World of X

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Das Versprechen

von angelofdelight

Kapitel 3

Später

FBI-Hauptquartier

Obwohl ihre Mutter angeboten hatte sie zu fahren, hatte Scully abgelehnt. Sie wollte ihre Mutter aus der ganzen Sache raushalten so gut sie konnte, deshalb war sie alleine gefahren.

Bevor sie jedoch in die Chefetage musste, ging sie in das kleine Büro im Keller, dass sie sich so lange Zeit mit Mulder geteilt hatte und danach mit John.

Sie klopfte an die Tür und Monica und John, die sich gerade über irgend etwas unterhalten hatten, sahen sie überrascht an.

„Dana, was machen Sie hier?“ fragte Monica verwirrt.

„Ich habe einen Anruf bekommen. Von Skinner. Die wollen jetzt mit mir sprechen.“

John ging auf sie zu. „Uns haben sie nichts von dem Anruf erzählt.“

„Das habe ich mir gedacht. Deswegen bin ich auch hier.“

„Seien Sie vorsichtig, Dana“, begann John.

„Ich weiß doch überhaupt nichts.“

John nickte leicht. „Viel Glück, Dana.“

„Danke.“

Sie verließ wieder das Büro und machte sich auf den Weg.



Vor Skinners Büro blieb sie stehen. Die Sekretärin sah sie stumm an.

„Die warten drinnen schon auf Sie“, begrüßte sie sie. Scully nickte nur und ging zur Tür, klopfte an. Nach einem kurzen herein atmete sie noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür.

Wie ihr schien war die gesamte Chefetage in diesem Büro versammelt und blickte ihr entgegen. Sie kannte nicht einmal die Namen, doch die Männer machten sich auch nicht die Mühe, sich ihr vorzustellen. Sie wollten nur Antworten haben.

„Setzen Sie sich, Mrs Scully“, wies sie einer der Männer an.

Ihr blieb nichts anderes übrig, als seinem Wunsch nachzukommen. Sie war seit ihrer Flucht keine FBI Agentin mehr, dessen war sie sich bewusst. Sie war nur wegen der Antworten hier.

Abwartend sah sie sich die Männer an. Abgesehen von Skinner, der sich im Hintergrund hielt, kannte sie niemanden.

„Schön, Sie noch unter den Lebenden zu wissen“, sagte offensichtlich der Redner ironisch.

„Sie können sich bestimmt denken, dass wir einige Antworten brauchen und Sie werden sie uns geben.“

Scully sah ihn immer noch schweigend an.

„Wo ist Mulder?“

„Das weiß ich nicht.“

Er sah sie an. „Sie wissen es nicht?“ fragte er noch einmal, doch es war eine rhetorische Frage, deswegen antwortete sie nicht darauf.

„Sie waren doch die ganze Zeit mit ihm zusammen. Da wollen Sie mir jetzt sagen, dass Sie plötzlich nicht mehr wissen, wo er sich aufhält?“

„Ja!“

„Und wo waren Sie die ganze Zeit?“

„An verschiedenen Orten“, antwortete sie.

„Können Sie uns das ein wenig verdeutlichen?“

„An verschiedenen Orten in New Mexico.“

„Sie wollen nicht mit uns kooperieren, wie ich sehe. Fox Mulder ist ein toter Mann und wir sind hier, weil wir dafür sorgen werden, dass er seine Strafe bekommt. Und ich kann Ihnen sagen, egal wie lange es dauert, bis Sie uns seinen Aufenthaltsort verraten, er wird die Strafe antreten. Wollen Sie wegen Beihilfe verklagt werden, Mrs Scully?“ das war keine Frage.

„Soll ich das als Drohung verstehen, Sir?“

„Keine Drohung. Es ist einfach eine Tatsache. Mit Ihrem Schweigen helfen Sie Mulder zur Flucht und anders ausgedrückt ist das eine Beihilfe und dafür stehen Ihnen ein paar Jahre Gefängnis bevor. Sie sollten darüber nachdenken.“

Ein anderer Mann übernahm nun das Wort: „Offensichtlich kommen wir heute nicht weiter. Aber rechnen Sie damit, dass wir uns in den nächsten Tagen wieder bei Ihnen melden werden. Und wenn Sie dann immer noch schweigen kann das auch für Sie ernste Konsequenzen haben.“

Scully wusste, dass sie nun entlassen war, stand auf und ging zur Tür hinaus.

