des Schweigens.

„Entschuldigen Sie mich bitte, Leonard. Ich bin…“

„Es ist in Ordnung Mulder, aber Sie wissen, was ich von Ihren Methoden halte.“

Der Agent erhob sich und sah auf Leonard hinab.

„Ich werde gehen, sollte noch etwas sein, melden ich mich bei Ihnen. Auf Wiedersehen“ Mulder verließ das Wohnzimmer und ließ einen verdutzten Greg zurück. Er verdrehte die Augen. Mulder hatte Recht gehabt, er wusste etwas, doch es war nicht viel, es war zu wenig, um es ihm zu sagen, redete er sich ein. Die anderen würden ihm schon erklären was sie gefunden hatten, irgendeiner von den anderen würde schon seine Unschuld brechen, irgendeiner musste es tun.
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