World of X

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The natural way

von Fee

Kapitel 1

Mittwoch Abend, Scullys Apartment



Ich hatte es getan. Ich hatte ihn tatsächlich gefragt. Und diese Frage ist mir mit Sicherheit nicht leicht gefallen. Ich habe Mulder gefragt ob er der Vater meines Kindes werden würde. Ich hatte das Gefühl, dass er zwar überrascht, sogar- verständlicher Weise- ein wenig geschockt war, aber dennoch sofort antworten wollte. Ich bat ihn erst darüber nachzudenken. Er nickte stumm und verließ meine Wohnung wieder.

Jetzt sitze ich hier und warte. Sollte ich ein ungutes Gefühl haben weil er so schnell antworten wollte? Er wollte sicherlich ablehnen. Ich meine, wie hätte ich an seiner Stelle reagiert? „Scully, wollen Sie nicht Mutter meines Kindes werden?“ Was habe ich mir nur dabei gedacht als ich ihn gefragt habe ob ER der Vater werden wolle? Ich habe mir gedacht, dass ich nur ihn als Vater haben möchte! Ein Kind von dem Mann den ich nicht nur verehre und bewundere so sehr es nur geht, nein, ein Kind von dem Mann der mich glücklich macht, mit dem mich so viel verbindet, den ich- liebe, ja, einfach liebe. Aber für Mulder gelten diese Gefühle nicht. Also warum sollte er mir seine wundervollen Gene vermachen wollen und somit eine Verpflichtung fürs Leben eingehen, nur weil ich es so möchte? Ich sehne mich nach dieser lebenslangen Verpflichtung- ein Kind zu haben- aber er? Er muß sich ja auch nicht verpflichtet fühlen sich um das Kind zu kümmern, das weiß er, aber dennoch wäre er - für immer- der Vater eines Kindes. Das ist keine Lappalie worum ich ihn da gebeten habe. Er wird nein sagen, ich bin mir ganz sicher. Ich verstehe ihn. Warum habe ich nur gefragt? Hätte ich mir nicht vorher denken können, dass das alles verändern würde? Ich werde ihm nicht mehr in die Augen blicken können wenn er nein sagt. Auch wenn ich ihn verstehe. Ich sollte einfach schnell anrufen und sagen, dass es eine schlechte Idee war, dass er sich keine Gedanken mehr darüber machen soll. Nein, das hilft auch nichts mehr, die Frage stände dennoch im Raum, nur eben für immer ohne Antwort, was noch viel schlimmer wäre. Aber jetzt sitze ich hier und mache mich verrückt. Wenn er nein sagt, was er tun wird, will ich dann dennoch ein Kind? Mit dem Samen von einem wildfremden Mann? Nein, ich glaube nicht, dass ich dieses Kind so lieben könnte wie es es verdient hätte. Ich könnte mich auf die Suche nach einem Mann machen... . Aber eigentlich will ich ja keinen Mann, nur ein Kind. Und eigentlich will ich auch nur ein Kind mit Mulder. Nein, ein anderer käme nicht in Frage. Es hängt also von Mulder ab. Und Mulder weiß das bestimmt, in gewissem Maße zumindest. Es ist so egoistisch von mir, ihm die Entscheidung zu überlassen, über mein Leben. Warum kann nicht alles einfacher sein?

Meine Augen brennen, mein Kopf pocht. Ich denke eindeutig zu viel nach; es ermüdet mich. Ich sollte einfach abwarten. Wann wird Mulder sich bei mir melden? Morgen im Büro? Oder wird er nicht kommen, weil er sich noch nicht entschieden hat und mir nicht gegenüber treten will? Am Wochenende? Wird er mich anrufen? Nein, Mulder würde mit mir doch nicht per Telefon reden wollen, oder doch? Es wäre weniger unangenehm... .

Langsam sinkt mein Kopf zur Seite, gleich wird mich der Schlaf vom Denken abhalten- das ist gut, schlafen statt grübeln. Ich kann sowieso nichts mehr tun, es ist Mulders Entscheidung, ich kann nur hoffen- oder eben bangen... ich weiß nicht was von beidem ich tun soll.

Das Telefon klingelt und reißt mich wieder zurück in das Leben.
Ist es Mulder? Jetzt? Am Telefon? Bitte nicht. Ich kann jetzt nicht mit ihm reden, vor Allem nicht am Telefon! Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Immerhin wird er mein Gesicht nicht sehen können... . Soll ich wirklich ran gehen? „Sei nicht so feige“ sage ich mir selber, immerhin habe ICH die Frage gestellt, jetzt vor der Antwort zu flüchten ist wirklich nicht angebracht.

„Ja?“ Hauche ich leise als ich den Hörer abnehme. Normaler Weise gehe ich mit meinem Namen ran, aber er wird wohl schon wissen dass ich am Apparat bin... .

„Hey Dana, wie geht’s dir Liebes?“ Kommt es von der anderen Seite.

„Mom! Du bist es?!“

„Danke Schatz, mir geht es auch gut!“ Erwidert meine mom. Ich lächelte kurz.

„Hattest du jemanden bestimmten erwartet?“ Fragt sie.

„Jaaa, ich.... Mulder wollte noch einmal anrufen.“ Sage ich. Es ist natürlich gelogen, aber er KÖNNTE vielleicht noch anrufen wollen... und dann sollte nicht besetzt sein... . Außerdem will ich nun wirklich nicht mit mom telefonieren. Ich hab sie unglaublich lieb, aber ich kann mit ihr jetzt nicht über mein Vorhaben reden. Vor allem, wenn ich nicht einmal weiß ob Mulder nun ja oder nein sagt. Und WENN Mulder ja sagen sollte- weiß ich immer noch nicht, ob es überhaupt funktioniert... Sicher ist es nämlich keinesfalls. Es gibt nur diese eine letzte Chance für mich ein Kind zu bekommen, und ich muß diese Chance einfach nutzen....

„Dana?“

Oh, ich war wohl wieder völlig in meine Gedanken versunken. Hatte sie mich etwas gefragt?
„Hmm?“ kommt es nur von mir.

„Ich merke schon, du bist wirklich nicht ganz bei der Sache. Ich rufe besser später noch mal an, wenn ihr beide nicht so mit einem wichtigen Fall beschäftigt seid. „Bye Schatz“ sagt sie und legt auf.

