World of X

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Was, wenn...

von Sarah Boehmer

Kapitel 2

Dana zog ihren Mantel an und verlies hastig ihre Wohnung. Weder ihr Gesichtsausdruck, noch ihre Haltung ließ erkennen, wie aufgewühlt und verzweifelt es in ihr drinnen aussah. Sie wirkte professionell, zielstrebig und kühl, als sie die Straße überquerte. Es war ihre Art nichts von ihrem Gefühlsleben nach außen dringen zu lassen, Danas Fassade, die sie immer aufrecht zu halten versuchte und die ihr in diesem Augenblick den Halt gab, der sie nicht verzweifeln ließ. Gedankenverloren rief sie sich ein Taxi, fuhr erst zu Mulder, um den Brief einzuwerfen und dann zu einem kleinen, aber sauberen Gebäude in einem eigentlich eher verruchten Teil von Washington. Dort stieg sie aus und betrat die ihr in den letzten Jahren vertraut gewordenen Gänge. Scully schritt an einigen verschlossenen Bürotüren vorbei, bei denen sie, trotz ihrer langjährigen Arbeit, nicht wusste, was sie verbargen. Vor einem Büro, an dessen Tür in metallenen Buchstaben „C.G.B. Spender“ stand, machte sie Halt und klopfte fest dagegen. Dabei stiegen Erinnerungen in ihr auf, an ihre vielen Besuche, bei denen sie sich von mal zu mal weiter von einer guten Agentin, einer loyalen Partnerin und einer vertrauenswürdigen Freundin entfernt hatte, und dies beschämte sie zutiefst. Eine dunkle, raue Stimmer bat Dana ein und sie folgte der Anweisung, wie sie es schon so oft getan hatte. Als Scully eintrat, blickte CGB sie erstaunt an und forderte sie auf sich zu setzen. Er konnte sich nicht denken, wieso Dana ihn besuchte, denn normalerweise mied sie ihn wie einen Aussätzigen, wenn er sie nicht durch einen Anruf zu sich beorderte. Seinem scharfen Blick entging die, wenn auch nur sehr leichte, Veränderung in ihren Gesichtszügen nicht. CGB erkannte einen Anflug von Trauer und Ekel und erwartete gespannt den Anlass für ihren Besuch zu erfahren. Scully blickte ihm nicht in die Augen und kam ohne große Umschweife zur Sache, wie er es gewohnt war. Sie war nie ein Fan von Smalltalk gewesen. „Ich bin gekommen, um meine Arbeit bei Ihnen zu beenden. Agent Mulder hat alles herausgefunden und ich sehe keinen Sinn mehr darin, weiter für Sie zu arbeiten, da er nun sowieso jegliches Vertrauen in mich verloren hat...“ In Spenders verbrauchtem Gesicht regte sich nichts, als Dana diese Worte aussprach und in ihr keimte eine stille Wut auf. Es schien ihr, als nehme er sie nicht Ernst und die Art, wie er sie anstarrte, machte ihr Angst. Er strahlte Macht und Überlegenheit aus, nie schien ihn etwas zu überraschen und er ließ sich von nichts überrumpeln. CGB hatte sie in der Hand und keine Skrupel dies deutlich zu zeigen. „Nun, Dana, das weist auf schlampige Arbeit hin! Ich muss sagen, ich bin enttäuscht!“ Scully erwiderte mit zitternder Stimme: „Ich habe in diesem Teil meines Lebens niemals schlampige Arbeit geleistet, weil ich niemals zulassen wollte, dass irgendjemand davon erfährt, am wenigsten Agent Mulder...“ Ihr Stimme brach und sie schluckte hart, bevor sie fort fuhr: „Es war ein unglücklicher Zufall und ich sehe meine Arbeit hiermit als beendet an!“ „Nun gut, ich hatte früher oder später mit so etwas gerechnet und muss sagen, ich bin sehr froh auf eine so lange und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dir zurückblicken zu können. Es ist schade, dass wir diese nun nicht mehr fortsetzen können, aber ich werde den zweiten Teil meines Versprechens natürlich trotzdem einlösen. Ich hätte dies in nächster Zeit sowieso irgendwann gemacht, bevor es zu spät ist...“ In seinem Gesicht machte sich ein schadenfrohes Grinsen breit und er sprach weiter: „Ich werde Mulder seine Schwester zurückgeben und da er jetzt sowieso Bescheid weiß, wird er sich über einen Anruf von mir sicher nicht wundern!“ Dana nickte, ein Kloß in ihrem Hals hinderte sie daran zu sprechen. Sie stand auf und verließ wortlos den Raum. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, atmete sie tief durch und ließ endlich den unmenschlichsten Teil ihres Lebens hinter sich.



Mulder saß zusammengekauert auf seiner Ledercouch und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Er war ein Mann, der sich nie davor gefürchtet hatte seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, ob er voller Leidenschaft seine Begeisterung oder mit Tränen seine Trauer ausdrückte. Doch in diesem Augenblick konnte er sich nicht bewegen, nicht weinen, nicht schreien, fast nicht einmal atmen. In seinem Inneren war alles leer und er fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben wie ein gebrochener Mann, jemand, der alles verloren hatte. Noch immer konnte Mulder nicht fassen, was er entdeckt hatte, konnte nicht fassen, dass dies alles wahr sein sollte, nicht fassen, dass Scully ihn betrogen hatte. Allmählich kehrten seine Emotionen jedoch wieder zurück, der Schock saß nicht mehr so tief und Tränen bahnten sich ihren Weg über sein Gesicht. Erst vereinzelt, dann in Strömen, bis er schluchzend auf seinem Sofa saß und wünschte tot zu sein. Sein Leben hatte keinen Sinn mehr ohne Scully, keinen Sinn!

