World of X

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The Truth is out there

von Isabel Boehmer

Kapitel 3

Washington DC. 9 März 2000 18.22 Uhr

Es waren nun schon 2 Tage vergangen und Scully hatte noch immer nichts von Mulder gehört. Einmal, da hatte sie gedacht er wäre am Telefon, doch dann war es nur ein alter Mann gewesen, der sich verwählt hatte.

Die Zeit verging langsam und mit jeder Sekunde wuchs das Gefühl in ihr, das Mulder etwas ernsthaftes zugestoßen war. Bald war ihre Zeit zuende- es war nun schon Donnerstag- und ihr Ultimatum war bald abgelaufen. Am Sonntag würde Samantha für immer weg sein. Und bis dahin hatten sie doch noch so viel zu tun.

Plötzlich betrat Skinner das Büro.

"Guten Tag Scully. Was machen Sie hier? Sie haben doch frei?" Er schien sichtlich erstaunt zu sein.

"Ich warte auf Mulder."

"Sie warten auf Mulder? Hier? Wie Sie sicher wissen, ist er vom Dienst suspendiert worden. Warum also sollte er hierher kommen?"

" Ich habe nicht gesagt das er hierher kommt. Ich habe gesagt, dass ich auf ihn warte. Er wollte anrufen."

"Nun Scully, der Grund für mein Besuch ist, ich habe gehofft Sie hier anzutreffen. Ich brauche Sie dringend in der Pathologie. Es sind einige Leute ausgefallen- anscheinend ist im Moment wieder einer dieser Viren unterwegs." Er lächelte und fasste sich an den Kopf. "Ich glaube mich hats auch erwischt."

"Ich...Mulder..."

"Ja ich weiß, sie warten darauf, dass Mulder anruft. Aber er hat doch Ihre Handynummer, oder etwa nicht? Er kann sie schließlich auch da anrufen. Nun gehen Sie schon oder wollen Sie darauf warten, dass die Leichen anfangen zu schimmeln?"

"Nein Sir, natürlich nicht." Eilig verlies sie den Raum.

Kaum war sie draußen, versuchte sie es wieder bei Mulder. Diesmal gab es ein Freizeichen und nach wenigem klingeln ging er dran.

"Mulder, endlich! Wo haben Sie denn gesteckt?"

"Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich bei Ihnen melde."

"Ja, aber das hätte sicher noch Tage gedauert. Wo sind Sie?"

"Ich bin in meiner Wohnung, aber wir werden gleich wieder aufbrechen müssen."

"Wohin?"

"Der Krebskandidat hat mich angerufen. Er sagte er hätte meine Schwester...und Krycek....ich..." Das Sprechen viel ihm deutlich schwer. " Er hat gesagt ich kann sie jederzeit besuchen."

"Gut dann gehen Sie Mulder. Aber ohne mich."

"Warum?"

"Skinner hat mich in die Pathologie geschickt. Scheint eine größere Sache zu sein."

"Aber Sie haben sich doch frei genommen, oder?"

"Ja natürlich. Ich habe es aber zu Hause nicht mehr ausgehalten. Die Decke ist mir auf den Kopf gefallen."

"Gut Scully. Sie werden sich um Ihre Toten kümmern und ich werde zu Sam gehen.

Und ich werde ihr sagen, dass ich ihr Bruder bin."

"Machen Sie das Mulder. Ich wünsche Ihnen viel Glück."

"Das kann ich gut gebrauchen. Danke. Bis dann."

"Ach und Mulder?"

"Ja?"

"Glauben Sie an sich und zeigen Sie ihr, was für ein toller Mensch sie sind.

Dann wird Sam Ihnen auch vertrauen."

"Das werde ich."





Blue Dreams, Hauptzenter der Forschung an Extraterrestrischer Intelligenz und Zukunftsforschung, 22.07 Uhr

Der Rauch war unerträglich und es war noch viel schlimmer als Mulder es sich vorgestellt hatte. Das Gebäude war riesig. Es war in fünf Stockwerke eingeteilt und auf jedem Stockwerk befand sich Platz für mehrere tausend Personen. Es gab Unmengen von Ärzten und Wissenschaftlern. Doch das schlimmste war das, womit sie ihre Versuche durchführten.