„Wichtiger Fall?“ Ja, das ist es mit Sicherheit, aber nicht so wie sie es meint.

Ich bin totmüde. Schon elf Uhr? Ich lege mich wohl besser wieder hin. Seit wann grüble ich nun schon? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Dabei ist Mulder erst um neun gegangen.... Um morgen fit zu sein, sollte ich es aber wirklich noch ins Bett schaffen heute. Also schlurfe ich ins Bad und ziehe mir meinen gemütlichen, viel zu großen Flanellpyjama an. Ich kuschle mich in mein Bett hinein und schließe meine Augen. Von wilden Träumen werde ich sicherlich nicht verschont bleiben und ich versuche trotz allem Schlaf zu finden. Mit einem Seufzer knautsche ich mir noch kurz mein Kissen zurecht und lege meinen Kopf hinein in die tiefe Kuhle.

Was war das? Hab ich ein Klopfen gehört? Sicher nicht. Mir entfährt wieder ein Grummeln und ich drücke meinen Kopf tiefer in die Mulde. Und schon bin ich eingeschlafen. Der Schlaf übermannt mich schneller als ich gedacht hätte.

Ich spüre wie mich jemand berührt, mir sanft Strähnen meines Haares zurück streicht. „Mom?“ Frage ich verschlafen ohne meinen Kopf aus dem Kissen zu heben. Dann denke ich mir warum sollte Mom jetzt noch vorbeikommen? Ich hebe, ein wenig erschrocken, den Kopf und sehe in Mulders Augen. In seine wundervoll sanften Augen. Dunkelbraun, fast schwarz sind sie, und wunderschön. Ich sehe ihn nicht ganz klar, da nur ein schwacher Schein von der Diele in mein Zimmer leuchtet, aber diese wundervollen Augen würde ich in der tiefsten Nacht erkennen, sie sind einmalig, sie sind Mulders.

„Tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe“, kommt es fast flüsternd von Mulder.

Ich raffe mich ein wenig auf und ziehe die Decke eng um meinen Körper, weil von draußen ein kalter Luftzug hereinweht.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Sie schon schlafen würden. Als Sie mein Klopfen nicht gehört haben, wollte ich erst gehen, aber dann...“, rechtfertigt er sich. Er ist so niedlich. Entschuldigt sich, dass er meinen Schlüssel genommen hat und um diese Zeit zu mir kommt- nur weil er mit mir reden möchte über eine Sache die mir so am Herzen liegt. Manchmal ist er ein richtiger Schatz. Ich möchte nicht so weit gehen und sagen, dass er immer ein Gentleman ist, nein, das bestimmt nicht. Aber er kann, wenn er will. Und ich muß mir selber eingestehen, dass es mir eigentlich nie wirklich etwas ausmacht, wenn er in der tiefsten Nacht bei mir anruft oder sogar vor meiner Tür steht. Auch, wenn ich ihm dann natürlich immer ermahnend vorschlage, einen Blick auf die Uhr zu werfen. In Wirklichkeit freut es mich wenn ich ihn sehe, wann und warum auch immer. Und jetzt gerade natürlich besonders. Er ist sehr schnell wieder zurückgekommen. Er denkt jetzt bestimmt, ich hätte mir gar keine Gedanken mehr gemacht nachdem er gegangen ist. Habe ich aber, Mulder, wirklich! Ich weiß doch, was für eine schwerwiegende Entscheidung das für ihn ist. Hätte ich mich doch bloß nicht so früh hingelegt. Aber ich hätte einfach nicht damit gerechnet, dass er heute noch vorbei kommt.... So viele Gedanken schießen mir in so einer kurzen Zeit durch den Kopf.

Mulder schaut mich fragend an. Er scheint von mir zu erwarten dass ich etwas sage. Oder auf etwas antworte. Ich habe keine Frage vernommen.... Wie auch, wenn ich mich vor lauter Gedanken die durch meine Synapsen sprudeln nicht mehr retten kann?
„Wollen wir ins Wohnzimmer gehen?“ , frage ich.

Mulder nickt. Ich komme mir nur so blöd vor, wenn ich in meinem warmen, gemütlichen Bett liege, er neben mir sitzt und mir vielleicht das wichtigste sagt was er mir je hätte sagen können. Oder in diesem Falle wohl eher das niederschmetterndste. Ein kurzes Seufzen entfährt mir erneut. Ich habe Angst. Am liebsten würde ich ihm jetzt nicht in das Wohnzimmer folgen, sondern aufstehen, die Tür schnell von innen verriegeln und einfach wieder zurück ins Bett springen. Aber als ich Mulders Blick sehe, den er mir über die Schulter zuwirft während er sich auf mein Sofa zubewegt, folge ich ihm wie gebannt.

„Wollen Sie etwas trinken?“, frage ich ihn, um das Schweigen zu brechen.

„Nein danke, ich kann nicht lange bleiben, ich muß noch ins Büro zurück.“ , antwortet er.

„Sie haben sich offenbar Zeit genommen um über meine Bitte nachzudenken“ , stelle ich nüchtern, aber in einem schüchterneren Ton, als sonst für mich üblich, fest. Er will gleich wieder weg? Ins Büro? Das kommt mir eher wie eine Flucht vor- was sollte er denn jetzt bitte noch im Büro?

„Das ist nicht gerade etwas um das ich jeden Tag gebeten werde“ , erwidert Mulder. Oh Gott, er sagt nein, ich wußte es. Es ist mir so unglaublich peinlich jetzt vor ihm zu stehen und sein, ein wenig entschuldigendes, Lächeln zu sehen.