Er wusste nicht wie lange er so dagesessen und seinen Gefühlen Luft gemacht hatte, doch nach einer Weile, die wie eine Ewigkeit schien, schreckte ihn das Klingeln seines Telefons hoch. Eigentlich hatte Mulder keine Lust ranzugehen, er hatte Angst, dass es Scully war, die versuchte alles zu erklären, doch für ihn gab es nichts mehr zu klären, er wollte nur noch vergessen, auch wenn ihm das niemals gelingen würde. Doch das Klingeln hörte nicht auf und als er dieses schrille Ringen nicht länger ertrug, beschloss er doch den Hörer abzunehmen. Wider Erwarten vernahm er anstatt Scullys sanfter Engelsstimme eine raue, tiefe Stimme, die ihm sehr bekannt vorkam. „Agent Mulder, ich habe einige Neuigkeiten für Sie!“ „Wer ist da?“ Mulder war sich sehr sicher, dass er den Anrufer kannte, doch im Augenblick konnte er ihn nicht zuordnen. Ein kaltes Lachen am anderen Ende der Leitung ertönte und Mulder erkannte den Mann wieder, seinen Feind... „Fox, du weißt, wer ich bin...“ „Was wollen Sie? Reicht es Ihnen noch nicht, dass Sie es geschafft haben, mich in die Knie zu zwingen? Reicht es Ihnen noch nicht, dass Sie es geschafft haben, mir das Wichtigste zu nehmen? Wollen Sie sich jetzt noch in Ihrem Triumph aalen?“ „Ich habe dir nichts genommen. Im Gegenteil, ich habe dir nur gegeben! Scully, beispielsweise!“ „Wovon reden Sie?“, fragte Mulder aufgebracht. „Von Scullys Krebs und dass ich sie geheilt habe!“ Mulder verstand nun gar nichts mehr. Was redete dieser Mann? Scullys Heilung war ein Wunder, das Implantat... „Ich glaube Ihnen kein Wort!“ „Ach nein?! Wie ist Scully denn deiner Meinung nach geheilt worden? Durch das billige Implantat, das du ihr einpflanzen ließest oder durch ein Wunder?“ Der Raucher lachte auf, was Mulder noch wütender machte. „Ich war es, der sie geheilt hat. Sonst wäre sie längst im Jenseits, tot! Aber dies ist nicht der eigentliche Grund für meinen Anruf!“ „Was denn dann?“ Auch wenn Mulder nicht ganz begriff, was CGB meinte, war seine Neugierde doch geweckt. „Ich löse ein Versprechen ein, ein Versprechen an Agent Scully!“ Mulder schnaubte verächtlich: „Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse, ich möchte nichts mehr mit Agent Scully zu tun haben!“ „Nun gut, dann möchtest du wohl auch nicht wissen, wo deine Schwester ist, oder Fox?“ „Meine Schwester? Was hat meine Schwester damit zu tun?“ „Ich gebe sie dir zurück, das war die Abmachung!“ „Welche Abmachung?“ Mulders Unwissenheit ließ ihn langsam verzweifeln. „Frag Agent Scully! Aber nun schlage ich vor, holst du dir was zu schreiben, sonst wirst du noch an der falschen Tür klingeln!“ Mulder tat wie ihm geheißen und notierte sich eine Adresse in Florida, die der Raucher ihm gab. „Hier wirst du deine Schwester finden, Fox. Aber ich würde an deiner Stelle nicht zuviel Zeit vertrödeln, denn sie ist kostbar...“ Das Freizeichen ertönte und Mulder blickte verständnislos auf den Hörer in seiner Hand und dann auf den kleinen Zettel mit der Adresse...seiner Schwester! Dies alles schien ein nicht enden wollender Traum zu sein...nur falls der Raucher die Wahrheit gesagt hat, war es schwer zu sagen, ob es ein guter oder böser Alptraum war. Mulder beschloss den Rat seines Feindes zu befolgen und keine Zeit zu vertrödeln. Er schnappte sich seine immer gepackte Reisetasche für Notfälle und stieg in sein Auto. Dann fuhr er los und ließ alles hinter sich...



Scully saß auf ihrem Sofa und lauschte dem Lied „I will always love you“ von Withney Housten. Es erinnerte sie an bessere Zeiten, Zeiten mit Mulder.