Es waren Unmengen von Menschen. Sogar Kleinkinder und Neugeborene waren dabei. Es gab riesige Kanister, gefüllt mit lebenden Personen. Mulder sah das alles an mit großen, entsetzten Augen, die plötzlich verwirrt und entmutigt durch die Räume schweiften, alles wahrnahmen, aber nichts glauben wollten. Schreie Hallten durch die Gänge und kleine leere Kinderaugen starrten ihn an, flehend aber schon lange nicht mehr liebevoll. Die kleinen Geschöpfe lagen auf Bahren, manche lagen in Särgen, ohne richtig Tot zu sein. Er fragte einen verantwortlichen Arzt nach dem Grund, für das noch so frühe Einsargen. Die einzige Antwort die er bekam war: "Das sind nur Kinder. Die sterben sowieso bald. Außerdem brauchen wir den Platz für andere, gesündere." Er hatte gewusst, dass die Regierung brutal und gewaltsam war. Doch so schlimm hatte er es sich nicht vorgestellt. Mit einem Male wurde ihm klar, dass sich alles, wofür er gearbeitet hatte, hier befand .Es lag alles so nah und doch so weit entfernt. Er stellte sich Samantha vor, auf einer dieser Bahren und er wusste, dass sie irgendwann auch mal hier gelegen hat. Vielleicht nicht in diesem Raum aber sicher in irgendeinem anderen.

Die Gänge waren überfüllt und sein stiller Begleiter neben ihm sprach kein einziges Wort zu ihm. Nach einem fast endlosen Gang, kam er endlich zu seinem Ziel. Samantha lag auf einer Bahre und wurde mit Handschellen an ihr unfreiwilliges Bett angebunden. Sie sah in die andere Richtung, aber Mulder wusste, dass sie wach war.

Der Krebskandidat kam auf Mulder zu.

"Guten Abend Mr. Mulder. Schön, dass Sie nun doch hierher gefunden haben.

Ihrer...Samantha geht es gut. Bald kann sie wieder nach Hause. Doch s gibt ein kleines Problem."

"Und das wäre?"

"Sie." Er wurde von hinten gepackt und mit Gewalt nach unten gezerrt.

Fassungslos starrte Mulder ihn an.

"Was soll das?"

"Halten Sie die Klappe Mulder. Sie wussten doch genau, dass ich Sie nicht einfach hierher kommen und dann einfach so wieder gehen lasse. Nein Mulder, glauben Sie denn, ich wäre so dumm?" Er hatte ein teuflischen Lächeln im
Gesicht und die Männer zerrten Mulder hoch, damit er gerade stehen konnte.

"Sie sind ein Schwein! Jetzt haben Sie ja was Sie wollen, nicht wahr? Meine Schwester, mich...Sie wussten genau, dass ich mich nicht freiwillig in Ihre Hände begeben hätte. Was wollen Sie nun mit mir machen? Mich testen, so wie Samantha? Mich umbringen, so wie Ihren eigenen Sohn?" Das Lächeln des Rauchers verblasste.

"Wie kommen Sie denn auf diese Absurde Idee?"

"Streiten Sie es nicht ab. Ich weiß, dass Sie es waren. Wer sollte es sonst gewesen sein? Nur Sie sind so kaltblütig und erschießen Ihren eigenen Sohn. Warum haben Sie das getan? Aus der Lust am Töten?" Der Raucher wies die beiden Wächter den Raum zu verlassen und auch die Ärzte nahmen Samantha und verließen den Raum.

"Mr. Mulder. Ich habe meinen Sohn so sehr geliebt wie Bill Mulder Sie geliebt hat. Sie wissen, dass wir sehr gute Freunde waren. Er hat mir jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben erzählt, wie stolz er auf Sie war. Und er konnte es auch sein. Mulder, Sie sind ein Intelligenter Mann und es ist hart für mich, das zuzugeben. Sie haben alles, was sie erreicht haben mit eigenen Händen erreicht und geschaffen ohne fremde Hilfe zu benötigen. Mein Sohn hat es nie soweit gebracht. Ich war es, der ihm den Posten bei den X Akten gegeben hat. Ich war es, der ihm sein ganzen Leben geholfen hat. Auch wenn er mich die meiste Zeit nicht gesehen hat. Ich war immer bei ihm, ohne das er es gemerkt hat. Ich habe mir so oft gewünscht, dass mein Sohn genauso ist wie Sie. Doch er war es nicht. Er konnte es nie sein."