In seinem Büro sah Skinner die anderen Männer an und folgte dann Scully nach draußen.



Scully war inzwischen in das X-Akten Büro zurückgegangen, wo John und Monica auf sie gewartet hatten.

„Was haben die gesagt?“ fragte John, sobald er sie sah.

„Die wollen mich wegen Beihilfe ins Gefängnis bringen, wenn ich ihnen nicht sage, wo Mulder ist.“

„Aber die haben doch gar nichts in der Hand.“

„Nicht wegen seiner Flucht, aber ich verschweige ihnen seinen jetzigen Aufenthaltsort“, erklärte sie.

„Sagten Sie nicht, dass Sie nicht wissen, wo Mulder sich zur Zeit aufhält?“ fragte Monica.

„Das spielt für die keine Rolle“, sagte Scully gerade, als Skinner das Büro betrat.

„Dana?“ fragte er.

Sie drehte sich um. „Es ist schön, dass Sie wieder da sind“, begrüßte er sie.

„Ja, damit die Mulder finden und ihn umbringen können“, sie war wütend und traurig und das zeigte ihre Stimme.

„Die haben nichts gegen Sie in der Hand, Dana. Die drohen Ihnen mit dem Gefängnis, aber sie haben nichts, was das Gegenteil Ihres Schweigens beweisen könnte.“

„Sie haben doch selber gehört, dass mir das nichts nützt. Egal ob ich es weiß oder nicht. Die werden es so drehen, dass ich es weiß.“

„Machen Sie einen Lügendetektortest. Damit beweisen Sie es Ihnen“, schlug Skinner vor.

„Die werden mich erst in Ruhe lassen, wenn sie Mulder haben und das kann ich nicht zulassen.“

„Gehen Sie erst einmal nach Hause, Dana. Im Augenblick können Sie rein gar nichts tun, außer auf den nächsten Anruf zu warten.“ Scully nickte. Sie wusste, dass Skinner damit recht hatte. Schweigend verließ sie das Büro.


4 Monate später

Die letzten Monate waren hart gewesen. Es hatte eine Vernehmung nach der anderen gegeben. Irgendwann hatte Scully ihnen gesagt, wo sie mit Mulder gewesen waren, doch wo er sich jetzt aufhielt konnte sie ihnen einfach nicht sagen.

Mulder hatte sich nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet. Vor ihrer Abreise hatte er ihr aber gesagt, dass er sich nicht melden würde, um sie nicht in Gefahr zu bringen.

Sie wusste nicht, was die Männer des FBI jetzt unternahmen.

Wahrscheinlich suchten sie die ganzen Orte auf, die sie ihnen genannt hatte, um nach irgendwelchen Beweisen zu suchen, doch die würden sie nicht finden.

Scully machte noch etwas anderes Sorgen.

Die Geburt ihres Kindes, die nicht mehr lange auf sich warten würde.

Mulder hatte ihr geschworen, dass er, sobald der Geburtstermin kommen würde, bei ihr sein würde.

Egal ob er dann immer noch die Todesstrafe antreten musste oder nicht. Er würde während der Geburt bei ihr sein. Das war sein letztes Versprechen an sie gewesen.

Auch wenn das bedeutete, dass er sie und sein Kind nur noch fünf Minuten sehen würde, bevor sie ihn weg brachten. Er würde da sein.

Es machte ihr Angst, dass der Termin näher rückte, dass Mulder jeden Tag bei ihr auftauchen konnte. Sie wollte ihn sehen. Wollte ihn so gerne bei sich haben, doch wenn das bedeutete, dass er sterben musste, nur um zu sehen, wie sie ihr gemeinsames Kind auf die Welt brachte, würde sie lieber darauf verzichten.

Doch sie wusste, dass er sich nicht davon abhalten lassen würde.

Er würde sein versprechen halten und während der Geburt bei ihr sein.

Das so wusste sie, war der einzige Gedanke, der ihn hielt.