„Aber ich fühle mich unglaublich geschmeichelt“ , spricht er weiter. Geschmeichelt? Ja, und ich bin von Pein berührt, wie es nicht schlimmer gehen könnte. Er steht hier vor mir und möchte mir sagen, dass er nicht besonders scharf darauf ist dass unsere Gene zu einem gemeinsamen Kind verschmelzen. Er spürt meine Unsicherheit, weil ich zu Boden gucke und eine „Hmm“ - Geräusch von mir gebe.... Deshalb fügt er betonend hinzu: „Doch, ganz ehrlich“

„Hören Sie, wenn- wenn Sie auf höfliche Art „nein" sagen wollen, ist das okay, verstehe ich das“ , sage ich, bevor es noch peinlicher für mich wird, was eigentlich schon gar nicht mehr möglich ist. Denn ich bin mir sicher, dass er sieht, dass für mich gerade eine kleine Welt zusammenbricht. Ich meine, ich wußte dass er nein sagen würde, aber.... ein kleiner Hoffnungsschimmer ist dennoch in mir gewesen. Natürlich verstehe ich ihn, aber die Entscheidung ist somit - für uns beide- gefallen, und ich fühle mich ein wenig machtlos, weil ich nichts tun kann.

„So merkwürdig das vielleicht klingt- und es klingt wirklich merkwürdig, ich weiß, aber ich- ich würde einfach nicht wollen, dass das mal zwischen uns steht.“ , sagt Mulder. Ja, er hat sich entschieden. Er will nicht. Ich wußte es. Ich wußte es- ich werde jetzt nicht vor ihm in Tränen ausbrechen. Ich muß seine Entscheidung nicht nur akzeptieren sondern auch verstehen. Keinen Gefühlsausbruch Dana, zusammenbrechen kannst du später.

„Ja“, antworte ich schwach „Ja, ich weiß, ich- das verstehe ich..... Natürlich.“ Diese langen Pausen müssen einfach sein, ich bekomme diese Worte gerade mal so heraus ohne zu schluchzen. Denn das würde ich jetzt am liebsten machen. Wieder blicke ich zu Boden. Bitte laß ihn jetzt einfach gehen und nie wieder von diesem Augenblick sprechen.

Er hebt mein Gesicht an- nein, bitte nicht, ich kann ihm jetzt nicht in die Augen gucken.

Er schaut mich an, geradezu fragend, mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ein süßes Lächeln. Dieses Lächeln läßt mich für einen kurzen Moment fast alles andere wieder vergessen.

„Aber- die- die Antwort lautet ja!“, antwortet Mulder mir völlig irritiert, mit einem derart süßen Lächeln auf dem Gesicht! Ja? Hat er gerade ja gesagt? Ja, das hat er - seine Augen sprechen es eindeutig ein weiteres Mal aus! Er will! Oh mein Gott! Gab es je einen schöneren Moment in meinem Leben? Nein, ich denke ich kann mit ziemlicher Sicherheit behaupten dass es keinen schöneren Moment gab! Nie! Oh mein Gott, ich kann es kaum fassen! Oh Gott! Meine Augen füllen sich mit Tränen. Vorhin die Angst dass er nein sagen würde, gerade die Enttäuschung als ich mir sicher war er wollte nicht- und nun- nun diese Erleichterung! Ich kann nicht anders, die Tränen der Freuden laufen mein Gesicht herunter. Ich liebe diesen Mann! Er macht mich zur glücklichsten Frau auf der ganzen Welt! Ich liebe ihn einfach! Unheimlich erleichtert falle ich ihm um den Hals, schluchze leise in seine Schulter. Er erwidert meine Geste, nimmt mich fast tröstend in seine Arme. Er scheint zu spüren, dass ich unter dieser Situation fast zusammengebrochen wäre. Sein Gesicht ist immer noch von einem Lächeln geziert, als ich mich wieder von ihm löse. Sein Gesichtsausdruck zeigt völlige Verständnislosigkeit, wie ich je an ihm zweifeln konnte- nach dem Motto: „Scully, ich könnte Ihnen nie etwas abschlagen, vor allem nicht, wenn es Sie so glücklich macht!“

Ich kann für eine kurze Zeit weder Gedanken noch Worte fassen. Ich stehe hier in meinem Pyjama in meinem Wohnzimmer vor Mulder und er ist gewillt ein Kind mit mir zu haben!

Doch natürlich kann ich nicht einfach so stehen bleiben und ihn nichtssagend anlächeln. Ich versuche klaren Kopf zu bewahren, so gut es in meiner Situation eben geht. Möchte ihm nicht weiß ich wie erscheinen, wenn ich jetzt erst einmal Stunden da stehe ohne etwas zu sagen. Sammeln kann ich mich später, wenn er wieder weg ist. Jetzt erst mal ganz professionell und natürlich an die Sache ran gehen. Bitte, laß meiner trockenen Kehle Worte entfahren die verständlich sind. Heute habe ich mich vor diesem Mann genug entblößt. Aber ich denke in dieser Situation macht das nichts. Wenn jemand versteht wie wichtig mir diese Entscheidung ist, wie heilig, dann Mulder.
„Dann rufe ich morgen Dr. Parenti an- und ich nehme an, die wollen mit Ihnen ausmachen, wie Sie die Spende durchführen“ ist meine wissenschaftliche nüchterne Antwort, die diesem Gefühlsausbruch von grade total entgegenwirkt. Doch wie sonst, als auf wissenschaftliche Art, soll ich mit Mulder über eine Samenspende seinerseits reden? Mit einer solchen Situation bin auch ich ein wenig überfordert, ich kann nur trocken reagieren, auch wenn ich in diesem Moment einfach viele weitere Stunden in seinen Armen gelegen hätte.

„Oh, in der Beziehung bin ich Profi“, antwortet Mulder. Er kann in jeder Situation so reagieren- locker, offen. Immer mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Ich liebe ihn dafür. Das macht die Situation für uns ein bißchen weniger peinlich.

Er macht sich in Richtung Tür. „Also, wann soll ich vorbei kommen?“ Fragt er, als ich ihm die Tür aufhalte.

„Vorbei kommen?“ Frage ich ein wenig überrascht.

„Na, wir gehen doch gemeinsam zu Dr. Parenti in die Praxis dachte ich“ kommt es selbstverständlich von ihm.

„Öhm, Mulder, Sie müssen da nicht mitkommen, das wird nur eine Art Beratung und Vorsorge- und wenn Sie auf dem Gebiet sowieso Profi sind, brauchen SIE ja keine Beratung mehr“, lächle ich ihn an.