"Deswegen haben Sie ihn erschossen?"

"Auch. Aber das ist nicht der einzige Grund. Er hat nicht an das geglaubt, wofür er hätte kämpfen müssen. Er hat meine Arbeit und seine Rolle darin nicht verstanden und nicht akzeptiert. Sie werden das nicht verstehen Mulder. Sie sind kein Vater. Aber eines Tages werden Sie begreifen wie es ist, wenn plötzlich alles aus den Bahnen gerät und der eigene Sohn plötzlich gegen Sie kämpft. Es ist hart und ich habe die richtige Entscheidung getroffen."

Mulder schüttelte den Kopf. "Sie sind kein Mensch. Ein Mann würde sein Kind nie umbringen. Um keinen Preis der Welt."

"Und was ist, wenn der Preis die Welt ist?"

Mulder sah schockiert aus, fing sich aber schnell wieder. "Was meinen Sie damit?"

"Sie müssen das so sehen. Mein Sohn hat alles kaputt gemacht. Er hat meine Arbeit bloß gestellt und auch wenn Sie gegen meine Arbeit sind...Sie werden eines Tages begreifen, dass das, wofür ich arbeite mehr ist als bloße Spinnerei. Wir haben uns mit den Außerirdischen verbündet, weil es die einzige Möglichkeit war die Erde zu retten. Aber weder Sie, noch mein Sohn können das verstehen. Mein Sohn hat es nicht verstanden, weil er nicht daran geglaubt hat und Sie verstehen es nicht, weil Sie an das falsche glauben. Die Außerirdischen sind vielleicht böse, aber nicht unüberwindbar. Je mehr Zeit wir haben, desto größer ist die Chance die Invasion zu überleben und die Menschheit zu retten. Hätten wir schon nach Roswell unser Ok für die Invasion gegeben, dann gäbe es uns und Sie schon lange nicht mehr. In diesem Moment war mein Sohn der Feind." Mulder musste sich setzen, denn er hatte das Gefühl, dass alles, wofür er je gekämpft hatte, den Bach runterging. Dieser Mann war so überzeugt von seiner Arbeit, dass er bereit dazu war, seinen eigenen Sohn zu töten.

"Ich glaube, ich sollte jetzt gehen."

"Oh nein. Sie bleiben. Bald können Sie gehen. Aber nicht mit den Informationen die Sie jetzt haben. Wir werden Sie noch ein bisschen bearbeiten und dann...."

Mulder sprang auf.

"Warum tun Sie das? Warum tun Sie das mir und meiner Familie an? Sie haben mein gesamtes Leben zerstört. Zuerst haben Sie mir meine Schwester genommen. Dann wurde mein Vater ermordet und auch Scully wäre fast durch Sie umgekommen. lso was soll das? Was habe ich Ihnen getan und warum bringen Sie mich nicht gleich um....so wie Ihren Sohn?"

"Weil Sie mir gefallen Mulder. Warum soll ich Sie umbringen? Das würde doch nichts ändern. Ich hätte nur weniger Spaß bei der Sache." Er lächelte böse und drückte auf einen kleinen Knopf an der Wand.

Mulder sah nur noch, dass die Tür geöffnet wurde und zwei weiße Gestalten über ihn herfielen.