Ich erinnere mich noch genau an den Abend, an dem mir Mulder seine Liebe gestanden hat. Ich machte damals eine unglaublich schwere Krise durch, mein schlechtes Gewissen war unerträglich. Einerseits verzehrte ich mich nach Mulder, jede Faser meines Körpers sehnte sich nach ihm, doch andererseits war ich sehr darauf bedacht ihn nicht an mich heran zu lassen. Mit meiner kühlen Fassade wies ich ihn zurück, ließ ihn abblitzen. Ich war sicher, dass er damals die Welt nicht mehr verstand, denn wie hätte er sich meine Abweisung auch erklären sollen? Innerlich zerfraßen mich meine Gewissensbisse und ihn zu verraten zerriss mein Herz in tausend Stücke. Mit dem Gefühl sein Vertrauen zu missbrauchen leben zu müssen war eine größere Strafe, als jeder Krebstod. Doch nun war es zu spät, die Entscheidung gefallen. Es gab niemanden, mit dem ich hätte reden können, aber ich brauchte so dringend jemanden, bei dem ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Also beschloss ich an einem Abend, an dem die Last noch unerträglicher als sonst war, zu Mulder zu fahren. Ich konnte es nicht länger aushalten so zu leben und war bereit ihm alles zu gestehen, egal, welche Konsequenzen es haben würde. Als ich dann vor ihm stand, verließ mein Mut mich jedoch sehr schnell wieder. Ich blickte in seine Augen und hatte Angst, sie niemals wieder sehen zu können. Doch ich wollte stark sein, wenigstens einmal etwas durchziehen, das war ich ihm schuldig. Also begann ich zaghaft, den Blick abwendend: „Mulder, ich muss dir etwas sagen...ich hätte es dir schon vor langer Zeit sagen sollen, doch ich hatte einfach nicht den Mut. Ich hatte Angst vor deiner Reaktion und dass ich alles zerstören würde. Doch ich kann nicht länger so weiter leben, ich habe alles versucht. Ich habe dich auf Distanz gehalten, dich nicht an mich heran gelassen und hoffte, es so ertragen zu können, doch das kann ich nicht! Nicht mehr...“ Mulder berührte meinen Arm und die Geste deutete mir zu schweigen. Dann legte er seine Hand unter mein Kinn und hob es leicht an, um mir in die Augen blicken zu können. „Ich wollte dir auch schon lange etwas sagen, ... Dana!“ Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, brachte mich vollends aus dem Konzept und ich hatte Mühe meine Tränen zu unterdrücken. Ich wusste, dass ich ihn mit meinem Geständnis verlieren würde und hatte unsagbare Angst davor. Ich hatte nicht die Kraft ihn zu unterbrechen und ihm einfach geradeheraus zu sagen, was Sache war. Ich spürte seine Hand auf meinem Arm zittern, als er mit unsicherer Stimme weiter sprach: „Dana, du bedeutest mir alles...schon seit so langer Zeit bist du das Wichtigste in meinem Leben, mein Halt! Ich vertraue dir mehr, als jedem anderen und du bist für mich mehr, als nur ...“ Er zögerte einen Augenblick und suchte unsicher meinen Blick, den ich bei dem Wort Vertrauen vor Scham abgewandt hatte. „... eine Freundin! Dana, ich liebe dich!“ Nun war es endgültig um mich geschehen, ich wusste nicht, was ich tun sollte. Endlich erwiderte er meine Gefühle, was ich seit so langer Zeit gehofft hatte, doch wenn ich ihm alles gestand, würde ich ihn wieder verlieren und täte ich es nicht, dann müsste ich mit dieser Schuld leben... Tränen rannen meine Wangen hinab und ich sah keinen anderen Ausweg, als schleunigst aus seiner Wohnung zu verschwinden, wegzulaufen, wie immer, wenn es brenzlig wurde, also rannte ich zur Tür hinaus. Draußen peitschte mir der kalte Regen ins Gesicht und die frische Luft belebte meinen Geist wieder etwas. Auf der Straße blieb ich stehen und atmete tief durch. Hinter mir hörte ich Mulders Schritte und seine unsichere Stimme, die zaghaft meinte: „Wenn ich das besser nicht hätte sagen sollen, tut es mir leid. Sehr leid, sogar! Ich möchte dich nicht verlieren, Dana. Ich kann diese Gefühle unterdrücken, ich möchte dich zu nichts drängen, bitte...“ Ich drehte mich um, konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen. Er hatte Schuldgefühle und Angst, dabei sollte ich das haben. Ich war an allem Schuld, ich war die große Lügnerin und eine Stimme in mir schrie: „Sag es ihm, Dana, sag es ihm endlich!“ Doch ich war ein Feigling, konnte nicht damit leben, ihn zu verlieren und so schüttelte ich einfach nur den Kopf und erwiderte: „Du hast nichts Falsches gesagt, Fox...ich bin nur einfach...so überwältigt!“ Das war nicht einmal gelogen, denn meine Gefühle überwältigten mich wirklich gerade. Mulder kam langsam auf mich zu, er war klatschnass, ebenso wie ich, und zog mich in seine Arme. Dann küsste er sanft meine Lippen und für diesen kleinen Augenblick war meine Welt in Ordnung. Ich lernte mit der Zeit mit meinem Gewissen zu leben. Ich hatte mich entschieden, Mulder nichts zu sagen, einfach glücklich zu sein. Das war unglaublich egoistisch und ich beschloss auch meine Arbeit für CGB so bald wie möglich zu beenden, um Fox nicht länger betrügen zu müssen. Mir war klar, wie ich-bezogen alles war, was ich tat, doch ich wurde von meinen Ängsten hineinmanövriert und nun gab es kein Entrinnen mehr...

