World of X

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The Truth is out there

von Isabel Boehmer

Kapitel 5

Washington DC. 13. März 2000 22.15 Uhr

Es war jetzt dunkel und Scully stand mit ihrem Wagen vor Mulders Haustür. Samantha wollte nicht bei ihm wohnen, um sich in Selbständigkeit zu üben und war
in eine kleine Wohnung gezogen, die Mulder per Zufall in der Zeitung entdeckt hatte. Und nun stand Scully vor der Tür und starrte zu Mulders Fenster hinauf. Es war hell beleuchtet und gelegentlich sah sie seinen Schatten vorbei huschen. Einmal zeigte er sich sogar am Fenster, aber wenig später war er auch wieder verschwunden. Irgendwann entschloss sich Scully, zu Mulder zu gehen. Es fiel ihr nicht leicht, auszusteigen und die Treppen hinaufzugehen und dann, als sie vor seiner Wohnungstür stand, bekam sie plötzlich Bauchweh und wollte nur noch weglaufen. Und genau, als sie sich umdrehte, öffnete Mulder die Wohnungstür.

"Hallo Scully. Was machen Sie denn hier?"

Erstaunt und auch erschrocken starrte sie ihn an. Er hatte eine Jacke und eine Basekap angezogen und war gerade auf dem Weg nach draußen.

"Tschuldigung, ich wollte nicht stören, ich..."

"Nein, nein, ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen. Kommen Sie doch herein." Das flaue Gefühl im Magen machte sich wieder bemerkbar, doch Scully tat, wie
ihr geheißen. Sie setzte sich auf sein Sofa und starrte an die Decke.

"Mulder, ich habe heute ein längeres Gespräch mit Samantha gehabt." Sie sah ihn an, doch sein Gesicht blieb ausdruckslos. "Sie hat gesagt, wir sollten mal miteinander reden." Noch immer machte er keine Anstalten, irgendetwas zu sagen.

"Und Ich denke, sie hat recht." Er hockte sich neben sie und betrachtete sie lange. Scully wurde immer unruhiger, denn eigentlich hasste sie es, angestarrt zu
werden. Doch bei Mulder war es etwas anderes. Er sah sie an, von oben bis unten und sagte nichts. Seine Augen blieben irgendwann auf ihren hängen und so
sahen sie sich an, ohne ein Wort zu sprechen und ohne irgendetwas zu tun. Scully hatte Angst, nein es war keine richtige Angst, es war das Gefühl, dass sie
früher immer hatte, wenn Klassenarbeiten geschrieben wurden. Keine direkte Angst, nur die Panik davor, dass irgendetwas schief laufen könnte. Langsam hob er seine Hand und berührte vorsichtig ihr Gesicht.

"Scully, Sam hat mir erzählt, was ihr beredet habt." Seine Stimme klang unheimlich sanft und zerbrechlich. Beinahe unmerklich nickte sie.

"Du meinst es also wirklich ernst mit mir Scully?" Seine Stimme wurde immerleiser und zärtlich nahm sie seine Hand.

"Ja." Auch sie flüsterte jetzt und plötzlich war ihre Angst verflogen. Mulder schaute sie an und lächelte und wusste, dass Mulder es genauso ernst mit ihr meinte.
Vorsichtig zog er sie ein wenig näher und berührte sanft ihre Lippen. Er hatte sie schon einmal geküsst, doch das war mehr freundschaftlich gewesen. Das hier
war mehr. Als seine Lippen ihre berührten, war es, als würde ein Vulkan in ihm explodieren und als ihre heiße Zunge seine berührte flogen kleine Engel im Raum
und ihr Leben wäre für diese Sekunde eins. Dieses Gefühl, dass beide plötzlich hatten, war mehr als Freundschaft, mehr als Liebe und viel mehr als Sex es
wäre. Es war ein reines, unschuldiges Gefühl, das stärker war, als jedes Bündnis, dass je geschlossen wurde. Beide wussten es und keiner wollte sich von dem anderen lösen. Es war eine einzigartige Verbundenheit, die nur zwischen ihnen stattfinden konnte. Irgendwann löste sich Scully und strahlte Mulder glücklich an.