Sie und ihr Kind zu sehen...


4 Wochen später

Die FBI Leute hatten endlich aufgehört, sie nach Mulder zu befragen. Ihre Suche nach ihm hatte keinen Erfolg gehabt. Scully wusste zwar nicht, ob sie aufgegeben hatten oder nicht, aber sie ließen sie in Ruhe.

Und der Geburtstermin kam immer näher.

Jetzt konnte es jeden Tag passieren, dass die Wehen einsetzten und das Mulder kam.

Irgendwann würde er einfach vor ihrer Tür stehen und dann konnte sie nichts mehr tun, um ihn zu schützen.



Nachts

Einige Tage später

Scully lag in ihrem Bett und schlief. Bereits am Abend hatte sie sich unwohl gefühlt. Sie hatte keine Wehen gehabt, doch sie spürte die Veränderung in ihrem Körper und wusste, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis ihr Kind auf die Welt kam.

Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet, diese Nacht überhaupt einschlafen zu können, doch sie hatte geschlafen tief und fest, bis sie durch irgend etwas geweckt wurde.

Einige Sekunden blieb sie still liegen, die Augen geschlossen.

Was war los?

Schließlich öffnete sie die Augen. In dem Zimmer war es dunkel. Mit einem kurzem Blick auf ihren Wecker stellte sie fest, dass es beinahe 4 Uhr morgens war. Aber was hatte sie geweckt?

Noch konnte sie nur verschwommen sehen, doch nachdem sie sich kurz über die Augen gerieben hatte und ihr Blick sich langsam klärte, sah sie in seine Augen.

Sie erkannte ihn sofort, ohne erst nachdenken zu müssen, auch wenn sie ihn durch die Dunkelheit nicht klar sehen konnte, sie spürte einfach, dass es Mulder war, der neben ihr saß.

„Mulder?“ fragte sie leise mit verschlafener Stimme.

„Ja“, kam es ebenso leise zurück.

Tränen bildeten sich in ihren Augen und liefen ihre Wangen hinunter, doch sie gab keinen Laut von sich.

„Warum, Mulder?“ fragte sie.

„Ich habe es dir versprochen.“

Er hatte ihre Tränen gesehen und strich sie mit einem Finger zärtlich weg. „Nicht weinen“, flüsterte er, „ich bin bei dir.“

„Die werden dich umbringen“, schluchzte Scully, während Mulder sie in seine Arme zog und ihr über das Haar strich.

„Ich liebe dich“, flüsterte er, während er sie immer weiter streichelte, „ich wollte bei dir sein.“

„Hier finden sie dich doch als erstes“, sagte Scully unter Tränen.

„Ich kann aber nicht ohne dich leben. Ich habe mit ihnen verhandelt“, sagte er vorsichtig.

„Gott, Mulder...“

„Pssst...“, er strich ihr immer wieder über ihr Haar. „Ich kann bei dir sein, bis kurz nach der Geburt und dann....“

„Nein!“

„Doch. Es ist meine Entscheidung, Dana. Ich will lieber ein paar Stunden mit dir glücklich sein und unser Kind sehen, als ein Leben ohne dich zu leben und immer auf der Flucht zu sein.“

Plötzlich durchfuhr ein stechender Schmerz ihren Unterleib und sie zuckte zusammen. Scully verkrampfte sich und Mulder hielt sie fest.

Kurz darauf entspannte sie sich wieder: „Ich glaube das war eine Wehe.“ Sagte sie.

Mulder hob ihren Kopf an, so dass er in ihre tränennassen Augen sah. Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. „Ich liebe dich, Dana. Und ich will, dass du glücklich bist. Und ich weiß, dass du irgendwann einen anderen Mann findest, den du lieben kannst und der dich liebt. Du wirst mich irgendwann vergessen und neu anfangen können. Das wünsche ich mir für dich. Das du glücklich wirst, auch wenn du dir das heute vielleicht nicht vorstellen kannst, aber wenn es einmal soweit ist, dann möchte ich, dass du die Chance ergreifst und nicht so lange wartest, wie wir es getan haben. Versprich mir das“, bat er.

Scully schüttelte stumm den Kopf.