Washington DC. Scullys Wohnung 11.März 2000 19.51 Uhr

"Nein ich werde mich nicht beruhigen! Wenn Sie nicht Ihren Arsch sofort in Bewegung setzen und herausfinden wo sich Agent Mulder aufhält, dann werde ich eigenhändig dafür sorgen, dass Sie für immer aus dem FBI verschwinden!" Der andere hatte hastig aufgelegt. Scully war wütend und konnte einfach keine Ruhe finden. Nun war Mulder schon seit zwei Tagen spurlos verschwunden und es gab keine Lebenszeichen mehr. Scully hatte es mehrmals auf seinem Handy und auch auf der Nummer versucht, die ihr der Krebskandidat gegeben hatte, doch es hatte sich niemand gemeldet. Es war zum verzweifeln. Noch niemals war Mulder irgendwo hingegangen ohne sich zu melden. Wahrscheinlich befand er sich schon längst in den Klauen der Verschwörer und hatte keine Chance mehr zu flüchten.
Irgendwann entschloss sie sich ihn suchen zu gehen. Irgendwo hin. Einfach hinaus auf die Straße, alle Gräben und versteckten Winkel abzusuchen. Sie wollte gerade ihre Wohnung verlassen, als plötzlich das Telefon klingelte. Hastig sprang sie an den Apparat.

"Scully?"

"Agent Scully? Gut, dass ich sie erreiche. Wir haben Agent Mulder gefunden." Es war Skinner.

"Was ist mit ihm? Geht es ihm gut? Wo ist er?" Scully spürte plötzlich wie ihr Herz immer langsamer schlug und sich furchtbare Gedanken in ihrem Kopf einnisteten.

"Ja...es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er wurde vor etwa einer Stunde in das Newton Hospital eingeliefert. Bei ihm war eine junge Frau. Kommen Sie her ich werde Ihnen alles weitere erklären." Scully fiel ein großer Stein vom Herzen. Sie wusste nicht, was sie gemacht hätte, wäre ihm etwas passiert. Und Samantha war bei ihm. Also hatte er es geschafft. Er hatte Samantha und sein eigenes Leben gerettet. Hastig rannte sie aus dem Haus und fuhr ins Krankenhaus.

Die Luft draußen war kalt und als Scully das Krankenhaus erreicht hatte, waren die Fensterscheiben angelaufen. Sie kümmerte sich nicht weiter darum, doch sie
wusste, dass Mulder mehrere Stunden in der Kälte gelegen haben musste. Als sie den Flur entlang lief, sah sie Skinner schon von weitem.

"Wie geht es den beiden?" Scully rannte auf ihn zu.

"Wer ist die andere Frau?" Er ignorierte das, was sie eben gesagt hatte drückte ihr die Hand.

"Das ist seine Schwester Samantha. Wie geht es ihnen?"

"Seine Schwester?" Ungläubig sah er sie an "Ja doch...Sagen Sie schon, wie geht es ihnen?"

"Sie sind unterkühlt. Außerdem haben beide große Schwierigkeiten, sich an das zu erinnern, was in den letzten 24 Stunden passiert ist. Wahrscheinlich liegt das am Schock."

"Kann ich zu Mulder?"

"Sicher..." Er ging zur Seite und Scully trat in den kleinen Raum der sich vor ihr öffnete.

Mulder war wach. Er starrte an die Decke und sah nicht, dass Scully gekommen war. Seine Augen waren nur halb geöffnet und es war so, als versuchte er, etwas bestimmtes zu erkennen. Sanft beugte sich Scully über ihn.

"Hey Mulder. Erkennen Sie mich?"

Er lächelte. Gut. Wenn er lächelte würde bald wieder alles gut sein. "Nein Scully. Wer sind Sie?"

Nun musste auch sie lächeln. Er hatte sie nicht vergessen. Zärtlich nahm sie seine Hand und hielt sie fest. "Mulder...Was ist passiert?"

Er schaute ihr tief in die Augen und versuchte sich aufzusetzen. Es gelang ihm nicht und Scully half ihm, in dem sie ihm unter den Rücken griff und ihn langsam zu
sich hoch zog. Als er einen Moment nachgab, zog sie zu stark und Mulder fiel gegen sie. Es war nur ein winziger Augenblick, aber in dieser Sekunde spürte
Mulder plötzlich, wie sehr er sie liebte. Als ihre Haare seinen Mund streiften und als sie kurz darauf wieder die Haltung gewann und ihm tief in die Augen sah,
war es, als gäbe es plötzlich nur noch sie ide. Keine Arbeit, keine Vergewaltigung und niemand der irgendetwas gegen die beiden sagen konnte. In diesem
Augenblick hätte er alles getan um Scully glücklich zu machen. Doch dieser Augenblick verging so schnell wie er gekommen war und Scully setzte sich auf den Stuhl, der neben seinem Bett stand.

