World of X

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Marissa

von Kimberly Jackson

Kapitel 2

"Wie weit ist es denn noch?" Monica sah John neben sich an, welcher den Blick auf Dana, die hinter ihnen saß richtete.

"Ungefähr zwei Meilen!" Diese Aussage hörte sich eher nach einer Vermutung an und so sah Monica skeptisch in den Rückspiegel. Dana zuckte die Schultern.

"Hier auf der Karte sieht alles etwas anders aus! Eigentlich hätte die Ausfahrt schon vor zehn Minuten kommen müssen!"

Monica sah auf das nächste Straßenschild und seufzte dann. "Also ich fahre noch fünf Meilen, dann drehe ich um."

"Dort!" John deutete auf ein weiteres Schild, welches ihre Ausfahrt markierte. Dana ließ sich erleichtert zurückfallen und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche, die sie sich völlig überteuert an einer Tankstelle gekauft hatte.

Heute Morgen hatte Monica sie angerufen und ihr verkündet, sie und John würden nach Mexiko fahren, um mit der dortigen Polizei vor Ort zusammen zu arbeiten. Und Monica hatte sie gefragt, ob sie als Pathologin mitkommen würde. Dana hatte zugesagt und noch immer fragte sie sich, welcher Teufel sie geritten hatte, das zu tun.

Eine Stunde später hielten sie vor einem kleinen Motel. Es sah schon von außen schäbig aus und ihre Befürchtungen, es würde innen noch schlimmer sein, wurden bestätigt. Das Motel lag mitten in einem Vorort von Monterrey, einer großen Stadt Mexikos, in deren Nähe die meisten Frauen gefunden worden waren.

Sie holten ihre Schlüssel ab und John bezahlte im vorraus mit der FBI Kreditkarte. Dana und Monica teilten sich ein Zimmer, John hatte sein eigenes... zumindest dachte er das. Als sie die Treppe nach oben gingen, kam ihnen Fox Mulder mit strahlendem Lächeln entgegen.

"Mulder!" Dana hastete die letzten Stufen nach oben und der Angesprochene nahm ihr den Koffer ab. "Was tust du denn hier?"

"Urlaub machen!" grinste der Angesprochene. Dana öffnete den Mund um eine Strafpredigt über die Regeln zu machen, doch Doggett der an ihr vorbeiging, erstickte alles was sie sagen wollte im Keim.

"Machen sie sich keine Mühe! Er hört sowieso auf niemanden! Ich wette, er hat sich bereits in meinem Zimmer einquartiert!"

Dana sah Mulder forschend an und dieser grinste. "Mulder!" Ihr Gesichtsausdruck war gequält und er drückte ihr einen raschen Kuß auf die Lippen.

"Ich kann dich doch nicht alleine lassen, wenn so wahnsinnige Killer dort draußen rumlaufen!"

Monica schmunzelte und schloß dann die Tür zu ihrem Zimmer auf, welches sich beinahe sofort bei der Treppe befand. Johns Zimmer war zwei Türen weiter.

Stirnrunzelnd besah sie die beiden Holzbetten, die aussahen, als würden sie jeden Moment zusammenfallen und warf dann ihre Tasche in die Ecke.

"Willkommen im Four Seasons!"

Mulder trat ebenfalls ein und stellte Danas koffer ab.

"Uh..." Er verzog das Gesicht. "Donnerwetter! Es hat sie ja noch schlimmer getroffen als uns."

Monica drehte sich mit verschränkten Armen zu ihm herum. Ihr war absolut nicht nach Witzen zumute.

"Wie wäre es dann, wenn sie einmal tun, als wären sie ein Gentleman und mit uns die Zimmer tauschen?"

"Keine Chance!" Mulder steckte sich einen Sonnenblumenkern in den Mund. "Außerdem... solange wie sie keinen kleinen Krabbeltieren begegnen ist doch alles in Ordnung!"

Genau in diesem Moment krabbelte eine Kakerlake aus dem Bad und bahnte sich ihren Weg quer durch das Zimmer unter eines der Betten. Stumm sahen die drei Besucher dem Tier nach.