„Bitte, Dana. Du musst mir versprechen, dass du auch ohne mich glücklich wirst und das du dein Leben weiterleben wirst. Für dich und unser Kind.“

Während sie die nächste Wehe überkam versprach sie es ihm. Er hatte diese Entscheidung für sie beide getroffen und sie würde sie akzeptieren müssen, weil sie ihn akzeptierte.



Ein paar Stunden später

Im Krankenhaus

Scully lag bereits seit fünf Stunden in den Wehen.

Nach ihrem Versprechen hatte Mulder sie ins Krankenhaus gefahren. Er hatte deutlich gesehen, dass ihm Wagen gefolgt waren. In diesen Wagen saßen Männer die darauf warteten, ihn zu töten.

Er saß die ganze Zeit bei ihr, hielt ihre Hand, an die sie sich in regelmäßigen Abständen klammerte. Zwischendurch wischte er ihr mit einem nassen Lappen den Schweiß von der Stirn und sagte ihr immer wieder, dass er sie liebte und stolz auf sie war.

Plötzlich kamen die Wehen in kürzeren Abständen und Mulder rief eine Schwester.

„Mr Mulder, ich denke, Sie werden bald Vater sein“, sagte sie, nachdem sie sich Scully angesehen hatte und verschwand aus dem Zimmer, um einen Arzt zu holen.

Dieser kam auch fast augenblicklich und nach nur einem kurzen Blick auf Scully ließ er ihr Bett von den Schwestern in den Kreißsaal schieben.

Mulder wich nicht von ihrer Seite.

Ihre Hand verkrampfte sich immer fester um seine und die Schwestern riefen ihr zu, dass sie pressen solle, da man bereits das Köpfchen sehen konnte.

In diesem Moment war Mulder glücklich.

„Jetzt noch einmal pressen, dann haben Sie es geschafft“, sagte der Arzt und Mulder konnte an Scullys Händedruck fühlen, dass sie alle Kraft die sie noch hatte in dieses eine Pressen hinein steckte... und dann hörten sie den Schrei.

Der erste Schrei ihres Babys.

Mulder lächelte Scully an, die erschöpft und verschwitzt in dem Bett lag.

„Es ist ein Mädchen. Herzlichen Glückwunsch“, sagte der Arzt, als er auch schon das Kind der Schwester übergab, die es waschen sollte.

„Die Schwester kommt gleich mit ihrer Tochter wieder, dann können sie sie in den Arm nehmen und begrüßen“, sagte er lächelnd.

Während sie warteten, strich Mulder Scully immer wieder über die Stirn.

„Das war das schönste, was ich je gesehen habe“, flüsterte er und küsste ihre Hand. „Ich liebe dich, Dana.“

„Ich liebe dich auch“, Scully konnte nur noch flüstern, da sie so erschöpft war, doch sie ließ Mulders Hand keinen Augenblick los. Obwohl sie glücklich war, fühlte sie sich auch tot traurig. Sie wusste, dass man Mulder jeden Augenblick abführen würde. Sie wollte ihn nicht los lassen...

In diesem Moment kam die Schwester mit ihrer Tochter zurück. Sie hatte sie in eine Decke eingewickelt und kam auf Mulder zu, der von seiner knienden Position aufgestanden war.

„Hier ist ihre Tochter, Mr. Mulder.“

Mulder nahm sie vorsichtig in seine Arme und sah auf sie herab. „Ist sie gesund?“ fragte er die Schwester, woraufhin diese nickte.

Mulder bückte sich wieder zu Scully und legte ihr ihre Tochter auf die Brust, woraufhin Scully ihn dankbar anlächelte.

„Ich möchte, dass sie eines Tages eine Familie hat“, flüsterte er ihr zu beugte sich über Scully und küsste sie ein letztes Mal auf die Lippen.

„Ich liebe dich, Mulder?“ Tränen stiegen Scully in die Augen.

Der Moment vor dem sie die ganze Zeit Angst gehabt hatte, war jetzt so nahe.

„Ich liebe dich auch. Versprich mir, dass du glücklich wirst.“

Scully nickte nur. Sie konnte nichts mehr sagen.....



ENDE
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