"Ich...weiß es nicht. Es ist so...ich habe keine Ahnung. Es ist so, als wäre in meinem Kopf ein Loch , wo vorher keines war. Ich weiß, es gab da etwas, aber ich iß nicht mehr was. Ich weiß, dass ich meine Schwester gesucht habe und ich habe sie gefunden und ich weiß auch, dass sie hier ist. Aber ich weiß nicht, wo ich sie gefunden habe und warum wir hier sind. Ich habe alle Teile des Puzzles, doch ich kann es nicht zusammensetzen. Es fliegen so viele Gedanken in meinem Kopf herum, dass ich sie nicht ordnen kann." Er beugte sich ein wenig vor, um Scully besser erkennen zu können.

"Es liegt bestimmt an dem Schock Mulder. Morgen werden Sie aufwachen und dann werden Sie sich an alles erinnern können, glauben Sie mir."

Er schüttelte den Kopf. "Nein Scully, es liegt nicht daran. Die haben mich einer Gehirnwäsche unterzogen. Ich weiß nur noch Dinge, die ich auch vorher schon wusste, aber nicht mehr, was wirklich passiert ist."

"Mulder, dass ist doch Unsinn. Bei 90% aller Unfälle können sich die Verletzten nicht mehr daran erinnern, was unmittelbar zuvor geschehen ist. Warum sollte es hier anders sein? Außerdem kann man keine einzelnen Ganken aus dem
Gehirn eines Menschen löschen. Dazu ist es viel zu komplex. Die Wissenschaft weiß sogar heute nur schemenhaft, wie das Gehirn funktioniert und das habe ich
Ihnen schon einmal gesagt."

"Ja Scully und es ist schon einmal passiert. Sie waren dabei. Sie haben doch damals auch gesehen, dass die mir einzelne Informationen gelöscht haben."

"Es könnte auch etwas anderes gewesen sein."

"Glauben Sie das wirklich?"

Scully sah in eine andere Richtung. "Natürlich glaube ich das. Es ist wissenschaftlich..."

Mulder rollte mit den Augen. "Scully. Was haben wir schon alles erlebt und gesehen. Glauben Sie denn immer noch, dass man alles nur wissenschaftlich erklären
kann? Es gibt doch noch so viel mehr als nur das."

Sie seufzte. "Ich weiß manchmal auch nicht, woran ich glauben soll. Es ist alles so...anders."

"Kommen Sie her Scully." Er zeigte auf die Stelle neben sich.

"Was?"

"Setzen Sie sich hier neben mich."

Unsicher stand sie auf und hockte sich auf die Bettkante. Mulder legte seinen Arm um sie und lehnte sich gegen sie.

"Scully?"

"Hm?"

"Warum verlassen wir nicht das FBI und gründen eine kleine Familie am Rande der
Stadt?" Er hatte auf Scullys Schulter gelegen, doch nun rückte er ein bisschen tiefer und legte sich auf ihren Schoß.

"Ich eine Familie? Mit Ihnen?"

"Ist der Gedanke daran denn so schlimm?" Mit Hundeaugen blickte er sie an und ergriff ihre Hand.

"Hey Mulder, was machen Sie da?"

"Nichts, ich liege auf Ihrem Schoß und halte Ihre Hand."

"Sie machen so, als wäre das die natürlichste Sache der Welt." Enttäuscht setzte er sich wieder auf.

"Ok...dann eben nicht."

"Seien Sie nicht beleidigt Mulder. So habe ich das nicht gemeint." Sie wollte ihm über den Kopf streicheln, doch er zog diesen hastig weg.

"Doch haben Sie."

"Mulder..." Eine Schwester kam herein und stellte die Medizin auf den Nachttisch. Als sie wieder draußen war, legte sich Mulder wieder ins Bett.