Doch nun holte mich der Schatten ein, die Lüge wurde entlarvt, es war aus. Ein gewisses Gefühl der Erleichterung bringt die ganze Sache schon mit sich, doch dies wird von der Trauer über den Verlust und die Verachtung meiner selbst überschattet. So ist mir letztlich nichts geblieben als mein erbärmliches, einsames Dasein, für das ich alles riskiert und alles verloren habe. Trotzdem bereue ich meine Entscheidung von damals nicht wirklich, weil die letzten Wochen die schönsten meines Lebens waren. Ich bin hin und her gerissen von schlechten Gewissen und Unreue. In meinem Inneren ist ein absolutes Gefühlschaos, ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Würde ich wieder so wählen, Mulders Vertrauen missbrauchen, seine Liebe erfahren und doch letztlich seine tiefe Verachtung verspüren? Oder würde ich den Tod wählen, den Tod mit ihm an meiner Seite, viele wichtige Dinge unausgesprochen? Ich habe keine Ahnung und wünsche, ich könnte mit jemandem reden, wünsche, niemals vor einer solchen Entscheidung gestanden zu haben...



Nach vielen Stunden Fahrt, in denen Mulder über Scully nachgedacht und erfolglos versucht hatte, seine aufgewühlten Gefühle wieder einigermaßen in Ordnung zu bringen, erreichte er schließlich sein Ziel. Die Adresse des Hauses, vor dem er stand, stimmte mit der auf dem Zettel in seiner Hand überein. Eine Weile saß Fox regungslos in seinem Wagen und blickte auf das kleine, weiße Häuschen vor ihm. Es hatte einen süßen Vorgarten mit einer Rasenfläche und vielen bunten Blumen. Hinter dem Haus erstreckte sich ein großer See, der in der Sonne glitzerte. Es war das perfekte Heim für eine perfekte Familie. Mulder versuchte seine Erwartungen und Hoffnungen einzudämmen, schließlich hatte der Raucher ihn schon oft in die Irre geführt. Schließlich stieg er aus und ging sehr langsam auf das Haus zu. Er klingelte zögernd und atmete tief durch. An der Tür stand ein kleines Namensschild mit der Aufschrift „Miller“. Nach einer Weile hörte er eine feine Stimme im Inneren die rief: „Mom, ich möchte aufmachen!“ Dann öffnete sich die Tür und er blickte in das Gesicht eines sommersprossigen kleinen Jungens mit braunen Augen, die ihn schelmisch anblitzten, als er fragte: „Wer bist du?“ Der Kleine war sicher nicht älter als sechs Jahre, schätzte Mulder und ging in die Hocke, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. Er hatte einmal gelesen, diese Geste würde bei Kindern Vertrauen wecken und er wollte ihn nicht erschrecken: „Mein Name ist Fox und wer bist du?“ Der Kleine lächelte und antwortete: „Ich bin William!“ „Ok, William. Ist deine Momie zu hause?“ Will nickte und drehte seinen Kopf, um zu schreien: „Mom, Besuch für dich!“ Eine zarte Frau mit langen, hellbraunen Locken bog um die Ecke und nahm ihren Sohn lachend auf die Arme. Mulder richtete sich bei ihrem Anblick auf und sah sie intensiv an. Die Frau hatte wunderschöne hellblaue Augen, die in ihrem blassen, aber hübschen Gesicht groß hervorstachen. Sie hatte ein bezauberndes, warmes Lächeln und Mulder wurde von einer Gefühlswelle durchfahren. Er spürte instinktiv, dass dies wirklich Samantha war. Auch die Frau schien in seinen Augen jemanden wieder zu erkennen und als er zaghaft fragte: „Samantha?“, hauchte sie erschüttert: „Oh mein Gott. Fox?“ Mulder nickte, fasziniert von ihrem Anblick und sprachlos, sie endlich wieder gefunden zu haben. „Ich dachte...du bist tot!“, erklärte Samantha mit zitternder Stimme und kam dann auf Fox zu, um ihn zu umarmen. Endlos lange standen die beiden so da, hielten sich fest umklammert, als hätten sie Angst eine höhere Macht könnte sie einander wieder entreißen und ließen ihren Tränen freien Lauf. William betrachtete die kleine Szene interessiert und fragte schließlich neugierig: „Momie, wer ist der Mann?“ Sam löste sich von Mulder und meinte strahlend: „Das ist dein Onkel Fox, Liebling!“ Schließlich nahm sie seine Hand und führte ihn in ihr Haus. „Gott, Fox, es ist unglaublich. Wie kommst du hierher? Ich weiß nicht, was ich sagen soll...ich dachte, du seiest tot! Mein sehnlichster Wunsch ist in Erfüllung gegangen!“ Sam überschlug sich fast und Mulder brachte immer noch keinen Ton heraus. Es war wie früher, seine Schwester sprach immer viel und schnell, wenn sie erregt war, wohingegen er immer der Schweigsame war. „Ich hatte nie die Hoffnung aufgegeben dich eines Tages zu finden, Sam!