„Scully, ich will aber mitkommen- ich werde in meinem Leben nicht all zu viele Kinder zeugen. Denke ich zumindest, und dann will ich morgen mit Ihnen mitkommen und mich vergewissern, dass dieser Arzt auch gut ist. Um nicht zu sagen der Beste!“, wieder dieses unwiderstehliche Mulder- Grinsen, das er gepachtet zu haben scheint.

Ich bin einfach nur gerührt! Er will tatsächlich mitkommen, mich begleiten. Er ist so süß! Ich nicke also.

„Ich mache einen Termin für morgen aus und rufe Sie dann noch einmal an.“

„Okay Scully, dann bis morgen, schlafen Sie noch gut“, zwinkert er mir zu.

Und wie ich schlafen werde! Langsam schließe ich die Tür. Innen lehne ich mich dagegen. Sie ist im Moment der Halt den ich brauche. Ich atme lange ein und wieder aus- um mich zu beruhigen. Ich kann das alles immer noch nicht glauben, was sich gerade in diesem Wohnzimmer, in diesen wenigen Minuten meines Lebens abgespielt hat, und vielleicht mein restliches Leben verändern wird. Ich weiß, es ist nur eine kleine Chance Mutter zu werden, es kann durchaus sein, dass es nicht funktioniert, aber selbst dann würde sich dennoch etwas verändern- meine Beziehung zu Mulder. Es war schon immer eine tiefe Beziehung, doch seit ich weiß, dass er das hier für mich tun würde ist sie noch stärker. Wie, das weiß ich nicht, denn ich weiß schon seit Jahren, dass es eine solch besondere Beziehung bei mir noch nie zuvor gegeben hat.

Ich muss mich hinlegen. Vorhin war ich so müde, doch jetzt- jetzt werde ich sicher nicht mehr schlafen können. Aber ich muss. Ich muss morgen fit sein. Ich lege mich einfach hin und versuche dieses Delirium, in dem ich mich gerade noch befinde, zu meinem Traum zu machen und somit mit Sicherheit gut schlafen zu können. Jetzt erst, beim Vorbeigehen am Spiegel, bemerke ich, dass seit Mulder draußen ist wohl, ein derart zufriedenes Lächeln auf meinem Gesicht zu sehen ist. Es wundert mich nicht. Ich bin wirklich so glücklich wie nie. Und das verdanke ich diesem göttlichen Mann! Oh ja, ich werde gut schlafen!





Nächster Morgen



„Morgen Mulder“, flöte ich gutgelaunt ins Telefon. Mulder scheint im Gegensatz zu mir ein wenig verschlafen zu sein.

„Hab ich Sie geweckt?“, frage ich schuldbewußt.

„Nein nein, schon in Ordnung- ich bin nur gestern länger im Büro geblieben, als ich eigentlich wollte.“

Er klingt wirklich sehr müde, ich höre wie er beim Sprechen ein Gähnen unterdrückt.

„Mulder, Sie müssen wirklich nicht mitkommen. Wenn Sie noch ein wenig schlafen wollen, ist das völlig okay, dann komme ich danach einfach bei Ihnen vorbei!“

„Scully“- Pause

„Hmm?“, entkommt es mir.

„Ich habe gesagt ich will mitkommen. Wenn es Ihnen jedoch unangenehm ist, dann sagen Sie es doch gleich....“, kommt es von Mulders Seite.
„Nein, wirklich nicht- ich dachte nur- was soll´s, kurz und schmerzlos- der Termin ist in einer Stunde, schaffen Sie es bis dahin?“

„Klar- ich hol Sie ab“

„Okay, bis dann.“ Ich lege auf.



Gleich ist es also so weit. Ich habe Dr. Parenti gesagt, dass ich einen Vater für mein Kind in Betracht gezogen habe, aber nicht, dass ich ihn mitnehme... . Ich schaue auf die Uhr. Er hat noch fünf Minuten. Wenn er dann nicht da ist, fahre ich los. Meine Güte, ich will ja schon wieder vor ihm flüchten! Unglaublich! Er macht das hier alles für mich, und ich? Ich.... es fühlt sich einfach komisch an, mit Mulder, meinem Partner, zu meinem Frauenarzt zu gehen und über ... unser Kind zu reden! Puh, Mulder scheint das alles gar nichts auszumachen- er wirkte am Telefon locker wie immer.

Es klopft.

Ohne nachzuschauen öffne ich die Tür, meinen Mantel bereits in der Hand.
„Ich wäre dann so weit“, sage ich beim Öffnen. Mulder grinst mich breit an. Sehe ich so aufgeregt aus? Naja, ich stehe fertig bepackt in der Tür, sage ihm nicht einmal hallo und stürme schon heraus... ja, ich muß ziemlich nervös aussehen- was ich auch bin!

„Na dann auf!“, sagt er immer noch grinsend.





Praxis Dr. Parenti, Donnerstag, 11.30 Uhr



Als wir die Praxis betreten, schiebt Mulder mich- wie er es so oft tut- vor sich her, indem er sanft seine Hand auf meinen Rücken legt. In diesem Moment jedoch bringt es mich noch mehr durcheinander als es das sonst schon tut. Und es kommt mir auch so vor, als ob er seine Hand heute noch ein wenig länger auf meinem Rücken ruhen läßt, als er es sonst tut. Aber- dass ich wirklich etwas dagegen habe kann ich nicht behaupten- wie gesagt, es verwirrt mich nur, die ganze Situation ist einfach so verquer.



„Ah, Ms Scully- gehen Sie doch bitte direkt durch, Dr. Parenti erwartet Sie schon.“, begrüßt die Sprechstundenhilfe mich. Sie steht auf, um mir das Zimmer zu weisen.

„Warten Sie dann bitte hier?“, spricht sie Mulder höflich an und deutet auf das Wartezimmer.

Ich schaue ihn an, antworte dann schnell für ihn.
„Nein, er kommt mit mir, danke“, ist meine Antwort.



„Guten Morgen, Dana!“, begrüßt Dr. Parenti mich.

„Guten Morgen. Dr. Parenti, das ist Agent Mulder.“, stelle ich die beiden vor. Dr. Parenti nickt, ich habe ihm von Mulder erzählt. Sie schütteln sich die Hand- wie zwei Menschen vor ihrem Verhandlungsgespräch...