"Ich liebe Dich Mulder."

"Und ich liebe dich ."





6 Jahre später

Mulder:

Es ist neblig geworden. Hier und überall auf der Erde. Man findet kaum noch die Hand vor den Augen und der allgegenwärtige Regen macht die Menschen nervös und einige sogar böse. Ich hoffe, dass das bald alles vorbei ist. Die Meteorologen sagen, dass Wetter würde bald besser werden. Was wissen die schon! Schon lange spüren hier alle, das alles nicht mehr so ist, wie es noch vor ein paar Jahren war. Immer weniger Kinder werden geboren, immer mehr Ehen werden geschieden und immer mehr Menschen sterben. Es ist nicht so, dass es mir schlecht geht. Ich habe Scully, ich habe Samantha und ich habe meine X-Akten. Doch ich weiß, dass bald alles zuende sein wird. Die Außerirdischen haben bereits mit ihrer Kolonisierung angefangen. Es begann vor einem Jahr, als plötzlich alle durchdrehten. Die wollten mir die X-Akten wegnehmen und irgendwann bin ich zu dem Krebskandidaten gegangen. Ich weiß nicht mehr, wie ich ihn gefunden habe. Vielleicht habe ich ihn ja auch nicht gefunden, sondern er wollte sich finden lassen. Ich weiß es nicht. Ich bin zu ihm gegangen und habe ihn gefragt was los sei. Er hat gesagt, dass die Kolonisierung beginnt. Wir können nichts mehr dagegen tun, denn alles was man hätte tun können wurde getan. Das weiß ich. Ich weiß nicht mehr, woran ich glauben soll. Vor 6 Jahren, da war alles so einfach. Ich und Scully und Samantha, wir waren ein unschlagbares Team. Ich habe Scully immer geliebt und sie mich und damals waren wir endlich bereit dazu es zuzugeben. Es war nicht einfach. Weder für mich, noch für sie. Wir konnten uns gegen unsere Vorgesetzten erheben und ich durfte beim FBI und bei den X-Akten bleiben. Scully ging freiwillig. Für mich. Sie hat jetzt eine gutgehende Praxis in DC. Und Samantha arbeitet mit mir an den X-Akten. Es ist das, was sich alle gewünscht haben. Doch das, wovor ich mich immer gefürchtet habe, wird jetzteintreten. Scully und Sam wissen es nicht. Ich will auch nicht, dass sie es erfahren. Mein Gespräch mit dem Krebskandidaten war lang und er hat mir Dinge erzählt, die ich geahnt hatte, aber nie für Wirklich gehalten habe. Ja, er ist mein Vater. Allein diese Tatsache hat mich dazu gebracht ihm plötzlich zuvertrauen. Ich wollte es nie. Aber nun tue ich es. Er hat mir viel von seiner Arbeit gezeigt und jetzt...jetzt liegt er im sterben und er will, dass ich seine Arbeit fortführe. Ich kann es nicht. Ich kann und ich will es nicht, denn ich sehe noch immer keinen Sinn bei dem ganzen. Bill Mulder, mein Vater, oder auch nicht, er war gegen dass, was diese Leute gemacht haben und ich, auch wenn ich nicht sein Sohn bin, werde immer auf seiner Seite stehen, auch wenn der Krebskandidat denkt, ich wäre auf seiner. Ich wollte nie heucheln, doch jetzt tue ich es. Aber ich will meine Familie beschützen. Vor allem Scully und Samantha. Keine von beiden hat es verdient zu sterben. Doch wenn das eintritt, was ich befürchte, so ist es bald vorbei. Vielleicht verläuft es schmerzlos, vielleicht werden wir aber auch zu Sklaven gemacht. Ich weiß es nicht. Und es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Keinen Ausweg, aus dem wir dem Schicksal entrinnen können. Niemand der uns helfen kann.

Ich wollte nie so werden. Angst vor denen haben, die mir und uns das alles angetan haben. Ich bin nicht mehr der Mann, der ich noch vor wenigen Jahren war.