Und, Gott, ja, ich habe lange nach dir gesucht, ich habe immer gespürt, dass du irgendwo da draußen bist und nun kann ich kaum glauben, dich gefunden zu haben! Wo warst du all die Jahre nach deiner Entführung?“ Sam sah ihn verständnislos an. „Entführung? Welche Entführung? Man hat mir gesagt, ihr wärt alle bei dem Brand umgekommen, bei dem ich so schrecklich entstellt wurde und man mir erst nach vielen Tests und Operationen mein Gesicht wiedergegeben hatte.“ „Sam, es hat nie einen Brand gegeben! Mom und Dad sind nicht bei einem Brand gestorben...“ In die Augen seiner Schwester trat ein Leuchten, als sie voll Hoffnung fragte: „Mom und Dad leben noch?“ Fox Miene verfinsterte sich, bei den Erinnerungen an seine Eltern. „Nein...leider nicht. Dad wurde vor ein paar Jahren ermordet und Mom...sie hat...“ Er beschloss, Sam nicht zu sagen, dass ihre Mutter Selbstmord begangen hat und fuhr nach einem kurzen Zögern fort: „Sie ist vor ein paar Monaten an Krebs gestorben!“ „Oh...!“ Sam wandte ihr Gesicht ab und wischte sich einige Tränen aus den Augen. Fox griff nach ihrer Hand und fragte sanft: „Was ist mit dir passiert, Sam?“ Seine Schwester blickte ihn wehmütig an und begann zu erzählen: „Nach dem Brand...oder der Entführung?! Man sagte mir auf jeden Fall, es hätte einen großen Brand gegeben, bei dem ihr alle gestorben seid und ich sei die einzige Überlebende...“ „Wer hat das gesagt?“ „Der rauchende Mann...du kennst ihn vielleicht noch. Er war früher oft bei uns zu Besuch gewesen. Ich habe ihm deswegen vertraut! Auf jeden Fall war ich in einer Art Krankenhaus...oder Labor. Man sagte mir, ich sei völlig entstellt und krank und sie wollten Tests und Operationen an mir durchführen, um mein Leben zu retten. Ich trug immer einen Verband um mein Gesicht, dass nur Mund, Nase und Augen zu sehen waren, denn der Rest war verbrand...das sagten sie jedenfalls. Man machte unglaublich grausame Dinge mit mir und nach einigen Jahren...ich denke, dass es Jahre waren, ich habe dort jegliches Zeitgefühl verloren, hat mich der rauchende Mann abgeholt und mich in ein Heim gebracht. Er sagte mir, ich sei nun geheilt und die Tests wären vorbei. Ich kam dann in eine Pflegefamilie und habe ein neues Leben begonnen. Verstehst du, ich wollte meine Vergangenheit vergessen, ich hatte euch doch alle für tot gehalten und die Tests...ich hatte versucht, alles zu verdrängen. Schließlich habe ich dann Kydd kennen gelernt und wir haben eine Familie gegründet. Wir haben zwei prächtige Kinder, Madelaine ist 12 und William ist acht!“ Mulder hatte ihr aufmerksam zugehört und in ihm war eine unglaubliche Wut aufgestiegen, eine Wut auf die Männer, die seiner Schwester dies alles angetan hatten und niemand wäre je dahinter gekommen. Doch er wusste, wenn er jetzt alles aufdecken und Sam die Wahrheit sagen würde, dann wäre dies noch schwerer für sie zu ertragen, als „ihre“ Wahrheit. Sie hatte verdrängt, wollte vergessen, und er wäre kein guter Bruder, wenn er ihr unnötig weh tun würde, also beschloss er zu schweigen. „Und, nun ja...“ Sam sah unsicher und traurig zu ihn auf: „Vor ein paar Monaten...haben die Ärzte bei mir...“ Sie stockte und wandte ihren Blick ab: „...Krebs diagnostiziert. Ein inoperabler Gehirntumor!“ Sam lächelte William an und meinte fröhlich: „Möchtest du Onkel Fox nicht etwas zu trinken holen?“ Als Will aus dem Zimmer verschwunden war, fuhr sie fort: „Die Ärzte geben mir noch zwei Jahre...vielleicht mehr...vielleicht weniger...“ Mulder hatte die Nachricht schockiert aufgenommen und legte seine Hand sanft auf die ihre, als er leise meinte: „Das tut mir leid...“ Von einem auf den anderen Augenblick verwandelte sich Sams Gesichtsausdruck von traurig in fröhlich und sie meinte: „Das muss es nicht, ich hatte ein erfülltes und glückliches Leben und keine Angst vor dem Sterben. Nur für Madelaine und Will tut es mir leid, sie werden ohne Mutter aufwachsen müssen!...Aber was ist mit dir? Erzähl mir etwas über dich!“ Fox sah sie abwesend an und dachte sarkastisch darüber nach, dass er Sam gerade erst gefunden hatte und sie nun wieder verlieren würde. Ihre Krankheit warf einen dunklen Schatten auf die Wiedersehensfreude und er konnte dem nicht so locker gegenüberstehen wie sie es tat. Mulder hatte seine Schwester vielleicht lange nicht mehr gesehen, doch er war innerlich noch sehr verbunden mit ihr und konnte deswegen ohne weiteres erkennen, dass ihre Fröhlichkeit, ihre Lebenslust und ihr Mut keine Fassade war. Sam hatte wirklich keine Angst vor dem Tod, sie sah alles so, wie sie es beschrieben hatte. In Fox Hals bildete sich ein Kloß, als er daran dachte, dass er sie diesmal für immer verlieren würde, dass dieser Kampf aussichtslos war und er nicht gewinnen konnte. Es war nichts greifbares, was sie ihm entriss, sondern eine höhere Macht, gegen die er nichts auszurichten vermochte und diese Machtlosigkeit macht ihn wahnsinnig. „Fox? Ist alles in Ordnung?