Dr. Parenti erklärt nun also noch einmal den Eingriff. Mulder scheint intensiver zuzuhören als ich. Ich habe das alles schon einmal gehört, doch nun wird es ernst. Ich schaue gebannt auf Mulder, wie dieser Dr. Parentis Ausführungen lauscht und immer wieder nickt.

Dr. Parenti scheint zum Ende zu kommen und schließt seinen „Vortrag“ ab.

„Naja, wie der Rest geht werden Sie wohl wissen“, scherzt er und Mulder erwidert ein, von Nicken unterstütztes, dezentes Lachen.

„Gut, ich denke bis hierhin wäre dann alles klar“, meint Dr. Parenti und erhebt sich.
Da es von Mulder oder meiner Seite keinerlei Einwand gibt, begibt er sich in Richtung Tür.

Mulder schlüpft schon einmal durch.
„Ähm, Dana?“

Ich drehe mich mit fragendem Blick um.

„Darf ich Ihnen bitte noch kurz eine Frage stellen?“

Ich gehe wieder durch die Tür in den Raum.

„Nun, Sie sagen Sie wollen Mulder als Vater Ihres Kindes?“
Was bitte will er mir damit sagen? Ja, das will ich in der Tat. Soll jetzt ein „Ich würde Ihnen davon abraten, er hat nicht die richtigen Gene“ folgen???

„Ja, was...?“ Kommt es von mir ein wenig perplex.

„Es ist nur, ich dachte anfangs wir stellen Ihnen einen Spender zur Verfügung, doch nun, wo Sie mit Ihrem Freund hier herkommen- frage ich mich- wieso wollen Sie diese Prozedur durchlaufen anstatt es einfach- nun, auf dem natürlichen Weg zu versuchen? Ich meine, wir behandeln Sie, und der Rest...“ Er stellte das alles völlig nüchtern vor, schaute mich fragend an.

Ich brachte kurze Zeit nichts hervor. Doch dann sagte ich: „Dr. Parenti, Mulder ist nicht mein Freund- nicht, wie Sie es meinen.“ Ein ungewolltes Grinsen zierte mein Gesicht. „Wenn er es wäre, hätte ich nicht das Problem mit dem Spender geäußert..... Nein, er ist mein Kollege- und hat sich nur bereitgestellt...“

„Nun, ich wollte Ihnen nur noch einmal sagen Dana, auf dem natürlichen Wege ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich funktioniert um einiges höher. Genauer gesagt- bei einer künstlichen Befruchtung in Ihrem Fall besteht eine Wahrscheinlichkeit von 20, 25%, wie ich bereits erwähnte. Denn bei diesem komplizierten Eingriff kommt es oft vor, dass die Zellen beschädigt werden.. .“

Ich wollte sagen, dass der „natürliche Weg“ dennoch nicht in Frage käme, da hörte ich:

„Und wieviel höher ist sie bei der natürlichen Befruchtung?“, von Mulder hinter mir.

„Oh, eine immerhin 35-40 prozentige Wahrscheinlichkeit würden wir hiermit erreichen“, erwiderte Dr. Parenti auf Mulders Frage.
Ich glaube es nicht, da steht Mulder hinter mir und fragt wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei ein Kind zu bekommen, wenn ich ganz einfach Sex hätte! Also bitte. Ich meine, hätte ich einen Partner, dann hätte ich auch Sex, und dann hätte ich Mulder hierfür nicht fragen müssen! Was soll das hier überhaupt? Es geht doch wohl um mich- und nun reden diese beiden Männer- mein Frauenarzt und mein Arbeitskollege- über mein - momentan nicht existierendes- Sexualleben... Ich glaube es nicht!

„Dr. Parenti, ich danke Ihnen vielmals!“, unterbreche ich das Gespräch. „Ich werde dann morgen früh um halb acht zur Behandlung hier sein!“, sage ich, gebe ihm demonstrativ die Hand, drehe mich um und verlasse das Zimmer.

„Auf Wiedersehen“, höre ich ihn noch sagen, dann sehe ich dass Mulder hinter mir ist.

Schweigend gehen wir zum Auto. Mir ist das alles immer noch ein wenig peinlich. Aber- das habe ich eben beschlossen- ich werde einfach nicht darüber sprechen, ihn nicht fragen was das eben sollte. Das würde die ganze Situation nur noch peinlicher machen.

Er bringt mich nach Hause. Oben angekommen fragt er nur noch: „Morgen ist es also so weit?“

Wieder ein wenig milder gestimmt lächle ich und nicke. „Jap“

„Na dann versuchen Sie trotz der Aufregung noch etwas Schlaf zu finden“, lächelt er mir zu, klopft mir leicht auf die Schulter und dreht sich um. „Gute Nacht“, ruft er, während er den Gang zum Fahrstuhl hinunterläuft.





Schlaf soll ich finden? Wenn das so weiter geht, werde ich die nächsten Monate keinen Schlaf mehr finden! Man, ich bin aufgeregt wie ein kleines Schulmädchen. Nur geht es hier nicht um eine kleine Aufregung wegen irgendeiner Jugendliebe oder ähnlichem, sondern darum, ob ich nun endlich Mutter werde oder nicht- und darum, dass Mulder im Falle eines Gelingens Vater meines Kindes wird.... Und da soll ich Schlaf finden? Sehr witzig Mulder, wirklich.





Freitag, 7.00 Uhr, Scullys Apartment



Dieser verdammte Lärm da draußen! Ist das Hupen in der Innenstadt nicht verboten? Und, hält sich auch nur irgendwer daran??? Langsam, ganz langsam mache ich meine Augen auf. Eigentlich bin ich viel zu müde um sie zu öffnen.... ich sollte sie einfach noch ein wenig zu lassen... . Doch dann, durch den kleinen Schlitz meiner halb geöffneten Augen, erblicke ich den Wecker- 7.02! Oh man! Ruckartig schmeiße ich die Decke von mir, und werde sogleich von einem kalten Schauer geschüttelt. Schon 7 Uhr. Jetzt danke ich doch diesem Autofahrer für sein sonst so unerwünschtes Hupen, denn ich bin- entgegen meinen Vermutungen gestern wohl sehr schnell eingeschlafen, so schnell, dass ich meinen Wecker nicht einmal mehr gestellt habe. Ich habe mich aufs Bett gesetzt, wollte eigentlich noch ein wenig lesen um müde zu werden... und dann wachte ich soeben auf und stellte fest, dass ich in einer halben Stunde schon los muß, wenn ich nicht zu spät bei Dr. Parenti sein will. Aber was soll’s, das schaffe ich schon, ich muß ja nicht gerade blendend aussehen, für einen medizinischen Eingriff den er an mir vornehmen wird.