Ich habe das Gefühl, dass es sich nicht mehr lohnt zu kämpfen. Für was auch? In einem Jahr wird es die Rasse Mensch nicht mehr geben und ich kann nichts dagegen tun. Ich würde so gerne.

Früher habe ich mir ausgemalt, wie es wohl sein wird, wenn ich und Scully eine Familie gründen werden und einfach nur glücklich sind. Doch nun, für was soll ich noch leben? Für Scully? Für Sam? Auch sie werden sterben. Vielleicht vor mir, vielleicht nach mir, aber auch sie haben keinen Ausweg mehr.

Jeden Abend, wenn ich nach Hause komme, sehe ich Scully in die Augen und ich weiß, ich weiß das sie mich noch immer so sehr liebt wie am aller ersten Tag.

Und ich sehe sie an, mit leeren Augen und kann mich nicht mehr darüber freuen.

Jeden Abend erzählt sie mir von den kranken Kindern, die in ihre Praxis kommen und ein paar Tage später dankend vor unserer Haustür stehen und ein kleines Geschenk für sie gebastelt haben. Wie gerne hätte Scully selbst Kinder! Sie liebt die kleinen Geschöpfe, doch sie weiß, dass sie nie ein eigenes haben wird.

Ich habe die paar Eier vor Jahren weg gegeben. Vielleicht ist es meine Schuld. Ja, es ist meine Schuld, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Aber für
was sollte sie auch? Bald werden wir alle sterben. Ich sehe jeden Abend Scully an und sie weiß, dass auch ich sie noch immer liebe, aber etwas ist zwischen uns
und ich weiß, am Anfang war es nicht da. Es ist plötzlich gekommen. An dem Tag, an dem ich mit dem Krebskandidaten, meinem Vater, gesprochen habe,
war es gekommen und hatte sich immer tiefer in unsere Beziehung gebohrt. Auch Scully hat es gemerkt und ich weiß, sie hat Angst. Sie lässt es sich nicht
anmerken, aber sie hat eine Höllen Angst davor, was passieren wird. Sicher, sie weiß es nicht. Aber Frauen spüren, wenn etwas nicht stimmt und Scully spürt es
schon lange. Ich habe irgendwann aufgehört zu kämpfen und ich weiß, dass ich es muss. Ich meine, ich muss kämpfen um zu überleben, denn wenn ich nicht
kämpfe, habe ich schon verloren. Aber ich werde auch verlieren wenn ich kämpfe. Denn ich alleine werde es nicht schaffen. Ich habe immer daran geglaubt.
Aber plötzlich war alles anders. Von einem Tag auf den anderen habe ich nicht mehr daran geglaubt und ich kann es nicht mehr. Jetzt weiß ich, was passieren
wird und ich kann nichts dagegen tun. Aber wenn es passiert werde ich es wissen und bis dahin werde ich bei Scully und Samantha bleiben und sie lieben wie es
noch nie jemand zuvor getan hat.

Scully:

Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich weiß nicht was. Aber es ist so...ich kann

es nicht erklären. Ich merke es schon seit langem. Mulder hat sich verändert und kam er früher mit einem Lächeln auf den Lippen heim, so ist da heute gar nichts
mehr. Ich zweifle nicht daran, dass er mich nicht mehr liebt. Nein, ich weiß, dass er mich liebt. Doch nicht mehr so wie er es früher getan hat. Seine Augen sind
leer, wenn er mich küsst und geschlafen haben wir schon lange nicht mehr mit einander. Ich habe schon so oft mit Samantha darüber gesprochen. Doch auch sie
weiß keinen Ausweg. Ich habe immer gedacht, Mulder zu kennen, doch es war ein plötzlicher Wechsel. Eines Tages war alles anders. Ich weiß nicht mehr,
wann es war, aber plötzlich hat er aufgehört, über sich und die Arbeit zu reden. Er erzählte mal ein paar unwichtige Dinge, doch das war auch schon alles. Ich
habe so oft versucht Mulder zum reden zu bringen, aber ich schaffe es nicht. Ich würde so gerne wissen, was in ihm vorgeht, aber wie denn, wenn er gar nicht
mehr über sich redet? Manchmal, an schönen Tagen, ja da ist er wieder, wie er früher war. Er lacht und macht Scherze, manchmal schaut er sich sogar noch
eines seiner Lieblingsvideos an. Aber das ist selten geworden. Ich hätte so gerne meinem Mulder wieder. Den, in den ich mich verliebt habe vor so langer Zeit. Auch Sam weiß keinen Weg mehr. Sie ist genauso ratlos wie ich.