“, riss ihn Sams sanfte Stimme aus seinen Gedanken. „Hmm...“, brummte er und richtete seinen Blick in ihre tiefblauen Augen. „Ja, es ist alles in Ordnung.“ Aus der Küche erklang ein lautes Klirren, das die beiden erschrocken zusammenfahren ließ. Sam stand sofort auf, um nachzusehen, doch kaum hatte sie sich erhoben, musste sie sich an der Stuhllehne festhalten, dass sie nicht ihr Gleichgewicht verlor. Vom Schwindel überwältigt griff sie sich an die Stirn und presste die Augenlieder schmerzerfüllt aufeinander. Mulder fuhr hoch und hielt sie fest. Besorgt fragte er: „Ist alles OK?“ Sie nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht und presste hervor: „Es geht mir gut, das hab ich öfter. Es hängt mit dem Tumor zusammen, ist schon OK! Es geht gleich vorbei!“ Er bewunderte ihre Stärke, die ihn ein wenig an Scully erinnerte und für einen Augenblick vergaß er, was geschehen war. Als Sam sich wieder erholt hatte, gingen sie gemeinsam in die Küche und beobachteten im Türrahmen belustigt einen kleinen Mann, der krampfhaft versuchte, Scherben eines Glases, die in einer Orangensaftpfütze schwammen, auszusammeln. Plötzlich schrie William jedoch, weil er sich an einem Splitter in den Finger geschnitten hatte und begann zu weinen. Sam ging schnell auf ihn zu und nahm ihn tröstend in die Arme. „Schh...ist schon gut, mein Kleiner! Da machen wir jetzt ein schönes Pflaster mit einem Dinosaurier drauf, hm?“ Der Junge nickte und murmelte: „Es tut mir leid, wegen dem Glas. Es ist mir aus der Hand gerutscht!“ „Macht doch nichts. Momie macht die Sauerei nachher wieder weg.“ Dann holte sie mit professioneller Routine eine kleine Packung mit Pflastern aus einem Schränkchen und verarztete ihren Sohn. Mulder betrachtete mit einem wohligen Gefühl die Szene und lauschte Sams beruhigender Stimme, die darüber debattierte, ob ein T-Rex- oder ein Triceratops – Pflaster cooler war. Nachdem der kleine Patient versorgt und zum Spielen in den Garten gerannt war, überreichte Sam ihm ein frisches Glas Orangensaft und die beiden setzten ihre Unterhaltung auf dem Sofa im Wohnzimmer fort. Es war ein wunderschöner, heller Raum, dessen pastellblaue Tapete wunderbar zu der hellblau, gelben Garnitur passte. Alles in allem war es ein Durchschnittswohnzimmer, jedoch sehr geschmackvoll und freundlich eingerichtet und es vermittelte jedem Besucher das Gefühl nach Hause zu kommen. „Nun, Fox, du hast meine Frage noch nicht beantwortet? Wie geht es dir? Was machst du?“ Mulder dachte darüber nach, wie lächerlich sein Leben war. Sollte er etwa sagen: Sam, ich arbeite beim FBI und jage kleinen grünen Männchen hinterher, weil ich geglaubt habe, du wurdest von denen entführt. Ich decke internationale Verschwörungen auf, doch mir glaubt niemand, ich bin ein paranoider Spinner, der das Gespött seiner Kollegen ist, ich habe im Leben nichts erreicht und der einzige Mensch, dem ich bedingungslos vertraut habe, hat mich all die Jahr hintergangen, was ich erst gestern herausgefunden habe? Er lachte bei diesem Gedanken leicht auf und meinte schließlich seufzend: „Mein Leben ist vor kurzen sinnlos geworden...“ „Wieso das?“ „Ich habe niemals ein richtiges Leben aufgebaut. Ich hab mich gegen eine Karriere entschieden und mein Lebensinhalt bestand darin, dich wieder zu finden. Auf diesem Weg habe ich eine Frau getroffen, die ich über alles geliebt habe, die mich jedoch all die Zeit hintergangen und belogen hat. Das hab ich Idiot jedoch erst gestern herausgefunden. Meine Suche und sie war alles, wofür ich gelebt habe und jetzt hab ich dich gefunden und sie verloren, also ist mein Leben sinnlos geworden!“ Sam hatte aufmerksam zugehört und meinte schuldbewusst: „Habe ich dein Leben zerstört?“ „Großer Gott, nein! Es war meine freie Entscheidung dich zu suchen, koste es, was es wolle und jetzt, wo ich dich gefunden habe, bin ich am Ziel meiner Träume angelangt! Du hast nichts zerstört, rede dir das bitte nicht ein!“ „Aber, wenn du am Ziel bist...wieso bist du dann nicht glücklich?“ Fox seufzte wehmütig. „Diese Frau...meine Liebe zu ihr, hat mir geholfen über dich hinweg zu kommen. Sie hat meinen Schmerz gelindert und mich all die Jahre gestärkt. Ohne sie wäre ich längst zerbrochen und hätte dich nie gefunden und sie ist mir so wichtig geworden, dass ihr Verlust mich fast umbringt...“ Sam legte sanft ihren Arm um Mulder Schultern. „Was ist passiert?“ „Sie arbeitete all die Jahre für meinen größten Feind...sie hat mich betrogen!“ „Aber du sagtest doch, ohne sie wärst du längst zerbrochen, sie hat dir Halt gegeben und dich gestärkt. Das hört sich nach einer tiefen Freundschaft an, also musst du ihr doch etwas bedeutet haben?!“ Fox lachte abfällig auf. „Oh, natürlich! Deswegen hat sie auch mein Vertrauen missbraucht und mich so verletzt!