Ich mache mir schnell einen Kaffee und trinke ihn in gierigen Zügen aus. Ein Blick auf meine Hände verrät mir, dass dieser Kaffee mich nicht gerade beruhigt hat- sie zittern. Meine Güte, es ist ja nicht zum Aushalten mit mir. Eine kleine, eine klitzekleine Eizelle sorgt für eine Verwirrung bei mir, wie ein Hurrikane! MEINE klitzekleine Eizelle, ein wenig präpariert bei mir eingepflanzt, fröhlich auf die Befruchtung wartend.... Man, ich kann ja richtig witzig sein... und das in solch einem Moment- echt klasse Dana, einmal auf die Schulter klopfen und dann solltest du wirklich gehen!





16.00 Uhr, FBI Gebäude



Möglichst natürlich, ganz normal... sage ich mir immer wieder selber als ich unser Büro betrete und mich mit dem bezauberndsten Lächeln das ich zu bieten habe, auf Mulder vorbereite. Das Lächeln vergeht mir so schnell wie ich es aufgesetzt habe- er ist nicht da. Na prima! Eine Akte liegt auf dem Schreibtisch. Nur eine? Er hat aufgeräumt, wow! Entweder scheint der Mann auch von meiner Nervosität angesteckt zu sein, oder er hat einfach nichts mehr gefunden in diesem Chaos... in diesem Falle möchte ich ihm unbedingt noch mein „Hab ich’s Ihnen nicht gesagt?“ an den Kopf schmeißen.

Auf der Akte erspähe ich den kleinen erhofften Zettel: „Scully, ich denke ich könnte hier bei etwas Ihre Hilfe gebrauchen- Sie treffen mich im Mansons- Park“

Mansons Park? Dieses kleine Hotel am Rande der Stadt... . Natürlich, ich habe ja nichts besseres zu tun! Ich mache mir auch keine Gedanken um irgend etwas anderes als einen Fall den Mulder mal wieder ausgegraben hat! Da ist es, dieser plötzliche Wechsel meiner Gefühle: Gestern- vorhin als ich an ihn dachte, da wollte ich ihn einfach nur küssen, und jetzt möchte ich nichts mehr als ihn schlagen! Er hat manchmal wirklich so wenig Sensibilität, unfaßbar! Aber diesmal hätte ich es ihm wirklich nicht zugetraut- so süß wie er gestern war... . Aber was bleibt mir übrig? Ich muß noch heute mit ihm sprechen- dann kann ich ihm auch gleich zu seinem Hotel folgen und weiß ich was oder wen jagen... .

Ich setze mich also, schon ein wenig echauffiert, in mein Auto und fahre los. Die Freude darüber, dass immerhin der Eingriff erfolgreich verlaufen ist- es meiner kleinen Eizelle also gut geht und sie nur noch frivol darauf wartet den anderen Elternteil kennenzulernen, ist fast schon wieder verflogen.



17.05 Uhr, Manson Park



„Guten Tag, können Sie mir vielleicht sagen, wo ich Agent Mulder finde?“, frage ich höflichst die Frau an der Rezeption, da diese nichts für meine aufgestaute Wut kann. Meine Aggression wuchs während der ganzen Autofahrt immer mehr an.

„Princess Suite?“, wiederhole ich verdutzt die Antwort der Frau.
Diese schaut noch einmal nach, nickt dann aber. „Oberstes Stockwerk“, sagt sie.

Seit wann bitte leisten wir uns beim FBI eine ganze Suite? Kopfschüttelnd also betrete ich den Fahrstuhl, der mich nach ganz oben bringt. Ich stehe vor der Tür und klopfe. Von Innen kommt ein „Herein“. Ich folge Mulders Aufforderung. Mit- wohl fast schon martialischem Gesichtsausdruck- betrete ich den Raum. Mulder sitzt seelenruhig auf der Couch. Nicht wie sonst übersät mit Akten und Fotos, nein, er sitzt auf dem Sofa und auf dem Tisch steht eine Flasche Wein! Und zwei Gläser... oh- das Ganze kommt mir immer obskurer vor.

Er blickt auf und lächelt mich zufrieden an. Meine Wut geht dahin. Er konnte sowieso nichts dafür. Ich weiß eigentlich gar nicht mehr genau warum ich wütend war. „Hey Scully“, sagt er in einem sehr ruhigem Ton. Dann klopft er auf den Platz neben sich. Ich nähere mich langsam, versuche noch einmal böse zu sein und ihm Vorwürfe zu machen, doch es geht nicht. Dann setze ich mich, sage keinen Ton, sondern blicke ihn fragend an.

Nachdem auch er es nicht für nötig hält etwas zu sagen, sondern nur wortlos beide Gläser mit Wein füllt, mache ich doch den Anfang- schließlich will ich hier noch irgendwann fertig werden.

„Also, Mulder- was machen wir hier?“, ist meine nüchterne Frage.

Er gibt mir das Glas Wein in die Hand.

„Mulder- ich dachte Sie hätten hier noch einen Fall bei dem Sie meine Hilfe benötigen. Und dann ist Wein wohl nicht sonderlich ratsam. Des Weiteren würde ich mich und mein Auto gerne wieder heil nach Hause bringen.“

„Ich würde sagen wir bleiben heute hier“, ist Mulders Antwort.

Meine Augen weiten sich fragend. „Mulder, davon haben Sie mir aber nichts gesagt!“, klingt es vorwurfsvoll von mir zurück.

„Na es ist bei Ihnen doch später geworden als ich gedacht habe.“, antwortet er und nippt an seinem Weinglas. Ich hingegen stelle meines provokativ zurück auf den Tisch, lehne mich zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

„Na entschuldigen Sie bitte, Mulder, dass ich mir nicht aussuchen konnte, wie lange die Behandlung heute dauern würde“, entgegne ich hitzig. Diese Aussage soll ihn daran erinnern, dass auch er noch etwas zu erledigen hat.... Ich meine, will er einen Rückzieher machen, oder warum erwähnt er seine von mir so begehrten kleinen Schwimmer nicht mehr???