Dann schnappte Monica ihre Tasche. "Das reicht! Ich werde ein anderes Zimmer verlangen!"



Drei Stunden später befanden sie sich dann auf dem Weg zur Hauptdienststelle der Bundespolizei. Monica hatte dem Besitzer des kleinen Motels ordentlich Dampf gemacht. Auch wenn John, Mulder und Dana nichts verstanden hatten, so hatten doch die Lautstärke und die Schnelligkeit des Gesprächs einiges ausgedrückt.

Am Empfang der Behörde legten sie ihre Ausweise vor und wollten gerade fragen, wo die Abteilung für Gewaltverbrechen war, als eine Frau auf sie zueilte.

"Monica!"

Die Frau fuhr herum. "Marissa!" Sie umarmten sich und redeten einen Wortschwall spanisch, dann drehte Monica sich zu ihren Kollegen um.

"Darf ich vorstellen? Dies ist Marissa Banderas, meine beste Freundin aus dem Kindergarten!"

"Sagt bloß, ihr seid die Agenten aus den Staaten, die mir bei dem Fall helfen sollen!" fragte Marissa in gebrochenem Englisch und sah von einem zum anderen.

"Wenn sie an dem Fall der toten Frauen arbeiten, sind wir das wohl!" Monica stellte sie nacheinander vor und dann gingen sie nach oben in das Büro der Mexikanerin. Sie war eine hübsche Frau mit schulterlangen lockigen Haaren und braunen Augen. Ihre Haut hatte einen sehr dunklen Ton und sie war nur ein kleines Stück größer als Dana.

"Setzt euch, setzt euch!" rief sie mit strahlenden Augen als sie die Bürotür schloß. "Möchtet ihr Wasser oder Tee? Vielleicht auch einen Kaffee?"

"Wasser wäre nicht schlecht!"

Marissa verschwand kurz und kam kurz darauf mit einem Tablett auf dem 5 Gläser Wasser standen zurück. Sie stellte das Tablett auf den Schreibtisch und ließ sich dann in ihren Stuhl sinken.

"Also, ihr seid wegen dem Fall hier... entschuldigt meine Aussprache, aber ich habe lange kein Englisch mehr gesprochen!"

Marissa und Monica sahen sich an und lachten. "Wisst ihr..." erklärte Monica. "...wir haben uns am Wochenende auf dem Klassentreffen erst gesehen. War für ein unglaublicher Zufall, daß wir jetzt beruflich zusammen arbeiten!"

Marissa holte einige Akten aus ihrem Schreibtisch und legte sie vor die vier FBI Agenten auf den Tisch.

"Das hier ist alles was wir bis jetzt haben. Vorläufige Täterprofile, Tathergänge, Obduktionsberichte und eine Karte, auf der die Orte eingezeichnet wurden aus denen die Frauen verschwunden sind, und wo sie schließlich wieder auftauchten. Wir haben seit zwei Monaten eine Sonderkommission nur für diesen Fall eingerichtet, aber Fortschritte haben wir keine gemacht. Es gibt keine Gemeinsamkeiten, die die Frauen hatten. Sie waren nicht einmal ungefähr der gleiche Typ. Es ist, als würden die Täter sie nach dem Zufallsprinzip auswählen."

"Habt ihr nach dem Mann mit der Tätowierung suchen lassen?"

"Das macht keinen Sinn. Jeder vierte Mann in Mexiko hat diese Tätowierung oder eine Ähnliche. Wir haben wirklich nichts! Und das nach zwanzig Opfern! Die Bevölkerung und vor allem die Presse fängt an, Fragen zu stellen!"

"Haben sie einmal an unkonventionelle Methoden gedacht?"

Alle Blicke hefteten sich auf Mulder.

"Was meinen sie damit?" fragte Marissa interessiert und beugte sich vor.

"Wahrsagerinnen, Astrologen... manchmal gibt es auch Menschen, die Morde voraussehen können!"