"Wo ist meine Schwester? Ich... ich will zu ihr!"

"Sie ist bestimmt auf der Frauenstation. Ich werde den Arzt fragen, ob Sie zu ihr dürfen."

"Ob ich zu ihr darf? Sie ist meine Schwester!"

"Ja natürlich. Aber wenn es Ihnen noch nicht gut geht, wäre es besser, wenn Sie noch ein bisschen warten..."

"Mir geht es gut. Lassen Sie mich jetzt zu meiner Schwester!" Mit einem Sprung schwang er sich aus dem Bett, fiel aber gleich wieder zurück.

"Soll ich nicht doch lieber..." Er machte eine abwehrende Bewegung und versuchte von neuem Aufzustehen. Diesmal fand er halt und torkelte aus dem
Zimmer. Scully blieb kopfschüttelnd zurück.

Es war nicht weit bis zu ihrem Zimmer, doch Mulder kam es vor, wie Jahre. Seine Schritte waren träge und er hatte die Nachwirkungen der Gehirnwäsche unterschätzt. Auch die Medikamente machten sich langsam bemerkbar. Eine Krankenschwester kam angeeilt und wollte ihm helfen, doch Mulder wies e ab und versuchte, so gut wie nur möglich alleine zurecht zu kommen. Irgendwann hatte er es geschafft. Er stand an der Tür, am Rahmen gelehnt und sah sie an. Erst erkannte sie ihn nicht, doch schlagartig wurden ihr die Zusammenhänge bewusst.

Sie versuchte sich aufzusetzen, aber es gelang ihr nicht.

"Sie sind nicht Michael Roberts, nicht wahr?" Er kam ein wenig näher und setzte sich neben das Bett.

"Nein bin ich nicht."

"Wer sind Sie denn dann?" Er senkte seinen Kopf und war einen kurzen Moment wie gelähmt. Er wollte sprechen, konnte es aber nicht. Nur eine einzige Sekunde lang, dann war die Angst wieder verflogen.

"Ich...." Er konnte es nicht. Sie würde ihn hassen. Sie würde ihm nie vertrauen, denn Alex Krycek hatte alles kaputt gemacht. Sie würde...

"Du bist Fox. Mein Bruder." Erschrocken sah er sie an.

"Woher weißt du das?"

"Ich wusste es schon, als ihr damals vor meiner Tür standet. Du und ....ich weiß nicht wer es war, deine Freundin?" Er schüttelte den Kopf.

"Nein, sie ist meine Partnerin. Wir arbeiten zusammen beim FBI. Darf...darf ich dich umarmen?" Er hatte dicke Tränen in den Augen und auch sie war den Tränen sehr nahe. Er hatte nun endlich seine Schwester, hier ganz dicht neben ihm sitzen und dann zog sie ihn näher an sich und umarme ihn. Es war eine lange, intensive und zärtliche Umarmung, wie es nur unter Geschwistern in konnte und plötzlich war Mulder frei. Alles was je auf seiner Seele gelastet hatte fiel nun von ihm ab. Sein Leben war wieder geordnet und es war Wirklichkeit. Wie oft hatte er sich diesen Moment schon in seinen Träumen zurecht gelegt. In Tausenden Variationen. Doch das war echt. Es war sein Leben und es war ihres und nichts war in diesem Moment mehr wichtig, denn er hatte seine Schwester gefunden und sie hatte es die ganze Zeit gewusst. Scully stand plötzlich am Türrahmen und lächelte. Als sie wieder verschwinden wollte, rief Samantha ihr zu, dass sie nicht gehen solle und wies ihr, sich auch neben ihr Bett zu setzen.

"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll." Samantha lächelte. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich meinen Bruder je wiedersehen werde. Ich habe Alex nicht geglaubt.
Doch, am Anfang, als ich mich an gar nichts mehr erinnern konnte, da kamen die Zweifel auf, ob es nicht vielleicht doch stimmen könnte. Doch als ihr vor seiner
Tür standet, da wusste ich plötzlich, das Fox so etwas nicht tun würde Er ist kein Mörder." Mulder nahm ihre Hand und umarmte Sam wieder.