„Scully, das macht gar nichts, wir haben ja Zeit“, entgegnet Mulder seelenruhig.

„Wie gnädig“, kommt es von mir zurück, und ich greife nun doch zu meinem Weinglas.

„Also“- noch ein Versuch die Sache hier hinter mich zu bringen und ihn endlich wieder auf einen anderen, viel wichtigeren Weg zu bringen- „worum geht es?“

Er lehnt sich zurück und schaut mich verdutzt an. „Na um Sie“

„Mulder, bitte keine Spielchen heute, dafür habe ich keinen Nerv mehr- sagen Sie mir einfach was los ist und...“

Wieder klinge ich gereizt. Ich kann es nicht ändern, ich bin einfach ein nervliches Wrack, so wie es momentan aussieht.

Auf sein Gesicht schleicht sich ein spitzbübisches Grinsen. „In Ordnung Scully, wenn Sie es so wollen...“

Ich tue als sei ich furchtbar aufgeregt wegen den kommenden Ausführungen, und stimme somit in sein Spiel ein. Ich drehe mich zu ihm und setze mich in den Schneidersitz.

„Also, es geht um Sie und Ihren Wunsch ein Baby zu haben“, fängt er ganz ruhig und sanft an.

Nein, das kann doch nicht sein Ernst sein- mir erst Hoffnung machen und dann einen Rückzieher machen? Bitte nicht Mulder, das können Sie mir nicht antun- ich möchte antworten, doch mein Mund ist plötzlich völlig trocken.

„Es ist nur- ich habe über das Gespräch nachgedacht Scully- das mit Dr. Parenti.“

Ich höre all die kleinen Räder in meinem Hirn förmlich rattern, wie sie angestrengt arbeiten um sich in dieser Situation an das Gespräch zu erinnern. Und was an diesem Gespräch genau so besonders war, dass wir nun in irgendeiner Princess Suite, umgeben von rosa Plüsch sitzen.

„Dass die Wahrscheinlichkeit ein Kind zu bekommen auf dem natürlichen Wege viel höher ist, als durch die künstliche Befruchtung...“, stoppt er die kleinen Räder in meinem Hirn mit einem Mal.

Dennoch fühle ich mich nicht sonderlich aufgeklärt. Also wieder mein fragender Blick. „Jaaa?“, frage ich und gestikuliere ihm weiter zu sprechen.

„Scully, nun tun Sie mir das doch nicht an“, lacht er.

Nachdem ich immer noch verdutzt gucke, fährt er also erklärend fort, mit einem frivolen Lächeln auf dem Gesicht.

„Okay Scully, es geht mir ja auch nur um Sie- ich meine, Sie wollen ein Baby- und die Wahrscheinlichkeit auf DIESEM Wege ist um ein Vielfaches höher- also... warum nutzen wir nicht den Vorteil dass wir beide noch jung und fit sind, und verschaffen uns somit die besseren Chancen auf ein Gelingen???“

Langsam nehme ich die Worte in mir auf. Sie sagen mir nicht direkt etwas. Die kleinen Räder setzten sich langsam erneut in Gang. „Oh“ entfährt es mir, nachdem ich den Wink mit dem Zaunpfahl endlich verstanden habe.

Mulder nickt nur einmal. „Na kommen Sie schon, nicht so entsetzt, das verletzt mich.“ Sein Grinsen macht mich total unsicher. Ich bin wahrscheinlich rot wie eine Tomate, und er- locker wie eh und jäh- sitzt grinsend vor mir.

Kurz, nur ganz kurz schließe ich meine Augen und schüttel meinen Kopf. Ich möchte mich sammeln um ihm eine Antwort geben zu können- weiß der Geier was für eine Antwort, aber ich bin mir ganz sicher, schweigen ist jetzt nicht angepaßt!

„Also, so häßlich bin ich doch auch nicht“, erwidert er auf mein Kopfschütteln.

Ich schaue ihn an und ringe mit mir selber um ein Lächeln. „Tut mir Leid Mulder, ich denke nur, wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann fühle ich mich ein wenig- überrumpelt und verunsichert, wissen Sie?“

„Ich denke Sie HABEN mich richtig verstanden- und- Scully, gehen wir doch einfach mal, wie Sie es sonst immer so zu tun pflegen, wissenschaftlich an die ganze Sache ran: Sie wollen ein Baby- je höher die Wahrscheinlichkeit eines zu bekommen, desto besser- ich habe Ihnen gerade die einfachste Lösung dafür gegeben. Ich sehe kein Problem- Sie etwa?“

Und wieder dieses Grinsen. Er ist einfach nur süß.

„Mulder, meinen Sie das denn Ernst?“, frage ich, und meine Stimme überschlägt sich fast ein wenig.

„Meinen Sie etwa ich hätte uns sonst hier in der Princess Suite eingemietet?“

Jetzt erst fällt bei mir der Groschen! Oh Gott, süß ist gar kein Ausdruck für diesen Mann! Göttlich kommt dem Ganzen wohl noch am nächsten.

„Mulder, Sie tun schon so genug für mich- ich - das kann ich nicht....“

„Nicht von mir erwarten?“, unterbricht er mich. „Also, ich möchte sie ja nicht schockieren Scully, aber- eine Aufopferung wäre das doch wirklich nicht, glauben Sie mir.“

Immer noch sein Grinsen. Je breiter es wird, desto tiefer wird das Rot, das momentan mein Gesicht ziert.

„Das war ein Kompliment Agent Scully. Sie sind eine attraktive Frau- das wissen Sie, und das weiß ich, denn ich habe ja schließlich nicht nur Augen im Kopf um damit kleine graue Männchen zu verfolgen“, zwinkert er.

Ich bringe keinen Ton raus. Es ist aber auch nicht fair, mir so ein unglaublich verlockendes Angebot zu machen. Ein Angebot, das man weder ablehnen noch annehmen sollte... .