Monicas Gesicht hellte sich auf. "Wir hatten mal einen Fall, da hat der Täter seine Opfer nach der Numerologie ihrer Geburts und Lebenszahlen ausgesucht! Vielleicht passiert hier das gleiche!"

Marissa begann herzhaft zu lachen. "Entschuldige Mon, aber du bist noch genauso wie früher! Ich habe auch schon daran gedacht, aber meine Vorgesetzten haben mich nur angeschaut als hätte ich... wie sagt man... nicht alle Teller im Schrank!"

"Tassen!" meinte Monica und sah sie dann ernst an. "Wieso? Was haben wir zu verlieren, wenn wir es versuchen? Und wenn es nichts bringt, okay! Aber dann haben wir es versucht!"

Marissa sah von einem zum anderen. Dana und Mulder sahen sie ebenso bittend an, John hingegen seufzte nur.

"Na schön! Ich habe eine Bekannte, Horoskope erstellt und Menschen ihr Leben voraussagen kann. Ich werde ihr die Profile der Opfer mit Namen, Geburtsdatum und Ort schicken."

Sie wühlten den ganzen restlichen Tag in Akten, telefonierten mit Angehörigen der Opfer, verfolgten Aktivitäten in Clubs, etc. doch nichts von alledem brachte sie auch nur einen Millimeter weiter. Es war, als wären dies die perfekten Verbrechen. Eine Tatsache die allen Angst machte, denn bereits in diesem Moment konnte sich eine andere Frau in der Gewalt der Männer befinden.

"Ich habe alles zurückverfolgt!" berichtete Mulder am Abend bei der Besprechung. "Von zwei Läden die diese Videos verkaufen, verläuft die Spur im Sande. Es gibt so viele Zwischenhändler, daß es beinahe unmöglich ist, den Ursprung herauszufinden."

"Verdammt!" Monica stand auf. "Es muß doch etwas geben! Irgend etwas! Was ist den mit dem Ort auf den Videos?"

"Es ist eine Kulisse und die könnte sich in jeder Wohnung befinden!" wand Marissa ein, doch Mulder hob die Hand.

"Nein! Nein, daß was man den Frauen antut, fordert Abgeschiedenheit, damit niemand etwas hört!"

"Aber auch das könnte fast überall sein!"

"Wenn wir wenigstens wüssten, wie die Täter ihre Opfer auswählen oder kennenlernen."

Alle schwiegen. John sah nachdenklich an die Wand, Dana auf den Tisch, Marissa blätterte in den Akten, Mulder kaute an einem Bleistift und Monica lief unruhig auf und ab.

Als das Telefon klingelte, zuckten alle zusammen. Marissa nahm den Hörer ab und redete auf Spanisch. Sie hörte eine ganze Weile zu, bedankte sich dann und legte auf.

"Was hat sie gesagt?" Monica stützte sich auf dem Tisch ab und sah die Freundin gespannt an.

"Nichts!" Marissa knallte die Akte zu. "Es gibt keine Übereinstimmungen in ihrer Astrologie. Auch die Numerologie ist völlig verschieden. Alles rein zufällig ausgewählt meinte sie. Ein System steckt nicht dahinter."

"Mist!"

"Ein Versuch war es wert!" warf Mulder ein und sah dann auf die Uhr. "Es ist bereits acht Uhr! Sollten wir nicht für heute Schluß machen?"

"Er hat recht!" John erhob sich. "Wir sollten die Sache heute auf sich beruhen lassen, und morgen fangen wir dann noch einmal ganz von vorne an! Vielleicht haben wir irgendetwas übersehen!"

Marissa ließ sich zurücksinken und rieb sich die Schläfen. Monica legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte etwas auf Spanisch zu ihr worauf Marissa nickte und ebenfalls etwas sagte.

"Geht schon einmal." Monica sah ihre Kollegen an. "Marissa und ich gehen noch irgendwo etwas trinken! Wir haben ja kaum Zeit gehabt bis jetzt!"

"Na gut! Bis nachher!"
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