Sie weiß, wie er früher an einen Fall herangegangen ist und wie er es heute tut. Früher war er voller Ideenreichtum und heute hat fällt ihm nur noch selten etwas neues ein. Wenn er überhaupt arbeitet. Ich habe ihn letztens in der Fußgängerzone gesehen, wie er vor einem Geschäft gestanden hat und hinein starrte. Es war eine Bücherei und ich weiß bis heute nicht, was er dort getan hat.

Ich glaube nicht, dass er eine andere Frau hat. Er ist nicht der Typ, der eine Frau abschleppt und sie dann mit einer anderen betrügt. Ich glaube ich sollte mit ihm sprechen, doch das würde die Situation nur noch viel schlimmer machen.
Ich liebe ihn so sehr und ich kann nicht ertragen, wenn er unglücklich ist. Ich werde ihm noch zwei Monate geben. Wenn er mir bis dahin nicht gesagt hat, was
los ist, werde ich mit ihm reden. Und ich werde ihm endlich sagen, dass ich ihn heiraten will. Weil ich ihn liebe.





Es gibt Momente im Leben eines Menschen, die plötzlich eintreten. Es geschieht in einer Zeitspanne von wenigen Millisekunden und sie sind nicht rückgängig zu machen. Wenn man plötzlich erfährt, dass alles, was es auf der Erde gibt, eigentlich falsch ist, dann ist das so ein Moment. Du weißt, wie die Welt funktioniert. Du kennst das System und du weißt, dass das, was schon deine Urahnen wussten, richtig sein muss. Doch was passiert wenn sich plötzlich alles verändert? Was passiert, wenn oben plötzlich unten ist und alles auf den Kopf gestellt wird. Nur um eine Frage zu beantworten: Warum existieren wir? Gibt es wirklich einen Gott, der die Erde in sieben Tagen geschaffen hat, oder ist es doch alles nur Einbildung? Menschen glauben seit über zwei Jahrtausenden daran, dass die Erde ein wichtiges Zentrum im Herzen des Universums ist. Doch wer sagt, dass das die Wahrheit ist? Wenn die Erde plötzlich zu Grunde geht, nur weil eine andere Rasse auf das Spielfeld tritt. Solche Fragen sind nicht zu beantworten.

Solche Fragen werden nie beantwortet werden und sie werden auch nie gestellt werden. Denn alle wissen, was die Wahrheit ist. Nein, es ist nicht die richtige Wahrheit. Es ist deren Wahrheit, denn die richtige Wahrheit kennt niemand. Vielleicht gibt es einen Gott der die Wahrheit kennt. Aber ist es denn wahr, dass es einen Gott gibt? Die Menschen glauben immer genau dass, von dem sie wissen, dass es wahr ist. Als Galileo sagte, die Welt sei rund, haben alle ihn ausgelacht. Als Columbus es bewies, waren alle davon überzeugt, es sei die Wahrheit. Heißt das, es ist einfach nur eine Sache des Beweisens und des nicht Beweisens? Bedeutet es, dass alle Menschen nur daran glauben, wenn es auch bewiesen wird?

Die wahre Wahrheit ist immer eine Sache des Glaubens. Denn wenn man an etwas glaubt, dann ist das die Wahrheit. Und nichts anderes. Und wenn alle Menschen die wahre Wahrheit über ihr Leben wüssten, dann würden sie nicht mehr leben wollen.

Ende
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