“ „Erzähl mir von ihr!“ „Sie ist der wundervollste Mensch, den ich je getroffen habe und kennt mich am besten. Es ist, als könne sie in mein Innerstes sehen und nur ein Blick von ihr, sagt mir, was sie denkt und fühlt. Sie ist warmherzig, witzig, intelligent, charmant und unglaublich attraktiv. Sie hat Augen so tief und blau wie der Ozean, glänzend rotes Haar und perfekt geschwungene Lippen. Sie ist etwas klein, aber das macht sie in meinen Augen nur noch vollendeter. Ich bin sicher, jeder, der sie näher kennen lernt, wird ihre Art genauso lieben wie ich. Äußerlich wirkt sie anfangs vielleicht etwas kühl, doch das ist nur Fassade und wenn sie dir genug vertraut, um dich dahinter sehen zu lassen, dann siehst du, welch ein sanfter, zarter und lieber Mensch sie ist...“ Mulder stoppte, in Erinnerungen schwelgend, die sein Herz zerrissen. „Wenn sie dir den Blick hinter ihre Fassade gewährt hat, muss sie dir sehr vertrauen. Vertrauen lässt sich nicht spielen, Fox.“ „Aber sie hat mich betrogen, all die Jahre!“ „Vielleicht hatte sie ihre Gründe... Hast du sie je gefragt?“ Fox schüttelte den Kopf. „Ich will sie niemals wieder sehen, die ist für mich gestorben!“ „Das ist nicht wahr...Vielleicht kann man jemanden lieben, den man hasst, aber man kann niemanden hassen, den man liebt! Ihr solltet euch aussprechen. Hör dir an, was sie zu sagen hat, ich bin sicher, wenn sie so ist, wie du beschrieben hast, wird sie ihre Gründe haben und es wird ihr sehr leid tun, dass sie dich so verletzt hat!“ „Aber ich weiß nicht mehr, wer sie ist! Ich weiß nicht, ob die Person, die ich dir beschrieben habe, wirklich existiert oder nur eine Rolle ist!“ „Niemand kann sich so lange verstellen! Wenn du ihre Gefühle in ihren Augen lesen kannst und sie das gleiche bei dir, dann zeigt das doch, wie tief eure Beziehung geht. Und eine tiefe Beziehung kann man nicht spielen, Seelenverwandtschaft lässt sich nicht stellen! Sie ist ein Geschenk, etwas echtes, unvergängliches! Du liebst diese Frau, Fox, und allein um deinetwillen solltest du ihr eine Chance geben! Auch, wenn sie dich enttäuscht hat, wenn sie etwas verachtenswertes getan hat, sie ist die gleiche Frau wie früher! Vielleicht hast du einfach nur Angst, weil sie plötzlich menschlich geworden ist!“ „Wie meinst du das?“ „In der ganzen Zeit, die ihr zusammen verlebt hat, war sie der perfekte, makellose Mensch für dich! Doch jeder macht Fehler, niemand ist vollkommen. Jetzt ist eure Beziehung an einem Punkt angelangt, an dem du das erste Mal erkennst, dass auch sie nur ein Mensch wie du und ich ist! Sie hat etwas falsch gemacht, das hast du nicht erwartet! Aber nun betrachte dir ihre Seite: Wie soll sie einem solchen Bild, das du von ihr hast, gerecht werden? Wäre es nicht viel schlimmer, wenn sie sich verstellen würde, dass sie für dich immer die perfekte Frau bleibt? Dann würdest du sie doch gar nicht kennen, also sei doch froh, dass du eine Schwäche an ihr entdeckt hast! Du hast auch Schwächen, oder?“ Mulder dachte einen Augenblick nach: „Ich bin ein unverbesserlicher Paranoiker, ich halte keine Vorschriften ein! Manchmal handle ich, ohne zu überlegen und habe uns beide durch meine Verantwortungslosigkeit schon oft in unangenehme Situation hineinmanövriert!“ „Und sie hat immer zu dir gestanden! Sie hat deine Schwächen akzeptiert und geliebt! Doch du verlässt sie, wegen ihrer! Das ist nicht fair, Fox. Du gibst ihr keine Chance und ich bin sicher, diese Entscheidung wird euch beide nicht glücklich machen! Du hast auch ihr Vertrauen gebrochen! Sie hat dich hinter ihre Fassade blicken lassen, dir ihr Herz geöffnet und du hast sie verletzt, verlassen. Ich möchte damit ihre Taten nicht verharmlosen, aber ich möchte dir zeigen, dass auch du nicht perfekt bist und alles richtig machst und sie eine Chance verdient hat! Nichts geschieht ohne Grund! Vielleicht sollte dies alles eure Liebe auf die Probe stellen!“ Fox starrte nachdenklich aus dem Fenster. „Vielleicht hast du Recht! Ich habe übereilt gehandelt...außerdem liebe ich sie noch immer. Sie ist das Wichtigste für mich! Du solltest sie einmal kennen lernen. Ich bin sicher, du würdest sie mögen.“ Sam lächelte Mulder an und erwiderte: „Das glaube ich auch. Aber eine Frage hätte ich noch...“ „Und die wäre?“ „Wie heißt sie eigentlich?“ Beide begannen zu lachen und Mulder antwortete: „Dana Katherine Scully!“ „Ein schöner Name! Noch schöner wäre allerdings Dana Katherine Mulder!“, neckte Sam ihn. So alberten sie noch eine Weile kichernd herum und Fox fühlte sich befreiter und glücklicher, als je zuvor. Er beschloss zu Dana zurückzukehren und mit ihr einen neuen Anfang zu wagen. Er liebte sie und war sich sicher, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie hatte sich nach all den Jahren mit ihm wirklich eine Chance verdient.