Er rutscht näher an mich heran. „Scully, wenn es Ihnen wirklich so widerstreben sollte, dann kann ich das natürlich auch verstehen, aber ich dachte- wir beide...- wissen Sie, ich würde so etwas nicht jedem anbieten, aber in unserem speziellen Fall... Sie bedeuten mir wirklich sehr viel, und ich möchte einfach dass Sie glücklich werden- und dafür würde ich alles tun.“, flüstert er fast.

Diese Worte berühren mich zutiefst. Ich erschauere, spüre wie ich eine Gänsehaut bekomme, nur von seinen Worten. Stumm blicke ich in seine Augen. Dann schlinge ich plötzlich meine Arme um seinen Hals und lege meinen Kopf auf seine Schulter. Schweigen. Dann entkommt mir ein leises: „Danke“

Ich nehme meine Arme wieder von ihm, und auch er läßt seine Arme von meiner Taille gleiten. Ich rutsche ein wenig zurück. Nun grinse ich ihn an. „Mich unter dem Vorwand hier her holen, dass Sie meine Hilfe bräuchten!“

„Na aber bitte Scully- Vorwand? Ich denke, ohne Sie würde das Ganze hier mit Sicherheit nicht klappen, oder?“, lächelt er zurück. Göttlich. Einfach göttlich.





19.15 Hotelzimmer Manson Park



Wir sitzen immer noch auf der Couch- jedoch ist die Situation wesentlich gelassener- der Wein tat seinen gewünschten Dienst. Wir schauen uns irgend etwas im Fernsehen an. Mulder scheint mir doch ein wenig mehr interessiert daran zu sein als ich. Ich muss immer noch über das nachdenken worüber wir vorhin geredet haben. Ich lasse manchmal meinen Blick durch das Zimmer schweifen und ganz zufällig bleibt dieser dann für eine kurze Zeit auf Mulders Gesicht ruhen.

Zur Tarnung schaue ich auch noch einmal auf den Bildschirm, auch wenn ich nicht wirklich wahrnehme, was diese Personen dort von sich geben. Sie blicken sich tief in die Augen... und der erste Kuss scheint zu folgen...

In genau diesem Moment dreht Mulder seinen Kopf in meine Richtung und schaut mich an. Mein Mund ist plötzlich ganz trocken. Ich tue nichts, sage nichts, schaue ihn nur an, wieder mal völlig schweigend.

Er lächelt mich beruhigend an. Dann schiebt er seine Arme unter mich und hebt mich hoch. Langsam geht er mit mir in Richtung Bett, ich halte mich an ihm fest, die Arme um seinen Hals geschlungen.

Ich könnte protestieren, ich hätte alle Zeit der Welt. Aber weder kann, noch will ich wirklich. Er legt mich auf das Bett, welches wirklich, wirklich weich ist. Er legt sich neben mich. Er riecht unglaublich gut. Ich kann mich nicht bewegen, wie sollte ich denn auch, wenn er neben mir liegt und mich so anguckt? Er ergreift die Initiative, aber erst nachdem ich ihm mit meinem Blick, da ich zu etwas anderem nicht in der Lage bin, mein Einverständnis gegeben habe...





Immer noch das Hotelzimmer, 9.00 Morgens



Langsam öffne ich meine Augen. Rosa! Ich liege in einem rosa Bett... nackt. Als die süßen Erinnerungen mich wieder erreichen, schleicht sich ein zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht. Wow! Schnell gucke ich mich um, ob Mulder neben mir liegt und mich sieht. Aber er liegt nicht mehr da. Ich fahre mit der Hand über seine Seite des Bettes- sie ist noch warm. Ich wickele die Decke um mich und gehe ins Bad. Dort finde ich einen- ebenfalls rosé- farbenen Bademantel. Ich ziehe mir meine Unterwäsche an und werfe mir den Bademantel über.

Als ich aus dem Bad komme, höre ich Mulders Stimme. Ich schleiche der Stimme nach und sehe ihn an der Tür stehen, wie er mit dem Kellner redet, der das kleine Wägelchen in unser Zimmer rollt, mit allen nur denkbaren Herrlichkeiten darauf.

Als er mich im Durchgang stehen sieht sagt er: „Ich dachte Sie hätten vielleicht Hunger?“

Ich nicke nur lächelnd. Und ob ich Hunger habe! Nach einer solchen Nacht sind schließlich jegliche Energievorräte verbraucht!

Mulder schiebt den Frühstückswagen zum Couchtisch und setzt sich schon mal. Ich schnüre mir meinen Bademantel fester. Eigentlich blödsinnig. Dann setzte ich mich zu ihm und betrachte das reiche Angebot.

„Hmmmm!“, entkommt mir ein Laut. So ziemlich das einzige was ich seit Ewigkeiten von mir gegeben habe. Er kennt mich schon gesprächiger, denke ich mal.

Was soll ich denn auch sagen? Wenn ich ehrlich wäre, würde ich sagen, dass ich die letzte Nacht- ihn- einfach unglaublich fand. Aber das wäre wohl nicht so angepasst. Also lasse ich es besser.

„Können Sie mir mal bitte ein Croissant geben?“, frage ich statt dessen.



Nach einem Frühstück also suchen wir unsere wenigen Sachen in der Suite zusammen und machen uns bereit aufzubrechen. Ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll.



Da jeder mit seinem Auto hergekommen ist, bietet sich mir nicht einmal die Gelegenheit mit ihm im Auto zu sprechen. Die meisten unserer Gespräche führen wir schließlich auf Autofahrten, diese Gewohnheit gibt mir normalerweise Sicherheit. Aber so verabschieden wir uns an unseren Autos.

„Ja dann... schönes Wochenende noch wünsch ich Ihnen“, sagt er. Jetzt scheint es mir, als könnte ich selbst bei ihm den Anschein von Unsicherheit erkennen.

Ich stehe noch ganz nah vor ihm. Also nehme ich all meinen Mut zusammen und umarme ihn kurz. Dabei flüstere ich ein „Danke“ in sein Ohr. Ohne mich umzudrehen gehe ich zu meinem Auto, steige ein und fahre los.

Ich denke er weiß wie es gemeint war- er ist sensibel genug um es zu wissen. Denn mehr als dieses „danke“ hätte ich nie im Leben von mir geben können.
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