"Liebst du ihn?"

Sam nickte vorsichtig mit dem Kopf. "Ich glaube ja. Aber ich weiß es nicht. Ich meine ich habe noch nie irgendeinen Menschen geliebt. Meine Eltern, klar und
dich. Aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war noch so klein, als....als..." Plötzlich brach sie in Tränen aus und drehte sich weg.

Mulder versuchte vorsichtig sie zum reden zu bringen, doch Sam war plötzlich so verängstigt, dass sie aufhörte zu reden und ihnen mit einer Handbewegung wies das Zimmer zu verlassen. Mulder verlies den Raum nur unwillig, aber Scully zerrte ihn hinaus.

"Lassen Sie sie Mulder. Sie steht noch immer unter Schock und wer weiß, was die ihr angetan haben. Es ist auch für Sie besser, wenn sie jetzt ein bisschen

schlafen."

"Schlafen? Ich kann nicht schlafen. Ich will jetzt wissen, was da passiert ist.

Ich will...."

"Nein Mulder. Sie gehen jetzt ins Bett und morgen früh ist ein neuer Tag und dann können Sie sie immer noch fragen, was passiert ist."

"Nein, ich..." Sie zog ihn den Flur entlang.

"Mulder, für Sie und Ihre Schwester ist es jetzt besser, wenn Sie schlafen gehen. Es bringt doch nichts, wenn Sie sie nur noch weiter verunsichern!"

"Aber irgend jemand muss doch auf sie aufpassen!" Verzweifelt sah er sich immer wieder um.

"Wenn es Sie beruhigt, kann ich ja bei ihr bleiben, ok?" Zögernd nickte er und da sie an seinem Zimmer angekommen waren, schlüpfte er in das Bett und deckte
sich zu. Scully wünschte ihm noch eine gute Nacht und wollte den Raum verlassen, als Mulder sie noch einmal zurück rief.

"Hey Scully?"

"Ja?"

"Ähm...tut mir leid, dass ich vorhin so grob zu Ihnen war."

"Ich war doch...Vergessen Sie es Mulder und schlafen Sie gut."

"Gute Nacht Scully."

Vorsichtig schloss sie die Tür und ging wieder den Gang entlang in Richtung Samanthas Zimmer. Es war alles ruhig und nur gelegentlich lief eine Schwester
vorbei. Hier und da hörte man eine Person vor Schmerz schreien, doch wenige Sekunden später war alles wieder ruhig. Als sie am Zimmer angekommen war,
schien Samantha zu schlafen, denn sie hatte ihre Augen geschlossen und ihr Atmung war flach. Scully stand lange an der Tür und beobachtete sie.

Sie sah genauso aus wie ihr Bruder. Die Schönheit die sie umgab war nicht auszumachen, denn in ihr strahlte die gleiche Art von Schönheit wie in ihrem Bruder. Und Mulder war schön. Er sah manchmal so verdammt gut aus, dass sie ihn am liebsten mit Haut und Haaren verschlungen hätte. Schon bei ihrem ersten Fall war es ihr aufgefallen. Als sie so dagesessen hatten und Mulder ihr von seiner Kindheit und von und seiner Schwester erzählte. Natürlich hatte sie ihm damals nicht geglaubt, doch jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Und seine Augen!
Sie liebte seine Augen mehr als alles andere und wenn er sie mit seinem Hundeblick ansah, konnte sie nicht mehr klar denken. Sicher, sie wusste genau, dass
sie Mulder liebte. Doch zugeben? Nein, das wäre zu viel und wenn sie es zugeben würde und Mulder würde nicht genauso für sie empfinden? Sie konnte es
nicht und wollte auf gar keinen Fall eine abfuhr erleiden. So schwieg sie, obwohl sie genau wusste, das Mulder es wissen musste. Wie oft hatte er sie angelächelt, weil sie so eifersüchtig auf Diana Fowley war? Ein dumpfes Gefühl stieg in ihr auf. Diana Fowley. Sie durfte jetzt nicht an sie denken, denn das wäre zu viel gewesen. Zu viel für sie und zu viel für ihr Herz.
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