Am Abend kam auch Samanthas Mann Kydd nach Hause und Mulder wurde von ihm aufs herzlichste empfangen. Kydd war ein ruhiger, offenherziger und anständiger Mann, dem man ohne weiteres ansehen konnte, wie sehr er Sam liebte. Er behandelte Fox sofort wie ein Familienmitglied, als kenne er ihn schon seit Ewigkeiten. Kurz nach Kydd stieß dann auch noch Madelaine, die den Nachmittag bei einer Freundin verbracht hatte, zu ihnen und sie verlebten einen lustigen Abend zu fünft. Sie spielten Karten, erzählten und lachten sehr viel und Mulder fühlte etwas, das er zuvor niemals wirklich gespürt hatte: das Gefühl eine Familie zu haben!

Als die Kinder im Bett waren und Sam in der Küche die Spülmaschine einräumte, saßen Mulder und Kydd mit einem Bier im Wohnzimmer und unterhielten sich. „Wie lange kennen Sam und du euch schon?“, fragte Mulder im Plauderton. „Im September werden es 15 Jahre. Und am 28.12 haben wir Hochzeitstag!“ „Ging ja ganz schön schnell?!“ „Ich wusste vom ersten Augenblick, dass Sam die Richtige ist.“ „Wie habt ihr euch kennen gelernt?“ „Nun ja, ich bin Anwalt und einer meiner Klienten hat mich zum Essen eingeladen. Er war damals mit Sam zusammen, allerdings muss ich gestehen, nicht mehr sehr lange...“ Die beiden lachten und Mulder konterte belustigt: „Traue niemals einem Anwalt!“ „Oder stell ihm nicht deine Freundin vor, wenn sie eine solche Traumfrau wie Sam ist...“ „Du liebst sie sehr, nicht?“ Kydd nickte und seine Miene verfinsterte sich, als er meinte: „Sie ist eine starke Frau!“ Mulder sah ihn verständnisvoll an. „Es tut mir so weh wie dir, glaub mir. Ich liebe Sam! Aber ich habe Dinge gesehen, die unerklärlich waren, an die kein Wissenschaftler glauben würde und ich kann mit Zuversicht sagen: Manchmal geschehen Wunder und ein Mensch, der mit viel bedeutet, hat einmal etwas sehr wahres gesagt: Nichts geschieht ohne Grund...“ Kydd blickte Mulder traurig an und erwiderte: „Aber manchmal ist der Grund nur schwer ergründbar!“ Fox brummte zustimmend und Kydd versuchte das Thema zu wechseln: „Sam sagte vorhin, du hättest eine Freundin?! Vielleicht wollt ihr zwei mal zum Essen kommen?!“ „Ja, sicher, das wäre wunderbar!“ „Wie lange hast du vor zu bleiben?“ „Oh, ich möchte euch keine Umstände machen. Morgen werde ich wieder zurück nach Washington fahren!“ „Unsinn, du machst doch keine Umstände. Sam sah heute wirklich glücklich aus, weil du da bist und die Kinder sind begeistert von dir!“ Fox lachte: „Danke! Aber ich muss unbedingt noch ein paar Dinge klären. Es ist unglaublich wichtig!“ „Ich möchte nur, dass du weißt, dass du bei uns immer willkommen bist. Du hast hier eine Familie. Auch, wenn Sam vielleicht irgendwann...“ Es war nicht nötig den Satz zu vollenden, beide wussten, was gemeint war. „Danke, ich werde daran denken.“ Kydd sah auf seine Uhr und streckte sich seufzend. „Es ist spät geworden!“ „Hmm, ja!“ In diesem Augenblick erschien auch Sam in der Tür und lächelte ihre beiden Männer an. „Seid ihr nicht müde?“ „Doch, Schatz, ich denke wir werden jetzt schlafen gehen.“ „Ich habe dir das Bett im Gästezimmer bezogen, Fox. Das Badezimmer ist gleich daneben.“ „Danke, Sam.“ Mulders Schwester zeigte ihm noch, wo er schlief und dann wünschten sich alle Gute Nacht. Als Fox in seinem Bett lag, dachte er über die Ereignisse der letzten zwei Tage nach. Es war viel passiert, Wahrheiten wurden aufgedeckt, Menschen wieder gefunden und nicht zuletzt hatte seine Liebe zu Scully gewonnen. Er würde sie heiraten, wenn sie ihn noch wollte. Zufrieden schlummerte Fox ein.
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